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Von wegen Freundschaft!

Ein Leben auf dem Internat...
von

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Aus Langeweile...

3. Aus Langeweile...
 

Außerdem redete ich auch nur so mit Joel. Nicht aber mit meinen anderen beiden Brüdern. Schon allein der Gedanke Max und Pat so anzuschwul'n...mein nicht vorhandenes Frühstück meldete sich.

„Wieso tust du's dann bei ihm?“ Gott nein...hatte ich...hatte ich das jetz etwa laut gesagt? Ow....gar nicht gut. Die Röte auf meinen Wangen kam wieder zum Vorschein. Wie peinlich...Anscheinend standen mir auch meinen Gedanken ins Gesicht geschrieben, denn er meinte: „Ja du hast das gerade laut gesagt“ und grinste amüsiert. Friss mich auf, oh liebstes Bett, und gib mich nicht wieder her!

„Naja....ich...“, nicht stottern, Jess! „...es ist halt einfach so. Hat sich bei uns beiden irgendwann so eingebürgert.“ Ein schiefes Lächeln zierte mein Gesicht. Er schien zufrieden mit der Antwort. Ich auch.

Und der Tag konnte beginnen!
 

***
 

Ich wusste nicht, was mich mehr ärgerte. Entweder das ich nun den ganzen Tag in meinem Zimmer sitzen musste, weil Vjet sich ja – dank Ra – angeblich noch schonen musste, mich somit nich herumführen konnte und er mich dazu überredet hatte bei ihm zu bleiben, sonst wäre ich alleine losgegangen, aber er setzte gekonnt seinen mir bereits einmal aufgefallenen äußerst fiesen Schmollmund ein...dem konnte ich einfach nicht widerstehen und sagte deshalb zu...oder die Tatsache, dass ich mich vorhin – unbeabsichtigt – vor ihm geoutet hatte, ihm es aber total egal zu sein schien – ich ging einfach mal davon aus, dass er es nicht wieder vergessen hatte – , da er kein einziges Wort dazu gesagt hatte. Er hätte ja zumindestens irgendwie auf irgendeine Weise das Gesicht verziehen können oder weiß Gott was machen können, aber nein...der werte Herr war sich sogar zu so etwas zu fein.

Diese Ungewissheit, ob es ihm nun was ausmachte, dass ich bi war, oder nicht, wusste ich nicht...und das trieb mich in den Wahnsinn.

Und nun saß ich seit vielleicht guten 3½ Stunden hier auf meinem Bett – nein, ich hatte immer noch nichts gegessen... – , den Laptop auf meinem Schoß und musste einfach fieberhaft darüber nachdenken. Es...ließ sich nicht verhindern auch wenn es mir eigentlich total schnuppe sein sollte, ob er damit klar kam oder nicht. Bei jedem anderen wäre es mir egal...nicht bei ihm. Ich wusste nicht warum, aber es war nun mal so.

Außerdem machte er mich zusehendst nervös, wie er da so neben mir lag. Ich konnte nicht mal sagen wieso er das tat – ich konnte Menschen von vornherein schlecht einschätzen – aber er hatte sich kein einziges Mal nach dem Anruf meines Bruders von meinem Bett bewegt. Im Gegenteil, nachdem er mich dazu überredet hatte ihm Gesellschaft zu leisten und ich meinen Laptop vom Schreibtisch geholt hatte, hatte er sich auf dem Bauch neben mich gelegt. Scheu schien er ja mal nicht zu sein...das einzige was mich daran störte war, dass er mich so gut wie nicht kannte. Er wusste nur meinen Namen, dass ich mindestens einen Bruder hatte – ich hatte sogar meine beiden anderen bereits erwähnt –, bi bin und komische Sitten zwischen mir und Joel, den ich gerne einfach nur Joe nannte, pflegte. Und doch war er äußerst...ja...zutraulich. Aber stören tat's mich im Großen und Ganzen ja nicht...war nur...komisch.

Ich sollte mich wohl besser ablenken. Also...was gab's denn alles neues auf der Welt?

Gelangweilt blickte ich auf meinen treuen Laptop und...mein großer Bruder Max hatte wohl mal wieder gefeiert. Keine Ahnung, aber er stellte dann gerne ein paar von den Partybildern online. Natürlich keine, wo alle sturzbesoffen auf einem Haufen lagen, sondern doch eher recht normale Bilder...Solche wo eben 'n paar Leute grinsend nebeneinander standen...ohne Wodkaflasche.

Max war auf nur 5 der 10 neuen Bilder, dafür hatte er aber die restlichen selber geschossen. Eine kleine Leidenschaft vom angehenden Mediendesigner...

„Wer ist das?“ Ich zuckte leicht zusammen als ich die Stimme neben mir vernahm. Lag wohl daran, dass ich ihn gerade mehr oder weniger vergessen hatte. Als ich kurz zu ihm blickte, sah ich, dass er auf das Bild schaute, dass im Moment meinen Bildschirm zierte. Max und sein Freund Ryo mit dem er bereits seit fast 2 Jahren zusammen war. Mit mir hielt es bis jetzt noch keiner so lange aus. Musste an meinem Charakter liegen.

Jedenfalls standen sie eng umschlungen beieinander und blickten sich verliebt in die Augen. Mehr auch nicht. Das einzig witzige daran war, dass Ryo einen guten Kopf kleiner war als mein Bruder. Er war sogar noch kleiner als ich! Das musste man mal schaffen! Aber als Asiate war es glaube ich nicht so schwer, kleiner zu sein als ich...

„Mein großer Bruder Max und sein Freund Ryo. Die haben 'ne kleine Wohnung ein paar Minuten von hier“, erklärte ich ihm, vorbildlich wie ich nun mal war.

Ich wusste nicht was, aber das Foto hatte etwas. Etwas besonderes...Etwas intimes...

„Sie sehen richtig glücklich aus.“ Ich musste ihn nicht ansehen um zu wissen, dass er lächelte.

„Wäre ich auch, wenn ich so 'nen tollen Freund hätte...“

Ja, ich war eifersüchtig. Wer wäre das nicht? Ryo sieht gut aus, hat einen tollen Körper, ist nett, hilfsbereit, aufgeschlossen...Wenn ich eine Pro- und Kontra-Liste über ihn erstellen würde, ich würde ein vielleicht zwei negative Dinge feststellen. Mehr nicht.

„Hmmmm...“ Vjet überlegte. Dieses Gesicht musste ich mir unbedingt einprägen. Sie war geradezu Gold wert!

Die Augen leicht zusammengekniffen, Augenbrauen zusammen- und nach oben gezogen, der Mund nur ein schmaler Strich...Nichts wirklich besonderes, aber bei ihm sah es einfach nur ulkig aus. Allzu oft sollte er aber nicht so ein Gesicht ziehen, sonst würde ich wegen zu vielen Lachens krepieren.

Beherrsch' dich Jess! Ich glaube kaum, dass es ihm gefallen würde, wenn ich jetz einfach so zum Lachen anfangen würde...aber dieses Gesicht!!

Ein fettes Grinsen konnte ich einfach nicht vermeiden. Einfach nur göttlich. Wo war bitte meine Kamera?

„Also ich bin ja hübscher als der, nicht?“

Ja hoppla! Achtung! Egoist im Anmarsch!

Aber wo er Recht hatte. Ryo war zwar wirklich toll, doch Vjet mit seinen lapislazuli-blauen Augen, der geraden Nase, den weichen Lippen, die nur so zum Küssen gemacht worden waren....

„Ja“, schoss es aus mir heraus, ohne dass ich es verhindern konnte. Nächstes mal erst denken, dann sprechen, Jess! Das gerade war nämlich eindeutig zu offensichtlich gewesen. Alles seine Schuld.

Hiermit klage ich Vjet was-weiß-ich-was wegen durcheinanderbringens der Gedanken und allem drumm und dran zu 60 Sozialstunden an.

Mir schwebte da auch ein paar nicht unbedingt jugendfreie Möglichkeiten im Kopf, wie er sie abarbeiten könnte...Jess, du bist bescheuert! Schon allein an so was zu denken! Was war nur mit mir los? Vjet war los....wie gesagt, seine Schuld. Und dabei kannte ich ihn gerade mal seit gut einem Tag. Mit mir ging's eindeutig bergab...

„Danke für das Kompliment, Jessy!“, grinste er mich unschuldig an. Jaaa...eher ein unbeabsichtigtes Kompliment, aber wenn es seinem Ego hilft....

Moooooment...hatte er gerade allen ernstes „Jessy“ zu mir gesagt?!

„Jessy?!“, echote ich. „Bin ich ein Mädchen, oder was?“ Was erlaubte der Typ sich eigentlich? Mich, MICH als Mädchen zu betiteln! Klar, ich hatte etwas längere Haare, war klein und konnte auch richtig zickig sein, aber ich hatte da eindeutig was zwischen meinen Beinen baumeln, dass darauf hinwies, dass ich 100% männlich war!

Vjet lies es unbekümmert, dass ich ihn mehr oder weniger angeschnauzt hatte, denn er smilte mich an. Sah er nicht, dass ich auf 180 war?

Irgendwie war ich viel zu leicht in Rage zu bringen...aber dieser Typ!!!

„Ach....Ich finde den Spitznamen viel besser als „Jess“. Sagt doch eh jeder!“ Dabei versuchte er es mit einer Handbewegung zu verstärken, aber da er immer noch auf dem Bauch lag und nicht wirklich viel Bewegungsfreiheit hatte, schlug er mir gegen die Schulte.

Also...er war egoistisch und gewalttätig...noch was was ich wissen sollte?

Er murmelte ein leises „Sorry“, worauf ich ihm nur böse anfunkeln konnte. Auch wenn es nur ausversehen war, niemand hatte das Recht Jess Graf zu schlagen! Nicht mal meine Brüder!

„Außerdem...“, redete er einfach weiter, „...hast du doch Ähnlichkeiten mit 'nem Mädl....was aber nicht heißen soll, dass du wie eins aussiehst oder so!“ Ohh...er hatte wohl bemerkt, dass ich ab „Ähnlichkeiten mit 'nem Mädl“ versucht hatte ihn mit meinen Blicken zu erdolchen. Hatte leider nicht funktioniert...Dafür hatte er sich rausgeredet. Oder meinte er es ernst?

„Doch...manchmal führst du dich echt auf wie eins. Nicht negativ gemeint...eher richtig niedlich.“ Und wie er mich anstrahlte, als er daraufhin meine Frisur zerstörte, indem er mir einmal durch diese wuschelte. Er musste sich dazu etwas aufsetzten und war mir dabei unglaublich nahe...viel zu nah für meinen Geschmack, denn ich konnte sein Parfum ausmachen...Ich musste zugeben es war ein richtig angenehmer Duft und es ließ mein Herz auf unerklärliche Weise höher schlagen. Außerdem spürte ich, dass sich meine Wangen schon wieder verräterisch Rot färbten. Schrecklich...einfach Schrecklich.

Aber so schnell dieser Moment kam, umso schneller verflog er auch wieder, denn Vjet setzte sich mit etwas Abstand neben mich und gähnte einmal herzhaft. „Der heutige Tag wird so langweilig!“, meinte er und seufzte leise. Er hatte vollkommen recht.

Den ganzen Tag im Zimmer zu hocken würde langweilig werden. Und nochmal musste ich mich fragen, wieso ich mich habe überreden lassen, bei ihm zu bleiben.

Des weiteren merkte ich langsam, wie sich mein Magen anfing zu melden. Seit über 3½ Stunden, seit ich Aufgestanden war, hatte ich noch nichts gegessen! Ein Wunder, dass ich's bis jetzt überhaupt ausgehalten hatte.

„Ja, wird er.“ Etwas verspätet, weil sich in meinem Hirn gerade Bilder von Essen bildeten und ich fast zum Sabbern anfing, aber immerhin!

„Soll das etwa 'ne Andeutung dafür sein, dass es mit mir langweilig is?!“ Er sah mich entsetzt und mit offenem Mund an. Ich wollte antworten, doch mein Hirn setzte aus, als mein Blick über sein Gesicht strich und ich bei seinen Lippen hängen blieb.

Es war einer dieser „Wow“-Momente. Aber ein verdammt toller!

Ich konnte immer noch nichts sagen und mein Blick huschte immer wieder von seinen wahnsinnigen Augen zu seinen Lippen. So wie er neben mir saß, war er ungefähr gleich groß wie ich, aber das war mir gerade total nebensächlich, denn ich konnte, egal was ich versuchte, meinen Blick einfach nicht von ihm nehmen....Er zog mich praktisch richtig an, ohne dafür überhaupt etwas tun zu müssen.

Und ohne wirklich etwas tun zu müssen wanderte meine rechte Hand wie von selbstverständlich an seine rechte Wange.

Er sagte nichts. Blickte mich ebenso nur an. Ich wusste nicht, was er gerade dachte, aber das war mir auch scheiß egal. Mir war es auch egal, wenn ich ihn jetzt vergraulte, aber ich konnte einfach nicht anders und mein Gesicht kam dem seinen immer näher...

Ich blickte ihm ununterbrochen in die Augen. Schloss sie Zentimeter vor seinem Gesicht, als ich seinen heißen Atem bereits auf meinen Lippen spürte...
 

„Hey Leute! Wir dachte, dass wir euch ja-“ Umso langsamer ich Vjet gerade näher gekommen war, umso schneller ging ich wieder auf Abstand.

Musste ja sein, dass gerade JETZT jemand ins Zimmer kommen musste. Wieso? Wieso nur?!

„Sagt mal...wir stören nich, oder?“ Ra und Eli sahen uns fragen an. Meine Wangen bekamen einen leichten Rotschimmer und ich blickte peinlich berührt auf meine Hände, die ich jetzt alle beide wieder bei mir hatte und Vjet...tja...der lächelte und meinte „Alles gut!“.

Mir kamen gerade zwei äußerst wichtige Fragen auf. Erstens: Seit wann hatte Ra oder Eli oder Beide einen Schlüssel für unser Zimmer und Zweitens: Ich wollte gerade nicht allen ernstes meinen Mitbewohner küssen, oder?!

„Na dann passt's ja“, grinste Eli wie immer sein breites Grinsen. Und ich hatte gehofft heute vor ihm verschont zu bleiben. So viel....Freude gehörte verboten!

„Wir wollte eigentlich nur fragen, ob ihr mit uns runter kommt? Es is gleich 6 und wir haben Hunger.“ Vjet neben mir stand auf und zog seinen Vans an, was für mich so viel hieß wie „ja“ und auch ich schaltete meinen Laptop auf Ruhezustand, zog meine Schuhe an und folgte den anderen. Mit gehörigem Abstand.

Das gerade war mir ja sowas von peinlich!

Wie kam ich überhaupt auf die Idee, Vjet küssen zu wollen? Waren es seine weichen Lippen oder seine schönen Augen, die meinen Verstand ausgeknockt hatten? Ich wusste es nicht. Das einzige was ich wusste war, dass sich eine Gänsehaut bei mir bildete, wenn ich nur daran dachte, wie sich sein Atem auf meinen Lippen angefühlt hatte. Teilweise wurde ich gar wuschig wenn ich daran dachte. Außerdem...wollte mein Körper mehr. Mein Körper wollte seine Lippen richtig auf meinen spüren. Er wollte das, was ich dankt Ra und Eli nicht geschafft hatte. Ihn küssen.

Mir entkam ein Seufzer. Ich war wirklich am durchdrehen. Ich wurde verrückt....Ich kannte Vjet nicht. Naja...fast nicht, aber trotzdem fühlte ich mich so zu ihm hingezogen und wollte ihn berühren...war das noch normal?

Also so wie ich fand, ja eher nicht, aber...für meine Verhältnisse wahrscheinlich schon noch normal...Ich schaffte ja schließlich alles. Dazu kam ja auch noch, dass Vjet einfach nur einem Gott glich. Er war sozusagen mein persönlicher Gott. Mit seinem Aussehen, seinem Charakter...

Ich musste unbedingt mit jemanden darüber reden. Am besten mit Joe oder Max. Pat traute ich sowas noch nicht zu, denn er war mir da noch eindeutig zu Jung dafür und zu hetero...
 

*~*
 

Die ganze Zeit über als ich im Speisesaal im Erdgeschoss unseres Wohnheimes saß und...mehr oder weniger etwas aß – mir war irgendwie der Appetit vergangen – redete ich kein Wort mit Vjet oder einem der anderen. Nur wenn man mich wirklich etwas fragte, aber sie merkten bald, dass ich keinen Bock auf reden hatte, da ich eher einsilbig antwortete. Außerdem fühlte ich mich beobachtet. Nicht nur von einem gewissen braunhaarigen Wuschelkopf – ich wusste das er mich anschaute, da ich einmal kurz zu ihm schielte ehe ich lieber weiter interessiert mein Essen beobachtete – sondern auch von anderen mir unbekannten Leuten. Klar...wir waren hier nicht alleine. Andere Schüler saßen an den Tischen und fanden mich wohl recht interessant. Musste daran liegen, dass sie mich noch nie zuvor gesehen hatten und wie es auf einem Internat so war, wussten alle irgendwie, dass ein Neuer auf die Schule kam. Mich störte es jedenfalls nicht weiter, dass sie mich musterten...machte mir viel zu viele Gedanken über Vjet und den fast Kuss von vorhin. Ich musste es mir echt verschissen haben. Ich wette er würde mich nie wieder ansehen und wenn, dann nur mit Abscheu oder Ekel in den Augen. Ich brauchte Schlaf. Das würde mich ablenken...
 

Es war kurz vor halb 8 und ich saß mal wieder in meinem Bett mit meinen Block auf dem Schoss. Ich hatte mich bereits umgezogen, trug nun nur meine Boxershorts und dieses mal ein T-Shirt. Ich wollte nicht mehr allzu lange wach bleiben, obwohl ich sonst eigentlich mindestens bis 11 wach blieb, aber der Tag war einfach nur scheiße. Dazu kam, dass morgen mein erster Schultag sein würde. Juhu!...Ich könnte kotzen.

Mister Vjet saß an seinem Schreibtisch, schien irgendwelche noch angefallenen Hausaufgaben zu machen und würdigte mich keines Blickes. Würde ich ehrlich gesagt auch nicht, wenn ich er wäre. Seit wir uns von Ra und Eli getrennt hatten, hatte er nicht mehr mit mir geredet...kay...auch vorher schon nicht, aber er hätte mich ja zumindestens zur Schnecke machen können. Aber mal wieder schwieg er. Wie bei der Tatsache meiner Sexualität. Wirklich ärgerlich sowas.

Kopfschüttelnd und damit versuchend meine wieder aufkeimenden Gedanken an ihn zu verdrängen widmete ich mich meinem Songtext. Ja. Ich konnte nicht nur gut singen, sonder schrieb auch selbst eigene Lieder. Bei der Melodie haperte es immer etwas, aber zumindestens den Text hatte ich. Hm...gab es hier auf dem Internat eine Schulband? Vielleicht brauchten sie ja mal 'nen neuen Sänger! Ich würde mich freiwillig melden!

Aber irgendwie wollte mein Kopf heute nicht, denn ich brachte irgendwie nichts auf mein Blatt. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere...

„Jessy?“ Ich schreckte auf. Hatte gerade jemand meinen Namen gesagt, oder bildete ich mir das nur ein? Irritiert blickte ich mich um...was eigentlich bescheuert war, da es nur einer sein konnte, der mich angesprochen hatte. Meine Augen blieben an einem verzweifelt aussehenden Vjet hängen.

„Könntest du mir mal helfen? Ich check' Physik nich.“ Er zog schon wieder seinen Schmollmund. Ob er das absichtlich machte? Oder war es schon Angewohnheit? Jedenfalls schien er den fast Kuss schon wieder vergessen zu haben so wie er mit mir umging. Ich glaube ich hatte Schwein gehabt...

„Und du denkst ich kann's?“ Ich schmunzelte leicht, als ich trotzdem aufstand und mich neben ihn stellte. Natürlich nicht soooo nahe, aber dennoch so, dass ich in sein Heft linsen konnte. Ich hatte es ihm zwar nicht gesagt, aber er hatte Glück, denn ich war eigentlich recht gut in dem Fach. Und auch diese Aufgabe war für mich total leicht und ich fragte mich, was daran bitte so schwer sein konnte? Als ich ihn das Fragte meinte er nur: „Ich kann's halt nich. Ich bin auch kein Alleskönner!“ Nachdem ich verstehend genickt hatte, zog ich mir den zweiten Schreibtischstuhl dazu, setzte mich und fing an ihm die Aufgabe zu erklären. Vergessen war diese peinliche Situation von vor wenigen Stunden und ich war froh darüber, dass er mich nicht darauf ansprach sondern so behandelte wie vorher auch.
 

„Verstanden?“, fragte ich ihn, als ich mit meiner Erklärung fertig war und er die Lösung der Aufgabe in seinem Heft stehen hatte. Er nickte.

„Denk schon. Ich werd's ja morgen sehen, wenn wir wieder so ne Aufgabe zum Lösen kriegen. Danke jedenfalls, Kleiner.“ Er lächelte mich lieb an und ich konnte mich bei so einem Blick nicht mal über den doofen Kosenamen beschweren. Außerdem hatte er ja recht. Ich war klein...Verflucht seien meine Gene!

„No problem!“ Mein Blick glitt zur Wanduhr, die über der Tür hing und ich musste mir erst einmal über die Augen reiben um mich zu vergewissern, dass es wirklich schon kurz vor 10 war. Ich hatte echt gute 2½ Stunden damit verbracht ihn diese einfach Aufgabe zu erklären? Gott war er dumm! Okay...könnte auch daran liegen, dass ich nicht wirklich richtig gut erklärt hatte und immer wieder von vorne anfange musste. Des weiteren hatte die Aufgabe von vornherein eine bestimmte Länge. Egal. Ich war müde und wollte nur noch ins Bett.

„Ich geh jetz lieber mal penn. Weck mich, falls du wieder was nich verstehst.“ Daraufhin schlich ich zu meinem Bett, legte mich hin und machte meine Augen zu.

„Danke, bin aber schon fertig mit allen und werd jetz auch schlafen gehen.“ Ich hörte ihn leise Lachen...wohl wegen meinem Auftritt gerade. Naja...so war ich nun eben und er musste sich dran gewöhnen.

Ich hörte Stoff rascheln und merkte, wie jemand das Licht ausmachte.

„Gute Nacht und schlaf gut, Jessy“, hörte ich ihn leise Flüstern...oder hörte ich es nur so leise, weil ich schon am wegpenn war? Könnte sein. Ich murmelte noch ein „Du auch“ ehe ich wirklich richtig einschlief. Es war einfach ein zu ereignisreicher und anstrengender Tag gewesen. Ich hoffte, der Tag morgen würde besser werden...
 

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to be continued~



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