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Sherlock Holmes - Einem Mythos auf der Spur-

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Spurensuche

„Meine Güte Watson, wie können Sie da nur so ruhig daliegen und die Seele baumeln lassen!“, wurde ich unliebsam geweckt.

„Ich habe ihre Bücher mitgebracht. Sie liegen auf ihrem Schreibtisch. Haben Sie Neuigkeiten?“, fragte ich, während ich den Schlaf aus meinen Augen rieb.

Holmes sah sich die Buchbände an und nickte zufrieden.

„Nun Gut, Watson. Lestrade empfing mich vor dem Leichenschauhaus. Wir wurden eingelassen und ich inspizierte sofort die Liegefläche und den Raum.“

Holmes ballte plötzlich seine Hand zu einer Faust und knirschte mit den Zähnen.

„Nichts! Rein gar nichts habe ich gefunden. Keinen Schnipsel, keine Erde, nicht einmal ein Haar! Absolut keine Spuren, die auf einen Einbruch hinweisen. Deshalb kann nur das Personal mit dem Verschwinden der Leiche zu tun haben!“

„Haben Sie denn Niemanden befragen können?“

Holmes sah mich bitterböse an.

„Natürlich habe ich das! Außer banale Antworten, haben sie geschwiegen, aus welchen Grund auch immer! Als mir die Geschichten zu abstrakt wurden, zog ich eine Saite auf, die Lestrade gar nicht zu gefallen schien. Jedenfalls brach er das Verhör ab und verwies mich des Leichenschauhauses!“

„Wir können die Herren auch außerhalb ihrer Arbeitszeit aufsuchen und sie noch einmal genauer befragen. Es ist doch eine Leichtigkeit die Anschriften herauszufinden.“

„Sehr gute Idee Watson, aber so leicht ist es doch nicht. Die Adressen, die die Männer angegeben haben, existieren nicht.“

„Unmöglich!“, brach es aus mir heraus.

„Irgendetwas stimmt dort ganz und gar nicht! Wir müssen zu später Stunde das Gebäude mit sämtlichen Nebenräumen genauer untersuchen. Sie begleiten mich doch?“, Holmes Hände waren wieder zu Fäusten geballt und ich tat es ihm gleich.

„Sie können sich auf mich verlassen! Wann geht es los?“

„Heute Nacht um 2 Uhr! Ausgeschlafen sind Sie ja schon! Ich widme mich jetzt den Büchern!“

Der Detektiv zündete sich noch eine Zigarette an und setzte sich an den Schreibtisch. Er nahm das Buch über die Pflanzenkunde zur Hand und schaute im Inhaltsverzeichnis nach. Daraufhin blätterte er zur gewünschten Seite.

Begeistert sah ich dem Mann zu. Man soll bedenken, dass das unser zweiter Fall war. Ich kannte ihn damals noch nicht so gut, wie ich es später tun sollte. Doch schon damals zog mich die Herangehensweise dieses Mannes in seinen Bann. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte: „Kann ich Ihnen bei der Recherche behilflich sein?“

Ohne das Holmes aufblickte, gab er mir das Buch über die Bildhauer.

„Vergleichen Sie die Bilder mit unseren Exemplaren!“

Gewissenhaft studierte ich die Bilder und verglich immer und immer wieder unsere Figuren mit den Bildern. Wogegen Holmes anfing die grüne Tinte vom Briefumschlag zu kratzen. Das so entstandene Pulver mischte er mit einer Flüssigkeit und kochte sie am Brenner auf. Der Geruch war nicht wie beim letzten Mal unangenehm, sondern roch nach einem bekannten Duft, wie eine Meeresbrise.

„Sehr interessant! Eine Spur. Diese Tinte ist aus einer Algenart. Sie ist sogar leicht toxisch. So wie ich hier gelesen habe, ist diese Algenart auch in Brighton aufzufinden. Sie können sich noch an das Papier mit dem Wappen erinnern? Ich habe den Ort ausfindig machen können, wo dieses Papier gepresst wurde. Ein kleines Familienunternehmen, die sich die Aufgabe gemacht hat, individuelle Wappen und Zeichnungen zu entwerfen und diese prägen zu lassen. Außerdem haben sie eine speziellen Zusammensetzung des Papiers. Vielleicht verkaufen Sie dort auch diese grüne Tinte hier. Diese kleine Papierfabrik befindet sich ebenfalls in Brighton. Wir sollten der Spur jedenfalls nach gehen. Das wird bald unser nächstes Ziel sein. Haben Sie schon eine Übereinstimmung gefunden?“

Ich schüttelte enttäuscht meinen Kopf.

„Lassen Sie die Schultern nicht hängen. Vielleicht ist die Person ein neuer Stern am Bildhauerhimmel, der sich noch nicht der Öffentlichkeit gezeigt hat.“

„Es kann doch sein, dass diese Person entführt wurde und er diese Skulpturen herstellen muss? Oder er tut es für eine Gegenleistung?“ sprudelte es euphorisch aus mir heraus.

„Sie haben eine blühende Fantasie,“ winkte er mit einem Lächeln ab.

Schulterzuckend legte ich das Buch beiseite.
 

„Mr. Holmes, Dr. Watson?“ Mrs. Hudson klopfte an der Tür.„Ich bringe das Abendessen.“

Die gute Seele des Hauses brachte ein üppiges Mahl herein. Ich half ihr und stellte die Köstlichkeiten auf den Tisch. Danach nahm ich beide Hände von Mrs. Hudson und drückte sie fest. Ich empfand soviel Dankbarkeit, welche Vermieterin würde auch schon kostenlos seine Mieter bewirten. Holmes empfand wohl nicht so, es schien ihm egal zu sein. Aus meiner heutigen Sicht denke ich jedoch, dass seine Undankbarkeit ihm einfach nicht bewusst war.

„Holmes, möchten Sie sich nicht zu mir gesellen? Es riecht und sieht köstlich aus!“

„Nein Danke, Watson! Ich muss kurz nochmal außer Haus gehen.“

„Nicht schon wieder. Haben Sie heute überhaupt schon etwas zu sich genommen? Sie sehen etwas blass um die Nasenspitze aus.“

„Lassen Sie das meine Sorge sein. Die Verdauung verbraucht zuviel Energie und die brauche ich jetzt zum denken. Ich komme gegen 1 Uhr in der Früh wieder. Dann bereiten wir uns für den Einstieg vor!“

„Holmes, Sie müssen essen. Sonst macht das ihr Körper auf Dauer nicht mit!“

Da sprach der Arzt aus mir. Ich machte mir sorgen. Holmes war nun mal keine Maschine, auch wenn er es wohl gerne gewesen wäre. Auf mein Flehen hin, nahm der Detektiv ein Stück Pie und aß es vor meinen Augen auf. Zufrieden verabschiedete ich mich bei ihm.
 

Nach dem Abendessen gönnte ich mir ein Gläschen mit gutem Brandy und widmete mich meiner Lektüre. Zwischendurch warf ich ein Holzscheit in den Kamin. Die Zeit verging wie im Flug und schon stand der Detektiv wieder in der Wohnung. Wo er in der Zwischenzeit gewesenen war, sagte er mir nicht.

Wir zogen unsere dunklen Gehröcke an und Holmes nahm seine Tasche mit Dietrichen mit.

Leise verließen wir das Haus und huschten durch die tiefschwarzen Gassen. Die Feuchtigkeit der Nacht zog sich wie ein Schwamm in unsere Mäntel. Klamm und steif hingen sie an unserem Körper und schienen uns unseren Weg zu erschweren. Im fahlen Licht der Gaslaternen sah ich dann den feinen Nieselregen. Überall sah ich Schatten an mir vorbei flitzen und hörte ein Quieken und Rascheln in den dreckigen Gassen.

Mein Begleiter hatte mal wieder einen schnellen Gang. Durch das kaltnasse Wetter fing meine Kriegsverletzung an zu schmerzen. Ich biss die Zähne zusammen und humpelte hinterher, damit ich nicht den Anschluss verlor.

Endlich befanden wir uns am Hintereingang der Leichenhalle. Während Holmes sich sofort ans Werk machte, stand ich „Schmiere“. Mir war nicht Wohl dabei, aber doch empfand ich einen gewissen Reiz an der Sache. Nach ein paar Versuchen ertönte das erlösende Klicken der Tür.

Nach dem Eintreten zündete sich jeder von uns eine Gaslaterne mit kleiner Flamme an.

„Am Besten wir trennen uns. Ich schau mich weiter in der Leichenhalle um. Sie suchen die Nebenräume auf. Verrücken und verstellen Sie aber bloß nichts.“

Ich nickte ihm zu und begab mich in den ersten Raum rechts neben mir. Die Tür war nicht verschlossen. Mit der Laterne voran leuchtete ich den Raum aus. Nun musste ich meine gute Kinderstube für einen Moment lang vergessen, denn ich schnüffelte in den privaten Sachen anderer herum. So wie es aussah, war das hier so eine Art Aufenthaltsraum. Benutzte Tassen und Teller standen auf dem Tisch. Einige Kleidungsstücke lagen wild auf Stühlen und in der Ecke stand allerlei Gerümpel. Mir fiel direkt der große massive Kleiderschrank ins Auge, den ich zu öffnen versuchte. Jedoch blieb es mir verwährt. Was mag wohl das Innere im Schrank so wertvoll machen, dass man ihn verschloss? Ich leuchtete die staubigen Regale ab, auf der Suche nach dem Schlüssel. Doch außer vielen Langbeinen fand ich nichts. Vielleicht haben die Personen den Schlüssel mitgenommen?

Dann müssen die Dietriche von meinem Komplizen herhalten. Ich eilte in die Halle. Doch von Holmes keine Spur.

„Holmes? Wo stecken Sie?“

„Hier hinten, Watson! Und ich habe doch noch was interessantes finden können! Schauen Sie nur! Ein Haar, ein Kunsthaar um genauer zu sagen. Ich habe es in einer Spinnenwebe schweben sehen.“

„Ich finde das jetzt nicht ungewöhnlich. Vielleicht hatte ein Verstorbener ein Toupet getragen.“

„Das mag schon sein. Wir werden sehen. Und was haben Sie gefunden?“

„Einen verschlossenen Kleiderschrank. Jedoch lässt sich der Schlüssel nicht auffinden. Vielleicht können wir ihn ja auch aufbrechen?“

Er nickt mir zu und wir schlichen uns in den Aufenthaltsraum. Gekonnt öffnete Holmes das Schloss. Irgendwie hatte ich ein Knarren erwartet, doch die Scharniere schienen gut geölt worden zu sein. Auf dem Schrankboden sah man deutliche Fußabdrücke. Eher klein und zierlich, wie von einer Frau. Ich schob die Kittel beiseite und fand dahinter eine weitere Tür. Meine Herzfrequenz erhöhte sich.

„Eine Geheimtür. Was mag wohl dahinter liegen?“

Diese Tür war nicht abgeschlossen. Gespannt öffnete ich sie.



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