Zum Inhalt der Seite

Das Orakel

Das Zeitalter der Fünf by Trudi Canavan
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Orakel

Es war eine laue Sommernacht. Der Wind strich zart aber beständig über die leicht gewölbte Wiesenlandschaft.
 

Oh kleine Träumerin, wer bist du nur? Sag es mir?
 

Da stand ein Mann von mittlerem Alters und von Hoher Statur.
 

Die Fünfte? Nein, oh nein die Sechste. Du tauchst auf als Fünfte und stößt zu uns als Sechste.
 

Seine Schulterlangen Haare wehten ihm zerzaust und ungebändigt übers Gesicht.

„Als Sechste? Wieso als Sechste, sind wir nicht viel mehr als Sechst. Sind? Sind einst gewesen wohl besser.“

Er kicherte wie ein Kind, pflückte ein weiteres Kraut und versteckte es rasch

unter seinen abgetragenen Kapas.

Noch einmal drehte er sich im Kreis.

Blickte umher wie ein, dem jagdtrieb verfallenes Brem.

Sein Blick viel auf etwas in einiger Entfernung. Seine Augen blitzten auf,

und er eilte in spielerischer Geschwindigkeit auf seine Beute zu.

Dabei kicherte er mehrmals vor sich hin, und fuhr fort.

„Sind gewesen… werden sein. Einerlei für mich! Doch kleine Träumerin wer bist du?“

Er hielt je Inne und griff blitzartig nach seinem Ziel.

Es war ein Schlafkraut, das er mit heller Wachsamkeit musterte.

Er drehte und wendete es und das Grinsen, das sich auf seinen Zügen ausgebreitet hatte wurde noch deutlicher. Er wollte es gerade zu seiner anderen Beute in den Kapas schieben,

zögerte jedoch um es erneut eingehend zu mustern.

Zweifelnd zog er seine Stirn in kraus

„Du bist doch eine Träumerin oder? Nein?“ Bestürzt über die neue Erkenntnis,

die seinen Geist durchflutete, verzog er sein Gesicht zu einer schmollenden Grimasse

„Wie schade. Wäre es nicht alles viel einfacher wenn du eine Träumerin wärst…?

Du hast es angefangen, doch zum Ende bringen, das wirst du nicht!“

Sein Blick schweifte zum Himmel ab, auf dem der Vollmond königlich thronte.

„Doch wer bist du?“

„Oh meine wissbegierige Gläubige, die du jeden deinen glauben schenkst und doch alles zu hinterfragen versuchst.

Doch höre kleines Mädchen Wissen und Glaube sind zweierlei Dinge.

Der Unterschied der deine Seele in zwei reißt. Zwei Stücke die unvereinbar in dir Ruhen. Nein! Nicht ruhen sondern kämpfen.“

Erneut begann er zu kichern und drehte sich spielerisch im Kreis

„Du solltest wissen, dass dein Wissen dir das Glauben unmöglich macht.“

Das Orakel begann den Kreis auszubreiten und lief nun quer über die Wiese, genoss es,

wie der Wind, der vom Meer heran wehte ihn mit rauer Wildheit streichelte und das hochgewachsene Gras seine Haut

dort liebkoste, wo es ihn streifte.

Er beschleunigte sein Tempo. Schneller. Schneller.

Bis es sich anfühlte als flöge er mit dem Wind und schrie ihm entgegen.

„Oh mein flügelloses Wesen steige in den Himmel empor! Doch gib acht wer hoch fliegt wird auch tief fallen!“

Er schloss die Augen und rannte in kindlicher Begeisterung weiter.

„Oh du treues Herz, das in Verrat sich windet.“ Ein wirres lachen brach aus ihm heraus. „Verrat! Verrat!

Spielchen oh kleines Wesen! Spielst du mit?- Ja das tust du.“

Ein letztes Kichern entkam seinen Lippen, dann hielt er inne und riss die Augen auf. „Was ist das?…

Du willst es nicht. Willst nicht mitspielen! Willst nicht? Willst nicht? Willst…“

Inzwischen war er kurz vor dem Abgrund zum stehen gekommen.

Abwesend starrte er in die Tiefe, die sich im darbot bis sich das Meer vor ihm ergoss.

Zögernd suchte er nach etwas, tief in seinem Geist.

Er hatte einen Fehler gemacht. Aber welchen? Nach einiger Zeit des Schweigens tauchte ein anderes Wort in

seinen Gedanken auf „…weißt?“

Erschrocken wich er zurück, die Augen mit Mitleid erfüllt.

„Weißt nicht? Oh armes Wesen. Spielst und weißt es nicht?

Dein Schicksal, auf ewig: Nie der Spieler. Immer die Figur.

Du glaubst an sie, doch sie verraten dich, benutzen dich, spielen mit dir. Doch armes Wesen, bist du nicht rechtmäßig eine Spielerin? Bist du ihnen nicht ebenwürdig? Selbst wenn sie dich eines anderen glauben machen wollen, so bist doch auch du…“

Bei den letzten Worten war Entrüstung in seiner Stimme erkennbar gewesen und nun starrte es mit Entschlossenheit hinaus aufs Meer.

Doch dann wich jener Blick der Verzweiflung und er flüsterte: „Sinnlos… für mich! Nicht für dich.

Sinnlos für jene, die wie ich schon viel zu lange leben ist ihr Spiel!“

Verträumt und mit einer tiefliegenden Sehnsucht trat er auf den Rand der Klippe.

„Oh meine Göttin aus Fleisch und Blut, die du als letzte von uns in jener Zeit geboren wirst,

die ich nicht mehr erleben werde…
 

obgleich …“
 

Er machte einen letzten Schritt nach vorn.
 

„ich sie nur zu gut kenne.“
 

Ein Licht erlosch mit der Seele die es trug und Stille entstand und hielt inne, bis zu dem Zeitpunkt,

da ein Mann ganz in weiß seine Heimat betrat, auf der Suche nach einem Wesen,

nach dessen Leben er trachten musste um seinen Göttern zu gefallen, nicht wissend das dieses ihm vorausgeeilt war.
 


 

AN: So, wenn ich so schlecht war, das ihr den FF nicht verstanden habt ist hier die Auflösung:

Es geht um das Orakel, das nach all den Jahren der Visionen ein wenig verrückt geworden ist.

Wir wissen ja alle, das das Orakel noch vor dem Auftreten der Weißen gestorben ist, und so stelle ich mir seinen Tod vor.

Die letzte seiner Visionen handelte von Aurayas Geschichte, u.a. über die Sache mit der fast-Traumweberin, dem Fliegen und letztendlich dem Spiel der Götter.

Und ja! Ich weiß immer noch das es die Seherin war die eig.

Die Visionen hatte. Ich finde halt das Orakel sich besser anhört als Seher =P
 

Glossar:

Kapas-Kleidungsstück aus DZDF

Brem-Tier aus DZDF

Träumerin- soll auf Aurayas anfängliche begeisterung für den Traumweberkult anspielen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SemeMary
2012-03-04T17:48:05+00:00 04.03.2012 18:48
ich finds schön, klingt richtig poetisch
allerdings stolpert man am anfang ein bisschen über die unkonventionelle gramatik
und ich bin mir nicht sicher, ob ich bei 'er' und 'sie' noch richtig durchgestiegen bin
-.-'


Zurück