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Forever

von

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Kapitel 3
 

Das Zwitschern von Vögeln dringt durch die halb geöffneten Fenster in das abgedunkelte Zimmer. Die letzten Sonnenstrahlen wandern langsam über den Boden während die Nacht sich über die Stadt legt. Der Wind in den nahen Bäumen ist irgendwie beruhigend und die ganze Welt wirkt auf einmal so friedlich und still. Als ich die Augen öffne und aus einem tiefen Schlaf erwache, habe ich das Gefühl, dass alles völlig anders ist als noch vor ein paar Stunden. Ich hatte einen wunderschönen Traum... aber war es überhaupt ein Traum?
 

Unsicher lege ich einen kalten Finger auf meine Lippen, die sich ungewohnt heiß anfühlen, wie nach einem leidenschaftlichen und langen Kuss. Sie schmecken anders als sonst, irgendwie süß, süchtig machend nach noch viel mehr. Während ich mir noch Gedanken über meinen verwirrenden Traum mache, fällt mir der Brief wieder ein, der sicher noch immer ungeöffnet im Wohnzimmer liegen muss. Auch wenn ich die ruhige und glückliche Stimmung noch länger festhalten möchte, führt aber wohl nichts um ihn herum.
 

Meine Beine wollen mich nicht so recht tragen, als ich die Treppe hinunter ins Erdgeschoss wanke. Mit weichen Knien geht es sich nun mal schlecht, besonders wenn einem die eigenen Muskeln nicht mehr so ganz gehorchen möchten. Im Flur fällt mein Blick auf eines der vielen gerahmten Fotos an der Wand. Es zeigt uns fünf zusammen, als die Zeiten noch besser waren und keiner von uns je daran gedacht hätte, dass in wenigen Jahren alles so viel anders sein würde. So sein würde wie jetzt. Alle lächeln, alle sind glücklich. Aber Glück ist vergänglich, wie so vieles im Leben.
 

Als ich endlich vor dem Schreibtisch stehe, weiß ich erst nicht, was ich denken soll. Der Umschlag liegt geöffnet dort, ein kleines Buch daneben mit einem Zettel darauf, auf dem nur eine einzige Zeile steht.
 

Er hätte gewollt, dass du es bekommst.

Hiroshi
 

Wer hat den Brief geöffnet? Ich kann mich nicht daran erinnern es selbst getan zu haben... andererseits weiß ich nicht einmal mehr, wie ich ins Bett gekommen bin. Es hilft wohl nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Niemand fremdes kann hier gewesen sein, also muss ich es einfach vergessen haben. Meinem Verstand ist im Moment scheinbar ohnehin nicht mehr zu vertrauen.
 

Was wohl in dem Buch steht? Es ist recht dünn, der Einband ist violett und sieht schon ziemlich abgenutzt aus. Wer weiß wie alt es ist und wie lange es schon durch die Weltgeschichte getragen wurde. Der Gedanke, dass neben Hiroshi keiner außer sein Besitzer dieses kleine Buch je berührt hat, ist seltsam und lässt mich zögern es nun selbst in die Hand zu nehmen. Obwohl meine Neugierde riesig ist, habe ich das Gefühl, etwas beinahe schon Heiliges in die Hände zu nehmen. Dieses Buch hat etwas eigenartiges an sich. Und warum sollte gerade ich es bekommen?
 

Trotz aller Unsicherheiten zwinge ich mich das Buch in die Hand zu nehmen und mich damit auf die Couch zu setzen. Die Kissen sind ein wenig eingedrückt, obwohl seit Wochen keiner mehr darauf gesessen haben kann und es sich nur in meinem Traum jemand hier gemütlich gemacht hatte. Können Träume real werden? Oder die Realität sich anfühlen wie ein Traum?
 

Vorsichtig öffne ich das Buch. Die dünnen Seiten sind mit winzigen Zeichen beschrieben, Seite um Seite als hätte jemand all seine Gedanken auf ihnen verewigt. Die Schrift ist mir nur zu gut bekannt. Ist das hier eine Art Tagebuch?
 

„Ich hasse dich. Weißt du das eigentlich? Wie sehr ich dich hasse... und du wirst es nie wissen. Wie kannst du nur so grausam sein. Wie kannst du es wagen jeden Tag da zu sein und zu lächeln und so verdammt schön zu sein? Du tust das mit Absicht, nicht wahr? Du weißt ganz genau, wie sehr du mich damit quälst und tust es trotzdem immer wieder.
 

Am liebsten würde ich mir das Herz heraus reißen, wenn es so anfängt zu rasen nur wenn du in meiner Nähe bist. Als würde es sich danach sehnen dir ganz nah zu sein und es schmerzt und sticht, wenn ich seinem Wunsch nicht nachkomme. Nachts tut es manchmal so weh, dass ich das Gefühl habe gleich zu sterben.
 

Letzte Nacht habe ich sogar von dir geträumt. Es war ein schöner Traum mit vielen Küssen und noch mehr nackter Haut. Wenn du das wüsstest würdest du sicher lachen und sagen: 'hide, mach nicht immer solche Witze' und mein Herz würde wieder schmerzen und ich würde meine Tränen hinter einem gespielt fröhlichen Lachen verstecken. Und du glaubst es auch noch.
 

Ich liebe dich. Aber du wirst es niemals wissen.“
 

Das Buch fällt mit einem leisen, dumpfen Ton in meinen Schoß. Ich habe garnicht gemerkt, wie ich den Atem angehalten habe. Erst jetzt macht sich der Sauerstoffmangel irgendwie bemerkbar. Wer ist in diesem Buch gemeint? Was sollen diese Worte bedeuten? Und warum hat Hiroshi dieses Buch gerade mir geschickt, wo doch alle wussten, dass das Herz seines Bruders einer ganz bestimmten Frau gehörte? Es ist einfach absurd.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RedSky
2011-09-08T08:59:21+00:00 08.09.2011 10:59
Abermals sehr realistisch und nachvollziehbar geschrieben.
Der emotionale Wandel von hide's Worten in seinem Tagebuch (?) sticht sehr schön heraus. Auch Yoshiki's anschließender Schock setzt wieder herrliche Kontraste. Ich mag es, wenn Gefühle so überzeugend beschrieben werden. :3


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