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Legend of Saints

von

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Die Lichtung lag im sanften Licht der hoch stehenden Sonne. Die Baumkronen zeichneten ein kompliziertes Muster aus Licht und Schatten auf den Waldboden und ein sanfter, warmer Wind, der durch die Blätter wehte, ließ dieses sich ständig verändern, wie das niemals gleiche Bild eines Kaleidoskops.

Jedoch war es still hier, fast zu still. Kein einziger Vogel zwitscherte, nirgends war auch nur der kleinste Laut von irgendwas Lebendigem zu hören. Nur das sanfte Rauschen der Blätter.
 

Schritte näherten sich der Lichtung, langsam, vorsichtig. Wenig später trat ein junger Mann zwischen den Bäumen hervor, sah sich um, gerade so, als würde er etwas suchen.

'Wo bin ich hier nur?', fragte er sich und strich sich die dunkelbraunen Haare etwas aus der Stirn, ging dann langsam weiter. Er wusste nicht mehr, wie er hierher gekommen war, was er hier wollte oder sollte, geschweige denn, wo er überhaupt war. Es war gerade so, als wäre er eben erst aus einem tiefen, traumlosen Schlaf aufgewacht, aber auch an das Aufwachen konnte er sich nicht mehr erinnern.

'Was bitte hat das alles zu bedeuten?'

In Gedanken lief er weiter und wäre fast mit jemandem zusammen gestoßen, den er erst im letzten Moment entdeckt hatte. Die Person hatte sich anscheinend erschreckt und war auf dem Boden gelandet, saß nun vor ihm.

„Oh, Verzeihung...“, murmelte er entschuldigend und betrachtete das Mädchen, das nun vor ihm auf dem Boden saß.

Sie hatte lange, weiße Haare und trug einen ebenso weißen Mantel, der ihr bis zu den Knien reichte. Darunter sah man schwarze Stiefel.

Aus ihren roten Augen musterte sie den Fremden.

„Ist ja nichts passiert. Aber kannst du mir sagen, wo ich hier bin? Ich glaube, ich habe mich ein wenig verlaufen...“

Er sah sie immer noch an, irgendwo her kannte er dieses Mädchen, oder sah sie nur jemandem ähnlich, den er kannte? Er wusste es nicht mehr genau.

„Gute Frage, ich weiß selber nicht, wie ich hier gelandet bin...“, murmelte er und hielt ihr die Hand hin, um ihr hoch zu helfen. Sie ergriff diese und ließ sich hoch helfen, sah dann aber, dass er kurz zusammen zuckte.

In dem Moment, wo sie seine Hand ergriffen hatte, erfüllte ein seltsames Gefühl seinen gesamten Körper. Er konnte nicht sagen, was genau es war, es war etwas Warmes, was in diesem Moment bis in seine Finger- und Zehenspitzen gedrungen war, wie ein elektrischer Schock, aber alles andere als unangenehm.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie etwas besorgt und legte den Kopf schief, sodass die weißen, glatten Strähnen über ihre Schulter fielen.

„Kennen wir uns?“, fragte er dann einfach, aber als das Mädchen nur den Kopf schüttelte, wusste er, dass er sich irren musste. „Dann verwechsele ich dich wohl“, meinte er weiter.

„Ja wahrscheinlich“, antwortete sie knapp, sah ihn aber weiter an. „Aber sag, wollen wir gemeinsam nach einem Weg aus dem Wald heraus suchen?“ Sie sah sich um, ein klein wenig Angst hatte sie schon, dieser Wald war irgendwie unheimlich. So wild und gerade so, als hätte noch nie ein Mensch ihn betreten.
 

Hinter ihnen war plötzlich ein Geräusch zu hören. Das Mädchen zuckte vor Schreck zusammen, er aber drehte sich nur in die Richtung und starrte ins Dickicht.

„Vielleicht... ist es besser, wenn wir getrennte Wege gehen“, murmelte er trocken, löste den Blick aber nicht aus dem Dickicht. Er wollte sie in nichts hinein ziehen und er hatte eine böse Vermutung, wer oder was dieses Geräusch gerade verursacht hatte.

„Wenn du meinst“, flüsterte sie fast, wäre sie doch viel lieber mit dem Mann zusammen gegangen, dann wäre es nicht ganz so unheimlich gewesen, aber anscheinend wollte er das nicht. „Dann... werde ich hier lang gehen.“

„Nicht da lang!“, meinte er dann leise, aber mit Nachdruck, sah genau in die Richtung, in die das Mädchen hatte gehen wollen und stellte sich schützend vor sie.

Sie wusste nicht, was los war, was war denn in dieser Richtung? Der Weg schien wie jeder andere in diesem Wald, verwildert und schwer zu begehen, also gab es doch eigentlich nichts...

„Bleib dicht hinter mir“, raunte er ihr leise zu, als plötzlich eine kleine Explosion aus genau dieser Richtung zu hören war.

Wieder zuckte sie zusammen. Was war da? Ein Monster? Und woher hatte dieser Mann gewusst, dass genau aus dieser Richtung etwas kommen würde? Sie hielt sich etwas an seinem Arm fest, schielte leicht nach vorne und konnte wenig später zwei in Schwarz gekleidete Männer erkennen, die lachend auf sie zu kamen.
 

„So, haben wir dich endlich gefunden“, knurrte einer von ihnen, der andere lachte nur.

Er stellte sich noch ein wenig mehr vor das Mädchen, versuchte sie zu verdecken, aber vergeblich. Die beiden Männer mussten sie schon längst entdeckt haben.

„Was wollt ihr hier?“, fragte er und merkte, dass sich das Mädchen an ihm fest klammerte. Er wollte sie da nicht mit rein ziehen. Aber das schien jetzt zu spät zu sein.

„Du fragst, was wir hier wollen? Felix, du weißt genau, weswegen wir hier sind“, rief ihm einer der Männer entgegen, ging dann ein paar Schritte auf die beiden zu.

Felix versuchte, sich noch mehr vor das Mädchen zu stellen, doch dieses linste an ihm vorbei, sie wollte die Männer sehen, sie kannte diese Kerle irgendwo her, nur... Woher?

„Bleib hinter mir“, murmelte Felix ihr zu, sah dann sofort wieder zu den Kerlen, die inzwischen das Mädchen fixiert hatten.

„Hast du wieder eine kleine Freundin gefunden? Damit es uns mehr Spaß macht. Wie als...“

„Lasst sie in Ruhe!“, schrie Felix nun die beiden an, drängte sich wieder vor das Mädchen, er wollte sie beschützen, um jeden Preis.
 

Der andere Mann hatte eine halbe Runde um sie beide gedreht, sodass er nun seitlich von Felix und dem Mädchen stand.

„Du dürftest die Anordnungen des Meisters kennen. Und wenn es das Gör noch als Bonus gibt...“, murmelte er mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen.

„Lasst sie in Ruhe, ich kenne sie nicht und sie hat nichts mit der ganzen Sache zu tun!“

„Aber du wirst leiden, Felix, wenn ihr etwas passiert. Dafür kennen wir dich zu gut“, meinte der andere Mann, der nun nur noch wenige Schritte vor den beiden stand.

Das Mädchen beobachtete währenddessen alles, ihr kam es bekannt vor, viel zu bekannt. Der Meister. Sie kannte diesen Meister. Sie war nicht so unbeteiligt, wie Felix das dachte, aber genau konnte sie sich nicht mehr erinnern.

Auf einmal schnürte ihr irgendetwas die Kehle zu. Sie wusste nicht, was es war und als sie sich mit beiden Händen an den Hals griff, war da nichts. Aber sie bekam keine Luft mehr und sackte auf die Knie.

„Lasst sie in Frieden!“, schrie Felix nun, hob in einer schnellen Bewegung seine rechte Hand, woraufhin beide Männer zurück wichen und der Druck an der Kehle des Mädchens nach ließ. Sie hustete kurz, setzte sich dann wieder etwas aufrechter und sah zu den Männern.

„Kann mir mal einer sagen, was hier eigentlich los ist?“, fragte sie, wohl wissend, dass sie jetzt kaum eine Antwort bekommen würde. Und auch wenn sie jetzt einfach hätte weg laufen können, etwas hielt sie hier, auch wenn sie nicht genau wusste, was es war.
 

Felix hob in der Zwischenzeit auch seine andere Hand, sah die beiden Männer mit finsterem Blick an.

„Ich habe euch gewarnt...“, murmelte er, als plötzlich dichter, schwarzer Nebel aufzog und die Männer einhüllte.

Überrascht und ein wenig ängstlich sprang das Mädchen auf, hielt sich an Felix fest, da sie selber auch schon von dem seltsamen Nebel eingehüllt wurden. Es dauerte nur wenige Momente, ehe man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte.

Dann löste er sich aus ihrem Griff, Sekundenbruchteile später packte etwas ihren Arm und zog sie nach hinten weg, aus dem Nebel heraus. Erst, als dieser sich nach einer ganzen Weile wieder lichtete, erkannte sie Felix, der neben ihr stand.

„Ist alles in Ordnung mit dir? Ich.. hätte früher reagieren müssen. Ist dir was passiert?“, fragte er sie. Er stand direkt vor ihr und musste leicht zu ihr herunter sehen, da er ein bisschen größer war als sie. Seine caramellfarbenen Augen waren voll Sorge.

„Mir geht’s gut“, antwortete sie knapp. „Aber bitte sag mir, was ist hier eigentlich los? Was wollten diese Männer von dir? Was hat das alles mit diesem Wald zu tun? Wieso hab ich dich ausgerechnet hier getroffen?“

„Es ist besser, wenn du so wenig wie möglich weißt“, murmelte er nur leise, sah dann zur Seite. „Du solltest deinen Weg weiter gehen, bleibst du in meiner Nähe, bist du nur weiter in Gefahr. Die Kerle werden nämlich sicher wieder kommen, sobald sie aus dem Nebel gefunden haben.“

Sie sah ihn weiter an, diese Antwort war nicht die, die sie hatte hören wollen, aber mehr würde er ihr wohl nicht sagen. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie weiter ging.

„Dann... geh ich wohl besser“, murmelte sie, drehte sich dann um und wollte gehen.

„Und danke für deine Hilfe.“

„Pass auf dich auf“, meinte Felix noch, sah ihr nach, als sie langsam ging. Hoffentlich passierte ihr wirklich nichts, irgendwas zog ihn zu diesem Mädchen hin, aber er durfte sie nicht in Gefahr bringen, keine Unbeteiligte.

„Keine Sorge, ich kann schon auf mich selber aufpassen“, sagte sie noch, auch wenn sie wusste, dass das nicht sonderlich höflich war.

Felix sah ihr noch hinterher, er wusste, dass er sie nicht in Gefahr bringen sollte, er wollte niemanden mehr in Gefahr bringen, wollte nicht, dass wegen ihm noch ein einziger Mensch leiden musste. Aber trotzdem wollte dieses Mädchen ihm nicht aus dem Kopf gehen.

'Zumindest will ich sicher gehen, dass sie aus dem Wald findet, ohne dass ihr etwas passiert', dachte er sich und folgte ihr dann langsam.
 

Das Mädchen lief immer tiefer in den Wald hinein, sie wusste nicht, wohin sie musste, lief einfach geradeaus in die dichter werdenden Bäume hinein. Es war diesig hier und nach einer ganzen Weile lehnte sie sich gegen einen moosbewachsenen Baumstamm und sah sich um.

„Mag denn dieser Wald gar nicht mehr aufhören?“, sagte sie zu sich selbst, entdeckte dann aber einen kleinen Schatten, der auf sie zu kam.

„Wer ist da?“, rief sie leise und unsicher in die Richtung der Gestalt, ehe eine kleine, uralte Frau in ihr Sichtfeld trat. Zielstrebig ging sie auf sie zu, blieb nur wenige Schritte vor ihr stehen.

„Mein Kind, was tust du noch hier? Die anderen suchen schon nach dir. Du bist einfach verschwunden. Und sie machen sich schreckliche Sorgen.“

„Sie... kennen mich?“, fragte das Mädchen unsicher und sah die Frau an. Was machte eine Alte wie sie hier alleine im tiefsten Wald? Was hatte das nur alles zu bedeuten?

Ein Lächeln zierte die schmalen, eingefallenen Lippen der alten Frau. „Natürlich kenne ich dich. Aila. Der Name deiner jetzigen Gestalt. Du bist hierher gekommen, um wieder du selbst zu werden. Oder hast du das alles schon vergessen?“

„Aila?“, murmelte das Mädchen und fasste sich an den Kopf. Ja, langsam erinnerte sie sich wieder, die war hierher gekommen, um den Zauber rückgängig zu machen, der sie in dieser Gestalt fest hielt. „Was.. ist das für ein Ort?“, fragte sie dann leise und sah wieder zu der Frau.

„Dies...“, meinte sie, veränderte dann ihre Gestalt und wurde zu einer wunderschönen, großen Gestalt, sie schimmerte leicht und war nicht mehr fassbar, eher wie Nebel oder wie ein Geist. Aber Aila hatte keine Angst vor ihr. „Dies ist der Wald des Vergessens. Du hast mich gerufen, weil du nur hier das findest, was dich wieder zu dir macht. Aber du musst dich beeilen, bevor du das vergisst. Bevor du vergisst, wer du wirklich bist.“ Dann verschwand sie.



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