Zum Inhalt der Seite

Von Gerüchten, Gefühlen und Gefährten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Manchmal fragte sich Tezuka, ob er nicht einen riesigen Fehler beging. Normalerweise galt er ja als sehr rational und für sein Alter viel zu reif. Aber wann immer er Kaidoh Nachhilfeunterricht gab, fühlte sich das gar nicht so an.

Es war zwar nicht seine Schuld, dass sich das eingebürgert hatte, aber er konnte es auch nicht mehr beenden. Er wollte es nicht mehr beenden und darin lag das eigentliche Problem.

Als Kapitän des Tennisteams durfte er niemanden bevorteilen. Niemanden hieß kein einziges Mitglied und doch spürte er selbst, dass er gegenüber Kaidoh wesentlich nachsichtiger war als anderen gegenüber, wie Momoshiro zum Beispiel. Eigentlich mochte er den Rivalen von Kaidoh nicht, was vor allem daran lag, dass er wusste, wie es in Kaorus Leben aussah. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es Momoshiro genauso schwer hatte.

Dennoch war ihm bewusst, dass nicht immer Momoshiro derjenige war, der die Kämpfe begann. So gern er es auch täte, aber Kaidoh ließ sich manchmal viel zu leicht von Momo provozieren.
 

Tezuka belächelte sich innerlich selbst. Er war doch so ein großer Idiot. Jetzt stand er hier, am Rand des Geschehens, und anstatt wirklich auf das Training zu achten, dachte er schon wieder über Kaidoh nach. Eigentlich hatte er gar kein Recht, sich Kapitän zu nennen und er würde den Posten auch liebend gern abgeben, aber das würde hier niemand akzeptieren. Abgesehen davon hatte er ein paar Versprechen gegeben, die er nicht brechen konnte und wollte. Dabei hatte er wirklich mehr als genug zu tun und wusste schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand.

Nur sah man ihm das nicht an und er konnte es niemanden sagen, dass es ihm langsam zuviel wurde. Wer würde ihm schon glauben? Er tat einfach, was alle Fünfzehnjährigen tun wollten: Er versuchte seine Eltern stolz zu machen.

Bisher war ihm das sehr gut gelungen und er wusste, dass seine Mutter ihm sehr dankbar war, dass er die Nachhilfe für Kaidoh übernahm. Dass es so gekommen war, war auch ein unglaublicher Zufall gewesen und das alles war nun auch schon ein Jahr her. Eine lange Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
 

Seine Mutter hatte damals in einem Anflug von Krise begonnen, ins Fitnessstudio zu gehen. Dort hatte sie eine leidgeprüfte Mutter zweier Kinder getroffen. Frau Kaidoh hatte davon erzählt, dass sie sich um ihren Ältesten Sorgen machte, weil sich dieser in manchen Fächern ziemlich schwertat. Aber sie merke doch, wie sehr er sich anstrenge und sie war stolz auf ihn, nur schien das ihrem Sohn nicht zu reichen. Sie alle wüssten ja, wie schwer es war, dem schulischen Druck standzuhalten und er war ja so sensibel.

Aus diesem Gespräch heraus hatte sich entwickelt, dass seine eigene Mutter vorgeschlagen hatte, dass ihr Sohn doch Nachhilfe geben könnte. Immerhin war er gut in der Schule und außerdem ein Jahr älter. Also hatte er das alles schon hinter sich. Das waren doch optimale Vorraussetzungen.

Eines Nachmittags war er dann zu den Kaidohs geschickt worden und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass es sich um Kaidoh Kaoru, einem vielversprechenden Neuzugang im Tennisklub, handelte.

Den ganzen Weg über hatte er den Jungen beobachtet und kam sich dabei ein wenig wie ein Stalker vor. Aber er hatte ihn auch nicht ansprechen wollen, da es in Tokio doch sehr viele Kaidohs gab und wer wusste schon, ob er sich nicht irrte. Er wollte sich einfach nicht blamieren, weshalb er in sicherem Abstand seinen Weg fortgesetzt hatte, bis Kaoru in genau dem Haus verschwunden war, dessen Adresse er auf seinem kleinen Zettel stehen hatte. Die Skizze auf dem Notizblatt bestätigte ihm schließlich nur, was er sich schon gedacht hatte: Er war der Nachhilfelehrer von Kaidoh Kaoru.
 

Befangen war er davor auch schon gewesen, weil er selbst eigentlich nur durch viel lernen und harte Arbeit so gute Noten schrieb und er keine Ahnung hatte, wie er jemand anderem bei Dingen helfen sollte, die er selbst eigentlich nicht wahnsinnig toll beherrschte.

Außerdem war ihm in dem Moment klar geworden, dass er jetzt nur noch vorsichtiger sein musste. Immerhin wäre es ziemlich peinlich, wenn plötzlich herauskam, dass er eigentlich ein absolut schlechter Schüler war. Dann wäre sein Ansehen hinüber und seine Eltern enttäuscht gewesen.

Aber er hatte auch keine andere Wahl mehr gehabt, als es durchzuziehen und so hatte er geklingelt. Eine recht jung aussehende Frau hatte ihm geöffnet und wie es sich gehörte hatte er sich höflich bei ihr vorgestellt.

Das war der Beginn von etwas gewesen, das Tezuka heute noch nicht in Worte fassen konnte.
 

Als er wieder aus seinen Gedanken auftauchte, stand Fuji neben ihm. Fuji Shuusuke war ein Genie in vielerlei hinsicht und oftmals für seinen Geschmack viel zu scharfsinnig. Das hatte er von Anfang an irgendwie zu spüren bekommen und manchmal fragte er sich, warum sich Fuji gerade immer an seine Fersen heftete. Fuji war nur ein normaler Regular und eigentlich hätte an den Platz neben sich, Ooishi hingehört.

Ooishi Shuuichiro war sein Vizekapitän und langjähriger Freund. Und doch hatte er manchmal das Gefühl, dass Fuji ihm viel näher war. Auf irgendeine Weise jedenfalls.

Wahrscheinlich lag es daran, dass Fuji das Team zusammengerottet hatte, wie es heute war, denn auch wenn ihm die Spieler alle positiv aufgefallen waren - als er im ersten Jahr zum Tennisclub kam - so hatte er keinen von den anderen je angesprochen. Im Gegenteil - ihm wäre es zu diesem Zeitpunkt sogar lieber gewesen, wenn ihn alle in Ruhe gelassen hätten. Er war ja nur der Tennis AG beigetreten, weil er diesen Sport liebte. Aber er konnte nicht behaupten, dass er es mochte, ungerecht behandelt zu werden und eigentlich sollte auch niemand mitbekommen, dass er sich schlecht deswegen fühlte.

Nur Ooishi hatte verhindern können, dass er aus dem Club austrat und etwas aufgab, dass er wirklich mochte. Und Fuji... Fuji hatte es geschafft, dass er sich besser fühlte, nicht gegangen zu sein. Fuji hatte ihm gezeigt, dass er nicht alleine war und es mehrere Mitglieder gab, die der Meinung waren, dass er ungerecht behandelt wurde.

Leute, die sich hinter ihn stellten.
 

Schon da war er eigentlich mehr ungewollt zu einer Art Anführer geworden. Damals hätte er nie gedacht, dass er irgendwann einmal Kapitän der Tennismannschaft werden würde. Aber mehr noch hätte er niemals erwartet, dass diese Begegnungen, die er im Tennisclub machte, wirklich sein Leben so auf die Probe stellen konnten.
 

In der Ferne hörte er im Hauptgebäude die Schulglocke und einmal mehr dankte er dafür, dass er so ein gutes Gehör hatte. Das ersparte es ihm, eine Armbanduhr mit aufs Spielfeld zu nehmen und riskierte, dass sie kaputt wurde. Denn die Schulglocke kündigte an, dass die AGs zu Ende waren.

Also beendete er das Training, wies noch die Erstklässer an, dass sie aufräumen sollten und verschwand in die Garderobe. Heute war wieder Nachhilfe für Kaidoh und diesmal hatte Tezuka nicht einmal mehr etwas zu tun, dass ihn länger in der Schule behielt. Die Berichte für den letzten Monat waren fertig und sonst war heute nicht wirklich etwas vorgefallen.

Aus diesem Grund wartete er draußen auf Kaoru. Immerhin machte es wenig Sinn, wenn er bei den Kaidohs zu Hause ankam, bevor derjenige, um den es ging, überhaupt anwesend war.

Nachhilfe... vielleicht sollte er sich so etwas auch suchen, aber dann wiederum - er hatte ja gar keine Zeit mehr, sich zusätzlich noch mit irgendwem zu treffen. Er war ja schon froh, dass er überhaupt Zeit zum Schlafen fand.
 

Ein leises, zischendes Geräusch machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich schon wieder zu sehr seinen Gedanken hingegeben hatte. Einige Schritte entfernt stand Kaidoh und sah sehr nervös aus. Bestimmt weil er nicht erwartet hatte, dass sein Kapitän und Nachhilfelehrer warten würde.

Er nahm es Kaidoh nicht übel, dass er sich angesichts der Situation nicht richtig artikulieren konnte. Er hatte ja schon gemerkt, dass der Jüngere sehr schüchtern war und nur aus sich herauskam, wenn er wirklich überschäumte vor Wut.

Also verkündete er in seiner tiefen ernsten Stimme kurz und bündig, dass sie gehen sollten und sofort setzte sich Kaidoh in Bewegung.

Irgendwie, wenn er wirklich ganz ehrlich zu sich selbst war, mochte er Kaidoh wirklich sehr. Aber das waren Gedanken, die er sich erst überhaupt nicht erlauben durfte. Denn wenn er damit anfing, dann war es nur umso schwieriger, gerecht zu bleiben.
 

~*~*~
 

Tezuka hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, dass Kaidoh irgendetwas wollte. Der Jüngere war ziemlich unkonzentriert und warf ihm immer wieder Blicke zu, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Jedes Mal wenn er ihn dabei erwischte, senkte Kaidoh zischend den Kopf. Tezuka bildete sich sogar ein, dass er rot dabei wurde.

Aber generell schien sich in den letzten zwei Wochen eine Veränderung abzuspielen, die ihn selbst auch betraf, aber die er nicht greifen konnte. Irgendetwas Globales, Weltbewegendes.

Dass Kaidoh so nervös war, bekräftigte nur dieses ungute Gefühl.
 

In den letzten zwei Wochen war es häufiger vorgekommen, dass er mit Kaidoh gemeinsam nach Hause ging und vielleicht war es ja deswegen. Aber er bemühte sich nach wie vor, Kaoru wie jeden anderen zu behandeln, zumindest während dem Tennistraining. Was er nach der AG machte, konnte anderen ja egal sein.

Allerdings stellte Tezuka gerade mit Schrecken fest, dass es für Kaidoh mitunter nicht so egal war, was andere dachten. Vielleicht war es ja genau das, was sich Kaoru nicht zu sagen traute? Dass er einfach nicht vom Teamkapitän nach Hause begleitet werden wollte?

Was es auch war, er hatte nicht das Gefühl, dass dieser schüchterne Junge wirklich loswerden würde, was ihm auf der Seele lastete. Aber es war unter diesen Umständen auch unmöglich, Kaidoh irgendetwas beizubringen. Vor allem, wenn es um Mathematik ging, einem Fach, mit dem er selbst auf Kriegsfuß stand. Da wäre gewiss jemand wie Fuji oder Inui besser geeignet, Nachhilfe zu geben.
 

"Kaidoh-kun. Wenn du Fragen hast, solltest du sie stellen. Wenn niemand weiß, dass du etwas nicht verstehst, kann dir auch keiner helfen", wagte Tezuka schließlich den Versuch, Kaidoh ein wenig die Befangenheit zu nehmen. Mitunter kam sich der Junge ja nur dumm vor, weil er das Thema immer noch nicht ganz verstanden hatte. Er hatte ja schon festgestellt, dass Kaoru in diesen Dingen sehr schüchtern war und er hatte ihm bisher auch immer einfach alles nach der Reihe erklärt, damit Kaidoh keine Fragen stellen musste. Er dachte, dass sie damit recht gut vorankamen, aber eben seit zwei Wochen hatte sich die einigermaßen entspannte Lernatmosphäre verflüchtigt.
 

Kaidoh zischte verlegen und Tezuka fand es irgendwie faszinierend, wie der Junge solche Laute von sich geben konnte. Ihn jedenfalls wunderte es kaum noch, dass er als Schlange bezeichnet wurde. Das Bandana, das er während des Trainings trug, war ja auch mit einem schlangenartigen Muster bedruckt, zumindest soweit er das beurteilen konnte. Er selbst trug keine Kopfbedeckungen, weil er dann immer das Gefühl hatte, dass er nicht mehr denken konnte und er behielt lieber einen klaren Kopf.
 

Geduldig wartete er, ob Kaidoh etwas sagen würde, aber als nichts kam, beschloss Tezuka doch lieber mit dem Unterricht weiterzumachen. Irgendwann wollte er ja auch nach Hause. Immerhin musste er seine Hausaufgaben noch machen und wie Kaidoh hatte auch er bald einige Prüfungen. Besonders schwer lag ihm die Aufnahmeprüfung zur Oberstufe im Magen. Das würde für ihn ein ziemlich hartes Stück Arbeit werden, besonders wenn er Kaidoh weiterhin Nachhilfe geben musste. Nicht einmal die langsam näherkommenden Qualifikationsturniere für die Nationals machten ihn derartig nervös.
 

"Kapitän..." Tezuka sah zu Kaidoh, der sein Gesicht allerdings gerade in sein Heft regelrecht vergraben wollte. Immer wieder zischte es und wären sie in einem Cartoon, bestimmt hätte er den Kopf rauchen sehen. Jedenfalls war es offensichtlich, dass der Junge sehr verlegen war. Aber er rechnete es ihm auch an, dass er zumindest versuchte, ihm die Probleme zu schildern.

Auch wenn er nicht weiter wie "da ist diese Sache" kam.

Danach hörte Tezuka nur noch, wie Kaoru niedergeschlagen die Luft entließ und ein ersticktes "schon gut, entschuldigung" loswurde.
 

Da lag wohl eindeutig etwas im Argen und Kunimitsu schloss die Bücher. Leider war er nicht besonders gut, wenn es um Angelegenheiten außerhalb von Lernen und Tennis ging. Er hatte jetzt ein wenig die Theorie, dass es mitunter um Mädchen ging und da war ein eindeutig die falsche Ansprechperson. Aber er konnte Kaidoh auch nicht hängen lassen, nachdem dieser offenbar mit dem Gedanken spielte, sich ihm anzuvertrauen.

Abgesehen davon wäre seine Mutter sicher enttäuscht von ihm, wenn er nicht zumindest versuchte, dem anderen zu helfen. Das wollte er nicht zulassen, schon gar nicht, wenn es eine Möglichkeit gab, das zu verhindern. Er konnte sich doch zumindest einmal das Problem anhören. Wenn er dann keinen Rat wusste, würde er das Kaidoh ehrlich sagen und dieser würde es anerkennen, dass er es wenigstens versucht hatte.

Oft half es schon, wenn man nur darüber sprach.
 

Aber wie sollte er nun Kaidoh dazu bringen, seinen eigenen Schatten zu überspringen? Fuji hätte es da sicher leicht. Der müsste den Anderen wahrscheinlich nur ansehen und könnte ihm einen guten Rat geben. Aber er selbst war kein solches Genie. Er konnte in andere nicht hineinsehen. Er konnte allerhöchsten deren Spieltechnik durchschauen und selbst das war nicht immer leicht, wenn es sich um Menschen wie... Fuji handelte.

Er sagte also das Einzige, was ihm unter diesen Umständen einfiel: "Das hier ist vertraulich, Kaidoh-kun. Was auch immer du mir sagen möchtest, es wird niemand sonst erfahren und es wird auch nicht das Tennistraining beeinflussen."

Er würde das schon irgendwie hinbekommen, Kaoru weiterhin nicht zu bevorteilen, auch wenn er ihm jetzt bei Problemen half und zu einer Vertrauensperson wurde. Er behandelte alle gerecht und wenn er einen bestimmten Täter nicht ausmachen konnte, dann bestrafte er eben alle. So war er nun einmal und so würde er es auch weiterhin tun.

Aber würde er das wirklich schaffen, wenn ihm Kaidoh nun seine Probleme anvertraute? Wollte er überhaupt zu so einer Vertrauensperson werden? Er hatte ja selbst schon genug damit zu tun, seinen eigenen Lebensstandard zu halten.
 

"Die anderen glauben, wir sind ein Liebespaar...", flüsterte Kaido fast und riss Tezuka dabei aus den Gedanken. Kunimitsu blinzelte, zog die Augenbrauen zusammen, drehte die Aussage in seinem Kopf herum und blinzelte dann erneut. Soetwas hatte er absolut nicht erwartet, zu hören und darüber hinaus, hatte er wirklich nichts in die Richtung mitbekommen.

Er wusste auch gar nicht. was er mit diesen neuen Informationen anfangen sollte.

Kaidoh schüttelte allerdings leicht den Kopf. "Es ist nur dummes Gerede. Entschuldige, dass ich dich damit behellige. Es ist dumm, über solches Geschwätz überhaupt nachzudenken..."

Tezuka winkte ab. "Es ist in Ordnung, sich darüber Gedanken zu machen", erwiderte er kleinlaut und dachte immer noch darüber nach. Immerhin betrafen ihn diese Gerüchte ja auch.

Wie kamen die Leute überhaupt dazu, ihnen so etwas zu unterstellen. Er sollte versuchen, das zu unterbinden. Nur wie?

"Von wem hast du diese Anschuldigung gehört?", erkundigte er sich nach Details und Kaidoh sah ihn erstaunt an. Das irritierte Kunimitsu ein wenig, auch weil es irgendwie nichts Gutes bedeuten konnte.

"Es wird in der ganzen Schule darüber getratscht."
 

~*~*~
 

Seit dem Gespräch mit Kaidoh war Tezuka unruhig. Er wurde sich plötzlich all den Blicken bewusst, die er sonst immer ausblendete und die ihn bisher nie gestört hatten. Ebenso hörte er das leise Getuschel, dass er sonst ignorierte, nun deutlicher. Dass es ein jüngerer Mitschüler gewesen war, der ihn auf diese Gerüchte hingewiesen hatte, machte die Angelegenheit nicht angenehmer. Gerüchte, die besagten, dass er aufs gleiche Geschlecht stand, waren nicht unbedingt etwas, womit Tezuka jemals in Berührung kommen wollte und es stimmte ihn doch sehr nachdenklich, dass es solches Gerede über ihn aufkam.

Dabei war ihm nicht die Sache zuwider, generell als schwul hingestellt zu werden, als vielmehr, dass sich andere auf diese Weise das Maul zerrissen. Wie er selbst zum Thema Homosekualität stand, wusste er nicht. Bisher hatte er sich nie sehr oft mit seinen eigenen Gefühlen auseinandergesetzt. Er hatte ja auch genug anderes zu tun, auf das er sich konzentrieren musste. Jetzt allerdings wurde ihm das zu Verhängnis, weil er wirklich nicht wusste, wie er mit der ganzen Situation am besten umging.
 

Wie sich an dem Nachmittag noch herausgestellt hatte, war Kaidoh nur deshalb so verwundert gewesen, weil er angenommen hatte, sein Kapitän hätte es bereits mitbekommen und würde das Thema selbst zur Sprache bringen. Würde ihn beruhigen, dass es nur dumme Gerüchte waren und er nichts zu befürchten hatte. Oder er wenigstens irgendeine Reaktion bekam.

Zwei Wochen hatte er darauf gewartet, während die Gerüchteküche weiter brodelte, aber nie hatte Tezuka etwas gesagt. Wie hätte er auch sollen, er hatte es ja gar nicht erst mitbekommen. Er war so beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken gewesen, dass er alles andere ausgeblendet hatte - besonders alles, was für ihn unwichtig war.

Getratsche hatte ihn nie interessiert und so war es in die Kategorie 'unwichtig' gefallen. Selbst wenn es ihn betroffen hätte, er war überzeugt davon, dass es ihn nicht treffen konnte. Und doch traf es ihn nun auf gewisse Weise, er konnte nur noch nicht sagen, inwiefern es ihn affektierte.
 

Jedenfalls hatten Kaidoh und er zum ersten Mal tatsächlich miteinander gesprochen. Es war seltsam gewesen, aber irgendwie schien Kaidoh seine Schüchternheit abgelegt zu haben, nachdem er festgestellt hatte, dass sein Kapitän offensichtlich doch ein etwas verpeilter Charakter war. Er hatte ihm geschildert, um was es in den Gerüchten ging und ihm dann anvertraut, dass er nicht so recht wusste, wie er auf sowas reagieren sollte. Dass er generell oft Mühe damit hatte, zu entscheiden, was der richtige Weg war und dass er es bewunderte, wie entschlossen die Senpais voranschritten.
 

Tezuka hatte Kaidohs Probleme nachvollziehen können. Vieles hatte ihn an sich selbst erinnert. Er wurde tag täglich mit seiner eigenen Unsicherheit konfrontiert, die er niemanden sehen lassen wollte.

Auch Kaidoh nicht.

Aber er war fair genug gewesen, ihm zu sagen, dass er früher genauso empfunden hatte. Schließlich hatte er allerdings festgestellt, wenn man alles einfach nach bestem Wissen und Gewissen tat, war es nicht mehr ganz so wichtig, was andere von einem hielten. Es war immer besser, wenn man zuerst darauf achtete, selbst ausgeglichen zu sein.

Kaidoh brauchte einfach nur ein bisschen mehr Selbstvertrauen.
 

Offenbar war es genau das Richtige gewesen, so etwas zu sagen, denn zumindest hatten sich die Spannungen zwischen ihnen aufgelöst. Das war insofern etwas Wert, da nun wenigstens nicht mehr Kaidohs Noten darunter leiden würden, wenn andere wilde Gerüchte in die Welt setzten.

Das Problem hatte sich dadurch zwar leider nicht gelöst, aber er dachte seither intensiv darüber nach, wie er dem allem entgegenwirken konnte. Er merkte, wie langsam unter den Blicken und dem Getuschel seine eigene Selbstbeherrschung und seine Selbstwertgefühl bröckelte. Er wollte nicht seine Gesicht verlieren.
 

"Tezuka-senpai?", sprach ihn in der Pause schließlich ein Mädchen schüchtern an. Von allen Menschen, die irgendetwas von ihm wollten, waren Mädchen für ihn die schlimmsten, weil er nicht wusste, wie er mit ihnen am besten reden konnte. Jungs waren nicht so schnell verletzt, wenn man sich einmal im Ton und in der Formulierung vergriff.

Bisher hatte er auch immer gedacht, dass sie alle zuviel Angst hatten, ihn während der Schule zu belästigen. Ihm irgendwelche Fragen zu stellen und mit ihm zu interagieren. Er hatte auch nie etwas getan, um so etwas zu ermutigen und die meisten hielten einen gewissen Abstand von ihm. Dass sich diesmal sogar ein Mädchen aus einer anderen Schulstufe traute ihn anzusprechen, war für in somit umso schockierender.

In gewisser Weise aber auch bewunderswert.
 

Anhand der Hausschuhe konnte er feststellen, dass sie aus der zweiten Klasse kam und er sah sich kurz um. Auf dem Schulgang waren einige stehen geblieben und begannen zu flüstern und sich schon jetzt darüber den Mund zu zerreißen, wie das wohl ausgehen würde. Er konnte sich vorstellen, dass es dem Mädchen unangenehm war und so nahm er das in die Hand und meinte zu ihr: "Die Pause ist bald zu Ende. Wir können nach dem Unterricht sprechen."

Auf dem Weg zu den Tennisplätzen war sicher mehr als genug Zeit, um alles zu klären, um was es dem Mädchen ging. Tezuka bezweifelte, dass es irgendetwas Großartiges war. Aber mitunter war es für ihn eine Möglichkeit, die Gerüchte wegzuwischen. Das wäre zumindest eine sehr angenehme Entwicklung, die er nur begrüßen würde, egal wie unangenehm es ihm selbst war, mit Mädchen zu sprechen.
 

Für den restlichen Schultag wischte er allerdings diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Unterricht und generell die Schulangelegenheiten, die ihn betrafen. Er ließ sich einfach überraschen, was nachher auf ihn zukommen würde und woher der Mut kam, ihn nun doch aus heiterem Himmel ansprechen zu können. Denn bisher schien ja die gängige Meinung gewesen zu sein, dass es erst gar keinen Sinn hatte, ihn irgendwie wegen anderen Dingen außer Schule zu belabern.

Dass er Fangirls hatte, wusste er durchaus, aber er hatte in seinem Leben noch nie ein Liebesgeständnis oder Ähnliches bekommen. Vielleicht war das nun seine erste Erfahrung mit diesen Dingen und ein wenig war er doch neugierig, wie sich das wohl anfühlen würde.
 

Nach dem Unterricht erwartete ihn das Mädchen auch tatsächlich beim Ausgang. Immerhin durfte sie sich eigentlich nicht in der höheren Schulstufe aufhalten und das war auch mit ein Grund, weshalb Kunimitsu sie in der Pause schnell wieder losgeworden war. Die Alternative wäre gewesen, dass er sie wegen des Verstoßes rügte, aber ihm war auch klar, dass sie es gewiss nicht absichtlich gemacht hatte. Manchmal war überschäumender Mut etwas, das man nicht aufhalten konnte.

Es war außerdem auch ziemlich schwer, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er war einfach viel zu oft mit seinen Gedanken beschäftigt, um die Umwelt mitzubekommen.

Da war die Strategie des Mädchens gar nicht so schlecht gewesen, um ihn aus den Gedanken zu reißen. Denn alles, was nicht so lief, wie es sollte, bekam zumindest kurz seine Aufmerksamkeit, damit er entscheiden konnte, ob er sich darum kümmern musste oder es doch anderen überlassen konnte.
 

Scheinbar wollte das Mädchen nun ihre Chance nutzen, denn sonst hätte sie ihn nicht bei den Schuhregalen abgepasst. Tezuka nickte ihr also zu, dass er sie registriert hatte, zog sich seine Straßenschuhe an und verließ dann mit dem Mädchen das Hauptgebäude. Etwas abseits fragte er schließlich: "Warum willst du mich sprechen?"

Der Weg zu den Tennisplätzen war ja nicht ewig lang, aber er wurde gezwungen stehen zu bleiben, als das Mädchen stoppte.

Er sah zu der Zweitklässerin und nahm sie zum ersten Mal wirklich wahr. Sie sah wie die meisten jungen Mädchen aus, die in Japan zur Mittelschule gingen, jedenfalls fiel an ihr nichts auf, was irgendwie herausstechen würde. Hatten solche Mädchen nicht normalerweise besonders viele Komplexe? Gewöhnlich zu sein, konnte manchmal wirklich unangenehm sein.
 

"Ich... ich wollte fragen, ob du mit mir ausgehen möchtest, Senpai. Ich komm aus einer sehr guten Familie und... naja, ich habe gehört, dass du... Jungs lieber magst. Aber das ist falsch und da dachte ich... vielleicht... vielleicht hast du keine anderen Angebote und glaubst, dass es niemanden gibt, der dich richtig lieben kann." Tezuka starrte das Mädchen an, als käme sie vom Mars. Oder irgendeinem anderen Planeten.

Er hatte so etwas wirklich überhaupt nicht erwartet. Sie hatte sich nur deshalb hierher bemüht, weil sie der Meinung war, er würde einen Fehler begehen und wäre sich darüber nicht im Klaren.

"Du bist ziemlich unverschämt", brachte er schließlich heraus und merkte, wie das Mädchen zusammenzuckte. Vielleicht waren seine Worte etwas harsch, aber er ärgerte sich gerade wirklich über dieses Angebot. "Nicht alles, was andere sagen, entspricht der Wahrheit. Bevor du irgendwelche Vermutungen und Anschuldigungen in den Raum wirfst, solltest du dich vorher überzeugen, ob das was du sagst, auch der Wahrheit entspricht. Ich habe kein Interesse an Menschen, die nicht wissen, wie sie sich anderen gegenüber zu verhalten haben."
 

Tezuka drehte sich um und ließ das Mädchen stehen. Es war unwichtig und es war ihm auch egal, wenn er nun die Gefühle der Schülerin verletzt hatte. Sie hatte sich ja scheinbar auch keine Gedanken darum gemacht, was er zu der Sache dachte und ob ihr Angebot ihn treffen würde. Immerhin hatte sie ihn nicht gefragt, weil sie sich in ihn verliebt hatte, sondern weil sie ihn 'retten' wollte. Oder etwas in der Art.

Es wurde Kunimitsu erst später klar, dass er vielleicht die Gerüchte dementieren hätte sollen, aber jetzt war es auch schon zu spät. Er hatte ein Training zu beaufsichtigen, da blieb keine Zeit, sich auch noch um solche Angelegenheiten zu kümmern.
 

~*~*~
 

Nur weil er oft in Gedanken war, hielt sich Tezuka nicht für den unaufmerksamen Typ Mensch. Im Gegenteil, ihm fiel sehr wohl auf, dass Fuji sich seltsam verhielt und es im Tennsiclub ungewöhnlich ruhig war. Er brauchte nur eine Weile, um es dem Umstand zuordnen zu können, dass Fuji bei Inui rumhing und sich mit diesem leise unterhielt. Und das die Ruhe eher etwas mit der Angst der Clubmitglieder zu tun hatte, als dem Umstand, dass sie endlich eingesehen hätten, dass man mit Disziplin weiterkam. Schade eigentlich.
 

Er ließ seinen Blick schweifen und beschloss, dass er diese Konstellation lieber trennte, bevor noch wirklich Panik ausbrechen würde. Also räusperte er sich und meinte laut: "Inui, Fuji - keine Privatgespräche während dem Training. Beginnt die Übungen oder lauft fünfzig Runden."

Sofort sahen die Angesprochenen auf und Fuji sagte noch irgendetwas zu Inui, der nickte, bevor der amtierende Tensai seinen Schläger schwang und Kikumaru zuflötete, ob er sich nicht mit ihm aufwärmen wollte.

Tezuka hatte diesen Jungen noch nie verstanden.
 

Inui hingegen machte sich auf den Weg zu Kaidoh, der gerade seine Dehnübungen machte und Tezuka verstand nicht ganz, warum ihm die Szene nicht gefiel. Andererseits waren die Trainingsmenüs, die Inui neuerdings ausarbeitete, ziemlich zielführend. Auch wenn es ihm nicht passte, dass ab und an einmal ein Regular gesundheitlich darunter leiden musste. Er hätte Inui die Säfte ja schon lange verboten, aber er war ja selbst an die Order von Ryuzaki-sensei gebunden. Da konnte er nicht einfach so schalten und walten wie er es gerade für gut hielt.

Also ließ er Inui seine derzeitige Aufgabe lösen und wandte sich geistig den anderen Spielern zu. Momoshiro machte ihm ebenso ziemliche Sorgen. Wenn dieser nicht bald anfing, ordentlich zu trainieren, würde er seinen Platz bei den Regulars wieder verlieren.
 

Die Sache war ja durch das Auftauchen von Echizen ohnehin kompliziert genug geworden. Es war schwierig zu entscheiden, wen er nun aus dem Team kicken sollte. Da er zuständig für die Aufstellung der Ranking Turniere war, musste er sich schon früh genug den Kopf darüber zerbrechen. Auch, wer vom restlichen Club die Erlaubnis bekommen würde, am Turnier teilzunehmen. Es machte ja nur bei ganz wenigen wirklich Sinn.
 

Aber bisher war es gut, dass sie sich auf keinen ganz neuen Regular einstellen hatten müssen. So war das Team selbst schon ziemlich eingespielt und konnten effizient trainieren. Besonders mit Inuis Hilfe schien es nun doch steil bergauf zu gehen. Er hatte im Moment also keine Bedenken, dass sie es diesmal schaffen würden, die Nationals zu erreichen. Theoretisch reichte es ja schon, wenn sie nur dabei waren, dafür dass sie Anfang der ersten Klasse noch eine Außenseitermannschaft gewesen waren. Er jedenfalls war jetzt schon stolz darauf, wie gut sich das Team entwickelt hatte.
 

Nach dem Training wartete er dann wieder auf Kaidoh und gemeinsam ging es wieder zu diesem nach Hause. Diesmal, so nahm sich Tezuka vor, würde er seine eigenen Hausaufgaben auch gleich dort zu beginnen. Aber wie so oft, kam manches anders als man erst plante, auch wenn ihm selbst das eher selten passierte. In letzter Zeit häuften sich seltsamerweise allerdings genau diese unplanmäßigen Ausschweifungen. Dinge, die ihn drohten aus der Bahn zu werfen.

Er war froh gewesen, dass die Blicke und das Getuschel eine Woche nach seiner forschen Ansage gegenüber dem Mädchen fast vollständig abgeflaut waren, aber dafür hatten sich irgendwie neue Spannungen aufgebaut. Als würde er nach wie vor akkribisch genau beobachtet werden. Dabei gab es wirklich nichts Interessantes, das man über sein Leben herausfinden hätte können. Er war ein ganz normaler Fünfzehnjähriger, der versuchte, das beste aus seinem Leben zu machen und deshalb außer lernen kaum was anderes tat.
 

Erneut wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als Kaidoh nicht wie sonst einfach an seinen Tisch ging, sondern hinter sich leise die Türe zudrückte und sich dagegenlehnte. Tezuka hatte schon seine Sachen halb ausgepackt, als ihm dieser Umstand auffiel, der ihm auch gleich verriet, dass heute wohl wieder eher Nachhilfe für zwischenmenschliche Angelegenheiten auf dem Plan von Kaidoh stand. Theoretisch konnte er also die Schulsachen auch gleich wieder einpacken.

Andererseits ließ sich die Sache vielleicht diesmal schneller regeln als die letzten Besprechungen, die sie hatten. Seitdem er Kaidoh den ersten unabsichtlich sehr guten Rat gegeben hatte, hatte der Jüngere scheinbar großes Vertrauen zu ihm gefasst.
 

Leider ging damit auch eine wachsende Bewunderung für ihn einher, mit der Tezuka nichts anzufangen wusste. Er hielt sich bei weitem nicht für perfekt und seine Unsicherheit gerade in den außerschulischen Dingen, machten es ihm schwer, nachzuvollziehen, wie man überhaupt zu ihm aufblicken konnte.

Kaidoh war nur ein Jahr jünger als er selbst und er war nicht unintelligent. Er war einfach nur viel zu schüchtern und es fehlte ihm an Selbstbewusstsein. Etwas, dass er selbst einfach nicht nach außen trug, weil er es dann nur noch schwieriger hätte, seine guten Noten halten zu können. Es wurden gewisse Erwartungen in ihn gesetzt und er enttäuschte ungerne irgendwen.

Also hatte er sich dafür ein System zurechtgelegt, dass ihm bisher wirklich geholfen hatte. Aber er konnte das Kaidoh nicht verraten. Mitunter würde es sonst bald jeder wissen, dass er nicht so selbstbewusst war, wie es den Anschein hatte.
 

"Es tut mir Leid, Kapitän...", entschuldigte sich Kaidoh vorab bei ihm, etwas dass Tezuka doch schon gewöhnt war. Es war zwar vollkommen unnötig, aber er sah ein, dass es der Andere scheinbar brauchte, um seine Bitte loszuwerden.

"Ich... kann ich dich etwas... Privates fragen." Kaoru sah ihn dabei nicht an und sein Körper war total angespannt, was Tezuka sagte, dass dieser sich gerade darauf einstellte, irgendeine Form von Zurückweisung zu bekommen. Warum war ihm nicht ganz klar, aber es machte ihn nervös, dass es offensichtlich tatsächlich etwas ganz Privates sein sollte.

"Frag", erlaubte er also dem Jüngeren die Frage zu stellen, auch wenn er sich selbst gerne etwas auf die Art der Frage eingestellt hätte. Aber das war leider nicht möglich und so konnte er nur sein nervöses Herzklopfen ignorieren.

"Warum hast du nie die Gerüchte dementiert?"
 

~*~*~
 

Tezuka lag wach im Bett. Es war mitten in der Nacht, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Es war schrecklich wenn er schlaflos war und eigentlich war es bisher nur sehr selten vorgekommen. Aber diesmal war er so wach, als hätte er ein Kaffeebonbon gegessen.

Er hatte schon versucht, die Augen einfach zu schließen und seinem Körper Ruhe zu gönnen, aber das wollte ihm einfach nicht gelingen. Zu allem Überfluss stand in wenigen Tagen auch schon das erste Turnier an. Dort mussten sie gewinnen, damit sie bei den Qualifikationsturnieren zu den Nationals teilnehmen konnten und damit war es wichtig, dass sie alle in Topform waren. Auch er.
 

Nur war er im Moment weit davon entfernt. Denn ohne Schlaf war es unwahrscheinlich, dass er morgen früh sehr viel konzentrierter als sonst wäre. Er war sich nicht einmal sicher, ob er den anderen weiß machen konnte, dass es ihm gut ging, wenn er so vehement nicht schlafen konnte. Bestimmt hatte er morgen dunkle Augenringe, die glücklicherweise ein wenig durch seine Brille kaschiert werden konnten. Er musste ja niemanden direkt ansehen. Wenn er sich nirgends zu lange aufhalten würde, dann hatte auch niemand die Gelegenheit ihn zu genau zu betrachten.

Er musste einfach nur doppelt so vorsichtig wie sonst sein. Dann sollte es eigentlich kein Problem sein, den Anschein zu erwecken, alles sei in bester Ordnung.
 

Nur sich selbst konnte er nichts vormachen. Es hatte sich etwas gewaltig verändert. In seinem Leben war plötzlich ein Erdbeben losgegangen, das scheinbar gar nicht mehr aufhören wollte. Er wusste, wenn er wieder klarer im Kopf war, dann würde nichts mehr so sein, wie es bisher gewesen war. Er war sich ja schon jetzt vielen Dingen wesentlich bewusster als er sich jemals hätte sein wollen.

Aber das Gespräch mit Kaidoh hatte letztlich auch den letzten Stein umgeworfen, unter den er nicht hatte kucken wollen.

Das alles zu verarbeiten raubte ihm nun den Schlaf und auch wusste er nicht so recht, wie er nun Kaoru begegnen sollte. Er wusste gar nicht so recht, wie es überhaupt so weit hatte kommen können. Wie er es geschafft hatte, sich so sehr gedanklich im Kreis zu drehen, dass er selbst nicht mehr wusste, in welche Richtung er wollte.

Schon allein die erste Frage hatte Dinge losgerissen, die er eigentlich lieber dort behalten hätten, wo sie waren. Nämlich dort, wo er solche Dinge absolut nicht mitbekam.
 

Aber nun war es passiert. Auf die Frage einfach zu antworten, dass sich nicht die Gelegenheit ergeben hatte, hatte ihm falsch erschienen. Also hatte er geschwiegen und schließlich erwidert, dass er angenommen hatte, sie würden von selbst aufhören. Er jedenfalls achtete nicht auf Gerüchte.

Er hatte Kaidoh mit dieser Aussage ziemlich verägert, aber der Jüngere hatte seinem Ärger nicht Luft gemacht. Stattdessen waren sie irgendwie ins Gespräch gekommen. Er hatte erfahren, dass das Mädchen, dass er an dem einen Tag zurückgewiesen hatte, in die Klasse von Kaidoh ging und er deswegen ziemliche Probleme bekommen hätte. Es wurde von ihm gefordert, dass er auf seinen Freund besser aufpasste, wie er mit anderen umsprang und dass er ja etwas dagegen tun könnte. Als ob.
 

Aber da war Tezuka klar geworden, dass er irgendwie unfair gehandelt hatte. Immerhin hatten die Gerüchte nicht nur ihn allein betroffen und nachdem er sich höflich dafür entschuldigt hatte, hatte er sich darum bemüht, dass Kaidoh sich ein wenig mitteilte. Seine Mutter jedenfalls wurde nie müde ihm zu sagen, dass er über Probleme reden sollte und es immer besser war, wenn man irgendwem sagte, was man dachte, weil man dann einfach einen anderen Überblick über die Dinge bekam und sie leichter lösen konnte.

Er hatte angenommen, wenn seine Mutter ihm so einen Rat gab, musste das ja auch auf andere anwendbar sein. Er selbst hatte nicht zu so vielen Menschen Kontakt und in den seltensten Fällen brauchte er tatsächlich Hilfe. Insofern war das für ihn selbst so etwas wie eine Feuerprobe gewesen.

Die hatte darin geendet, dass er Kaidoh die Lippen auf den Mund gedrückt hatte und das war... schrecklich gewesen. Nicht die Berührung an sich, aber dass er das einem Mitglied der Regulars so kurz vor dem Turnier antat. Wenn es ihn schon so aus der Bahn warf, wie musste es dann Kaidoh gehen?

Zumindest der Reaktion nach zu urteilen, hatte er noch schwieriger daran zu knabbern als er selbst. Der Junge war hochrot zischend ins Badezimmer verschwunden und hatte sich dort eingeschlossen. Da war ihm selbst nur noch der Rückzug geblieben. Er hatte leise seine Sachen gepackt und Kaidoh hingewiesen, dass er gehen würde und das Zischen als Zustimmung gewertet.

Seine Mutter hatte dann noch treffend angemerkt, dass er recht früh dran war, aber er hatte es unkommentiert gelassen und sich stattdessen in seine Zimmer zurückgezogen, wo er seine Hausaufgaben geschrieben hatte und anschließend feststellte, dass er viel zu unkonzentriert dafür gewesen war. Wahrscheinlich waren das die schlechtestens Hausaufgaben, die er in seinem Leben jemals abgeben würde.

Aber da musste er durch - der Stoff war gerade im Moment nicht gerade einfach.
 

Leise stand Tezuka auf, als er den Tag zum wiederholten Mal geistig durchgegangen war und holte sich in der Küche ein Glas Wasser. Er hatte das Schlafen für heute aufgegeben und beschloss doch noch einmal die Haushaufgaben auf Fehler zu kontrollieren. Irgendwie wollte er unangenehme Fragen doch so gut es ging vermeiden und was er mit Kaidoh und der ganzen Situation anfangen sollte, war ihm auch völlig unklar.

Das einzig Positive daran war nur, dass er nun wahrscheinlich seinen Posten als Nachhilfelehrer aufgeben konnte. Etwas, das er eigentlich von Anfang nicht hatte machen wollen. Vielleicht konnte er Fuji oder Inui davon überzeugen, dass sie dem Jungen lerntechnisch ein wenig unter die Arme griffen.

Andererseits war das wohl seiner Mutter auch sehr schwer zu erklären. Das war alles zu einer äußerst komplizierten Sache herangewachsen und er konnte nur hoffen, dass sich das nicht auf das Training und die Spielweise der Regulars niederschlug.
 

~*~*~
 

Kaidoh ging ihm aus dem Weg. Man merkte es nicht wirklich, aber ihm fiel es auf, weil er den Jüngeren einfach viel besser kannte als viele andere. Natürlich wusste er eigentlich nicht sehr viele private Details von Kaoru, aber er konnte dessen Verhalten durchaus erahnen. Und bestimmte Reaktionen waren schlichtweg vorhersehbar, wenn man einmal begriffen hatte, dass der Junge wandelnde Schüchtern- und Unsicherheit war. Er machte zwar immer ein grimmiges Gesicht und zischte alle möglichen Leute nieder, aber mittlerweile war in Tezuka der Eindruck entstanden, dass er das nur machte, um über eben jene Tatsachen hinwegzutäuschen.

Immerhin hatte er ihm selbst den Rat dazu gegeben, sich nicht unterkriegen zu lassen. Und dass diesem im Moment nicht danach war, mit ihm in Kontakt zu treten, hielt Tezuka nur für allzu verständlich. Er selbst war nicht unglücklich darüber, da es ihm somit erspart blieb, weiterhin darüber nachzudenken, wie er Kaidoh nun begegnen sollte.

Wenn er alles so ließ, geriet der Vorfall in Vergessenheit und alles normalisierte sich. Darin lag zumindest seine große Hoffnung.
 

Er hatte nur ein wenig Bedenken wegen dem Turnier. Er war extra noch einmal die Aufstellung durchgegangen und hatte sich aus den ersten Spielen genommen. Er war immer noch nicht fit, auch wenn er nun wenigstens ein bisschen mehr geschlafen hatte, als in der ersten Nacht nach diesen Vorfall. Aber am liebsten war es ihm, wenn er nicht spielen musste. Außerdem hatten so die Regulars die Chance zu zeigen, was in ihnen steckte und wo sie noch dazulernen mussten.

Anscheinend hatte sogar Inui erwartet, dass er sich für so eine Taktik entschied, denn es wurde nirgends laut, dass er einen Fehler beging.

Mit Ausnahme des Doubles two, das er aufgestellt hatte. Momoshiro und Echizen eigneten sich leider nicht sehr gut für Doppel, aber für die ersten Durchgänge war es so einfach besser gewesen.
 

Erst bei Fudomine beschloss er, seine Taktik doch noch einmal zu überdenken. Die Möglichkeit bestand ja und bevor er ihren Sieg bekannt gab, schrieb er die neue Aufstellung auf. Außer, dass Kaidoh ihm aus dem Weg ging, schien er in Topform zu sein und wenn er ihn richtig einschätzte, durfte es für ihn eigentlich kein Problem sein, gegen einen Spieler von Fudomine anzutreten.

Zumindest ahnte Tezuka schon, wie die Aufstellung von Tachibana sein würde. Er kannte seiner Einschätzung nach den Kapitän der anderen Mannschaft gut genug. Es war schließlich wichtig, seinen Gegner zu kennen.
 

Doch schon beim ersten Spiel sank irgendwie sein Mut. Er hatte nicht angenommen, dass Fudomine leicht zu besiegen wäre. Die Mannschaft war mit einem unglaublichen Selbstbewusstsein zurückgekehrt. Aber er hatte nicht erwartet, dass sie die Matches nicht beenden konnten. Und dass es bei den anderen ebenfalls nervöse Bauchschmerzen auslöste, war verständlich. Sie konnten ihre Spieler wie sie waren nicht ersetzen. Jeder hatte seine eigene besondere Fähigkeit, die ihnen helfen konnte, gegen ihre Gegner zu bestehen. Wenn einer von ihnen verletzungsbedingt länger außer Gefecht gesetzt war, sank ihre Chance rapide, dass sie überhaupt die Qualifikationsspiele erreichten.

Er konnte nur hoffen, dass die anderen das Ruder herumrissen und sich von diesem abgebrochenen Spiel nicht zu sehr niederschlagen ließen.
 

Aber in dem Fall war wohl auf ihr erstes Doppel absolut verlass. Sie hatten nicht umsonst schon voriges Jahr bei den Turnieren den Stempel 'Golden Pair' aufgedrückt bekommen. Er hatte selten Spieler gesehen, die gemeinsam so sehr harmonierten.

Es war schön anzusehen, dass scheinbar das aufgestellte Doppel von Fudomine keine Chance gegen Kikumaru und den Vizekapität von Seigaku hatte.

Das stimmte Tezuka wieder etwas milde.

Etwas. Dennoch ließ er den Platz nicht aus den Augen und spannte sich noch etwas mehr an, als Kaidoh das Spielfeld betrat. Er war zu allem entschlossen, aber irgendwie... schien er nicht in das Spiel zu finden.

Er hatte einen schwierigen Gegner. Der hatte einen sehr schnell Spielrhytmus und Kaidoh hatte bisher noch nie gegen einen derartigen Spieler bestehen müssen. Tezuka beobachtete mit wachsender Besorgnis, wie Kaidoh immer frustrierter wurde. Kaoru musste sich auch etwas einfallen lassen, denn sonst verlor er wirklich. Tezuka fühlte sich dafür auch ein wenig verantwortlich, denn mitunter lag diese kleine Schwäche daran, dass Kaidoh ebenfalls die letzten Nächte schlecht geschlafen hatte? Wenn das so war, war es wirklich seine Schuld, dass sie nun mitunter die Chance auf die Nationals verschenkten.
 

Ansich wäre es ja auch gar nicht so schlimm, wenn sie verloren. Sie hatten ja noch zwei Chancen, sich den Gesamtsieg zu holen. Aber Tezuka kannte Kaidoh gut genug, um zu wissen, dass dieser eine derartige Niederlage nicht akzeptieren würde. Er hatte hier seinen Stolz zu verlieren und wollte sehr wahrscheinlich seinem Rivalen etwas beweisen.

Er musste über sich hinauswachsen, wenn er noch gewinnen wollte. Das passierte, indem Kaoru eine neue Technik anwandte, die selbst Tezuka ein wenig fasziniert. Er war noch nie auf die Idee gekommen, am Netz vorbei zu spielen. Aber verboten war es nicht. Es war nur ziemlich kompliziert, da der Ball außerhalb des Spielfelds nichts berühren durfte. Dem Tennisball einen solchen Drall zu geben, dass er dann auch noch ins Feld zurück ging war wirklich bemerkenswert.

Erst jetzt wurde Kunimitsu klar, wie außergewöhnlich der Junge wirklich war. Dass dieses harte Training, dass dieser sich selbst auferlegte, tatsächlich von großem Wert war, und in ihm wuchs eine seltsame Bewunderung heran. Kaidoh war nur ein Jahr jünger als er und trotzdem hatte er das Gefühl, dass dieser in diesem Moment weit mehr erreicht hatte als er selbst in diesem Alter.
 

Seine Gedanken begannen wieder Purzelbäume zu schlagen und ein wenig war er froh, dass im Moment Fuji nicht in seiner Nähe war. Dessen Anwesenheit hätte ihn nur unnötig irritiert und er gab auch jetzt dem Drang nicht nach, sich nach dem Braunhaarigen umzusehen. Hauptsache er war nicht hier, wo er saß. Mit dieser Entwicklung standen ihnen plötzlich wieder ungeahnte Möglichkeiten offen und fast wollte er schon zu Inui laufen, um sich Daten zu holen, denn wenn einer wusste, was man daraus machen konnte, war es der Datenfreak.

So ungern er sich selbst auch in die Karten sehen ließ. Aber er war ein guter Analytiker.
 

Als das Match zu Ende war, erhob er sich kurz, um seine angespannten Muskeln ein wenig zu lösen, aber vor allen Dingen, um ein wenig das erschöpfte Gefühl zu vertreiben, das ihn erfassen wollte. Es war wichtig, dass er für den Fall aller Fälle seinen Kreislauf in Schwung hielt.

Zu Kaidoh ging er wohlweislich nicht. Die Anderen freuten sich ohnehin für zehn und als er kurz zum Spielfeld blickte, konnte er sehen, dass sich Inui bereits dem Zweitklässer angenommen hatte.

Dann blieb jetzt nur noch das Match von Echizen Ryoma. Bei dem Jungen hatte er allerdings keine Bedenken, dass dieser gewinnen würde. Da hatte er eher nur die Sorge, dass er zu Vorlaut war. Was Kaidoh zu wenig an Selbstbewusstsein hatte, hatte dieser kleine Rotzbengel zu viel. Der Junge war einfach viel zu arrogant und wusste nicht, wie man sich Älteren gegenüber verhalten musste.

Er befürchtete, dass er das hier auch nicht wirklich lernen würde. Das war im Grunde wirklich schade, denn niemand von ihnen hatte soviel Potenzial wie Echizen. Irgendwie musste er ihm lernen, bescheidener zu werden, aber wie er das anstellen sollte, war Kunimitsu nach wie vor ein Rätsel.
 

Bei diesem Match blieb er stehen, da ihn das hier auch bei weitem nicht so interessierte, wie das Spiel von Kaidoh. Er hatte zu dem Zweitklässer einfach einen vollkommen anderen Bezug als zu dem Neuzugang, der irgendwie alles durcheinander brachte.

Andererseits allerdings auch eine ungeahnte Trumpfkarte war. Ein Glück, dass dessen Vater einstmals von ihrem Coach trainiert worden war und Ryoma wohl nur aus diesem Grund auf diese Schule ging und nicht auf eine andere. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er einem anderen Tennisteam beigetreten wäre.
 

Erst als Echizen verletzt wurde, wurde er wieder skeptisch. Es war schlimm genug, dass Kawamura aufgeben hatte müssen, da wollte er eigentlich nicht ihren derzeitigen Trumpf verlieren. Und eigentlich wollte er gewinnen. Es war wichtig, dass sie in diesem Turnier siegten und der Meinung schien auch Momo zu sein, der Echizen den Ersatzschläger in die Hand drücken wollte.

Er hätte das einfach still hingenommen, wenn Ooishi nicht dazwischen gegangen wäre. Er konnte sich wohl stehts darauf verlassen, dass seine rechte Hand die Gesundheit der Spieler in den Vordergrund stellte. Er selbst wollte auch nicht unbedingt einen Spieler opfern, aber Echizen war gut und er konnte es schaffen.

„Zehn Minuten. Wenn du bis dahin nicht gesiegt hast, wirst du aufgeben.“ Er wollte Echizen diese Chance zugestehen und die Platzwunde hatte schon aufgehört zu bluten. Eigentlich sah er wirklich schwer verletzt aus, aber zehn Minuten waren in einem Tennismatch nicht all zu lange. Er war überzeugt davon, dass der Junge davon keine Schäden davon tragen würde.

Dass er damit dessen Überheblichkeit fördern würde, war eine ganz andere Geschichte.
 

Aber er beschloss bei Gelegenheit Ryoma in aller Vertrautheit darauf hinzuweisen, dass er sich nicht alles erlauben konnte, nur weil er ein guter Tennisspieler war. Auch wenn er ihnen den Sieg holte und damit verhinderte, das er selbst spielen musste, bedeutete das nicht, dass er sich immer so aufführen konnte. Es gab gewisse Regeln, an die man sich zu halten hatte und das musste auch Echizen akzeptieren. Und er selbst vielleicht auch wieder strenger sehen.
 

Tezuka spürte, wie er Kopfschmerzen bekam und war ausnahmsweise richtig froh, dass er diese Leute einen ganzen Tag lang nicht sehen musste. Er hatte ein Team herangezogen, das aus lauter Chaoten bestand, leider aber auch zu den fähigstens Tennisspielern ihres Jahrgangs gehörten. Jetzt musste er nur aufpassen, dass er sich das selbst nicht kaputt machte und damit den Traum und den Wunsch des Teams boykottierte, zu den Nationals zu kommen.

Und dazu würde es wohl nicht zu vermeiden sein, dass er auf Kaidoh noch einmal zukam.

Auch wenn er keine Idee hatte, wie er diesen Faux pas wieder ausmerzte.
 

~*~*~
 

Wie Tezuka vermutet hatte, nahm sich Inui dem Trainingsprogramm von Kaidoh insbesondere an. Selbst nach der neuen Zusammenstellung des Teams, in der wie befürchtet Momoshiro seinen Platz an Inui abgeben musste, hörte Inui nicht damit auf, allen irgendwie dabei zu helfen, sich durch hartes Training weiter zu entwickeln.

Und die Sache mit dem Kuss hatte sich dadurch auch in Wohlgefallen aufgelöst.
 

Das hieß, er hatte mit Kaidoh sehr wohl noch einmal gesprochen, aber das war dann mehr nur noch, um zu bestätigen, dass sie einander nicht mehr zu Nahe kommen würden. Tezuka hatte ihm da auch gleich gesagt, dass er es ebenfalls für besser hielt, wenn er eine andere Nachhilfe nehmen würde. Inui wäre in jedem Fall wahrscheinlich die bessere Wahl und er würde das schon regeln, dass es mit seinen Eltern in Ordnung gehen würde.

Das hatte er dann auch getan. Hatte seinen Status als Kapitän und Schülervertreter genutzt, um die Verantwortung über Kaoru an Inui abzuwälzen.

Der Datenfreak schien da auch nicht gerade viel dagegen zu haben. Jedenfalls bekam er von dem Bandanaträger weit mehr Informationen als von Fuji oder ihm selbst.
 

Aber nur weil sich dieses Problem in Luft aufgelöst hatte, hieß das nicht, dass sich nicht neue geformt hätten. Nicht nur Momoshiro hatte sich zu einem Sorgenkind gemausert. Noch bevor dieser seinen Platz als Regular aufgeben hatte müssen, hatte er ein seltsames Gespräch mit Fuji gehabt. Es war direkt nach dessen Match gegen Echizen, dass aufgrund starker Regenfälle unterbrochen werden musste.

Etwas, das Fuji nicht gepasst hatte, was Tezuka aber egal war. Nur schien es in dem Braunhaarigen etwas freigesetzt zu haben, was Tezuka nicht erwartet hätte: Er stellte seinen eigenen Platz im Team in Frage.
 

Fuji Shuusuke war eine Person, die für das Team einfach unersetzlich war und Tezuka hatte nicht vor, ihn aus irgendwelchen Gründen herauszunehmen. Das war so eine Sache, die konnte er schon aus Prinzip nicht akzeptieren.

Er sagte Fuji auch, dass für ihn der Sieg im Vordergrund stand. Wie sonst sollten sie zu den Nationals kommen? Aber er hatte Fuji ansehen können, dass er ihn mit diesen Worten verletzt hatte und das Schlimme an der Sache war, dass er sich nicht schuldig fühlte. Auch wenn es ihm um die gute Laune der immerlächelnden Person Leid tat.

Aber es gab keinen anderen Weg und er hatte angenommen, er war als Tennisteamkapitän gefragt worden. Dann wiederum wäre die Antwort unter keinen Umständen anders ausgefallen.
 

Seitdem gab es allerdings zwischen ihm und Fuji gewisse Spannungen, die er nicht zu lösen wusste. Fuji erwartete von ihm wahrscheinlich sowas wie eine Entschuldigung. Oder ein Zeichen, dass sie in irgendeiner Form Freunde waren und er zumindest verstand, warum er sich nun so gab.

Aber das konnte er Fuji nicht geben. Er wusste nicht wie und er hatte eigentlich auch gar keinen Kopf darüber nachzudenken. Der Stoff, der sich zum Lernen auftürmte wurde nicht leichter und er hatte sich kaum Luft schaffen können, dass er nun keine Nachhilfe mehr geben musste.
 

Er hätte - im Nachhein betrachtet - die Aufgabe als Schülervertreter nie annehmen dürfen. Aber alle hielten ihn für kompetent genug und er konnte, laut vieler Schüler, am besten mit den Lehrern, weil er ja selbst so erwachsen wirkte, als wäre er ein Lehrer.

Außerdem hatte er einen sehr guten Notendurchschnitt, also sollte das ja überhaupt kein Problem sein, wenn er das auch noch übernahm. Er hatte nicht widersprochen und langsam begann er zu verstehen, warum Kaidoh so verärgert gewesen war, dass er die Gerüchte nicht dementiert hatte. Er schien ein Problem damit zu haben, Entscheidungen für sein eigenes Wohl zu treffen. Er achtete immer viel zu sehr darauf, andere nicht zu enttäuschen und das zu tun, was sie von ihm erwarteten. Oder was zumindest seine Eltern und seine Lehrer stolz machte.
 

Aber er konnte es nie allen Recht machen. Er war Kaidoh auf die Füße getreten und nun auch noch Fuji. Er wollte nicht wissen, wie oft Ooishi sich übergangen fühlte. Auch wenn dieser nur Vizekapitän war, so gab Tezuka ihm ganz offensichtlich nur die Aufgaben, die er selbst nicht machen wollte, aber was die Aufstellungen der Spieler anging, so sprachen er diese nie mit ihm ab.

Was seinen angeblich besten Freund noch mehr wurmte als das, war die Tatsache, dass er gerne wüsste, was ihn ihm vorging. Aber Tezuka bat ihn nie um Hilfe und er vertraute ihm auch nicht seine Probleme an. Kunimitsu wusste, dass es unfair gegenüber Ooishi war. Shuuichiro war bisher immer an seiner Seite gewesen und hatte ihn unterstützt, wo er nur konnte.

Dennoch war er nicht fähig diesen an sich heranzulassen. Und er bezweifelte nicht, dass Ooishi wusste, dass es ihm in den letzten Wochen nicht gut ging und er sich irgendwo unter den ganzen Verpflichtungen zu verlieren drohte.
 

Gerade wenn Ooishi mal etwas länger zurückblieb und sie die einzigen waren, die zurückblieben, bekam er einen Blick, der deutlich sagte, dass er für ihn da wäre, wenn er doch nur endlich die Klappe aufbringen würde. Aber er verabschiedete sich meistens nur von Ooishi und schrieb die Berichte fertig oder wartete einfach nur ab, dass Ooishi ging, um absperren zu können.

Es war schwierig wieder einen grünen Zweig zu finden und es war nicht das erste Mal, dass er sich überlegte, einfach die Schule zu wechseln und von vorne zu beginnen. Er hatte Angst, dass er sich zu sehr in etwas verstrickte, aus dem er keinen Ausweg mehr hatte.

Er würde sich auf jeden Fall unter allen Umständen weigern, irgendwie zu fallen.
 

~*~*~
 

Tezuka wusste nicht, ob er das für gut halten sollte, dass er sich schwer verletzt hatte. Er hatte das nicht erwartet. Er war zu ehrgeizig gewesen. Es wäre ein wichtiger Sieg gewesen und er hatte allen beweisen wollen, dass er es Wert war, der Teamkapitän zu sein. Er hatte seinem arroganten Gegner mit Können ins Gesicht spucken wollen.

Er hatte gewinnen wollen und dabei übersehen, dass dieses Match schon lange nicht mehr darauf hinauslief, wer der bessere war. Er hatte übersehen, dass er es einfach viel schneller hätte beenden müssen.
 

Aber er war unsicher gewesen. Er hatte Angst davor gehabt, seinen Ellenbogen wieder zu sehr zu belasten und hatte seine Schulter dabei geopfert. Er hatte einen der schlimmsten Fehler begangen, die ein Tennisspieler machen konnte und nicht auf die eigene körperliche Fitness geachtet.

Er hatte nicht so gespielt, wie er hätte spielen können und hatte gehofft, damit dennoch gut genug zu sein. Er hatte dem Gegner erlaubt, seine Schwachstelle ausnutzen zu können.

Und hatte verloren. Nein, er hatte nicht nur verloren. Er hatte sich und dem Team die Chance genommen, zu den Nationals zu kommen. Er hatte schlichtweg alles versaut.
 

Als er auf dem Platz zu Boden gegangen war, hatte er noch die Hoffnung gehabt, sich die letzten Punkte noch holen zu können. Sein Team war schnell darin gewesen, ihm zu raten, aufzugeben, aber dieses Wort kam ja in seinem Sprachgebrauch nicht vor und er hatte alle abgewiesen. Hatte sogar irgnoriert, dass Fuji plötzlich wieder mit ihm sprach. Seine Stimme hatte ziemlich panisch geklungen und selbst Ooishi hatte wieder einmal Mut bewiesen und stellte sich ihm in den Weg.

Aber er war der Meinung gewesen, allen zu zeigen, dass man mit etwas Zähne zusammenbeißen durchaus etwas erreichen konnte. Es hatte Atobe beeindruckt, dass er sich ihm tatsächlich noch einmal widersetzte, aber letztlich hatte es doch nicht erreicht.
 

Er hatte verloren und auch wenn ihn die Schmerzen beinahe wahnsinnig gemacht hatten, war das Gefühl der Niederlage noch viel bitterer. Er hatte fair und ehrlich verloren, aber selbst das half nicht, dass es sich besser anfühlte. In diesem Fall war er wohl wirklich ein schlechter Verlierer. Dabei hatte er Echizen eine Lektion erteilen wollen. Das hatte nicht geklappt und er wusste auch nicht, was er dem jungen Spieler nun für einen Rat geben sollte.

Echizen wusste, dass er ihre letzte Hoffnung war und auch sein "Echizen" hatte einen Unterton, der das noch bekräftigte.

Der Junge zog einfach nur seine Kappe ins Gesicht und nahm seinen Platz ein.
 

Tezuka nahm sich vor, dieses Spiel genau zu beobachten. Echizen durfte nicht verlieren, aber er war sich auch dessen bewusst, dass dieser eigentlich gar kein Interesse hatte, ernsthaft dabei mitzuhelfen zu den Nationals zu kommen. Ryoma war ein Einzelkämpfer und darauf aus, besser als sein Vater zu werden.

Wenigstens war dieses Kind schon soweit, zu akzeptieren, dass es auch andere Gegner gab, die besser waren als er und er lieber erst einmal daran arbeiten sollte, diese zu besiegen.

Eigentlich hatte Tezuka keine Bedenken, dass Ryoma gewinnen würde, denn der Junge war ein absolut schlechter Verlierer, noch schlechter als er selbst. Er würde diesmal nicht die Kraft aufbringen, dass Match allzu kritisch zu beobachten, oder sich gar darüber zu ärgern, wie Echizen spielte. Dazu schmerzte seine Schulter einfach zu sehr und je schneller das Spiel zu Ende war, umso eher kam er nach Hause. Oder den Schmerzen nach zu urteilen ins Krankenhaus.
 

Ryoma tat ihm irgendwie auch den Gefallen und holte sich schnell den Sieg. Sein Gegner hatte kaum eine Chance gehabt, genauso wenig wie er eine Chance gehabt hatte, nicht ins Spital zu fahren. Ooishi hatte dafür gesorgt, indem er ihn einfach begleitet hatte. Allerdings hätte Kunimitsu nur zu gerne auf die Diagnose verzichtet, die der Arzt für ihn bereithielt.

Er hatte es ja schon am Feld geahnt, dass er einen großen Fehler begangen hatte, aber er hatte nicht gewusst, dass es solche Konsequenzen haben würde.

Er hatte vom Arzt Spielverbot bekommen. Seine ganze Schulter war einbandagiert und in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Er musste sie schonen, bis die Verletzung wieder verheilt war.

Glücklicherweise hatte er verhindern können, dass Ooishi auch noch auf ihn wartete, nachdem er am Krankenhaus abgesetzt worden war. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, dass dieser ihn voller Besorgnis mit beruhigenden Phrasen vollstopfte. Er wollte keine Aufmunterungen hören, wenn er sich dessen bewusst war, dass er Scheiße gebaut hatte und eigentlich alle von ihm enttäuscht waren.

Er hatte als Vorbild versagt und das musste er erst einmal schlucken.
 

Als er aus dem Spital heraustrat, bemerkte Tezuka allerdings sofort eine Gestalt am Eingang und er hatte ein Dejá vu. Fuji hatte ihm schon öfter vor dem Spital aufgelauert und damals hatte er noch gedacht, der Braunhaarige machte das einfach, weil er verhindern wollte, dass er sich von der Gruppe abkapselte. Die Gespräche waren meistens seltsam, aber im Nachhinein betrachtet nie unangenehm gewesen.

Nun hatte er allerdings keine große Lust auf Gesellschaft und er nahm an, dass sich Fuji dessen bewusst war, denn der andere schwieg und trottete einfach neben ihm her.
 

Er verfolgte ihn bis nach Hause und Kunimitsu war wirklich knapp davor gewesen Fuji verärgert zu verscheuchen. Aber er konnte es nicht. Sobald er einmal im Haus war, würde der Braunhaarige sowieso seiner Wege ziehen und die Sache hatte sich erledigt. Sollte sich der Tensai doch damit rühmen, dass er ihn nach dem Spitalsbesuch nach Hause gebracht hatte.

Bevor er allerdings die Türe aufschließen und den Tezukahaushalt betreten konnte, sagte Fuji einen einzigen Satz, der sein Herz zum Bluten brachte, mehr noch als es die Niederlage getan hatte: "Ich hole für dich die Nationals."
 

~*~*~
 

Er würde nach Deutschland fliegen. Tezuka hatte lange über das Angebot zur Rehabilitation nachgedacht. Natürlich war das auch ausführlich mit seinen Eltern und seinem Großvater besprochen worden. Es war durchkalkuliert worden, ob sie sich das leisten konnten und es wurden auch von seiner Seite einige Recherchen durchgeführt. Er war sich etwas unsicher, da er doch erst fünfzehn war und Deutschland nicht gerade ein Nachbarland war. Wenn er einmal dort war, konnte er nicht so einfach zurück und auch wenn dort sein Training gesichert war, war es nicht gesagt, dass er rechtzeitig zu den Nationals wieder zurück sein konnte.

Er wünschte es sich zwar, aber wer wusste es schon genau. Er hatte ja keine Ahnung, wie es in dem Land sein würde.
 

Es machte ihm Sorgen und lag ihm genauso schwer im Magen, wie seine Niederlage gegen Atobe. Irgendwie konnte er sich gut Vorstellen, dass hinter dem Angebot sein Rivale steckte. Atobe war zwar arrogant, aber bestimmt hatte selbst dieser nicht damit gerechnet, dass er so weit gehen würde.

Andererseits hatte Ryuzaki-sensei durchklingen lassen, dass der Coach von Yamabuki ihr diese Nachricht für ihn dagelassen hatte. Die Kosten wurden von einer Förderung für Sporttalente gedeckt.

Tezuka hatte nicht einmal gewusst, dass solch eine Stiftung existierte. Nur die Flüge mussten sie selbst zahlen und natürlich jegliche zusätzlichen Kosten, die er dort haben würde. Aber Tezuka war überzeugt davon, dass das nicht allzu viel sein würde. Er wollte so schnell wie möglich wieder nach Japan zurück.

Er wollte es noch vor den Nationals schaffen.
 

Nachdenklich sah Tezuka auf sein Heft, in das er alle Daten hineingeschrieben hatte, die wichtig für seine Reise nach Deutschland waren. Einen Großteil hatte er schon abgehakt. Er hatte auch schon einiges gepackt, um fliegen zu können. Ooishi hatte von ihm bereits den Auftrag erhalten, den Kapitänsposten zu übernehmen, auch wenn dieser strikt abgelehnt hatte, sich Kapitän zu nennen. Ooishi hatte betont, dass er nur der Vize bleiben würde, weil der wahre Kapitän von Seigaku ja wieder zurückkehren würde. Er hatte das ganze mit einem Blick untermalt und wirklich klar gemacht, dass er alles andere nicht akzeptieren würde.

Tezuka hatte es hingenommen. Wenigstens würde das Training ohne ihn weitergehen und vielleicht schaffte es Fuji ja wirklich, dass sie die Qualifikationen bekamen, um bei den Nationals antreten zu können. Er wünschte es Ooishi, der sich ja zuerst für diese ganze Schnapsidee eingesetzt hatte.

Der ihn in der erste Klasse nur mit diesem Argument aufgehalten hatte. Sie würden das gemeinsam durchstehen und zu den Nationals gehen.
 

Tezuka fühlte sich ziemlich schlecht, dass er dem Team, das so hochmotiviert war, einen solch unüberwindbaren Stein in den Weg geräumt hatte. Wann immer er an dieses Match zurück dachte, begann seine Schulter schon automatisch zu pochen.

Es blieb nur zu hoffen, dass er in Topform wieder zurückkehren konnte. Ooishi hatte versprochen, ihm am Laufenden zu halten, während er im Ausland festsaß. Auf Ooishi war eigentlich immer Verlass.
 

Seine Gedanken kehrten langsam zu Fuji zurück. Dieser hatte sich in den letzten Tagen sehr um Kontakt bemüht. Er hatte abends manchmal noch Nachrichten von ihm bekommen, als würde dieser genau wissen, dass ihn die Schmerzen nicht schlafen ließen. Es waren immer seltsame Informationen, die so allgemein und unsinnig waren, dass er sogar hin und wieder schmunzeln musste. Auch wenn es glücklicherweise niemand sah.

Aber es waren diese Nachrichten, die ihn wenigstens von diesen trüben Gedanken ablenkten. Fuji hatte sein Ehrenwort gegeben, dass niemand davon erfuhr, dass er sich auch mal Tratsch anhörte.
 

Gerade als er daran gedacht hatte, kündigte sein Handy eine weitere Nachricht an und Tezuka legte den Stift zur Seite, um stattdessen das Mobiltelefon zur Hand zu nehmen. Die Nachricht war etwas verwirrend, denn sie lautete: Ooishi mag Eiji, Inui mag Kaidoh; Magst du mich?

Tezuka wusste nicht ganz, was er darauf antworten sollte und so schrieb er einfach: Triff mich morgen auf dem Schuldach. Wir müssen reden. Gute Nacht.

Er hatte dieses Gespräch lange genug hinausgeschoben und er wusste, dass Fuji es ihm nie verzeihen würde, wenn er ihm nicht noch vor allen anderen informieren würde, was nun auf dem Plan stand.

Nicht, nachdem dieser nachgegeben hatte und eingesehen hatte, dass man manchmal doch einfach mehr in einen Sieg legen musste, als nur das Ausreichende.
 

Der nächste Tag begann damit, dass ihm die Sonne ins Gesicht schien und er sich schwerfällig aus dem Bett bewegte. Nach der morgendlichen Hygiene und dem nahrhaften Frühstück, nahm er dann auch noch eine Schmerztablette, die er in seine Schultasche verstaute, bevor er zur Schule aufbrach.

Es waren ein paar Wolken am Himmel, aber im Grunde ein sehr angenehmer Tag. Der Sommer rückte immer Näher und er würde ihn verpassen.

Nachdem er seine Straßenschuhe gegen die Hausschuhe getauscht hatte, machte er sich auf den Weg zum Unterricht. Jetzt, wo er im Moment vom Sport befreit war und er soviel zum Vorbereiten hatten, kam er erst zum Unterricht in die Schule. Für die Mittagspause würde ihn Fuji auf dem Dach erwarten und dieses Gespräch lag im immer noch im Magen.

Er hoffte, Fuji würde das einigermaßen gut aufnehmen.
 

Schnell kroch der Tag in Tezukas Augen dahin und schließlich ging er mit seinem Bento nach oben und setzte sich zu Fuji, der es sich schon gemütlich gemacht hatte. Sie aßen, schweigend. Doch Tezuka spürte, dass Fuji nur darauf wartete, dass er endlich etwas sagte.

Nachdem sein Bento aufgegessen war, stellte er die Box leise beiseite und erhob sich. Eine Weile sah er auf die Umgebung hinab, bis sich Fuji zu ihm gesellte. Leise lehnte er sich neben ihn und meinte dann wie beiläufig: "Ich werde nach Deutschland fliegen."
 

Tezuka war froh, dass Fuji diesen beiläufigen Ton beibehielt, als er erstaunt antwortete: "Deutschland? Das ist aber weit weg." Es half ihm dabei das Gespräch besser hinter sich zu bringen.

"Ich mache mir keine Sorgen. Selbst wenn ich nicht da bin, hat Seigaku immer noch Ooishi." Einen Moment hielt er inne und fügte dann ernst hinzu: "Und dich." Immerhin hatte Fuji versprochen, das Team dabei zu unterstützen, zu den Nationals zu kommen.

"Wie lange wirst du da bleiben?", riss ihn die Frage wieder zurück in die Realität und er machte ein nachdenkliches Geräusch. Das war etwas, dass ihn schon eine ganze Weile plagte, weil er einfach nicht einschätzen konnte, was ihn dort wirklich erwarten würde.

Also meinte er ehrlich: "Ich weiß es nicht. Bis ich komplett geheilt bin, plane ich mich völlig auf meine Wiederherstellung zu konzentrieren." Was sollte er auch sonst tun.

"Wenn du zurückkommst, haben wir einen perfekten Tezuka Kunimitsu?" Tezuka war sich nicht sicher, ob Fuji ihn einfach nur necken wollte, oder ob es seine Art war, Trennungsschmerz zu verbergen. Er vermutete jedenfalls, dass Fuji diese Nachricht doch nicht so gut aufnahm, wie er erst angenommen hatte.
 

Deshalb beschloss er, sich ein wenig aus dem Fenster zu lehnen und auf etwas zu sprechen zu kommen, was schon lange überfällig war: "Ja. Dann werde ich in meiner besten Form Matches spielen können. Gegen wen auch immer."

Als er zu Fuji sah, bemerkte er, dass dieser nun aufmerksam geworden war und ihn ebenfalls ernst ansah. "Gegen wen auch immer?", fragte er fast ein bisschen Vorsichtig nach und Tezuka nickte, wobei seine Augen einen sanften Ausdruck annahmen. "Ja, gegen wen auch immer", bestätigte er noch einmal nachdrücklich und Fuji lächelte ehrlich.

"Verstehe. Ich freue mich darauf."

Tezuka behielt es sich zurück, Fuji darüber zu informieren, dass es ihm genauso ging. Er hatte in Deutschland viel zu tun. Denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass er nun nicht nur diese Frage positiv beantwortet hatte, sondern auch die Frage von letzter Nacht.

Er hatte viel Zeit in Deutschland, sich darüber Gedanken zu machen, was das für seine Zukunft bedeutete.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück