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Nice to meet ya

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Nice to meet ya

Immer wieder warf der Junge einen Blick über die Schulter, seiner Meinung nach verstohlen und unbemerkt, auf die ältere Dame, die ein Stück weiter auf einer Bank saß und scheinbar unbekümmert strickte. Er hatte seinem Vater gesagt, dass er seine Kinderfrau nicht brauchte, wenn er das Haus verließ. Er hatte es ihm gesagt – und Steven hatte nur genickt und gelächelt und sie ihm doch auf den Hals geschickt!

Der fünf Jahre alte Roland Deschain war überhaupt nicht begeistert davon, dass er nicht ohne Begleitung aus dem Haus durfte. Andererseits war es besser, als drinnen zu bleiben – Gabrielle war krank und brauchte Ruhe, also musste er still sein, und Steven war nicht da. Die Kindfrau war ohnehin zu nichts zu gebrauchen, wenn sie ihm nicht grade etwas erzählte oder vorsang und er war doch ein viel zu großer Junge, als dass er sich den ganzen Tag lang Geschichten anhören konnte!

Er schnaubte leise und trat einen Stein vor sich her. Geh nicht zu weit weg. Was glaubten diese Leute eigentlich, ihm verbieten zu können, Spaß zu haben? Denn einen anderen Sinn hatte das sicher nicht. Noch einmal sah er über die Schulter, als er den Stein ein wenig zu weit vorgekickt hatte und er nun auf der Straße lag, an die der kurze Weg angrenzte, der den Innenhof damit verband. Sie war ganz in ihr Strickzeug vertieft – dann würde es ja nicht weiter auffallen, wenn er kurz außer Sichtweite ging. Lange würde er ohnehin nicht bleiben! Sie würde es niemals bemerken.

Als er sich sicher war, dass sie wirklich nicht schaute, lief er die wenigen Schritte zur Straße hin – und wurde prompt über den Haufen gerannt, sodass er sich verdutzt auf dem Boden wieder fand.

„Uuuups.“

Roland wischte sich ein wenig Staub aus dem Gesicht und sah hoch. Im ersten Moment dachte er, das Kind, das gleichsam auf dem Boden gelandet war und das über sein Missgeschick laut lachte, wäre ein Mädchen; dann erst fiel ihm auf, dass es sich lediglich um einen schlanken Jungen mit längeren Haaren handelte. Dieser sprang auf und streckte ihm sogleich die Hand hin, breit grinsend.

„T-Tut mir leeeeid“, brachte er unter Lachen stoßweise hervor, ehe er sich plötzlich grade hinstellte und eine ernste Miene aufsetzte. Der Junge war jünger als er selbst, stellte Roland fest, aber nicht viel. „Erflehe Eure Verzeihung, Sai!“, wiederholte er seine Entschuldigung, woraufhin die ernste Miene gleich zusammenbrach und er wieder in Lachen ausbrach. Etwas verwirrt, ergriff Roland die Hand des Jungen und zog sich hoch, um dann an sich herunter zu sehen. Ein Riss in der Hose und jede Menge Staub – das würde der Kinderfrau nicht besonders gefallen.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte der andere Junge sich, als noch immer keine Antwort über Rolands Lippen gekommen war. Diesmal ohne den belustigten Tonfall, sondern tatsächlich mit einer Art von Sorge in der Stimme – und vielleicht auch Angst, ob etwas passiert war?

„Mir geht es gut“, nuschelte er daher, um den Fremden zu beruhigen.

„Oh, guuuut.“ Der andere wirkte ehrlich erleichtert, dann hob er den Blick und spähte neugierig auf den Innenhof. „Kommst du von da?“, fragte er überrascht. Roland nickte nur etwas verwirrt. Der Junge sprach verdammt schnell, davon wurde ihm schwindlig. „Ohhh. De-Deh-scheein.“ Der Versuch, Deschain richtig auszusprechen, scheiterte kläglich. „Daddy ist mit Deh-scheein-Sai befreundet.“ Er nickte eifrig, wie um seine eigenen Worte zu bekräftigen. „Er sagt, man muss auf Deh-scheein-Sai hören.“ Neugierig schielte er Roland an, als wartete er auf etwas.

Dieser hob leicht die Schultern. „Mein Vater hat viel Einfluss, kann sein.“ Und dann, etwas trockener. „Und es heißt Deschain.“

„Mir egal!“ Es war das erste Mal, dass er hörte, dass es jemandem egal war. Normalerweise waren die Leute wesentlich höflicher, wenn sie hörten, dass er der Sohn von Steven war. Stattdessen hob der Junge ein verstaubtes kleines Paket. „Das kannst du dann nehmen. Soll ich vorbeibringen.“ Und ehe er es sich versah, hielt Roland selbiges auch schon und der Junge wandte sich zum Gehen.

„Hee! Warte!“, brachte er nun doch hervor, und der Jüngere drehte sich fragend um. „Von wem denn?“

Als Antwort bekam er ein Grinsen. „Von meinem Daddy. Kannst deinem sagen, Allgood schickt’s. Oh – ich bin ’Bert. Wir sehen uns…“



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