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Von wegen Freundschaft!

Ein Leben auf dem Internat...
von

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Brüder

6. Brüder
 

[…] Jedenfalls...war die erste Hürde überwunden. Jetzt musste ich mir nur noch überlegen wie ich weitermachen sollte, denn eines stand klipp und klar fest:

Ich würde Vjet für mich gewinnen!
 

***
 

Wochenende. Eines der Worte, dich ich am meisten auf dieser Welt liebte und verehrte, denn was hieß Wochenende? Keine Schule!! Das war auch der Grund wieso ich jetzt hier bei meinem großen Bruder Max in der Wohnung saß und Tee trank. Eigentlich stand ich ja eher weniger auf Tee sondern mehr auf Kaffee, aber bei dem Schwarzhaarigen in der Wohnung konnte man echt lange suchen, man würde hier kein Krümel Kaffeepulver finden, was ich recht schade fand.
 

Doch bevor ich die Geschichte weitererzähle, sollte ich lieber einmal aufzählen, was die restliche Woche noch so alles passiert ist...wobei es ja nicht wirklich wichtig ist.

Mit Eli verstand ich mich von Tag zu Tag mehr, Ra war echt 'n super Kumpel und Vjet...der war immer noch heiß, so heiß, dass ich nicht mal wirklich einen Plan hatte, wie ich sein Herz denn nun gewinnen konnte und irgendwen mit reinziehen in meine – lächerlichen – Probleme wollte ich auch nicht. Nur Max, denn der hatte mich Freitag angerufen und gefragt, ob ich Sonntag nich einmal vorbeischauen wollte. Was ich dann auch gleich meinem Zimmergenossen berichtet hatte, der – ich könnte mich auch getäuscht haben, war mir aber doch ziemlich sicher – etwas nun ja...traurig ausgesehen hatte, als ich es ihm erzählte.

Aber kaum einen Minute später, zeigte er wieder sein unglaubliches, scheiß Herzklopfen bereitendes Lächeln und beschloss einfach mal ohne mich zu fragen, dass wir dafür Samstag in die Stadt gehen würden. Ich hätte ja am liebsten „nein“ gesagt, weil ich echt kein Bock auf Stadt hatte, aber...ich wurde ein klein wenig abgelenkt und mein Kopf entwickelte ein Eigenleben, weshalb ich nur nickte.

Wie sich später herausstellte, war es die reinste Qual mit dem Wuschelkopf in die Stadt zu gehen, beziehungsweise Shoppen zu gehen, denn kaum waren wir an einem Schaufenster vorbei gegangen, hatte er wieder irgendetwas – angeblich – total tolles entdeckt, dass er dann natürlich unbedingt hatte anprobieren wollen. So viel, wie ich an diesem Tag durch die Altstadt gelaufen war, war ich seit mindestens 5 Jahren nicht mehr gelaufen.

Etwas gutes hatte es ja: ich konnte mir die Stadt mal etwas genauer ansehen, weil ich hier ja vollkommen neu war und mich kein bisschen auskannte.

Außerdem – und ich wollte mir es eigentlich nicht eingestehen – hatte ich schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt, wie mit Vjet. Er brachte mich zum Lachen, mein Herz zum schneller schlagen – auf das ich wenn ich's mir recht überlege eigentlich verzichten konnte – und ich fühlte mich in seiner Gegenwart unglaublich wohl. Ach...hatte ich schon erwähnt, dass er einfach nur anbetungswürdig war?

Als wir dann gegen 21 Uhr am Internat ankamen, fiel ich auf's Bett und wollte nie wieder aufstehen, so sehr taten mir meine armen, kleinen Füße weh. Irgendwann würde ich's meinem Mitbewohner heimzahlen, das schwor ich mir, doch Gedanken wie konnte ich mir am selben Tag nicht mehr machen, denn kaum hatte ich mich umgezogen und wieder ins verdammt bequeme Bett gelegt, war ich auch schon weggepennt. Und träumte echt so einen Schmarn zusammen, das konnte sich keiner vorstellen.
 

„Also damit ich das verstanden hab, du hast geträumt, dass du eine Prinzessin bist und Vjet dein Prinz, der dich aus den Armen des Bösen Drachen Ra und dessen Zauberer Eli befreit?“ Ich konnte genau sehen, wie mein Bruder kurz davor war einfach nur noch los zu lachen, so witzig fand er anscheinend meinen – für mich wunderschönen – Traum. Was konnte ich denn dafür, dass ich sowas träumte?!

„Ja hab ich doch gerade gesagt!“, sauer blickte ich ihn an, weil er mich nicht ernst nehmen konnte. Okay...wäre ich an seiner Stelle, könnte ich es wahrscheinlich auch nicht, aber ich bin's nicht, deswegen regte es mich ja auch so auf. Total sinnlos, wie ich nach längeren überlegen mal wieder feststellte.

„Hahaha, wie geil man! Habt ihr dann auch noch total kitschig geheiratet?“ Er unterdrückte das Lachen, was er aber nicht wirklich hin bekam. Was hatte ich für bescheuerte Geschwister? Und wo war eigentlich Ryo hin verschwunden? Kurz bevor ich angefangen hatte meinen Traum zu erzählen, war er auf einmal abgehaun, ohne ein Wort zu sagen wohin, doch wenn ich Max so ansah...er wusste wo er war, da war ich mir ausnahmsweise mal sicher. Aber was hätte ich jetzt nur dafür geben, dass der Asiate wieder kam? Er hätte meinen Bruder im Zaum halten können, damit er mich hier nicht vollkommen lächerlich und nieder machte. Manchmal da hätte ich ihn gerne einfach im Tierheim gegen so ein süßes Hündchen umgetauscht.

„Nein haben wir nicht und jetz hör gefälligst auf zu Lachen!“ Der ging mir langsam echt auf den Keks. So ein verdammt penetrantes Lachen, kein Vergleich zu Vjet mit seiner wohlklingenden, melodi- Shit man! Ich durfte nicht so oft an ihn denken. Das war weder gut für mich noch gut für ihn, da ich mich sonst nur weiter in ihn verguckte...ablenken Jess!

„Sorry, fratellino*. Aber es is echt einfach nur zum Ablachen.“ Er grinste mich immer noch an wie ein Bekiffter. „Hmmm...hast du dir eigentlich schon überlegt, was du wegen ihm machst? Willst du's ihm sagen oder noch warten?“ Max hatte endlich wieder ein ernsteres Gesicht aufgesetzt, grinste aber immer noch leicht.

Naja. Sagen wollte ich's ihm vielleicht iiiiiiiiirgendwann einmal in ferner, ferner, ferner Zukunft, doch ich glaubte, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ich es ihm nicht sagen würde. Die Frage also ist eher 'wie' ich es ihm nun am besten mitteilte, ohne ihn zu vergraulen et cetera, weil...mit dem Gedanken, ihn für immer zu verlieren, konnte und wollte ich nicht leben.

„Ja...also...sagen will ich's ihm schon irgendwie, aber ich will ihn halt nich verlieren, wenn er mich jetz nich so sehr mag und so, verstehst du?“

„Kann ich verstehen, ja. Doch wie willst du's ihm denn dann sagen? Ihn versuchen ihn rumzubekommen oder was?“ Ein Zwinkern in meine Richtung und als er merkte, dass ich ihn ausdruckslos ansah und er in meinen Augen sowas las wie 'du hast es erfasst', fing er wieder an von einem Ohr zum anderen zu Grinsen. Musste ihm ja echt Spaß machen mich zu nerven.

„Ohooo!“ Jeden einzelnen dummen Buchstaben zog er extra lang, wobei er noch nebenbei vielsagend mit den Augenbrauen wackelte. Was hatte ich nur getan? Ich wusste jetzt schon was gleich auf mich zukommen würde. Ich durfte mir Max sehr bekannten Flirttipps anhören, die ich aber schon so oft von ihm gehört hatte, dass ich sie sogar schon im Schlaf aufzählen konnte. Bereits gelangweilt nippte ich an meinem lauwarmen Apfeltee. Apfeltee schmeckte immer noch am besten fand ich. Und Earl Grey! Gott, wie ich diesen Tee liebte, aber...ich schweife vom Thema ab.

„Max, bitte komm jetz nich wieder mit deinen albernen Flirttipps. Ich hab die jetz schon so oft gehört und bringen tun die doch eh nichts.“ Zumindestens versuchen ihn davon zu überzeugen, dass es sinnlos war, die mir wieder aufzuzählen. Ein Blick auf meinen geliebten Bruder verriet mir, dass er nicht so dachte.

Fratellino*, glaub mir, mir haben diese Tricks total geholfen! Schon mehrmals, bist du dir da sicher, dass ich sie dir nich alle nochmal sagen soll?“ War ja klar, dass sie bei ihm geholfen hatten, schließlich sah er aus wie als wäre er einem Modemagazin entsprungen und Charme hatte er wie kein zweiter, aber bei mir hätten die niemals gewirkt. Vor allem nich bei einem Typen wie Vjet. Da fiel mir auf, dass ich total wenig über den Wuschelkopf wusste....Verdammt.

„Bin mir da sicher..“, nuschelte ich, während ich meinen Tee nun vollkommen leer trank. „Sag mal, wo ist eigentlich Ryo hin verschwunden?“ Schön ablenken. Hatten ja genug über mich geredet, wurde Zeit, dass wir auch mal über unser kleines Traumpärchen quatschten und was bei denen gerade so abging. Max sah mich zuerst etwas irritiert über diesen plötzlichen Topic-Wechsel an, was mir aber recht egal war.

„Naja...“, er überlegte noch, ob er darauf eingehen sollte, oder doch wieder mit dem alten Thema anfangen sollte, entschied sich dann aber zu meinem Glück für mich. „Wir haben fast keinen Tee mehr und er ist schnell einkaufen gegangen. Sollte aber bald wieder da sein.“ Aha. Dahin war er also verschwunden. War dieses Rätsel also auch gelöst. Und kaum das man von ihm sprach, ging auch schon die Wohnungstür auf uns ein leicht nasser Japaner kam die Tür herein. Stimmte ja, vorhin hatte es angefangen zu nieseln als ich vom Internat wegging.

„Hey ihr zwei.“ „Ciao, amore mio*.“, erwiderte Max, woraufhin Ryo zu uns rüber kam, Max einen kleinen, unschuldigen Kuss auf den Mund gab– ich wollte auch unbedingt, nicht mit Ryo, dafür aber mit einem viel heißer aussehenden Vjet – und in Richtung Küche verschwand. War es seltsam, dass ich auf meinen Bruder wegen seiner so gut laufenden Beziehung eifersüchtig war? Normalerweise doch schon, nicht war? Hoffentlich...

„Wollt ihr noch 'nen Tee?“, rief der Asiate aus der Küche. Ich bejahte, mein Bruder ebenfalls. Würde ja eh wahrscheinlich eh noch ne Weile hier herumsitzen dürfen.

Es herrschte Stille zwischen uns Zweien, bis Ryo mit einem Tablett auf dem der Tee stand zu uns ins Zimmer kam. Er schenkte jedem ein und setzte sich schließlich lächelnd zu seinem Freund. Auch Max lächelte, als der kleinere der beiden, dessen Hand nahm. Mussten die das vor mir machen?!

„Also Jess“, fing Ryo an mich gewandt an und oh my god, er grinste mich so scheiße an. Musste ich jetzt Angst haben? „Sag, wie is denn dieser Vjet so und wie sieht er denn aus?“

Ich seufzte. Das es noch ein langer Nachmittag werden würde wusste ich jetzt schon.
 

Ungeduldig wartete ich darauf endlich abgeholt zu werde, denn Vjet hatte mich heute morgen, als ich schon halb am Gehen war, gebeten, mich abholen zu dürfen. Ich konnte einfach nicht nein sagen. Nicht bei dem Blick den er mir zugeworfen hatte und nicht bei dem Outfit. Eigentlich hatte er mich ja einfach nur lächelnd angesehen und an hatte er auch nicht besonders viel, nur seine Boxershorts und ein T-Shirt, aber tja was sollte ich sagen? Ich war dank ihm verweichlicht. Außerdem meinte er es ja nur lieb, weshalb ich ihm die Adresse meines Bruders gab und meinte, ich würde ihm eine SMS schreiben, wenn er mich denn abholen sollte. Also hatte ich ihm vor ca. 5 Minuten geschrieben, dass ich hier so schnell wie möglich weg wollte, weil mir mein Bruder langsam aber sicher einfach nur auf den Keks ging. Okay. Eigentlich ja nicht, aber es war eh schon nach 5 Uhr abends. Ehrlich gesagt, wollte ich nur nicht zugeben, dass ich meinen Mitbewohner vermisste. Verliebt sein war scheiße. Vor allem wenn man nicht wusste, ob man jetzt Chancen bei demjenigen hatte oder nicht.

Zumindestens hatte ich die Frage-Antwort-Runde mit Ryo und Max überstanden. Die waren aber auch unglaublich neugierig gewesen, deshalb freuten sie sich schon Vjet gleich zu sehen. Hoffentlich ließen sie nicht irgend so einen eindeutig zweideutigen Kommentar ab, der irgendwas mit meinen Gefühlen für ihn zu tun hatte. Ich konnte nur zu Gott beten, – dabei war ich nicht mal religiös – als es an der Wohnungstür klingelte.

Meine Schuhe und meine Jacke hatte ich glücklicherweise schon angezogen. Jetzt musste ich mir nur noch den Wuschelkopf schnappen und von hier abhauen, nur dummerweise hatte Max bereits die Tür aufgemacht.

Ciao*, Vjet! Max, Jess fra'*. Schön dich kennen zu lernen!“, stellte er sich auch gleich vor. Konnte er nicht einmal aufhören immer wieder italienische Wörter im Satz einzubauen? Ich verstand es ja, Ryo war es wahrscheinlich auch gewöhnt, aber ich glaubte kaum, dass Vjet Italienisch konnte.

„Ryo. Max Freund.“ Er schüttelte Vjet die Hand, welcher etwas irritiert zu sein schien.

„Öhm...hi“, grinste er jetzt und entdeckte mich hinter dem Asiaten. „Yo Jessy! Könn' wir? Ra und Eli warten auf uns. Sie wollten mit uns essen.“ Dieses Lächeln, welches er mir schenkte. Durfte ich in Ohnmacht fallen? Denn ich hatte das Gefühl, dass ich es bald würde, wenn er mich weiter so anlächelte. Einfach weil ich nicht mehr denken konnte, als ich ihn anblickte, lächelte ich leicht zurück und nickte. Ich verabschiedete mich noch von Ryo, welcher mich in eine kurze, aber herzliche Umarmung zog und von meinem Bruder, welcher mich nur grinsend an sich drückte.

„Du hast echt Geschmack, Kleiner. Buona fortuna*. Ich glaub an dich“, sagte er mir ihn's Ohr, zwinkerte mir, nachdem er mich endlich losgelassen hatte – ich dachte fast, ich würde erdrückt werden – zu. „Addio, fratellino! Addio, Vjet!*“

So schnell ich konnte, schnappte ich mir Vjets Hand und zog ihn hinter mir her Richtung Ausgang. Nur so schnell wie möglich weg, bevor Max nicht doch noch einen dummen Kommentar vom Stapel ließ. War zwar etwas unhöflich einfach abzuhauen, aber scheiß drauf.
 

Ich verlangsamte meine Schritte erst, als wir die Haustüre hinter uns gebracht hatten. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Vjets Hand immer noch festhielt, weshalb ich sie eilends los ließ. Ein Angenehmes Kribbeln blieb auf meiner Hand zurück und ich sehnte mich danach seine Hand wieder in meine zu nehmen. Was ich aber nicht tat. Wäre zu auffällig gewesen.

Ich blickte Vjet komisch an, als er neben mir leise zu Lachen anfing. Er bemerkte es und grinste mich an.

„Sorry aber, war grad einfach zu witzig, wie du abgehaun bist. War's so schlimm bei deinem Bruder?“, fragte er mich und fing wieder leise an zu Lachen. Er hatte ja so ein wunderschönes Lachen. Fast wie Musik in meine Ohren und kleine Schauer liefen meinen Rücken hinunter.

„Ne, war schön ihn wiederzusehen, aber...keine Ahnung. Bevor er irgendeinen Schmarn von sich gibt, geh ich lieber.“, erklärte ich ihm und ging weiter zum Internat. Es dämmerte bereits leicht und auf den Straßen waren nicht mehr allzu viele Menschen unterwegs, was mir gerade recht kam. Die hätten eh alle bloß dumm geglotzt. Hobbyloses Volk.

„Schmarn?“ Er sah mich fragen an, dass konnte ich spüren, aber ich drehte mich dennoch nicht um. Seine Frage ignorierte ich auch. Der Blauäugige musste jetzt nicht unbedingt wissen, was ich damit genau meinte, sonst würde ich mich am Schluss wahrscheinlich auch noch verraten und das musste jetzt nicht wirklich sein.

Ihm schien es aber auch nicht zu stören, dass ich nicht antwortete, sondern ging einfach stillschweigend neben mir her.

„Sag mal, Kleiner.“, begann er und als ich ihn von der Seite her anschaute, sah er gen Himmel. „War das Italienisch, was dein Bruder da gesprochen hat?“ Ich grinste leicht, während ich gedankenverloren auf den Boden vor mit blickte. „Ja war es. Ich komm ja eigentlich auch aus Italien, hab aber seit Geburt an auch Deutsch gelernt und meistens Zuhause auch gesprochen. Mein Bruder vermischt die zwei Sprachen meistens, ich eher weniger. Weiß auch nicht warum.“

Er hmte mich zur Bestätigung, dass er verstanden hatte, an und schwieg wieder. Was wohl in seinem Kopf gerade vorging? Würde mich ja schon mal interessieren. Auch was andere Menschen immer so dachten. Wie cool es wäre, Gedanken lesen zu können! Konnte ich nur leider nicht und so was wie 'Aus den Augen eines anderen lesen, was dieser gerade denkt' konnte ich auch nicht. Was konnte ich eigentlich?

Und diese dumme Stille zwischen uns, brachte mich auch noch irgendwann ins Grab. Sie war so erdrückend und sowas von überhaupt nicht angenehm. „Was hast du heut so gemacht?“, fragte ich deshalb an Vjet gewandt. Dieser blickte mich leicht erschrocken an. Hatte ihn wohl aus seinen Gedanken gerissen, doch er schien gehört zu haben was ich gesagt hatte.

„Naja...nich wirklich besonders viel. Im Bett gelegen, im Internet 'n bisschen gesurft, versucht Mathe zu lernen. Nix besonderes also.“, lächelte er mich an und wurde leicht rot um die Wangen, wie ich bei genauerem hinschauen bemerkte. War es ihm etwa peinlich?

„Hmh...echt nich viel, aber ich ja eigentlich auch nich. Nur ausgefragt wurde ich von Max und Ryo.“ Ein Seufzen konnte ich nicht unterdrücken. Aber ehrlich, er war zwar mein Bruder und Ryo sein Freund, aber war interessierte sie der ganze Kram eigentlich? Konnten ja eh nichts dran ändern, oder? Dachte ich zumindestens. Max...plante doch nicht etwas...oder? Bitte nicht!

Mein Mitbewohner lachte über diese Antwort, schmunzelte mich dann...liebevoll?!...an, nahm mich bei der Hand und rannte los, wie ich es vorhin bei ihm getan hatte.

„Los jetz, ich hab Hunger und es gibt gleich Essen!“ Ich konnte nicht mal protestieren, weil ich das Gefühl seiner Hand in meiner zu sehr genoss.

Ich realisierte nicht einmal, dass wir schon am Schultor angekommen waren und er mich in den Speisesaal führte.
 

Nach dem Abendessen trennten wir und von Ra und Eli, die wir morgen im Unterricht eh wiedersehen würden und gingen auf unser Zimmer. Während des Essens hatte ich mich nur wenig am Gespräch selbst beteiligt, eher zugehört. Ich hatte einfach keine Lust zu reden. Hörte sich vielleicht komisch an, war aber oft so. Ich war von vornherein eh eher ein besserer Zuhörer als alles andere. Außerdem war ich schon wieder total müde. Nervig war das.

Nachdem ich dann meine noch angefallenen Hausaufgaben für den morgigen Tag beendet hatte, erklärte ich Vjet noch ein bisschen Mathe, schließlich hatte ich ihm ja versprochen zu helfen und er war heute um einiges besser als vor ein paar Tagen, was mich sehr freute. Außerdem musste ich ihm nicht alles wieder dreimal erklären, da er schon beim zweiten Mal das Meiste verstand. Als er dann eine Aufgabe rechnete, saß ich einfach nur neben ihm, den Kopf auf meinen Armen abgelegt und schaute ihm dabei zu. Ich beobachtete sein Gesicht, prägte mir jede noch so kleine Bewegung ein und sei es auch nur ein leichtes Naserümpfen, weil er irgendetwas falsch gemacht hatte oder nachdachte. Mal wieder sprang es mir regelrecht ins Auge, wie hübsch er doch aussah. Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich gut aussehen und dann auch noch so einen tollen, witzigen, liebevollen Charakter haben? War er etwa ein Engel?

Ich musste bei dem Gedanken leicht schmunzeln und bekam gar nicht wirklich mit, wie die Müdigkeit sich immer mehr wie ein Schleier um mich legte und mich zuletzt ganz einhüllte.

Auch diese Nacht träumte ich von dem braunhaarigen Wuschelkopf, aber es war einer der friedlichsten und schönsten Träume, die ich je gehabt hatte.
 


 

*Fratellino = kleiner Bruder
 

*Ciao, amore mio = Hallo, mein Liebling

*Ciao = Hallo
 

*fra' = Bruder
 

*Buona fortuna = Viel Glück
 

*Addio = Tschüss
 

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to be continued~



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