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Hausbesuch

House-Besuch
von

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Der Fall Amy Jones

1. Der Fall Amy Jones
 

Trüber Tag. Oder vielleicht waren auch nur die Fensterscheiben abartig dreckig, überlegte House, während er aus einem der Fenster im Klassenraum sah. Staub flirrte durch die Luft, und die Vermutung mit der faulen Putzkraft bestätigte sich ihm.

Gedanklich prostete er sich mit einem mentalen Whiskey für diese grandiose Leistung an Mentalakrobatik zu.

Sein Bein schmerzte, und unbewusst – die Bewegung war ihm schon lange in Fleisch und Blut übergegangen – massierte er den rechten Oberschenkel. Schmerzen im Bein waren entweder ein Zeichen dafür, dass Ärger im Anmarsch war, oder schlechtes Wetter – House hatte sich bislang noch nicht so Recht entscheiden können, was er als das größere Übel ansehen sollte.

Ärger bedeutete Herz- oder ein anderer Stillstand lebenswichtiger Körperfunktionen des aktuellen Patienten – und Amy Jones hatte dies nach ihren fünf epileptischen Anfällen diese Woche nun wirklich nicht verdient – oder aber, dass Cuddy ihren sexy Hintern zur Tür herein schob und ihn nach Oberlehrermanier fertig machen.

Nach allen Regeln der Kunst. Und er würde es genießen.

Na, zumindest wenn er ihr Problem nicht innerhalb kürzester Zeit löste.

Brummend quälte House sich hinter eine der Schülerbänke und staunte wieder einmal darüber, wie klein und gelenkig die High-School-Schüler heutzutage sein mussten. Er stützte seine Ellbögen auf das abgewetzte Spanplatten-Pseudo-Holz der Bank, ließ sein Kinn - nachdem er sich einmal übers Gesicht gerieben hatte, um die letzte Müdigkeit zu vertreiben – an seinen verschränkten Händen ruhen.

Mann, das war keine Wange mehr, das war ein Stachelschwein in seinem Gesicht!

„Konzentration“, mahnte er sich nun selbst zur Ordnung, während er brütend seine Stirn furchte. Seine klaren, blauen Augen lichteten sich immer mehr zu einem strahlenden Eisblau, je tiefer er ins Grübeln kam. Leise murmelte er die Fakten vor sich her, als könne er dadurch etwas beschwören, am Liebsten natürlich eine Lösung des Falls.
 

Er beschwor auch etwas, starrte die grau-grüne Schiefertafel mit den vielen Kreidespuren darauf an, als könne sie ihm alles über die Patientin verraten, was er noch nicht wusste. Es war seine.. Gabe.

Er sah einfach alles, sah, was er wusste und schrieb imaginäre Pfeile – Verbindungen – zwischen die einzelnen Fakten.

Sie machten Kapriolen zwischen den Wörtern, ließen jedoch einen Teil frei. Der, von dem aus alles abhing: Amy Jones, die Patientin.

House kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Da! Das musste es sein.

Wenn ihm der Pfeil jetzt nur nicht abhanden kommen würde..

Die Lösung war ganz nah, er hatte sie in Reichweite – zumindest sagte ihm das sein-
 


 

„Nein, ich werde nicht-“, Dreizehn, as known as Remy Hadley platzte zur Tür herein, allerdings blieb ihr die äußerst interessante Fortsetzung ihres Satzes bei seinem Anblick im Halse stecken. Sah er tatsächlich so schrecklich aus? House verzog halb amüsiert das Gesicht zur Grimasse.

„Buh“

An ihm war ein Stand-up-Comedian verloren gegangen.

Hinter Dreizehn stolperte der ganze Rest hinterher – Foreman war jedoch der erste hinter ihr, was ihm verriet, dass die beiden wieder irgendwelche Beiziehungs-Kisten auszusprechen hatten.

Ob es Ärger im Paradies gab? Nein, nein, nein…
 

House beobachtete in einer Mischung aus Ärger ob der Störung und Amusement die kleine, aber äußerst feine Massencarambolage seines Ärzteteams. Sie stellten sich manchmal echt an wie dumme Teenager.

Er klopfte mit dem Stock auf den Boden, und trotz des Gummistoppers und des Linoleumbodens war das Geräusch laut genug, um eine Diskussion unter seinen „Rasselbälgern“ zu verhindern. „So, Kinder, jetzt setzen wir uns mal brav hin und benehmen uns“, meinte House halbernst, „Onkel Doktor will wissen, was wir haben“

Er stellte sich, nachdem er sich aus der Schülerbank geknotet hatte, erwartungsvoll neben die Schultafel.

Remy Hadley strich sich gerade eine der langen Haarsträhne hinters Ohr. Perfekt. Einer Frau an der Tafel sah jeder zu. House pfiff einmal, wie man normalerweise einem Hund pfeifen würde. „Dreizehn“, sprach er sie schließlich an, „Bewegen Sie ihren Hintern zur Tafel! Sie haben Schreibdienst!“ Remys Blick sagte eindeutig ein >Wollen Sie mich verarschen, Mann?<.

Kuthner und Foreman sahen ihn ebenso an, nachdem er sich auf den gemütlichen Lehrersessel hatte fallen lassen und die Beine aufs Pult legte. Ja, so konnte man es sich gut gehen lassen.. Trotzdem wäre er nie Lehrer geworden.

„Also, was haben wir?“, warf er in die Runde, nachdem keiner aus dem Team sich mehr rührte. House musste sich ein ächzen verkneifen.

Gott, die waren heute echt wie eine Schulklasse..
 

Also gut, musste doch er nochmals aktiv werden. Lehrer-Sein musste schwer sein. Der Arzt schrieb in großen Lettern »Amy Jones« auf die Tafel, ehe er die Kreide an Dreizehn weiterreichte.

„Foreman, was haben Sie gefunden?“, sprach er seinen Superstreber an. Dieser räusperte sich und lehnte sich zurück. „ Nichts“ – „Wie nichts?“, Dr. Hadley runzelte skeptisch die Stirn.

Holla, da war wohl das Gewitter über dem Paradies noch nicht verflogen..

Foreman erwiderte ihren Blick gefasst. „Nichts heißt nichts. Sie hat in dem Zimmer augenscheinlich nicht gelebt – oder aber sie hat einen Putzfimmel, der sich gewaschen hat. Alles war beinahe schon klinisch steril“

House nickte zu Dreizehn. „Schreiben Sie das auf.“, meinte er, doch in Gedanken schweifte er wieder ab. Die beiden wären an einer High School bestimmt das Traumpaar gewesen. Foreman war der Typ drahtiger Footballspieler, der später zur Mathe- und Bio-AG gewechselt hatte. Und Dreizehn gehörte dort ebenso hin. House sah die beiden lächerlicher Weise in Football- beziehungsweise Cheerleadermontur, Arm in Arm vor sich.

Er schüttelte einmal kurz den Kopf.
 

Kuthner kam als nächstes dran. Ebenso ein Streberchen, welches seine Arbeit ernst nahm. Manchmal vielleicht zu ernst. House sah ihn förmlich vor sich, der Schul-Geek-Idiot vom Dienst, immer bereit, verprügelt zu werden.. Oder mit dem Kopf in der nächsten Toilettenschüssel – alternativ auch in der nächsten Mülltonne – zu landen.

Wobei.. er war die Art von Schüler, die mit der heißen, sexy Lehrerin mit Ödipuskomplex schliefen.. sofern sie denn eine Lehrerin hatten. Nicht um der guten Zensuren willen; einfach, weil er es konnte.

Ein Blick reichte schon, um den fleißigen, aufmerksamkeitsgierigen Doktor in Schülerrolle zum Reden zu bringen.

„Sie hatte keine Freunde. Alle meinten, sie sei ein wenig seltsam gewesen“, berichtete Kuthner, geflissentlich darauf bedacht, nichts zu vergessen blätterte er in seinen Notizen, „Sie behauptete, sie würde bei ihrem Freund schlafen oder so ähnlich.. Ganz genau lässt sich das nicht erschließen. Den Freund haben wir gesucht – besser gesagt, ich habe das getan – aber sie hat ihm drei verschiedene Namen gegeben. Jede Woche ein anderer Name. Und alle waren pure Erfindung. Genauso wie die angegebenen Adressen.“
 

~
 

Etwa drei Stunden später was House wieder allein. Endlich.

Und er hatte sich wieder auf eine der Bänke gefaltet. Das Kinn an den Händen abgestützt, betrachtete er die voll geschmierte Tafel. Nach Anfangsschwierigkeiten war es doch tatsächlich noch zu einigen Geistesblitzen gekommen.

Na, wenigstens etwas.

Und nun hatte er sein Team nach Hause geschickt. Sollten Dreizehn mit ihrem Schokotrüffel die Differenzen doch im Bett austragen.. Er gähnte und lehnte sich zurück, soweit es ihm eben möglich war.
 

Seine hellen Augen hypnotisierten die Tafel, und im Geiste zählte er nochmals alle Fakten auf, wie er es schon einmal getan hatte – wenn ihn nicht sein Team gestört hätte.
 

Amy Jones war achtzehn Jahre alt. Eine Überfliegerin, die ständig Bestnoten kassiert hatte – eine Klasse übersprungen hatte sie zu allem Überfluss auch noch, weshalb sie nun ihr erstes College-Jahr angetreten hatte. Oder es hatte antreten wollen, wären da nicht diese netten, gemütlichen, epileptischen Anfälle dazugekommen.

House hatte mit solcherlei Menschen niemals etwas anfangen können. Nicht, dass er jemals viel mit anderen hätte anfangen können.
 

„Was fehlt dir, Amy?“, murmelnd beugte House sich etwas über die Bank, kniff die Augen zu, um das Geschriebene an der Tafel noch fester zu halten, als er es mit seinem Blick eh schon tat.

Und dann.. plötzlich..
 

Hatte ihm die Tafel die Eingebung gegeben.

So schnell er konnte, entfaltete House sich aus dem ungemütlichen Sitz und humpelte aus dem Klassenraum. Es wurde Zeit für die Behandlung.
 

So machte er es immer; geschriebene Worte waren realer. Intensiver. Und besonders auf Tafeln konnte House sich darauf gut konzentrieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-02-14T23:55:21+00:00 15.02.2014 00:55
~Kommenarfieber~

Nette Geschichte!
Gerade mit dem Anfang hast du mich gefangen - der Einstieg mit dem dreckigen Fenster war wirklich, wirklich gelungen!
Ich bin ein wirklicher House-Fan und fand diese Geschichte wirklich gut getroffen. Sowohl dein Schreibstil an sich, wie auch der Inhalt, wie auch die Figuren (im Sinne: im Charakter) fande ich wirklich gelungen!
Ein paar Sachen sind mir aber natürlich dennoch aufgefallen:

Die "kursiven" Schriften hab ich nicht ganz verstanden - es waren keine "reinen" Gedanken, sonern (meiner Meinung nach!) Sätze wie auch die ganze Geschichte. Ich hätte sie daher nicht extra kursiv geschrieben und fand es daher etwas unnötig.

Dieser Satz:
"(...)oder aber, dass Cuddy ihren sexy Hintern zur Tür herein schob und ihn nach Oberlehrermanier fertig machen." ergibt für mich wenig Sinn - entweder, "fertig machte" (also Vergangenheit) oder: "um ihn fertig zu machen" etc, je nachdem, was du ausdrücken willst. So war es aber ein Satz, über dem ich beim Lesen förmlich "gestolpert" bin, denn sonst ist dein Schreibstil sehr flüssig zu lesen.

"Es war seine.. Gabe." - für mich (!) fehlt da ein Punkt, weil es immer 3 Punkte sind (wobei das bei dir immer ein "Fehler" ist, also scheint es deine Art zu sein) - Meckern auf sehr hohem Niveau. Der Satz mit der Tafel davor zeigt deinen wunderbaren Stil, in diesem Stil könnte ich mich ehrlich verlieren. Ich mag ihn sehr.

"

Die Lösung war ganz nah, er hatte sie in Reichweite – zumindest sagte ihm das sein-
 


 

„Nein, ich werde nicht-“"
Ich hab es so kopiert, wie ich es sehe - ich finde, die 2 (!) Leerzeilen sind zu viel, ich würde keine Bevorzugen, aber wenn du eine machen möchtest, reicht eine (also eine weniger) sicher auch aus.

„Onkel Doktor will wissen, was wir haben“ - ich denke, da fehlt ein Satzzeichen (Punkt?)

Aber viel mehr hab ich nicht gefunden - Rechtschreibung und Grammatik sind bei dir wirklich erste Klasse, dass ich deinen Stil ebenso gut finde, ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr ;)

Alles in allem hast du die Leute wirklich super getroffen, alles sehr im Charaker, natürlich gerade House. Es ist wirklich toll, seine Gedanken, die ich mir so wirklich vorstellen könnte, zu erfahren.
Auch, dass du dir einen Fall vorgenommen hast, ist super. Spätanfalle bei Epilsepise sind ja oft ein Symptom für ein Gehirntumor (sogar interessanterweise der häufigste Grund für Spätanfalle, weshalb ich mir insgeheim einen Auftritt von Wilson gewünscht habe), also auch naheliegend.

Wirklich gut geschrieben!

Liebe Grüße,
Lichti


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