Prolog
„Könntest du dir vorstellen, eines Tages so richtig berühmt zu sein? Könntest du dir vorstellen, dann immer noch mit mir befreundet zu sein?“
Noch genau erinnere ich mich an den Moment, als ich dir diese Frage gestellt habe, welche du sofort mit einem „Wir werden auf ewig befreundet sein, Kazuki!“, beantwortet hast, mich sofort durchgeknuddelt hast.
Hätte ich geahnt, dass genau das im Laufe der Jahre nicht mehr der Fall sein würde, hätte ich dir diese Frage vermutlich nie gestellt, hätte die Freundschaft einfach so lange genossen, wie es möglich gewesen wäre – denn jetzt, jetzt ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Seitdem du mit deiner Band erfolgreich bist, hast du dich von mir zurückgezogen, hast mir einfach das Gefühl gegeben, nicht mehr zu deinem Leben dazu zu gehören.
Klar, ich bin mit ScRew inzwischen auch recht erfolgreich, habe schon das eine oder andere Mal versucht Kontakt zu dir aufzunehmen und dennoch bin ich kläglich gescheitert. Nicht einmal hast du mir geantwortet und mir blieb nichts anderes übrig, als zumindest deinen beruflichen Werdegang weiterhin im Fernsehen zu beobachten. Bislang zumindest, denn heute Abend würde ich eines eurer Konzerte besuchen. Gestern erst haben wir selbst unsere Tour erfolgreich beendet und uns ein paar Tage freie Tage verdient, welche ich sofort damit verbringen wollte, dich wenigstens zu sehen.
Langsam und mit einer übergrossen Sonnenbrille getarnt, laufe ich in die Richtung, in welcher die Halle liegt, in der ihr auftreten werdet, bleibe kurz davor stehen und hadere doch mit mir, weiss nicht recht, ob es wirklich richtig ist, hierher zu kommen. Tief atme ich wenig später durch und stelle mich etwas abseits, warte darauf, dass die Fans in die Halle gelassen werden, ehe ich mich selbst ins Getümmel stürze, hoffe, dass ich nicht gleich erkannt werde.
Schweigend verfolge ich das Konzert, kann meinen Blick absolut nicht von dir abwenden und spüre wieder einmal deutlich, wie sehr ich dich vermisse, wie sehr ich dich einfach brauche.
Nachdem du als letztes von der Bühne verschwunden bist, sehe den Fans kurz nach, wie sie nach diversen Merchandisekäufen die Halle wieder verlassen.
Erneut zögere ich, ehe ich langsam nach hinten in den Backstagebereich laufe und doch sofort innehalte, als ich dich in einer innigen Umarmung mit deinem bandeigenen Bassisten Rui erblickte, weiss ich doch nun, warum du dich nie gemeldet hast, warum ich dir nicht mehr so wichtig war.
Abrupt drehe ich mich wieder weg, laufe den Weg zurück, den du gekommen bist und ignoriere dein Rufen dabei dennoch, kann ich doch gerade einfach nicht mit dir reden, nachdem mir bewusst geworden ist, dass ich dir nicht mehr so wichtig bin, wie du es für mich bist.
Keine halbe Stunde später lasse ich mich in meiner Wohnung auf die Couch sinken, ziehe die Beine sofort auf diesem an.
Wie hatte ich nur so blöd sein können und denken können, dass du mich vielleicht auch vermisst hatte, dass ich dir auch was hätte bedeuten können.
„Soll er doch mit dem Schnösel glücklich werden.“, murmele ich wenig später zu mir selbst und fahre mir mit einer Hand selbst über die Augen, um meinen Tränen Einhalt zu gebieten.
Scheinbar stundenlang sitze ich auf der Couch, ehe mir irgendwann die Augen zufallen und ich in meiner jetzigen Position einfach wegdrifte, mich erst wieder rege, als mich meine - für mich in diesem Moment durchaus nervige – Türklingel aus meinen schönsten.. Alpträumen reisst.
Nur schwerfällig erhebe ich mich, schlurfe langsam auf die Tür zu, während ich mir leicht durch den Nacken fahre und doch sofort innehalte, als ich nach dem Öffnen ausgerechnet dich vor meiner Tür erblicke – mit deinem Bassisten an deiner Seite, will ich den doch hier nun wirklich nicht sehen.
