Zum Inhalt der Seite

Geschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wortspielerei August 2013 Link

Mit allen Sinnen schreiben.

Sucht euch einen der folgenden Sätze heraus und schreibt ihn entsprechend der Sinneswahrnehmungen (sehen, hören, riechen/schmecken, fühlen) um.
1) Sie spazierte an einem lauen Herbstmorgen durch den Wald.
2) Er kam um die Mittagszeit auf einen belebten Marktplatz.
3) Sie saß mit akuten Rückenschmerzen im Wartezimmer des Orthopäden.
4) Er beobachtet mit ihr den Sonnenuntergang am Strand und küsste sie das erste Mal.
Ihr müsst nicht auf jede Sinneswahrnehmung speziell eingehen und sie in allen Einzelheiten beschreiben, aber erzählt möglichst bildlich, was da noch alles passiert und was euer Protagonist wahrnimmt. Wählt möglichst unterschiedliche Verben für die Sinneswahrnehmungen.
Maximale Wortzahl: 2500. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Wald

Schon immer hatte sie den Umweg durch den Wald der viel befahrenen Hauptstraße vorgezogen.

Sie mochte die Luft. Den Geruch von Geborgenheit, den Wilder Holunder und Kiefernzapfen verströmten.

Im Vorbeigehen streiften ihre Finger über Baumstämme. Manchmal würden sie ein Rindenstück abbrechen und es zerbröseln. Es war faszinierend, wie etwas Kantiges in so feines Pulver zerfiel.

Es knackte im Gebüsch zur linken. Sie blieb stehen. Ein Reh brach zwischen den Zweigen hervor und setzte in einem Sprung über den Weg hinweg. Es beachtete sie nicht; ihr kam vor, als hätte das Tier sie nicht einmal bemerkt.

Der Weg stieg an und wand sich eine Kuppe hinauf. Zwischen den Stämmen sickerte erstes Morgenlicht hindurch. Sie hielt ihr Gesicht ins Gold, aber es wärmte nicht. Das Jahr war schon zu weit fortgeschritten und der Sonne fehlte die Kraft.

Die Kiefern wichen zurück und sie trat zwischen silbernen Stämmen hindurch. Lauschte dem Rascheln der Blätter, die sich unter ihren Tritten Geschichten erzählten, von Zeiten, in denen sie noch auf den höchsten Zweigen wuchsen.

Sie vergrub die Hände fröstelnd in den Jackentaschen. Vielleicht sollte sie sich beeilen. Sie spähte auf die Uhr. Nein, wozu – der Bus würde auch nicht früher kommen.

Ein merkwürdiger Geruch stieg in ihre Nase. Moder, faule Eier und doch zu süß, zu harzig, zu sehr Wald.

Ihre Schritte beschleunigten sich. Ein Kribbeln glitt von ihrem Nacken die Wirbelsäule hinab in die Fingerspitzen und wärmte sie. Sie schloss die Augen und folgte blind dem Duft. Nur die Hände hielt sie nach vorn gestreckt, um nicht unversehens gegen einen Baum zu stoßen. Sie war wieder acht und auf der Suche nach dem Abenteuer, das doch hier irgendwo auf sie warten musste. Sie hatte es nie gefunden, aber vielleicht heute.

Ein bisschen außer Atem hielt sie inne, strich eine Strähne hinters Ohr und blickte sich um.

Ein gelbschwarz geflecktes Heer hatte die Laubschicht durchstoßen und reckte triumphierend die Kappen ins Morgenlicht.

Pilze.

Sie musste lächeln.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sunshishi
2013-08-30T15:15:45+00:00 30.08.2013 17:15
Hallo 0bi,


danke, dass du mitgemacht hast. Ich finde deine Geschichte sehr gelungen. Äußeres (Schreibweise) und Inneres (Inhalt) der Geschichte sind sehr gut. Mir gefallen deine Sätze, denn sie beschreiben tatsächlich Bilder. Satzaufbau und Grammatik sind gut bis sehr gut und deine Story entwickelt sich schön bis zum Höhepunkt.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
-ihr kam vor, - Fehlt hier nicht etwas?
-Lauschte dem Rascheln der Blätter, die sich unter ihren Tritten Geschichten erzählten, von Zeiten, in denen sie noch auf den höchsten Zweigen wuchsen. - Toll!!!^^

Ansonsten eine rundum gelungene Kurzgeschichte. Und so schön knackig kurz, dass ich sie locker mal zwischendurch lesen und kommentieren konnte^^ Danke.


Liebe Grüße
SuShi



Zurück