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Watching your Footsteps

von

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Stay

Seung-Ri kehrte langsam in die Wirklichkeit zurück, die Farben vor seinen Augen lösten sich auf. Er spürte die Lippen des anderen und eine neue Welle des Verlangens spülte seine Erschöpfung hinfort. Er rutschte ein wenig näher an den anderen heran und beugte sich über ihn, um ihn zurückzuküssen.
 

"Du hast wohl immer noch nicht genug", raunte Young-Bae und hob ihn auf seinen Schoß. Im Wasser wirkte er federleicht.
 

Seung-Ri grinste nur, schlang die Arme um Young-Baes Hals und verteilte heiße Küsse auf seiner Wange und seinem Nacken. Er fühlte, dass das hier richtig war, dass es nie etwas in seinem Leben gegeben hatte, das sich besser angefühlt hatte.
 

"Ich glaube, ich werde niemals genug von dir haben."
 

Young-Bae jagte es einen wohligen Schauer durch den Körper, denn das selbe hatte er auch gedacht, als er Seung-Ri gespürt hatte. Er würde hiervon niemals genug bekommen. Zärtlich küsste er den sehnigen Hals seines Freundes, biss leicht hinein, achtete aber darauf, keine verräterischen Male zu hinterlassen.
 

In diesem Moment wollte er nichts mehr, als seinen Freund noch ein weiteres Mal zu spüren, für immer hier zu bleiben in ihrer eigenen kleinen Welt, ihrem Hotelzimmer, doch zu seinem Bedauern kroch langsam der Verstand in seinen Kopf zurück. Sie hatten ihre Stunde gehabt und sie würden sie definitiv wiederholen, doch es wurde Zeit, dass nicht nur ihre Gedanken sondern auch ihre Körper in die Wirklichkeit zurückkehrten.
 

Zudem wurde das Wasser langsam kalt.
 

Zärtlich küsste er Seung-Ri noch ein weiteres Mal, streichelte sanft seinen Nacken, seinen Rücken, dann löste er sich von ihm.
 

"Wir müssen gehen..."
 

Er konnte in den Augen des anderen wahres Bedauern lesen.
 

"Ich würde so gerne noch länger bleiben."
 

"Wir werden das hier so schnell wie möglich wiederholen", versprach Young-Bae und lächelte sanft. Auch wenn die Erregung langsam abebbte, sein Herz machte jedes Mal einen kleinen Hüpfer, wenn er Seung-Ri sah und er war sich sicher, dass das hier mehr als nur simples Verlangen war.
 

Seufzend erhob Seung-Ri sich von seinem Freund, der sich nicht zurückhalten konnte und noch einmal die Arme um ihn schlang und ihn in die Pobacke biss, als er über den Rand des Jacuzzis steigen wollte. Der Jüngere lachte und küsste den anderen erneut. Dann schnappte er sich ein Handtuch, um seinen Körper trockenzureiben, doch sofort stand Young-Bae hinter ihm und nahm es ihm aus der Hand.
 

"Habe ich nicht gesagt, du sollst nicht Hand an deinen eigenen Körper legen?", fragte er breit grinsend und begann seinerseits den anderen mit dem weichen Tuch zu trocknen.
 

Seung-Ri war froh, dass der Zauber zwischen ihnen nicht verloschen war. Und er betete, dass es so bleiben würde. Er fürchtete, dass, wenn sie dieses Zimmer verließen, die graue Realität alles davonwischen würde. Dass Young-Baes Gefühle für ihn vielleicht doch nur von dieser kurzen Dauer wären und mit dem heutigen Tag verschwinden würden.
 

Sie gingen hinüber ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen, wobei sie sich in die bereit liegenden Bademäntel gehüllt hatten. Das Badezimmer war nahezu überschwemmt und die Rosenblüten klebten jetzt unangenehm an ihren Füßen. Als Seung-Rin das riesige Bett sah, schien es ihn regelrecht zu rufen. Young-Bae hatte ihm derart viel abverlangt, dass seine Beine ihn nicht mehr ganz tragen wollten. Er wusste, dass sie gehen mussten, aber sein Körper bewegte sich wie von selbst und ließ sich schwer in die Kissen fallen.
 

Der Ältere beobachtete den schlurfenden Schritt seinen Freundes mit leichter Sorge. War er doch zu hart gewesen? Vorsichtig setzte er sich neben die erschöpfte Gestalt auf das Bett und strich ihm noch einmal durch das dunkle Haar.
 

"Du siehst müde aus. Willst du schlafen?"
 

"Am liebsten ja, aber wir müssen los..."
 

Der Ältere seufzte bei diesen Worten und kratzte sich am Kopf. Vielleicht könnten sie doch noch etwas bleiben. Er könnte ihnen beiden noch ein wenig mehr Zeit kaufen.
 

"Ich werde die anderen anrufen und ihnen irgendwas erzählen. Überlass das mir. Dann haben wir noch mehr Zeit für uns."
 

"Aber Hyung-"
 

"Shht~ schlaf jetzt."
 

Damit legte sich sein Zeigefinger auf die rosé-farbenen Lippen und brachte sie zum schweigen. Seung-Ri sah ihn zweifelnd an, da er nicht wusste, ob dies eine gute Idee war, aber Young-Baes streichelnde Hand und dessen Lächeln beruhigten ihn so sehr, dass er schon nach wenigen Minuten fest eingeschlafen war.
 

Er wusste nicht, wie lange er dem Schlaf verfallen war, als er wieder erwachte. Ein unschönes Gefühl hatte ihn geweckt. Ein Gefühl von Kälte, das sich aus seinem Traum bis in die Realität zu ziehen schien. In diesem Traum war er allein gewesen und nun, wo er erwachte, musste er festellen, dass dies die Wirklichkeit war. Young-Bae, von dem er gehofft hatte, dass dieser neben ihm liegen oder zumindest auf dem Sofa sitzen würde, war gegangen. Seung-Ris Augen wanderten suchend durch den Raum. Dessen Kleidung war fort, sein Bademantel war achtlos über die Sofalehne geschmissen worden. Er war einfach gegangen, ohne ihn zu wecken.
 

Warum?
 

Plötzlich keimte in dem Zurückgelassenen ein furchtbarer Gedanke, den er nicht aufhalten konnte. Seine Hand an seine Stirn legend kniff er die Lider fest zusammen und schüttelte den Kopf.
 

"Nein, nein, nein! Ich...Idiot!"
 

Es schien genau das eingetroffen zu sein, was er schon seit ihrem ersten Kuss befürchtet hatte. Es gab keine Gefühle, das war ein dummer Wunsch. Er sollte es realistisch sehen, versuchte er sich zu überzeugen. Sie hatten eine Weile ihren Spaß gehabt und nun war es vorbei. Er sollte aufhören zu träumen. Wie hatte er sich das auch vorgestellt? Er mit Young-Bae, für immer in Liebe vereint? Zu kitschig.
 

Zu kitschig...
 

Tränen begannen über seine Wangen zu rollen. Es waren viele und sie waren unaufhaltsam. Energisch wischte er sie weg.
 

"Hör auf zu heulen!", schimpfte er mit sich selbst. Doch er konnte es nicht.
 

Mit bebendem Körper vergrub er das Gesicht in den über den Knien verschränkten Armen. Irgendwo in ihm war ein Hahn geöffnet worden, der durch nichts mehr zu schließen zu sein schien. Er war so dumm gewesen, so unendlich dumm und nun musste er damit klarkommen. Angst stieg in ihm auf, als er daran dachte, wie er sich Young-Bae gegenüber verhalten sollte, wenn er nach Hause zurückkäme. Vielleicht sollte er dieses dumme Hotelzimmer wirklich einfach nicht mehr verlassen.
 

Er wurde durch ein leises, aber eindeutiges Geräusch aus seinem Selbstmitleid aufgeschreckt: die Klinke!
 

Schnell wischte Seung-Ri sich die Tränen aus dem Gesicht. Das konnte doch nicht... sicher nur das Zimmermädchen, dass die Sauerei hinter ihnen aufwischen sollte und die ihn nun vor die Tür setzen würde.
 

Aber es war Young-Bae, der grinsend und leise eine Melodie summend ins Zimmer trat. Seung-Ri war so verblüfft, dass er einfach sitzen blieb und den anderen anstarrte, als wäre er ein Geist.
 

"Na, du bist ja schon wieder wach, ich dachte... sag mal, hast du etwa geweint?" Young-Bae trat näher an den anderen und strich ihm sanft über die noch feucht glänzenden Wangen. Er ließ die Tüte fallen und hob auch die andere Hand an Seung-Ris Gesicht. Es in den Händen haltend küsste er sehr zärtlich seine Stirn, dann strich er ihm das noch feuchte Haar zur Seite.
 

"Sag, habe ich dir weh getan?"
 

Seine Augenbrauen hoben sich sorgenvoll.
 

"Nein, ich... ich bin aufgewacht und du warst nicht da und ich dachte..."
 

Seung-Ris Stimme versagte ihm und plötzlich kam er sich sehr albern vor.
 

"Du dachtest, ich wäre gegangen?"
 

Der Ältere bemerkte, wie der andere seinem Blick auswich und wie wieder salzige Tränen in seinen Augenwinkeln schimmerten. Er küsste sie weg und nahm ihn wieder in den Arm. Seung-Ri hörte, an die Brust seines Freundes gekuschelt, den gleichmäßigen Herzschlag und fühlte sich auf einmal wieder sehr geborgen. Er war ein von Zweifeln befallener Dummkopf!
 

"Es tut mir leid.", wisperte Young-Bae und streichelte ihn sanft, "Ich hätte nicht einfach verschwinden dürfen, kein Wunder, dass dir solche Gedanken kommen. Ich wollte dich nicht aufwecken, als ich die anderen angerufen habe und dann habe ich uns etwas zu essen geholt."
 

Er setzte sich zu Seung-Ri auf das Bett, nahm dessen Hände in die seinen und bemerkte, dass sie leicht zitterten. Er sah dem anderen ernst in die Augen.
 

"Das, was ich dir jetzt sage, habe ich noch keinem Menschen zuvor gesagt und ich möchte, dass du mir genau zuhörst."
 

Young-Bae holte tief Luft, sein Herz und seine Gefühle fuhren Achterbahn mit ihm. Auf dem Gesicht seines Freundes breitete sich atemlose Anspannung aus und er empfand ihn dabei als sehr süß aussehend.
 

"Seung-Riya... Ich liebe dich!"
 

Trotzdem der Jüngere sich ein solches Geständnis erhofft hatte, machte es ihn doch für einen Moment sprachlos. Ein Moment, den Young-Bae ihm ließ, um es zu verstehen. Es sickerte nur langsam in jede Faser seines Körpers, bis es auch in seinem Herz angekommen war, welches in dieser Sekunde seinen Rhythmus zu unterbrechen und neu zu beginnen schien.
 

"Das ist die Wahrheit... kein Traum, oder?"
 

Der Ältere lächelte und nickte. Dieser verdutze Gesichtsausdruck, welcher sich ihm bot, war wirklich zu liebenswert. Seine Arme schlangen sich erneut um den Jüngeren, ohne seine Antwort abzuwarten.
 

"Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit," wisperte er in sein Ohr, wobei sein Atem dieses umschmeichelte. Seung-Ri spürte, wie sich eine Gänsehaut von diesem Punkt her ausbreitete und seinen Rücken herunter lief. Dies brachte seinen Kopf wieder in Schwung.
 

Er konnte es kaum fassen, wie viel Glück ihm dieser graue Tag zu bescheren schien. Fast zu viel, als dass er es verdient hätte. Noch ein paar Tränen der Freude waren es, die sich nun aus seinen Augen stahlen, aber auch diese küsste Young-Bae davon, konnte allem Anschein nach gar nicht mehr aufhören, ihn mit seinen Lippen zu berühren.
 

"Ich liebe dich auch. Schon sehr lange. Ich will dich schon so lang für mich...", gestand er nun endlich und es war, als würde endlich alles aus ihm herausgespült werden, was er geheim gehalten hatte. Seung-Ri war glücklich.
 

Ineinander verschlungen ließen sie sich nach hinten auf die weiche Matratze fallen. Endlich war es heraus und es war gut gegangen. Endlich waren diese elenden Zweifel weggewischt, die auch Young-Bae geplagt hatten. Er musste sich immer wieder, wenn er alleine einschlief, fragen, ob es nicht bloß eine Phase war, ob Seung-Ri sich nicht vielleicht nur ausprobieren wollte. Und nun hatte er endlich Gewissheit. Die unbändige Freude schien im beinahe den Brustkorb zu sprengen und er konnte sie nur mit einem lauten Jauchzer zähmen, der sich auf einmal seiner Kehle entrang.
 

Er zog den Jüngeren wieder fest an sich und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, die mit großer Freude erwidert wurden. Und nur mit Widerwillen warf er schließlich einen Blick auf seine Armbanduhr woraufhin er stöhnend verkündete, dass es schon spät war und sie langsam gehen mussten.
 

"Ich will aber hier bleiben!", beschwerte sich Seung-Ri lachend und legte sich quer über den Bauch des anderen, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett zu fesseln.
 

Doch er musste natürlich einsehen, dass sie nicht ewig hierbleiben konnten. Auch er zog sich endlich an, auch wenn ihm Unwillen und Bedauern ins Gesicht geschrieben standen. Sie nahmen sich noch kurz die Zeit, die inzwischen eiskalten Hühnerspieße zu essen, die Young-Bae für sie besorgt hatte, dann hasteten sie los.
 

Seung-Ri musste sich sehr zurückhalten, nicht den ganzen Weg über an seinem Freund zu kleben und so die Blicke aller Passanten auf sich zu ziehen, aber das breite Grinsen konnte er einfach nicht aus seinem Gesicht wischen und Young-Bae schien es ähnlich zu ergehen. Er fuhr immer wieder mit den Fingern durch das kurze schwarze Haar des Jüngeren und wenn er sich unbeobachtet fühlte, küsste er Seung-Ri kurz auf die Wange.
 

Es war natürlich schon sehr spät, als sie endlich und bis unter das Kinn mit Einkäufen vollgepackt wieder im Appartement eintrafen.
 

"Der Film hatte Überlänge und es war sehr voll auf dem Markt!", entschuldigte Young-Bae sie, als er Seung-Hyuns hochgezogene Augenbraue bemerkte. Er schien ihm nicht zu glauben, aber da alle anderen es taten, stellte er keine weiteren Fragen.
 


 

Wieder einmal waren sie fort. Ein Auftritt bei einer TV-Show, welche nicht einmal live gesendet wurde, weshalb Ji-Yong sie sich nicht im Fernsehen ansehen konnte. Bereits eineinhalb Wochen waren seit seiner Entlassung vergangen und er hielt sich, nicht zuletzt dank der wachenden Augen Seung-Hyuns, an die Erholungsempfehlung des Arztes. Tagelang hatte der Leader sich nur im Apartment aufgehalten und war lediglich aufgrund seiner Physiotherapietermine ab und an vor die Tür gekommen. Derartig eingesperrt zu sein hielt er normalerweise keine drei Tage aus. Doch auch die noch nicht verschwundene Sorge um den Verrückten, der ihn angefahren und ihnen gedroht hatte, trug zu seiner Disziplin bei.
 

Heute war allerdings der Tag gekommen, an dem die Wände um ihn herum näher zu rücken schienen und die Stille fast greifbar war, sodass selbst der Fernseher und laute Musik nichts dagegen ausrichten konnten.

Ji-Yong starrte seit Minuten aus dem Fenster, verzweifelt nach etwas suchend, das sein Interesse wecken könnte.

Nichts als grau. Graue Tage, wie sie im Februar nicht ungewöhnlich waren. Aber es gab keinen Schnee, nur nasse Kälte, die durch jede Ritze kroch. Ein Tag also, an dem niemand vor die Tür gehen wollte.

Er rief Min-Ho an und bat diesen, mit ihm spazieren zu gehen. Diese Herumsitzerei musste endlich ein Ende haben, zumindest für ein oder zwei Stunden.
 

"Du hörtest dich am Telefon wirklich verzweifelt an."
 

"Das bin ich auch."

Ji-Yong kickte einen Stein mit den Füßen vor sich her über den Bürgersteig. Sie waren eine Zeit lang schweigend gelaufen und hatten die belebteren Straßen schnell hinter sich gelassen. Min-Ho hatte sich in einen dicken Mantel gehüllt, um Schutz vor dem grauenvollen Wetter zu finden. Der Jüngere wiederum war seiner Meinung nach etwas zu dünn angezogen. Nur mit einer einfachen Jacke und einer seiner tausend Mützen bekleidet lief er immer vorran, nicht einmal zurückblickend. Min-Ho bedachte ihn eines mitleidigen Blickes und legte ihm seine Hand auf die Schulter. Fragend wurde er angesehen, aber er lächelte sein freundliches, brüderliches Lächeln.
 

"Bald wird die Warterei sicher ein Ende haben. Du musst nur geduldig sein", kam es in einem weisen Tonfall aus seinem Mund. Fast wirkte er tatsächlich wie ein älterer Bruder. Ji-Yong rang sich nun selbst ein Lächeln ab, um nicht zu unhöflich zu sein, dann trotteten sie weiter. In einem der vielen kleinen Parks Seouls ließ er sich auf eine Bank fallen, während Min-Ho stehen blieb, um die Umgebung besser im Blick zu haben, ein Umstand, der dem Jüngeren trotz all seiner Wichtigkeit sehr auf die Nerven ging.

Die Wolken über der Stadt verdichteten sich zusehens, je weiter die Zeit voranschritt. Während sie sich unterhielten, begannen die ersten Tropfen zu fallen, aber Ji-Yong ignorierte sie. Auch als Min-Ho fragte, ob er ihn nicht nach Hause bringen sollte, winkte er ab. Ihn erfüllte ein unangenehmes Gefühl, wenn er daran dachte, allein an diesen leeren Ort zurückzukehren, dem er grade erst entkommen war. Das Wasser durchweichte seine Kleidung und lief ihm in Strömen über das Gesicht, als die Regenfälle stärker wurden und erst dann konnte der Ältere ihn überzeugen zu gehen.
 

Wie jedes Mal brachte Min-Ho ihn auch jetzt bis hoch vor die Eingangstür des Apartments. Er wischte sich in einer beiläufigen Geste mit einem Taschentuch das nasse Gesicht ab.
 

"Tut mir leid...", murmelte Ji-Yong, welcher sich völlig gleichgültig seinem Begleiter gegenüber verhalten hatte, was ihm nun endlich bewusst wurde. Aber Min-Ho schüttelte den Kopf.
 

"Das ist OK. Ich kann das gut nachvollziehen, glaub mir. Nur solltest du ein heißes Bad nehmen."

Mit diesen Worten verabschiedete sich sein Bodyguard wieder und verschwand im Treppenhaus. Dieser hatte recht, er war wirklich vollkommen durchnässt und zitterte am gesamten Körper.

Wieso war ihm dies nicht aufgefallen? Außerhalb des Hauses hatte er die fallenden Teperaturen nicht einmal bemerkt. Über sich selbst den Kopf schüttelnd trat Ji-Yong endlich in ihre Wohnung ein, welche ihn wieder schweigend begrüßte. Ein Seufzer entfuhr ihm und er ließ seine Jacke einfach zu Boden fallen, genauso wie die Mütze. Das Schlottern, welches seinen Oberkörper bereits ergriffen hatte, ignorierend, kramte er in ihrem Zimmer nach frischen Klamotten, um sich umzuziehen. Da glaubte er plötzlich, Stimmen im Flur zu hören. Seine gesamte Situation vergessend und fast freudig erregt sprintete der Leader zur Tür und riss sie auf, um seine Freunde zu begrüßen.
 

"Da seid ihr ja wieder!"
 

Seung-Hyun blickte auf und was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht.
 

"Du bist ja pitschnass!", begrüßte er den breit grinsenden Ji-Yong, dessen Lachen gleich ein bisschen weniger breit wurde.
 

"Ja und? Ich war draußen im Park. Hier ist mir die Decke auf den Kopf gefallen!", beschwerte er sich mit einem deutlichen Seitenhieb gegen seine Freunde.

Kopfschüttelnd klaubte Seung-Hyun Ji-Yongs nasse Jacke vom Fußboden und hängte sie zusammen mit der eigenen an die Garderobe.
 

"Du weißt genau, dass das nicht gut für deine Gesundheit ist, Hyung", mahnte Dae-Sung im Vorbeigehen, klang dabei aber weniger besorgt als der Ältere.

Seufzend verschwand Seung-Hyun im Badezimmer und kam mit einem Handtuch über der Schulter wieder zurück.
 

"Ich weiß ja, dass das nicht leicht für dich ist, aber musst du dir unbedingt einen so kalten Tag für deinen Ausbruch aussuchen?"
 

Ji-Yong zuckte nur die Schultern, dann verschränkte er die Arme vor der Brust und gab den Beleidigten. Immer wieder eine sehr überzeugende Vorstellung, doch der Älteste ließ sich davon nicht irritieren. Noch einmal seufzte er und kam sich dabei ein bisschen wie Ji-Yongs Mutter vor, dann nahm er ihn am Ärmel und schob ihn ins gemeinsame Zimmer.
 

"Pell dich erstmal aus den nassen Klamotten, ich setz inzwischen Wasser für einen Tee auf."
 

Als Seung-Hyun mit einer damfenden Tasse grünen Tees in der Hand zurück kam, stand Ji-Yong vor Kälte zitternd, aber keck grinsend und nur mit grellbunt bedruckten Boxershorts bekleidet in der Mitte des Raums.
 

"Du lässt auch keine Gelegenheit aus, mich nackt zu sehen, stimmt's Hyung?"
 

Seung-Hyun grinste breit, verkniff sich aber einen Gegenkommentar. Nicht, dass es ihn stören würde den anderen so zu sehen.

Er stellte den Tee auf den Schreibtisch und nahm sich stattdessen eine dicke Wolldecke, in die er Ji-Yong einwickelte. Dann setze er ihn auf sein Bett, wobei er sich noch mütterlicher vorkam als zuvor und begann ihm mit dem großen Handtuch die Haare trockenzureiben. Er sah aus wie ein in Wasser getunktes Kätzchen, als er mit großen Augen unter dem Handtuch hervorblinzelte.
 

Es bereitete dem Jüngeren wiedereinmal ein unglaubliches Vergnügen, von Seung-Hyun derart fürsorglich behandelt zu werden. Daher ließ er sich mit einem Lächeln alles gefallen und spielte das unschuldige ahnungslose Kind, das sich bemuttern ließ. Jetzt, wo die anderen wieder da waren, wirkte ihr Zuhause so warm und freundlich, dass er sich fragte, warum er es überhaupt verlassen hatte. Ji-Yong fing den Blick des Älteren auf, welcher ihn warmherzig betrachtete und nahm dann die Teetasse entgegen, um vorsichtig zu trinken. Er spürte, wie die Hitze sich in seinem gesamten Körper ausbreitete. Angetan seufzend lehnte er seinen Kopf an die Schulter seines Freundes.
 

"Hyung, kannst du nicht einfach hier bleiben?"
 

Etwas verwundert wandte der Angesprochene seinen Kopf zur Seite, doch Ji-Yong sah ihn nicht an. In diesem Moment wirkte der Jüngere wieder so zerbrechlich, wie es im Krankenhaus den Anschein gehabt hatte. Reflexartig legte sich der Arm Seung-Hyuns um die von der Decke verhüllten Schultern.
 

"Ich bin doch hier..."
 

"Ja schon, aber ich meine, bis ich wieder gesund bin. Ich werde einfach unseren Manager bitten, die nächsten Termine zu streichen und dann-"
 

"Ji-Yonga."
 

"W-was denn?"
 

Tief sog der Ältere seinen Atem ein und stieß ihn schwer wieder aus. Es tat ihm weh, zu sehen, wie unglücklich sein Freund war. Nichts wäre ihm lieber, als den gesamten Tag nur mit ihm zu verbringen, das war die Wahrheit. Aber sie hatten Pflichten.
 

"Du weißt, dass das nicht geht. Wir müssen unsere Termine wahrnehmen, gerade jetzt. Wenigstens damit sich die Presse nicht wieder tausend Geschichten ausdenkt, die uns schaden."
 

"Ich scheiß auf die Presse!", rutschte es dem Jüngeren unwillkürlich heraus.
 

"Ja, das weiß ich..."

Seung-Hyuns Hand strich über den Kopf seines Freundes, um ihn zu beschwichtigen. Dann ließ er den eigenen in dessen Richtung kippen und lehnte ihn an Ji-Yong.

"Aber ich weiß auch, dass dir als unserem Leader bewusst ist, dass wir unserem Ansehen nicht schaden dürfen."
 

Natürlich war ihm dies bewusst. Nur in Zeiten wie diesen wollte er gern alles hinter sich lassen, auch das, was das gesamte Leben eigentlich ausfüllte. Er sagte nun nichts mehr, sondern trank und genoss die wohltuende Nähe seines Freundes. Bald würde sie ihm wieder genommen werden.
 

Es wurde recht früh dunkel und Young-Bae, sowie Seung-Ri und Dae-Sung kamen etwas in Feierlaune. In der letzten Zeit hatte sich nichts Schlimmes mehr ereignet, ihr Leader erholte sich zusehens und es fühlte sich beinahe so an, als wäre der böse Spuk endlich vorbei. Der Fluch, der auf ihnen gelastet zu haben schien, war gebrochen und dies wollten sie begießen. Ji-Yong selbst hatte ebenfalls sehr große Lust auszugehen. Endlich wieder etwas unternehmen. Doch zur Überraschung aller, sagte er ohne bestimmten Grund ab. Er behauptete, dass er müde sei und daher auf das Apartment 'aufpassen' würde. Um ihn dies nicht allein tun zu lassen, entschied sich Seung-Hyun ebenfalls zuhause zu bleiben. Von Seiten der beiden Jüngsten gab es heftige Proteste, aber Young-Bae zerrte sie einfach aus der Tür.
 

"Macht euch einen schönen Abend", hatte er Seung-Hyun noch zugezwinkert, welcher völlig verdattert am Eingang stehen geblieben war, bis Ji-Yong ihn in die Küche zerrte, um endlich etwas zu Essen zu machen. Jetzt hatten sie auch wieder ein paar Zutaten im Schrank.
 

"Bist du verspannt?", fragte der Ältere, nachdem sie im Wohnzimmer gegessen und sich nebenbei einen Film angesehen hatten. Ji-Yong saß einfach nicht still, was keine Seltenheit war, aber er war auch ständig dabei, sich zu strecken und seinen Nacken mit einer Hand zu massieren.
 

"Ja, ein bisschen. Aber es geht schon."
 

Seung-Hyun nickte leicht skeptisch, wandte sich dann aber wieder dem Fernseher zu. Wenn es sein müsste, wüsste er, was er zu tun hätte.
 

Der Schmerz kam völlig unerwartet. Zu Beginn hatte er gedacht, es wäre nur ein einfacher Muskelkater, dann schien es ihm doch eher eine Zerrung zu sein, nur wusste er nicht, woher sie hätte stammen sollen. Aber das, was jetzt geschah, traf ihn sehr plötzlich

Ji-Yong befand sich gerade auf dem Weg vom Bad zurück ins Wohnzimmer, als sein Rücken und Nacken sich völlig verkrampften. Geschockt nach Luft schnappend sank er in die Knie und presste eine Hand gegen die kühle Wand neben sich. Es fühlte sich an, als würden sich all seine Muskeln zusammenziehen und jemand wieder und wieder mit Messern auf ihn einstrechen.
 

"Oh mein Gott... Hyung...", keuchte er, erst leise, noch zu überwältigt. Dann rief er mit aller Kraft.

"Ahhhhh! Hyung!!!"
 

"Ji-Yong?!"

Sofort ließ der Ältere alles stehen und liegen und lief in den Flur.

Der Jüngere kniete auf dem Boden, den Rücken so sehr gekrümmt, dass sein Gesicht fast seine Kniee berührte und sich mit verzerrtem Gesicht den Nacken haltend. Er hatte wieder Schmerzen!

"Ji-Yonga, alles in Ordnung, ich helf dir irgendwie."
 

Der Angesprochene versuchte zu nicken, aber wieder zog ein Schmerz wie von tausend kleinen Nadeln duch seinen Nacken. Vorsichtig halft Seung-Hyun ihm wieder auf die Beine, versuchte dabei, seinen Nacken nicht zu belasten und bugsierte ihn sachte ins Wohnzimmer, da dieses näher war, als ihr eigenes. Er setzte Ji-Yong vorsichtig auf die Couch, schnappte sich ein Kissen und bedeutete dem anderen sich so hinzulegen, dass das Kissen seinen Nacken stützen konnte.

Er wimmerte immer noch leise.
 

"Verdammt, das tut so weh. Es kam ganz plötzlich, keine Ahnung..."
 

Seung-Hyun setzte sich neben dem Sofa auf den Boden und streichelte die Wange des Freundes, um ihn zu beruhigen.
 

"Weißt du noch, was der Arzt gesagt hat? Du sollst deinen Nacken warm halten! Ich glaube, ein Spaziergang im Regen mit dünnem Sweater ist da nicht ganz das Richtige."

Es hätte vorwurfsvoll klingen können, das tat es aber nicht.

"Erstmal müssen wir dich wärmen und zwar besser als nur mit Decken!"

Seung-Hyun erhob sich und drehte erstmal die Heizung auf.

"Ich bin kurz in der Küche!"
 

Immer wieder hörte er leise, schmerzvolle Töne aus dem Wohnzimmer zu ihm herüberschallen, während er in der Küche Wasser kochte und alles nötige zusammentrug. Es tat ihm in der Seele weh, dass Ji-Yong derartige Schmerzen hatte. Umso mehr wollte er sich bemühen, sie ihm zu nehmen.
 

"Da wir kein Heizkissen haben, werde ich dir warme Handtücher auf den Rücken legen", kündigte Seung-Hyun an, als er alles ins Wohnzimmer zurück balancierte. Die Schüssel mit Wasser brannte in seinen Händen und er musste sich auf die Lippen beißen, damit er sie nicht fallen ließ.

Ji-Yong gab etwas, das sich wie eine Zustimmung anhörte, von sich, dann versuchte er sich aufzurichten, schaffte es aber nicht ganz und wäre fast auf das Sofa zurückgesunken, aber Seung-Hyun war schon zur Stelle, um ihn zu halten. Sanft half er ihm aus dem T-Shirt und bettete ihn wieder auf das Sofa, diesmal auf den Bauch.
 

"Danke, dass du dich immer so gut um mich kümmerst...", kam es gedämpft aus den Kissen und Seung-Hyun musste lächeln. Dass ihm Ji-Yong selbst mit so großen Schmerzen noch dankte, war sehr süß.
 

"Keine Ursache, dafür sind Freunde da."

Außerdem habe ich dir versprochen, dass ich immer da sein und dich beschützen werde, fügte er in Gedanken noch an.
 

Ji-Yongs Finger vergruben sich im Stoff des Kissens, als das erste Handtuch seine Haut berührte. Es war eher heiß als warm und er zuckte zusammen. Seung-Hyun ging sehr vorsichtig vor und ließ keine Stelle aus. Das letzte Tuch platzierte er im Nacken des Jüngeren und strich ihm daraufhin sofort wieder durchs Haar, was dieser mit einem wohligen Seufzen quittierte.

Obwohl er es hasste, derart hilflos zu sein, erschien doch alles nicht so unerträglich, wenn sein bester Freund bei ihm war. Wenn Seung-Hyun seine Hand hielt, was dieser auch jetzt wieder tat, konnte er Schmerzen und Angst vergessen. Das Gefühl, das sich bei jeder von dessen Berührungen in seinem Körper ausbreitete, schien alles Schlechte von ihm zu nehmen und es durch leises Glück zu ersezten.

Als die Verspannungen sich langsam lösten und er seinen Kopf wieder bewegen konnte, drehte Ji-Yong ihn zur Seite und erblickte den Älteren, welcher direkt vor ihm hockte. Er lächelte ihm schwach entgegen und betrachtete dann ihre verschlungenen Hände. Ein seltsamer Wunsch tat sich dabei zwischen seinen Gedanken auf, ein kleiner Wunsch, den er gern erfüllt hätte. Er wollte, dass Seung-Hyun ihn streichelte. Er wollte diese vertraute Geste in diesem Moment umso mehr bewusst spüren denn je. Sein Herz schlug schneller, während er dessen Hand zu seinem Kopf führte und sie darauf niederlegte. Sein Freund schien leicht verwirrt und Ji-Yong fragte sich bereits, ob er einen Fehler begangen hatte, doch dann verstand Seung-Hyun.
 

Er war ein wenig verwundert darüber, dass der Jüngere auf eine solche Weise die Initiative ergriff, hütete sich aber mit aller Kraft davor, dieses Zeichen überzuinterpretieren. Ji-Yong brauchte seine Nähe, das war in Ordnung, aber wenn er sich jetzt einbildete, dieser erwiedere seine Gefühle, konnte das nur in Schmerzen und Enttäuschung enden. Er hatte sich mit der Situation arrangiert und durfte keine falschen Hoffnungen in sich aufkeimen lassen.

Sanft fuhr er ihm durch die Haare, streichelte seinen Nacken, seine Wange und betrachtete das entspannende Lächeln, dass sich auf Ji-Yongs Gesicht ausbreitete.

Wieder spürte er den Wunsch, den anderen zu küssen und Erinnerungsfetzen tauchten vor seinem inneren Auge auf, fast höhnisch lachend als wollten sie ihm klar machen, dass er es nur konnte, wenn Ji-Yong tief und fest schlief.

Müde ließ er sein Gesicht neben das seines Freundes sinken, löste jedoch nicht die Augen von ihm und stoppte auch nicht die Bewegung seiner Hand. Es tat so gut, die warme Haut unter seinen Fingerspitzen zu fühlen, den gleichmäßigen Atem auf seiner Wange. Nach einer Weile bemerkte Seung-Hyun, dass die Handtücher auf dem Rücken des anderen schon merklich abgekühlt waren.
 

"Soll ich dir neue Tücher auflegen?", fragte er und hielt dabei in der Bewegung inne, doch Ji-Yong schüttelte den Kopf.
 

"Bleib einfach so...", wisperte er und es klang so ungewohnt, dass Seung-Hyuns Herzschlag sich beschleunigte. Vielleicht, aber nur vielleicht hatte er ja doch eine kleine Chance? Er wischte den Gedanken weg. Keine falschen Hoffnungen, sagte er sich immer wieder, hämmerte es sich fast in den Kopf. Aber er konnte nichts gegen das warme Gefühl tun, das sich in seiner Brust ausbreitete und ihm sagte, dass es so gut war und dass es noch besser würde.

Seung-Hyun schloss die Augen und sog einfach alle Empfindungen in sich ein. Plötzlich spürte er etwas Warmes an seiner Wange und öffnete die Augen. Es war Ji-Yong, der näher an ihn herangerutscht war und nun lagen sie so da, Gesicht an Gesicht, die Hände einander berührend und nun konnte er sich dem Bild eines Liebespaares nicht länger erwehren. Der Atem des anderen schmeichelte seinen Lippen und wollte sie verführen. Ihre Lippen, welche nur weniger Zentimeter voneinander entfernt lagen. Die wunderschöne Berührung, welcher er mit ihm teilen wollte, war für ihn zum greifen nah. Seine Hand, deren Daumen noch immer sanft über den Wangenknochen des Jüngeren gestreichelt hatte, verstummte nun völlig. Sie legte sich etwas fester auf das engelsgleiche Gesicht.

Seung-Hyun spürte ein Beben durch seinen eigenen Körper fahren, hin und her gerissen zwischen dem, was sein Wille war und dem, was sein Gewissen war. So aufgeregt wie er nun die Luft in Richtung seines Gegenübers ausstieß, müsste Ji-Yong längst verwundert die Augen öffnen. Sie zuckten bereits leicht unter dessen Lidern, als würde er etwas erwarten. Aber das konnte nicht sein. Niemals.

Der Ältere schürzte seine Lippen, noch im Kampf mit sich selbst, wobei der erste Schritt in die richtige Richtung für ihn schien, seine Hand von der leicht geröteten Wange zu entfernen. Sie wanderte zu Ji-Yongs Nacken, in welchem das Tuch lag, das schon eiskalt geworden war. Wenn er verhindern wollte, dass die Schmerzen wieder schlimmer wurden, musste er endlich zu Verstand kommen.

Seung-Hyun rappelte sich auf und begann die klammen Handtücher von dem schmalen Rücken zu sammeln. Die Haut darunter war kalt.
 

"Wie fühlst du dich?"
 

"Geht so..."
 

Der Jüngere wandte den Kopf zur anderen Seite. Hatte er dies eben richtig vernommen? Der Ton, in dem er gesprochen hatte, klang beinahe beleidigt. Seung-Hyun war für wenige Sekunden sprachlos, aber dann schob er es auf dessen Frustration. Seine Hand tastete über dessen Schultern und er stellte fest, wie verspannt sie waren. Sein Freund stöhnte leise auf. In einer Bewegung, die nahezu einstudiert wirkte, begann der Ältere ihn wieder zu massieren und ließ sich dabei jedes angetane Seufzen, das Ji-Yongs Mund entfloh, gefallen. Er musste nur vorsichtig sein, um seine Phantasie nicht mit sich durchgehen zu lassen.
 

"Danke", flüsterte der Jüngere ein weiteres Mal, als Seung-Hyun letztlich von ihm abließ. Endlich waren die Schmerzen vergangen und er konnte sich wieder bewegen. Sein Freund kniff ihm leicht in die Wange und lächelte ihn warm an.
 

"Hör endlich auf."

Dann wandte er sich ab und brachte alles, was er gebraucht hatte, zurück in die Küche. Als Seung-Hyun zurückkehrte, saß Ji-Yong noch immer mit feiem Oberkörper da, auf das Fenster starrtend. Das Fenster, durch welches der Stein gekommen war.
 

"Hey, denk nicht wieder daran", sagte der Ältere sorgenvoll, doch Ji-Yong senkte den Kopf, als hätte er ihn gescholten. Langsam ließ er sich hinter der kauernden Gestalt nieder und seine Handfläche über dessen Schulterblatt gleiten, da drehte der Jüngere sich um. Er sah ihn nicht an. Sagte kein Wort. Der zerbrechliche Körper drängte sich nah an seine Brust. Seung-Hyun, der nicht genau nachvollziehen konnte, was passiert war, lehnte sich nach hinten und legte seine Arme um Ji-Yong, welcher nun zwischen seinen Beinen hockte und sich so klein zu machen schien, wie es es nur ging.
 

"Ji-Yonga..."
 

"Sag nichts...bitte...halt mich..."
 

Das Herz des Älteren sprang kurz aus dem Takt. Die Worte kamen derart verzweifelt an sein Ohr, dass er die Umarmung weiter festigte und einen Kuss in das weiche Haar setzte. Und als dieser vergangen war, einen weiteren. Er konnte sich nicht aufhalten. Das konnte doch alles nur ein Traum sein! Seung-Hyun widerstand dem Drang, sich zu kneifen. Er fühlte den Körper des anderen in seinen Armen und auf eine wunderschöne Weise war es anders als sonst. Es war zärtlicher, tiefer. Wunderschön, aber auch sehr unwirklich.

Doch im Moment wollte er sein Denken einfach nur ausschalten, nur damit ihm keine Zweifel kommen konnten. Er schloss die Augen und vergrub das Gesicht im wohlriechenden Haar des anderen. Fühlte, wie dieser sich an ihn schmiegte und genoss die Nähe. Langsam begann sein Denken wieder in Takt zu kommen und er versuchte eine Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten des Jüngeren zu finden, die nicht darauf hinauslief, dass dieser ihn mochte. Doch er wollte das alles gar nicht denken. Seung-Hyun schloss die Arme noch ein wenig fester um den anderen, der dies mit einem wohligen Seufzer quittierte.
 

Sie blieben einige Zeit so sitzen ohne sich zu rühren, jeder genoss einfach nur die Nähe des anderen und die Zuneigung, die sie für einander empfanden. Und es schien fast, als könnte dieser Moment ewig dauern. Doch schließlich lockerte Ji-Yong die Umarmung, in der ihn der Ältere gefangen gehalten hatte und hob grinsend den Kopf.
 

"Du riechst gut", stellte er fest, dann rappelte er sich auf und griff nach seinem T-Shirt, um es sich wieder über den Kopf zu ziehen.
 

Seung-Hyun hatte die ganze Situation und vor allem ihr abruptes Ende so verwirrt, dass er ersteinmal gar nichts sagte, dann begann auch er zu lachen, legte dem Freund eine Hand auf die Schulter und sagte:
 

"Das kommt daher, dass ich mich regelmäßig wasche!"

Der Zauber war vorbei, aber Seung-Hyun wusste, das irgendetwas anders war und Ji-Yong schien es auch zu spüren, sich aber noch nicht ganz sicher zu sein, was es war. Und der Ältere beschloss, dass er es auf sich beruhen lassen würde. Wenn seine Gefühle ihn nicht täuschten und er tatsächlich Zuneigung in Ji-Yongs Verhalten gelesen hatte und nicht nur Angst und den Wunsch nach Schutz, dann... Dann würde es die Zukunft zeigen, schloss er diesen neuen Gedanken. Dies war die Art von Gedanken, die er sich die gesamte Zeit über verboten hatte, die nun aber rastlos seinen Kopf durchwanderten und sich scheinbar nicht mehr einsperren lassen wollten. Nun, damit würde er schon irgendwie zurechtkommen.

Seung-Hyun legte dem anderen den Arm um die Schultern und es war seltsam, wie freunschaftlich diese Geste wirkte, wo sie zuvor noch so zärtlich miteinander gewesen waren.

"Wie geht es deinem Nacken?", erkundigte er sich.
 

Ji-Yong streckte den Kopf prüfend in alle Richtungen.
 

"Schon besser. Es zieht noch ein bisschen, aber das tut es schon die ganze Zeit."
 

"Du solltest deine Übungen regelmäßiger machen."
 

"Jaja, wenn ich Lust habe..."

Ji-Yong sah im Moment nicht so aus, als würde er diese in nächster Zeit bekommen.

"Sag mal...", setzte er dann erneut an, "Seid ihr morgen eigentlich mal wieder hier? Ich langweile mich so."
 

"Nein, tut mir leid, wir haben Tanztraining. Aber es wird nicht so lange dauern, versprochen. Länger als drei Stunden werden wir nicht weg sein"
 

"Ich würde so gerne wieder mitkommen", seufzte Ji-Yong und ließ sich gegen den Älteren sinken.
 

Die viele Nähe, die ihm heute von seinem Freund geschenkt wurde, benebelte ihn nahezu. Daher musste er tief Luft holen und sich konzentrieren, um diesen nicht einfach wieder an sich zu ziehen. Seung-Hyun klopfte ihm auf auf den Rücken und zerzauste dem Jüngeren daraufhin das Haar.
 

"Hör zu, wenn du deine Übungen ordentlich machst und es dir nächste Woche wieder besser geht, werde ich unseren Manager überreden, dich wieder zum Training zu lassen. Wie wäre das?"
 

Ji-Yong begann breit zu grinsen und tippte dem Älteren auf die Nase.
 

"Na das hast du dir ja fein ausgedacht. Aber ich glaube, dazu könnte ich mich überreden lassen.", gab er in einem gespielt überlegten Tonfall von sich und löste sich wieder von Seung-Hyun, welcher leise auflachen musste.
 

"Das ist ja wundervoll. Dann fangen wir am besten gleich an."
 

"Können wir das nicht morgen machen?"
 

"Gute Ideen sollte man sofort in die Tat umsetzen. Und jetzt komm mit."

Er packte Ji-Yong, der laut auflachte und hob ihn mit Leichtigkeit hoch, um ihn aus dem Wohnzimmer zu tragen. Dieser strampelte zwar etwas, wehrte sich aber nicht wirklich. Und noch bevor die anderen zurückkehrten, hatte er ihn tatsächlich dazu gebracht, mit ihm gemeinsam Gymnastik zu machen.
 


 

Im Training am nächsten Tag brachte es Seung-Hyun kaum fertig, das Grinsen von seinem Gesicht zu bekommen, welches ihn seit der gestrigen Nacht gefangen hielt. Derart viel Spaß wie an diesem Abend hatten sie wirklich schon lang nicht mehr gehabt. Zu Beginn war ihre kleine Gymnastikstunde noch sehr disziplinert verlaufen, doch am Ende waren beide nur noch über den Boden gerollt und hatten miteinander gerangelt. Sehr langsam schien Ji-Yong doch wieder der Alte zu werden.

Als die anderen von ihrer Tour durch diverse Lokale zurückgekommen waren, hatten Seung-Hyun und Ji-Yong schon geschlafen, aber trotzdem schien die positive Stimmung auf sie übergeschwappt zu sein und als ihre Leader ihnen am nächsten Morgen am Frühstückstisch vom großartigen Plan des Ältesten erzählt hatte, freuten sie sich wie Kinder. An diesem Tag schien es Ji-Yong nicht halb so schwer zu fallen alleine in der Wohnung zu bleiben. Er zwinkerte Seung-Hyun grinsend zu, als dieser mit den anderen die Wohnung verließ und wieder musste dieser sich sehr zurückhalten den anderen zu küssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  THEdark_princess
2012-03-23T10:36:17+00:00 23.03.2012 11:36
Du willst mich umbringen, stimmts? x'D
Ich wäre fast vom Stuhl gefallen vor Quietschen als sich Youngbae und Seungri ihre Liebe gestanden haben *___* Und die Vorstellung wie sie in einer Badewanne mit einander geschlafen haben :O *_______* FANTASTIC BABY!! xD
Neee, jetzt aber mal Spaß beiseite; Deine Veränderung ist echt klasse!! Du bist wirklich toll!!
Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel ;)


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