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Freundschaften, Feindschaften

von

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Pullover für den Weltfrieden

XI. Pullover für den Weltfrieden
 

Daphne stützte das Gesicht auf den Händen auf. Vor ihr lag das Meer, azurblau mit seichten Wellen vorwärts drängend. Kinder spielten in der Brandung. Der Wind trug ihre Stimmen bruchstückhaft zu ihr.
 

Sie war allein.
 

Sie hatte es sich so ausgesucht.
 

Ja, sie hatte das getan, niemand anderes. Klar, man hatte ihr die Möglichkeit geboten – aber sie hatte ihr erst Form gegeben. Niemand hatte sie gezwungen oder unter Druck gesetzt. Es war eine Idee gewesen. Ihre Idee. Und… es ging. Irgendwie. Sie war selbst überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass es wirklich funktionieren könnte.
 

Man konnte viel in der Theorie aushecken, die Praxis belehrte einen meist etwas Besseren.
 

Aber diesmal nicht.
 

Sie war… wirklich. Lilly. Ihre Tochter. Oder auch nicht.
 

Das Geschlecht… ja… aber der Rest… war nicht von ihr.
 

Weiße Tücher, unachtsam zur Seite gestopft. Perfekt.
 

Sie strich über ihren Bauch. Sie war schon verflucht fett geworden, dabei würde das dicke Ende wortwörtlich noch kommen. Sie rechnete zum tausendsten Male nach. Ende August hatte es begonnen.
 

September – ein Monat. Ein entfernter Gedanke. Das hatte garantiert nicht geklappt…
 

Oktober – zwei Monate. Der Test war positiv gewesen, aber das musste noch lange nichts bedeuten.
 

November – drei Monate. Die frauenärztliche Untersuchung hatte Sicherheit gebracht. Aber sie war noch in der kritischen Phase. Sie glaubte nicht recht daran.
 

Dezember – vier Monate. Die kritische Phase war vorbei. Sie war ungläubig. Ihre Eltern ahnten nichts. Brian hatte es erraten. Sie hatte es Justin gesagt. Wenn er es überhaupt kapiert hatte, er hatte neun Haschkekse intus gehabt. Für jeden Schwangerschaftsmonat einen… wie poetisch.
 

Januar – fünf Monate. Es ging ihr gut. Sie nutzte die Zeit, ihren… Versuch akribisch zu dokumentieren, neben ihrer eigentlichen Arbeit. Manchmal war sie fast sechzehn Stunden am Tag im Labor.
 

Februar – sechs Monate. Oh Gott… dieses Kind würde wirklich geboren werden. Es war nicht mehr irgendein Versuch. Es war ein Mensch. Lilly. Scheiße! Die verkackte Ethik-Komission erwischte sie eiskalt. Keine Freiheit der Forschung mehr in diesem christlichen Land. Marisoll setzte sich ab. Verständlicherweise. Er hatte eigentlich gar nichts gemacht, nur gedacht. Gehandelt hatte sie. Das durfte niemand erfahren! Was würde sonst aus… Lilly? Ein Freak? Ein Forschungsergebnis? Ein gefundenes Fressen für die Regenbogenpresse? Niemals! Sie musste fort, irgendwohin, wo sie in Ruhe nachdenken konnte. Irgendwohin, wo ihr keine Behörden im Nacken saßen… Justin und Barbie begannen zu bohren. Sie konnte es ihnen nicht sagen, obwohl sie nichts mehr ersehnte, als endlich darüber reden zu können. Hilfe… Trost… Aber das ging nicht! Sie musste sicher sein… Lilly beschützen…
 

März – sieben Monate. Sie war in Mexiko. Irgendwie hatte sie Marisoll ausfindig gemacht. Sie hatte es ihm erzählt. Er war fasziniert. Und er war entsetzt. Warum hatte sie das getan, wollte er wissen. Weil es ging? Weil sie… etwas bewirken, etwas sein wollte? Wie dumm. Auf eine ausgesprochen intelligente Art und Weise äußerst dumm. Die Idee hatte die Realität verdrängt. Und jetzt… lebte sie. Wortwörtlich. Lilly war nicht bloß eine Idee. Sie war… Lilly. Ein eigenes Leben. Nicht ihres. Aber sie hatte es geschaffen. Möglich gemacht. Leben…. Sie residierte in einer Urlaubsunterkunft, die normalerweise von Studenten in den Semesterferien heimgesucht wurde. Jetzt trieben sich hier nur ein paar ältere us-amerikanische Ehepaare herum, die mal eine Pause von Florida brauchten. Und sie. Aber ihr Budget neigte sich dem Ende zu. Sie schluckte und griff nach dem Handy.
 

„Willkommen bei Kinnetic, Cynthia Robertson am Telefon. Was können wir für Sie tun?“
 

„Hallo Cynthia…“, Daphne hoffte, dass die andere sich an sie erinnerte. Sie waren sich ein paar Mal begegnet, wenn auch in einem unverbindlichen Rahmen. „Hier ist Daphne, Justins Freundin. Könnte ich Brian sprechen? Es ist dringend!“
 

„Hallo Daphne“, grüßte die andere professionell, „ich stelle dich durch.“ Daphne atmete erleichtert auf. Die Warteschleife dudelte irgendetwas.
 

„Taylor-Kinney?“ kam Brians Stimme.
 

„Hallo Brian… hier ist Daphne…“
 

„Daphne? Justin ist schon total am rotieren, weil du einfach abgedampft bist! Wo zur Hölle steckst du!“
 

„Mexiko… Hör zu Brian, das fällt mir jetzt echt schwer… Aber ich brauche Hilfe…“
 

„Was kann ich tun?“
 

„Ich brauche Geld. Du bekommst es zurück, keine Sorge!“
 

„Daphne – wie fett bist du jetzt genau?“
 

„Ziemlich… wieso…?“
 

„Ich meine, welcher Monat!“
 

„Siebter…“
 

„Du hast jetzt echt andere Sorgen. Und untersteh dich irgendwo als Tellerwäscherin zu arbeiten! Ich habe eine Toilette von Rosenthal und Bettwäsche von Armani und das juckt mich gar nicht! Finanziell meine ich. Also komme bloß nicht auf den Gedanken aus Gründen irgendeines bescheuerten Stolzes, mir ein Darlehen auf zu nötigen. Das hatte ich schon einmal… Ich habe dir Hilfe angeboten und das war ernst gemeint! Nimm die verfluchte Kohle und nie wieder ein Wort darüber. Gib mir deine Kontodaten durch!“ forderte er.
 

Daphne tat wie geheißen.
 

Dann kam es. „Daphne… Du steckst doch irgendwie in der Scheiße! Hast du dir ein Mini-Me geklont oder was?“
 

„Brian…“, antwortete sie gepresst, „darüber kann ich wirklich nicht reden…“
 

„Du willst dein Kind beschützen… Lilly?“ sagte er ihr auf den Kopf zu.
 

Daphne fühlte sich überfahren. „Ja… Woher weißt du…?“
 

„Glaube mir, ich kenne das. Wovor, Daphne?“ fragte er sanft.
 

„Ich will nicht, dass sie vorgeführt wird“, presste sie hervor.
 

„Ich werde jetzt nicht fragen, warum das nötig ist – du allein kennst die Antwort. Aber dir ist schon klar, dass weglaufen nichts bringt? Dass es Menschen gibt, die dir in mehr als finanzieller Hinsicht bereit sind zu helfen – mich eingeschlossen? Und dass du wahrscheinlich Hilfe brauchen wirst, oder willst du allein am Rande irgendwelcher Favelas im Busch deine Leibesfrucht aushusten? Und was dann?“
 

„Brian, ich weiß!“ Sie schluchzte beinahe. „Ich habe echt Scheiße gebaut… Ich dachte, dass es sowieso nicht klappen würde, nur ein Beweis für eine Theorie, ein Test… Aber dann war sie plötzlich da. Sie ist… wirklich! Sie ist ein… ein Mensch! Sie hat einen Namen! Irgendwie hat es sich verselbstständigt…“
 

„Und was wird das dann? Ein super Designer-Baby, das bereits am Tag der Geburt acht Fremdsprachen spricht und mit drei den Nobelpreis gewinnt? Oder eine Kampfmaschine, die auszieht, Tokio zu verwüsten?“
 

„Nein!“ fiel ihm Daphne ins Wort. „Nein… Lilly ist völlig normal… Keine Superkräfte!“
 

„Wo ist dann bitteschön das Problem, wenn du dich nicht anschickst, die Mutti einer Rasse von Übermenschen zu werden? Ach ja, kannst du ja nicht sagen… Aber irgendwann wird es raus kommen, oder?“
 

„Vielleicht…“, antwortete Daphne zögerlich. „Aber es nichts Offensichtliches… Lilly kann ein ganz normales Leben führen, niemand wird je darauf kommen, dass…“ Sie verstummte.
 

Brian runzelte die Stirn. Was zur Hölle hatte Daphne getan? Zunächst brauchte sie Hilfe – aber die war sie nun leider nur recht eingeschränkt bereit zu akzeptieren aus Sorge um ihr Kind. „Daphne“, sagte er schließlich. „Wir sind hier. Was immer es ist, in das du dich da rein geritten hast, wir sind da. Aber ich kann dich auch nicht in einen Sack stecken und zu deinem Glück zwingen. Überlege dir, was du willst und was für… Lilly das Beste ist. Wenn du irgendetwas brauchst, egal was, melde dich gefälligst!“
 

„Mache ich… Danke, Brian!“ erwiderte sie aufrichtig.
 

„Wann geht der Spaß den überhaupt in die Endrunde?“
 

„Was…?“
 

„Wann beschenkst du die Welt mit deinem neuen Erdenbürger der besonderen Art?“
 

April – acht Monate.
 

Mai – neun Monate.
 

„Ende Mai, Anfang Juni ist es soweit.“
 

„Ich vermute Mal, du legst keinen besonderen Wert auf eine Baby-Party?“
 

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Es hatte begonnen zu tauen. Die Rasenfläche des kleinen Parks nahe Jennifers Heim war eine einzige Matschwüste, aus der sich in heiterem Trotz bunte Krokusse erhoben und vom nahenden Frühling kündeten.
 

Sie saßen neben einander auf der Bank und verfolgten eine Schar Meisen, die sich hektisch um einen Futterknödel stritten.
 

Jennifer musterte ihren Ex-Mann aus dem Augenwinkel. Er saß entspannt zurück gelehnt neben ihr. Seine Züge zeigten ein leichtes Lächeln, das keine besondere Ursache außer eines diffusen Wohlbehagens zu haben schien. Sie fühlte es auch. Friedlich. Und gut. Sie saßen hier nicht, weil sie es mussten, sondern weil sie es wollten. Niemand erwartete etwas von ihnen. Und sie selbst… keine hochgestochenen Visionen vom anderen, die nur enttäuscht werden könnten. Bloß sie.
 

Sie waren viel unterwegs gewesen in der letzten Zeit, in Ausstellungen, im Theater, im Kino in Restaurants, die sie beide schon immer hatten ausprobieren wollen – und hatten geredet. Mal über sich, über das Vergangene und das Jetzt, aber meist über Alltägliches, die Arbeit, die Kinder, das Fernsehprogramm. Egal was es war, sie hatten sich amüsiert. Der Druck war fort. Die Vergangenheit konnte ruhen. Und Craig hatte wieder gelacht, so wie er es als junger Mann getan hatte. Sie fühlte sich leicht, beschwingt.
 

Sie hatte es Tucker sagen müssen. Die Enttäuschung auf seinen Zügen hatte weh getan. Aber nicht weh genug, als dass sie es sich hatte anders überlegen können.
 

Craig rutschte an sie heran und nahm ihre Hand. Sie griff zu. Er musterte sie. Nach ihrem Drogen und Hormon bedingtem Ausrutscher war zwischen ihnen nichts mehr gelaufen… Sie waren auf der Hut. Denn es war da, war einmal ausgebrochen und lauerte hinter der Gelöstheit ihres freundschaftlichen Umgangs. Aber wenn sie… dann wäre es wirklich… nicht bloß…
 

Und was dann?
 

Wollte sie das?
 

Wollte er das?
 

Was konnte werden…?
 

Aber war es nicht müßig, sich darüber Gedanken zu machen? Das würden sie dann schon sehen. Mehr als schief gehen konnte es nicht. Und selbst wenn – sie würden damit umgehen können…
 

„Ich muss wieder zurück zur Arbeit“, sagte Craig.
 

„Ich auch“, erwiderte Jennifer. „Craig?“
 

„Ja, Jen?“
 

„Komm doch heute Abend vorbei, ich koche uns was… Molly ist bei einer Freundin über Nacht…“
 

Er starrte sie kurz an. Sein Mund öffnete sich kurz, als wolle er etwas sagen, dann verschloss er ihn wieder. Schließlich sagte er: „Soll ich etwas mitbringen?“
 

„Du kannst dich um das Dessert kümmern“, meinte Jennifer mit undurchdringlichem Blick.
 

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Ted schaute aus dem Küchenfenster in den Vorgarten. Sein, nein, verbesserte er sich, ihr Vorgarten. Ihr Zuhause. Er hatte so etwas schon einmal gehabt – mit Emm. Bevor alles den Bach hinunter gegangen war – und er alles versaut hatte.
 

Blake montierte hinter ihm einen Küchenschrank. Wegen der Inneneinrichtung hatten sie keine Reibungspunkte gehabt, ihr Geschmack ähnelte sich da. Kein grelles Brimbamborium oder überzogener Designer-Kram, schlicht, funktional und sonst nichts.
 

Der Küchenschrank hinter ihm klinkte in die Halterung. Blake klopfte sich das Sägemehl von der Kleidung und trat von hinten zu ihm, die Arme um Ted schlingend, das Kinn auf dessen Schulter stützend.
 

„Ach, verdammt“, stöhnte Ted.
 

„Was?“ flüsterte Blake in sein Ohr, was sich ausgesprochen angenehm anfühlte.
 

„Es taut… Jetzt haben wir auch noch den Garten am Hals. Kein Schnee bedeckt unsere gärtnerische Schande.“
 

„Mmm, das ist doch schön… Wir können Blumen pflanzen… Und Gemüse anbauen, dass die Nachbarn grün werden vor Neid…“
 

„Mach dir da nicht allzu viele Hoffnungen. Ich befürchte, ich habe den schwarzen Daumen, bei mir geht alles ein. Pflanzen hassen mich.“
 

Blake lachte leise. „Mich lieben sie. Ich werde ein gutes Wort für dich bei ihnen einlegen, das verspreche ich. Und wirst sehen, das wird ganz toll.“
 

„Dir fehlt die Natur?“
 

„Ein wenig. Ich bin ja auf dem Land groß geworden. Nicht dass ich es vermisse, jenseits der Zivilisation zu leben. Aber es tut gut, so von Leben umgeben zu sein… sich darum zu kümmern, ihm Form zu geben… Tief in mir drin trage ich wahrscheinlich unwiederruflich die Bauern-Gene meiner Vorfahren mit mir herum.“
 

„Dann tobe dich nach Herzenslust aus. Der Garten gehört ganz dir!“
 

„Oh, nein, nein, das ist doch unser Garten… Das geht doch nicht, dass du daran keinen Anteil hast.“
 

„Ich könnte mich im Liegestuhl sonnen und dir bei der Arbeit zu schauen?“
 

Blake lachte: „Das würde dir so passen! Du wirst sehen, wir finden schon etwas, was dir auch Spaß macht… Wir könnten einen Häcksler kaufen, dann kannst du deine latent aggressive Haltung der Flora gegenüber produktiv umsetzten.“
 

„So ein Riesenteil, das alles zerschrotet und das die Nachbarn in den Wahnsinn treibt? Das wäre in der Tat gar nicht Mal so scheußlich.“
 

„Siehst du. Wir werden das als perfektes Team in einen Gartentraum verwandeln.“
 

Ted nickte und lächelte: „Ja, Gott sei Dank ist die Aufgabe ja überschaubar. Also in Brians und Justins Haut möchte ich da nicht stecken.“
 

„Die werden doch wahrscheinlich einen Gärtner anheuern.“
 

„Ja, Brian mit einer Heckenschere kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, grinste Ted.
 

„Naja, er ist ja nicht gerade arm dran…“
 

„Wenn er zur Heckenschere greift, stehen die Chancen eher auf Arm ab…“
 

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„Hallo, Lance! Schön dass ich dich erwische – ich habe dir ein paar Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, hast du die nicht bekommen? Egal, jetzt habe ich dich ja endlich!“ plauderte Brian heiter in den Telefonhörer. In der anderen Hand dreht der die kleine Tonscheibe mit Gus‘ Handabdruck, die ihren festen Platz auf seinem Schreibtisch bei Kinnetic gefunden hatte.
 

Jahrelang war er mit Typen konfrontiert gewesen, die sich an seine Hacken zu kleben drohte. Seine Technik, selbige abzusägen, hatte er derweilen perfektioniert gehabt. Hatte in einem speziellen Fall auch nichts genützt… aber naja. Auf jeden Fall hatte er von diesem Sonderfall gelernt, wie man absolut impertinent niemals locker ließ.
 

Eine wichtige Regel lautete: Gib einem Aufriss, der droht, mehr sein zu wollen als ein Trick, nie, nie, niemals deine private Telefonnummer…
 

„Äh… ja… hallo Brian…“, kam Lance Stimme aus dem Hörer. War da etwa ein Hauch schwindender Begeisterung zu hören? Nanu? So was…
 

„Ich wollte dir eigentlich nur sagen, was für ein wundervoller Abend das war. Meine Mutter mag dich, und John wird sich bestimmt bald an dich gewöhnen… Gus hat auch nach dir gefragt! Hättest du Lust mit mir und den Kindern am Freitag in der Halle Schlittschuhlaufen zu gehen, wir könnten auch ein paar Schläger mitnehmen für eine Runde Eishockey… Mein anderer Neffe, Jack würde auch gerne mitkommen und dich kennen lernen…? Er ist zwar ein bisschen ruppig, aber beim Eishockey ist das ja durchaus von Vorteil.“
 

„Äh, Brian, es… es tut mir echt leid, aber ich muss übers Wochenende nach New York, Firmenangelegenheiten…“
 

„Ach, wie schade! Vielleicht können wir ja etwas machen, wenn du wieder da bist… Wir werden uns ja ständig sehen wegen der Expansion und der beiden Kampagnen… Es ist wundervoll, wenn Privates und Geschäftliches so perfekt ineinander greift…“
 

„Ja“, erwiderte Lance gedehnt.
 

„Aber erzähl doch, wie war dein Tag?“ fragte Brian.
 

„Ich… also… wir hatten eine Besprechung mit der mittleren Management-Ebene…“
 

„Aha. Und dann?“
 

„Ich war essen…“
 

„Wo?“
 

„Chinesischen Restaurant… Weiß jetzt den Namen nicht… War ganz ordentlich…“
 

„Wusstest du, dass Hühnerfüße in einigen Gegenden Chinas als ausgemachte Delikatesse gelten? Die wissen schon, was gut ist… Aber wie meine Mutter bekommen die das garantiert nicht hin! Du solltest auch mal von ihrem Kalbshirn-Ragout kosten! Eine Legende, einfach unglaublich! Ich kann sie ja mal fragen, vielleicht macht sie es ja das nächste Mal für dich!“
 

„Deine Mutter soll sich bloß nicht so viel Mühe geben nur wegen mir!“
 

„Ach was, das macht sie gern. Wie gesagt, sie hat dich wirklich ins Herz geschlossen! Sie redet den ganzen Tag nur von dir – nicht dass ich gegen dieses Thema etwas einzuwenden hätte…“
 

„Das ist… nett“, erwiderte Lance schwach.
 

„Wann sehen wir uns? Wir müssen noch einiges wegen der Kampagne besprechen, am besten noch bevor du fliegst.“
 

„Am Mittwoch habe ich ein Zeitfenster.“
 

„Mittwoch passt wunderbar. Ich muss Gus vom Kindergarten abholen, aber dann habe ich noch keine Termine. Gus wird sich freuen, dich zu sehen!“
 

„Das ist…“
 

„Eine Selbstverständlichkeit! Du musst wirklich nicht bescheiden sein – du wächst uns allen sehr ans Herz, besonders natürlich mir!“
 

„Ja… Aber ich habe nicht viel Zeit… Habe abends noch einen Termin…“
 

„Schade, aber Pflicht ist Pflicht. Wir haben es ja auch nicht eilig. Wir haben alle Zeit der Welt… ein ganzes Leben lang… da kommt es auf ein paar Tage ja nicht an“, schloss Brian zufrieden. „Das mit dir… das tut so unendlich gut nach der Sache mit Justin…“
 

„Was ist eigentlich mit deinem Ex?“ fing Lance den Ball auf.
 

Brian schnaubte: „Soweit ich es weiß, treibt er sich rum. Hockt jeden Abend im Woody’s und reißt einen Typen nach dem anderen auf… Ekelerregend!“
 

„Ja… wirklich… Ich muss Schluss machen, wir sehen uns Brian…“
 

„Bis Mittwoch, Lance! Ich freue mich jetzt schon!“ verabschiedete sich Brian freudestrahlend.
 

Er legte zufrieden die Hände vor den Bauch. So weit, so gut. Der einzige Haken an der Sache war es, dass Justin und er sich nur heimlich sehen konnten. Das war von Anfang an klar gewesen, dennoch war es beschissen. Aber jedes Treffen bedeutete ein Risiko. Wenn alles gut lief, würde das Elend aber wünschenswerter Weise bald ein Ende haben. Hoffentlich bevor er vor Geilheit zitterig wurde… Die eigene Handarbeit war da nur eine sehr unbefriedigende Alternative.
 

Das Fax auf dem Schreibtisch begann zu rattern. Brian zog die beiden Blätter, eines mit einem… Bild? und eines mit einer kurzen Nachricht in Justins geschwungener Handschrift, zu sich hinüber und starrte kurz verdattert, bis sein Hirn die Formen richtig deutete.
 

Er las den Text.
 

Sehr geehrter Mr. Taylor-Kinney,
 

anbei mein Rechenschaftsbericht für den heutigen Tag sowie eine grafische Dokumentation meiner Qualifikationen.
 

6:00 gepennt
 

7:00 immer noch gepennt
 

8:00 kurz aufgewacht, daran gedacht, dass du schon seit zwei Stunden wach bist, auf die andere Seite gedreht, weiter gepennt
 

9:00 aufgestanden, müde gewesen von so viel Schlaf, Kaffee gekocht, Würstchen gebraten und verputzt
 

10:00 ins Bad gegangen, Zähne geputzt, geduscht, alle vier Backen rasiert
 

11:00 Skizzen gemacht, zwei für ein Gemälde, zwanzigtausend von deinem Schwanz, Frust geschoben
 

12:00 mir einen runter geholt, immer noch frustriert, Gedanken über das Mittagessen gemacht
 

13:00 ins Diner gegangen, mit Debbie gequatscht, Brandon ganz lieb angelächelt
 

14:00 Supermarkt, für eine Person eingekauft, heute keine Granny Smith, sind mir zu sauer
 

15:00 in den Park gegangen, Skizzen von Passanten gemacht, Ausbeute: drei fette Frauen, zwei schwangere Frauen, ein Rehpinscher mit Perlenhalsband, ein altersschwacher Polizist, vier hässliche Kinder mit Hasenzähnen
 

16:00 zurück im Loft, mit Katlin’s telefoniert, das große Tafelgemälde mit den roten und schwarzen Zacken ist für 15.000 weggegangen – juhu
 

17:00 festgestellt, dass Fernseher kaputt, aus Langeweile die Bedienungsanleitung des Faxes studiert
 

17:15 diesen Brief geschrieben, mit nacktem Arsch aufs Fax gesetzt, Start gedrückt
 

Mit der allergrößten Hochachtung
 

J. Taylor-Kinney
 

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„Oma… Ist das ein Haus?“ fragte Jack staunend an der Hand seiner Großmutter.
 

„Ja, Jack. Das ist Onkel Brians Haus – habe ich dir doch erklärt.“
 

„Er… er wohnt hier…? Das ist alles seins?“ entfuhr Jack fassungslos.
 

„Ja, Jack…“
 

„Oh…“
 

Claire hatte überraschend eine Sonderschicht einlegen müssen. Wahrscheinlich sprang sie so begeistert, um bei ihrer neusten Eroberung in spe, ihrem Boss, punkten zu können. Allerdings vertrug sich diese spontane Arbeitswut nicht besonders mit der Tatsache, dass Jacks Grundschule gegen Mittag aus war und niemand bis zum späten Abend bei ihm sein würde. Keine Gesellschaft, kein Essen und wenn etwas war, er fiel oder… Claire hatte bei Joan angerufen und hatte ihr auf den Ohren gelegen. Joan hatte kurzen Prozess gemacht. Sie hatte bei den Eltern eines Klassenkameraden Jacks angerufen, die mit ihr zusammen in der Kirchengruppe waren und hatte sie darum gebeten, ihren Enkel nach der Schule in Green Tree vorbei zu bringen. Sie konnte darauf wetten, dass sie vor Neugierde geplatzt waren, endlich das Domizil zu Augen zu bekommen, dass Joans schwuler Sohn sein eigen nannte. Denen war garantiert der Unterkiefer ausgehakt im Angesicht der Villa Protz und jetzt waren sie garantiert den Rest des Tages damit beschäftigt, es jedem, der es wissen oder nicht wissen wollte, brühwarm unter die Nase zu reiben, welche Maßlosigkeit Brian hier betrieb. Mochten sie das ihrethalben tun und an ihrer Missgunst ersticken – die war nicht weniger Sünde als Hofart…
 

Und nun stand Jack hier, eine kleine magere Gestalt unter einem überdimensionierten Ranzen, den schon sein grobschlächtiger Bruder benutzt hatte. Ob es Brian passen mochte oder nicht – Jack würde heute mit ihr hier bleiben. Sie hatte sich dazu bereit erklärt, während Justins Abwesenheit auf Gus aufzupassen. Nicht rund um die Uhr, aber so, wie es nötig war. Dennoch hatte sie auch noch zwei weitere Enkel, denen sie gleichfalls verpflichtet war.
 

„Komm“, sagte sie und zog den kleinen Jungen hinter sich her hinauf zur schweren hölzernen Haustür. Gus lugte neugierig durch den Spalt.
 

„Huhu!“ rief er bei Jacks Anblick und winkte aufgeregt.
 

Jack schaute ein wenig verängstigt. „Hallo…“, grüßte er zurück.
 

Als sie eintraten und Jack seine Sachen abgelegt hatte, die weite Eingangshalle hektisch mit Blicken abtastend, besann sich Gus seiner Erziehung. Er baute sich vor seinem Cousin auf, an den er, trotz der zwei Jahre Altersunterschied, bereits heran ragte, und strecke in Imitation Brians die rechte Hand aus. Jack starrte ihn irritiert an. „Du musst meine Hand nehmen“, soufflierte Gus. Jack gehorchte mit offenem Mund. „Guten Tag“, sagte Gus, die Hand des anderen eifrig schüttelnd, „ich bin Gus Taylor-Kinney. Herzlich willkommen! Schön, dich kennen zu lernen! Du bist Jack?“ „Ja…“, stotterte der Angesprochene. „Toll!“ meinte Gus. „Wir können ja zusammen spielen nach dem Essen!“ „Ja… okay“, murmelte Jack, der ziemlich überfahren aussah. Joan betrachtete die beiden. Körperhaltung, Auftreten… trotz einer gewissen Familienähnlichkeit konnte man den Kindern sofort ansehen, wer hier der Kommandeur sein würde und wer das Gefolge. Sie seufzte. Jack war ein liebes Kind… sanft, schüchtern, weich… Da war John ganz anders gewesen. Jack konnte man leicht übersehen, das Schicksal teilte er wohl mit seiner Mutter.
 

Sie setzte die Kinder an den Küchentisch und füllte das vorbereitete Essen auf die Teller. Heute keine Hühnerfüße, sondern Fischstäbchen mit Kartoffelbrei, was bei Kindern erfahrungsgemäß immer gut ankam. Ihr persönlich wären die Füße fast lieber gewesen, aber naja.
 

„Gehst du schon zur Schule?“ wollte Gus wissen.
 

„Ja“, antwortete Jack leise, aber inzwischen seinen Cousin mit einer gewissen Neugierde musternd.
 

„Ich komme auch bald in die Schule! In welche Klasse gehst du?“
 

„In die zweite…“
 

„Toll! Kannst du schon lesen?“
 

„Ja.“
 

„Und rechnen?“
 

„Bis zwanzig! Und plus und minus kann ich auch schon!“ berichtete Jack mit einem Anflug von Stolz.
 

„Wie geht das?“ wollte Gus wissen.
 

„Naja… bei plus zählt man die Dinge zusammen, bei minus nimmt man was weg…“
 

„Aha. Wozu braucht man das?“
 

„Beim Einkaufen zum Beispiel. Damit man weiß, was man bezahlen muss und ob man es sich leisten kann.“
 

„Leisten können?“ fragte Gus verwirrt.
 

„Naja, ob man genug Geld hat…“
 

„Aber man kann doch auch mit Karte zahlen“, meinte Gus in Bezug auf seinen eigenen Erfahrungsschatz.
 

„Nicht, wenn man nicht genug Geld auf der Bank hat“, meinte Jack.
 

„Wie…?“ hakte Gus verwirrt nach.
 

Joan stellte das Essen auf den Tisch. „Gus“, sagte sie, „nicht alle Menschen haben so viel Geld wie dein Vater. Die müssen dann darüber nachdenken, was und ob sie etwas kaufen können.“
 

Das musste Gus erst mal sacken lassen. Geld war nie ein Thema für ihn gewesen. Irgendwie war immer alles da gewesen…
 

Joan sprach ein kurzes Tischgebet. Gus hielt den Mund, obwohl ihm anzusehen war, dass ihm die Fragen unter den Nägeln brannten.
 

Kaum war sie fertig, fragte Gus: „Aber was machen denn Menschen mit nicht so viel Geld?“
 

„Sie kaufen Sachen, die billiger sind. Dein Pullover zum Beispiel war so teuer, da hätten ärmere Menschen wahrscheinlich zwanzig von gekauft von demselben Geld.“
 

„Das ist ja total dumm! Warum habe ich denn dann so einen teuren Pullover?“
 

„Weil dein Vater Geld hat. Der teure Pullover ist auch vom Material her besser, er hält länger und ist… flauschiger…“
 

„Und arme Leute haben dann schlechtere Pullover?“
 

„Ja…“
 

„Und wenn sie gar kein Geld haben?“
 

„Dann müssen sie ihre alten Sachen tragen.“
 

„Das ist ja ungerecht!“
 

„Naja, wer Geld hat, hat meistens auch dafür gearbeitet. Dein Vater und Justin arbeiten ja auch, oder?“
 

„Ja… Papa macht Werbung und Justin malt bunte Bilder…“
 

„… die er dann auch verkauft.“
 

„Echt?“ fragte Gus erstaunt.
 

„Ja. Deswegen muss er auch immer wieder nach New York, weil seine Bilder dort verkauft werden.“
 

„Wie viele Pullover wie meinen bekommt man für eins von Justins Gemälden?“
 

Joan besann sich. Was hatte Brian erzählt? Justins Gemälde verkauften sich inzwischen zu von ihrer Warte aus betrachtet Irrsinnspreisen… Sie fand sie… etwas verstörend. Aber sie war auch nicht so blind, dass es ihr entgangen wäre, dass sie irgendwie… außergewöhnlich waren. Eine nicht in Worte kleidbare Kraft schien in ihnen zu vibrieren. „Ich weiß nicht… viele…“, meinte sie.
 

„Und Papa…?“
 

„Der macht mit Kinnetic noch viel mehr Geld. Für euch ist so ein Pullover nicht teuer. Für andere Menschen schon.“
 

„Müssen die dann frieren?“
 

„Manchmal…“
 

„Und Essen? Was ist, wenn sie sich kein Essen leisten können?“
 

„Dann hungern sie“, bemerkte Jack leise.
 

Gus starrte ihn aus großen Augen an. „Aber…“, sagte er, „das geht doch nicht… Dann müssen wir ihnen etwas abgeben…“
 

„Das ist leider nicht so einfach, Gus. Aber wir versuchen es“, schloss Joan die Diskussion.
 

Gus brütete immer noch, als sie die Teller abräumte.
 

Jack rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. „Wollen wir jetzt spielen?“ fragte er schüchtern.
 

Gus kam wieder zu sich und sagte: „Soll ich dir meine Meerschweinchen zeigen? Sie heißen Ted und Emmet und haben sich genauso lieb wie Papa und Justin!“
 

Joan hielt inne. Was sollte das denn schon wieder…? Waren in diesem Haushalt sogar die Kuscheltiere perv… homosexuell? Was auch immer der Schöpfer sich dabei gedacht hatte…
 

„Okay“, meinte Jack und stand auf.
 

„Ich habe auch eine Spielzeugeisenbahn, damit können wir später auch spielen…?“
 

Jacks Augen bekamen einen interessierten Glanz.
 

Die beiden Jungen entschwanden ins obere Stockwerk. Joan räumte die Küche fertig auf, dann schnappte sie sich ihr Buch und verzog sich in einen der Sessel im Wohnzimmer. Die von der Kirchengruppe empfohlene Lektüre eines Bandes mit Überlegungen des Papstes zur Weltlage konnte sie aktuell schlichtweg nicht ertragen. Anna Karenina hingegen hatte sie schon lange Mal lesen gewollt. Sie entfaltete eine von Brians Kaschmir-Decken über ihren Beinen. Mit dem Gegenwert könnte man wahrscheinlich ein ganzes afrikanisches Dorf ein Jahr lang ernähren. Kuschelig war sie trotzdem.
 

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….
 

Es war schon recht spät geworden, aber die Whinefourt-Kampagnen mussten voran getrieben werden, wollten sie keine Zeit verlieren. Und das war nicht im Geringsten wünschenswert, dachte Brian mit Blick auf Justins Arsch-Fax. Vielleicht sollte er es rahmen, auf den Kopf stellen, mit einem Spotlight beleuchtet hinter seinen Schreibtisch hängen und behaupten, es handele sich um ein abstraktes Gemälde…? Das würde allerdings seiner Seriosität nicht unbedingt gut tun…
 

Das Telefon mit seiner Privatleitung klingelte. Er schaute auf die Anzeige, dann hob er lächelnd ab.
 

„Hallo, Sonnyboy!“ grüßte er erfreut.
 

„Hallo, Papa!“
 

„Was gibt’s? Ich bin hier bald fertig, dann komme ich nach Hause. Bevor du schlafen gehst, versprochen.“
 

„Okay Papa, wenn du willst… Warum war mein Pulli so teuer?“
 

„Welcher?“ fragte Brian verblüfft.
 

„Der blaue, kuschelige!“
 

„Mmm, weil er von Armani ist…?“
 

„Herr Armani hat den gemacht?“
 

„Äh… er hat ihn sich ausgedacht… oder so… Hergestellt hat ihn wer anders…“
 

„Und was hat er gekostet?“
 

„350 Dollar…“
 

„Jacks Pullover hat nur zehn gekostet!“
 

„Jack?!“ fragte Brian entgeistert.
 

„Oma hat meinen Cousin Jack mitgebracht, weil seine Mutter arbeiten musste und er sonst ganz allein ohne Essen gewesen wäre. Wir haben gespielt, das war lustig. Ich habe immer noch nicht verstanden, warum mein Pullover so viel gekostet hat…?“
 

Brian runzelte die Stirn… Jack… Er kannte den Jungen nicht, war ihm auch immer Wurst gewesen. Schon allein, dass Claire ihn nach ihrem Vater benannt hatte, stieß ihm übel auf. Joan hatte ihn angeschleift… Aber offensichtlich hatte Gus es überstanden, wenn man von seinem plötzlichen Wissensdurst absah. „Weil er aus guten Materialien ist, sehr gute Leute ihn sich ausgedacht haben und er deshalb gut aussieht. Sowas kostet mehr.“
 

„Jacks Pullover ist auch okay. Und was ist mit den Kindern, die überhaupt keinen Pullover haben? Die frieren? Können wir nicht meinen Pullover verkaufen und davon Pullover für alle kaufen?“
 

Ach du Schreck! Gus begann zu bemerken, dass die Welt nicht unbedingt immer fair war. Und suchte nach Lösungswegen… Und wieder kein Justin… Sehnsüchtig sah er auf Justins Qualifikationsbeleg. „Wir können nicht für alle Menschen in der Welt Pullover kaufen, Gus. Dazu sind es viel zu viele. Und viele Menschen brauchen auch keinen Pullover, weil sie in warmen Ländern wohnen… Wenn du aus deinem Pullover herausgewachsen bist, können wir ihn allerdings spenden, damit ihn wer bekommt, der ihn brauchen kann, okay?“ Bei der Armenspeisung in Armani… Irgendwie auch ziemlich geschmacklos…
 

„Okay! Und was ist mit dem Essen? Viele Leute haben kein Essen!“
 

Brian stöhnte innerlich. „Wir können auch da etwas geben… Aber wir allein können nicht allen Menschen helfen, die Hilfe brauchen… Dazu muss jeder etwas tun.“ Super, jetzt musste er sich noch zum Wohltäter aufschwingen… wenn es Gus glücklich machte und ihm bohrende Fragen ersparte…
 

„Gut“, sagte Gus halbwegs zufrieden. „Bis nachher Papa!“
 

„Bis nachher, Sonnyboy.“
 

Er legte auf. Es war fast geschafft, der Aktenberg schrumpfte in sich zusammen. Weiter ging es.
 

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Es war fast elf, als endlich Ruhe einkehrte.
 

Joan hatte ihn gezwungen, Jack nach Hause zu karren. Der Junge tat Brian fast leid. Ein verschüchtertes blasses Etwas, das ihn beinahe bibbernd angestarrt hatte und auch so wirkte, als würde er das ständig bei Begegnung mit der Welt tun. Viel Schneid war da wohl nicht zu erwarten – allerdings hatte er mit seiner Mutter, seinem Bruder und Joan auch nicht gerade das große Los gezogen.
 

Wieder daheim hatte er Gus bereits in seinem heißgeliebten Spongebob-Schlafanzug angetroffen, den er sich unter Justins Ägide selber ausgesucht hatte und der auch eher seinen Preisvorstellungen entsprach. Brian hatte ihm auf seinen Wunsch hin noch ein wenig aus einem der Kinderbücher vorgelesen, die Justin regelmäßig anschleppte. Wo er die bloß immer her hatte? Gab es in der Kinderabteilung der Buchläden eine Sonderecke für „anarchisch“? Seine eigenen Kinderbücher hatten ihn immer mit dick aufgetragener Moral bombardiert und waren nicht die Spur lustig gewesen – oder bunt. Aber diese hier… das nackte Chaos, dass sich an sich selbst erfreute… Wenn Jennifer die Justin gleichfalls hatte angedeihen lassen, war das Ergebnis nicht besonders erstaunlich… oder fand Justin die gut, weil er so war? Auf jeden Fall konnte Brian hier einige Bildungslücken füllen.
 

Das Tagewerk war fast getan.
 

Er griff nach dem Hörer.
 

Nach dem zwanzigsten Klingeln wurde abgenommen.
 

„Ha… hallo…?“ kam Lances verschlafene Stimme. Perfekt.
 

„Hallo Lance…“, flüsterte Brian heiser. „Ich wollte vor dem Einschlafen nur noch einmal deine Stimme hören…“
 

„Das ist schön…“, murmelte Lance ziemlich überrumpelt.
 

„Schlaf schön!“ hauchte Brian. „Und liebe Grüße von Gus“, ergänzte er schnurrend und legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  brandzess
2011-09-16T15:29:38+00:00 16.09.2011 17:29
Brian art färbt schon auf Gus ab xD er begrüßt jack wie einen Geschäftspartner und nicht wie seinen Cousin xD
War klar das Daph überfordert ist! sie hat das ganze nicht bis zum schluß durchdacht und das hat sie jetzt davon! aber gut, mal sehen was draus wird.....
Lance scheint genervt zu sein xD sehr gut! brian stalked ihn ja auch regelrecht^^ und wie lance versucht hat sich aus dem treffe raus zu winden xD
Von:  chaos-kao
2011-09-15T23:17:40+00:00 16.09.2011 01:17
Brian ist der perfekte Folterer xDDD Lance wird am Ende auf dem Zahnfleisch davon kriechen xDDDD Und ich bin echt gespannt, was Lilly für Besonderheiten haben wird ^^
Lg
Kao


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