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That's life

Wann, wenn nicht jetzt?
von

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Ein Abschied

Ein Abschied
 

Die Hacken des Jungen schlugen rhythmisch gegen die Stuhlbeine. Er stocherte mit der Gabel in seinem Essen herum. Die Erwachsenen am Tisch unterhielten sich lautstark. Der Blick des Jungen glitt zu den weißen Nelken in der Vase hinter seinem Teller. Sam hatte Nelken nie gemocht.

Ein Lachen ließ den Jungen zusammenzucken. Er sah sich nach der Frau um, die gelacht hatte. Eine seiner Tanten, die in ihrem schwarzen Kleid entsetzlich bleich aussah. Der Neunjährige legte die Gabel zur Seite. Warum lachte sie? Es gab keinen Grund zum Lachen. Durfte man jetzt lachen? Vielleicht hätte Sam sich darüber gefreut.

Konnte man Kapuzinerkresse in Sträuße packen, oder verwelkte sie zu schnell? Der Junge schob seinen Stuhl zurück. Er wollte raus, obwohl ihm dann nur noch wärmer wäre, in seinen schwarzen Klamotten.

„Wo willst du hin?“

Der Junge sah seine Mutter an.

„Zu Sam!“

Er beobachtete wie sie zwinkerte. Ihre Augen waren rot, trotz der Schminke, welche sie aufgelegt hatte. „Aber...“, sie brach ab, knüllte das Taschentuch in der Hand nur noch fester zusammen und betupfte ihre Augen.

„Ich begleite ihn, Karen. Ein Spaziergang wird mir gut tun. Gib mir mal seinen Rucksack.“

Die Großmutter des Jungen stand auf. Sie ging mit ihm zum Auto.

Das Auto hielt an der Sackgasse, die zur Rolandklinik führte, da der Klinikparkplatz nur für Besucher gedacht war. Die beiden stiegen aus. Der Junge atmete den trocken Sommerduft ein. Zusammen gingen sie in Richtung Werdersee. Auf der Wiese direkt vor der Klinik war ein beiger Stand aufgebaut. Ein Liegerad stand daneben.

„Magst du ein paar Quarkbällchen?“

Der Junge nickte. Am Stand war viel Betrieb. Sie mussten eine Weile warten. „Herrliches Wetter nicht? Was darf’s sein?“, wollte der Verkäufer wissen.

„Eine Portion Quarkbällchen, bitte.“

„Und eine für Sam!“

„Aber...“ Die alte Frau schlucke. „In Ordnung, wir nehmen auch eine Portion für Sam mit.“ Ihre Stimme klang rau. Der Junge trug seine Tüte mit Quarkbällchen und aß sie langsam, während sie am See entlanggingen. Die Hand der alten Frau hatte sich fest um die andere Tüte gekrampft.

„Du weißt doch, was mit Sam ist?“, fragte sie vorsichtig nach.

Der Junge nickte bedächtig. „Ich bin doch nicht blöd!“

Auf den entrüsteten Blick seiner Großmuter hin seufzte der Junge. „Es tut mir Leid. Darf ich Kapuzinerkresse für ihn sähen?“

„Das ist aber keine passende Blume.“

„Aber, die mochte er doch so gerne.“

„Zum Sähen ist es jetzt etwas zu spät. Ich besorg dir ein paar junge Pflänzchen, die kannst du... dann einsetzen, wenn du magst.“

Wieder nickte er ernst.

Der Weg, den sie entlanggingen wurde von alten Linden beschattet, welche hinter einer kleinen Mauer wuchsen. Sie durchquerten ein verschlungenes gusseisernes Tor. Der Junge folgte seiner Großmutter durch die Reihen der Gräber. Schließlich erreichten sie den Platz, wo sie vor kurzem Sam das letzte Geleit gegeben hatten. Die Arbeiter waren gerade dabei das Grab zu zuschütten.

„O-Oma, wenn Sam die nicht mehr essen kann, gib sie doch den Leuten hier.“, brachte der Junge hervor, bevor er sich umdrehte und vom Friedhofsgelände rannte. Er stürzte über den Radweg und warf sich am Ufer des Sees ins Gras. Dort vergrub er das Gesicht in den Armen. Heftige Schluchzer schüttelten ihn. Kurz darauf kam seine Oma zu ihm.

„Hast du dich verletzt?“

„N-nein!“, schluchzte er.

Sie setzte sich neben ihn ins Gras und strich ihrem Enkel beruhigend über den Rücken.
 

~~~tbc~~~
 

Authors note. Bin mal gespannt, ob mir jetzt schon jemand sagen kann in welcher Stadt die Story spielt. Ja, sie spielt in einer real existierenden Stadt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  nufan2039
2011-11-10T07:43:28+00:00 10.11.2011 08:43
Ich finde den Anfang deiner Story sehr gut. Man entwickelt gleich ein Gefühl für die Situation und ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Von: Futuhiro
2011-07-15T19:49:53+00:00 15.07.2011 21:49
Oha ... Also ich hab Dramas bisher nie sonderlich gemocht, aber ich fang einfach mal an, deine Story zu lesen. ^^
Du lässt die Leser gleich mal richtig in die Geschichte reinstolpern, ohne viel Vorgeplänkel, das finde ich schonmal gut. Das hat diesen <Hä?>-Effekt, der zum Weiterlesen animiert. Der Junge ist mir schonmal sympatisch, so für´s Erste. Bin gespannt, wie es weitergeht.
Von:  Miezel
2011-07-03T11:52:38+00:00 03.07.2011 13:52
Du fängst gleich mit dem Drama. Ich hasse Beerdigungen. Aber du bringst das nicht so richtig verstehen können, dass es nicht mehr so ist wie es einmal war, sehr gut rüber.


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