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Kaffee und Vanille 2

von

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Vom Training und dem Poltergeist

Das nächste Semester beginnt ziemlich chillig, was ich gar nicht erwartet hätte. Wahrscheinlich habe ich mich so auf die Prüfungen und den damit verbundenen Stress konzentriert, dass ich schon gar nicht mehr daran geglaubt habe, dass es auch ohne geht. Aber tatsächlich ist es so. Unser Alltag geht einfach weiter. Valentin hat weiterhin seine Bandproben, ich weiterhin mein Basketballtraining. Dazwischen Lesungen und viele gemeinsame Stunden, die wir zu nutzen wissen.

Fast habe ich Angst, es könnte langweilig werden. Weil eben alles so einfach ist und so alltäglich. Aber wenn ich daran geglaubt habe, dass es mit Valentin jemals langweilig oder alltäglich werden könnte, dann habe ich mich ziemlich getäuscht…
 

„Es ist schön, dass du wieder hier bist,“ begrüße ich Tobias bei unserem ersten Training. Er lächelt begeistert und haut mir mit voller Wucht auf die Schulter, so dass ich fast vorn über fliege. Tobias nimmt davon wenig Notiz, begrüßt nur alle anderen aus dem Team. Wir sind heute nur zu Sechst, was ungewöhnlich ist. Gerade beim ersten Training nach den Ferien kann man eigentlich damit rechnen, dass alle erholt bereitstehen.

Aber wenigstens sind die Stammspieler alle hier. So können wir zumindest in unserer gewohnten Formation Pässe üben.

Sascha ist der einzige, der neben uns noch hier ist. Er ist unser zweiter Center, kann Tobias auch das Wasser reichen. Ich glaube, dass kann jeder hier. Wir sind nicht mehr in einer kleinen Schulmannschaft, sondern hier, wo einfach jeder sein Bestes gibt, wo jeder wie ein Profi spielen möchte.

Manchmal muss ich mir das neu ins Gedächtnis rufen. Vor allem dann, wenn ich solche Leute wie Rick um mich herum habe.

Mittlerweile habe ich mich über unseren Power-Forward informiert. Er heißt eigentlich Richard, will aber nur Rick genannt werden. Auch nicht Richie oder so… nur Rick. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, aber mir soll es Recht sein. Ich versuche sowieso, gar nicht mit ihm zu reden.

Das er unser Power-Forward ist, passt hingegen wie Faust aufs Auge. Ich war immer Vic gewöhnt, der mit fester Entschlossenheit zur Sache gegangen ist, aber dabei doch nur kraftvoll und nie brutal war. Rick hingegen macht seinem Ruf alle Ehre. Als Power-Forward sollte man eben durchsetzungsstark und kräftig sein – was er ist. Und was er ausnutzt. Es ist anstrengend, weil er so ständig vom Platz geschmissen wird, weil er zu viele Fouls macht.

Ich habe schon überlegt, ihm eine andere Position zu geben. Eine, in der er nicht nur blocken muss, wo er mehr offensiv, statt defensiv spielt. Aber irgendwie findet sich da keine passende. So undurchdacht er auf dieser Position ist, so sehr passt sie doch auch zu ihm.

Frustriert wende ich mich von ihm ab. Er ist mir ein Dorn im Auge. Er und seine Position. Es bereitet mir viel Kopfzerbrechen, keine Lösung zu finden. Andererseits glaube ich manchmal, dass es nur meine persönliche Abneigung ist, wegen der ich so viel nachdenke und ihn am liebsten rausschmeißen würde.

Deshalb bin ich wohl auch erleichtert, dass ich nun nicht mehr alleine Kapitän bin, dass Tobias wieder hier ist. Tobias, der uns auch ganz viel Neues aus Amerika zeigen kann – Neues, dass ich gar nicht mehr erleben konnte.

Neidisch bin ich deshalb nicht. Ich finde meine Entscheidung, zu Valentin zu fahren, immer noch richtig. Eine Karriere als Profi – das habe ich mir mittlerweile aus dem Kopf geschlagen. Man kann auch gut sein, ohne zu den Besten zu gehören.

Etwas, was ich Valentin auch oft ans Herz lege, wenn der über seine Musikerkarriere nachsinnt. Was ich Valentin dabei nie sage ist, dass ich finde, dass er besser ist, als diejenigen, die man als Beste handelt. Dass er ein ganz Großer werden könnte.

Nein, dass sage ich nicht. Nicht, weil ich Angst hätte, dass er mich dann verlässt, sondern um es ihm nicht noch schwerer zu machen. Denn ich glaube, er weiß es selbst und hat seine Entscheidung bereits für sich getroffen.

„Hey, Josh! Was denkst du so angestrengt nach?“, Tobias sieht mich Stirn runzelnd an, „Wir haben bereits angefangen!“

Ich blinzle überrascht und bemerke erst jetzt, dass die Anderen sich bereits aufwärmen, während ich noch starr vor mich hin blickend im Raum stehe. Hastig setzte ich mich in Bewegung.

In der Halle Runden zu joggen ist eine dämliche Aufgabe, die aber dennoch sein muss, um warm zu werden. Wenigstens kann ich so im Laufen mit Tobias die Trainingsplanänderungen noch einmal kurz besprechen.

Wir haben uns bereits einmal getroffen und darüber geredet. Eigentlich ist auch alles klar. Aber ein paar Fragen habe ich dennoch, denn ich war nicht die ganze Zeit mit in Dallas, weiß bei einigen Dingen ja doch nicht, wie genau sie funktionieren sollen, worauf man achten soll. Aber Tobias wird das schon machen.

Nach dem Aufwärmen üben wir Pässe.

Ich bilde mit Daniel ein Zweiterteam. Daniel ist unser Shooting-Guard und er macht seine Sache ganz gut. Er trifft ziemlich oft, stiehlt dem Gegner auch oft den Ball. Und dennoch vergleiche ich ihn viel zu oft mit Jona, treibe ihn zu Höchstleistungen an, zu denen er gar nicht fähig ist. Ich weiß, dass es unfair ist. Ich weiß, dass ich verwöhnt bin. Aber was soll ich tun. Ich kann nicht aufhören, dass Team hier mit meinen Freunden zu vergleichen. Nicht, dass diese unbedingt besser waren. Im Gegenteil. Eigentlich habe ich hier eine hochwertigere Mannschaft (Abgesehen von Daniel, der natürlich keinem Spieler wie Jona das Wasser reichen kann). Aber der Zusammenhalt, diese Freundschaft, die sich im Spiel ausgewirkt hat… Das habe ich hier nicht mehr und ich fürchte, dass werde ich hier auch nie mehr haben.

Ich bin froh, als wir endlich aufhören, hin und her zu rennen und uns dabei Pässe zu zuspielen. Stattdessen werfen wir nun nacheinander Körbe, ehe wir ein kleines Spiel wagen wollen. Das Körbewerfen tut gut. Das war es, was ich schon immer am Basketball geliebt habe. Dieses stetige Werfen, die Konzentration dabei… Dabei kann man nachdenken. Es ist toll.

Allerdings hält unsere Konzentration nicht lange an, denn während wir gerade alle nacheinander werfen, tritt jemand in die Halle und blickt sich unsicher um.

Gleich in den ersten Tagen haben Tobias und ich die Neuen gecastet, zusammen mit unserem Trainer, der mehr als Mentor, denn als Trainer fungiert. Jedenfalls haben wir nicht wirklich viele neue Talente entdecke, aber ein guter Spieler war dann doch dabei, der es sofort in unsere Mannschaft geschafft hat. Alle anderen werden bei jenem Lehrer, der für uns zuständig ist, noch geschliffen, wie rohe Diamanten.

Louis jedenfalls heißt der Neue und er kommt zu spät, was man ihm nachsieht, wenn man ihn anschaut. Er hat einen treuherzigen Blick drauf und ist klein und zierlich. Wenn man ihn so sieht, würde man fast glauben, er wäre noch in der Schule, nicht aber hier an der Uni.

Wer ihn aber unterschätzt, hat das Spiel so gut wie verloren, denn er ist klein, wendig und ziemlich gut. Er spielt auf der Position, auf der auch ich spiele. Sozusagen mein Ersatz… Ich mache mir keine großen Sorgen darum, dass er mir den Platz wegschnappen könnte. Freilich, Louis ist gut. Aber er ist nicht so gut, wie ich. Und er wird es nicht sein. Dafür sorge ich schon, in dem ich hart an mir arbeite.

Da Louis sich erst noch aufwärmen muss, gehen wir anderen doch noch einmal zum Muskeltraining über und ich seufze, während ich mich in ein kleines Gespräch mit Andreas verstricken lasse.

Andreas ist unser Small-Forward. Die Position, die immer Benni innehatte und irgendwie die Einzige, die ich nie vergleiche. Ich sage nie, dass Andreas schlechter oder besser ist, wie Benni. Zu Anfangs war ich mir nicht so sicher, warum ich das tue. Weil ich Angst hatte, jemanden zu finden, der besser ist. Oder weil ich Angst hatte, dass ich mir dann auch noch Benni herwünschen würde.

Letztlich wurde mir aber bewusst, weshalb ich das nicht tue: Weil es zu sehr schmerzt. Immer mehr vermisse ich meine Freunde, unser frühes Team. Ich fühle mich hier nicht so wohl, wie in meinem alten Team. Und wenn ich an Benni denke, in diesem Zusammenhang, wird das Gefühl am stärksten, schlimmsten.

Deshalb denke ich nie an Benni, wenn ich mit Andreas zusammen bin. Weil ich sonst keine Lust mehr hätte, in diesem Team hier zu verweilen.

Ich habe schon oft mit Valentin darüber gesprochen und er versteht es Recht gut. Er sagt, dass wäre so, als wenn er plötzlich mit einer anderen Band spielen müsste, mit der er sich teilweise gar nicht versteht. Er sagt, er würde dann sicher keinen Takt halten können und wäre nicht so eingespielt und harmonisch.

Und damit hat er Recht. Genau das ist es, was mich in diesem starken, aber herzlosen Team manchmal stört.

Der Einzige, mit dem ich wirklich auskomme, ist Tobias. Bei dem Center muss ich nicht ständig an Lukas denken, weil er diesen würdig ersetzt. Auf allen Ebenen. Müsste ich hingegen mit Sascha als Center dauerhaft auskommen, so wie es im letzten Semster, während Tobias Abwesenheit, der Fall war, so wäre dies schon schwieriger.

Über diese trüben Gedanken hinweg, kommt mir manchmal der Gedanke, einfach aufzuhören.

Wenn ich Valentin davon erzähle, dass sagt er mir immer mit strenger Miene: „Aber das ist es, was dir Spaß macht. Das ist das, was du bist. Hör auf zu jammern und kämpfe lieber!“

Und da hat er irgendwie Recht. Also kämpfe ich, in dem ich im Spiel einfach immer mein Bestes gebe – und zumindest darin sind sich ja beide Teams komplett gleich: Sie alle geben immer ihr Bestes!
 

Als ich nach dem Spiel nach Hause komme, ist Valentin schon längst dort. Er hatte keine Bandprobe, ist deshalb hier und scheint mal wieder in eine Biografie irgendeines Künstlers versunken. Oder besser gesagt, er war darin versunken. Nun liegt er nämlich ausgestreckt auf der Couch, den Arm hängt schlaff an der Seite herunter, in der Hand hält er noch das Buch. Der andere Arm liegt auf seinem Bauch. Er schnarcht nicht, aber ich höre ihn tief ein- und ausatmen.

Ich muss lächeln und trete näher. Leise gehe ich vor ihm in die Hocke und streiche ihm vorsichtig eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Ich will ihn nicht wecken. Auch, wenn es verführerisch wäre, mit ihm in die Kissen zu hüpfen.

Aber ich habe Hunger. Das Training hat mich ausgelaugt, ich muss jetzt was essen. Unbedingt. Also begnüge ich mich damit, ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen und mich dann leise wieder zu verziehen.

Ich bin in der Küche, als ich es höre. Es ist ein leises Poltern.

Ich runzle die Stirn und stecke den Kopf aus der Tür, blicke durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer. Erst denke ich, Valentin ist das Buch aus der Hand gefallen, aber er liegt noch immer schlafend dort, das Buch in der Hand.

Ist wohl etwas anderes umgefallen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Valentin etwas in den Schrank gestellt hat, wackelig und unaufgeräumt, so dass es letztlich darin umgefallen ist.

Ich wende mich also wieder dem Versuch zu, Nudeln mit Gemüse anzubraten und es irgendwie chinesisch zu würzen. Gerade, als die Nudeln aufkochen, poltert es wieder.

Entnervt laufe ich ins Wohnzimmer, aber ich sehe einfach nichts.

Um ganz sicher zu gehen, schleiche ich auch noch in unser Schlafzimmer, knipse das Licht an und sehe mich um. Nichts.

„Verdammt… wollt ihr mich verarschen?“, murmle ich vor mich hin, als plötzlich ein lautes Zischen ertönt. Ich fahre erschrocken zusammen, bis ich bemerke, dass es das Nudelwasser ist, das überkocht. Hastig sprinte ich in die Küche und rette, was es noch zu retten gibt.

Genervt ausatmend, mache ich mich dann danach, den Ofen zu reinigen, während die matschigen Nudeln mit dem Gemüse in einer Pfanne braten.

Fast hätte ich es nicht gehört, aber dann ist da doch wieder dieses Poltern. Es scheint aus Richtung Wohnzimmer oder Schlafzimmer zu kommen, aber ich blicke dennoch ins Bad.

Langsam komme ich mir paranoid vor, aber dann ertönt es wieder und so langsam verliere ich die Geduld.

Ich frage mich, ob es aus einer anderen Wohnung kommen kann, aber eigentlich sind die Wände dick genug.

Ich trete ins Wohnzimmer. „Valentin?“, frage ich leise, aber der schläft tief und fest und ich weiß nicht, ob ich ihn wecken soll, oder nicht.

Eigentlich kann es ja nichts Schlimmes sein. Einen Einbrecher hätte ich ja schon längst gesehen.

Also gehe ich wieder in die Küche und versuche, dass leise Poltern zu ignorieren, dass ab und an ertönt. Als ich gerade über dem würzen bin, habe ich plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden.

„Bist du also endlich aufgewacht,“ frage ich, erhalte aber keine Antwort. Als ich mich umdrehe, sehe ich einen Schatten im Flur davon huschen und fahre zusammen.

„Valentin!“

Ich renne ins Wohnzimmer und Angesprochener murrt nur und schlägt sich die Hand über die Augen.

„Musst du so einen Krach machen?“, schnurrt er, ehe er tatsächlich wieder einschläft. Ich will ihm sagen, dass hier etwas in der Wohnung ist, aber irgendwie… ist hier nichts in der Wohnung.

Ich werde wahnsinnig, ist meine schlichte Erkenntnis. Entweder das, oder wir haben uns einen Poltergeist eingefangen.

Ich seufze und da ist es wieder. Ein Schatten im Flur. Langsam schleiche ich mich an, aber sehe nichts. Die Badtür ist verschlossen, als muss es – was immer es ist – in der Küche sein. Diese betrete ich nun vorsichtig und sehe mich um.

Doch da ist nichts. Nur ein zischendes Geräusch meiner Nudeln, die gerade ankokeln, ist zu hören.

Ich gehe zum Herd, rühre noch einmal und stelle diesen aus, die Pfanne auf eine kühle Herdplatte.

Und im nächsten Moment schreie ich laut auf, als etwas mein Bein streift und trete instinktiv danach, bekomme auch etwas Weiches zu fassen.

Dieses weiche Etwas faucht auf und ich spüre einen heißen Schmerz an meinem Bein, jaule nochmals und will erneut danach treten, als Valentin plötzlich neben mir steht: „BIST DU BEKLOPTT! DU MACHST IHM ANGST!“

Aus großen Augen sehe ich zu meinen Freund, der geflogen sein muss, so schnell wie er hier war.

„Was?“, frage ich völlig verständnislos und sehe ihm zu, wie er irgendetwas vom Boden aufsammelt.

„Du machst ihm Angst,“ erklärt er mir erneut und deutet auf ein pelziges Etwas in seinen Armen.

Ich starre es an, es starrt aus gelb-grünen Augen zurück und faucht.

„Was ist das?“, rutscht es mir heraus und Valentin verdreht die Augen.

„Als ich das letzte Mal hingeschaut habe, war es ein Kater.“

Ich sehe das plüschige Ding an. Valentin krault es hinter dem Ohr und es beginnt zu schnurren. Es ist ein ganz hässliches Vieh. Schwarz mit weißer Schnauze. Offenbar ein räudiges Straßentier, denn das Fell glänzt nicht besonders, ist nahezu verstrubbelt, und ihm fehlt das halbe Ohr.

„Lass ihn los, sonst holst du dir noch ne Krankheit,“ meine ich besorgt zu Valentin, der nur den Kopf schüttelt. „Er ist gesund, keine Bange. Ich war schon beim Tierarzt mit ihm.“

Ich seufze.

„Magst du mir sagen, warum du eine Straßenkatze hier her gebracht hast?“

„Ich hab ihn gefunden. Er war ganz verängstigt. Ein Hund wollte ihn angreifen. Kannst du dir das vorstellen? Ich hab ihn also mitgenommen.“

„Und dabei riskiert, von einem Hund gebissen zu werden?“

„Ich musste ihm doch helfen.“

Ich verziehe den Mund. „Können wir ihn jetzt wieder aussetzen?“

„JOSHI!“, empört sich mein Freund daraufhin und presst das Vieh an sich, dass es sicher gleich erstickt – womit das Problem wenigstens gelöst wäre.

„Wir können ihn doch nicht aussetzen.“

Ich schließe die Augen und balle die Hände zu Fäusten, um mich zu beruhigen.

„Besteht für mich auch nur die mindestes Chance, dass wir das Vieh in ein Tierheim bringen?“, frage ich dann und Valentin hält mir das Ding direkt vors Gesicht. Ich weiche zurück, ehe es mich kratzen und entstellen kann.

„Guck doch wie er guckt.“ Ich gucke also, wie er guckt und seufze. Damit ist die Frage eindeutig beantwortet.

„Ich hasse Katzen,“ murre ich und Valentin drückt sich an mich. „Ich wollte schon immer eine Katze. Weißt du, ich durfte nie ein Haustier haben…“

„Schon gut,“ seufze ich, „Schon gut…“

Mein Freund strahlt und lässt das Tier laufen. Es kringelt sich aber nur an Valentins Beinen entlang und das nervt mich ziemlich. Das sind die Beine von meinem Freund… da hat es nicht dran rum zu schwänzeln…

Ich muss über mich selbst grinsen. Eifersüchtig auf eine Katze…

Valentin kuschelt sich an mich, schafft es aber irgendwie, mit dem Fuß den Kater zu streicheln.

„Er braucht noch einen Namen,“ murmelt er.

„So hässlich, wie er ist, könnten wir ihn Missgeburt nennen.“

„Joshiiiii,“ quengelt Valentin und ich seufze. „Schlag du einen vor.“

„Wir könnten ihn ja Andy nennen,“ grinst er und ich verdrehe die Augen.

„Missgeburt. Sag ich ja,“ grinse ich und erhalte einen Knuff von Valentin. „Das sollte ein Spaß sein, aber jetzt…“

Der Emo geht in die Knie und streicht… ‚Andy’…. über das eklige Fell.

„Bist du sicher, dass das Vieh gesund ist?“, frage ich und nehme mir vor, es auch noch mal zum Tierarzt zu schicken, ehe wir noch alle drauf gehen.
 

Genau eine Woche später wird mein Training vom nervigen Klingeln meines Handys unterbrochen. Die Jungs sehen mich tadelnd an, während ich zur Bank laufe und das Handy aus meinen Rucksack ziehe.

„Ja?“, frage ich ein wenig genervt, aber schon wieder besänftigt, weil ich Valentins Nummer sofort erkannt habe.

„Er ist weg.“ Ich raffe erst gar nicht, was los ist. Nur langsam verstehe ich, dass Valentin geweint haben muss, weil er so verschnupft klingt.

„Wer ist weg?“, frage ich begriffsstutzig und Valentin schluchzt nun doch wieder auf.

„Andy!“

Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich traurig deshalb bin, aber ich lasse mir nichts anmerken, sage auch zu, als Valentin mich bittet, sofort zu kommen.

Ich verlasse also frühzeitig das Training und mache mich auf zum Wohnheim.

Die Woche mit der Katze war furchtbar.

Während Valentin der Meinung war, dass das Tier total lieb und brav ist, habe ich mich jeden Tag ärgern müssen.

Tatsächlich hat es zu Anfangs bei uns im Bett geschlafen, dass ich die ersten Tage nicht mal Sex hatte. Und dann hat Valentin angefangen, mich zu betatschen und wir hatten Sex, während das Tier zugeguckt hat. Den Emo schien das gar nicht zu stören, aber ich kam mir irgendwie beobachtet vor. Und Andy hat sicher den Schock seines Lebens bekommen.

Am Ende hat das Teil mir dann den Arsch zerkratzt, weil es mich plötzlich angesprungen hat. Keine Ahnung, was mit dem Vieh los ist. Vielleicht hält es Valentin ja für ein Weibchen – sein Weibchen…

Jedenfalls hasst mich die Katze. Und lässt mich das auch spüren.

Das Ding war es auch, dass mein eines Trikot zerrissen hat, weil es unbedingt damit spielen musste. Da habe ich ein neues bestellen müssen – und das kommt teuer. Valentin wollte mir zwar das Geld geben, aber ich habe dann doch abgelehnt.

Doch dafür ist mein Hass auf das Katzentier umso mehr gewachsen. Das es jetzt weg ist… nicht wirklich tragisch…
 

„Wahrscheinlich hat er das Leben auf der Straße vermisst. Er war immer frei, jetzt war er hier eingesperrt… Das war wohl zu viel auf seine alten Tage…“, tröste ich Valentin, aber der schüttelt den Kopf.

„Hier ist doch sein Essen. Wenn er noch am Leben wäre, dann käme er zumindest zum Essen. Wie konnte ich nur heute morgen die Türe so lange auflassen?“

Er schnieft und ich streiche beruhigend über seinen Rücken.

„Jetzt warte doch erst Mal ab, vielleicht kommt er ja in den nächsten Tagen noch vorbei,“ meine ich und küsse sein Haar. Er nickt und schnäuzt seine süße Nase.

„Und wenn nicht?“, keucht er letztlich und ich seufze und drücke ihn fester an mich. „Wenn nicht, dann… behalten wir ihn in guter Erinnerung und hoffen, dass er dort, wo auch immer er jetzt ist, glücklich ist.“

Das scheint mir ein Klischee-Spruch zu sein, aber er wirkt. Valentin nickt und vergräbt seine Hase an meinem Shirt, rotzt es wahrscheinlich voll.

Aber das stört mich nicht. Ich streichle weiter über seinen Rücken und hoffe, dass Andy wegbleibt. Nicht, dass ich will, dass er tot ist. Aber… er braucht auch nicht mehr hier her kommen.

Und tatsächlich tut er das auch nicht. Und nach einer Woche ohne Andy glaubt Valentin auch nicht mehr daran und hakt die Sache langsam ab.

Ich erzähle Valentin nicht, dass einer unserer Nachbarn eine tote Katze zwei Straßen weiter gesehen hat, die aussah wie Andy. Dass sein Katerchen wohl von einem Auto überfahren wurde… das muss ich ihm nicht sagen. Das würde er nie verkraften.

Allerdings geht mir dafür seine Aussage nicht mehr aus dem Kopf: „Ich durfte nie ein Haustier haben…“

Irgendwie finde ich das schade, weil ihm offenbar viel daran liegt.

Also tue ich das, was ich am besten kann, wenn ich nicht weiter weiß: Ich rufe Benni an.

„Wenn er ein Tier will und du ihm den Wunsch erfüllen willst, kannst du das nur tun, in dem du ihm ein Tier schenkst,“ haut der mir die volle Packung Logik um die Ohren.

„Aber ich mag keine Katzen! Man hat ja an ‚Andy’ gesehen, wie furchtbar die sind!“

„Andy?“ Benni lacht laut los und ich verdrehe die Augen, schweige dazu.

„Wenn du ein kleines Babykätzchen holst, dann kannst du das ja… erziehen.“ Er lacht wieder.

„Dann habe ich auch noch für so ein Vieh Verantwortung… und wenn das dann auch wieder überfahren wird, dann flippt Valentin aus!“

Benni lacht erneut auf. Wenigstens er kann sich amüsieren.

„Ich finde das nicht witzig,“ fauche ich und er grinst: „Ich schon.“

Ich verdrehe die Augen.

„Du hast doch nur Angst, dass die Katze dein Häschen für sich beschlagnahmt…“

Ich antworte nicht darauf. Nicht, weil es mir zu blöd ist, sondern weil er Recht hat. Peinlich…

„Wusste ich es doch… Man Joshi… das ist ein Haustier… Kein zweiter Sven!“

„Du hast ja Recht!“, lenke ich ein.

Als ich auflege, kann ich nur noch seufzen.

Bis eben saß ich in der Küche, nun stehe ich auf und will ins Wohnzimmer, renne aber fast gegen Valentin.

„Du bist schon da?“ Was ist mit seiner Bandprobe?

Er nickt und grinst mich an und ich fürchte, dass er mein Gespräch mitgehört hat.

„Was hältst du davon, wenn wir eine Babykatze holen?“, frage ich also notgedrungen und zur Antwort bekomme ich einen Kuss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  RockFee
2012-03-08T19:43:28+00:00 08.03.2012 20:43
Da kann ich Val gut verstehen. Ich nehm auch immer alle möglichen Tiere auf, die keiner haben will. So etwas sollte man aber doch besser mit dem Partner absprechen.
Und ob sich eine Katze erziehen lässt? Ich habe da andere Erfahrungen gemacht.

lg
Von:  Last_Tear
2012-03-08T18:06:43+00:00 08.03.2012 19:06
> Denn ich glaube, er weiß es selbst und seine Entscheidung bereits für sich getroffen.

hat, da fehlt ein hat nach dem getroffen

Muhahahaha X__X
Ach Val, du bist so lieb, ich könnte dich knutschen ;_;
*fieps*

Team ohne Herz
*blinzel*
Nochn Grund wieso ich mit Handball aufgehört hab XD
*lach*
Hach, ich vermisses x.x

Ach XD
Sex während die Katze zusieht XD
Kenn ich doch irgendwie
*lach*
War ganz lustig o.o
*chuckle*

Yesh, Babykätzchen *o*
Merlin *o*
*quietsch*
Und dann kann Jonny vorbeikommen zum Abendessen mit Shun und Kiara
*irre lach*

Hawww ja *schnurr*
*in irren Gedanken versink*
Von:  Loona_Strange
2012-03-08T09:56:01+00:00 08.03.2012 10:56
ou armer andy
und was heißt hier missgeburt katzen sind so niedlich
gott nen kater für nen poltergeist zu halten ist auch scheiss gail

wie süß das joshi alles tut um valentin seine wünsche zu erfüllen

mach weiter



schnell ja

freu mich schon


glg lost_angel
Von:  LisaEgoismus
2012-03-08T06:11:06+00:00 08.03.2012 07:11
poltergeist.. haha, das gefühl kenn ich jede Nacht :D
aber ich schiebs immer auf meinen Hamster, auch wenn der sicher nichts dafür kann, wenn Türen knallen oder irgendwo etwas runterfliegt (oder sich zmd danach anhört) ;D

Awr, ein tolles Kapitel wiedermal, hab mich schon die ganze Zeit gewundert, dass im Stecki Val's Katze zu sehen war, aber in der Story nie die Rede davon *mag Katzen*
Bezüglich der Bettgeschichte kann ich Joshi i-wie verstehen... Augen bleiben Augen, die da einen zugucken >.<

Freu mich shcon seeeeehr drauf, wenns weiter geht <3

LG LisaEgoismus





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