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Walk through the Fire

von

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Kira to Kaede (Kira & Kaede)

Kapitel 9: Kira to Kaede

(Kira & Kaede)
 

Miki wanderte langsam die Treppen hinauf und ignorierte, dass er auch hätte den Aufzug nehmen können. Vielleicht würde sich so der Sturm in seinem Körper beruhigen, der bei dem leichten Spiel mit Yuki wieder entfacht wurde.

Seit wann fühlte er wieder dieses Feuer in sich? Dieses unstillbare Verlangen hatte er sonst nur empfunden, wenn er bei Kaede war. Damals war er sich sicher gewesen, dass er nur ihn auf diese Weise attraktiv finden und lieben könnte.

Liebe... nein er liebte Yuki nicht... er... begehrte ihn... das war absolut körperlich und wahrscheinlich war es nicht einmal das, denn sie würden es nie wieder so weit kommen lassen.

Er war immerhin der Boss der Devil's, wie würde er das denn aussehen, wenn herauskäme, dass er ausgerechnet das Betthäschen vom Angelchef poppte?

Seufzend öffnete er die Tür seines Büro's, wo seine kleine Tochter wieder munter mit ihren Barbies am spielen war.

„Papa ich möchte eine Barbie der ich die Haare färben kann...die kann man so ansprühen!“, brabbelte sie gleich drauf los und Miki fragte sich einen Moment, woher sie das wieder wusste. Als er allerdings näher trat, sah er, dass ihr rosaner Fernseher in Form einer Minnie Maus flimmerte und gerade das Werbefernsehen zeigte.

Leise stöhnte er auf... wie sehr er es doch hasste, wenn sie alleine fernsah... da bekam Sayaka immer die dümmsten Einfälle, von denen sie dann nicht wieder abzubringen war.

„Ehm... ich werd mir das mal merken und es dem Weihnachtsmann sagen!“, murmelte er leise und stellte den Flimmerkasten schleunigst ab, bevor sie noch irgendwas fand, dass sie ganz dringend gebrauchen konnte. Sein Büro glich immerhin mehr und mehr einem Kinderzimmer.

„Aber dann ist die sicher ausverkauft!“, maulte die Kleine sofort und ließ Futter aus einer kleinen Plastikraufe in den Trog ihres Pferdes rasseln. „Außerdem hab ich mir doch schon die große Kochküche gewünscht!“

Verdammt... warum vergaß dieses Kind eigentlich nie etwas?

„Naja dann musst du eben doppelt so lieb sein, damit du zwei Geschenke verdienst. Und der Weihnachtsmann braucht doch keinen Supermarkt, um etwas zu verschenken. Bei ihm wächst das alles auf der Weihnachtsinsel.“

Seine kleine Tochter blickte wieder auf. „Und wo ist die?“

„Ganz weit weg von hier... irgendwo hinter dem Nordpol geht es eine Wolkentreppe hinauf in den Himmel und wenn man dann ganz lange geradeaus geht, kommt man an ein großes Tor. Aber man darf in die Weihnachtsinsel nur hinein, wenn man Flügelchen hat und Harfe spielen kann!“, fügte er schnell hinzu, denn Sayaka käme sonst sicherlich auf die Idee, dass sie auf der Weihnachtsinsel mal Urlaub machen wolle.

„So und nun würde ich sagen... wir gehen mal wieder nach Hause, sonst zahle ich die Miete ganz umsonst.“, murmelte er dann wieder und griff sich seine Jacke, sowie den kleinen roten Regenponcho von Sayaka.

„Au das ist gut, dann kann ich Legos spielen!“

Hatte er erwähnt, dass auch sein Haus aussah, wie ein Kindergarten? Es war schlimm, dass er der Kleinen keinen Wunsch abschlagen konnte. Schließlich war Spielzeug das Einzige, was er ihr bieten konnte. Freiheit würde er Sayaka niemals geben können, es sei denn er würde irgendwann den Schritt heraus aus dem Gangleben wagen.

Allerdings hielten ihn immer wieder irgendwelche Dinge zurück.

Jetzt zum Beispiel war es seine Sorge um Yuki...und das Geheimnis, welches dieser zu tragen schien und Miki's Neugier befahl ihm einfach nur, es zu ergründen.
 

Aber nun fuhren sie erst einmal nach Hause und er gab dem ewigen betteln seiner kleinen Tochter einfach mal nach und hielt mit ihr kurz bei McDonalds, wo er ihr Abendessen besorgte. Wie spät es schon wieder geworden war.

Noch war es zwar nicht dunkel, doch in ein paar Stunden würde Sayaka schon wieder in ihr Bett verschwinden und er würde eine weitere einsame Nacht verbringen.

Es war schon seltsam, dass er sich in der kalten Zelle des Blonden zwar nicht unbedingt wohl gefühlt und auch wenig geschlafen hatte, dennoch nicht einsam gefühlt hatte.

Es war schön gewesen Yuki zu umsorgen und auf ihn aufzupassen. War dieses Gefühl doch gänzlich neu für ihn, denn sonst war immer Kaede der Stärkere gewesen, der gut auf Miki acht gegeben hatte.

Seit er allein war, hatte er sich geschworen, nie wieder schwach zu sein und er konnte sich denken, dass es Yuki ähnlich ging.

Dennoch war der Blonde ungemein zerbrechlich... er wirkte, als würde der Wind ihn wirklich tragen können. Nicht, weil er wenig aß, denn wenn er sich seine 2-3 Burger rein stopfte, hatte er seinen Tagesbedarf an Kalorien immerhin erschöpft.

Vielleicht war Yuki einfach auch nur dazu gemacht, an Wänden hoch zu steigen, sich an Mauern entlang zu hangeln und über Dächer zu springen.

Miki war sich sicher, dass der Lebensweg eines jeden Menschen irgendwie vorbestimmt war. Als eine Art solides Grundgerüst, welches aber noch genügend Möglichkeiten bot, vom vorgegebenen Weg abzuweichen und seine eigenen Basis zum Leben zu finden.

Nun beschäftigte der Kleine ihn schon wieder mehr, als gut für ihn war. Er sollte sich mehr auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, wie zum Beispiel seinen Burger, aus dem gerade die Sauce heraus tropfte und direkt auf seinem Shirt landete.

„Ah!“

Sayaka kicherte leise und biss dann vorbildlich in ihren Cheesburger, als wollte sie Miki zeigen, wie man es richtig machte.

Allerdings hatte sie auch keine Ahnung, was zwischen Miki und Yuki vorgefallen war, oder wo er in der Nacht wirklich gewesen war.

Auch wenn er sich durchaus vorstellen konnte, dass Sayaka sich gefreut hätte, wenn sie ihn bei Yuki im Bett gefunden hätte...

Für seine Tochter schien die Liebe zwischen Männern sowieso nichts unanständiges zu sein. Genauso wenig wie die Liebe zwischen Mann und Frau.

Er war glücklich, dass sie noch naiv genug war, den Unterschied nicht zu erkennen. Schließlich wollte er ihr noch nicht erklären müssen, dass er schwul war und das er sich kein Leben mit einer Frau vorstellen konnte.
 

Sie aßen gemütlich auf und Miki erlaubte Sayaka einen ihrer geliebten Barbie Filme anzusehen. So konnte er wenigstens noch ein wenig arbeiten.

Viele Akten warteten darauf durchgearbeitet zu werden, doch konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Selbst wenn er seine kleine Tochter endlich einmal vollends ruhig gestellt hatte, driftete er in Gedanken immer wieder zu der kleinen dunklen Zelle und Yuki, welcher ja immer noch krank war und vielleicht irgendetwas brauchte.

Außerdem ließ ihn der Vorschlag von Saya nicht mehr los, welche ja bereits ein Zimmer für den Blonden geräumt hatte.

Noch nie hatte sie sich so sehr an einen Menschen gehangen, wollte seine Nähe so sehr und konnte sich vorstellen länger als ein paar Tage bei dieser Person zu sein.

Vielleicht waren die letzten Worte, die Kaede ihm noch mit auf dem Weg gegeben hatte doch wahr. Irgendwann kam vielleicht wirklich dieser eine Mensch, zu dem man gehörte, bei dem man sich endlich komplettiert fühlen konnte.

Miki hatte immer gedacht, sein Geliebter selbst wäre dieser Mann, doch konnte er nicht ignorieren, dass sein Verlangen nach Yuki stärker war. Allerdings war es auch anders... es war körperlicher, weniger zärtlich und wahrscheinlich noch zerbrechlicher, als seine Verbindung zu Kaede. Dennoch war sie da und er war sich sicher, dass dieses Gefühl in seinem Körper noch viel mehr wachsen würde, solange er in der Nähe des Blonden war.

Aber diese Nähe aufgeben? Er konnte es nicht... er wusste nicht warum... aber er war nicht in der Lage Yuki gehen zu lassen.

Irgendwann stand Miki seufzend von seinem Schreibtisch auf. Es war dunkel geworden und der Raum wurde nur noch durch die Schreibtischlampe erhellt, die er irgendwann angeschaltet hatte.

Seine Unterlagen hatte er noch nicht einmal zur Hälfte bearbeitet, aber er hatte eindeutig genug. Immerhin war er der Boss und musste keinerlei Termine einhalten.

Und wenn er seine Gang den Bach runter gehen ließ, setzte er sich einfach mit Sayaka ab, jawohl.

Miki streckte sich und in seinem Rücken ziepte es unangenehm, als er ein leises Knacken hören konnte.

Diese permanente schlechte Sitzhaltung würde ihn noch einmal umbringen. Ein Blick zum Fernseher verriet ihm, dass der Film schon lange vorbei war. Sayaka hatte sich in ihrem Pyjama auf dem Sofa zusammen gerollt und war friedlich eingeschlafen.

Deshalb also, hatte sie ihn nicht aus seinen Gedanken gerissen. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen nahm er sie vorsichtig auf den Arm und trug sie vorsichtig in ihr Zimmer. Sie besaß ein weißes Prinzessinnenbett mit einem schönen rosanen Betthimmel. Sanft legte er sie ab und drückte ihr noch einen kleinen Kuss auf die samtigen Lippen. Sayaka murrte nur verschlafen und rieb sich die Augen, wobei sie ihren Rücken leicht durchbog.

Liebevoll deckte, der sonst so harte Boss der Devils, seine Tochter zu und strich ihr noch einmal durchs Haar. „Ich liebe dich...“, flüsterte er und schmunzelte gleich darauf über sich selbst. So selten hatte er diesen Satz in seinem Leben ausgesprochen.

Selbst Kaede hatte ihn nur ein einziges Mal zu hören bekommen... er war eben eher verschlossen gewesen, bevor er auf einmal auf sich alleine gestellt war.

Seit er tot war, hatte Miki nur noch Sayaka gesagt, dass er sie liebte, denn sie war alles, was er noch von Kaede besaß.

Sie und das einzige Foto auf seinem Schreibtisch im Büro....
 

Miki entschloss sich dazu duschen zu gehen und wollte versuchen nicht noch weiter in Depressionen zu verfallen.

Normalerweise begann die Trauer erst, wenn der Herbst begann. Seine liebste Jahreszeit und die, die Kaede wohl am meisten verabscheut hatte. Er hasste kalte Füße und Regenwetter so sehr, dass er ständig am nörgeln war.

Lächelnd genoss er den warmen Strahl der Dusche, musste allerdings unwillkürlich wieder daran denken, dass Yuki nun in seiner Zelle lag und fror.

Miki rümpfte die Nase... verflucht...er wollte doch nicht mehr an ihn denken. Allerdings wurde er den permanent hämmernden Gedanken nicht los, dass er seinen Schützling im Grunde allein ließ. Außerdem wollte er noch immer wissen, wer Kira war und da Geduld noch nie die Stärke des Schwarzhaarigen gewesen war, trocknete er sich in Ruhe ab und zog sich wieder normale Straßenklamotten an.

Auf eine schlaflose Nacht mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. Er wollte immerhin noch sicher gehen, dass der Blonde wenigstens eine warme Mahlzeit zu sich nahm.

Da er nicht kochen konnte, entschloss er sich einfach in einem Lokal auf dem Weg zum Büro, eine Hühnersuppe zu kaufen.

Miki blieb stehen, seine Jacke schon in der Hand. Was tat er hier eigentlich? Ohne wirklich darüber nachzudenken, welche Konsequenzen seine Aktion haben könnte, wollte er schnurstracks raus marschieren, sich wieder die ganze Nacht zu seinem Gefangenen setzen und dafür seine Tochter im Stich lassen?

Eine schmerzliche Sekunde lang hielt er inne und es wurde ihm mehr und mehr bewusst, wie viel mehr er sich nach dem unfreundlichen, wilden und dennoch so sanften und liebevollen Jungen sehnte, als nach der häuslichen Zweisamkeit mit seiner Tochter.

Leise stöhnte er auf und fasste sich an den Kopf. Wenn doch nur Kaede da wäre, der doch immer eine Antwort auf seine inneren Konflikte gehabt hatte...

Warum musste er da nur allein durch? Warum hatte er sterben und sein Leben vollends auf den Kopf stellen müssen?

Wieder schüttelte er den Kopf und schlüpfte nun doch in seine Lederjacke. Sein Verstand empfahl ihm zwar hier zu bleiben und sein Kind nicht im Haus alleine zu lassen, aber sein Herz rief so sehr, nach der kleinen, einsamen Person im Kellerraum, dass er nicht widerstehen konnte.

Zum Glück schlief Sayaka generell den Schlaf der Gerechten und wurde nur selten wach. Sie kam auch schon lange nicht mehr in der Nacht an sein Bett, weil sie nicht mehr schlafen konnte.

Leise schlich er noch einmal in ihr Zimmer und knipste das kleine Nachtlämpchen an. Das schwache Licht erhellte ihr kindliches Gesicht und zeigte, dass ihre kleinen Hände sich fest in einen Zipfel ihrer Bettdecke gekrallt hatten.

Ihre Atemzüge gingen ruhig und gleichmäßig. Miki war sicher, sie würde bis zum Morgen durchschlafen.
 

Er hatte wirklich leise das Haus verlassen, nicht aber ohne sämtliche Fenster und die Hinter – sowie die Vordertür fest zu verschließen.

Vielleicht war sein Haus nicht einbruchssicher, aber es würde wenigstens Sayaka am Ausbruch hindern. Manchmal war das Kind nämlich viel zu selbstständig.

Wieder fuhr er zu seinem Büro, nicht aber ohne auf dem Weg wirklich noch in einem Restaurant anzuhalten und eine Hühnersuppe, sowie ein wenig warmes Chiabattabrot zu holen, damit er Yuki wenigstens etwas gutes tun konnte.

In seinem Büro angekommen, hatte er noch eine Kanne Tee gekocht, dieses Mal auch den gewünschten Früchtetee, selbst wenn Yuki davon noch mehr Halsschmerzen bekam. Von Zuhause hatte Miki noch einen Schal und eine kuschelige Fleecejacke eingesteckt, damit Yuki es möglichst warm hatte.

Es wäre zwar noch immer leichter gewesen, den Blonden einfach in das kleine Schlafzimmer seiner Tochter zu bringen, doch traute er ihm auch zu, dass er selbst, so krank wie er gerade war, noch versuchen würde abzuhauen.

Also musste er sich eben mit dem begnügen, was Miki ihm zur Zeit geben konnte. Okay er könnte ihn wirklich mit sich nach Hause nehmen, aber das empfand er immer noch als zu früh.

Leise schlich er sich in den Keller und beobachtete einen Moment seine Wache, welche laut schnarchend auf ihrem Stuhl saß und den Kopf gegen die kalte Kellerwand lehnte.

Leicht räusperte er sich und der Wachmann sprang wie von einer Tarantel gestochen auf. „Was... wo? Bin ganz da...“

„Ja das sehe ich...“, antwortete Miki mit einer Spur Kälte in der Stimme und blickte sein Bandenmitglied streng an.

„Du wirst nicht fürs schlafen bezahlt...du hast hier quasi einen hochsicherheitsgefangenen und du vernachlässigst deine Aufsichtspflicht.“

„Ich... entschuldige Miki.“, der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und schloss die Zelle von Yuki auf.

Erst einmal stellte er die Suppe und auch die Kanne mit dem Tee auf den wackeligen Tisch, dann wandte er sich noch einmal seinem Mitarbeiter zu.

„Geh nach Hause, wenn du müde bist. Ich werde mich die Nacht um Yuki kümmern.“

„Aber...“

„Du widersprichst mir?“, es war, als hätte er einen kleinen Hund ausgeschimpft, denn sein Wachmann zuckte sofort zusammen und senkte seinen Kopf. „Natürlich nicht... also... dann... gute Nacht!“

„Nacht!“, murmelte Miki fahrig und hatte seine volle Aufmerksamkeit schon wieder Yuki zugewandt, der nachdenklich mit der kleinen Dose, in der Sayaka den Wind eingefangen hatte da saß und sie immer wieder öffnete.

Er sah schlecht aus... sehr blass und müde und er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Seine Hände zitterten zudem, so als würde er noch immer von starkem Schüttelfrost gepackt werden.

„Vermisst du den Wind?“

Er sah, dass Yuki zusammen schrak und biss sich auf die Unterlippe.

„Du warst in Gedanken, entschuldige.“
 

Der Blonde blickte ihn erst einen Moment verwirrt an, bevor er sacht den Kopf schüttelte und die Blechdose dann resolut wieder verschloss. Leise seufzte er auf und rieb sich kurz über die Augen. „Und ich hatte beinahe schon gedacht, dass ich heute Nacht meine Ruhe vor dir habe...“, es war das 1. Mal das sich jemand bei ihm entschuldigt hatte, nur weil er ihn ein wenig erschrocken hatte.

Miki war wirklich aufmerksam... ihm schien es wichtig zu sein, dass Yuki sich trotz all seiner Lebensumstände irgendwie wohl fühlte.

Vielleicht sollte er auch einmal ein wenig netter sein? Miki gab sich nun wirklich mühe, dass konnte er auch gar nicht abstreiten, aber was sollte er denn bitte machen, wenn er diese Art von Bemühungen gar nicht gewohnt war. Normalerweise lebte er in den Tag hinein, mit dem Wissen, dass er den Menschen entweder egal war, oder ihnen nur gerade genug bedeutete, um ihn mal kurz zu vergewaltigen.

Und dann kam Miki daher, sein Todfeind und war der wohl freundlichste Mensch, der ihm jemals untergekommen war.

Nicht einmal seine Kira war solch ein Goldstück von einer Person. Sie konnte sich durchsetzen und Yuki unter Kontrolle halten, sie bewahrte ihn davor komplett durchzudrehen und passte darauf auf, dass er seinen Arsch nicht riskierte.

Und Miki machte im Grunde nichts anderes, allerdings war seine Handlungsweise nicht annähernd so radikal, wie die von Kira.

Er war süß... in einer Weise, etwas das er bei seiner Freundin niemals gesehen hatte und sie hätte ihn für diese Bezeichnung sicherlich umgebracht. Dennoch war Miki unvergleichlich männlich und stark. Von seinem Körper wollte Yuki gar nicht anfangen, denn sonst würde es wieder darin enden, dass er den Dunkelhaarigen provozierte und ihn dazu drängte mit ihm zu schlafen.

Dabei würde er wahrscheinlich dann an seinem eigenen Rotz ersticken... sehr schön.

„Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich gehe dir ein wenig auf die Nerven.“, konterte Miki allerdings plötzlich und Yuki musste schief grinsen.

„Haste geschafft, dann gute Nacht.“
 

Wieder sahen sie sich an und grinsten einen kleinen Moment lang. „Guter Witz...hier...“, er warf ihm das Thermometer zu. „Miss mal nach... du siehst noch genauso beschissen aus, wie heute Morgen!“, Yuki schnaufte leise, steckte sich das Thermometer jedoch brav unter den Arm.

„Mich wundert nicht, dass du Single bist, wenn du jedem Mann direkt sagst, dass er scheiße aussieht...“, gurrte er dabei unvergleichlich zynisch, doch Miki lächelte nur vor sich hin und goss in aller Seelenruhe die Hühnersuppe in einen Teller und brach das Chiabatta Brot in mehrere Stücke.

„Naja... du kannst dich ja auch noch einmal ausziehen, dann kann ich mich nochmal davon überzeugen wie unendlich geil den Körper doch ist....“, einen Moment lang stutzte der Blonde, dann griff er das Erstbeste, was er finden konnte und das war ausgerechnet das gerade piepsende Thermometer unter seinem Arm und schmiss es nach Miki.

So eine Unverschämtheit, was bildete der Typ sich eigentlich ein?

„Arschloch...“

„Ich dich auch... schau mal ich hab Suppe!“

„Mhhhh!“, er würde doch jetzt nichts essen, der Kerl konnte ihn mal kreuzweise. Dennoch erlaubte er Miki dass er den Teller auf seinem Schoß abstellte und ließ sich sogar den Löffel in die Hand drücken.

Der Duft der Suppe drang sogar schwach durch seine verstopfte Nase. Er schauderte leicht und schnupperte noch ein wenig intensiver.

„Sind da Nudeln drin?“

„Aber sicher... ich weiß ja, dass du die magst!“, irritiert hob der Kleine die Augenbrauen. „Warum merkst du dir sowas?“

„Du bist eben interessant....“

Immer noch misstrauisch guckend biss Yuki erst einmal von seinem Brot ab und kaute eine Weile darauf herum und verzog andächtig den Mund. Was auch immer das hier war, es schmeckte sündhaft teuer.

Miki gab Geld für ihn aus, auch wenn er sich dafür Waffen oder irgendwelche anderen Spielzeuge kaufen konnte.

Aki hatte es noch nie getan... allerdings hatte er sich von Aki aber auch nie gemocht, gebraucht oder gar geliebt gefühlt.

Beim Chef der Devils allerdings hatte er langsam wirklich den Eindruck, dass es ihm gut tat hier zusammen mit Yuki zu sitzen.

Warum tat er das?

Warum war Miki wie er war? Was hatte ihn soweit gebracht, dass er mit Sayaka alleine lebte. Wer war dieser Kaede und was hatte er mit dieser ganzen Geschichte wirklich zu tun. Irgendwie glaubte er nicht, dass dieser Mann nur ein Freund für Miki war. Dafür sahen sie auf dem Foto viel zu vertraut aus.

Vorsichtig steckte er sich einen Löffel der Suppe in den Mund, nicht unbedingt, weil er hungrig war, aber weil er Miki irgendwie eine Freude machen wollte. Er war doch auch kein Unmensch.

Und verdammt es schmeckte richtig gut. Das hatte Miki doch niemals selbst gekocht, schließlich hatte Sayaka ihm verraten, dass Miki die Küche wohl eher in die Luft jagen würde, als darin zu kochen.

„Ich... hab das Gefühl ich weiß so wenig von dir...“, murmelte Yuki auf einmal leise und wusste gar nicht, warum er diesen Gedanken überhaupt laut aussprach. Was erwartete er, dass Miki ihm seine Lebensgeschichte erzählte?

Doch der Dunkelhaarige lächelte ihm nur entgegen, als hätte er sich diese Aussage schon viel länger erhofft.

Er zog sich wieder den Hocker näher und setzte sich neben den Blonden. Yuki merkte auch jetzt wieder, wie sich sein Herzschlag unangenehm beschleunigte und löffelte schnell seine Suppe wieder.

„Was genau willst du denn wissen?“, sie sahen sich an. Lag diese Antwort nicht eigentlich schon auf der Hand? Es gab nur einen Bereich in Miki's Leben, den er sich nicht schon längst irgendwoher erstalkt hatte und das war dieser Mann... Kaede.

„Wer war Kaede.“

Miki seufzte leise auf. „Du weißt was ich verlange, dafür, dass ich dir meine Geschichte erzähle, oder?“

Yuki nickte leicht. „Du willst im Gegenzug wissen, wer Kira ist... Auge um Auge...“, wieder blickten sie sich einen Moment im stillem Einverständnis an, dann lächelte Miki leicht.

„Iss auf und ich überlege mir, wie ich am besten anfange.“

Damit hatte Yuki am wenigsten gerechnet... Miki hatte anscheinend wirklich vor mit ihm über diesen Mann aus den Büchern und dem Bild zu reden.

Schneller als sein gereizter Hals es eigentlich zuließ löffelte er seine Suppe aus und stellte den leeren Teller dann aufs Bett.

Einen Moment fühlte er sich wie der brave, kleine Junge der seinen Teller leer gegessen hatte. Der Gedanke war albern.

Das gute Brot hatte er sich hinter seinem Rücken gebunkert, damit Miki nicht auf die Idee kam es ihm wieder weg zu nehmen.

Es schmeckte ihm lecker verdammt. Miki schmunzelte nur und machte es sich auf dem Hocker so bequem wie möglich, während Yuki sich wieder unter der Decke verkroch und leise hustete.

„Und?“

„Mh?“

„Na willst du Wurzeln schlagen, oder erzählen?“, nein er war nicht ungeduldig, er wollte nur, dass Miki schnell wieder verschwand.

„Bist du sicher, dass du deinen Teil der Abmachung auch einhalten kannst?“

„Kannst du das mir überlassen? Schisser...“, das wollte Miki nicht auf sich sitzen lassen und so stellte er Yuki noch die Flasche Cola hin, die vom Vortag noch im Raum versteckt war.

„Du bist fast zu gut zu mir.“

„Gewöhn dich besser nicht dran, bei Aki bekommst du wieder die Peitsche.“

Yuki schwieg und zog eine Schnute. Miki war manchmal schon sehr gemein... dennoch angelte er sich die Colaflasche und umschlang sie mit seinen Armen. Das war seine hah! Die würde er genauso wenig hergeben, wie das Brot.
 

Miki allerdings war klar, dass er keine Zeit mehr schinden konnte. Also holte er tief Luft und nickte Yuki zu. „Ich werde ein wenig ausholen müssen, damit du auch den Rest über mein Leben erfährst, nachdem meine Eltern starben.“, er strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und Yuki fiel auf einmal auf, wie hübsch er doch war.

Doch diesen Gedanken vertrieb der kleine Blonde schnell wieder, schließlich wollte er nichts verpassen.

„Ich war gerade 10 Jahre alt glaube ich jedenfalls, als meine Eltern umgebracht wurden. Ich bin der Meinung, dass es ein Racheakt der Angels war, doch ich kann es nicht genau sagen. Ich für meinen Teil bin in einem Kinderheim gelandet. Keines von denen, wo man jeden Abend eine warme Mahlzeit bekommt und in einem schönen Federbett schläft. Wir mussten hart arbeiten und hatten ein Gruppenzimmer mit 20 Kindern in allen Altersgruppen. Selbst dort ging es noch zu, wie in einer Bande. Ich bin zwei Jahre später abgehauen und habe mich selbst durch Tokyo geschlagen. Damals war ich 12 und nicht strafbar, wie ich wohl wusste... ich habe geklaut, in Läden oder einfach Handtaschen.“, Miki stockte leicht und zuckte mit den Schultern. „Ich kann mich nicht an viel erinnern, nur an das Gefühl immer auf der Flucht zu sein. Eines Abends traf ich dann auf Kaede.... ich dachte erst, er wäre ein potentielles Opfer zum berauben, doch er war schlauer. Mit zwei oder drei Handgriffen setzte er mich außer Gefecht und ich hatte geglaubt, er würde mich gleich zur Polizei bringen....“, ein verträumtes Lächeln glitt über sein Gesicht. „Doch er nahm mich mit zu sich nach Hause und wir redeten die ganze Nacht. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass mir jemand wirklich zuhörte. Es war schön bei Kaede, er war witzig und er nahm mich bei sich auf, bis ich ungefähr 14 war und meine eigene kleine Wohnung innerhalb der Bande bekam.“, unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum.

„Ich hatte meine Erinnerungen an die Bandenaktivitäten meiner Eltern weitestgehend verdrängt, doch immer, wenn ich von Opfern hörte oder von neuen Schlachten kamen sie wieder hoch. Auch als er eine Freundin – Sayaka's Mutter – fand, war er dennoch immer für mich da. Es verging kein Tag, an dem ich nicht seine gütige Art und sein sanftes Wesen genießen durfte.

Kaede lagen die Menschen sehr am Herzen. Er wollte, dass die Devils zur Schule gingen, wenn sie es wollten, sie sollten eines Tages gute Jobs finden und die Bande verlassen. Er war ein sehr gutmütiger Mensch, der jeden noch so großen Fehler verzieh. Er wollte den Menschen immer helfen und selbst wenn es ein kleiner, schmutziger Junge in irgendeiner Straßenecke war.“, Miki lächelte wieder und lachte.

„Irgendwann wurde Minako, seine Freundin, dann schwanger und ich merkte, wie Kaede immer öfter zu mir kam. Er machte sich unheimlich große Vorwürfe, ein Leben in solch eine Welt zu setzen... zwischen Krieg und Straßenschlachten. Damals versuchte er immer und immer wieder Frieden mit den Angels zu schließen. Er war eher der diplomatische Typ und kämpfte nicht.

Allerdings hatte er mit Minako immer häufiger Streit und ich hatte mich zu dem Zeitpunkt längst in diesen wundervollen Menschen, der mich immer beschützte und mir immer zuhörte, verliebt.“, er grinste... „Ja ich war schon mit 14 schwul, nun guck nicht so, ich hatte es auch nicht geplant.“

Wieder rutschte er ein wenig auf seinem Stuhl herum. „Ich habe es ihm nie gesagt... ich dachte lange Zeit auch nur, dass ich einfach tiefe Verehrung für ihn empfinde.“, Yuki grunzte leise, hörte aber weiter gespannt zu und so ließ Miki sich nicht unterbrechen.

„Jedenfalls hatten sie eines Nachts, kurz vor der Geburt von Sayaka, wieder streit und er stand mitten in der Nacht auf einmal vor meiner Tür. Damals ist es passiert, genauso wie es mit uns passiert ist. Es war ungeplant und dennoch das schönste Ereignis meines Lebens, denn ich wusste danach das er meine Gefühle erwiderte. Auch für ihn war es das erste Mal.“, er grinst wieder mehr und zuckte mit den Schultern.

„Und ab da war ich der heimliche Geliebte aber ich konnte mir nichts besseres vorstellen, wirklich. Leider gab es immer wieder Probleme und als Sayaka auf der Welt war, wurden die Unruhen in den Banden immer stärker.“, einen Moment blickte er auf seine Knie..

Sollte er weiter reden?

„Ihre Mutter hat sich nie wirklich um sie gekümmert und so zogen Kaede und ich sie groß... immerhin ein wunderschönes Jahr lang. Als sie noch ganz klein war, versprach ich ihm, dass ich für sie sorgen würde, wenn ihm jemals etwas passieren sollte. Ich wusste nicht, ob er etwas gespürt hat oder so... jedenfalls beteuerte er mir, dass er immer nur mich wirklich geliebt hätte, aber von mir wolle, wenn er mich verlässt, dass ich nicht mein Leben lang alleine bin und einen guten Mann finde.“, er spürte Tränen in sich aufsteigen und schluckte hart. Nein er würde nicht weinen, doch über diese Sachen zu reden, war schwerer als darüber nachzudenken.

„Damals war ich gerade 15 geworden... als er starb war ich 16 und ganz allein mit einem Kleinkind von einem Jahr. Ich war selbst noch ein Kind und hatte gar keinen Plan vom Leben. Ich wollte nichts mehr, als immer bei ihm sein, mich von ihm beschützen lassen und für ihn da zu sein. Ich war zu der Zeit noch sehr naiv und kindlich.“, Yuki lächelte leicht, während Miki sich über die Augen wischte.
 

„Eines Nachts eskalierte ein Kampf zwischen uns und den Angels und sie brauchten dringend Hilfe. Als Kaede angerufen wurde, wollte ich in den Kampf ziehen, weil ich stärker und besser ausgebildet war, als er. Doch er hielt mich zurück. 'Du bist wertvoller und wichtiger als ich' hatte er gesagt und war selbst gegangen... und... ich hätte ihm nachlaufen müssen, ich hätte ihn aufhalten sollen, doch ich blieb alleine mit dem Baby Zuhause und wartete vergebens auf den Menschen den ich am meisten geliebt habe...“, ein trockener Schluchzer schüttelte ihn, doch Miki wollte weiter reden.

„Er stürzte sich in den Kampf und was genau passierte weiß ich nicht. Man hat mir nur erzählt, dass wohl einer der Angels, nahe bei Kaede, den Halt auf dem Dach verloren hatte. Kaede war, wie ich sagte, zu menschlich um es zu glauben und er stürzte sich über das Dach und bekam den Angel gerade noch so zu fassen. Er hat ihm das Leben gerettet und musste dafür sterben.“, seine Stimme wurde bitter und er blickte Yuki nun fest ins Gesicht. „Es war Aki... er hat ihn erschossen, aus nächster Nähe. Damals war er noch nicht der Boss der Angels, doch er hatte sich diesen Platz auch kurz darauf durch einen Mord erkämpft.

Kaede war sofort Tod, doch Aki trug ihn persönlich bis zu unserer Grenze, wo er ihn mir aushändigte. Ich erinnere mich nicht daran, was ich gedacht habe... ich weiß nur das ich geschrien habe... Kaede anflehte, mich bitte nicht zu verlassen... ich wollte nicht glauben, dass der Mann, der mir alles bedeutete auf einmal nicht mehr an meiner Seite sein sollte...

Ich wollte nicht alleine sein und dennoch hat er nie wieder seine Augen geöffnet...

An diesem Tag verlor ich meinen Glauben in Gott und begann Aki zu hassen... ich hasse ihn noch heute, doch offensiv gegen ihn vorzugehen, verbietet mir mein Stolz... ich liebte Kaede zu sehr, als dass ich diese Gang anders führen könnte, als er es getan hatte.

Nach seinem Tod habe ich mich ein halbes Jahr mit Sayaka zurück gezogen, habe mich selten in der Öffentlichkeit gezeigt...“, er schluckte wieder und Tränen liefen noch immer über seine Wangen.

„Aber ich kann mich nicht verstecken. Ich habe ihm versprochen zu leben... ihm die Welt durch meine Augen zu zeigen und ich kann dieses Versprechen nicht brechen. Deshalb kann ich mich auch nicht von dir töten lassen, Yuki. Ich würde ihn traurig machen... ich muss alt werden und dieses kleine Kind großziehen, dass einzige, was mir von ihm geblieben ist... sie weiß nicht, das Kaede ihr Vater war und ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, ihr eines Tages die Wahrheit zu sagen. Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt...“, wieder schüttelte er sich schluchzend und blickte zu Boden. Er wollte Yuki nicht sehen, er wollte diesen Hass in seinen Augen nicht mehr erleben.

„Ich müsste dich hassen, dafür das du dich von Aki ficken lässt, dabei hasse ich ihn nur noch mehr.. dafür, was er dir antut... ich werde diesen Mann eines Tages töten müssen, um Kaede zu rächen, doch noch ist dieser Augenblick fern.“, er blickte wieder auf und musste unter seinen Tränen traurig lächeln.

„Das war sie meine ganze traurige Geschichte... das Leben eines gescheiterten kleinen Jungen, der keinerlei Lebensperspektive hat und einem kleinen Kind ihre Zukunft versaut.“
 

Yuki hatte Miki die ganze Zeit gespannt und doch fasziniert gelauscht und hatte versucht den anderen nicht zu unterbrechen. Es war eine wirklich traurige Geschichte und irgendwie erinnerte sie Yuki ein wenig an seine eigene Geschichte.

Immerhin hatte er auch einen wichtigen Menschen in seinem Leben verloren, aber das es Miki mindestens genau so schlecht ging, wie ihm selber hatte er nicht vermutet. Aber.. Miki hatte der Person auch Rache geschworen und hatte bisher nicht aufgegeben, wie es jedenfalls schien.

Er selber wollte auch nicht aufgeben, aber wie konnte er seine Rachepläne, gegenüber seinem Erzfeind Miki, noch aufrecht halten, wo dieser gerade so verletzt und in Tränen aufgelöst vor ihm saß? Wie?

Er war schließlich auch nur ein Mensch, welcher Gefühle hatte. Und genau diese Gefühle machten sich gerade wieder selbstständig und eroberten den kleinen Blonden.

Als Miki seinen Blick wieder traurig abwandte, um seine Tränen zu verbergen, raffte sich Yuki etwas auf und kramte sich aus seinen Decken und Kissen heraus, schwang seine Beine aus dem Bett und tappste die eineinhalb Schritte auf Miki zu um dessen Kopf sanft an seinen Bauch zu drücken.

Ihm war fürchterlich kalt und sein Körper zitterte, aber er hatte gerade einfach das Bedürfnis, Miki etwas zu trösten.

Dieser zuckte erschrocken hoch, als er den erhitzten Körper bemerkte, welcher an ihn gedrückt wurde.

„Yuki..“, murmelte er ganz leise, worauf Yuki etwas lächelte.

„Es ist okay.. wein ruhig.. ich kenne das Gefühl, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wird und keiner ist da, der sich einem annimmt. Lass es raus..“, murmelte Yuki ganz leise und kraulte mit seiner Hand, welche er an Mikis Hinterkopf liegen hatte, sanft über dessen Haare.

Miki war einen Moment viel zu erschrocken und geschockt, als das er irgendwas erwidern konnte, doch ging ihm die sanfte Art des Blonden gerade wirklich nahe.

Leise schluchzte er wieder und klammerte sich sanft an dem Oberteil seines Gefangenen fest, ließ seinen Tränen einfach freien Lauf.

Es war ewig her, seit er das letzte mal wegen Kaede geweint hatte, doch gerade.. es kam alles wieder hoch, die schönen Gefühle, die Sehnsucht nach diesem Mann, die schlimmen Momente, die sie geteilt hatten.. einfach alles. Es tat entsetzlich weh, zwar nicht mehr so sehr, wie damals, als er gerade gestorben war, aber dennoch.. es war so schwer.

Er war dem Blonden dankbar, das er gerade da war. Dieser sagte nichts, stand einfach nur da und kraulte seinem FEIND – er musste es nochmal gedanklich erwähnen, weil er es sonst selber kaum geglaubt hätte – durch die Haare und versuchte diesem etwas Trost zu schenken.

Er selber verstand davon eigentlich nicht das meiste, hatte er doch am wenigsten Trost und Zuneigung bekommen, in der kurzen Zeit, wo er Zeit gehabt hatte um Kira zu trauern. Aber er hatte das Gefühl, das es gut war, was er hier tat.

Er wollte auch gar keine großen Reden schwingen, darin war er nie gut gewesen, aber so hier zu stehen.. es war okay.Vielleicht konnte er so wenigstens Miki etwas helfen.
 

Dieser brauchte einen Moment, bis er sich wieder einigermaßen gefangen hatte und leise schniefte.

„Dir ist doch sicher kalt. Du solltest.. dich wieder ins Bett legen.“, murmelte Miki leise und wischte sich über die Augen.

Yuki schmunzelte etwas und sah einen Moment an die Decke.

„Geht schon.“, nuschelte er nur und sah wieder zu Miki runter, welcher sich wieder mehr aufgesetzt hatte, ließ deswegen seine Hand vom Haarschopf, des nun kleineren Mannes, sinken.

„Aber, was ich dir noch sagen will.. du bist kein schlechter Vater für die Kleine. Sie hat dich gern, das sieht man und sie hat ein schönes Leben.. ihre Augen strahlen so sehr. Sie kann kein schlechtes Leben haben und glaub mir, mit dem, was sie hat, ist sie sehr zufrieden. Kinder sind stärker als man denkt und sie verstehen mehr, als man selber glaubt. Ich denke sie weiß, was hier Sache ist und sie wird auch wissen.. das sie Einschränkungen hat, nur wieso genau, wird sie noch nicht verstehen. Aber sie hat sich ihrem Umfeld angepasst und es macht ihr gar nichts aus, oder meckert sie viel?“

Miki sah Yuki verblüfft an, als dieser so begann zu sprechen, schüttelte jedoch bei dessen Frage den Kopf.

„Siehst du. Deine Lebensperspektive ist es, für dieses kleine, schutzlose Wesen ein Vater zu sein, sie groß zu ziehen und sie zu beschützen. Das ist deine Lebensperspektive und Aufgabe und ich denke, das du das bisher sehr gut machst. Und sag nicht, das du ihr die Zukunft verbaust, das ist doch quatsch. Du willst das Beste für sie und nur das Beste bekommt sie. Also hör auf sonen Bockmist zu labern, okay? Sonst werd ich echt mal böse.“, murmelte Yuki leise, während er sich wieder in sein Bett verfrachtete und die Decke fest um seinen Körper zog.

Miki beobachtete ihn noch immer mehr als sprachlos. War das wirklich Yuki? Der Yuki, den er hier gefangen hielt? Der kalte Kaze, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging? Das konnte er irgendwie kaum glauben.. und dennoch.. seine Worte waren sehr lieb. Vielleicht hatte er sogar etwas Recht, aber.. er hatte einfach das Gefühl, als wenn alles, was er tat, nicht gut genug für Sayaka war. Dennoch bedeuteten ihm die Worte von Yuki eine Menge.

„Du hast.. in ganzen Sätzen gesprochen.“, murmelte Miki leise, worauf Yuki ihn nun mal mehr als nur dumm ansah.

„Alter...“, murmelte er deswegen nur leise und war irgendwie Sprachlos.

„Oh.. ich hätte das nicht sagen sollen..“, murmelte Miki leise und musste wieder grinsen.

„Jetzt sprichst du nämlich wieder nur so abgehackt.“, setzte er hinzu, worauf Yuki leise lachen musste.

„Blödmann.. da versucht man jemanden zu helfen..“

„Das hast du.. sehr sogar.. danke.“

Yuki sah auf und den Schwarzhaarigen einen Moment verblüfft an, lächelte dann jedoch etwas und nickte.

„Schon gut.. sonen heulenden Devil kann man ja nicht ertragen.. schrecklich.“

„Ich kann noch weiter machen..“

„Du kannst es auch sein lassen..“

„Und?“

Yuki sah auf.

„Was und?“

„Erzählst du mir jetzt von diesem Mädchen?“

Yuki seufzte leise und lehnte sich zurück.

„Hab ich eine andere Wahl?“

Miki lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Sicher.. du kannst dein Versprechen brechen und es einfach sein lassen.“

„Nein.. so jemand bin ich nicht. Ich halte mein Versprechen. Jedoch werde ich... eines meiner längsten Versprechen brechen müssen.“

„Welches wäre das?“

Yuki lächelte irgendwie traurig, zumindest kam es Miki so vor.

„Das sag ich dir wann anderes.“, nuschelte er leise und Miki seufzte leise aus.

„Werde ich jemals all deine Geheimnisse erfahren? Ich hab das Gefühl, mit jedem Gespräch was wir führen, kommt mindestens ein neues Geheimnis dazu.“

„Hör halt auf mit mir zu reden, dann hat sich dein Problem praktisch erledigt.“

„Das würde dir wohl so passen.“

„Mehr als du glaubst. Aber gut, ich erzähl dir von diesem Mädchen..“

Miki spitzte die Ohren.

„Wirklich?“

„Ich bin zwar ein Arschloch, aber ich halte meine Versprechen, wie ich schon gesagt habe. Also machs dir bequem, leg die Füße hoch und hör zu.“

Miki nickte und sah Yuki gespannt an, welcher einen Moment nachzudenken schien.

Es herrschte eine Weile stille, bis Yuki wieder begann zu sprechen.

„Aber vorher.. gib mir doch noch ne Tasse Tee. Sonst verkackt meine Stimme nachher wieder.“

Miki schmunzelte leise und nickte.

„Sicher..“

Jetzt hatte er wirklich gedacht, das Yuki loslegen würde.. aber ja.. eigentlich hätte er es wissen müssen. Yuki war anders als die Menschen, die er bisher kennen gelernt hatte. Er war wahnsinnig verschlossen, sowas hatte er bisher eher selten erlebt, weil alle gleich mit ihren Problemen ankamen und Hilfe erwarteten. Aber Yuki... Yuki war jemand, der alles versuchte, damit er keine Hilfe brauchte. Der sein Leben selbst in die Hand nahm und immer versuchte die Zügel nicht abzugeben. Das war etwas, was Miki sehr erstaunte und faszinierte. Er wirkte so stark und unnahbar, aber wenn man ihn kannte, hinter diese Fassade blickte, konnte man sehen, das er garnicht so stark war.

Miki hing seinen Gedanken nach, während er eine Tasse mit Tee füllte und diese Yuki übergab, welcher dankbar nickte und einen kleinen Schluck trank.

„Oh Früchtetee.. du lernst dazu.“

„Ich merke mir, was andere mir sagen.“

„Du bist aufmerksam..“

„Ja.. viele sagen das.“

„Kira war das auch..“, murmelte Yuki plötzlich, worauf Miki ein überraschtes Gesicht machte.

Yuki hielt wirklich Wort? Bis eben hatte er wirklich gedacht, er würde nichts sagen, aber jetzt..

„Kira war.. meine Vertraute.. meine Seele.. mein Herz.. mein Feind.. sie war.. sie war der Wind..“

Miki lehnte sich etwas zurück und beobachtete Yuki, welcher an die Decke sah und einen Moment die Augen schloss.

„Sie hat mir damals den Namen 'Kaze' gegeben. Sie meinte, er würde zu mir passen. Wild und nicht zu bändigen.. und nicht zu fangen. Sie war ein Traceure, genau wie ich einer bin. Sie kam irgendwann zu uns. Ich wusste nicht, woher sie kam oder wieso sie zu uns stieß. Sie sah nicht aus wie jemand, der zwingend auf der Straße lebte.. oder es gar wollte. Wir gingen zufällig auf die selbe Schule.. in die selbe Klasse. Sie war irgendwann einfach da und hat sich neben mich gesetzt. Zuerst.. hatten wir nicht viel Kontakt miteinander. 'Hallo – wie geht’s' waren da so die Worte, die man am häufigsten gesagt hat. Sie kam zu uns in die Bande und war auch gleich sehr beliebt. Aber sie hatte immer nur Augen für mich. Ich hab das zuerst garnicht bemerkt, weil ich nur darauf fixiert war, besser zu werden als alle anderen. Sie hat mich viel beobachtet, aber nie angesprochen.. sie hat darauf gewartet, bis ich sie angesprochen habe. Ich fragte, warum sie mich immer beobachtet und sie meinte nur, das ich ihr gefallen würde.“

Yuki lächelte lieb und wurde etwas rot auf den Wangen, was Miki nicht entging und darauf ebenfalls lächeln musste. Yuki konnte sogar verlegen werden, wie niedlich.

„Mich hat das zu der Zeit nicht wirklich beeindruckt, aber sie gab nicht auf, bis es mich irgendwann genervt hat. Einfach, dass da jemand war, der mich beobachtet hat, aber nie etwas sagt und.. einfach.. da ist.. das war mir suspekt und irgendwann bin ich auf sie losgegangen.“

Miki konnte nicht anders und prustete leise, was Yuki zum schmollen brachte.

„Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Diese starrenden Augen..“

Er bekam eine Gänsehaut, wenn er noch immer an ihren Blick dachte.

„Ich bin auf sie los, aber sie hat sich nicht gerührt.. sie ist keinen Millimeter ausgewichen, hat sich kein Stück von mir provozieren lassen, sondern hat nur gelächelt, bis ich ihr eine gescheuert habe, weil ich so wütend war. Es tat mir danach entsetzlich leid, ich hab mich immer wieder entschuldigt, doch sie meinte, es wäre kein Problem.. ich solle sie einfach mal zum Essen einladen und alles wäre okay. Ich hab sie sofort eingeladen und ein paar Tage später.. sind wir zusammen Essen gegangen. Es war ein merkwürdiger Abend.. ich wusste nicht so recht, was ich zu ihr sagen sollte. Ich hatte nie viel Kontakt zu Menschen gehabt und war immer schon eher.. schweigsam. Aber sie hat so viel geredet und geredet und hat immer wieder versucht mich aus der Reserve zu locken, aber es hat nicht geklappt. Ich war stur.. bis sie mich fragte, was für ein Geheimnis ich hüte.“, murmelte Yuki leise und sah in seinen Teebecher.

Miki hingegen sah Yuki schweigsam an. Das waren in etwa auch die Worte gewesen, die er Yuki zu Anfang gefragt hatte, als dieser gelähmt auf dem Bett gelegen hatte.

Yuki seufzte leise und sah auf.

„Ich hab ihr natürlich nichts gesagt.. kein Wort, ich hab sie ausgelacht, ihr einen Vogel gezeigt und bin gegangen. Ich hab sie einfach stehen lassen, weil es mir zu dumm war. In mir drinnen jedoch tobte ein Kampf. Woher wusste sie, das etwas mit mir nicht stimmte? Woher wusste sie, das ich ein Geheimnis hatte? Das wollte mir nicht in den Kopf. Seit dem Abend bin ich ihr aus dem Weg gegangen. Sie war mir unheimlich.. doch sie gab nicht auf und im Endeffekt bin ich ihr dankbar dafür, das sie so stur war.

Sie hat mich immer wieder angesprochen, immer wieder und wieder, aber ich hab sie immer ignoriert.. so dachte ich zumindest. Aber eigentlich hatte ich es recht gern, wenn sie da war. Ihre nervige Art.. gefiel mir irgendwie und auch, das sie sich so bemühte um mich war schön. Ich hatte das Gefühl, das sie einfach da und ich nicht alleine war. Ich hab mich total an sie gewöhnt.. Doch irgendwann hat sie es einfach gelassen und ist weggeblieben. Es war merkwürdig, weil auf einmal keiner mehr da war, der nervte, keiner mehr da war, der einen etwas fragte oder allgemein einfach am erzählen war. Auch wenn ich immer so getan habe, als würde ich sie ignorieren, so habe ich ihr immer zugehört und irgendwie.. ist auch vieles hängen geblieben bei mir. So wusste ich zum Beispiel, wo sie hinging, wenn es ihr nicht gut ging und den Ort habe ich.. nachdem sie mich ein paar Tage ignoriert hatte.. aufgesucht und habe sie dort gefunden. Dieser Ort.. ist im Stadtpark. Da ist so ein kleiner See mit einem kleinen Aussichtspunkt mitten drinnen. Sowas wie eine kleine Insel.. da steht so ein kleines.. ja.. Häuschen.. es hat ein Dach und ein paar Balken..“, murmelte Yuki erklärend und zeigte mit den Fingern in etwa, was er meinte. Miki verstand in etwa, was er meinte und nickte, hörte dem Blonden dann wieder zu, welcher total in seiner Geschichte aufging. Seine Augen leuchteten förmlich, wenn er so erzählte.

„Jedenfalls meinte sie irgendwann mal, dass das ihr Lieblingsplatz sei, wenn sie traurig war und dort habe ich sie auch gefunden. Sie saß in dieser kleinen Hütte und sah zum See raus. Ich hatte mich nicht getraut sie anzusprechen, deswegen habe ich mich einfach neben sie gesetzt und habe mit aufs Wasser gesehen. Ich wusste.. wenn sie etwas zu sagen hatte, würde sie es tun. Wir saßen lange nebeneinander und haben geschwiegen, aber es war nicht schlimm, ich habe es genossen und sie genau so. Sie hat mir später gesagt, das sie mir dankbar war, das ich sie nicht gelöchert habe mit Fragen. Sie hat mir an dem Tag nicht gesagt, wieso sie so traurig war, am nächsten Tag ging es ihr nämlich wieder viel viel besser. Ich hab garnicht verstanden, was Sache war. Es war merkwürdig. Ich bin aus diesem Mädchen nie schlau geworden, egal wie sehr ich mich angestrengt habe. Seit dem Tag am See hat sie mich auch wieder aufgesucht und war wieder an meiner Seite. Ich war froh darüber.. sehr froh, weil ich nicht mehr alleine war. Ich verstand mich selber nicht, denn Nähe zu anderen Menschen war mir nie wichtig gewesen.. aber Kira wurde.. immer wichtiger für mich.. Unser Verhältnis zueinander wurde stetig besser und besser. Sie brachte mich sogar dazu, zu sprechen, über mich zu erzählen. Wir trafen uns oft einfach so.. einfach um zu reden oder auch zu schweigen. Wir brauchten nicht zwingend etwas sagen, damit wir den jeweils anderen verstanden, es ging auch ohne. Wir konnten in jederlei Hinsicht gut miteinander umgehen.. wir waren ein gutes Team, selbst im Kampf.

Wir haben oft zusammen Trainiert.. sie war die beste Partnerin, die sich ein Traceure nur wünschen kann. Ich habe wahnsinnig viel von ihr gelernt und sie von mir genau so, deswegen hab ich es auch nur soweit gebracht. Dennoch.. sie spürte, das ich ein Geheimnis hatte und sie wollte es wissen.. nicht selten fragte sie danach, bekam jedoch keine Antwort von mir. Ich wusste nicht, in wie fern ich ihr trauen konnte.“

Yuki seufzte leise und trank einen kleinen Schluck seines Tees. Es war merkwürdig dies alles zu erzählen.. vor allem, weil er es bisher nie jemanden erzählt hatte.

„Irgendwann kamen wir zusammen.. sie hatte mir ihre Liebe gestanden und auch ich konnte nicht abstreiten, das ich mich sehr zu ihr hingezogen gefühlt habe. Sie war meine Partnerin.. eine Person, auf die ich mich immer verlassen konnte, jemand, der mich nie anlog.. mich zeitweise sogar zum lachen brachte.. sie hatte beinahe mein vollstes Vertrauen erlangt. Ich liebte sie abgöttisch und mit jedem Tag wurde es stärker. Ich konnte nicht mehr ohne sie sein und ich wollte es auch nicht mehr. Sie war die Person, die mich aus meiner Einsamkeit geholt hat, die mich.. wieder leben ließ, neben meinem eigentlichen Plan. Wenn sie nicht da war, vermisste ich sie unheimlich, selbst wenn sie teilweise nur einen Raum weiter war, so war es, als wenn sie .. so unendlich weit weg zu sein schien..und sie schien das immer wieder zu spüren, wenn ich traurige Gedanken bekam, denn genau dann war sie immer da. Doch ich sollte etwas erfahren, was ich nie für möglich gehalten hatte.. denn auch sie hatte ein Geheimnis, von dem sie mir irgendwann erzählte. Ich dachte erst, sie wolle mich einfach auf den Arm nehmen, bisschen schocken oder sowas.. sie kam von den Devils..“, murmelte er leise und sah etwas auf.

Miki sah Yuki überrascht an.

„Sie kam von uns? Ich .. kenne keine Kira..“

„Sie hat bei den Devils als Shiroi gelebt.. sie wurde dann als Spitzel zu den Angels geschickt. Sie sollte mich ausspionieren um den Devils mehr Informationen zu bringen.. um sich selber mir anzupassen.. sie sollte mein Gegner werden und mich mit meinen eigenen Waffen schlagen. Aber sie hat nicht damit gerechnet, sich in mich zu verlieben. Also ist sie bei uns geblieben.“

Damit hätte selbst der Chef der Devils nicht gerechnet. Er kannte kein Mädchen, welches Shiroi hieß.. der Name war ihm vollkommen unbekannt. Aber wenn Yuki das sagte dann..

„Ich sehe schon an deinem Blick, das es dir komisch vorkommt. Shiroi war ein Bandenhopper.. sie ist von einer Bande zur anderen gewandert und war unter anderem auch eine Weile bei den Devils und hat dort mitgemacht. Sie wollte den Auftrag eigentlich auch zu ende ausführen... aber naja.. wie das Schicksal eben so spielt. Die Devils waren davon weniger begeistert und wollten sie zurück.. natürlich, sie war eine der Besten damals. Die Devils wollten ihren Kämpfer nicht verlieren.. deswegen kam es irgendwann zu diesem schicksalhaften Kampf.“

Yuki schwieg einen Moment und musste seine Gedanken etwas sammeln, welche verrückt zu spielen schienen.

„Der Kampf, der alles veränderte.. Die Devils griffen uns irgendwann an. Sie wollten Kira zurückholen, weil sie eine Verräterin war. Damals schien es noch verboten gewesen zu sein, wenn jemand wechseln wollte, jedenfalls wollten die Devils das nicht auf sich sitzen lassen. Aber die Angels haben gekämpft.. natürlich haben sie das, sie waren schon immer Kampflustig. Ich hab mir Kira geschnappt und bin weg.. einfach weg aus diesem Rummel, ich wollte nicht, das ihr etwas passierte, ich wollte sie beschützen. Wir waren auf den Dächern unterwegs, wie immer. Doch die Devils wussten um ihre Fähigkeiten und waren ebenfalls auf dem Dach. Sie kamen von allen Seiten, also haben wir gekämpft und alles getan, damit wir weiter konnten. Doch es waren zu viele.. wir kamen zu Zweit nicht gegen sie an. Also haben wir versucht abzuhauen. Ich hab sie einfach am Arm gepackt und bin los gerannt, ich hab versucht, uns den Weg frei zu kämpfen, was mir auch Augenscheinlich sehr gut gelang, aber...“

Yuki machte eine kurze Pause und starrte vor sich auf das Bett. Seine Hände zitterten stark und am liebsten hätte er abgebrochen zu erzählen, da das alles noch viel zu Real für ihn war, aber er wollte weiter machen.

Er atmete nochmal leise durch und Miki konnte hören, wie sein Atem zitterte.

„Wir sind los gerannt und wollten springen. Dabei mussten wir uns loslassen, weil während des Springens und Aufkommens brauchst du deinen ganzen Körper, es ist schwer sich dann auf jemand anderen zu konzentrieren, also haben wir uns losgelassen und sind gesprungen. Noch während ich sprang, hörte ich Kira hinter mir schreien. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich drehte mich im Sprung um, etwas, was man niemals tun darf, denn man muss immer nach vorn sehen dabei.. aber ich sah.. wie sie.. abstürzte. Einer der Devils hatte Kira am Fußgelenk erwischt und hatte sie festgehalten. Sie verlor dadurch an Schwung und Gleichgewicht und stürzte ab.. ins Bodenlose.. Ich höre immer noch ihren Schrei.. sehe immer noch ihr Angst verzerrtes Gesicht vor meinem, bevor sie an Höhe verlor.. Ich konnte ihr nicht helfen, wir waren viel zu weit auseinander.. Heute wünschte ich mir, ich wäre einfach hinterher gesprungen..“, murmelte er leise, bevor seine Stimme vollends versagte.

Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt, während er sich dieses Erlebnis wieder ins Gedächtnis rief. Ihm ging das ganze noch immer viel zu nahe. Er war nie wirklich damit klar gekommen.

Miki sah Yuki mitleidig an und hätte diesem gerade ebenfalls gern Trost gespendet, doch er wusste nicht, ob Yuki dies zulassen würde.

Doch das Yuki eine mindestens so traurige Geschichte barg, wie er selber, war ihm nie bewusst gewesen. Woher auch? Yuki wirkte immer so wahnsinnig stark und unnahbar.. so als wenn ihn nichts erschüttern konnte.. doch wenn er das so hörte..

Als Yuki sich wieder einigermaßen gefangen hatte, rang er wieder nach Stimme und setzte seine Erzählung fort.

„Ich bin sofort runter von diesem Dach, ich wollte zu Kira, ich hoffte, das sie noch am Leben war.. ich wollte nicht wahr haben, das sie vielleicht tot sein könnte. Ich war wahnsinnig verzweifelt. Doch leider.. kam jede Hilfe zu spät. Sie war sofort tot. Ich hab sie lange im Arm gehalten. Ihr Körper war Blutverschmiert, aber das war mir egal.. ich wollte nicht begreifen, das sie tot war. Sie war doch mein Gegenstück.. das Ende meines roten Fadens.. ich hab immer geglaubt, das uns nichts trennen konnte.. das wir füreinander bestimmt waren.. doch anscheinend waren wir es doch nicht. Aber das war mir egal.. ich konnte und wollte nicht akzeptieren, das ich wieder jemand verloren hatte, der mir wichtig war. Ich verfluchte mein Leben, brachte den Devil um, welcher an Kiras Tod verantwortlich war, in der Hoffnung, mir würde es dann besser gehen, aber mir ging es immer nur schlechter. Sie fehlte mir entsetzlich.. keiner verstand, was in mir vor sich ging.. Kira hatte es immer gewusst, sie kannte mich, wie mich sonst keiner gekannt hatte. Sie wusste immer, was mit mir war.“, schluchzte er leise und verbarg sein Gesicht einen Moment hinter seinen Knien, welche er nahe an seinen Körper gezogen hatte.

Miki betrachtete Yuki eine Weile, wie er da saß und immer wieder von fürchterlichen Schluchzern erschüttert wurde. Er tat ihm wahnsinnig leid und er hätte Yuki gerade so gern getröstet.. aber wie würde das denn rüber kommen, wenn er ihn nun in den Arm nahm?

Aber hatte Yuki sich darüber Gedanken gemacht, als er Miki getröstet hatte?

Miki biss sich auf die Unterlippe und stand vorsichtig auf, setzte sich neben Yuki auf dessen Bett und legte einen Arm vorsichtig um dessen Schultern.

Yuki schreckte einen Moment hoch und sah Miki aus verquollenen und verweinten Augen an, senkte jedoch gleich wieder den Blick.

„Die Angels.. waren nie gut darin Gefühle zu zeigen oder anderen zu zeigen, das man da war.. sie haben alle einen Bogen um mich gemacht. Ich war angreifbar, verletzt.. ich war im Grunde nurnoch ein Schatten meiner selbst. Ich war nicht bei Kiras Beerdigung und auch nie an ihrem Grab.. ich habe kein Foto von ihr oder gar eine Erinnerung.. ich hab nur.. das Bild in meinem Kopf, welches mir geblieben ist.. und selbst das verblasst langsam. Ich habe immer gedacht, ich komme damit zurecht, ich würde es schaffen, mich aus diesem Loch wieder raus zuziehen, in welches ich erneut geworfen wurde.. doch es klappte nicht.. und als ich am schwächsten war.. als ich am angreifbarsten war, kam Aki.“

Yuki schloss gequält die Augen, als er daran zurück dachte. Unbewusst lehnte er sich etwas mehr gegen Miki und sah dann wieder vor sich auf die Bettdecke.

„Er kam zu mir, war lieb und sanft.. gab mir, wonach ich mich all die Zeit gesehnt hatte.. nach einem Freund, der einfach für mich da war.. nur leider kapierte ich viel zu spät, was er wirklich vor hatte.. und als ich es verstanden hatte, hatte er mich schon längst so gefügig gemacht, sodass ich keinerlei Widerstand mehr leistete. Und der Widerstand, den ich leistete war nicht stark genug, als das ich mich hätte wehren können. Er hat sich mich einfach genommen.. und ich hab es fast widerstandslos über mich ergehen lassen. Aber das hat mich abgehärtet.. ich habe mich auf etwas neues fixiert.. ich wollte meine Gefühle abtöten, damit mich keiner mehr verletzen konnte und es ist mir weitestgehend gelungen. An mich ist niemand mehr heran gekommen. Ich bin zum Einzelgänger geworden, denn ich konnte niemanden an meiner Seite ertragen. Auch wenn Aki es gern gewollt hätte, aber für mich war und ist noch immer Kira meine Partnerin, welche ich im Wind wiedergefunden habe. Sie ist für mich zum Wind geworden, welcher mich leitet und beschützt. Manchmal, wenn ich draußen bin, spüre ich noch immer ihre Anwesenheit.. oder ich rede es mir nur ein, aber es ist wie, als würde mich jemand umarmen.. als würde jemand da sein.. ich bin nie über ihren Tod hinweg gekommen.. und bin es auch immer noch nicht. Das Herz vergisst niemals.“, hauchte er leise und schloss wieder die Augen, ließ seine Tränen wieder über seine Wangen laufen.
 

Miki hatte sich alles mit angehört und hatte seinen Kopf hinter sich an die Wand gestützte, während er für Yuki einfach da sein wollte und diesen vorsichtig im Nacken kraulte.

Ihm war die Geschichte näher gegangen, als er eigentlich gewollt hatte. Es tat ihm weh, zu sehen, wie sehr Yuki hatte leiden müssen. Er selber hatte nur eine wichtige Person verloren. Seine Eltern hatten sich nie gekümmert, deswegen war er über dessen Tod nicht sonderlich erschüttert gewesen. Aber Yuki schien seine Eltern sehr geliebt zu haben. Und dann noch dieses Mädchen.. er wusste, die Devils führten über jeden Neuzugang und Abgänger eine Kartei.. ob es wohl auch eine Kartei über Kira alias Shiroi gab? Er musste nachsehen, vielleicht würde er etwas finden und vielleicht hatte diese Kartei sogar ein Foto von ihr. Einfach damit Yuki eine kleine Erinnerung hatte. Er selber hatte ja alles von Kaede übernommen gehabt und hatte immer irgendwelche kleinen Erinnerungen.. seine größte und wichtigste war das Foto auf seinem Schreibtisch.

„Darf ich dich etwas fragen Yuki?“

Yuki schniefte leise und rieb sich über die Nase, nickte jedoch.

„Wieso.. hat dir Kira damals den Namen Kaze gegeben? Ich meine, Yuki ist doch ein schöner Name.. wieso?“

„Sie mochte meinen richtigen Namen sehr.. deswegen hat sie mir irgendwann einen Decknamen gegeben, damit nicht jeder Feind, jeder Mensch, den ich nicht kenne, meinen Namen benutzte. Also hat sie mir irgendwann den Namen Kaze gegeben und ich habe ihn aufrecht erhalten. Inzwischen ist es eine Art Verbindung geworden.“

Miki nickte. Okay, das klang einleuchtend. Er mochte beide Namen irgendwie, auch wenn Yuki wesentlich besser zu ihm passte.

„Ich bin mir sicher, das Kira auf dich aufpasst.. das sie immer noch in deiner Nähe ist. Ich bin fest davon überzeugt.“

„Bist du das wirklich, oder sagst du das nur, um mich zu beruhigen?“, fragte Yuki leise und zog eine Schnute, setzte sich dann aber wieder gerade hin. Er kuschelte sich ja förmlich an Miki heran, soweit kam das noch!

„Nein.. und auch ja.. aber wenn ich dich beruhigen wollen würde, dann würde ich etwas anderes machen. Aber so wie du mit dem Wind umgehst, mit ihm redest und ihn genießt.. ich bin mir sicher, dass da irgendwas dran ist. Man sollte nicht immer schlecht machen, an was andere glauben oder glauben wollen. Ich finde, jeder braucht seine eigene kleine Welt, in die er sich zeitweise zurück ziehen kann. Und du hast dir deine aufgebaut und das ist vollkommen okay. So sollte es sein.. und du solltest einfach weiter daran glauben und festhalten. Dann wirst du auch niemals vergessen.“

Yuki lächelte traurig und doch irgendwie lieb, als Miki ihm das so sagte.

„Danke..“, hauchte er deswegen nur leise und strich sich wieder eine Träne von der Wange.

„Schon okay.. und jetzt wein nicht mehr.. das steht dir garnicht.. ich mags viel mehr, wenn du lächelst oder gemein zu mir bist.“

Yuki kicherte leise, worauf aber wieder weitere kleine Tränen über seine Haut liefen.

„Das sagt sich so einfach..“

„Oh warte, ich hab da eine Idee..“, murmelte Miki grinsend und wusste, das es Riskant war und doch..

„Oh und welche?“, murmelte Yuki leise und rieb sich wieder resolut über die Augen, sah jedoch auf, als er Mikis Gesicht so vor seinem sah, wie es immer etwas näher kam.

„Du bist süß, wenn du weinst..“, hauchte Miki ganz leise und strich mit seinen Lippen nur hauchzart, einem Lufthauch gleich, über die Lippen von Yuki, bevor er sich wieder zurück lehnte und besser in Sicherheit brachte.

Yuki musste das gerade erst mal realisieren, wurde knallrot auf den Wangen und schnaufte.

„Du Arschloch!“, quiekte er total unmännlich und schmiss sein Kissen nach Miki, welcher leise lachte.

„Siehst du, so mag ich dich doch viel eher.“

Das Miki selber rot geworden war dabei, ignorierte er vollkommen. Er wollte Yuki gerade einfach nur wieder aus diesem Loch heraus ziehen, in welches er erneut drohte, zu versinken.

Und wie es schien, klappte es sogar ziemlich gut.

„Danke Yuki..“, murmelte Miki leise und setzte sich wieder auf seinen Hocker. Yuki hingegen sah den Devilboss nur dumm an, während er noch immer damit zu kämpfen hatte, sein Rot von den Wangen zu vertreiben.

„Wofür?“

„Das du mir dein Herz geöffnet hast. Ich denke.. ich kann dich jetzt viel besser verstehen.“

„Hmh..“

Yuki biss sich auf die Unterlippe und sah wieder vor sich auf die Decke.

„Aber.. ich muss dich trotzdem enttäuschen.“

Der Blonde sah wieder auf und Miki in die Augen.

„Ich kann nicht zulassen, das du mich tötest. Ich kann.. nichts dafür, das Kira oder deine Eltern getötet wurden, genauso wenig kannst du etwas dafür, das Kaede getötet wurde oder das du das kleine Spielzeug von Aki bist.. ich habe heute so vieles erfahren, was mein Denken, über das alles, komplett über den Haufen wirft.. und somit auch meine Einstellung dir gegenüber.. aber die hat sich in den letzten Wochen sowieso total verändert, je mehr ich dich kennen gelernt habe und auch kennen lernen durfte. Und ich bin dir dankbar, das du mir einen Einblick in dein Leben gegeben hast. Vielen Dank.“

Miki verbeugte sich etwas vor dem Blonden, welcher gerade garnichts mehr raffte.

Miki bedankte sich bei IHM? Hier lief doch irgendwas schief.

„Wenn du dein Ziel, mich zu töten, weiterhin aufrecht hältst.. dann muss ich dir da einen Strich durchziehen. Ich muss auf Sayaka aufpassen und sie beschützen.“

Yuki sah Miki weiterhin mit einem verwirrten Blick an. Was sollte er jetzt davon halten? Vor allem.. in wie fern konnte er sein Versprechen, welches er sich selber gegeben hatte, aufrecht halten? Miki hatte recht, er musste auf Sayaka aufpassen.. sie beschützen.. so wie er es eigentlich bei Kira gewollt hatte.. er hatte versagt.. er wusste, wie schlimm sowas war.. er konnte es Sayaka und Miki nicht auch antun. Viel mehr sollte er seinen Hass gegen Aki richten. Er sollte schleunigst über seine Prioritäten nachdenken.
 

„Naja.. aber.. ich werd dann auch mal wieder los. Sayaka ist schon viel zu lange allein zu Haus.“

Yuki nickte und sah zu Miki auf, welcher von seinem Hocker aufstand und seine Jacke schnappte.

„Ich hoffe dir geht’s bald wieder besser.“

„Sicherlich.. ich fühl mich jedenfalls schon viel besser .. irgendwie.“

Miki lächelte lieb und nickte.

„Das freut mich. Also dann Yuki.. man sieht sich morgen wieder.“

Yuki nickte nur und kuschelte sich wieder mehr unter seine Decke. Ihm war zwar immer noch etwas war, aber es war zum Glück nicht mehr so schlimm, wie am Nachmittag. Die Hühnersuppe schien wirklich geholfen zu haben. Und vielleicht auch die liebe Pflege von dem Schwarzhaarigen.

Yuki schloss die Augen, sah jedoch etwas auf, als er die Tür zur Zelle quietschen hören konnte.

„Pass auf dich auf..“, murmelte er ganz leise, was Miki wieder aufsehen ließ.

Machte sich Yuki etwa Sorgen?

„Sicher.. du kennst mich doch, ich kann mir doch nicht entgehen lassen, dir auf den Wecker zu gehen.“

Miki grinste und auch Yuki musste etwas grinsen.

„Sieht dir ähnlich.“

„Schlaf gut ne.“

„Werd ich.. gute Nacht.“, murmelte er noch leise, bevor er sich mehr unter die Decke kuschelte und den leisen Schritten lauschte, welche langsam aber sicher leiser wurden und irgendwann komplett verebbten.

Nun war er wieder allein.. wieso wurmte ihn das nur so sehr? Er war doch die meiste Zeit allein gewesen.. aber gerade.. er wünschte sich irgendwie, Miki wäre nicht gegangen.

Aber nun gut.. jetzt würde er einfach etwas schlafen und hoffentlich morgen wieder gesund sein!

Yuki lächelte und dachte nochmal an den Abend zurück, an die Geschichten, Erinnerungen, welche sie geteilt hatten und auch daran.. das Miki ihn wieder fast geküsst hätte.

Bei diesem Gedanken jedoch lief Yuki wieder rot an und verkroch sich nun ganz unter der Decke.

Verdammt eh..dieser Mann machte ihn schwach!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ling_LingChan
2012-01-14T13:15:57+00:00 14.01.2012 14:15
Die story ist echt gut^^
Bei den Lebensgeschichten musste ich heulen...

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Immer weiter so^^




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