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Tagtraum

von

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Ein Traum. Es war ein Traum, etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen. Die letzten Nächte zogen so schnell vorbei.

Wie im Rausch fühlte ich mich und du warst an meiner Seite. Dir verdanke ich mein neues Lebensgefühl, auch wenn ich nicht sicher bin, warum?

Seit Wochen kampierten die seltsamsten Gerüchte in der Stadt. Entführungen, Überfälle, sogar Morden soll es gegeben haben. Wenn es nach mir ging, ist das alles nur Unsinn.

Ich hätte gewettet, dass die Medienmenschen das nur wieder ausschlachteten. Wer sollte schon einen Bluttransporter überfallen? Der Rest waren nur Überfälle, so vermutete ich.

In jeder Stadt gibt es Diebe, aber muss man da gleich von Totschlag sprechen?

Aber was wusste ich schon? Diese Nachrichten kenne ich ja erst, seitdem wir uns kennen und ich endlich wieder raus komme.

Zwar bin ich vielleicht noch etwas Schwach, aber es tut einfach gut, nach so langer Zeit endlich mal in der Gegend rum zu laufen.

Du nahmst mich einfach mit und wir gingen spazieren im Mondlicht und unter den Sternen! Dabei hielten wir unsere Hände, sahen in die Unendlichkeit und redeten über die Welt.

Von fernen Ländern schwärmtest du dabei immer, ich war ja so neidisch auf dich, was du schon alles gesehen hattest, auch wenn ich ab und an zu Angst hatte, dass es dir mit mir schnell zu langweilig werden könnte.

Schlussendlich warst du nur ein freiwilliger Helfer und wie du mir damals sagtest, hattest du nicht einmal einen festen Mietvertrag für deine Wohnung.

Auch wenn du mir noch so viele süße Sachen in mein Ohr säuseltest, bange ich um unsere frische Liebe. Jeden Morgen sagte ich zu mir, dass ich froh sein sollte jemanden wie dich auch nur einen Augenblick zu haben.

Wer wisse schon, wie lange ich mir es noch hätte leisten können?

Nichts desto trotz war ich neugierig, wie du wohntest. So wenig erzähltest du aus deinem Alltag. Warst du auch fast 8 Stunden bei mir, quälte mich die Frage, ob ich je den ganzen Tag mit dir einmal verbringen würde.

In letzter Zeit schlief ich recht schlecht sicher wegen den neuen Medikamenten und den langen nächtlichen Spaziergängen.

Wenn du nicht da bist, schlafe ich wie Tod, meinen die anderen Betreuer, meine Eltern meinen auch, ich sähe blasser aus. Ich fühle mich aber nicht so. Nur wenn direktes Sonnenlicht in mein Zimmer fiel, wurde ich extrem empfindlich. Schnell bekam ich Pusteln und ich musste mich förmlich verstecken.

Tja, alles hat seine Vor- und Nachteile.

Erst neulich sprach meine Schwester mit mir über diese Mordserien und Überfälle. Immer mehr Menschen verschwanden, es waren schon 7 in 18 Wochen.

Dazu kamen 16 Menschen, die angegriffen wurden. Ich hörte, dass sie verletzt wurden und einige waren fast verblutet

Vielleicht steckte doch mehr dahinter.

Du kamst erst vor 12 Wochen in die Stadt, nicht wahr? Auf jeden Fall fingst du da erst hier an und ich lernte dich kennen.

Bleich und mit viel zu viel Creme im Gesicht, einem verwegenem Lächeln, dazu ein Sack voller Ratschläge.

Immer wusstest du mich zu verbessern, auf deine liebenswerte Art. Schon damals war ich froh war ich froh, dass du da warst und ich jemanden zum Reden hatte. Zwischen all den kalten und sterilen Geräten hatte halt ein schmunzelnder Besserwisser Lächeln gefehlt, wenn ich mich an den Kreuzworträtseln versuchte abzulenken.

Mein tägliches Leben wurde einfach reicher. Früher hatte ich dich nur 4 Stunden zwischen Vormittag und Mittag oder abends kümmertest du dich hier, bis wir uns küssten und du mich in die Nacht entführtest.

Schon seit einer Woche komme ich nun in diesen Genuss, obwohl es mit dir manchmal auch etwas komisch war.

Oft wirktest du abwesend, fremd und kalt, dann warst du auf einmal wieder um 180 Grad gewendet, du lassest förmlich meine Gedanken, muntertest mich auf und warst sehr zu vorkommend.

In solchen Momenten war es nie so schlimm, wenn du plötzlich so plötzlich weg musstest.

Bis jetzt weiß ich zwar nicht warum, aber du kamst immer mit einer kleinen Entschuldigung und etwas Naschwerk wieder.

Manchmal dachte ich dann zurück, dass du so tollpatschig und ungeschickt anfangs warst, besonders bei deiner Wortwahl Antiquiert hätte es manch einer genannt. Noch jetzt amüsiere ich mich darüber. Bei solchen Gelegenheiten nenne ich dich aristokratisch, großelterlich, Knacker oder auch in der Zeit stehen geblieben. Es war so lustig, wie sehr du dich erschrocken hattest, als ich zum ersten Mal dich dies sagte.

Mein Arzt meinte vor kurzen, dass sich meine Anzahl der Leukozyten verändert hat. Was soll ich mit diesem Wissen anfangen? Kann ich nun vom Tropf? Hört das tägliche Foltern auf? Bin ich geheilt?

Nacht. Dein Dienst war zu Ende und wir gingen spazieren etwas weiter als sonst. Die Kälte und auch die Anstrengung des Laufens machte mir keine Schwierigkeit, du meintest, du hättest heute eine Überraschung für mich.

Gemeinsam gingen wir durch den Waldabschnitt, wo die ersten Opfer entführt wurden. Opfer deshalb, weil vor zwei Tagen Leichen gefunden wurden. Sie waren ziemlich zugerichtet und Blutleer. Ich erzählte es dir.

Obwohl du eher Skeptiker bist und diesen Nachrichten nie geglaubt hast und es nicht gut hießest, dass ich dem allem Glauben schenkte, was nach dem Fund kein Glaube mehr war, amüsiertest du dich darüber. Wissend und beruhigend klopftest du mir auf die Schultern und wir küssten uns im fahlen Licht der Parklaternen.

Du kannst toll küssen, auch wenn beim ersten Mal es nicht so schön war. Aus Nervosität hattest du mir die Lippe blutig gebissen. Als Ausgleich bissest du dir ebenfalls die Lippe auf und küsstest mich so erneut. Damals war es sehr merkwürdig und eklig, der Geschmack von Blut, heute andererseits finde ich, ist dies ein sehr aufregender erster Kuss. Nun küssen wir uns sehr sanft und zärtlich, ab und an spielen wir auch mit unseren Mündern. Doch brachte ich dich nicht noch einmal dazu, mich wie beim ersten Mal zu küssen.

Für einen Moment zerstreutest du meine Gedanken, schnell kehrte meine Bedenken zurück, du wehrtest aber ab. Wir setzten uns auf eine Bank.

Du wolltest mir etwas geben, einen Anhänger, es war ein roter Rubin, der wie helles Blut schimmerte, gefasst in einer silbernen feinen Spirale. Erstaunt besah ich ihn Es sei ein Pfand, meintest du auf meinen Blick. Ich sollte ihn tragen falls du weg müsstest, schnell und unerwartet, solle ich mich so daran erinnern, dass du immer bei mir wärst und eines Tages kommen würdest, um mich für immer von hier weg zu holen.

Das überraschte mich. Wieso sagtest du so etwas? Liebevoll tätscheltest du meine Wange.

Ich konnte spüren, dass etwas nicht stimmte. Wieder liefen wir auf dem Parkweg, so als hättest du nie so etwas gesagt. Du redetest über die Sterne und über die Schönheit unserer Liebe.

Ich sah dich nur verwirrt an.

Du weißt, dass ich hier nicht weg kann, dass es ein Wunder ist, dass ich so lange laufen konnte ohne Umzufallen und ich somit nie mit dir weg könnte. Erneut strahltest du mich sanft und sehr geheimnisvoll an. Du sprachst davon, wie viel besser es mir doch ginge und wenn ich regelmäßig meine Bluttransfusionen bekäme und nicht zu lange meinen Körper direktes Sonnenlicht aussetzte, dann könnte ich es vielleicht doch.

Damit schwiegen wir uns an und ich ging zu Bett.

Die nächsten Tage sah ich dich nicht. Du kamst nicht.

Am ersten Tag dachte ich, du hättest etwas anderes vor oder plantest etwas. Doch als 2 Tage ohne Nachricht von dir verstrichen machte ich mir sorgen.

Mit meiner Schwester sah ich fern. Ihr hatte ich nichts von deinen anscheinenden Abschiedsgeschenk und deinem Verschwinden erzählt.

Die Nachrichten verkündeten, dass die Überfälle auf Blutreserven und nächtlichen Spaziergängern nicht zu den grausamen Mordentführungen gehörten.

Denn ersteres lies seit Tagen nach und man vermutete Schwächeanfälle bei jenen aus nicht erklärten Gründen. Dem Serienmörder sei man auf der Spur.

Zwar wurden neue Leichen gefunden, jedoch kein Zeichen des Täters. Bilder von Opfern flimmerten auf der Scheibe. Eine schöne Frau zählte zu den Opfern, auf dem gezeigten Foto trug sie einen schönen blutroten Rubin in einer fein verschnörkelten Silberfassung. Mir blieb fast mein Herz stehen.

Es wurde zwar vom Sprecher nicht benannt, aber mein Liebespfand schien tatsächlich Diebesgut aus einem Mord zu sein. Meine Gedanken überschlugen sich und ich konnte lange nicht schlafen.

Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich dich, wie du die schöne Frau grausam abschlachtest.

Unsicher was ich tun sollte, stellte ich alles in Frage, was im Entferntesten mit dir zu tun hatte. Alles verweigerte ich, Chemo, Transfusion, alles.

Mein Arzt flehte mich fast an, ich sollte nicht so kindisch sein, er wisse zwar nicht warum, aber durch die Behandlung war der Krebs fast besiegt.

Die infizierten Leukozyten wurden erfolgreich von Gesunden bekämpft, zwar schien die Bluttransfusion notwendig, da die Leukozyten und andere Blutbestandteile durch die Therapie sich schnell zersetzten, aber es wirkte.

Doch konnte ich es nicht hörst du, ich konnte einfach nicht mehr.

Mein Traum wurde zum Alptraum. Warum? Erklär es mir!

Sag mir, warum ich nicht die Polizei rufe, ihnen sage, dass du der Killer bist, du diese armen Menschen getötet hast und mir diesen Blutrubin geschenkt hast! Weshalb bist du nach 4 Tagen wieder hier? Wo es mir schlecht geht und ich dich brauche, um wieder stark zu werden?

„Beruhige dich, ich kann dir alles erklären, es ist nicht nötig die Wächter der Stadt, ich meine, die werten Herrn der Polizei zu verständigen.

Es gibt einen Fakt, den hast du vergessen, als die ersten Opfer starben, war ich nicht hier. Ich kam erst Wochen nachher hierher.

Es gibt vielleicht keine eindeutigen Beweise, aber ich melde mich immer in meiner Heimat ab und an. Bitte, lass mich erst ausreden. Zu deinen vordergründig wichtigstem Frage, ich bin wieder hier, um, wie versprochen, dich zu holen. Ich habe alles vorbereitet, damit ich dir etwas von der Welt zeigen kann. Warum? Weil ich dich liebe.

Nein, ich bin kein Mörder, auch wenn ich es sein könnte.

Ich kam hierher um das zu vertreiben, was für die Gräueltaten verantwortlich waren. Es dauerte etwas, bis ich es fand und zwischen durch, traf ich auf dich, das machte alles leicht schwerer.

Denn das, was dem Menschen ihr Leben nahm, war ein Sklorl, eine teuflisches Wesen, was auch nur von einem anderen teuflischen Ungeheuer besiegt werden kann.

Was ich dir nun sage, wollte ich dir schon lange beichten, es fehlte mir jedoch an Mut und Zuversicht, dazu kam, dass ich ganz sicher sein wollte, wie sehr du mich liebst, deshalb, weil du nicht gleich mich an den Pranger gestellt und mich erklären lässt und unserer Liebe eine Chance gibst, sollst du die Wahrheit erfahren.

Ich bin ein Vampir.

Ja, es ist sehr viel, was du nun erfährst, aber es muss sein.

Ich jage menschentötende Kreaturen, obwohl ich selbst von deren Lebenssaft abhängig bin, leider gehen deshalb gehen die kleineren Angriffe und Blutkonservendiebstähle auf meine Kappe. In kleinen Städten ist es schwierig an Blut zu gelangen. Dabei will und wollte ich niemanden töten, alle konnten sich wieder erholen, ein Vampir braucht auch keine Unmengen an Blut, wie du vielleicht gemerkt hast, aber er braucht es regelmäßig, was du gerade ebenfalls spürst. Es tut mir leid, ich konnte es nicht ertragen dich sterben zu sehen.

Eines Tages, bevor wir uns küssten, hörte ich deinen Arzt sagen, dass der Krebs bei dir schon gewonnen hätte und er deine Familie verständigen müsste. Erst wollte ich mich raushalten, dich nicht in meine Welt ziehen, aber mein Herz siegte.

Verzeih.

Ich gab dir gleich von meinem Blut, damit du ein vollwertiger Vampir wurdest, deine Krankheit schnell besiegen konntest und dich nicht zu sehr von allen anderen unterscheiden musstest.

Nun gut, ich kann dir keine anderen Beweise liefern, als mein Wort, ich sehe, wie sehr es dich anwidert, der Gedanke solch ein Wesen zu sein. Ich verstehe es gut, ich bin es schon seit Jahrhunderten und ich weiß wie schwer das ist.

Doch bitte ich dich, überdenke es. Ich werde dich nicht im Stich lassen, weder mit deiner Familie oder den Ärzten, ich werde dir helfen ein Stück eines normalen Lebens zu behalten, wenn du mich begleitest in die Ewigkeit. Nichts mehr wünsche ich mir.“

Dein Blick ist sehnsüchtig, noch nie sah ich so viel Angst und Unsicherheit darin.

Du hast Recht, es erschreckt mich, der Gedanke und ich weiß nicht, wie weit ich das alles glauben soll. Es erklärt jedoch auch einiges und etwas anderes spricht dafür.

Entführe mich in die Nacht, wo Sterne und Mondlicht den Weg weisen, ein neuer Traum soll beginnen. Egal ob Alptraum oder nicht, Liebe ist es wert.

Gerichtet wird am Morgen, wenn ich vor Schreck aufwachen sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  XdramaX
2011-08-29T12:21:49+00:00 29.08.2011 14:21
"Tagtraum" - eine wirklich tolle erzählung! die verzweiflung ist regelrecht greifbar! die geschichte, da hat man sich sofort gedacht, dass er ein Vampir ist und sie scheinbar nun auch. sehr schön, wirklich!

Für dich meine WB auswertung auch noch mal als Kommi^^
Von: haki-pata
2011-06-21T14:49:36+00:00 21.06.2011 16:49
Einmal lesen reicht da nicht.


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