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Waffenkiste der Musketiere

FF sammlung zu den Musketieren
von

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Des Königs neue Kleider

Eine Schlacht tobt, Reiter, Türme, Bauern und die Damen kommen zum Einsatz. Der französische Monarch schlägt ein Gefecht gegen seinen erbittertsten Feind, den Kardinal.
 

Dass er währenddessen über die neuste Mode redet, scheint der Grund seiner vernichtenden Niederlage zu sein.

„… Rot soll die brandneueste Farbe sein, ein frisches Rot wie das von reifen Äpfeln.“ König Lui schaut sich zweifelnd einige der Stoffmuster, an die ihm ein Diener hinhält. Der nervöse Schneider, welcher hilflos den zornigen Blicken des Kardinals ausgesetzt ist, hofft inständig der König möge sich entscheiden. Solange rot noch die begehrteste Farbe ist.

„Richelieu, wie ist dieser Farbton? Zu gewagt?“ er scheint nicht zu bemerken, dass sein Gegenüber ihn soeben um seine Dame erleichtert hat. Der Triumph darüber mit fliegenden Fahnen zu gewinnen dünkt den Kardinal nicht heiter, im Gegenteil, seine Kiefer mahlen aufeinander. Seine Augen sind starr, sprühen Funken.

„Majestät, ihr solltet euch lieber um unsere Partie bemühen, wenn ihr nicht aufpasst, werde ich bald euren König stürzen.“ Zu seinem Leidwesen scheint der junge Mann die Stärke des Stoffes interessanter zu finden als seinen treuen Ratgeber.

„Das Spiel?“ als würde er das Brett zum ersten Mal wahrnehmen, schaut er darauf, „Oh ja, welche waren noch gleich, meine …?“

Ein Feines, eher Gepresstes lächeln zwingt sich auf des Kardinals, passend zur Kleidung, hochrotes Gesicht, „Die weißen, Hoheit.“

„Aber, davon sind ja nur noch so wenige da!“

„Darüber versuche ich, eure Majestät ja in Kenntnis zu setzen.“

Der König schneidet Richelieu mit einer lakonischen Handbewegung das Wort ab, „Nun ich hatte auch etwas Bedeutenderes zu tun, nicht wahr.“
 

Aus Angst der Kardinal könnte ihn Hinrichten, sollte er seinen Kopf nur ansatzweise bewegen bleit der Schneider, steif, wie eine Statue. Dem König scheint die fehlende Bestätigung nicht weiter zu stören.

„Einigen wir uns einfach auf Unentschieden.“ Das strahlende Lächeln auf seinem Gesicht lässt auch das Hohnlachen des Kardinals wachsen,

„Wie eure Majestät, gebietet.“ Unwillkürlich tritt der Diener mit den Stoffproben bei den Worten einen Schritt zurück. Es scheint, als könne man das Mahlen der Zähne hören, die sich im mühsamen Ringen um Beherrschung aneinander reiben.
 

„Nun was meint ihr?“ der junge Mann hält eines der Farbmuster an sich, den fragende Blick zum Kardinal gewendet.

„Rot steht nicht jedem.“ Weicht der Mann der Kirche aus, darum bemüht nie mehr von dem König um Rat in der Mode gefragt zu werden. „Wie ihr seht, trage ich rot, weil mein Amt es mit sich bringt. Ihr dagegen könnt aus zahllosen Farben wählen.“

Der Monarch wirkt nachdenklich, der Kardinal sieht hier eine Chance auf etwas Ruhe. Auf ein Duell mit seinen Fechtmeistern, zum Beruhigen seiner momentan wenig patriotischen Ansichten.

„Das solltet ihr mit eurem Schneider besprechen.“ Sagt der rotgekleidete Mann und steht auf. Der Schneider scheint den Wink zu verstehen. Er führt, in dem Innigen Wunsch sein Leben noch etwas zu behalten, seinen Herrn, der in Gedanken versunken ist, ehrerbietig aus dem Raum.
 

Der Kardinal seufzt, bevor eine Bewegung seines Armes das Schachbrett durch die Luft wirbeln lässt. Klickend fallen die fein geschnitzten Figuren auf den Marmorenden Boden. Richelieu winkt nach einem Pagen.

„Bring mir Wein und sage den Fechtmeistern sie sollen sich bei mir einfinden.“ Er wendet sich um, zum Schreibtisch. Bis die Herren hier sind, kann er sich ebenso um die Regierungsangelegenheiten kümmern. Er dreht sich noch einmal um, einem Einfall folgend, „Und sorgt dafür, dass hier aufgeräumt wird.“

Er wedelt mit der Hand in Richtung der auf dem Fußboden liegenden Figuren.
 


 

Am nächsten Tag scheint das goldene Licht der aufgehenden Sonne, durch die mit Buntglasverzierten Fenster in die Kapelle als ein Bote des Königs den Kardinal sucht. Hier, auf den Knien, die Hände zum Gebet verschränkt, findet er ihn. Ein niederer Priester hält den Burschen auf und fragt nach dessen Begehr. Der Kardinal verrät seine Unruhe nicht, als das Gespräch der Männer immer länger andauert. Als der Gottesmann sich schließlich an seiner Seite anfindet, deutet nichts auf die neugierde des Knieenden Dieners der Kirche hin.

„Herr verzeiht.“ Beginnt er mit einer Verbeugung, „Aber der König verlangt nach eurer Anwesenheit.“

Seufzend erhebt sich der, trotz seines Alters, noch immer geschmeidige Mann.

„Ließ er ausrichten, worum es geht?“, fragt Richelieu, argwöhnisch. Die Unterhaltung der jungen Männer war länger gewesen, als das nur diese Worte gewechselt wurden.

„Nein Herr," tiefer verbeugt sich der andere, will er doch nicht dass der Kardinal das Lächeln in seinem Gesicht sieht, „Er erwartet euch im Thronsaal.“
 

Mürrisch, da er ahnt, dass etwas im Busch ist, macht sich der Kardinal auf den Weg zum Thronsaal. Immer wieder kommen ihm Bedienstete entgegen. Sie verbeugen sich tief, tiefer als gewöhnlich. Und auch die überschaubaren Edelleute, die so früh schon auf den Beinen sind, bemühen sich dem Kardinal ihre Ehrerbietung zu zollen.

Plötzlich hört Richelieu hinter sich ein prusten, dann ein Kichern. Schnell dreht er sich um, gerade noch kann er sehen, wie eine Magd eine andere wegzieht. Beide haben die Hand vor den Mund geschlagen.
 

Was geht hier nur vor? Fragt sich der Kardinal und Wut steigt in ihm Hoch. Er ist es weder gewohnt noch findet er es gut, als Witzfigur dazustehen.
 

Schneller schreitet er aus, die Bediensteten an der Tür zum Saal gehen in Deckung als sie den wütenden Mann in seiner roten Robe näher kommen sehen. Die Türflügel schwingen auf, der Kardinal erstarrt.

Der König steht vor seinem Thron, ins Gespräch vertieft mit einem Adeligen. Dieser scheint nicht zuzuhören, auch wenn seine zusammengezogenen Brauen von Konzentration zeugen, so gleitet sein Blick immer nach unten ab. Ein dümmliches Lächeln will sich auf seinen Gesichtszügen breitmachen, doch versucht er sich in den Griff zu bekommen und nur auf das Antlitz seines Herrschers zu sehen.
 

Die Augen des Edelmanns weiten sich, aus seinem Gesicht verschwindet schlagartig jede Farbe. Er hat den Kardinal ausgemacht. Nach einem Blick auf den gottesfürchtigen Mann bekreuzigt sich der Adelige und weicht zurück. Nun wendet sich der König um, die Brauen leicht zusammengezogen. Was hatte den anderen so verstört? Als er den Kardinal erblickt, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, er geht auf seinen treusten Berater zu.

„Richelieu, wie schön, dass ihr es einrichten konntet.“
 

Der Angesprochene hat sich bisher keinen Schritt bewegt, ungläubig steht er zwischen einem Schock und brennendem Zorn hin und hergerissen da.

„Eure Majestät.“ Erwidert er tonlos und verbeugt sich nicht einmal eine Handbreit.

„Wie findet ihr mein neues Gewand?“, fragt der König und breitet die Arme aus, sodass der Kardinal ihn genau betrachten kann, obgleich es auch so scheint, als wolle er den Älteren umarmen.
 

Stumm, mit rotem Kopf und zusammengepressten Mund starrt Richelieu auf die Robe des Monarchen. Sie gleicht der seinen fast aufs Haar. Nur der Hut des Herrschers weißt noch einmal auf dessen Geschmackslosigkeit hin.

„Nun, mein König,“ er fährt sich über die Lippen, sucht nach Worten, die nicht seinen Kopf kosten könnten. „Es geziemt sich nicht, dass ihr solch ein schlichtes Gewand tragt …“ er zwingt sich zu einem Lächeln, das nicht recht gelingen will.
 

„Ach was, mein guter Freund.“ Sagt der Regent, „Lasst uns doch ein Stück gehen und über euren Bemerkenswerten Geschmack der Kleidung reden.“
 

Zusammen treten sie aus dem Palast in den Garten. Ein Luftzug streift sie und wirbelt des Königs rote Robe etwas in die Luft. Ein überraschter Laut entfährt dem Monarchen, dass in ein leichtes Lachen übergeht. „Nun, Kardinal, weiß ich endlich, warum euch dieser Stil so zusagt. Wahrlich, ein sehr befreiendes Gefühl!“
 

Einen Schritt hinter dem Herrscher geht Richelieu und muss zusehen, wie seine Majestät in dem Garten seine neue Garderobe vorstellt.

„Blei Band …“, murmelt er immer wieder, wenn ein erneuter Luftzug den König ein Lächeln auf dem Gesicht entlockt und die Robe in die Höhe wirft. „Blei Band ist dabei sehr wichtig …“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich hattet ihr auch das Bild vor Augen wie der König und der Kardinal im Patnerlook durch den Garten streifen. Mir geht es jedenfalls nicht mehr aus dem Kopf.

Die Idee mit dem Schlusssatz von Richelieu mit dem Bleiband kam von der Englischen Königin. Im letzten Jahr war viel von ihr im Fernsehen zu sehen und auch eine Meldung das bei Kate immer wieder der Rock ihrer Kleider im Wind hochgeflogen ist. Die Queen aber hat da vorgesorgt und trägt Bleiband im Saum.

Da dachte ich mir, es wäre auch eine nette Idee für Richelieu, der gerne alles unter Kontrolle hat ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hao
2014-08-05T16:34:12+00:00 05.08.2014 18:34
Hahaha das ist sehr gut geschrieben und jepp ich konnte es mir sehr gut vorstellen wie die zwei durch den Garten gingen
Am besten fand ich allerdings die Schach Party
"eure majestät ist eine Naturgewalt" XD


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