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Make me legend

Germania x Rom
von

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XXVII

“Ist er schon wieder da?” Das kleine Gesicht drueckte sich die Nase an der kalten Scheibe platt. “Nein.” Auch ich sah zum 30 Mal an diesem Morgen aus dem Fenster.

Germania war seit zwei Tagen verschwunden. Erst dachten wir noch, er wuerde nur einen Spaziergang machen, um den Kopf freizubekommen, aber als es dann schon dunkel wurde und er noch immer nicht aufgetaucht war, machte sich Panik in mir breit. Ich haette mich sofort aufgemach, um ihn hinterherzugehen, wenn Deb mich nicht zurueckgehalten haette: “Bleib hier Rom. Das bringt doch nichts. Du wuerdest ihn nie ein holen. Er hat mindestens einen Tag vorsprung und du kennst den Wald nicht. Zum Schluss bist du noch weg und wir muessten dich suchen. Hab Vertraun, er wird schon wiederkommen. Er wuerde dich nicht hier zuruecklassen. Ausserdem hat er kaum Sachen oder Proviant mitgenommen. Er kommt schon nach Hause.”

Ich war mir da irgendwie nicht so sicher. Er wuerde mich nicht zuruecklassen? Vielleicht versuchte er auch einfach nur so viel Abstand wie nur moeglich zwischen uns zu bringen. Seit es auch noch angefangen hatte zu schnein, kuemmerte mich das alles nicht mehr. Dunkle Gedanken, Sorgen ueber Sorgen und schlimme Ahnungen breiteten sich wie eine ansteckende Krankheit in meinem Kopf aus. Seit den fruehen Morgenstunden pirschte ich durchs Haus, nicht in der Lage nicht an ihn zu denken. Ich wollte nur noch, dass er gesund und heil wiederkam. Hundert mal wollte ich aufbrechen, um ihn zu suchen, tausend mal sah ich aus dem Fenster und millionen mal raufte ich mir seufzend die Haare.

Irgendwann drueckte mir Deb einen Sack Kartoffeln und ein Messer in die Hand. 'Damit du was zu tun hast', meinte sie leicht angenervt. Doch sie verstand, wie ich fuehlte und taetschelte aufmunternd meine Schulter. So sass ich jetzt noch in der Kueche und schaelte Kartoffeln. Manchmal fragte ich mich, was aus dem starken und stolzen roemischen Soldaten geworden war, der einst in dieser Haut steckte. Aber ich schaetzte, dass ich den ruhige und friedliche Mann, der hier seit einer Weile lebte, lieber mochte. Ann sass treu neben mir am Fenster und hielt aufmerksam Ausschau. Auch ihr kleines Gesicht war vor Sorge gerunzelt und gelangweilt brachte sie mich dazu ihr noch mehr Geschichten aus der Hauptstadt zu erzaehlen. Ich wusste schon nicht mehr, womit ich ihr Maeulchen noch stopfen sollte. Zum Glueck war die Arbeit bald getan.

Deb kochte das Mittagessen und Ann und ich deckten den Tisch. Als die Braunhaarige dann mit einem heissen, dampfenden Topf zum Tisch kam, hielt sie verwundert inne. “Ihr habt euch vertan. Dort sind 4 Gedecke auf dem Tisch.” “Es ist genau richtig, Deb.” Ann und ich nickten einig und Deb seufzte. Die Mahlzeit verlief schweigend. Nur Ann rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und reckte das Koepfchen zum Fenster. Deb guckte streng und die Stimmung sank wie die Temperatur draussen. Ich fuehlte mich mehr und mehr unwohl. Gefangen zwischen Sorgen und ungeduldigem Warten. Sobald ich meinen Teller leergegessen hatte, stand ich auf und entschuldigte mich fuer ein Schlaefchen. Seit Germania nicht mehr da war, war das Schlafen in dem grossen, weichen Bett zwar aeusserst bequem, aber ich erwischte mich immer wieder dabei, nachts wach und aufrecht zu sitzen und auf den leeren Platz neben mir zu starren. Und dann roch das Laken und das Kissen auch noch so nach ihm. Das machte das ganze nicht gerade einfacher fuer mich. Zumindestens steigerte es meine Lust auf ein oder zwei Schlaefchen am Tag.

Ich stieg gerade die ersten Treppenstufen hoch, als es mir ohne Grund und Anlass eiskalt den Ruecken runterlief. Die Haerchen in meinem Nacken stellte sich auf und in meinem Bauch begann es zu Kribbeln. Es schuettelte mich bei dem komischen Gefuehl. Ich rieb meine Arme, um die Kaelte loszuwerden und versuchte rauszufinden, was gerade passierte. Ploetzlich durchzuckte es mich. Auf der Stelle drehte ich mich um, stuerzte die paar Stufen herab, war in Sekunden an der Tuer und riss diese auf.

Draussen stand Germania. Seine Haare voller Schnee, sein Gesicht von der Kaelte geroetet, in einem dicken Mantel gehuellt. Er atmete schwer, als waere er gerannt und duenne Wolken stiegen von seinem Mund in den grauen Himmel auf. Einen Moment starrten wir uns an. Ich suchte nach Ablehnung oder Abscheu in seinen Augen und entschied dann, dass mir das gerade egal war. Eine Welle des Glueckes ueberflutete mich. Ich zog ihn herein, knallte die Tuer ins Schloss und schloss ihn fest in meine Arme. “Mach das nicht noch einmal. Verdammt, tu das ja nie, nie wieder!” Ich spuerte die Kaelte durch meine leichte Kleidung und wischte den Schnee aus seinem nassen Haar. Er roch und fuehlte sich noch genauso an wie immer. Die zwei Tage waren mir vorgekommen, wie eine Ewigkeit.

Zu meiner Ueberraschung legte auch er seine Arme zoegerlich um mich. Mir blieb der Atem stehen. Dieser Moment war magisch. Es war wie eine stille, wortlose Versoehnung. Die Sache war noch nicht aus der Welt, aber eine grosse Last fiel von meinen Schultern. Was immer er getan hatte, was auch immer in seiner Abwesenheit passiert war, er hatte sich veraendert. Etwas hatte ihn veraendert. Ich presste mein Gesicht in seine Haare und roch Schnee und Wald an ihm. Fuer einen Moment blieb alles stehen und ich spuerte den Drueck seiner Arme sich verstaerken.

Dann wurde der Augenblick je unterbrochen. “Germania!” Eine ueberglueckliche Ann rannte auf uns zu und der Blonde loeste sich von mir, um sie in seine Arme zu nehmen. “Du bist wieder da”, nuschelte sie und er fuhr ihr ueber den Kopf. Dann kam auch Deb aus der Kueche. Sie laechelte nur und warf mir einen “Siehst du, ich habe es dir doch gesagt”-Blick zu. Dann nahm sie auch ihre Umarmunf von dem lang Erwarteten entgegen. “Es ist noch etwas Kartoffelsuppe uebrig und der Tisch ist noch gedeckt. Du musst hungrig sein.” So zogen wir alle in die warme Kueche und sahen zu, wie Germania den schneenassen Mantel ablegte und dankend eine Schuessel Suppe entgegennahm. Deb schickte Ann ins Wohnzimmer, Holz auf das Feuer legen, damit Germania etwas ausruhen konnte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurueck und beobachtete ihn beim Essen. Warum mussten ausgerechnet jetzt alle um uns rumlauern. Wenn ich ihn nur betrachte, wurde ich ganz hibbelig und unruhig im Bauch. Es gab so viel... ich wollte doch... endlich war er da! Nach wenigen Minuten inneren Ringens entschuldigte ich mich fuer mein laengst ueberfaelliges Schlaefchen. Ohne grossartig auf Germania zu gucken, ging ich in unser Zimmer. Ich wusste, dass er wusste, dass ich dort auf ihn warten wuerde.

Einige Zeit stand ich still am Fenster und beobachtete, wie die Schneedecke draussen immer hoeher wuchs. Doch lange hielt ich es nicht aus und begann nervoes im Zimmer herumzutiegern. Gefuehlte Stunden spaeter oeffnete sich leise die Tuer und Germania stand im Raum. Wir waren endlich allein. Wieder wusste ich mir nicht anders zu helfen und tat das erste, was mir in den Sinn kam. Erneut riss ich ihn an mich und umarmte ihn fest. Und auch diesesmal liess er es zu. Es tat so gut ihn sicher zu wissen.

“Germania, es tut mir leid. Ich schwoere, es war nicht meine Absicht dich zu kraenken.” Er loeste sich von mir und sah mir ausweichend in die Augen. “Ich weiss.” “Dann hast du ja keinen Grund mehr wegzulaufen. Gehe nie wieder fort, ohne vorher irgendwie bescheidzusagen. Ich-ich- ich habe mir sonst was gedacht. Du-” “Ich war an ihrem Grab, Rom.” “Du wirst mich eines Tages vor lauter So- Was?” Verdutzt hielt ich inne. “Ich war an Ludwigs und Gilberts Grab und habe mich verabschiedet.” “Verabschiedet?” “Wo auch immer wir in Zukunft hingehen, ich bin jetzt bereit.” Ich verstand noch nicht ganz, aber spuerte, dass es ihm ziemlich wichtig gewesen war. Anscheinend so wichtig, allein und ohne jemandem davon erzaehlen zu koennen, diese Reise antreten zu koennen. “Das bedeutet, du bist nicht sauer auf mich?” Germania seufzte. “Nein, bin ich nicht.” Erleichtertes Lachen sprudelte aus meiner Kehle. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schwer das ganze auf mir gelastet hatte. Mein Koerper fuehlte sich nun so unglaublich leicht an. Gluecklich umfasste ich sein Gesicht und sah tief in die blauen, stechenden Augen. Mein Germane, mein Schicksal.

Doch der Blonde machte meinem Schwaermen einen Strich durch die Rechnung. Er griff hart nach meinen Handgelenken und schob sie bestimmt beiseite. “Das heisst nicht, dass du jetzt deine Lust und Beduerfnisse an mir auslassen darfst. Es gibt genug Frauen in der Gegend. Nur wegen deiner Leidenschaft werde ich meinen Stolz nicht vergessen.” Lachend schuettelte ich den Kopf. Hatte er es immer noch nicht begriffen? Wie erklaerte ich ihm das jetzt bloss? “Es ist nicht wegen deiner Leidenschaft.” Skeptisch runzelte er die Stirn. “Es ist wegen dir.” Seine Miene entglitt und Ratlosigkeit spiegelte sich in ihr. Ich lachte abermals auf. Er war einfach zu suess. “Es ist nur wegen dir. Alles ist nur wegen dir. Verstehst du das nicht? Du bist der Grund, fuer alles was ich tue.” Meine Stimme war weich, vorsichtig.

Diesesmal ganz langsam, um ihn Zeit zu geben zu reagieren, legte ich meine Haende wieder um sein Gesicht und fuehrte unsere Lippen zusammen. Ganz sanft und forschend war der Druck auf unserer Haut. Er schmeckt herrlich und verlangend strich ich mit der Zunge ueber seine Lippen. Sie waren noch ein bisschen kalt aber unglaublich weich. Doch ich beherrschte mich und hielt ihn nur an mich gedrueckt, noch immer im Kuss vertieft. Ein letztes mal biss ich sacht in seine Lippe und strich ueber sein feuchtes Haar. Dann liess ich ihn los und sah ihn forschend an. Er schien als erstes einfach nur ueberrumpelt. Das war, so gesehen, unser erster Kuss. Ein Kuss, wo beide bei vollem Bewusstsein waren und hinterher kein blaues Auge geschlagen wurde. So gern wuerde ich mir mehr nehmen, aber Deb hatte recht. Langsam und bedacht: So wurde ein Schuh daraus.

“Das bedeutet...” Hilflos verstummte er wieder. Ich hatte ihn anscheinend sprachlos gemacht. Das war doch schon mal ein Anfang. “Schon gut, du brauchst nichts zu sagen. Du musst schrecklich muede sein, geh ins Bett.” Dass ich es eigentlich gewesen war, der schlafen wollte, hatte ich so ziemlich vergessen. Ich wuerde ihm ein wenig Zeit zum Nachdenken geben. Morgen wuerden wir ja sehen. Ich wuerde Deb sagen, sie solle noch ein bisschen Suppe fuer ihn bereithalten, falls er noch mal hungrig werden wuerde. Er schien wenig gegessen und schon wieder abgenommen zu haben.

Bevor ich mich jedoch umdrehen und gehen konnte, hatte Germania mich schon am Aermel gepackt. Grob zog er mich zu sich runter und kuesste mich. Es ging schnell und bevor ich irgendetwas denken oder unternehmen konnte, hatte er sich schon von mir entfernt. Er liess sich einfach aufs Bett fallen und schien schon eingeschlafen. Ich laechelte gluecklich. Mein kleiner Wilder. Das mochte nichts heissen, aber es fuehlte sich gut an.

Leise legte ich mich neben ihn. Jetzt hatte ich wieder genug Zeit ihn zu betrachten. Die Luecke neben mir hatte sich geschlossen. Ohne fuerchten zu muessen oder Scham und Bedenken zu fuehlen, legte ich meinen Arm um ihn und strich ueber seinen Hals. Kein Zoegern, keine Aengste.

Ich wusste, ich tat das Richtige.



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