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Wer suchet, der findet.

Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache
von

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Drüben. In Bronkston.

()Julian erwacht mit dem Geruch von Sommerfrische in der Nase. Er liegt demnach in seinem Bett und entsinnt sich. Den Dojo verlassen, haben Aaron und er – nach einer ausgiebigen und äußerst rauschhaften Dusche – den Weg ins Schlafzimmer gefunden und Julian sank – kaum im Bett angekommen – völlig ermattet in tiefen Schlummer. Über Bettdecke und Laken tastet er nach Aaron. Die Suche bleibt ohne Ergebnis und er setzt sich auf. „Uff!“ entfährt ihm. Beide haben sich nichts geschenkt – außer wilden, heißen und hemmungslosen Sex – woran ihn sein Allerwertester gerade erinnert. Wie es wohl dem von Aaron geht? Er sieht sich um. Aaron ist nicht hier.

„Schatz?“ ruft er halblaut, schlägt die Decke zurück und steigt aus dem Bett. Ein Blick auf seinen Wecker. Noch keine sechs Uhr in der Früh. Aus seinem Schrank holt er sich Shorts und schlüpft hinein. Eine Weile bleibt er vor dem Spiegel stehen. Sämtliche Wunden sind inzwischen verheilt. Er überlegt, wie er Aaron das erklären soll. „Mit der Wahrheit.“ beschließt er und begibt sich auf die Suche.
 

Sein erstes Ziel ist das Esszimmer. Hier steht alles für ein romantisches Frühstück zu zweit auf den Tisch. Gedeckt mit Servietten und Kerzen. Aaron ist nicht hier.

Die Küche. Alles aufgeräumt und sein beiges Hemd hängt über einem Bügel am Fenster. Der Fleck ist raus. Aaron ist nicht hier.

Auf dem Sofa liegt Sharky, in sein Kissen gekuschelt und öffnet müde ein Auge. Auf Julians Frage gibt er ein „Miep.“ von sich und schläft wieder. Aaron ist nicht hier.

Ein kurzer Blick ins Bad. Alles in Ordnung – mehr als vorher. Gefaltete Handtücher kennt Julian sonst nur von Hotels. Aaron ist nicht hier.

Den Dojo betreten entdeckt Julian ihn. Aaron – komplett angezogen – ist gerade dabei, die Katana und Wakizashi an ihren Platz zu bringen. Die Matte sieht frisch gereinigt aus. Die gesamte Matte – nicht nur das Stückchen auf dem sie sich aneinander verlustierten und erschöpften.

Der Kratzer auf Aarons Wange ist nicht mehr zu sehen und der Biss in seiner Unterlippe zu einer kleinen verkrusteten Stelle geschrumpft. Julian atmet erleichtert auf, plagte ihn doch ein klitzekleines schlechtes Gewissen. „Hey.“ sagt er leise. „Du schläfst nicht sehr viel, hm?“

Aaron lächelt ihn an und schüttelt stumm den Kopf.

Ein trauriges Lächeln, wie Julian erkennt und er eilt auf Aaron zu, um ihn in den Arm zu nehmen.()
 

Nein. Ich schlafe nicht sehr viel. Seit über fünfzehn Jahren nicht. Selbst nach unserem wilden, heißen und hemmungslosen Sex habe ich keine drei Stunden geschlafen. Drei Stunden am Stück sind bei mir ohnehin eine Seltenheit und aus diesem Grund reicht mein Sessel. Mein Bett ist eigentlich das Bett meines kleinen Bruders. Ich gönne es ihm, bin sogar froh, dass es so ist. Lars schläft besser, tiefer, länger. Nochmal so viel, wenn er bei mir zu Besuch ist.

Ja. Mein kleiner Bruder hat mal gefragt, warum das so ist. Nein. Ich habe es ihm nicht gesagt.

Es ist mein Schwur. Der Schwur, ihn zu beschützen.

Julian umarmt mich und es tut so gut.

„Na, Schatz.“ flüstert er mir ins Ohr und küsst meine Schläfe.

„Na, Schatz.“ entgegne ich und küsse sein Kinn. „Frühstück?“

Nickend macht Julian einen Schritt zurück und dreht sich vor mir um die eigene Achse. „Fällt dir was auf?“

„Die Shorts stehen dir gut.“ finde ich. Pink mit violetten Tupfen – und das für Männer! Aber sie stehen ihm wirklich! „Und sind schön ausgefüllt.“
 

()Julian hüstelt und spürt die Hitze in seinen Wangen. „Nein… Ich meine… Höm… Was anderes…“

„Sexy Body.“ lobt Aaron.

„Danke… Höm…“ Er greift in sein schwarzes Haar. „Aber nein! Höm… Noch was anderes! Sieh genau hin!“

Dem Wunsch folgend mustert Aaron ihn genau von oben bis unten und zurück und kommt zu dem Ergebnis: „Du bist scharf auf mich und möchtest, dass ich mich ausziehe.“

„Ja… Nein! Höm…“ Ein neuerliches Hüsteln und Julians Stimme ist ein Fiepen. „Wie war das mit Frühstück?“()
 

Aus dem gemeinsamen Frühstück wird nichts. Dank eines Anrufs. Hätte ich das verfluchte Telefon doch bloß Zuhause gelassen! Oder wäre ich doch bloß nicht dran gegangen. Aber nein! Diese Mischung aus Gutmütigkeit, Neugier und Idiotie! Ein Blick auf das Display. ‚Hätte‘ und ‚wäre‘ funktioniert leider nicht. Das Gespräch nehme ich mit einem „Meyers.“ entgegen.

„Hey, Silberrücken! Pack deinen Hintern in die Holland Avenue! Zackig! Neues Opfer von deinem Schlitzer.“

„Innendienst.“ halte ich dagegen und tüftele an der grausamsten Marter für meinen Kollegen, allein schon des ‚deinem Schlitzer‘ wegen. Wasserfolter. Oder glühende Eisen. Oder…

„Ne. Captain Brace weiß Bescheid und verlangt deine Anwesenheit. Der Typ hier… Der ist für dich persönlich. Rush ist auch schon da.“

Das war es mit Information. Viel mehr sagt Berger nicht und füllt seinen Bericht mit hohlen Phrasen, die auf einen Rekord von kotzenden Streifenbeamten anspielen.

Wenigstens konnte ich heraushören, das nächste Opfer ist wieder männlich. „Ja. In zwanzig Minuten.“
 

()Während Aaron telefoniert meldet der Rock-Song auch Julians Typ ist gefragt. Er greift sein Telefon und meldet sich. „Aparo.“ Mit diesem Anruf wird er – Schnellstmöglich! – in die Holland Avenue beordert.()
 

Meine Jacke überstreifend sehe ich auf. Julian steht vor mir. In Uniform, seine Mütze unter dem Arm. Wann und wie hat er sich angezogen? Ziemlich flott auf jeden Fall. Und er sieht zum Anbeißen aus. Zu gern würde ich mich von ihm festnehmen… und fest NEHMEN lassen und… Jetzt nicht! Wir spielen ‚Böser Cop und noch viel böserer Cop‘ und… Jetzt NICHT!

„Nimmst du mich ein Stück mit?“ fragt er und ich weiß, er muss ebenfalls zum Tatort.
 

()Flink und geschickt mogelt sich Aaron durch den morgendlichen Berufsverkehr. Zuweilen beschleicht Julian das Gefühl, Aaron nimmt Hindernisse wahr, bevor sie in sein Blickfeld geraten. Ehe der Fahrradkurier aus der Seitenstraße geschossen kommt, hat Aaron schon abgebremst. Der Joggerin – die einfach so lostrabt – weicht er im weiten Bogen aus und hält vor einem Zebrastreifen.

Julian blickt sich um, sieht niemanden und will fragen. Es erübrigt sich. Eine Gruppe Grundschüler ist – wie aus dem Nichts – auf der Überquerung.

Keine zwölf Minuten nach den Telefonaten sind sie nur einige Straßen vom Ziel entfernt.()
 

Einige Straßen vor dem Ziel bittet mich Julian anzuhalten. Ich tue es und er macht Anstalten auszusteigen. „Ich bin schwul und die meisten wissen das.“ erklärt er mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit. „Du bist schwul und die wenigsten wissen das. Und das bleibt so.“

„Du steigst jetzt hier aus, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen? Oder Erklärungsnöte?“ Ich bin baff. So was von baff! Julian Aparo ist ein toller Kerl!

„Jeder hat seine kleinen Geheimnisse, hm?“ Er lächelt und blinzelt und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Sehen wir uns heute Abend?“ erkundigt er sich. „Wir haben die Daifuku…“

Dieser da. Meiner!!! Bei den Göttern! Den gebe ich nicht mehr her! Nie mehr!!!
 

()Eine Antwort erhält Julian nicht. Dem verträumten Blick nach ist Aaron mit seinem Gedanken woanders. „Bis später.“ verabschiedet Julian sich deshalb, verlässt den Wagen und entfernt sich davon.

Die Fahrertür aufgerissen springt Aaron hinaus, ihm hinterher und stoppt ihn. „Schatz…“ sagt er und meint es merklich ernst. „Du bist mein Schatz!“()
 

Julians glückliches Glucksen ist zu hören. „Und du bist meiner.“ Er bringt mich zum Wagen. „Hopp, hopp! Einsteigen. Die warten bestimmt auf dich.“ Einen Luftkuss schickt er mir noch, wirbelt auf den Absätzen seiner Schuhe herum und sprintet los, durch die Hinterhöfe. Nicht lange, und er ist aus meinem Sichtfeld. Ich wette mit mir um fünf Kröten, er ist vor mir da.
 

()„Schatz.“ Julian seufzt selig. Aaron Meyers. Sein Mister Right. Und die Sache mit Geheimnis und Wahrheit… „Das kommt noch.“ Daran hat Julian keinen Zweifel. Über die letzte Mauer gehechtet sieht er bereits seine ersten Kollegen ihr Frühstück auf den Asphalt verteilen. Die glücklichen. Sie hatten wenigstens ein Frühstück…()
 

Vierzehn Minuten nach dem Telefonat bin ich am Tatort. Das Handschuhfach geöffnet hole ich meine Marke heraus – die begleitet mich überall hin. Eine Waffe habe ich nicht im Fach. Egal. Die Leiche wird schon nicht aufspringen… Ah ja. Die Wette mit mir habe ich gewonnen – oder verloren – und schulde mir fünf Kröten.

Julian steht am Absperrband und wirft einen Blick auf meine Marke, lächelt und hebt das Band. Sein Zwinkern sehe nur ich und meines sieht nur er. Fünfzehn Minuten nach dem Telefonat bin ich bei der Leiche.

Diesmal ist der Fundort die Rückseite eines Supermarktes. Die Filialleiterin hat ihn entdeckt und sofort die Cops alarmiert.

„Da bist du ja endlich! Wie siehst du denn aus? Wolltest du zu einem Begräbnis? Oder kommst du von einem?“ höre ich Berger rufen und ignoriere es. Charlene winkt mich zu sich und das ist mir wichtiger. Wie üblich macht sie mir Platz und lässt mir Zeit und Ruhe. Meine Hände in Einmal-Handschuhe – diesmal aus Latex – steckend gehe ich in die Hocke.

Nackt, wie schon der erste Tote. Die Kehle durchtrennt. In der gleichen Position sitzend, die Hände die Blöße verbergend. Keine Abwehrverletzungen. Der Brustkorb auf identische Weise geöffnet. Ein Schnitt längs, einer quer. Die Haut weggeklappt wurden die Rippen eingeschlagen und das Herz herausgerissen. Darm quillt aus dem Bauch und ein Teil der anderen Organe liegt um den Mann verstreut. „Todeszeitpunkt?“

„Schwierig zu bestimmen.“ Unsere Pathologin seufzt. „Gestern Abend. Zwischen acht und zwölf.“ Ihr taxierender Blick trifft mich. „Ron. Der Täter hat dir eine Nachricht dagelassen.“ erklärt sie und reicht mir eine Klarsichttüte. Darin ein Farb-Foto, in der Größe eines Buches. Den Knicken nach war es zweimal gefaltet. Darauf zu sehen: Detective Aaron Meyers. Diese Aufnahme stammt von gestern. Sichtbar an der Hülle mit dem Hemd in meiner Hand. Nach der Tatortbesichtigung aufgenommen. Dem Hintergrund nach am Revier.

Wenn ich dem Blickwinkel folge… Ich könnte herausfinden, wo sich der Scheißkerl dafür versteckt hielt… Möglicherweise hat er Spuren hinterlassen…

„Es war im Mund des Opfers.“ unterbricht Charlene meine Grübeleien. „Statt der Zunge.“ Sie sieht mich besorgt an. „Glückwunsch.“ meint sie ironisch. „Du hast einen Stalker.“

„Ja… Echt to…“

„Ich weiß, wer unser Opfer ist!“ krakeelt Berger dazwischen und fragt gar nicht erst, ob ich den toten Mann nicht auch erkenne. „Dein Schlitzer hat diesmal einen Cop geschlitzt.“ Die Fäuste in den untersetzten Hüften grinst er auf mich herab und ich überlege, ihm seine Waffe aus dem Gürtelholster zu ziehen und aus diesem Tatort einen zweiten zu machen. Mit Berger als Leiche. BÄNG. BÄNG. BÄNG. Bis das Magazin leer ist!

„Jawoll!“ tönt er. „Das ist Karl Lipinski. Chief vom dreizehnten Revier. Drüben. In Bronkston.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ElliotAlderson
2012-02-25T15:57:13+00:00 25.02.2012 16:57
Böser Cop und noch viel böserer Cop- das Spiel gefällt mir xDD
Ich mag es, dass Julian anscheinend auch nicht ganz von dieser Welt ist, auch wenn er anscheinend nicht mit Katzen reden kann...oder er hört einfach nicht richtig zu...:'D
Berger mal wieder, einerseits sind seine Auftritte so nervig, andererseits amüsiert der Kerl mich auch irgendwie...ist wohl so wie bei Supes...XD
Von:  Witch23
2012-01-21T18:15:25+00:00 21.01.2012 19:15
Julian ist etwas anderes als Aaron aber auch nicht von dieser Welt überraschung nu hör aber bald mit der Geheimniskrämerei auf, ... bitte.

bin echt gespannt wer der Täter ist?
Von:  Nami_van_Dark
2011-09-06T12:01:22+00:00 06.09.2011 14:01
finde den Kmapf zwischen den beiden echt super
Mhhhh kann es sein das auch Julian zu ihnen gehört?
endlich haben die beiden das bekommen was sie wollten

schade Berger immer noch nicht Tot
*extrem böses Lachen*


Von:  K2K
2011-09-04T22:06:42+00:00 05.09.2011 00:06
Zum Kapitel davor:
Aber hallo, da is Lars aber um einiges netter zu seiner "Spielgefährtin" xD
Wolltest daraus kein Adult machen? ^^
Aber hey, zumindest haben die beiden endlich mal das bekommen, was sie wollten! xD

Zu diesem Kapitel:
Okay, Julian ist offensichtlich keine Schildkröte und mein neuer Verdächtiger ist jetzt einfach mal Sundora, diese Doofnaivität - niemand würde je darauf kommen! xD
Spaß beiseite, ich hab keine Ahnung - du wahrscheinlich auch immer noch nicht, oder? xD


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