Was weißt du über mich?
Hallo ihr Lieben :)
Ein herzliches Dankeschön für die Kommentare zum ersten Kapitel. Ich hätte gar nicht gedacht, dass das so gut ankommt. Diese zweite Szene ist kürzer als die erste, aber ich hoffe sie gefällt euch trotzdem ^,^ Außerdem würde ich zu zwei Dingen gerne eure Meinung hören:
1. Der Wir-Suchen-Mutanten-Road-Trip wird ja nur sehr kurz gezeigt. Meine Frage an euch: Ein längere Kapitel dazu hier oder soll ich es hier auslassen und später eine ganze Reihe schreiben?
2. Die beiden sind ja nun schon ziemlich hintig *lach* Soll es auf der Ebene bleiben, dass jeder reininterpretieren kann, was er will oder soll ich deutlicher werden, also beispielsweise ein Kuss?
Eure Meinung ist gefragt :) Jetzt aber erstmal viel Spaß bei der nächsten Szene.
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Mutanten sollten sich jetzt also mit den Menschen verbünden, sich benutzen lassen wie eine Meute Polizeihunde? Die Mutanten-Sondereinheit der CIA, lachhaft. Erik schüttelte energisch den Kopf. Man hatte ihnen einen Bereich innerhalb der CIA-Forschungsbasis zugewiesen, einen Aufenthaltsraum, mit Küche, jedem ein Quartier. Erik musste zugeben, dass es für einen Moment angenehm gewesen war sich auf dem Bett auszustrecken, heiß zu duschen und etwas Warmes in den Bauch zu bekommen, aber das alles war nur eine Farce. Er hatte die Blicke der Agenten gesehen, skeptisch, amüsiert, irritiert und misstrauisch. Die Anderen konnten ja gerne dort bleiben, sich dressieren lassen wie Haustiere und versuchen sich anzupassen. Hank wollte sogar ein Heilmittel finden. Wofür denn? Sie waren nicht krank!
Mit leisen Schritten war er aus seinem Zimmer gegangen, den Flur entlang Richtung Bürokomplex. Er wollte hier für niemanden die Drecksarbeit machen, doch die Informationen, die die CIA über Schmidt - oder Shaw, wie sie ihn nannten - hatten, würden ihm sicher helfen ihn ausfindig zu machen um endlich seine Rache zu bekommen. Es war spät, schon nach Mitternacht und niemand war mehr in den Gängen unterwegs. Mit einem vorsichtigen Blick in das Büro, stellte er fest, dass sich auch dort niemand mehr befand. Die Türen waren nicht verschlossen, ebenso wenig wie die Aktenschränke. So war es ein Leichtes zu finden, was er begehrte. Er würde nicht einmal Fingerabdrücke auf den Schränken hinterlassen, da sie sich leicht mit seinen Kräften öffnen ließen. Leise öffnete Erik seinen Lederkoffer und legte die Akte hinein. Mit einem leisen Klick verschloss er ihn wieder, schob die Schublade zu und verschwand ebenso lautlos aus dem Büro, wie er gekommen war. Der Ausgang war nicht weit und es überraschte ihn beinahe wie einfach er hinausgehen konnte. Nicht einmal diese Tür war verschlossen, wie unvorsichtig.
Draußen war es dunkel, von den wenigen Laternen abgesehen, die den Weg und die Straße ein wenig erhellten. Grade hatte Erik das Gebäude verlassen, als sich Charles aus den Schatten der Mauer neben dem Eingang löste und zwei Schritte in seine Richtung machte. „Nach allem, was ich über dich weiß, überrascht es mich, dass du es geschafft hast so lange hierzubleiben“, meinte er mit ruhiger Stimme, doch ernstem Unterton. Erik drehte sich langsam in die Richtung des kleineren Mannes, kurz davor humorlos aufzulachen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein zu behaupten, ihn zu kennen? Sie kannten sich nur knapp 24 Stunden und Telepath hin oder her, was wusste er schon über ihn? Wie sollte er ihn verstehen? „Was weißt du über mich?“ fragte er herausfordernd mit einem leicht, sarkastischen Unterton. Er sah Charles an, der Anflug eines Lächelns auf den Lippen. Das war ein so lachhafter Versuch ihn aufzuhalten.
„Alles, Erik“, antwortete Charles und brachte seinen Gegenüber damit den Bruchteil einer Sekunde aus dem Konzept, doch wirklich nur einen Moment, dann knirschte dieser mit den Zähnen. „Also auch, dass du dich aus meinem Kopf raushalten sollst?“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Mutant hin oder her, Charles war ein Fremder für ihn. Er würde ihn nie verstehen können, ganz gleich wie viel er von ihm wusste oder aus seinen Gedanken und Erinnerungen zog. Also wandte Erik ihm wieder den Rücken zu, wollte seinen Weg fortsetzen, doch noch war der Kleinere nicht bereit ihn ziehen zu lassen. „Tut mir Leid Erik.“ Charles hatte wirklich nicht beabsichtigt so viel über den anderen Mutanten ohne dessen Wissen oder Zustimmung zu erfahren, aber die Verbindung zwischen ihnen war ungewöhnlich stark gewesen. Charles hatte so etwas vorher noch nie erlebt. „Ich hab gesehen, was Shaw dir angetan hat. Ich habe deine Qualen gespürt“, erklärte sich der Telepath und fügte hinzu: „Ich kann dir helfen.“ Es klang fast wie eine Bitte, als hätte Charles gebeten ihm helfen zu dürfen, nicht nur dabei Shaw zu fassen, sondern auch die Wunden seiner Seele zu heilen. „Ich brauche deine Hilfe nicht!“ Es klang aggressiver als es sollte oder vielleicht sollte es genau so klingen. Erik war sich da nicht so sicher. Er war immer alleine gewesen, all die Jahre. Niemals hatte er sich vor jemandem rechtfertigen müssen, niemals hatte jemand seine Entscheidungen in Frage gestellt, aber gleichzeitig war auch niemals jemand an seiner Seite gewesen, den es interessiert hatte, was er tat oder wie es in ihm aussah. Unschlüssig blieb Erik stehen, den Koffer mit der Akte über Shaw fest in der Hand.
„Mach dir nichts vor. Gestern Abend hast du meine Hilfe gebraucht.“ Erik wollte ihm widersprechen, wollte sagen, dass er es alleine geschafft hätte, doch Charles sprach bereits weiter, machte einen Schritt auf ihn zu. „Du läufst nicht nur vor mir davon.“ Erik ballte die Hände zu Fäusten. Er lief verdammt nochmal vor niemandem davon, erst Recht nicht vor Charles. Wieso auch? Dafür gab es keinen Grund. „Hier hast du die Gelegenheit an etwas wirklich großartigem teilzuhaben“, fuhr der Kleinere fort. Eine Pause trat ein, in der Erik sich die Worte durch den Kopf gehen ließ. Ein Teil von etwas Großartigem? Wie großartig konnte es schon sein die Befehle anderer Leute zu befolgen? Er atmete tief durch.
„Ich werde dich nicht daran hindern zu gehen. Ich könnte es zwar, aber das werde ich nicht.“ Charles war so durchschaubar in diesem Moment. Er wollte ihm – Erik - damit sagen, dass er ihm vertrauen konnte, dass er ihn zu nichts zwingen würde, dass er nicht so war wie die Personen, denen er bisher in seinem Leben begegnet war. Und so genau er auch wusste, was Charles mit seinen Worten bezweckte, Erik konnte nichts darauf erwidern, fand auch keinen Grund Charles nicht zu glauben. Dieser hatte sich inzwischen umgedreht und ging in das Gebäude zurück, erneut ein Beweis, dass er ihn nicht aufhalten würde. Nur kurz sah er zu Erik zurück. „Shaw hat Freunde. Du könntest auch welche gebrauchen.“ Dann durchschritt er die Eingangstür und ließ Erik mit seinen Gedanken alleine, schon wieder.
Es wurmte Erik, dass Charles recht hatte. Alleine würde er nichts ausrichten können, nicht gegen eine ganze Gruppe von Mutanten. Und außerdem – er musste es sich selber eingestehen – gefiel ihm der Gedanke mehr Zeit mit dem Telepathen zu verbringen. Seufzend drehte er sich um und ging zurück. Die Akte in seinem Koffer gehörte dann wohl wieder an ihren eigentlichen Platz.