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When the Snow stops falling down...

Frau x Ayanami
von

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Avarice and Crapulence

Chapter Eleven: Avarice and Crapulence
 


 

Frau schlief, so dachte er, schneller ein als Ayanami. Die Dunkelheit umfing ihn und die Träume holten ihn ein. Er wusste nicht, ob die Sense dran schuld war oder der zusammen verbrachte Abend, aber er träumt wieder von Ayanami. Besser gesagt, von Verloren. Der Bischoff wusste nicht mehr, worum genau es sich in den Traum handelte und es interessierte ihn nicht, denn alles was zurück blieb, war das leere Gefühl in seinem Herzen von Nichts. Sogar noch im Traum, im Schlaf, fühlte sich der Ghost verlassen ohne diese Wärme, die ihn so brutal im Traum genommen wurde.

In den frühen Morgenstunden schien jedoch der normale Rhythmus des Chiefs ebenfalls wieder einzusetzen, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen. Murrend drehte sich Ayanami um und seufzte leise vor sich hin. Dennoch musste er dann doch sich aufrichten und kurz umsehen. Frau lag noch immer neben ihm und irgendwie zauberte sein Anblick ihm gerade ein Lächeln auf die sonst so kalten Züge. Am liebsten wäre es ihm, wenn es immer so bleiben würde, dachte der Violettäugige während er sich kur hinab beugte und seine Lippen de weiche Wange berührten.

Während der Bischoff schlief, wälzte sich Frau lange umher, geplagt von den Verlustängsten. Er wollte nicht das verlieren, was er in der Nacht bekommen hatte, er wollte nicht aufwachen und dann-

Keuchend riss der Bischoff die Augen auf und starrte neben sich. Nichts. Licht schien dank der offenen Gardinen, durchs Fenster und erhellte das Zimmer. Staubflocken tänzelten durch die Luft, die Decke war unangenehm eng um seine Beine gewickelt. Müde wollte er sich aufrichten, als er auch schon die weichen Lippen an seiner Wange gespürt hatte und ein Schauer ihm über den Rücken lief. Ganz langsam drehte er sich zu dem bekannten Gesicht um, dass für einen kurzen Moment engelsgleich aussah: die blasse Haut, die Haare, die das markante Gesicht umrahmten und Frau das Gefühl gaben, dass sie flüssiges Silber waren.

"Du wolltest dich doch ausruhen, Idiot." murmelte der Bischoff immer noch müde. Langsam beruhigte er sich wieder, doch die kalte Angst hatte immer noch von seinem Körper Besitz ergriffen. Das hier... würde nicht halten. Er wusste es und doch war der Ghost zu stolz und vor allem zu stur um es einzusehen. Wahrscheinlich würde er es nicht einmal dann akzeptieren, wenn Ayanami kurz davor war ihn zu töten...

„Du kennst meinen Schlafrhythmus. Drei Stunden reichen normalerweise vollkommen.“ Stellte Ayanami erneut fest und ließ sich kurz von dem Blondschopf näher ziehen. Noch dazu wo er ja heute sicher mehr als nur drei Stunden geschlafen hatte und im Gegensatz zu den letzten Tagen fühlte sich der Chief wirklich erholt.

Kopfschüttelnd, um die betrübenden Gedanken loszuwerden, richtete sich Zehel langsam auf, die Hand vors Gesicht um seine noch empfindlichen Augen vor der Sonne zu schützen.

"Ich hasse den morgen."

Gähnend lehnte er sich zurück an die Wand, zog den Chief kurzerhand einfach zu sich und küsste ihn prompt auf den Mund. Also echt, so ein kleiner Wangenkuss war nun wirklich das Mindeste von allen. Grinsend löste er sich von den zarten Lippen, bevor er sich sachte drüber leckte und mit den schlanken Fingern anfing, den Nacken des Silberhaarigen zu kraulen.

"Jetzt ist er besser geworden."

Kurz tätschelte er die Wange des Blauäugigen und erhob sich dann wieder von der Matratze. Sein Blick wanderte über das Chaos am Boden, wo noch immer ihre Klamotten verstreut lagen und leise seufzend begann er seine eigenen herauszufischen.

„Falls du mich suchst, ich bin nebenan.“ Er brauchte eindeutig eine Dusche und zu allem Übel musste er gestehen, dass er hier schon einen Blick herein geworfen hatte. Nur allzu gut verstand er, warum der Bischoff am gestrigen Morgen bei ihm im Zimmer es vorgezogen hatte, sich unter die vermeintliche Brause zu stellen. Also zog er kurzfristig die Boxershorts wieder über und legte sich den Rest dann über den Arm, bevor er aus der Tür verschwand, nicht ohne den Blondschopf noch einmal zu mustern. Ihm machte es nichts aus, zu wissen, dass Frau ihm jederzeit ja folgen konnte – falls er denn sein Bad wieder vorziehen würde. Frau runzelte leicht die Stirn, als Ayanami einfach so ging, doch er folgte ihm nicht. Er, auch, brauchte fürs Erste seine Ruhe um über nichts nachzudenken. Nicht über sie Nacht, nicht über die Konsequenzen, nicht über Gott bei allem auch nicht an die Münzten.

Der Bischoff blieb noch einige Minuten einfach so liegen, ließ die Hitze ihn konsumieren, bis er das Gefühl hatte, gleich einzugehen, wenn er nicht sofort unter die Dusche sprang. Immer noch müde setze sich der Ghost auf, schlug die Decke mit einem Murren beiseite und begab sich in das verdreckte Bad. Irgendwann musste es ja geputzt werden, also wieso nicht von ihm? In so einem Bad würde er eh nicht baden und bei Ayanami zu duschen, gerade jetzt, wäre wirklich mehr als nur eine Herausforderung. Also beschloss Frau ein Mann zu sein, die nicht vorhandenen Ärmel hochzukrempeln und sich als Putzteufel in die Schlacht gegen die Widerwärtigkeit zu stürzen, die sich in diesem Badezimmer aufhielt. Nach dreißig Minuten war die Tat, die unmöglich erschien, getan. Das Bad war halbwegs sauber, der Mülleimer quoll über mit schmutzigen Lappen und Tüchern und Frau war fix und fertig- aber zufrieden. Zumindest traute er sich jetzt wieder unter die Dusche.

Warmes Wasser schüttete sich über seinen Kopf aus, umfing seinen Körper und schien alles von gestern Abend wegzuwaschen. All die Berührungen, Liebkosungen und doch würde es in seinen Erinnerungen weiter leben...

Nein, Frau würde den Morgen nie vergessen, indem er sich zum zweiten Mal beim Duschen übergab. Im Himmel! War das jetzt die Strafe Gottes, oder- Nein. Frau vernahm ein leises Flüstern, ein gehässiges Flüstern in seinem Kopf. Die Sense. Sie sprach zu ihm, aber was genau sie sagte, verstand der Bischoff dann doch nicht. Nur, dass ihm verdammt übel davon wurde und er weitere zehn Minuten damit verbrachte, seinen Mageninhalt zu leeren. All das schöne Putzen umsonst.

Das Wasser wurde langsam kälter, das Flüstern der Sense lauter und sein Hunger größer. Keuchend schob er sich aus dem Bad, nachdem er das Wasser abgestellt hatte und begab sich wieder in sein Zimmer, wo er seine Sachen zusammen raufte. Zwischen Kissen und Decke fand er dann auch endlich seine Boxershorts. Alles zusammen gesucht und die Boxershorts am Leib, ging der Blonde wieder zurück zum Waschbecken um sich im Spiegel zu betrachten. Das Gesicht sah bleicher als vorher aus und seine Augen trüber. Trotzdem sah er im Großen und Ganzen besser aus. Hatte er wohl Ayanami zu verdanken. Die Sense, immer noch flüsternd, hielt kurz inne, dann fuhr sie mit was immer sie auch sagte fort. Albtraum.

„Ach halt die Klappe,“ zischte der blonde Ghost, bevor er sich von seinem Spiegelbild losriss, sich den Mund auswusch und mit Staunen feststellte, dass die Sense tatsächlich schwieg.

Yay. Eins Null Frau!

Halbnackt kam der Bischoff wieder aus dem Bad, warf sich seine Klamotten über, nachdem er die Gardinen weit geöffnet hatte um das Treiben des Dorfes mit anzusehen. Das es nicht viel zu sehen gab, war beinahe selbstverständlich für den Blonden. Nicht einmal den Jungen konnte er entdecken, um ehrlich zu sein, konnte Frau nach langem Rausstarren keine weiteren Menschen ausmachen, nur streunende Hunde. Merkwürdig.

Mit gerunzelter Stirn und ohne anzuklopfen, stieß Frau die Tür zu Ayanamis Zimmer auf und ging direkt zu seinem Fenster, um sich zu vergewissern. Tatsächlich. Niemand zu sehen- weit und breit.

„Wo sind alle hin? Ich glaube, du warst gestern zu laut, Ayanami. Hast glatt alle verschreckt.“

Mit einem frechen Grinsen drehte sich Frau zu Verlorens Wiedergeburt um, lehnte sich gegen die Fensterschreibe und verschränkte die Arme vor der Brust. Schweigend trat dieser gerade aus dem Bad als eben jener Bischoff auch schon in seinem Zimmer auftauchte. Es hatte doch sein gutes gehabt sich schon komplett anzuziehen, denn für den Augenblick wollte er nicht noch mal an irgendetwas denken was damit zu tun hatte. Vielleicht war es auch eine Art Selbstschutz seitens des Chief of Staff, dass er nicht mehr daran denken wollte was sich zwischen ihnen abgespielt hatte. Denn es würde sowieso nichts zu bedeuten haben und Ayanami wollte wirklich daran festhalten, dass ihre Zukunft nicht anders als vorher aussehen würde.

„Ach. Wer hat denn gestern seinen Arm malträtiert, weil er die Schreie zu ersticken versuchte.“ konterte er dann mit hochgezogener Augenbraue und entfernte sich wieder vom Fenster. Mit dem Handtuch was eben noch um seinen Nacken gelegen hatte, begann er die silberfarbenen Strähnen wieder zu trocknen, bevor er es über eine Stuhllehne hing. Nachdenklich blieb er im Raum stehen und ließ sich ebenso noch einmal ihre Optionen durch den Kopf gehen. Frau wurde hochrot, als er Ayanami zusah, wie dieser sich wieder vom Fenster entfernte. Verstohlen sah er zu seinem linken Arm hinab, wo er heute Morgen die Bissspuren hatte verbinden müssen, die wirklich... nicht gesund ausgesehen hatten.

„D-Das habe ich ja getan um nicht laut zu sein,“ zischte der Bischoff zurück, sehr wohl im Klaren darüber, dass sein Argument so viel wog wie eine Feder. Immer noch mit roten Wangen betrachtete er den Chief, wie er sich die Haare trocknete. Dafür hasste er Gott auch. Wieso musste er Verlorens Wiedergeburt so verdammt sexy und gut aussehend gemacht haben, dass er das Verlangen in seinen Fingerspitzen andauernd spürte? „So- und jetzt? Einbrechen?“

„Nun.. wir könnten entweder einbrechen und versuchen solange wie möglich Zeit zu schinden um diese Dämonen dazu zu bringen uns zu sagen was die Aufgabe ist.“ Der Blick der violetten Spiegel richtete sich an die Decke, hatte er den Kopf dazu doch leicht in den Nacken gelegt, während er sich etwas gegen den alten Holztisch lehnte der in diesem Zimmer stand. „Andererseits…“ Ayanami setzte seine Worte nicht fort. Nein.. daran durfte er gar nicht denken und sicherlich war es auch ein Teil des alten Todesgottes in ihm der diese Möglichkeit in Erwägung gezogen hatte. Aber er selbst wollte niemanden in irgendetwas hineinziehen. Es war schon schlimm genug zu wissen was es mit Eden auf sich hatte und was dies bedeuten würde und die Tatsache, dass er Frau nichts darüber sagen durfte. Zumindest jetzt noch nicht.

„Vergiss es. Nicht so wichtig. Wir sollten uns lieber gleich auf den Weg machen.“ Mit diesen Worten wandte er sich dann auch schon um und nahm das Buch wieder an sich, dass die ganze Zeit auf dem Holztisch gelegen hatte. Der Blonde schritt von hinten an den Soldaten heran, legte ihm seine Arme um die Schulter und lehnte seinen Kopf sachte gegen den von den Anderen, während er seinen Worten aufmerksam lauschte. Andererseits? Irgendetwas verschwieg Ayanami und es war von großer Bedeutung. Wenn nicht für Frau, dann aber für den Silberhaarigen, der sich anscheinend mit dem Gedanken, was immer dieser auch war, nicht so recht anfreunden konnte. Stirn runzelnd löste sich der blonde Ghost von dem Strategen, fuhr sich selber mit der Hand durch die Haare.

„Wenn du es mir nicht sagen willst ist gut- ich frage nicht nach, denn du wirst es mir schon sagen wenn du willst. Aber wenn ich sehe, dass was immer es auch ist, dich noch weiter von innen zerstört, dann werde ich es aus dir heraus prügeln- verstanden?“

Mit ernster Miene sah der Blonde über seine Schulter, die meerblauen Augen sahen nicht so aus, als ob man mit dem Bischoff spaßen sollte, bevor er seine Hand um den Türgriff legte und aus dem Zimmer marschierte um letzten Endes still die leere Straße entlang zu gehen. Der Sand knirschte unter seinen Füßen und er sah nur noch einen Hund, der sich unter eine Veranda flüchtete um der Hitze der Sonne auszuweichen. Andere Lebewesen nahm der Blonde nicht war, was ihm zu der Vermutung kommen ließ, dass sie wahrscheinlich erst gar nicht einbrechen mussten. Schweigen herrschte zwischen dem Soldaten und dem Bischoff während ihre Schritte sie wieder weiter führten und sie wie am Tag vorher in der Nähe des großen Eisentores stehen blieben. Irgendwie gefiel dies dem Chief nicht… es war verdammt ruhig hier und niemand schien sich auf die Straßen zu trauen. Was war nur los? Selbst der Alte, der gestern noch sie sofort am Tor abgefangen hatte, war verschwunden. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.

„Sag mir wenn ich mich irre. Aber irgendwas stimmt hier nicht.“ Er ließ den Blick suchend über den Platz wandern, die Haltung war angespannt und in der Bereitschaft einen möglichen Angreifer sofort nieder zu strecken, aber er konnte niemanden ausmachen.

„Dein Verstand ist so scharf wie eh und je,“ murmelte Frau in einer Mischung aus Sarkasmus und Ernsthaftigkeit, bevor er vor der riesigen Villa stehen blieb. Prüfend musterte er das große Anwesen, nahm ein wie viele Fenster es hatte. Ein großes Gittertor sperrte unbeliebte Besucher aus, doch für den Bischoff war es ein Leichtes einfach über das Tor rüber zu klettern und schwupps! Er befand sich auf dem Grundstück. Keine Alarmanlage, keine bellende Hunde oder Butler. Keiner da? Eher widerwillig tat Ayanami es ihm gleich und folgte ihm zum Hauseingang. Die schweren Türen schienen sich nicht so einfach öffnen zu lassen.

„Ich hab Gänsehaut.“ Die Stimme des Bischoffs klang leicht klagend, rüttelte kurz an der Tür nur um diese dann mit einem gekonnten Fußtritt einzutreten. Kurz verharrte er in dieser Position, doch niemand kam. Wirklich niemand.

„Und eingebrochen,“ schmunzelte der Ghost zufrieden mit sich und ging locker, als ob nichts wäre, ins Anwesen hinein. Gerade war der Silberhaarige dabei ein Zaiphon zu rufen als Frau ihm auch schon zuvor gekommen war. Ein leicht warnender Blick wanderte zu eben jenem Mann mit den tiefblauen Augen.

„Wenn du dich Einbrecher nennen willst, weiß ich ja nicht… dich hört man schon auf 50 Meter Entfernung.“ Knurrte er nur und betrat dann ebenso die Haupthalle. Alles war still. Man hätte wohl sicherlich eine Nadel fallen hören, wenn man es so gewollt hätte. Langsam wurde Ayanami diese Stille irgendwie unangenehm. Ein ähnliches Gefühl wie in Gudje begann sich in ihm aufzutun. Diese Eingebung und dieses bedrückende Gefühl das er nicht hier sein dürfte. Verdammt.. woher kam das nur? Egal. Er hatte wichtigeres zu tun als solchen Hirngespinsten nachzujagen. Zumindest redete er sich dies ein als sie die Vitrinen in dem Raum im Keller zusammen abgingen und der Silberhaarige nach den zwei Münzen suchte. Das Licht der Sonne bestrahlte den Raum, Frau konnte die vereinzelten Staubflocken klar in der Luft erkennen. Das Glas spiegelte sein Angesicht wieder, als er durch die Reihen mit seinen Augen glitt um die Dämonenmünzen wieder zu finden, die Ayanami entdeckt hatte. Kurz verzerrte sich sein Gesicht dabei, glich etwas viel Düsterem, doch Frau versuchte nicht darauf einzugehen. Nur eine Halluzination der Sense, mehr nicht. Oder so redete sich es der Ghost mit dem Namen Zehel zumindest ein.

„Hast du sie gefunden?“ fragte er irgendwann in die Stille hinein, drehte sich auf den Fußballen um und marschierte zu einen der großen Fenster um hinaus zu sehen. Diese Villa befand sich in so einen starken Kontrast zu dem übrigen des Dorfes, dass er für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, zurück in Gudje zu sein, wohin das Haus viel besser gepasst hätte. Vielleicht hätte ihnen sogar Evangeline aus einem blühenden Garten zugewunken und er hätte wieder das leckere Brot essen können. Seufzend drehte er sich vom Fenster weg und ging auf den Silberhaarigen zu, der bis dahin kaum etwas gesagt hatte.

„Ja, hier drüben.“ Er deutete auf die Vitrine in denen die beiden Münzen einzeln auf zwei bordeaux farbenen Kissen. Da anscheinend sowieso niemand in diesem Haus zu sein schien, überlegte er nicht lange sondern öffnete das Glas um die beiden Stücke herauszuholen. Sie waren erstaunlich schwer, dafür dass sie nicht besonders groß waren und dieses unwohle Gefühl wurde nur noch präsenter. Die Finger des Silberhaarigen strichen gedankenverloren über die eingravierten Bildnisse, während die Aufmerksamkeit der violetten Augen auf diesen liegen blieben. Erst nach und nach hatte er das Gefühl als konnte er ein seichtes Flüstern vernehmen. Die violetten Augen wandten sich an den Bischoff, in der stummen Frage ob er nicht der Einzige war der sich hier so unwohl fühlte und gleichzeitig dieses Wispern vernehmen konnte. Allerdings wurde er wieder abgelenkt als er das Gefühl bekam das Metall wärmer wurde und die Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen. Er legte die Münze zurück auf das Kissen und vielleicht war es der Instinkt des alten Todesgottes der ihn ein oder zwei Schritte davon entfernen ließ. Dampf stieg von dem veralteten Gold auf, bis beide Münzen ihre Form verloren. Dunkles Gold und ein bronzener Schimmer waren es, die sich in das dunkelrote Samt fraßen. Frau betrachtete die Münzen fragend und wich jedoch erst ein paar Sekunden nach Ayanami zurück. Was zur Hölle? Fast schon fasziniert sah er das flüssige Gold an, bevor er die Stimme hörte.

„So so. Schon wieder jemand der irgendetwas von mir will?“ Die Stimme ließ den Chief herum fahren, violette Augen im Schock geweitet. Seit wann…? „Naja… aber bevor ihr irgendwas überhaupt vielleicht haben könnt, müsst ihr mir noch beweisen, dass ihr auch das Recht habt es zu besitzen.“ Die Stimme des Mannes vor ihnen war nicht mehr als ein bedrohliches Zischen, welche einen Schauer über seinen Rücken zu jagen pflegte. Vor ihnen stand ein junger Mann mit goldblonden Haaren, die Augen hatten die Farbe von flüssigem Bronze. Der Inbegriff eines jeden Menschen Wunsches zu besitzen.

Ein breites Grinsen tauchte auf den Lippen Mammons auf, während er die Arme vor der Brust verschränkte. Seine Augen waren unergründlich und schienen ihn genauestens prüfen zu wollen. Für diesen Augenblick konzentrierte sich Ayanami nicht mehr auf den Bischoff sondern nur noch auf dieses Wesen, welches zwischen ihnen und dem Garten Eden lag.

„Bist du sicher, dass du es ihnen auch gibst, wenn sie bestehen?“ konnte man nun auch eine zweite Stimme hören. Sie hörte sich leise, hoch und beinahe mehr wie ein Summen an. Aber der Violettäugige konnte niemanden ausmachen, dem dieses gehörte. Fragend sah er sich kurz um und wedelte eine lästige Fliege weg, als er bemerkte dass diese Fliege der zweite Dämon war. Diese war fast so groß wie eine Hornisse und man hätte sie im ersten Moment gar nicht als Fliege erkannt.

„Das muss ich mir dann noch überlegen.“ Gab Mammon zurück und griff in eine Tasche die an seinem Gürtel befestigt war. Ohne genau zu wissen warum, nahm der Chief automatisch eine Angriffsposition ein. Doch diese wurde wie eh und je vertrieben, als er sah wie der Blondhaarige aus dieser Tasche eine Hand voll Staub holte – bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass es sich dabei um Goldstaub handeln musste – welchen er vor sein Gesicht hielt. Skeptisch zog Frau bei den Worten des Gieres eine Augenbraue hoch. Misstrauisch beobachteten die meerblauen Augen den Goldstaub.

„Zeig mir, ob du bereit bist dich dieser Sünde anzunehmen.“ Es war das letzte was Ayanami noch um sich herum wahrnehmen konnte, bevor der Dämon den Staub den Beiden entgegen pustete und er einen Arm schützend vor das Gesicht hielt. Erst als er sich sicher war, dass dieser sich gelegt hatte nahm er diesen wieder runter. Doch irgendetwas war anders… etwas fehlte… Suchend blickten sich die violetten Augen um, konnten jedoch niemanden entdecken. Wo war Frau hin? Und dieser Dämon? Unsicher ging er durch den Raum Richtung der Treppen die zum Eingang führten, als sein Herz erneut zu ziehen begann und er sich wieder umwandte.

„Gier ist eine Sünde. Aber ihr törichten Menschen versteht das einfach nicht. Nicht wahr? Obwohl. Du bist nicht wie jeder andere… ich kann diese Geldgier wie sie hier alle haben, nicht in deinen Augen sehen.“ Der Silberhaarige drehte sich wieder in Richtung der Stimme um und verengte die Augen. Was zum Teufel wollte er von ihm, verdammt!? „Hm.. aber ich kann da etwas anderes erkennen.“ Erneut breitete sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Dämons aus. Er streckte seine Hand aus und strich kurz durch die Luft, als wenn er etwas zu berühren versuchte. Der Staub der sich noch an seiner Hand befand, begann sich wieder zu verdichten und gaben ihm die Sicht auf das was er zu suchen schien. Oh wie er es doch hasste, wenn man wie in einem offenen Buch in ihm lesen konnte.

„Interessant. Ich muss sagen. Du begehrst außerordentlich viel.“ Violette Augen richteten sich auf ihn, spiegelten sie mehr als nur Ärger und Abneigung in ihnen. Mammon betrachtete nachdenklich die Bilder in dem seichten Rauch der sich zwischen ihnen zu bewegen schien. Auch Ayanami hatte seine Aufmerksamkeit auf diesen gerichtet, als nach und nach immer wieder neue Bilder auftauchten. Erst konnte er Teito und das Auge von Michael in diesem sehen, beides war wichtig um die Box zu öffnen und den Körper Verlorens wieder zurück zu bekommen. Danach verblasste das Bild, gab eine neue Sicht frei auf die verschiedenen Seven Ghosts und deren Fragmente. Eve und letztendlich auch Frau. „Ich hätte ja eher so etwas wie Machtgier erwartet, aber sowas? Du gibst dich wohl nicht mit einem zufrieden~?“ fragte er dann mit einem gehässigen Grinsen auf den Lippen. Der Silberhaarige selbst hatte keine große Lust ihm zu antworten, denn noch wollte er einfach nichts dazu sagen. Auch wenn dies nicht ihre Lage hier lösen würde. „Kannst du es überhaupt mit deinem Gewissen vereinbaren, dich auf so viele einlassen zu wollen?“ Wieder dieser gehässige Unterton, der Ayanami beinahe zum Kochen brachte.

„Und? Was interessiert mich oder dich das?!“ knurrte er wütend und drehte dem Dämon den Rücken zu. Der junge Mann mit den violetten Augen, die sonst immer wie Eiskristalle wirkten, hatte sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht. wollte er denn wirklich so viel? Und war dies alles auch nur von ihm selbst? Waren nicht mindestens 50%, die er wirklich wollte… eigentlich das, was der wiedergeborene Todesgott begehrte. Der Mensch, der noch immer hinter ihm stand und der ebenso zu entscheiden hatte… wollte doch nichts mehr als nur seinem Land dienen und irgendwann einmal erreichen, dass niemand unschuldiges mehr im Krieg sterben musste. Und dann gab es da auch noch Frau… diesen Bischoff, den er einfach nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte. Stille breitete sich drückend und schwer zwischen ihnen aus. Sollte er etwa für etwas einstehen, was nicht mal sein eigenes Verlangen war? Aber auf der anderen Seite… was blieb ihm denn anderes übrig?

„Willst du mir weiß machen, dass ich mich nicht mit einem zufrieden geben kann?!“ Damit wandte er sich wieder an den Mann mit den goldblonden Haaren – hatte dieser doch wieder die Arme verschränkt und ein Grinsen verzerrte die hübsche Fratze. Da Mammon ihm keine Antwort gab, ballte sich die Faust des jungen Mannes und er biss sich kurz auf die Unterlippe. „Ich will niemanden verlieren und ich will Pandoras Box finden um all dem ein Ende zu setzen!“ kam letztendlich die Antwort des Silberhaarigen, während er sich selbst versuchte von seinen Worten zu überzeugen. War es wirklich das … was er tun sollte? Doch das leichte Lachen des Dämons riss ihn aus seinen Gedanken.

„Nun gut. Ich gehe davon aus, dass du zu deiner eigenen Habsucht stehst?“ Schweigen folgte auf diese Worte und er zuckte mit den Schultern. „Ich werte das mal als ja. Damit hast du diesen Test bestanden.“ Der Dämon schnippte mit den Fingern und der Rauch, der ihnen noch bis eben die innerste Welt des Chiefs offenbart hatte, verschwand.
 

Zur gleichen Zeit hatte Mammon auch Frau von dem Silberhaarigen getrennt durch eine Zwischendimension, in denen sie beide nun ihre Aufgabe getrennt voneinander erledigen mussten. Noch bewegte sich Beelzebub, der vermeintliche Herr der Fliegen, durch die Luft und hing in der Luft dem Bischoff gegenüber.

„Menschen können so selbstsüchtig sein. Findest du nicht? Sie glauben ihre Welt dreht sich nur um sie und es gibt nichts anderes als sie selbst.“ Zwar hatte man kein Gesicht vor Augen, aber die Stimme war spöttisch und verächtlich gegenüber dem Blonden gerichtet. Der Dämon flog zu einer der Vitrinen wo er auf dem Glas sitzen blieb, welches langsam aber sicher eine Spiegelung zu zeigen schien. Eine Spiegelung seitens eines Menschen der sich gar nicht hier befand.

„Es ist so schwer mit ansehen zu müssen wie man nicht mehr der Mittelpunkt einer Welt ist, was?“ lachte Beelzebub leise. Braune Haare, das Lachen glockenhell als das Mädchen namens Evangeline zu sehen war und sie letztendlich sich an einen jungen Mann schmiegte. Jemand der ihm nur allzu bekannt vorkommen musste. Leicht frustriert sah er zu seiner rechten und dann zu seiner linken, doch da war keiner. Niemand, bis auf die Fliege vor ihm mit dieser scheußlichen Stimme, die seiner leicht ähnelte. So klang Frau nur, wenn er kurz davor war, einem Kor den Gar auszumachen. Na Prost. Neugierig ging er zu der Vitrine, wo die Münzen immer noch seelenruhig schlummerten, doch... diese Spiegelung. Evangeline?! Verwirrt kam Frau noch ein paar Schritte näher und hörte dem Dämon eher nur halbherzig zu, so sehr war er eingenommen von dem Bild, was sich bot. Ayanami... und Evangeline. Ein Stich. Schon in Gudje war Ayanami so fasziniert von dem Mädchen gewesen, was keine Sünde zu haben schien. Dieses Mädchen... Wütend blickte der Bischoff zu der Fliege und wollte beinahe schon wie ein tollwütiger Hund die Zähne blecken.

"Warum zeigst du mir das, Fliegchen? Steckt da noch ein größerer Sinn dahinter, als mich wahnsinnig anzunerven?" Er wusste selber, dass er sich durch seine pampige Art nur selber schütze. Dieses Bild... Das sanfte Lächeln von Ayanami, welches nicht ihm galt, sondern dem immer fröhlichen Mädchen an seiner Seite. Es tat ihm weh es zu sehen. Er WOLLTE es nicht sehen. Auch wenn Ayanami ihm nicht gehörte, er... wollte auch nicht, dass er irgendjemanden anderen gehörte. Verdammt, der Chief sollte nur IHN so anlächeln. Frustriert wandte sich Frau von dem Dämon ab, raufte sich die Haare und fing an in vierer Schritten hin und her zu tigern. Hin und zurück, hin und zurück. Die Sonne war verschwunden, Frau wusste nicht einmal, was wirklich diesen Raum erhellte. Immer wieder glitt sein Blick zu der Vitrine mit den verstörenden Bildern. Es war wie ein Autounfall: Es war so schrecklich, dass man hinschauen MUSSTE.

'Mach es weg,' flehte eine kleine Stimme in seinem Kopf, doch da der Bischoff auch schon weg und tigerte wieder hin und her, die Hände zu Fäusten geballt. 'mach es weg, mach es weg, MACH ES WEG! Ayanami...'

"Ayanami," flüsterte Frau fast schon sehnsüchtig, bevor er sich wieder zur Vitrine begab und sie von oben herab ansah. Die Fliege - Belzeebub - quälte ihn. Er musste eine Sünde anerkennen- hieß das, er musste anerkennen, dass er selbstsüchtig war, weil er Ayanami nicht teilen konnte? Weil er den Schmerz nicht spüren wollte? Weil er... in Wirklichkeit Angst hatte ihn wieder zu verlieren. Diesen Silberhaarigen Mann mit den kalten Augen, die als einziges Verständnis für ihn empfinden konnten, denn sie waren verbunden. Wenn nicht durch die Sense, dann durch das Schicksal sich gegenseitig irgendwann auszulöschen.

Der Herr der Fliegen, der sich Beelzebub nannte, beobachtete Frau genau durch seine facettenreichen Augen und schien genauestens abzuwarten was der Blondschopf von sich preisgeben würde. Die beiden Dämonen hatten die Gabe in die Herzen der Menschen zu blicken und dort zu sehen was sich in ihnen verbarg. Was sie die ganze Zeit begehrten und auch was ihren Egoismus beherrschte. Denn gerade diese sterblichen Wesen wurden zunehmend durch den Egoismus und durch ihre Selbstsucht geleitet.

Hätte man dieses Gesicht sehen können, so hätte sich wohl ein diabolisches Lächeln auf den Lippen des Dämons breit gemacht, der den Bischoff derartig quälte. Dabei hätte er gar nicht gedacht, dass genau dieser Anblick ihn so furchtbar quälen würde. Ein leises Lachen erklang in der Stille, die sich über die beiden nicht menschlichen Wesen gelegt hatte und die Fliege erhob er sich erneut, schwirrte in der Luft umher, nur um sich auf einem anderen Glas niederzulassen. Die Spiegelung war nun in eben jener zu sehen, die Beelzebub berührte.

Mit einem leicht leeren Blick sah er von der lachenden Evangeline und dem zufrieden aussehenden Ayanami hoch. Es erinnerte ihn zu sehr an seinen Traum mit Verloren und Eve. Verloren, der Ayanami so ähnelte und Eve, die Evangeline so geähnelt hat. Sie waren auch... War da überhaupt ein Platz für ihn? Für den Ghost, der daran gebunden war den Todesgott zu töten? Hatte er überhaupt eine Chance, das Recht ihn zu behalten? Diesen Mann, den er begehrte. Ja. Wenn nicht er, dann niemand. Ayanami.. war nicht seins und doch wollte er ihn seins nennen dürfen. Sein Ayanami. Genau mit diesem leicht schon leblosen Blick sah er zum Dämon hoch und erwartete eine Antwort. Solle er sie jetzt wirklich annehmen? Diese Sünde der Selbstsucht? "Ich kann ihn nicht teilen," presste Frau zwischen den Lippen hervor, die blauen Augen mit Leben gefüllt. Er wollte den Blick abwenden, doch er würde dazu stehen.

"Wenn... ich ihn nicht haben kann, dann niemand. Ist das der Grund, wieso du mir die beiden zeigst?! SIE wird ihn nicht haben."

„Findest du es nicht auch egoistisch von dir, ihn nur für dich haben zu wollen?“ fragte er dann mit einem leicht ironischen Ton in der Stimme. Es hörte sich beinahe so an als wolle er sich über den blauäugigen Bischoff lustig machen. Die Menschen waren doch so einfach zu manipulieren und die Liebe war bei weitem noch immer die stärkste Kraft – wenn sie solche Emotionen wie Eifersucht in den Herzen hervor rief. Wie jetzt zum Beispiel. Man konnte gerade sehen wie Evangeline verlegen lächelte. Ihre Arme hatten sich um den wiedergeborenen Todesgott gelegt, als sie sich zu ihm hochbeugte, die Augen seicht geschlossen. Gerade als der noch so leere Blick auf ihm selbst zu liegen kam, verblasste das Bild in dem verspiegelten Glas der Vitrinen und erneut war ein Lachen zu vernehmen. „Ihr Menschen seit so einfach zu durchschauen. Vor allem wenn es um das Thema Liebe geht.“ Erwiderte Beelzebub und ein leises Seufzen war zu hören. „Wie dem auch sei.“ Der Ton in der Stimme des Dämons begann sich in abfällig zu wandeln. „Du hast dich also zu deiner Sünde bekannt. Das bedeutet, dass du diesen Test bestanden hast.“ Damit begann die Umgebung zwischen ihnen erneut zu flimmern und alles kehrte zu seinem früheren Dasein zurück. Das seichte Licht das von der Treppe herrührte schien wieder zurück und tauchte den Keller in eine atemberaubende Farbe.

Der Raum begann wieder zu seinem Ursprung zurückzukehren und auch die Präsenz des blonden Bischoffs konnte Ayanami wieder neben sich ausmachen. Außerdem erblickte er wieder diese Fliege, die mehr einer großen Hornisse glich. Sie flog zu einer der Münzen und schien auf dem geschmolzenen Gold zu landen, bevor sie etwas mit sich trug und zurück zu Mammon flog. Was war es? Es sah aus wie eine kleine Nadel? Bronzefarben und von Staub bedeckt. Selbst jetzt wo er es aus dem Gold der Münzen geholt hatte.

„Mit dem Bekennen eurer Sünden habt ihr euch für würdig erwiesen, den Garten Eden zu betreten. Ihr werdet um dorthin zu gelangen, einen Kompass benötigen. Er wird euch den richtigen falschen Weg zeigen und der richtige Weg wird sich als falsch erweisen.“ Die Stimme des Dämons der Gier und des Geizes hallte in seinen Ohren, als er aus seiner Tasche einen runden Gegenstand hervorholte. Er setzte die Nadel, die wohl eine Kompassnadel sein musste in diesen ein und behielt dann das Schmuckstück in den Händen.

„Du musst ihnen den Kompass auch geben, Mammon.“ hörte man die Stimme Beelzebubs erneut durch die Luft vibrieren. Noch immer war keine Regung zu sehen und nur ein leichter Schimmer von Bedauern war in den bronzenen Augen zu sehen.

„Aber er ist viel zu schade für die!“ Ehm ja… Ayanami konnte nicht ganz glauben was sich hier vor seinen Augen abspielte. Stritten die zwei sich gerade darum ob er ihnen den Kompass wirklich geben sollte? Naja… passend zu jemanden der für den Geiz stand. Knurrend warf der Goldblondhaarige ihnen das kleine Ding aus Gold zu, fing der Chief dieses doch auf und musterte es kurz. Es war rund und reich verziert… es erinnerte ihn stark an den Dolch, den sie erhalten hatten. Wie automatisch glitten seine Finger kurz zu seinem Gürtel und strichen über das Heft der Waffe als wollte er sich damit beinahe selbst bestätigen.

„Folgt dem Kompass und ihr werdet in die Stadt gelangen, die dem Himmel am nächsten steht.“ Damit setzte sich die Fliege wieder in Bewegung und flog zurück in Richtung der beiden Münzen, wo sie sich auf dem geschmolzenen Gold niederließ und letztendlich in diesem versank. Ayanami hatte seine Aufmerksamkeit so auf diese konzentriert, dass er gar nicht bemerkt hatte wie auch Mammon vor ihnen verschwand. Nun waren sie also wieder alleine… Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Irgendwie fragte er sich gerade was Frau hatte erkennen müssen… aber was war das? Und dennoch wollte er ihn für den Augenblick nicht fragen. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Dieser hatte für den kurzen Augenblick ganz eigene Probleme. Denn ihm wurde eins klar: Er konnte Ayanami nicht mehr lieben. Denn es war auf jeden Fall Liebe, was er für den verflixten Chief of Staff empfand. Die Hand löste sich langsam aus dem Stoff des Hemdes als er sich in sein eigenes gekrallt hatte, der Blick galt dem Boden. Die blonden Strähnen verdeckten die Augen, die so voller Verzweiflung waren. Frau würde alles zerstören, wenn er... wirklich anfing diesen Mann zu lieben, den er nicht besitzen konnte. Der ihn auch nicht besitzen wollte. Doch der Gedanke ihm nicht mehr nahe zu sein, war - Frau's Brustkorb und senkte sich schneller, sein Mund öffnete sich um ein ersticktes Keuchen raus zu lassen. Dieser Gedanke, er tat ihm weh. Nun, wenigstens hatte er jetzt einen Weg gefunden sich selber zu verletzen ohne wie ein Emo nach der Rasierklinge zu greifen. Unwohl rieb sich der blonde Bischoff über den Arm, der Blick immer noch abwesend.

"Brechen wir auf. Ich habe keine Lust, dass Sin wieder mit uns rumspielt."

Denn der Ghost hatte das ungute Gefühl, dass Sin an dem Verschwinden der Menschen hier Schuld war und er wollte nicht noch mehr Unschuldige töten. Nicht mehr.

"Ich frage mich... was uns in der nächsten Stadt erwartet, hm? Hoffentlich ist sie kälter."

Kurz sah Frau auf in diese violetten Augen, dieses Gesicht, welches er sehen wollte wenn er verschwinden würde, denn dann wäre es ein erfüllter Tod. Doch kurz darauf wandte sich der Blonde auch schon wieder ab und ging an dem Chief vorbei ohne ihn noch einmal zu berühren.

Er liebte ihn.

Er liebte Ayanami.

Aber hieß das auch, dass er bei ihm bleiben konnte?

Ayanami wusste nichts von den Gedankengängen die sich in dem Kopf des Bischoffs abspielten und er würde wahrscheinlich auch nicht viel dazu sagen können. Sein eigener Kopf war voll von Überlegungen mit denen er selbst nicht ganz zurechtkam. Er musste zugeben, dass Verloren unheimlich viel Macht über seine eigene Auffassung besaß und dementsprechend die Grenzen zwischen dem eigentlichen Menschen und dem wiedergeborenen Todesgott fast nahtlos ineinander liefen und sich immer weiter vermischten. Noch immer war sich der Chief nicht sicher was genau er eigentlich wollte… war es wirklich einfach nur diese Fragmente einzusammeln und den alten Körper wiederherzustellen? Was würde denn dann eigentlich aus dem Gefäß für den Geist Verlorens werden? Alles Fragen, die wohl für den Augenblick niemand beantworten konnte. Und dann war da auch noch Eve… Eve, das Mädchen das eben jener Seelenwächter lieben gelernt hatte. Doch Ayanami selbst fühlte sich noch immer zu dem blonden Bischoff hingezogen. Schweigend nickte er nur kurz auf die Worte des Anderen, bevor sie sich in Bewegung setzten.

Sogar als der Bischoff aus dem Anwesen kam, sah er keinen. Tödliche Stille, sogar die Hunde waren verschwunden. Kurz breitete sich eine Gänsehaut aus, bevor er sie hörte. Die Schritte, das Rennen, das Bellen und die Schreie. Von der Miene stürmte eine Menschenmenge an - all die Einwohner und ihre Augen waren silbern. Das ahnte Frau sogar von dieser Entfernung.

"Ach scheiße," fluchte Zehel und öffnete das Tor mittels seines eigenen Zaiphon. Keine Zeit zum drüber klettern.

"Schnell, Ayanami- sie kommen."

Er ließ den Chief vor, denn so konnte er sicher gehen, dass ihm nichts passierte. Nicht, dass er es erwartete, aber... es beruhigte ihn etwas, dass die Meute erst ihn besiegen musste, um an den Silberhaarigen zu kommen. Hinter ihm schrien die Leute wütend, wedelten außer Kontrolle mit ihren Sicheln und Sperren und verfluchten die beiden bis aufs Äußerste und auch wenn Frau wusste, dass es Sins Einfluss war, könnte er schwören, dass es auch nicht viel anders gewesen wäre, ohne diesen. Ayanamis Blick wanderte hektisch zu dem Blauäugigen als sie beide losliefen. Auch wenn er nicht so der Mensch für den Rückzug war, aber er wusste wann es besser war lieber einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Die Hawkziles standen abseits des Dorfes, wenn sie sich beeilten dann würden sie es sicherlich rechtzeitig dorthin schaffen. Gleichzeitig traf es den jungen Mann mit den amethystenen Augen doch schon ein wenig, sich in seiner Vermutung ebenso bestätigt zu sehen. Die Dämonen hatten Recht behalten… Menschen waren so unheimlich Machtgierig und besessen davon mehr haben zu wollen, als es jemand anderes hatte. Dabei konnte er sich nicht erklären warum dies so war. Er startete das Fluggerät und flog los als er dieses erreicht hatte, wissend das Frau sicherlich nicht sehr weit hinter ihm war. Erst als sie sich sicher sein konnten aus der Reichweite der Dorfbewohner zu sein, verweilte er kurz für einen Augenblick und ließ den Blick wieder zu Boden wandern. Dieser Ort war wie die Hölle auf Erden und die Menschen hier würden diesem Feuer niemals mehr entweichen können. Sie waren Gefangene ihrer eigenen Habsucht und Diener in diesem Höllenschlund. Die violetten Augen wandten sich wieder ab und richteten sich nach vorne.

Hastig kletterte auch Frau auf sein Fluggestell und gesellte sich zu Ayanami, der schon losgeflogen war. Einen Blick warf er noch zurück auf die tollwütigen Menschen in den armen Dorf, verkrüppelt und ohne jegliche Hoffnung, an die sie sich klammern konnten und würden. Auch ohne Sins Einwirkungen waren sie voller Hass auf die, die mehr hatten als sie. Indem Sinne passte es ganz gut, dass Mammon und Belzeebub gerade hier regierten.

"Und wohin jetzt?" fragte der Blonde und sah neugierig zu dem goldenen Kompass in den Händen es Chiefs. Er glich dem Dolch so sehr. Dieses verwunschene Gold, die vielen Eingravierungen, Verzierungen, die schon etwas Göttliches hatten. Aber sie umgab auch ein böser, schwarzer Hauch, was Frau unweigerlich dazu brachte, freudlos zu lächeln. Böse und göttlich, wahrhaftig, war das der Gott, an den alle glaubten und alle anflehten. Ayanami hatte seinen Blick auf die bronzene Nadel gelegt und seufzte nur leise als diese sich endlich einstellte. Sie würden als nächstes nach Naveeh fliegen und dort versuchen ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen und Sin endlich das Handwerk zu legen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dadgrin
2011-08-24T20:23:40+00:00 24.08.2011 22:23
„Wenn du es mir nicht sagen willst ist gut- ich frage nicht nach, denn du wirst es mir schon sagen wenn du willst. Aber wenn ich sehe, dass was immer es auch ist, dich noch weiter von innen zerstört, dann werde ich es aus dir heraus prügeln- verstanden?“

so eine logik kann nur von frau kommen xD
ich liebe das kappi, genau wie die anderen :* die idee mit der verfolgungsjagt war gut xD und auch die umsetzung der sünden, ich find das alles ganz wunderbare geschrieben und es hat auch so viele schöne details <3 das mit dem kompass zum beispiel, wie der aussieht hach... ich liebe es :3
ich glaube frau wird von kapitel zu kapitel süßer und eigentlich muss er sich auch keine sorgen machen, die beiden passen perfekt zusammen (sie wissen es nur noch nicht xD!)
*kekse hinstell*


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