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Morpheus und die Gefallenen

Zera x Jaibo
von

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-Litchi-Träume-

"Sieh nur, Zera, die Litchifelder - sie sind gar nicht verbrannt!", rief Jaibo fröhlich aus, während er ihn am Handgelenk packte um es ihm zu zeigen.

Er konnte seinen Augen kaum glauben. Tatsächlich. Nichts war verbrannt. Dabei hatte sie Jaibo doch selbst angezündet. Oder war das nur ein Traum gewesen? Würde Jaibo tatsächlich so etwas tun?

Sie standen da und hatten sich an den Händen gefasst. Die Sonne tauchte das heruntergekommene Industriegebiet, in dem sie sich befanden in ein glutrotes, metallisches und dennoch warmes Licht.

Aber wo waren die anderen? Sie waren nicht da. Das war nicht richtig.

Er sah Jaibo an. Und seine Augen weiteten sich. Das war nicht der vierzehnjährige Jaibo, das war ein erwachsener Jaibo, der ihn nun um ein kleines Stück überragte und ihn wehmütig anlächelte.

"Das ist nicht real. Ich hab die Felder damals wirklich angezündet", sagte er. Und dann ging er ein paar Schritte, entfernte sich, lief über die Litchipflanzen und jedesmal, wenn einer seiner Füße die Erde berührte, ging eine Pflanze in Flammen auf.

"Warte!", rief er. Er hörte seine eigene Stimme seltsam unheimlich in seinen Ohren widerhallen.

"Jaibo, geh nicht weg, wir haben uns doch erst wieder gefunden!"

Jaibo blieb stehen. "Was denkst du, würde passieren, wenn wir uns wieder sehen? Wäre alles wie früher? Oder würde alles besser werden?"

Darauf wusste er keine Antwort. Plötzlich sah er sich selbst in seinem erwachsenen Körper und hörte sich sagen: "Ich weiß es nicht. Aber ich will es!"

"Nur, um zu sehen, was passiert?"

Er konnte nicht mehr antworten.

"Wenn es dir ernst ist, dann ... treffen wir uns an den Litchifeldern."

Er entfernte sich weiter.

"Aber wann?"

"Du wirst es wissen."
 

Dann löste sich Jaibo auf und die Traumwelt um ihn herum wurde durch das Piepen eines Weckers durchzogen und verschwamm dann zu einem grauen Mischmasch, bis er schließlich die Augen aufschlug. Benommen tastete er nach seiner Brille.

Was für ein seltsamer Traum.

Er wurde ihn den ganzen restlichen Tag nicht los.

"Du wirst es wissen", murmelte er und schüttelte den Kopf leicht dabei. Es war nur ein Traum. Nichts, als ein Traum.

An den Litchifeldern. Ein leichter Schauer überzog Zeras Körper. Es war Jahre her, seit er dagewesen war. Genauer gesagt, seit jenem Tag, an dem sie knapp der Zerstörungswut Litchis entkommen waren und er beinahe seinen Arm verloren hätte.

Ihre Freunde, alle tot. Was aus Kanon geworden war, wusste er nicht. Er hatte sie nur noch einmal gesehen, bei ihrer Aussage vor Gericht. Sie hatte ihn nicht angesehen, er erinnerte sich nur die die wütenden und hasserfüllten Blicke der Eltern des Mädchens, die ihn getroffen hatten. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Familie daraufhin die Stadt verlassen hatte. Er wischte jegliche Gedanken daran fort, dann ging er den Dingen nach, den er nachzugehen pflegte.

Es wurde Abend. Nacht. Der nächste Tag brach an. Nichts weiter geschah. Vorerst.
 

"Honeybee, du bist heute irgendwie nicht bei der Sache", knurrte Kagerou gereizt, während er ihn daraufhin noch härter fickte. Jaibo zuckte zusammen und murmelte eine Art Entschuldigung. Er musste besser aufpassen. Durfte sich gedanklich nicht so abdriften lassen.

Sein Freund zog sich mit einem verächtlichen Schnauben aus ihm zurück und riss ihn grob herum, dass er auf dem Bauch vor ihm lag. Sie waren schon eine Weile dabei und gegen Ende hatte Kagerou nie sonderlich viel Geduld. Diesmal drang er von hinten in ihn ein, während er ihn an den Haaren zurückriss, sodass sein ganzer Oberkörper zitternd angespannt war und als er sich wenig später zum Orgasmus gewunden hatte, ließ der Ältere von ihm ab und er sich erschöpft in die Kissen fallen. Irgendwie war ihm heute nicht danach gewesen. Aber Kagerou hatte schlechte Laune gehabt und wenn der Mann schlechte Laune hatte, wurde er unleidlich. Also hatte er ihm gegeben, was er brauchte, damit er seine Ruhe hatte und weiterhin seinen Gedanken nachhängen konnte.

Kagerou zündete sich eine Zigarette an und streichelte mit einer Hand nachsichtig seinen Hintern. Scheinbar war alles wieder in Ordnung. Dieser Kerl war ja so berechenbar. Plötzlich widerte es ihn einen Augenblick an, dass er ihn berührte, dass er ihm das Gefühl gab, sein Besitz zu sein und seiner Fuchtel zu unterstehen.

"Ich geh duschen", sagte er knapp und stand auf, die Blicke auf seinem nackten Körper spürend.

"Ich treffe mich nachher noch mit ein paar Arbeitskollegen", rief der Ältere ihm hinterher. "Stell nichts Dummes an, wenn ich weg bin."

Jaibo brummte irgendetwas vor sich hin und stellte dann die Dusche an. Normalerweise stand er auf das glitschige, schmutzige Gefühl von Sperma und Blut auf seiner Haut, von Schweiß, der nicht nur sein eigener war, den Geruch von Sex und Körperflüssigkeiten, den Muff im Zimmer hinterher.

Aber gerade jetzt ... war es anders. Jetzt ertrug er es plötzlich nicht. Er duschte lange. Sehr lange. So lange, bis er hörte, wie sein Freund die Wohnung verließ und als er dann aus der Dusche heraustrat, war seine Haut bereits ganz schrumpelig.
 

Die Wahrheit war, dass er seit neulich einem seltsamen Traum nachhing. Er konnte sich nichtmal mehr wirklich an diesen Traum erinnern, aber was er wusste war, dass er mit dem seltsamen Gefühl aufgewacht war, einen Ort aufsuchen zu wollen, den er in Gedanken längst ad acta gelegt hatte. Warum, wusste er nicht. Je länger er diesem inneren Drang Widerstand leistete, desto unausgeglichener und übellauniger und nervöser wurde er. Und schließlich beschloss er, dass er am nächsten Tag dorthin gehen wollte, in aller Herrgottsfrühe, wenn die Sonne gerade aufging. Sonnenaufgänge hatten irgendwie immer etwas Erfrischendes, Belebendes.
 

Alles brannte. Alles, was er berührte, fing Feuer. Er war den Tränen nahe. Nein! Nein, das hatte er doch nicht gewollt!

Zera wandte sich von ihm ab. Verfiel seinem eigenen Wahnsinn und er erreichte ihn nicht mehr.

Sie waren in dem alten Industriegebäude, das früher der Hauptsitz des Clubs gewesen war. Um die rostigen Rohre und aus dem kalten Fußboden, zwischen den Ritzen und an Stellen, wo es gar nicht möglich war; Überall wuchsen Litchipflanzen und sie wuchsen schnell. So schnell, dass er Zera aus den Augen verlor. Er wollte die Pflanzen zur Seite schieben, aber wenn er sie berührte, fingen sie an, zu brennen und die Wand aus Feuer zeigte kein Erbarmen, sie ließ ihn nicht durch. Er sah plötzlich die Gestalten von Niko und Tamiya in den Flammen. Das heißt ... das war nicht ganz richtig. Sie bestanden aus Feuer und Flammen, ihre Gesichter flackerten und Jaibo glaubte, in Nikos Gesicht Schadenfreude und Hohn zu erkennen, während in Tamiyas Gesicht so etwas wie Bedauern lag. Aber genau erkennen konnte man es nicht.

Sie öffneten synchron die Lippen und sagten etwas, doch das Tosen der Flammen war so laut, dass er es nicht hörte.

"Was?", schrie er verzweifelt. "Ich verstehe euch nicht, wo ist Zera? Wo ist Zera?"

Dann lösten sich die Flammen auf und er hörte Tamiyas Stimme. "Du musst schnell sein, wenn du ihn kriegen willst."
 

Mit Zeras Namen auf den Lippen wachte er auf. Es war noch dunkel draußen. Er war hellwach. Als er sich benommen ins Gesicht fasste, spürte er nasse Tränenspuren.

Irgendwie spürte er, dass er nicht mehr zögern durfte.

Und so zog er sich an und verließ noch vor Tagesanbruch die Wohnung.

"Du musst schnell sein, wenn du ihn kriegen willst", murmelte er vor sich hin, als er in der Straßenbahn saß, die ihn an jenen Ort zurück bringen sollte.

Er wusste, dass er sich schuldig fühlen sollte wegen Tamiya und Niko. Und irgendwie tat er es auch. Aber irgendwie auch nicht. Es war seltsam. Indirekt war er ja für ihren Tod verantwortlich. So irgendwie.

Er kam damit klar, ein schlechter Mensch zu sein. Er verdrängte nichts, was er getan hatte, denn auch, wenn es grausam gewesen war, so war es doch ein Teil von ihm und er musste damit leben.
 

Er war zu Fuß gegangen. Dabei war er an ihrer alten Schule vorbeigekommen. Die Schule war nach den Vorfällen von damals geschlossen worden und war nun ein herunter gekommenes Gebäude mit dunklen, drohenden Fenstern und er war schnell weiter gegangen, wollte nicht zu lange verweilen.

Die Gegend selbst hatte sich kaum verändert. Warum ihn seine Eltern hier zur Schule geschickt hatten, war ihm bis heute ein Rätsel, aber er legte es auch nicht darauf an, in Vergangenem zu wühlen, mied er doch den Kontakt zu seinen Eltern, wo es nur ging.

Es war nicht mehr ganz dunkel, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Wenn sie es überhaupt tat, das war im Winter ja immer so ein Glücksspiel.

Die Gassen, die schlechten Straßen, die schmuddeligen kleinen Geschäfte, die wohl nur gut liefen, weil unter dem Ladentisch Hehlerware oder Drogen weiterverkauft wurden.

Der Spielplatz, der schon vollkommen verfallen war und der mehr von den Heroinsüchtigen als Aufenthaltsort genutzt wurde, als, dass da noch Kinder spielten. Aber so war sie schon immer gewesen, diese Gegend.

Nur erst jetzt, wo er ein Leben in mittlerem Wohlstand führte, erkannte er wie schrecklich es hier damals eigentlich wirklich gewesen war. Aber als Kind sah man viele Dinge eben noch mit anderen Augen.

Als er dem Industriegebiet näherkam, das an diese Gegend unmittelbar angrenzte, verlangsamten sich seine Schritte automatisch.

"Was will ich eigentlich hier?", murmelte Zera vor sich hin. "Das ist doch verrückt."

So gesehen rannte er hier buchstäblich einem Traum hinterher. Mal wieder. Bald müsste er die Stelle erreichen, wo er drei Jahre seines Lebens mühevoll die Litchipflanzen angebaut hatte. Eine Stelle, die niemand gewagt hatte, zu betreten. Der Hauch des Bösen hatte sie wohl umweht.

Bis die Flammen alles reingewaschen hatten. Eine plötzliche Abenteuerlust packte ihn - wie es dort jetzt wohl aussah? War er dazu bereit? Er wusste es nicht. Aber das würde sich zeigen.
 

Er ging langsam um das Gebäude herum und hatte plötzlich großes Herzrasen. Er spürte die Kälte kaum.

Als er an jene Stelle kam, zeigte eine klare Januarsonne gerade ihre ersten Strahlen am Horizont.

Tatsächlich erkannte er mit Staunen, dass sich die Pflanzen offenbar erholt hatten. Es waren jetzt sogar viel mehr. Aber sie hatten nicht mehr jene Wirkung auf ihn, wie damals. Er kniete sich nieder und berührte eine der gefrorenen Früchte, die keine Zeit mehr gehabt hatte, zu verfaulen, ehe der Frost gekommen war.
 

"Konserviert und ewig jung, was?", drang plötzlich eine leicht erstickte Stimme an sein Ohr und er hatte keine Gelegenheit, sich umzudrehen, da er Schritte näherkommen hörte und ein Körper, der sich niederkniete. Arme, die sich mit einem mal von hinten um ihn schlangen.

Er riss die Augen auf. Der betörende Duft von Rosen und Ebenholz drang ihm in die Nase und ließ ihn schwindeln.

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. 'Jaibo', wollte er sagen, aber nur ein heiseres Krächzen verließ seine Lippen. Dieser warme Körper. Nicht tot, nicht kalt. Er war hier. Und er lebte.
 

"Peter..." Ein Flüstern. "Bitte schwör mir, wenn du mich jetzt ansiehst, dass du mich nicht hasst, weil ich erwachsen geworden bin."

Das erste Mal seit Jahren kämpfte Zera Tsunekawa mit den Tränen. "Wie könnte ich dich je hassen, Wendy?"
 

Die Umarmung erschlaffte und Zera drehte sich um und - es war plötzlich, als wären diese Jahre nie gewesen. Wie mechanisch griff er Jaibo ins Gesicht, hielt ihn bei den Wangen, sah ihn sich an, er war so wunderschön, genau wie damals. Nein. Noch schöner. Jaibo liefen die Tränen über die Wangen.

"Heulsuse", murmelte Zera. Dann küsste er ihn. Jaibo krallte die Hände an seinem Revers um ihn näher zu sich zu ziehen, verlangend nach diesem lange verloren geglaubten Geschmack und er erwiderte den Kuss viel intensiver, als er ihm gegeben wurde. Und plötzlich verschwand die Kälte aus seinem Herzen.

Sie atmeten beide schwer, als sie voneinander abließen. "Wo warst du nur solange, Jaibo?"

"Ich wusste nicht, wie ich dich finden sollte." Eine gemurmelte Antwort. "Oh Gott, Zera, ich liebe dich immer noch. Ich hab dich immer geliebt. Und jetzt ..."

Zera sagte nichts. Küsste ihn nur auf die Stirn, dann murmelte er. "Komm, der Boden ist kalt."

Jaibo nickte und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen.

"Sollen wir...?" Jaibo sprach diesen Satz nicht zu Ende. Er war gerade viel zu aufgewühlt, um auch nur einen einzigen vernünftigen Satz zu formulieren. Aber Zera wusste auch so, was er sagen wollte. Er nickte wortlos.
 

Sie fassten sich bei den Händen, als wären sie zwei kleine Jungen, als sie in Richtung des Gebäudes gingen, das sie damals als Quartier für ihren Club genutzt hatten.

Die Tür klemmte ein wenig, aber mit etwas Mühe gelang es ihnen, sie aufzustemmen. Der Muff von Schimmel schlug ihnen entgegen. Richtig. Damals war ja alles geflutet gewesen.

Jaibo ging voraus, die rostige und mit Grünspan bedeckte Treppe hinunter, während Zera zögerlich hinter ihm her kam.

Ihm erschien das alles plötzlich so unwirklich. Sofort fielen ihm die Stellen auf, an denen ihre Freunde gestorben waren. Ging man näher hin, so konnte man tatsächlich noch eingetrocknete Blutflecken erkennen. Es schüttelte ihn kurz. Aber auch eine seltsame Art von Faszination wallte wieder in ihm auf. Er sah zu Jaibo hinüber, welcher gedankenverloren vor dem in sich zusammengefallenen Podest stand auf dem sie damals Kanon auf einer Art Thron gefesselt festgehalten hatten.

Dem Podest, auf dem ihm Jaibo vor der schlafenden Kanon den Schwanz gelutscht hatte und ein seltsames kribbelndes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus bei dieser Erinnerung, rieselte weit herab und er spürte ein leichtes Ziehen in der Lendengegend.

Er ging auf Jaibo zu, wollte etwas zu ihm sagen, um sich davon abzulenken, als ihm plötzlich etwas ins Auge stach. Nein, das konnte doch unmöglich ...

Er bückte sich und hob das Stück Holz auf - tatsächlich - es war der obere Teil der zerbrochenen Königsfigur. Fest klammerten sich seine Hände darum, dann stand er wieder auf und ließ es in seine Tasche gleiten.
 

Er spürte Zeras Lippen plötzlich auf seiner Haut, den Atem in seinem Nacken und eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper, er schloss einen Moment die Augen. Spürte, wie Zera sich an ihn presste und dessen Erregung, was ihn erneut schauern ließ. Er wollte ihn. Immer noch. Er hatte offensichtlich nichts von seinem Liebreiz verloren.

"Ebony Rose", flüsterte Zera nahe an seinem Ohr und ein leises Stöhnen rollte Jaibo von den Lippen. "Komm, lass uns von hier weg gehen. Dieser Ort ist schon viel zu lange tot."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shizana
2013-12-27T17:53:30+00:00 27.12.2013 18:53
Oh. Mein. Gott!
Dieses Kapitel hat so viele Juwelen … So viele kurze Stellen, einzelne Sätze, die mich in wahre Verzückung versetzt haben. So … so… ich bereue nichts.

- Er verdrängte nichts, was er getan hatte, denn auch, wenn es grausam gewesen war, so war es doch ein Teil von ihm und er musste damit leben.
Das ist der erste Satz, bei dem ich wirklich für einen Moment innegehalten habe und ihn auf mich wirken ließ. Er ist einfach so schön. So aussagekräftig. So ehrlich. Ich liebe ihn.

- Der Muff von Schimmel schlug ihnen entgegen. Richtig. Damals war ja alles geflutet gewesen.
Auch diesen Satz liebe ich. Nicht, weil er alleinstehend und für sich besonders ist, sondern weil er einen solchen Realitätsbezug in sich trägt, wie man ihn selten in FFs zu sehen bekommt. Ich finde es toll, wie gut du selbst mit dieser Geschichte und deiner gewählten Zeit mitgegangen bist. Alles wirkt original, originell und glaubwürdig. Hätte ich mehr als zwei Daumen, würde ich auch die in die Höhe strecken.

- "Komm, lass uns von hier weg gehen. Dieser Ort ist schon viel zu lange tot."
Schön. Einfach nur schön. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.


Dieses Kapitel war an sich kurz, knackig, aber nicht zu knapp. Die einzelnen Parts von Zera und Jaibo laufen hier sehr schön ineinander. Obwohl ich im selben Atemzug sagen muss, dass es etwas sehr unvorbereitet kam und man erst mit dir mitschalten musste, dass du mit den Absätzen in den Perspektiven wechselst.
- "Was will ich eigentlich hier?", murmelte Zera vor sich hin.
Bei dem Absatz mit der Umgebungsbeschreibung und der Schule zum Beispiel fiel mir erst an dieser Stelle auf, dass ich nicht mehr bei Jaibo, sondern bei Zera bin. Das kam etwas spät, die Erwähnung hätte schon früher erfolgen müssen, damit man dir als Leser problemlos folgen und rechtzeitig umschalten kann. Das ließ mich etwas aufbrummen.
Selbes dann leider auch mit der Verwendung der Absätze.
- "Konserviert und ewig jung, was?"
Geht man mit der Reihenfolge deiner großen Absätze mit, wer dieser ein Zera-Abschnitt gewesen. Ich ging mit diesem Satz also davon aus, dass es Zera ist, der das zu Jaibo sagt, und war dann irritiert, als es dann doch Jaibo ist, der Zera umarmt. Irreführung, bei der ich das zweite Mal widerspenstig geknurrt habe.
Kurzum: Es wäre besser gewesen, hin und wieder in den Absätzen zu erwähnen, bei wem man gerade ist. Und das zeitnah. – Ehrlich, ich liebe dieses Kapitel! Aber diese Unebenheit und dass mir als Leser deine Führung fehlte, hat mich verärgert. :(

Sonst aber rein inhaltlich sehr schön gemacht. Eine sehr warme Reunion an einem kalten Wintermorgen. Selbst, wenn man die Serie nicht kennt, kann man soweit gut folgen und sich die Kulissen größtenteils gut vorstellen. Sehr gut gelungen.


Zum unangenehmen Part gibt es hier nicht so viel zu sagen wie in den Kapiteln zuvor. Es ist überflüssig, mich in Punkten zu wiederholen, die ich bereits genannt habe. Also schauen wir einmal, was mir hier Neues aufgefallen ist.

- […] er erinnerte sich nur die die wütenden […]
An die wütenden?

- […] und er sich erschöpft in die Kissen fallen.
Hier fehlt ein „ließ“.

- […] erkannte er wie schrecklich es hier damals eigentlich wirklich gewesen war.
Dieser Satz ist sehr holperig formuliert und hat mich im Lesefluss stolpern lassen. Versuche, das „eigentlich wirklich“ zu umgehen, am besten, indem du dich für eines davon entscheidest.

- "Wo warst du nur solange, Jaibo?"
Beliebte Unsicherheit. „Solange“ und „so lange“ sind zwei verschiedene Dinge. Bezieht es sich auf eine lange Zeitspanne, ist es „so lange“; bei einer Zeitüberbrückung sprechen wir von „solange“.


Und das war’s auch schon. :)
Jetzt hoffe ich nur, dass du meine Begeisterung für dieses Kapitel nicht mit einem überdrehten Adult-Kapitel aufhebst. Hoffentlich nicht.
Re-✖✐✖


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