Unsichtbar
Nur wenige Meter trennten Naruto von dem, in seinen Augen, schönsten Mädchen Konohas: Sakura Haruno. Stumm stand der blonde Wirbelwind dort, die Lippen aufeinander gepresst und die Augen nervös zusammen gezogen. Nur selten erlebte man Naruto Uzumaki, den Chaos-Ninja Nummer Eins, in diesem Zustand. Eigentlich war er immer entschlossen und wild, doch sobald er die rosahaarige Schönheit sah wurde er unsicher. Wirkte fast schon gestresst.
Der Blick seiner azurblauen Augen lag auf dem Gesicht des Mädchens, wie sie sich mit ihrer besten Freundin unterhielt und dabei ein bezauberndes Lächeln zeigte. In Naruto kreisten viele Fragen und Gedanken. Sollte er sie ansprechen oder warten bis sie ihn von alleine bemerkte? Lang genug stand er schließlich schon dort, starrte Sakura bloß an. Seine Hand zuckte immer wieder kurz, als wollte er sie an der Schulter anfassen und so die Aufmerksamkeit der Kunoichi auf sich lenken. Doch immer wieder beließ er es dabei nur dumm rum zu stehen. Er traute sich einfach nicht!
Und ich kann es nicht begreifen
Ich kann es nicht verstehn
Und ich sag mir immer wieder
So kann's nicht weitergehn
Wieso wurde er denn nur nicht von Sakura bemerkt? So oft schon hatte er direkt neben ihr gestanden, viel zu offensichtlich, wie auf dem Präsentierteller. Doch nie hatte Sakura ihn beachtet. Es endete immer damit, dass sie zusammen mit ihren Freunden von Dannen zog, während Naruto mit geknickter Haltung zurück blieb. So konnte es doch nicht mehr weiter gehen! Irgendwann musste sie ihn doch mal beachten... oder sollte er diesen ersten Schritt wagen? Der so klein schien und doch eine viel zu große Überwindung kostete?
Immer noch stand Sakura dort und plauderte mit ihrer besten Freundin, strich sich dabei ab und an durch ihre rosafarbenen Haare. Im Licht der Sonne schimmerten ihre stechend grünen Augen wie Kristalle. Jeden Tag war sie hier im Park um sich mit ihren Freunden zu treffen. Es würde nicht mehr lange dauern und die anderen Mädchen würden ebenfalls auftauchen, dann gingen sie wieder zusammen davon und Naruto bliebe alleine zurück. Wie jedes Mal.
Bin ich wirklich so daneben
Dass du mich noch nicht mal siehst?
Oder was war der Grund, dass Sakura Naruto keine Beachtung schenkte? Er stand ihnen nur wenige Meter gegenüber, ganz alleine, viel zu offensichtlich. Und trotzdem kam keine Reaktion. Nicht mal ein skeptischer Blick, schließlich war es schon komisch den Blonden jeden Nachmittag hier zu sehen. Vielleicht war er wirklich einfach nur daneben in ihren Augen. Vielleicht war Naruto für sie der totale Trottel, der keine Beachtung wert war. Oder aber...
Wenn ich in deine Richtung gucke
Wird mir wieder klar
- ich bin unsichtbar
Für sie existierte Naruto nicht einmal. Für sie war er ein Niemand, vermutlich war sie sich nicht einmal bewusst, dass es ihn gab. Wenn Jemand Sakura auf seinen Namen ansprechen würde, hätte sie vermutlich keine Ahnung von wem die Rede war. Er war einfach unsichtbar. Und doch stand er hier, jeden Tag. Auch wenn die Enttäuschung ihn am Ende jedes Mal hatte, so blieb er jeden Tag erneut hier stehen. Und er würde es auch bis in alle Ewigkeiten machen, solange bis er das bekam was er wollte: Ein klein wenig Beachtung.
Und ich warte auf ein Wunder
Und solange bleib ich hier
Ich warte auf ein Zeichen
Auf einen Blick von dir
Nun kamen schon die letzten beiden Mädchen. Das hieß wohl sie würden erneut zu Viert gehen und Naruto würde wieder zurück bleiben. Wie jeden Tag. Und morgen würde er dann wohl wieder hier stehen, in der Hoffnung Sakura würde endlich bemerken, dass sie ständig beobachtet wurde. Von zwei großen, azurblauen Augen, die zu glänzen begannen, wenn sie das Mädchen sahen. Seufzend ließ Naruto die Schultern hängen, als die Mädchen sich begrüßten und entschieden in die Stadt zu gehen. Gerade schon wollte er sich umdrehen und den Park wie jedes Mal enttäuscht verlassen, da blickten die beiden stechend grünen Augen plötzlich zu ihm und ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Mädchens.
"Hey Naruto", grüßte Sakura noch, ehe sie im nächsten Moment auch schon mit ihren Freundinnen davon schritt. Der überrumpelte Junge hatte nicht einmal Zeit den Gruß zu erwidern. Zu überrascht war er von der plötzlichen Beachtung, die er geschenkt bekommen hatte. Und dann hatte sie auch noch seinen Namen gewusst!
Ein glückliches Lächeln bahnte sich auf das Gesicht des blonden Wirbelwindes, Wärme breitete sich in ihm aus. Sie hatte ihn begrüßt, sie hatte ihn gesehen, er war nicht unsichtbar für Sakura Haruno. Nein, er war sichtbar.
Und ich warte auf ein Wunder
Und solange bleib ich hier
Ich warte auf ein Lächeln
Auf einen Blick von dir
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Songtext: Farin Urlaub - Unsichtbar