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SAW VIII

von

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Ein Gefühl überkommt Mark Hoffman, von dem er glaubte es längst verloren zu haben: Genugtuung.

Nicht diese Art, die man fühlt, wenn man befördert wird oder heiratet... nein... Jenes intensive, befreiende und beglückende Gefühl verspürt man nur, wenn man verhasste Personen 'aus dem Weg räumt'.

Er empfand es erst vor sechs Tagen das letzte Mal, doch bei ihm bleibt diese Emotion nicht lange bestehen:

Nachdem er Jill Tuck getötet hatte, wurde er von Gordon eingesperrt.

Nachdem er sich den lästigen FBI Agents -Perez und Erickson- entledigt hatte, kam Jill mit der Reverse Bear Trap.

Nach Strahms Verwandlung zu einem Sandwich wurde ihm offenbart, dass Perez noch lebte.

An dem Tag von Amanda Youngs Ermordung -zu diesem Zeitpunkt war die Genugtuung besonders intensiv-, überlebte Strahm The Box.

Doch keine dieser Taten konnte in ihrer Empfindung von der Ermordung Seth Baxters übertroffen werden... auch wenn er ein paar Tage später sich John anschließen musste.

Zufrieden setzt er sich auf Mikas Bürostuhl.

Mit scheinbar ruhigen Augen schweift sein Blick über den Laptop, Christian Denbows toten Körper und bleibt an der bewusstlosen Gestalt Lawrence Gordons hängen. Bäuchlings liegt der Doktor -alle Viere von sich gestreckt- auf dem Boden, neben dem Cop. Langsam hebt und senkt sich Lawrences Oberkörper.

Hoffman kommt nicht um Selbstbewunderung hinweg: Trotz seines gebrochenen Fußgelenks hatter er es geschafft den Doktor zu betäuben UND -zwar eher schlecht, als recht- ihn in den ersten Stock zu schleppen. Genugtuung blendet alle anderen physischen Leiden aus...

"Jigsaws neuer Erbe... Das ich nicht lache.", seine Stimme trieft förmlich vor Verachtung und Hass.

Er nimmt seine Krücke und sticht fest mit deren Spitze zwischen Gordons rechtes Schlüsselbein und Schulterblatt. Er weiß nicht warum er das tat. Vielleicht, weil Gordon ihm so viel Mühe bereitet hatte?

Schadenfroh steht er auf und nimmt das Grundgerüst der Falle in die Hand. Es ist eine zweispurige Leiste, die um den Hals und die Hüfte des Opfers geschnallt werden soll. Genau das macht er auch.

'Gordons Spiel wird in diesem Zimmer stattfinden.', ein angenehmer Schauer verstärkt seine Freude nur noch, 'Mika wird nicht schlecht schauen, wenn sie zur finalen Phase des Spiels auftaucht. Ich freue mich auf ihren Gesichtsausdruck, wenn sich seine Gedärme über den renovierungsbedürftigen Boden verteilen. Gordon wird Schmerzen erleiden... Er wird Stück für Stück von innen heraus auseinander gerissen werden...'

Er setzt sich wieder und schließt die Augen, "Mein ist die Rache..."

"Was zum-?", fragt plötzlich eine erschrockene weibliche Stimme. Mikas Stimme.

Er schlägt seine Augen auf, 'Sie ist früher als erwartet.' Doch eigentlich ist es ihm egal.

Sie steht -ungläubig- in ihrer Tür. Ihr Blick schweift von Chris über Gordon und bleibt scheinbar an ihm hängen, "Was hast du getan?", ihre Frage ist ein Hauchen, doch sie klingt wieder gefasst.

"Mein Ziel verfolgt."

"WAS HAST DU GETAN?!?", jetzt beginnt sie zu brüllen. Es ist bemerkenswert, wie schnell sich ihre Emotionen ändern. In der einen Sekunde ist sie noch ruhig und berechnend und in der anderen könnte sie jemanden umbringen.

"Das, was ich von Anfang an geplant habe."

"Chris umbringen?!? Oder meinst du in mein Zimmer einbrechen?!? Ich hätte dich da unten zurück lassen sollen!!! Du bist ein Mörder!!!"

"Und du eine kleine Lügnerin.", seine gelassene Antwort.

Er wirft ihr das Foto aus ihrem Zimmer vor die Füße. In Chris' Hirnmasse, "Wer ist das?", fragt er mit einem leicht bedrohlichen Unterton.

Ihre blau-grauen Augen huschen über das Bild. Sie scheint zu wissen, worauf dies hinaus läuft, "Ich glaube du hast wirklich mal besser ausgesehen, als jetzt."

"WER IST DIESE FRAU?!?", wieder haben sie die Rollen getauscht.

"Das würdest du gerne wissen, hm? Aber ich sags dir nicht. Und weißt du warum? Weils dich nen feuchten Dreck angeht.", sie grinst mit ihren vollen Lippen triumphierend.

"Mika, WO IST DEINE MUTTER?!?", drohend steht er auf.

"Mach so weiter und du wirsts ihr gleichtun. Oh, Sorry, ich vergaß. DU kommst ja in die Hölle. Meine Mum ist im Himmel."

Ungläubig mustert er sie. 'Seit wann ist sie so gläubig?' Diese hübsche Frau ist tot. Deshalb konnte er in deren Schlafzimmer nächtigen! "Jetzt verstehe ich, warum du getestet wurdest.", auch er beginnt zu lächeln. Es ist boshaft, "DU hast sie getötet. Den Namen ihres Mörders schrieb sie an die nächste Zimmertür. Du kleines verlogenes Stück...", doch jetzt fällt sein Blick wieder auf das Foto.

"ICH habe meine Mum geliebt!!! Ihr Ehemann tötete sie! Mit meinen eigenen Augen sah ich, wie er ihren Körper aufschlitzte. Wie sich das Blut auf den Boden verteilte. Wie sie sich ein letztes Mal aufrappelte und meinen Namen an meine Zimmertür schrieb. Kaum hatte sie das 'A' geschrieben starb sie! Ihr Mann hatte dann... er hatte begonnen sie... aufzuessen... Er war der Piece-Killer! Er brachte auch -damals in seiner Jugend- den Mann und das Kind dieser Kathrin Scorpion um...", sie beginnt zu schluchzen.

"Wer war dein Vater?", zwar hatte er ihre Geschichte gehört, aber sie klang für ihn nach einer hollywoodreifen Lüge.

"Was?"

"Du sagtest, ich wüsste etwas über deinen leiblichen Vater."

"John sagte das.", dann fällt ihr Blick noch ein Mal auf das Foto. Sie versteht sofort, worauf er hinaus will, "Mark, wann war diese Party?"

Irritiert schaut er sie an, "Vor etwa achtzehn Jahren."

"Wie alt bin ich?", zwar hatte sie ihm ihr Alter nie genannt, aber er würde sie schon richtig einschätzen.

"Neunzeh-", eine gewisse Erleichterung überkommt ihn. So kann er sie -ohne jegliche Gewissensbisse- töten, "Somit hast du deinen letzten Schutz verspielt."

"Und du auch deinen...", sie bringt ein Handy zum Vorschein. Ihr Handy. Jenes der japanischen Marke ist aufgeschoben und eine Ziffer eingegeben worden. Die zwei. Ihr Daumen ruht auf der 'Gespräch annehmen' -Taste.

"Unsere Abmachung ist nichtig.", verkündet Mika. Ihre Hand zittert.

"Allerdings...", Marks Ton wird wieder bedrohlich.

Wie aufs Stichwort macht sie auf den Absatz kehrt. In diesem Moment nimmt er eine seiner Krücken, die sie ihm damals schenkte, und 'spießt' diese zwischen ihre Füße, gerade, als sie fliehen wollte.

Sie stolpert. Das Mobiltelefon rutscht aus ihrer Hand. Ihr Kopf schlägt gegen den Türrahmen und sie fällt auf den Boden. Benommen versucht sie aufzustehen. Vergeblich. Sie hatte sich vor einigen Tagen an ihrer linken Hand verletzt. Deshalb kann sie nicht aufstehen. Sie rutscht wieder auf den Boden.

Siegessicher humpelt Hoffman auf sie zu. Er packt sie im Genick und zerrt sie wieder auf die Beine. Mit Wucht schlägt er -noch einmal- ihren Kopf gegen den Rahmen. Ihr schmerzerfülltes Stöhnen klingt wohltuend in seinen Ohren.

Sie sinkt wieder auf den Boden. Bewusstlos bleibt sie liegen. Sein Blick fällt auf das Handy. Es wählt. Sofort lässt er von ihr ab und schaltet das Gerät ab, "Du wirst niemanden um Hilfe bitten können..."

Nachdenklich geht er wieder zu Gordon und entfernt jenem die Grundbestandteile der Falle, aus der es kein Entrinnen gibt.

Noch einmal begutachtet er die Schiene. Die Klingen, die er installieren wird, werden sich durch ihren Körper bahnen und sie dann auseinander reißen. Hätte sie nicht so aggressiv reagiert, hätte sie diesen Abend vielleicht überlebt.

Er befestige -in mörderischer Laune- die Schiene an ihrem Hals. Er stellt sich vor, wie Mika sich vor Schmerz winden wird, wenn die Klingen durch ihren Körper schneiden, wie durch Butter. Innerlich kann er ihren ängstlichen, verzweifelten Schrei nach Hilfe hören.

Doch er wird ihr nicht helfen.

Niemand wird ihr helfen...

Aber auf der anderen Seite steht er auch unter Zeitdruck. Er kann nicht genau sagen, wann sie aufwachen würde. Mark weiß nämlich nicht, wie stark sie das erste Mal gegen den Rahmen geknallt ist...

Und er findet auch, dass der vollständige Schmerzpegel ihr nicht gerecht sei. Gordon hatte immerhin -durch sie- geglaubt, dass er sich den Fuß abgesägt hat...

Sein unmenschlicher Blick schweift noch einmal an ihrem Körper entlang. Blut rinnt aus ihrem rechten Mundwinkel. Ihr franseliges Pony ist von der Körperflüssigkeit verklebt. Langsam hebt und senkt sich ihr Brustkorb. Ihre Beine sind angewinkelt, sodass ihr schwarzer, kurzer Trenchcoat ein wenig nach unten gerutscht ist. Sie trägt einen schwarzen Faltenrock mit weißen Saum und schwarze, kniehohe Lederstiefel, die an dem Einsetzer des Reisverschlusses rot sind. Ihr Kopf ist auf Christian Denbows Schienbeinen gebettet und zu ihm -Mark Hoffman- gewandt.

Er schüttelt den Kopf und dreht sich zum Schreibtisch.

Die Klingen liegen darauf.

Groß und scharf.

In seinem Spiegelbild zeigt sich Freude und Mordlüsternheit.

Wieder dreht sich Mark zur Bewusstlosen und will zu ihr humpeln... doch sie liegt nicht mehr an dem Platz, an dem er sie zurückgelassen hatte...
 

Panisch kriecht Mika zur Treppe. Sie muss hier raus, sonst wird er sie umbringen...

Als sie seine zornigen Schritte hört, steht wankend sie auf. Ihr ist schwindelig.

Bald hat sie die Treppe erreicht...

Ein kleines Stück...

Ein klitzekleines....

Die erste Stufe ist zum Greifen nahe...

Da packt sie eine Hand an dem Grundbestandteil der Falle, die er ihr angelegt hatte.

Ängstlich dreht sie sich um und schaut genau in die mordversessenen Augen Mark Hoffmans. Ihr Herz macht einen Aussetzer...
 

Mit seiner rechten Hand packt der Ex-Cop sein Opfer an der Kehle. Ihr Gesichtsausdruck ist allessagend. Sie hat angst. Würde er auch haben... Doch sie war sehr hilfreich für ihn. Sie könnte ihm weiterhin helfen... Deshalb beschließt er ihr noch eine letzte, leben rettende, Chance zu geben, "Ich verschone dich, wenn du stillschweigst und mir assistierst."

Zornig, Vernichtung wünschend, schaut sie mit ihren ungewöhnlichen Augen in Marks, "Ich sterbe lieber, Mörder."

"Das können wir arrangieren.", er schaut sie ein letztes Mal an, bevor er ihrem Leben den Gar aus macht. Obwohl sie weiß, dass er seine Drohung wahr machen wird, hält sie an ihren Prinzipien fest. Sie ist entschlossen.

"Noch ein paar letzte Worte?", von seiner geheimen Bewunderung lässt er sich nichts anmerken.

"Ich bereue nur, dass ich dir geholfen habe...", mit dem Ende von Michaela Connors Satz stößt er sie die Treppe hinab. Sie überschlägt sich einige Male, rollt sie hinab.

Regungslos bleibt sie auf dem Laminat vor der Eingangstür liegen.

Die Augen weit aufgerissen.

Ihr Körper etwas verrenkt.

Ihr Brustkorb bewegt sich nicht mehr...

Die letzte Träne ihres Lebens rinnt ihre Wange hinunter.

Ein wenig tut es ihm leid sie getötet zu haben... doch er hatte keine Wahl... Sie hätte ihn solange bekämpft, bis einer von ihnen gestorben wäre...

Ein letztes Mal schaut er in ihre Augen. Sie haben etwas vertrautes, ’Hätte sie nur anders reagiert…’

Dann mit einem lauten und genervten Seufzer dreht er sich um. Gordon wartet…

Doch plötzlich, mit seinem Umdrehen steht ein Pighead vor ihm. Mit einer Spritze bewaffnet. Reflexmäßig versucht Hoffman diese Person bewusstlos zu schlagen, doch eine andere hält seine Arme von hinten –mit einem allzu bekanntem Polizeigriff- fest, "Korey, du Schlampe."

Als Antwort auf diesen Satz bohrt es die Spritze in seinen Hals.

Hoffman fühlt, wie sich dieses Mittel in seinem Körper verbreitet. Seine Gliedmaßen sind wie gelähmt. Angst überkommt ihn. Angst etwas übersehen zu haben… Angst zu sterben…

Er sinkt auf seine Knie. Nicht mehr fähig sein Gewicht zu tragen. Dann auf den Bauch. Ein dunkler Schatten legt sich über ihn… Alles verliert sich an Intensität… Die Genugtuung ist wieder verschwunden… Mark Hoffman verliert das Bewusstsein…



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