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Right behind you

von

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Right behind you
 

Und mit einem Mal war es vorbei.

Der Hass, die Wut, der Blutdurst – weg. Verdrängt von Schmerz.

Er konnte es nicht mehr zurückhalten und spürte wie die Tränen über seine Wangen liefen.

Er hörte seinen eigenen Schrei, hörte sein Schluchzen und spürte wie er zitterte, doch alles schien so unwirklich, so weit weg zu sein.

Nichts, was er bisher gefühlt hatte ließ sich mit diesem Schmerz vergleichen. Man hätte ihm sein Herz herausreißen können und es hätte ihm nicht so wehgetan. Aber hatte man das nicht auf gewisse Weise getan?

Chaos, Ryuuji Yashiro, hatte ihm das Herz herausgerissen und war darauf herumgetrampelt. Dieser Bastard hatte ihn in den Wahnsinn getrieben!

Immer noch hörte Hiyuu Tatsuma die Stimme dieses gehassten Menschen in seinem Kopf. Seine Worte ließen sich nicht einfach verdrängen und er würde lügen, wenn er sagte, dass er dem Wunsch dieses Dreckskerls nicht nachgeben wollte. Nein, er hätte Ryuuji nur zu gerne getötet – wäre da nicht dieser jemand gewesen, der ihn mit bloßen Worten aufhielt.

„Tatsuma! Deine Fäuste! Was hat dich die ganze Zeit am Leben gehalten?!“

Nichts war mächtiger als die Erinnerungen, die diese Aussage hervorrief. Tatsuma konnte es nicht. Er konnte Ryuuji Yashiro nicht töten.

Jemand packte ihn am Arm und zog ihn hoch, weg von seinem Feind. Doch Tränen und Verzweiflung hielten den Jungen davon ab zu erkennen wer es war – es war ihm auch egal. Derjenige, der ihn hochgezogen hatte, drückte ihn auf eine der Kirchenbänke und setzte sich ebenfalls. Eisiges Schweigen beherrschte das Gebäude. Nur das mittlerweile leiser gewordene Schluchzen und Wimmern von Hiyuu Tatsuma war zu hören. Nach einer, wie ihm schien, Ewigkeit spürte er wie sein Sitznachbar einen Arm um ihn legte. Verzweifelt versuchte er sein Schluchzen unter Kontrolle zu bringen, doch weder die Tränen, noch das Zittern wollten aufhören. Sein missglückter Versuch seine Laute zu unterdrücken blieben natürlich nicht unbemerkt.

„Ist schon gut, Tatsuma…“, hörte er die Worte, die sanft in sein Ohr geflüstert wurden und in diesem elenden Schweigen doch so laut erschienen. Die Wärme und Nähe eines Freundes tat gut, auch wenn die Welt immer noch so weit weg erschien. Zu gerne würde Hiyuu glauben, dass alles nur ein Traum wäre. Aufwachen an einem neuen Morgen… und seine Eltern wieder sehen. Wieder drang ein ersticktes Schluchzen aus seiner Kehle. Keine Sekunde später spürte er wie der Arm um seine Schultern ihn näher an dessen Besitzer drückte.

Sie hatten sich so sehr gefreut, dass er endlich Freunde gefunden hatte und noch mehr hatten sie sich darauf gefreut ihren Sohn in Begleitung eben dieser wieder zu sehen. Die Ausstellung… Warum? Warum hatte er sie nicht abgeholt?! Warum hatte er nicht auf sie aufgepasst?! Wie oft hatte er sich schon die Frage gestellt ob es seine Schuld war? Der dunkelhaarige Junge wollte nicht mehr darüber nachdenken, aber diese Gedanken zu verdrängen erschien unmöglich. Sie wirkten so viel realer als alles andere.

Wie lange er so grübelte und dabei an die Schulter seines besten Freundes gelehnt weinte vermochte Tatsuma nicht zu sagen. Doch sein Sitznachbar bewies eine erstaunliche Geduld, die normalerweise nicht zu seinen Stärken zählte.

„Tatsuma…?“, drang wieder die leise Stimme des Braunhaarigen an seine Ohren.

Ein halbes Schluchzen stellte die Antwort dar: „Hng?“

„Lass uns gehen“, sprach Horaiji Kyouichi und verzichtete jetzt darauf seine Stimme zu senken.

Die Antwort, die er erhielt, fiel ähnlich kurz und tonlos aus wie zuvor: ein bloßes Nicken. Zu mehr fühlte sich Hiyuu nicht in der Lage, da er nicht einmal Kontrolle über seine Tränen, das Schluchzen oder das Zittern zu erlangen vermochte. Doch für Kyouichi reichte diese Reaktion, denn er stand auf und zog seinen Freund mit. Daran Tatsuma loszulassen dachte er gar nicht und eben dieser konnte sich nur mehr schlecht als recht daran erinnern, dass der Braunhaarige ihn nach Hause gebracht – oder geschleift – hatte. Dort angekommen fiel er ins Bett, wurde sofort von der Erschöpfung überwältigt und schlief immer noch leicht schluchzend ein.
 

Eigentlich stand er schon im Türrahmen, bereit zu gehen, doch etwas hielt ihn zurück. Kyouichi drehte sich um und warf einen Blick auf seinen schlafenden besten Freund. Noch nie hatte er ihn so mitgenommen gesehen. Selbst jetzt schien er noch zu zittern und die Tränen wollten auch nicht vollkommen versiegen.

Aber das war nicht das Einzige, das ihn beunruhigte. Einen Moment lang wusste er nicht ob Tatsuma Ryuuji Yashiro wirklich töten würde oder nicht. Er kannte seinen besten Freund. Womöglich kannte er den ‚ach so mysteriösen Neuen’ besser als jeder andere. Niemals hätte der Braunhaarige ihm zugetraut jemanden zu töten – bis er diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte und zu zweifeln begann. Glücklicherweise konnten ihn Kyouichis Worte doch aufhalten. Nicht, dass er Mitleid mit Ryuuji gehabt hätte – ginge es nach Horaiji wäre der Bastard längst tot – doch Tatsuma hätte einen Fehler gemacht.

Der Schwertkämpfer ließ sich auf die Bettkante nieder. Seine Augen ruhten immer noch auf seinem Freund. Irgendwie fühlte er sich gerade nicht fähig dazu ihn alleine zu lassen. Es wäre falsch. Also blieb er sitzen.

Nur zu gut konnte Kyouichi die Trauer seines Freundes nachempfinden, was auch ein Grund war warum er ihn nicht aus den Augen lassen wollte. Er selbst hatte sich vor Wut in jede Menge Schwierigkeiten gebracht als sein Vater ermordet wurde und wäre damals nicht Kamui Kyoshiro aufgetaucht, dann hätte er sich wohl selbst ins Grab gebracht.

Wie lange er so dasaß wusste der Braunhaarige selbst nicht genau, jedoch übermannte auch ihn allmählich die Müdigkeit und bevor er vom Bett kippte und am Boden einschlief stand er doch lieber auf und verließ das Zimmer, aber nicht ohne einen letzten Blick zurück, auf den nun friedlich schlafenden Tatsuma, zu werfen.
 

Wie erwartet plagten den Dunkelhaarigen trotz aller Erschöpfung fürchterliche Albträume, weshalb er recht früh und immer noch vollends erschöpft aufwachte. Wenigstens war er wieder einigermaßen zu seinem ruhigen und gefassten Selbst zurückgekehrt. Nicht gewillt aufzustehen blieb Tatsuma ruhig atmend in sein Bett gekuschelt liegen und versuchte einfach an gar nichts zu denken – erstaunlicherweise klappte es sogar für eine Weile. Die Stille, die in seinem Zimmer herrschte, schien beruhigend und nicht so bedrückend wie das Schweigen, das gestern mehr als unangenehm wirkte. Nach einiger Zeit entschied sich Tatsuma dann trotz allem dazu aufzustehen und schlug nun auch endlich die Augen auf. Als er sich langsam aus dem Bett erhob blieb sein Blick an einem kleinen Zettel auf seinem Nachtschrank hängen. Ein leichtes Lächeln flackerte in seinem Gesicht auf, als er seine Augen über das Stück Papier schweifen ließ.

In der, ihm nur allzu bekannten, unordentlichen Schrift stand dort:
 


 

„Zu müde um nach Hause zu gehen.

Penne auf dem Sofa.

~Kyouichi“
 

Er war also nicht gegangen, sondern hatte sich ganz spontan dazu entschlossen hier zu bleiben – weil er zu müde war um zu gehen. Tatsuma konnte nicht leugnen, dass er sich glücklich schätzen musste, so einen Freund zu haben. Auch wenn er es nicht deutlich machte oder gar sagte, so war Kyouichi doch ein fürsorglicher Mensch, wenn es um seine Kameraden ging. Und gerade für seinen besten Freund Hiyuu Tatsuma war er immer da.

Wie durch die Notiz angekündigt fand dieser den schlafenden Braunhaarigen ausgestreckt auf seiner Couch im Nebenzimmer wieder. Erneut musste der Dunkelhaarige lächeln. Für den komplett ausgestreckten Kyouichi war die Couch eindeutig zu klein, was ihn aber nicht zu stören schien. Seine Beine standen über das Fußende hinaus und während er eine Hand hinter seinem Kopf hatte, hielt die andere wie üblich sein Bokken.

Mit leisen Schritten näherte sich Tatsuma der schlafenden Person und hockte sich neben die Couch. Ganz leicht stupste er seinen besten Freund gegen die Wange. Dessen Reaktion belief sich auf ein genervtes Grunzen und ein wahrlich elegantes Verziehen des Gesichts. Hiyuu unterdrückte ein Kichern. Erstaunlich wie sehr ihn Kyouichi aufmuntern konnte ohne etwas zu tun.

Obwohl, wenn er so darüber nachdachte, dann tat der Schwertkämpfer eigentlich sehr viel.

Er war der Erste, der es wusste, wenn etwas mit Tatsuma nicht stimmte.

Er ließ ihm immer genug Zeit um selbst damit klar zu kommen.

Und er brauchte nicht viele Worte um etwas besser zu machen.

Auch wenn es ihn eigentlich nichts anginge, wenn es ihm egal sein könnte, er war trotzdem immer da, immer direkt hinter ihm – bereit ihm zu helfen und ihm den Rücken zu stärken.

Tatsuma stupste seinen Freund nun etwas festern gegen die Wange, worauf dieser wieder grunzte, sich kurz streckte und dann zur Seite rollte. Sein Bokken drückte er an sich wie einen Teddybär und murmelte: „Nur noch fünf Minuten…“

„Okay~“, flötete Tatsuma fröhlich und stand auf um in die Küche zu gehen.

„Uh…?“ Oh, da schien Kyouichi wohl doch aufgewacht zu sein. Er rieb sich die Augen und drehte sich dann so auf dem Sofa herum um seinen Freund sehen zu können. „Tatsuma…?“

Der Angesprochene zeigte sein typisches Lächeln und sagte: „Guten Morgen~!“ Der Braunhaarige schien zuerst etwas verwirrt, ob durch die Tatsache, dass er gerade erst wach geworden war, oder durch Hiyuus übliche Fröhlichkeit war schwierig zu sagen.

„Frühstück?“

„Ah…um.“
 

Einen Moment lang hatte Kyouichi versucht etwas Auffälliges in Tatsumas Verhalten zu finden, aber bis auf die Tatsache, dass er immer noch ziemlich müde und abgespannt aussah verhielt er sich wie eh und je. Ob diese unbeschwerte Fröhlichkeit nun ein gutes Zeichen war, wusste der Braunhaarige noch nicht, aber er war sich sicher, dass es eine Verbesserung zum gestrigen Zustand war. Also sagte er nichts dazu.

Sein bester Freund tapste fröhlich in die Küche um Frühstück zu machen. Es war beinahe beängstigend wie ruhig und heiter der Junge sein konnte, nachdem was passiert war. Aber Kyouichi wusste, dass er noch lange nicht damit abgeschlossen hatte – so einfach war es nicht. Zweifelsohne würde der Schwertkämpfer ein Auge auf seinen besten Freund haben.
 

„Kyouichi!“

Tatsuma war fertig damit das Frühstück vorzubereiten und rief nach dem Braunhaarigen, erhielt jedoch keine Antwort. Ob er wieder eingeschlafen war? Offensichtlich nicht, denn die Couch war bereits leer.

„Kyouichi? Wo bist du?“, fragte der Dunkelhaarige etwas verwirrt in die anscheinend leere Wohnung. Gleich darauf hörte er Schritte und bekam seine Antwort in einer Tonlage, die anzudeuten schien, dass der Dunkelhaarige seine Augen aufmachen sollte, bevor er verwirrt seine Wohnung absuchte:

„Ich bin direkt hinter dir.“

Leicht überrascht drehte Tatsuma sich um. Kyouichi schien immer noch verschlafen und konnte das Gähnen nicht zurückhalten. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Kampfsportlers aus.

„So wie immer“, erwiderte er fröhlich und setzte sich an den Tisch um zu frühstücken, wobei er einen verwirrt dreinblickenden Kyouichi mitten in seiner Wohnung stehen ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Grijp-je-Kansen
2011-08-30T20:09:49+00:00 30.08.2011 22:09
Ehehe, und wie man FF's empfehlen kann ;]
Und weil ich hochoffiziell die Erlaubnis zum herumschwärmen bekommen hab, mach ich das hald mal~
Kjaaaaaaaaaaaaaaaaaaah, die Fanfiction ist SO unglaublich toll geschrieben. Es passt einfach alles so super zusammen.
Die zwei hast du genial getroffen. SO und nicht anders würden sie reagieren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie Hiyuu anders nach Hause gekommen wär xD
Und du hast auch schön lang offen gelassen/keine Namen genannt, wer denn jetzt Tatsuma auf die Bank gesetzt hat. (als wär's nicht offensichtlich) ... genau so, wie es der Anime gemacht hät'. Nur bei dem hätt sich das über Folgen gezogen ;]

<3
*ein Herz auf die FF kleb*
Auf dass noch viele weiter folgen. Du kannst das nämlich verdammt gut ^.^


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