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I'm just more

... More than I thought
von

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Don't say anything tonight

Abend vor der Abreise
 

Don’t say anything tonight
 

Don't say goodbye

'cause I don't wanna hear those words tonight

'cause maybe it's not the end for you and I

And although we knew this time would come for me and you

Don't say anything tonight

If you're gonna say goodbye

(Say Goodbye – Skillet)
 

Das erste was ich denke, als ich Juns Zimmer betrete, ist Wow. Ein riesiges, ganz großes Wow. Am besten noch in Rot und mit rosa Herzchen drauf. Denn was ich hier gerade sehe, ist so verdammt süß, dass ich fast am Heulen bin – ohne Untertreibung. Ganz, ganz ehrlich. Jun hat überall im Raum Kerzen aufgestellt, aufgeräumt und eine kleine Spur aus roten Rosenblättern führt bis zum Bett. Sehr kitschig, aber mindestens genauso schön. Und es hat seine Wirkung nicht verfehlt. Selig betrachte ich den schummrig erleuchteten Raum. Wir sind allein im Haus, Juns Eltern und seine kleine Schwester sind irgendwelche Verwandten besuchen, doch mein Freund hat se davon überzeugen können, hier bleiben zu dürfen, da ich morgen abreisen werde. Ein schrecklicher Gedanke. Seit dem Tag, an dem wir Takeya wiederbekommen haben, habe ich auf Wolke sieben geschwebt. Auf einer flauschigen, großen Wolke sieben. Die Tage sind verflogen, so schnell, dass ich kaum glauben kann, schon drei Monate hier zu sein. Jetzt steht mein Studium an und eine lange Zeit ohne die Menschen, die ich hier kennen gelernt habe.

„Und, was sagst du?“, fragt Jun leise, während er mir einen Arm um die Hüfte schlingt. „Hab ich gut hinbekommen, oder?“

„Ziemlich gut“, hauche ich, völlig verzaubert von seinem Meisterwerk, und recke mich nach seinen Lippen. Er lächelt warm und kommt mir ein Stück entgegen. Der Kuss dauert lange, ohne dass einer von uns beiden irgendetwas tut. Er hebt uns endgültig in eine Welt, außerhalb des Universums, das mich morgen nach Tokyo schicken wird. Die Hand meines Freundes legt sich in meinen Nacken, meine krallt sich in seiner Schulter fest. Hinter meinen geschlossenen Augen tanzen rötliche und gelbe Punkte vom Kerzenlicht, mein gesamter Körper kribbelt wie wild, als hätte man einen ganzen Eimer Ameisen über meinem Kopf ausgeschüttet.

„Schön, dass es dir gefällt … Für Kaviar hat es leider nicht gereicht, aber wenn du hier warten magst, hole ich die genialsten Spagetti Bolognese, die du je gegessen hast, versprochen.“ Verschwörerisch zwinkert er mir zu, ich nicke und dann ist er auch schon verschwunden. Unsicher sehe ich mich um. Wo soll ich mich hinsetzen? Aufs Bett? Die Frage erledigt sich von selbst, als ich den kleinen Tisch sehe, der gedeckt vor einem der beiden großen Fenster steht. Die Tischdecke ist weiß, das Geschirr blitzblank und in der Mitte stehen zwei kleine rote Teelichter in Herzchenform. Gott, ist das süß! Ich … So etwas hätte Reita nie für mich gemacht, nicht in einer Millionen Jahren, nicht im Eintausch gegen den Weltfrieden.

„Magst du dich nicht setzen?“, fragt eine Stimme hinter mir, kurz darauf stellt mein Freund einen dampfenden Topf auf dem Tisch ab. „Darf ich bitten, der Herr?“

Galant und bis über beide Ohren grinsend hilft er mir aus der Jacke, zieht mir den Stuhl zurück. Anschließend setzt er sich selbst, lächelt mich an und deutet aufs Fenster.

„Guck mal, heute ist es sternenklar. Du hast dir einen schönen letzten Abend ausgesucht, Ruki.“ Sein Gesichtsausdruck ist so weich wie das Fell der kleinen Katze, die ich einmal hatte, als ich sieben war. „Wie viel möchtest du essen? Soviel?“

Mit einer recht ungeschickten Bewegung nimmt er eine riesige Portion Nudeln mit der Spagettizange aus dem Topf. Ich lache, bedeute ihm, dass ich weniger möchte.

„Echt?“, fragt er neckisch, „Bei deiner Figur würde ich mich trauen, mehr zu essen. Echt. Aber wie du meinst. … Entschuldige übrigens, dass Soße und Nudeln in einem Topf sind, ich hab das mit dem chic Kochen noch nicht so ganz raus. Als ich fertig war, ist mir dann aufgegangen, dass zwei einzelne Töpfe besser gekommen wären.“ Wäre ich nicht längst verliebt, dann wäre ich es jetzt.

Ich lächele. „… Kein Problem.“

Sobald wir beide unsere Spagetti haben, führe ich die erste Gabel zum Mund. Etwas skeptisch betrachte ich die paar Nudeln, nehme sie dann doch zu mir und beginne, den Kopf hin- und herwiegend, darauf herumzkauen, als wäre ich irgendein wichtiger Restaurantkritiker.

„Und, schmeckt‘s?“, fragt Jun neugierig.

„Hmmm … Ein wenig versalzen.“

Er lacht leise und streicht mir über die Wange. „Bin halt verliebt.“

Mein Gesicht läuft mindestens so rot an wie die Herzkerze auf dem Tisch, mein Freund wirft mir grinsend einen Luftkuss zu.

Das Essen vergeht schneller, als ich gedacht habe und ich bin schon jetzt froh, nicht so besonders viel zu mir genommen zu haben – wer weiß schon, was mein Lieblingsspinner noch so mit mir geplant hat. Momentan sieht es jedenfalls sehr stark nach – oh je – tanzen aus.

„Bitte, alles nur nicht das!“

„Ach, komm schon, Kleiner, wir sind ganz allein. Niemand wird reinkommen!“

Ich merke schnell, dass Widerstand mehr als zwecklos ist und lasse mich, jedoch immer noch widerstrebend, auf die Beine ziehen. Irgendein Knopf auf einer Fernbedienung wird gedrückt, dann schleicht sich sanfte Musik in den Raum. Charmant legt Jun mir die Arme um die Hüften, ich grinse ein wenig, schlinge die meinen dann jedoch um seinen Hals und lege meinen Kopf vorsichtig an seine Schulter. Wir bewegen uns nicht viel, nur ein bisschen hin und her und im Kreis. So, wie man es in Filmen sieht, wenn das süße, unscheinbare Mädchen auf dem Schulball mit dem heiß begehrten Sportler tanzt. Nur, dass das hier kein Schulball ist, sondern unsere ganz persönliche Abschiedsparty – und, dass Jun kein Sportler ist und ich kein Mädchen bin. Irgendwann sehe ich auf, meine Augen fühlen sich an, als müssten sie vor Strahlen gleich explodieren. Auch Jun wirkt glücklich. Noch viel, viel glücklicher als in der ganzen Zeit, die ich ihn bisher kenne. Sanft streifen seine Lippen über meine Stirn, ich stelle mich auf die Zehenspitzen.

„Also nicht weitertanzen?“, fragt mein Freund, kommt näher. Dieser Kuss ist nicht ganz so lang, dafür aber so intensiv, dass ich denke, meine Lippen ständen in Flammen. Mehr. Ich presse Juns Körper gegen mich, verstärke den Druck, ich kann spüren, dass er lächelt.

Plötzlich verschwindet der Boden unter meinen Füßen, ich werde in die Waagerechte gehievt. Erschrocken unterbreche ich den Kuss, sehe Jun verwirrt an, doch er schaut mir nur aus seinen großen braunen Augen entgegen, macht keine Anstalten, mich wieder abzusetzen. Einer meiner Mundwinkel hebt sich, dann überbrücke ich die nervigen paar Zentimeter zwischen unsere Lippen.

Langsam bewegt er sich mit mir in Richtung Bett, wo er mich ablegt und ernst ansieht.

„Du kannst mir sagen, wenn ich aufhören soll, das weißt du?“

Ich nicke, bin mir aber sicher, dass ich darauf nicht zurückgreifen werde. Nicht heute. Auch Jun nickt, streift sich sein T-Shirt über den Kopf und setzt sich vorsichtig breitbeinig auf meine Hüfte. Fragend sieht er mich an, ich schließe die Augen und lächele. Er versteht. Sein Atem streicht meine Lippen, bevor er sie mit seinen verschließt. Meine Finger fahren in sein Haar, sein Kuss löst sich kurz, damit er mir aus meinem doch etwas lästigen Oberteil helfen kann, dann wird dort weitergemacht, wo vor ein paar Sekunden aufgehört wurde. Seine Lippen fahren meinen Hals entlang, kurz beißt er in die zarte Haut, meiner Halsbeuge, dann geht’s es wieder abwärts. Ich stöhne unterdrückt auf, als er bei meiner Brustwarze ankommt, er guckt mich wieder kurz fragend an, ich nicke nochmals. Und schon sind die Lippen wieder da. Mein Atem wird schwerer, tiefer, es fühlt sich an, als würde sich die Elektrizität, die sich in der Luft aufgebaut hat, in meinem Körper ausbreiten. Unglaublich. Schöner, als ich es von Reita in Erinnerung habe. Vielleicht schöner, als es mit Reita jemals war. Hier, bei Jun, bin ich mehr. Mehr als das kleine, unerfahrene Ding, das Hilfe von jemandem braucht, der letztendlich von den wichtigsten Dingen auch keine Ahnung hat. Ich bin mehr wert, ich bin unbezahlbar und ein Teil dieser Welt, den man nicht einfach so ersetzen kann. Wie ein Teil einer Decke, die aus vielen verschiedenen Stücken Stoff besteht. Würde ich fehlen, wäre dem Besitzer der Decke kalt.

Wieder stöhne ich auf, dieses mal weniger gut beherrscht, als Juns Zunge in meinem Bauchnabel verschwindet. Kurz darauf wandern die Finger seiner linken Hand, dann die seiner rechten zu dem Bund meiner Jeans. Sie bleiben kurz liegen, doch als ich beginne, mich unruhig zu winden, höre ich meinen Freund kichern und er öffnet Knopf und Reißverschluss. Nachdem erst meine, dann seine Jeans auf dem Boden gelandet ist, krabbelt eine vorwitzige Fingerkuppe meinen Oberschenkel hinauf, zieht Kreise und streicht leicht unter den Stoff meiner Boxer. Ach. Du. Scheiße. Bei dem Laut, den ich jetzt gerade von mir gegeben habe, bin ich unendlich dankbar dafür, dass niemand außer uns im Haus ist.

„Du klingst echt süß“, kommt es von etwas weiter unten, dann taucht Juns Gesicht vor meinen verschleierten Augen auf. „Ist wirklich alles okay bei dir?“

Ich nicke heftig, ziehe ihn, ohne weiter darüber nachzudenken, am Nacken zu mir herunter und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen, von dem ich nie gedacht hätte, überhaupt zu ihm fähig zu sein. In diesem Kuss steckt eine fast beängstigende Intensität und Intimität, getrieben von nie geahntem Verlangen. Verspielt schiebt sich Juns Hand an meinem Hintern unter die Boxer. Er kneift mich, mit dem Daumen seiner anderen Hand streichelt er mir federleicht an meiner Seite entlang. Beinahe hätte ich gelacht, doch selbst wenn ich es nicht hätte unterdrücken können, wäre das Kichern nur in einem zittrigen Seufzen untergegangen. Mein ganzer Körper fühlt sich so heiß an, als hätte ich soeben in einem Vulkan gebadet, ich verschlinge Juns Beine mit meinen, sehe ihn an und hebe eine Augenbraue.

„Sicher?“, fragt er.

„Ja“, antworte ich heiser.
 

Über die halbe Stunde, die darauf gefolgt ist, will ich hier eigentlich kein Wort verlieren. Ich sage nur, dass eine der schönsten halben Stunden meines bisherigen Lebens war. Jetzt liege ich hier, neben Jun, er hat einen Arm um meinen Oberkörper geschlungen. Unsere Atemzüge haben sich schon wieder halbwegs normalisiert, doch mein Blick ist noch immer verschleiert, jedoch nicht vor Lust, sondern vor Glück. Ich bin so glücklich, dass ich gedanklich kurz davor bin, ich auf eine imaginäre Blumenwiese zu stellen und laut in Welt hinauszuschreien, dass ich ein vierblättriges Kleeblatt bin.

„Weißt du“, flüstere ich leise, „ich kann mir gar nicht vorstellen, morgen schon …“

„Psst, hör auf. Es ist noch nicht morgen“, unterbricht Jun mich sanft und legt mir einen Finger auf die Lippen. „Ich will heute Nacht kein Wort mehr von morgen hören. Schlaf lieber, mein kleiner, süßer Ruki.“

Liebevoll lächelt er mich an, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und legt sich dann neben mich.

„Gute Nacht“, nuschele ich, kurz bevor ich mein Gesicht an seiner Brust vergrabe.
 

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Tideldideeeeei, das war das letzte Kapiiiteeeel <3

Ein bisschen traurig, aber dafür ein würdiges Ende vor dem Epilog, was?

... Ich hoffe, ihr versteht, dass dieses Kapitel ein wenig sehr viel kürzer ist, aber ich wollte diese Nacht einzeln machen, damit sie ihre Wirkung nicht verfehlt - was sie hoffentlich wirklich nicht hat :D
 

Das ist übrigens das erste Mal, das ich so was schreibe ... Ich hoffe sehr, es ist mir geglückt -.-"
 

lg,

lady



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  funeral
2012-01-01T03:52:10+00:00 01.01.2012 04:52
Also nein keine verfehlte wirkung und na is gut geworden :D i mog dit x3
Von:  klene-Nachtelfe
2011-12-31T15:03:03+00:00 31.12.2011 16:03
Zucker!!!
Honig!!!
Zuckersüß wie Honig!!!
Einfach nur SÜß!!!
Wirklich ein geniales Ende!!!
Sehr stimmig!!!
EINFACH GENIAL!!!
LG -^.^-


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