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Etoile

- Un pour tous et tous pour l' amour
von

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Die Begegnung mit dem Einäugigen

".. Und vergiss nicht..."

"... Mach- keinen- Ärger! Ich weiß, ich weiß. Du wiederholst dich, Bonachet!"

"Weil man es dir, Krawallbruder, nicht oft genug sagen kann- Deshalb! Darf ich dich in aller Form daran erinnern, was bei deinem letzten Besuch im Hauptquartier passiert ist, D' Artagnan?"

Der rotblonde Bursche lehnte sich zufrieden grinsend im Sattel zurück. Die Zügel hatte er schon vor geraumer Zeit losgelassen und ließ Rosinante ihren Willen. Das gutmütige Tier trottete ruhig durch die lebhaften Strassen. Trotz der frühen Stunden herrschte bereits hektisches Treiben in allen Gassen Paris', das aber weder Ross noch Reiter besonders beeindruckte. Beide hatten sich mittlerweile an den Trubel der Großstadt gewöhnt; vergessen war die beschauliche Ruhe in Gascogne.

Verglichen mit Paris herrschte dort ja gähnende Langeweile. Und nichts konnte Art weniger leiden wie Langeweile. Er brauchte endlich eine ihm angemessene Aufgabe! Eine Aufgabe als Musketiere des Königs!

"Jetzt hör schon auf!! Ich hab doch gesagt, ich werd' mich benehmen!" Entnervt verdrehte D' Artagnan die Augen. "Außerdem... was soll denn schief gehen? Ich hab schließlich die Empfehlung der drei besten Männer aus dem königlichen Regiment so gut wie in der Tasche!"

Sein Begleiter, der blonde Bonachet schnaubte allerdings abfällig über Art' s Zuversicht.

"Bis jetzt..." begann er "... weiß ich nur von Monsieur Porthos, dass er für euch ein gutes Wort bei Capitaine Treville einlegen will. Und das auch nur weil ihr vorgestern die halbe Nacht in der Schenke durchzecht habt."

"Die ganze Nacht! Du bist nur nach der halben unterm Tisch eingeschlafen, mein kleiner Chorknabe !" stichelte Art schadenfroh und konnte sich das breite Grinsen nicht verkneifen, als Bonachet betreten rot anlief. Mehr als vier Bier waren es bei ihm nicht gewesen, dann war Constance Bruder immer stiller geworden und irgendwann eingedöst. Vorher hatten Porthos und Art das größte Vergnügen gehabt zu beobachten wie Bonachet verlegen versuchte die tiefen Ausschnitte der Bedienungen zu übersehen.

Er war eben ein waschechter Klosterschüler; etwas naiv, sittenstreng und stets darauf bedacht die Ordnung zu wahren, hatte der Musketier süffisant gemeint.

"Dich hat er auch unter den Tisch gesoffen!" versuchte Bonachet sich zu verteidigen, scheiterte aber an D' Artagnan' s guter Laune. Die konnte ihm heute nichts und niemand trüben.

Zumindest dachte der junge Tunichtgut das bis zum nächsten Moment.

"ACHTUNG! Aus dem Weg da vorne!" brüllte eine laute, herrische Stimme von hinten. Lautes Hufegeklapper erfüllte mit einem Mal die enge Gasse, gepaart mit den aufgeregten Rufen der Bürger und dem wütenden Gewieher der beiden Pferde.

So ruhig und besonnen Rosinante auch war, solch verrücktes Treiben machte sie kopf- und haltlos.

"Hey Rosi, was soooooooooooooooooooo...."

Im nächsten Augenblick segelte Art auch schon im hohen Bogen durch die Luft und landete unsanft in einer Dreckpfütze. Brodelnd und tobend schoss der junge Haudegen in die Höhe und fluchte wild drauf los:

"So eine UNVERSCHÄMTHEIT!! Elende Hundebande! Mistkerle! Bleibt gefälligst stehen und entschuldigt euch!! Gesoggse! Drecksäcke! "

Obwohl er sich bei dem Anblick (Art sah mehr oder weniger wie ein begossener Pudel aus!) das Lachen verkneifen musste, war Bonachet sofort darauf bedacht seinen Freund zu beruhigen.

"D' Artagnan! Nicht! Hör sofort mit dem Gebrüll auf! Das gibt sonst gewaltigen Ärger, wenn..."

Doch seine Befürchtung bestätigte sich. Die beiden Reiter wendeten und kamen wie eine dunkle Unwetterwolke auf sie zu.

Während der eine, der vorneweg ritt, in edles, schwarzschimmerndes Brokat gekleidet war, trug sein Begleiter die scharlachrote Uniform der Garde du Corps, die D' Artagnan schon einige Mal gesehen hatte. Allesamt bei seinen Gegnern, den Musketieren, welche in den Diensten des Kardinals standen.

Das diese, meist sehr zwielichtigen Gesellen hinter den //Asteracte- Degen// her waren, war schon lange ein offenes Geheimnis. Daher umklammerte D' Artagnan den Griff des Orion- Degens an seiner Seite hastig.

Wenn diese Typen unbedingt Streit suchten, dann sollten sie ihn kriegen!

Der "Schwarze" war mittlerweile recht nahe herangekommen, er zügelte seinen nervösen Rappen und kam langsam näher.

Recht selbstgefällig beäugte er Art von oben herab.

Als er die Hutkrempe etwas nach oben schob, wurde der Blick frei auf eine breite Augenklappe. Drei silberne Platten von verschiedener Größe bedeckten beinahe die komplette linke Gesichtshälfte. Von der größten (welche direkt über dem Auge saß) baumelten drei funkelnde Fangzähne.

"Wie hast du mich gerade genannt?" fragte er schneidend. "Ich meine das Wort... Mistkerl gehört zu haben! Und von Hundebande war auch die Rede!"

"Wenn ihr so gute Ohren habt, Monsieur dann werdet ihr auch gewiss gehört haben, was ich gefordert habe! Dank eurer Rüpelei seh ich jetzt aus wie ein verdreckter Tagelöhner!"

Der Schwarze lehnte sich mit einem Grinsen zurück.

"Man kann halt nicht verbergen was man ist!"

"WIE BITTE! WAS GLAUBT IHR EIGENTLICH WEN IHR VOR EUCH HABT!!!"

Art fielen schier die Augen aus dem Kopf vor Empörung. Das schlug ja schier dem Fass den Boden aus. Eine solche Unverschämtheit sonders gleichen!!!

Sein Gegenüber schien sich dafür umso mehr über D' Artagnans wütende Fratze zu amüsieren. Dann wanderte sein freies Auge zu der aufgeregt wiehernden Rosinante. Wobei... Wiehern konnte man das Staccato der Guten nicht nennen, Maultier das sie nunmal war.

Im selben Moment brach der Schwarze auch schon in schallendes Gelächter aus.

"Sieh dir das an, Nicola! Die Mähre pflichtet ihrem Herren bei. Vermutlich hält sie sich auch für eine edle Araberstute! Meiner Treu, ich hab noch nie so einen krummbeinigen Klepper gesehen, der so schief wiehert."

Der Begleiter blieb allerdings stumm auf seinem Pferd sitzen. Ihm schien das ganze spöttische Gehabe nicht zu behagen. Und er sollte recht behalten.

Bei Art war der Geduldsfaden denn nun entgültig gerissen.

Mit eine Zischen zog er den Degen und visierte damit den schwarzen Reiter an.

"Nehmt auf der Stelle diese Beleidigung zurück! Sofort!"

Doch der lachte nur noch lauter.

"Welche Beleidigung? Ich habe lediglich die Wahrheit gesagt, nicht wahr Nicola!"

"Gewiss!" ließ dieser nun leise vernehmen.

"UND ICH SAG NOCH EINMAL: NEHMT DIE BELEIDIGUNG ZURÜCK ODER IHR WERDET ES BITTER BEREUEN!"

"Nicht D'Artagnan, hör bitte auf! Du weißt nicht was du tust."

Bonachet versuchte den Arm seines Kameraden zurückzureißen, doch ohne Erfolg.

Die Klinge starrte unverwandt dem Einäugigen entgegen. Der grinste noch einen Moment lang, dabei glitt seine Hand zum Griff seines Degens.

"Mon capitaine! Was tut ihr da? Das ist..."

"Diesem Bauerntölpel klarmachen, wo er steht und wo ich!"

Mit diesen Worten fegte eine unglaubliche Druckwelle Art und Bonachet nach hinten. Wütend versuchte der Heißsporn sich aufzurappeln und seinerseits zum Angriff anzusetzen, aber wie durch einen bösen Zauber konnte er nicht einmal den Finger rühren.

"WAS zum...?" knurrte er böse, aber auch verwundert.

"Merk dir eines, du kleiner Wicht! Nur weil du einen Degen hast, hast du noch lange nicht das Recht das Maul aufzureißen und große Worte zu führen. Bauerntölpel bleibt Bauerntölpel! Und damit du das nicht vergisst, werde ich..."

"Da steckst du! Macht das Einauge etwa Stunk, Art?"

Die spöttische Stimme zeriss augenblicklich die brennende Spannung.

Gelassen, wie immer einen Grashalm im Mundwinkel, hatte Porthos die Hände in die Seiten gestemmt.

Seine Augen musterten die Szene vor sich, als er langsam näher kam.

"Na Rochefort, apportierst du mal wieder n Stöckchen für seine Eminenz?" fragte der den Schwarzen provokant. Dem war das Grinsen schlagartig eingefroren, mit düsterem Blick wand er sich dem Musketier zu.

"Ich wüsste nicht, was euch das angeht!"

"Na ist ja auch egal. Warum sich nach etwas erkundigen, von dem man ohnehin weiß das es so ist. Bestell seiner Eminenz eine freundlichen Gruß vom einfachen Volke."

"WAS wollt ihr damit wieder andeuten?"

Drohend erhob sich nun der Degen in Porthos' Richtung.

"Nichts, nichts und wieder nichts. Lediglich einen ehrfürchtigen Gruss an den hohen Vertreter des heiligen Stuhls. Ist doch nicht verboten, oder?"

Lauernd beäugten sich die beiden Männer.

Es war der Adjutant Rocheforts, der schließlich das Wort ergriff: "Mon capitaine! Wir verspäten uns. Seine Eminenz wird darüber sehr ungehalten sein!"

"Hast recht, Nicola! Aber ihr werdet mir dafür noch Rede und Antwort stehen, Monsieur! Adieu!"

Mit diesen Worten gab Rochefort seinem Rappen die Sporen und galoppierte davon, dicht gefolgt von dem anderen Musketier.

"Adieu, Monsieur Capitaine de la Garde de Corps, adieu!" winkte Porthos den beiden nach.

Dann wand er sich den beiden jungen Burschen zu.

"Na ihr, alles in Ordnung?"

"Ja soweit schon. Aber ich hab mich vorhin überhaupt nicht regen können. Das war direkt ... unheimlich! Was... was war das?"

"Die Macht von Rocheforts Asteracte. Verdammt übel, wenn man nicht darauf gefasst ist. Und selbst wenn... bleibt es immer noch recht riskant sich auf ein Duell mit ihm einzulassen. Bei dieser einäugigen Viper muss man mit allem rechnen. Dem ist sogar //hinterhältig// noch geschmeichelt! Na Art, bei dir auch alles in Ordnung?"

Der saß nach wie vor stumm auf dem Boden und regte sich keinen Deut.

"Hey Kurzer, was ist?"

"D'Artagnan, was hast du? Bist du...?"

"Dieser Drecksack!!! Den kauf ich mir!"

Ohne auf die Einwände seiner Freunde zu achten, die Finger hart um den Griff seines Degens geklammert, stürmte der Bursche mit einem Wutschrei den Reitern hinterher.



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