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SAW VIII

von

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Immer noch von dem Gefühl verfolgt Jay und Sue nie wieder zu sehen will sich Kathrin ihrem letztem Test stellen.

Sie steht vor der scheinbar letzten Tür, die zu einer Falle gehört, denn mit blutroter Farbe wurde 'Der finale Test' darauf geschrieben. Vielleicht war es dieses Mädchen -besser gesagt Frau-, die Kathrin sich eingebildet zu haben glaubte. Sie kann nicht sagen warum, aber sie ist sich hundertprozentig sicher, dass diese Schrift von einem weiblichen Wesen stammt.

Mit einer zitternden und blutenden linken Hand drückt sie die Klinke hinunter. Dieser Bereich war damals wohl nur für das Personal gedacht, denn von den ehemals sterilen, weißen Fliesen, beispielsweise fehlt jede Spur. Mal ganz von dem Schild abzusehen, das an der Wand zu ihrer Rechten hängt und den Weg durch die Tür, durch die sie gehen muss als 'Lagerhalle' ausschildert.

Noch ein letztzes Mal schaut sie auf ihre Uhr. 00:09.30 Uhr.

Sie schluckt. Sie atmet tief ein. Dann, mit dem letztem Fünkchen Mut, das sie noch mobilisieren kann, stößt sie die Tür auf.

Der Raum, der sie vor ihr erstreckt, wirkt furchteinflösend groß. Die Decke ist über vier Meter hoch. Die Fallbeile sind in etwa der Mitte befestigt. Genau darunter liegt Tobias. An dieses Kreuz gefesselt. Sein rechtes Bein und linker Arm wurden von den Fallbeilen abgetrennt. An den Stellen, an denen seine Gliedmaßen mit dem Körper verbunden waren, sind weiße Verbände gewickelt, durch die das schimmernde Rot seines Blutes und Fleisches sickert.

"Tobi???"

Sein Kopf bewegt sich schwach.

Erleichtert geht sie auf ihn zu. Doch nach wenigen Schritten kommt sie wieder zum stehen.

Ein Fernseher, der rechts neben dem Kreuz steht, schaltet sich ein: Ein von Krebs gezeichneter Mann, Anfang fünfzig, mit weißblonden Haaren und strahlend blauen Augen erscheint an Stelle der Puppe. Er trägt einen roten Pullover mit unter einem schwarzem Mantel mit -ebenso rotem- Futter. John Kramer sitzt im Rollstuhl, während er seine linke Hand von der Kamera zurück zieht. Kurz schweigt er.

Doch dann spricht er mit seiner beruhigenden Stimme, "Hallo Kathrin.

Am heutigen Abend sind Sie durch mehrere Tests gegangen und haben einige Menschen, mit denen Sie 'befreundet' waren ihrem Schicksal überlassen, andere haben Sie gerettet...

Vor Ihnen liegt Ihr Sohn. Der Grundstein für Ihr Geschäft. Sie sehen ihn als Trophäe oder sogar als Ersatz für Ihre kleine Tochter Jenny, die vor einundzwanzig Jahren den Tod fand.

Mit Tobiases Raub von seinen Eltern vor etwa zwanzig Jahren verloren Sie jegliches Gewissen.

Im Laufe der Jahre legten Sie sich immer mehr Mitverschworene zu, die in Tobias' Kindheit wie Pfeiler -oder in diesem Falle Nägel- für die Lügen waren. Sie erzählten ihm, beispielsweise, von seinem Vater, den Sie in Wahrheit NIEMALS kennengelernt haben, oder von seiner Geburt, die Sie natürlich auch nie miterlebten.

Sie verlockten unschuldige Menschen mit Geld und Macht Ihre Machenschaften zu unterstützen, ohne Rücksicht auf deren Gefühle und psychischen Zustände. Wie Susan Morrigs, die die Halbschwester von Lynn Denlon war, die in einem meiner Spiele den Tod fand. Sie achteten nicht auf sie oder ihre Warnungen..."

Wieder stoppt er kurz. Lässt diese Sätze erst einmal wirken.

"In diesem letztem Test können Sie beweisen, wie sehr Sie ihren Sohn lieben. Jetzt können Sie zeigen, dass er keine Trophäe, sondern Ihr eigen 'Fleisch und Blut' ist. Blut muss nicht unbedingt dicker als Wasser sein...

In Ihren letzten verbleibenden Minuten müssen Sie Ihrem sogenannten 'Sohn' das ultimative Opfer bringen.

Sein Leben hängt an Ihnen.

War er nichts weiter als ein persönlicher Lückenfüller? So müssen Sie sich noch einige Augenblicke gedulden und Sie können nach Ablauf der Dead Line nach Hause gehen. Allerdings ohne ihn. Er wird seine Letzte -und wichtigste- Gliedmaße verlieren: Den Kopf.

Ist er aber doch Ihr Sohn geworden, so können Sie sich von ihm berabschieden und das Messer auf dem Fernsehgerät benutzen. Sie wissen, was dann gemacht werden muss. Nur so kann er -durch Ihr Blut- gerettet werden.

Leben oder Sterben... Sie müssen wählen."

John beugt sich wieder nach vorne und schaltet die Kamera wieder ab.

Der Bildschirm ist schwarz.

Vorerst.

In blauen Ziffern wird ihre verbliebene Zeit angekündigt: 00:05.43

Geschockt tritt Kathrin zu dem Fernseher und nimmt das Messer in ihre linke Hand. Kurz mustert sie es. Beobachtet die Reflektion ihres Spiegelbildes in der Klinge. In ihrem Blick zeigt sich, dass ihre ganze, heile Welt zusammengebrochen ist. Genau wie die von Jayden damals.

Schon damals, nach Jennys Tod, wollte sie sich das Leben nehmen. Doch es war Edward, der sie durch das 'schenken' eines einjährigen Sohnes davon abhielt. Tobias gab ihrem Leben neuen Sinn. Doch dadurch wurde sie zu eben jenem Monster, dass anderen Personen einfach die Kinder entreißen lässt, wie damals Jenny ihr. Auch sie ist nicht besser als deren Mörder....

Traurig geht sie zu ihrem Adoptivsohn und streicht mit ihrer rechten Hand durch sein blondes, lockiges Haar. Seine himmelblauen Augen, mit grauen diamantförmigen Sprenkeln schauen zu ihr auf.

"Es tut mir so leid...", wieder weint sie, "So leid... Alles. Auch, dass ich dich deiner wahren Familie geraubt habe..."

"Ich wusste es schon längst...", gibt er zurück.

"Warum hast du mir nie etwas gesagt?", Kathrin ist erstaunt und verwirrt zugleich.

"Ich wollte diese Illusion einer 'perfekten Familie' nicht zerstören...", mit Mühe kann er sich ein Lächeln abringen.

Kathrin schaut noch einmal auf die Uhr.

00:03.59

Sie gibt ihrem Sohn einen letzten Kuss auf die Stirn. Mit einem "Ich hab dich Lieb." geht sie wieder hinter das Kopfteil der Kreuzes.

Entschlossen drückt sie das Messer -wie sie im Sanitätskurs von Ed damals gelernt hatte- mit der Ader die Innenseite ihres Unterarmes entlang. Sofort strömt das Blut aus der Wunde.

Um den Verlust zu beschleunigen macht sie Kniebeugen.

"Eins.

Zwei, ha.

Drei.

Vier, ha.

F...fünf.

S...echs...

S...i...eb...en.

A...c...h...t..."

Nach der achten wird ihr schwindelig. Sie fällt erst auf die Knie, dann auf den Bauch. Sie spürt, wie der warme, rote Lebenssaft ihren Körper verlässt. Die Tränen versiegen. Alle Angst ist verschwunden. Kälte überkommt sie. Sie will nur noch schlafen...

Ein letztes Mal schaut Kathrin auf die Uhr.

00:00.03

Dunkelheit umfängt sie ganz. Bereuen tut sie es nicht... Friedlich schläft sie ein...



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