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That's life

Wann, wenn nicht jetzt?
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Unterhaltungsprogramm und Unglück

Kapitel 6 Unterhaltungsprogramm und Unglück
 

Der ungewöhnlich warme Dezemberanfang führte dazu, dass bei Peregrin nicht wirklich Weihnachtsstimmung aufkam, obwohl der Laden natürlich weihnachtlich geschmückt war.

Selbst der Spaziergang über den Schlachtezauber an der Weser, den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, hatte bei ihm keine Weihnachtsstimmung geweckt. Obwohl er wie immer gerne im Dunkeln an den mit Fackeln beleuchteten Stände vorbeigeschlendert war um Weihnachtsgeschenke zu suchen. Die Schmuckstände, der Beerenweinstand, aber auch die Ledersachen und die Kleidung, welche feilgeboten wurden, hatten ihm gefallen. Besonders schön war es allerdings gewesen, dass er nicht alleine gewesen war, sondern mit Marco, Marie und Erzi die Zeit dort verbracht hatte.

Auch die große Keksbackaktion Ende November war richtig lustig gewesen, dennoch für Winter war es einfach zu warm, fand Peregrin.

Er sah sich in seinem Zimmer um und schmunzelte als sein Blick auf das Papierrotkelchen über seinem Schreibtisch fiel. Es hing dort an Perlonfäden, als wolle es sich im Sturzflug auf die Kekskrümel auf der Schreibtischplatte stürzen.

Peregrin reckte sich und legte das Matheheft weg. Die Aufgaben aus der Berufschule empfand er als ätzend langweilig, schließlich hatte er das Abitur bestanden. Obwohl er nicht lernte, schrieb er dort fast nur Einsen, was ihn bei den anderen Schülern nicht beliebt machte. Er seufzte, nun egal, er musste die Berufschule machen, es gehörte zur Ausbildung und Ende.

Zumindest hatte er sich schon den ganzen Tag über auf den Abend freuen können.

Jetzt blieb nur die Frage, was er anziehen wollte. Für sein Lieblingsshirt war es auf jeden Fall zu kalt. Peregrin stand auf und kramte in seinem Kleiderschrank herum. Er entschloss sich dann doch, das T-Shirt mit dem Skelettraben zu tragen, welches früher seinem Bruder gehört hatte. Da es zwar für Dezember zu warm war, aber dennoch kalt, zog er einen dünnen schwarzen Rollkragenpulli unter das Shirt. Mit der Winterjacke sollte das genügen. „Eigentlich müsste ich dringend mal aufräumen, doch das kann ich auch später noch.“, dachte er, als er den alten Walkman auf seinem Bett bemerkte, sowie die auf dem Boden verstreuten Bücher und Klamotten. Jetzt sollte er zusehen, dass er zur Straßenbahn kam, sonst käme er noch zu spät. Rasch zog er Winterjacke, Schal und Mütze an und nahm den schwarzen Rucksack mit, den er immer mit hatte. Seine Handschuhe fand er auf die Schnelle nicht. Es würde schon so gehen, es war ja nicht so frostig.

An der Domsheide überlegte er kurz, ob er vielleicht doch laufen sollte, aber da die nächste Bahn schon in einer Minuten angekündigt war, nahm er diese.

Am Cinema warteten Marie, Marco und Erzi schon. Zusammen betraten sie das Kino und bezahlten die Karten. Im Foyer meinte Marie: „Cool das ,Der Sternwanderer’ noch läuft. Bin gespannt, ob er mit dem Buch mithalten kann.“

„Buch? Der basiert auf einem Buch?“, fragte Marco.

„Ja, von Neil Gaiman und das war echt klasse. Ich hoffe sie haben es nicht verhunzt.“

„Wird sich zeigen. Aber ganz schöne Starbesetzung. Sienna Miller, Michele Pfeiffer, Robert de Niro, dabei soll es eine low-buget-Verfilmung sein.“, murmelte Peregrin.

„Hast du etwa auch das Buch gelesen?“, grummelte Marco.

„Nee, nur die Kinovorschau. Aber den Autor des Romans kenne ich.“

„Die Sandman-Comics, wetten?“, kam es von Marie.

„Gewonnen, was willst du als Preis?“

„Hm, eine Cola.“

„In Ordnung, ich besorg mir dann gleich noch Popkorn.“

„Super“, Marie grinste Peregrin an.

„Wieso, es ist mein Popkorn oder willst du etwa naschen?“, erkundigte sich Peregrin.

Natürlich nasche ich!“, gab Marie zu.

„Alles klar. Also eine extra große Tüte.“

„Hey, ich nasche nur, ich ess’ dir schon nicht die ganze Tüte leer. Ich mache schließlich Diät!“, fauchte sie ihm hinterher.

„Oh, dass erklärt einiges. Zwei Tüten, vorsichtshalber.“ Peregrin sah zu, dass er aus Maries Reichweite kam, indem er zum Verkaufstresen floh. Er hörte, wie Erzi beschwichtigend auf Marie einredete, welche nun mit verschränkten Armen und Schmollmund an ihren Freund gelehnt da stand. Marco hatte sich zur Seite gedreht, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass Marie so sein Schmunzeln nicht mitbekäme.

Mit zwei Tüten Popkorn und zwei Bechern Cola beladen trat Peregrin an Marie heran. „Hier, deine Cola und eine eigene Tüte Popkorn.“

Marie schnaubte, nahm aber beides in Empfang.

„Und wir?“, fragte Erzi.

„Du kannst ja versuchen, ob deine Freundin dir etwas abgibt und Marco kriegt was von mir.“, schlug Peregrin vor.

Erzi musterte Marie skeptisch, dann ging er Popkorn kaufen, was Marie einen empörtes: „Rafael!“, entlockte.

In dem kleinen Kinosaal mit den roten Sesseln suchten die vier sich Plätze, von denen aus sie einen guten Blick auf die Leinwand hatten. Die typische, romantische Yes-Törtchenwerbung mit ihrem „Kleine Torte, statt vieler Worte“, flackerte über die Leinwand, während die vier schon Popkorn knabberten. Zwischendurch mokierte sich Erzi über die Kinowerbung, wenn sie ihm viel zu blöd erschien. Schließlich begann der Film. Schweigen senkte sich über das Publikum. Peregrin prustete verhalten, als Prinz Septimus Prinz Primus ermordete. Auch bei den weiteren Szenen mit den Geistern der Prinzen lachte er leise. Der Film gefiel ihm wirklich. Ein Lachen rauschte durch den Saal, als der Stern erklärte, dass er hier herunter gekommen sei und genau hier mit einem magischen, fliegenden, Vollidioten zusammengekracht sei!* Auch die Luftpiraten ernteten ein paar Lacher.

Noch während des Abspanns verließen sie den Saal um sich ins Café des Kinos zurückzuziehen, wo sie über den Film diskutierten. Marie gestand, dass ihr de Film erstaunlicherweise, sogar etwas besser als das Buch gefalle. Und Robert de Niro als Käpt’n Shakespear sei einfach nur genial. Etwas worin ihr alle zustimmten.

Peregin wurde von ihr ausgequetscht welches seine Lieblingsfiguren in den Sandman-Comics seien. Er antwortete mit: „Dream, Delirium und Death.“ Woraufhin ihm erklärt wurde, dass sie sich schon hätte denken können, dass Death zu seinen Lieblingen zählte.

Es wurde ziemlich spät bei Wein und Cola und ein paar Knabbereien. Draußen waren die Temperaturen heruntergegangen. Peregrin fröstelte und zog den Schal enger. Leichter Regen hatte eingesetzt, der auf dem kalten Boden gefror. Nach ihrer üblichen Abschiedsorgie, verabredeten sie sich für den dritten Advent zum letzten Kochtreffen des Jahres.

Von der Straßenbahn aus lief Peregrin langsam und behutsam durch die dunklen Einbahnstraßen der Neustadt. Die Luft war feucht und dennoch eisig. Sterne konnte er nicht ausmachen, nicht einmal der Mond drang durch die Wolken. Schaudernd stopfte Peregrin seine Hände tiefer in die Jackentaschen. T-Shirt und Unterziehrolli war nun doch zu kühl.

Das Metalltürchen vor seinem Wohnhaus stand halboffen. Peregrin schlüpfte hindurch und betrat die Treppe. Sein Fuß glitt weg. Weil er die Hände in den Taschen hatte gelang es ihm nicht nach dem Geländer zu greifen. Die Welt kippte. Das Letzte, was er spürte, war wie sein Kopf gegen etwas hartes, scharfkantiges prallte.
 

~~~tbc~~~
 

*in: Der Sternwanderer, Marv Films, Regie, Matthew Vaughn, 2007.

Das bittere Ende, kurz und schmerzlos. Und nun nur noch der Prolog. Seufz. Ich habe Peregrin richtig lieb gewonnen. Und ich wollte nicht, dass irgendwer in der Story Schuld an diesem Unglück trägt. Ach, zum Wetter, ich habe nur herausbekommen, dass der Dezember 2007 extrem warm war für Dezember. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht doch irgendwann Eisregen gegeben hat.

Vielen Dank für die Kommentare an Ran24 und Miezel.

Danke, an die Freischalter für die rasche Bearbeitung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  nufan2039
2011-11-10T08:49:22+00:00 10.11.2011 09:49
wusste ich es doch. böses Ende, was man schon am Anfang des Kapitels gespürt hat...
Von: Futuhiro
2011-07-16T13:02:58+00:00 16.07.2011 15:02
Aua, das kam aber plötzlich. Nach den ganzen vorherigen Kapiteln, wo ja alles so Friede/Freude/Eierkuchen war, hätte ich jetzt nicht wirklich mehr mit sowas gerechnet.
Jetzt bin ich um so gespannter auf den Epilog.
Ich find´s gut, daß kein anderer Mensch an dem Unfall Schuld war. Das macht es zwar nicht undramatischer, aber irgendwie ... fair (kann man das so sagen?). Naja, jedenfalls kommt es so rüber, als wär´s Schicksal, und nicht so als ob irgendein Bösewicht ihn vor seiner vorherbestimmten Zeit hintertückisch um die Ecke gebracht hätte.
Von:  Miezel
2011-07-10T08:34:28+00:00 10.07.2011 10:34
Wow was für ein Ende. Ich wußte doch, dass ich mich davor grause. Aber ich bin ein Optimist. Per wird definitiv gerettet, weil seine Omi ein ungutes Gefühl hat und nach dem Rechten sehen will oder weil sie gerade seine Lieblings-Weihnachtskekse gebacken hat und ihn nur schnell ein kleines verspätetes Nikolausgeschenk aufs Kopfkissen legen wollte oder er kommt wieder zu sich und kann den Notrufknopf betätigen. Wie gesagt, ich bin ein Optimist und bastel mir ein glückliches Ferdervieh(Happy Ente). Ich hoffe es nimmt mir keiner übel, dass ich das Drama verweigere.
Sehr schöne Story, mit viel Liebe zum Detail geschrieben.

LG Mau
Von:  Ran34
2011-07-10T07:02:45+00:00 10.07.2011 09:02
Das kannst du doch nicht machen! TT.TT
*Buhuuu* ist das traurig...
Er wird doch nicht verbluten oder? Q.Q
Bitte, bitte nicht. Ich bin zu geschockt, um etwas anderes zu schreiben. >.<

lg~


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