Erinnerungen einer Inselbewohnerin
Es gab einen Jungen. Er hatte einen seltsamen Namen. Jeder kannte ihn und keiner wusste, wer er war.
Er stand oftmals am Strand der kleinen Insel. Die Augen auf den Horizont gerichtet und der Blick ein Meer voller Sehnsucht, faszinierender noch als das Meer vor seinen Füßen. Niemals hatte ich jemanden gesehen, dessen Herz so laut nach Freiheit rief.
Man sagt, Verschlossenheit hat eine Anziehungskraft, der niemand widerstehen kann, doch nur wenige wagen es, der Versuchung nachzugeben.
Und in purer Gebanntheit ging ich das Risiko ein. Tag für Tag aufs Neue. Ließ mich in seinen Augen und seiner Einsamkeit zu einem Ort tragen, den ich danach nie wiedersehen sollte. Und erfuhr damit den Grund, warum keiner es wagt, dem Zauber der Einsamkeit zu verfallen. Denn früher oder später wird man selbst einsam zurückgelassen. Doch so wie das Insellicht die Haut berührt und verfärbt, sollte ein Teil von ihm und ein Teil seiner Einsamkeit bei mir bleiben…
Es gab einen Jungen. Er hatte einen seltsamen Namen. Jeder kannte ihn und keiner wusste, wer er war.
Aber ich sollte einen Jungen sehen, dessen Blick das gleiche Meer aus Sehnsucht spiegelte, dessen Herz ebenso unerschöpflich nach Freiheit rief.
Und ich sollte ihn meinen Enkelsohn nennen.
