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Ai no hana

Naruto & Sasuke
von

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Ai no hana

Prallender Sonnenschein.

Dieses Wetter herrschte nun schon seit mehreren Wochen vor und während sich meine Klassenkameraden und -kameradinnen in den letzten Ferien an der Hitze erfreuten, begannen die Blumen meiner Mutter unter der Dürre sichtlich zu leiden.

Deshalb stand ich auch an diesem Tag wieder draußen, mit dem langen Wasserschlauch in der Hand und gab den Pflanzen das, wofür die Natur momentan nicht sorgen wollte. In gewisser Hinsicht erfreute es mich zu wissen, dass mir die Blumen meine Mühe danken würden, indem sie noch eine ganze Zeit meine Augen mit ihren wundervollen, abwechslungsreichen Farben beehrten.

Insgesamt war dies ein schöner Tag.

Sorglos und friedlich, genauso wie ich meine freie Zeit am liebsten verbringe. Zumindest solange ich nicht mit ihm zusammen war. Ein leichtes Lächeln zierte bei diesem Gedanken meine Lippen, als ich mich der Sonne entgegen blinzelnd dem nächsten Beet widmete und auch dies in ein angenehmes Nass tränkte.

Einmal sog ich die leicht schwüle Luft tief in meine Lungen, während meine Füße mit dem feuchten Gras zu spielen begannen und ich mich einfach rundum wohl fühlte. Nicht zuletzt durch die Vorfreude auf das strahlende Gesicht meiner Mutter, sobald sie von ihrem Einkauf zurückkäme und feststellen würde, dass ich bereits die Gartenarbeit für sie verrichtet hatte.

Das war eine der schönsten Belohnungen, die ich mir für mein Tun vorstellen konnte. Der spielerische Wind begann nun leicht meine Nase zu kitzeln, verleitete mich auf sanfte Weise dazu die Augen zu schließen und mich ganz meinen träumerischen Gedanken, die größtenteils um diesen Garten kreisten, hinzugeben.

"Hey, Sasuke! Träumst du wieder?", schreckte mich nun diese altbekannte Stimme, mit ihrem leicht rauen und doch so kindlichen Klang aus meinen Tagträumereien auf. Gleichzeitig legte sich diese große Hand rüttelnd auf meine Schulter, zwang mich unmittelbar den Kopf zur Seite zu reißen und wieder ein ganz anderer Mensch zu sein.

Eine Fassade, die ich in seiner Gegenwart niemals ablegen konnte. Sobald Naruto da war, war ich anders. Ganz anders, als ich sein wollte.

"Musst du dich so anschleichen, Dobe?", zischte ich ihm entgegen und wandt anschließend wieder abweisend den Blick von ihm.

"Wenn du jedes Mal dein Gesicht sehen könntest, dann wüsstest du, warum ich das tue", lachte er mir entgegen und klopfte mir herzlich auf die Schulter, ehe er seufzend von mir abließ.

Neben uns hörte ich nun die Vögel zwitschern, vernahm das laute Geräusch des Wassers, das aus dem Schlauch hervorstieß und war mir ganz plötzlich im Klaren darüber, dass mit Narutos Auftreten nicht nur mein anderes Ich, sondern auch die geliebte Ruhe wie verpufft war.

"Was ist? Wollen wir was unternehmen?", quatschte er mich wieder von der Seite an und als ich daraufhin zu ihm schielte, erkannte ich das breite, gütige Grinsen, das sein hübsches Gesicht zierte. Dass er sich mit mir verabreden wollte war ganz natürlich, schließlich klebten wir seit einigen Jahren wie Baum und Borke aneinander.

"Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin", lehnte ich nur wie gewohnt zunächst ab und versuchte ihn in einen ernsten, abweisenden Augenkontakt zu verwickeln, doch Naruto überging meinen Versuch ganz einfach, indem er schlichtweg seine Lider für einen Moment senkte.

"Dann lass mich dir helfen. Ihr habt doch sicher zwei Schläuche oder etwa nicht?", fragte er und sah sich bereits forschend in unserem Garten nach besagtem Utensil um. Noch ehe ich irgendetwas darauf erwidern konnte, stapfte er auch schon zielstrebig in eine Richtung und kehrte nur Sekunden später tatsächlich mit dem zweiten verfügbaren Schlauch zurück, der damals aufgrund von Itachis und meinen Zankereien, wer denn nun gießen dürfe, angeschafft worden war.

"Los geht's!", rief er aus, verbreitete mit seinem euphorischen Geschrei eine regelrechte Partystimmung und fokussierte nun mit dem deutlich zu harten Wasserstrahl das letzte zu bewässernde Blumenbeet.

Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte ich diesen Anblick, konnte die Qual, der die Rosen ausgesetzt waren, förmlich spüren und biss mir fest auf die Unterlippe: Naruto war wirklich ein Trampel. Schon immer gewesen. Er hatte keinerlei Ahnung, wie man mit Zerbrechlichem umging. Wahrscheinlich einer der unzähligen Gründe für die Tatsache, dass er noch immer keine Freundin hatte.

"Pass doch auf, du Idiot!", schrie ich nun völlig außer mir, ließ meinen Schlauch fallen und riss ihm seinen mit einer ruppigen Bewegung aus der Hand. Schnell drehte ich die Stärke herunter, spürte dabei Narutos irritierten Blick auf mir ruhen und reichte ihm schließlich wieder das Objekt, das zur Rettung und nicht zur Vernichtung der Pflanzen eingesetzt werden sollte.

Nachdem er mir den Schlauch abgenommen hatte, nahm ich stillschweigend wieder meinen zur Hand, begutachtete die deutliche Wasserpfütze, die sich zu meinen Füßen gebildet hatte, schnaubte einmal und entschloss mich aber dazu, es gut sein zu lassen und mich kommentarlos wieder meiner Arbeit zu widmen.

"Du...liebst diese Blumen, nicht wahr?", fragte er vorsichtig und mit besonders sanfter, warmer Stimme nach, so dass es mir augenblicklich kalt den Rücken hinunter lief. Ein berauschendes Gefühl, wenn man an die vorherrschenden Temperaturen dachte.

"Das hat damit doch gar nichts zu tun", murmelte ich, deutlich von seiner beruhigenden Stimmlage eingelullt und stemmte lässig eine Faust in die Seite, während ich beobachtete wie die Blüten langsam von einem Schleier aus Wasser bedeckt wurden.

"Aber meiner Mutter sind sie wichtig. Und mir deshalb auch", ergänzte ich mit einem Lächeln, das meiner wundervollen Mutter galt und führte meine Prozedur noch sorgsamer fort.

"Verstehe", lachte Naruto, der in jenem Moment vermutlich seine Gedanken ebenfalls seiner Mutter zukommen ließ, die jedoch seit einigen Wochen mit ihrem Mann, dem Geschäftsführer der Uzumaki-Corporation, einem weltweit führenden Softwarehersteller, auf Geschäftsreise war. Seitdem hatte Naruto die große Wohnung ganz für sich allein. Anfangs hatte er sich selbstverständlich über diesen Umstand gefreut, doch allmählich bemerkte ich an der Tatsache, dass er mehr und mehr den Kontakt zu mir suchte, auch die daraus resultierende Einsamkeit, die ihm einfach nicht gefiel.

"Sag mal, hast du schon mal einem Mädchen so eine Rose geschenkt? Die stehen doch sicher auf so einen Romantik-Kram, oder nicht?", fragte er nun und ich konzentrierte mich zunehmend mehr darauf, den Blumen nicht zu viel Wasser zu geben, während ich seinen Worten lauschte.

"Das kommt ganz auf das Mädchen an. Aber nein, hab' ich nicht. Noch nicht", betonte ich und ließ meinen Blick langsam zur Seite schwanken, wo er schließlich auf eine der berüchtigten roten Rosen traf. Rote Rosen waren ein Ausdruck der Liebe. Sehr wahrscheinlich sprach Naruto genau von diesen Blumen und nicht bloß von irgendwelchen.

"Würdest du mir dann eine schenken?", fiel er plötzlich mit der Tür ins Haus und ich wandt meinen Blick direkt wieder ausweichend zur anderen Seite, so dass ich keinesfalls Gefahr lief, seinen Augen zu begegnen. Ich betrachtete nun wieder ausschließlich das Beet vor mir und versuchte mich vollends darauf zu konzentrieren. Wusste Naruto denn nicht, was er da eben gesagt hatte? Nein, vermutlich wusste er das nicht. Er gab immer derart planlose Kommentare von sich. Ohne irgendwelche Hintergedanken.

Eigentlich sollte mich diese Tatsache erleichtern, doch das tat sie schon seit Längerem in vergleichbaren Situationen nicht mehr. Viel mehr ließ sie meinen Blick trüb werden und mein Herz postwendend wieder langsamer schlagen.

"Hey, Sasuke. Warum trägst du eigentlich noch immer dein Shirt? Wir haben schließlich dreißig Grad im Schatten! Du musst schwitzen - und stinken - wie ein Tier!", grölte mir Naruto nun entgegen, ohne an das vorherige Thema anzuknüpfen, geschweige denn eine Antwort abzuwarten - die zugegeben wohl ohnehin ausbleiben würde - und ließ mich aufgrund seiner schrillen Tonlage abrupt mit dem Kopf nach oben fahren.

"Hä?", war das Einzige, was mir auf die Schnelle dazu einfiel. Ich konnte seinen Gedankensprüngen, die mich teilweise an die einer Frau erinnerten, manchmal überhaupt nicht folgen. Doch nachdem ich einige Sekunden in sein fröhlich lachendes Gesicht gesehen hatte, kam seine Aussage nun auch komplett bei mir an. Während ich darauffolgend seinen nackten, gebräunten Oberkörper unter die Lupe nahm, rümpfte ich einmal die Nase und wusste direkt, dass das nur wieder ein Vorwand war, um mich aufziehen zu können.

"Nix 'hä'! Du siehst aus wie 'ne Kalkleiche! Und wenn du dich nicht der Sonne aussetzt, dann wird sich daran auch sobald nichts ändern", stichelte er, bemerkte nebenbei, dass er seit einiger Zeit ein und denselben Rosenbusch goss und versuchte postwendend zu retten, was zu retten war, ehe er anfügte: "Oder is' dir das peinlich neben meinem geilen Body?"

Ein Zucken fuhr durch meinen Körper, das in einem schelmischen Grinsen ausklang und mich wie von selbst sagen ließ: "Oh ja, ich bin absolut neidisch auf deine erhabene Schönheit, Usuratonkachi." Daraufhin ließ ich mit meinen Blicken ein wenig meinen Charm spielen, weshalb er auch sogleich verdattert den Blick von mir abwandte.

Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen ich mich abermals auf meine Arbeit zu konzentrieren versuchte, bis mich plötzlich etwas Eiskaltes, Prasselndes erwischte, das sich als das Wasser des Schlauchs entpuppte. Wie eine wasserscheue Katze machte ich darauffolgend einen Satz zur Seite, verlor beinah das Gleichgewicht und erblickte nur Narutos skrupellose Visage, die sich prächtig an meinem Schaden zu erfreuen schien. "DU!", schrie ich empört, konnte mir ein Lachen aber auch nicht länger verkneifen und revanchierte mich nun, indem ich ihn ebenfalls nass spritzte.

Unser Herumgealber, das nicht unbedingt dem von 19-jährigen Männern, die gerade ihre letzte Freizeit nach dem bestandenen Abitur genossen, entsprach, erstreckte sich über eine Zeitspanne von mindestens fünf Minuten, sowie über den halben Rasen, ehe wir wieder zur Ruhe kamen und ich mir erneut wie ein Grundschüler vorkam, der sich mit seinem älteren Bruder spielerisch zankte.

Letzten Endes waren wir beide zwar pitschnass, aber auch voller guter Laune. Und gegen eine Abkühlung war bei diesem Wetter ohnehin nichts einzuwenden. Es war viel mehr eine Wohltat.

"Jetzt musst du's so oder so ausziehen!", schnaufte Naruto und grinste mich triumphierend an. "Sonst erkältest du dich noch!"

Ein paar Mal blinzelte ich und versuchte abzuwägen, ob er das, was er sagte auch wirklich ernst meinte. Schließlich trocknete das Shirt bei diesen Temperaturen binnen weniger Momente. Aber der Schlauste war Naruto eh noch nie gewesen. Ich möchte meinen, dass er das Abitur ohne meine Hilfe niemals auf die Reihe bekommen hätte.

Aber um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen und unserem Kleinkind seinen verdienten Triumph zu gönnen, streifte ich mir schließlich das Shirt ab, knüllte es zu einem Ball zusammen und warf es in hohem Bogen direkt auf einen der fünf Gartenstühle, die dort um einen Tisch versammelt auf der Terrasse standen.

"Na geht doch. Siehste, jetzt fühlste dich gleich viel freier. Nicht wahr, Sasuke?", lachte Naruto, sichtlich zufrieden und legte einen Arm um meine Schulter.

Zur Antwort drehte ich nur abermals das Wasser des Gartenschlauchs auf und verpasste ihm eine ordentliche Dusche mitten ins Gesicht. Der Gesichtsausdruck, den er dabei machte, entlockte mir ein schadenfrohes Lachen.

Doch auch Naruto, der mich zwar kurzzeitig mit einem genervten Blick musterte, konnte schließlich nicht anders, als ebenfalls zu lachen.

Bei ihm war ich wirklich immer völlig anders. So anders, dass mein Bauch auf mein Verhalten mit einem unschönen Kribbeln reagierte, das oftmals sogar in regelrechte Bauchschmerzen abdriftete.

"Wir sind doch jetzt eigentlich fertig, oder nicht? Lass und doch noch zu mir nach Hause gehen. Da gibt's Eis und Limo. War heute extra noch einkaufen", schlug mein bester Freund nun mit seinem ewig präsenten Gute-Laune-Lächeln vor und obwohl ich über das Wort 'extra' stolperte, nickte ich nur zustimmend.

Mit einem Mal erschien mir dieser Tag perfekt. Ich freute mich ungemein auf die gemeinsame Zeit mit Naruto und rief mir seine Frage von vorhin wieder in Erinnerung, die ich nicht einmal beantwortet hatte. Von meinem plötzlichen Glücksgefühl angetrieben, nahm ich schließlich die immer griffbereite Gartenschere zur Hand und knippste eine von unseren Rosen ab, die ich daraufhin mit einem verträumten Lächeln musterte.

"Was machst du denn da?", fragte Naruto nun neugierig über meine Schulter hinweg und ich fuhr zeitgleich so erschrocken nach oben, dass ich ihm beinah mit dem Kopf einen Kinnstoß verpasst hätte. "W-wie?", holperte ich nun über mein eigenes Wort hinweg, hielt dabei den von Dornen umgebenen Rosenstengel fest umklammert und starrte in diese Augen, die mir in jenem Moment noch viel blauer und weiter, als der Himmel selbst erschienen.

Narutos Augen wanderten an mir herab, hielten schließlich an einer Stelle inne und ich beobachtete, wie sich auf seinem Gesicht ein sanftes Lächeln bildete, seine Lider sich blinzelnd senkten und er mir zuflüsterte: "Ist die für mich?"

Mir blieb auf einmal die Luft weg. Was war das denn hier? Die Situation war viel zu ungewohnt und viel zu komisch für mich, als dass ich sie auch nur noch eine Sekunde länger hätte ertragen können. Deshalb drückte ich ihm die Rose mit einem Ruck in die Hand, so dass sie beinah zerbrach und ging schnellen Schrittes, sowie mit hochrotem Kopf an ihm vorbei.

Von Peinlichkeit berührt, fasste ich mir an die Stirn, konnte mir selbst nicht erklären, wie ich auf diese bescheuerte Idee gekommen war und blieb schließlich vor unserem kleinen Tor stehen, ehe ich unseren Garten auch nur mit einem Fuß verließ. Meine Augen erblickten nun Narutos neues Mountainbike, das stolz an unserem Zaun lehnte und nur darauf wartete, wieder durch allerlei Dreck und über die gefährlichsten Hügel hinweg gefahren zu werden.

"Danke", raunte mir nun plötzlich eine markante Stimme zu und ließ mich abermals in mir zusammenfahren. "Sagte ich dir nicht, du sollst dich nicht so- ", begann ich zu schreien, während ich mich zu ihm drehte, um meiner Aussage mehr Nachdruck zu verleihen, doch als ich letztendlich sein glückliches Gesicht erblickte, das logischerweise auf meine Kosten ging, konnte ich nicht anders, als zu verstummen.

"Na dann mal los", grinste er - nun wieder ganz der Alte -, klemmte sich die Rose hinter sein linkes Ohr und schritt stolz an mir vorbei, direkt auf sein Mountainbike zu.

"Tut das nicht weh?", stammelte ich perplex, als ich mich ebenfalls in Bewegung setzte und meinte damit natürlich die Dornen, die sich an einer Rose nur so tummelten.

"Nö, hab' die Stacheln abgebrochen, falls du das meinst", lachte Naruto mit einem Fingerschnippen und schwang sich elegant auf sein Rad, als würde er geradewegs seine Yamaha erklimmen.

Stacheln?

Abgebrochen?

Mein Kopf begann zu arbeiten. Ich konnte es nicht fassen!

"Du...Usuratonkachi...", grummelte ich mit finsterer Miene, packte ihn einmal mit beiden Händen am Hals und schüttelte ihn kräftig durch, während ich das schrie, was ich vorhin noch insgeheim gedacht hatte: "Du hast wirklich keinerlei Respekt vor Zerbrechlichem!"

"Ist das so?", lachte er mir entgegen und schenkte mir eines von diesen besonders wunderschönen Lächeln, als er hinter sich nickte, um mich anzuweisen, auf dem Gepäckträger Platz zu nehmen. Das wollte er aber auch nur, damit ich sein tolles neues Rad bewundern und vor allem seine absolut graziösen Fahrkünste am eigenen Leib spüren konnte.

"Tse", machte ich abwertend, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich schwerfällig auf den Gepäckträger plumpsen, was das Rad für einen Moment nach unten zog. Ein Mountainbike mit Gepäckträger - das war ja mal ohnehin schon sowas von uncool. Da konnte er mich nicht mit beeindrucken. Aber Naruto brauchte das nunmal, um seine Berge an Ramen nach Hause zu transportieren. Denn zum Laufen war der gute Herr einfach viel zu faul.

Das Geräusch von einem Motor, der gestartet wurde, drang nun an meine Ohren, entpuppte sich aber schließlich als die Laute, die aus Narutos Mund kamen. So wie immer. Das war eine seiner Angewohnheiten. Eine seiner vielen Angewohnheiten, die meistens ziemlich peinlich in der Öffentlichkeit waren. Aber das störte ihn nicht die Bohne. Auch nicht, wenn er damit seine Freunde lächerlich machte.

Und ich muss sagen, dass genau diese Eigenschaft eine an ihm war, die ich so sehr an ihm mochte. Eine der vielen, die ich so sehr an ihm mochte.

Dann strampelte Naruto auch schon in Windeseile los, so dass ich mich reflexartig an ihm festklammerte und von Anfang an bei jedem Tritt das Gefühl hatte, als würden wir jeden Moment umkippen.

"Mach' mal halblang!", rief ich ihm nun zu und umschloss seinen Oberkörper noch ein ganzes Stück fester. Er fuhr bereits über die ersten Schlaglöcher, ich kam dabei jedes Mal unsanft auf dem harten Gestell des Gepäckträgers auf und spürte allmählich, dass mein Hintern verflucht nochmal zu schmerzen begann!

"Geht's noch?!", rief ich ihm entgegen und erntete als Antwort lediglich ein paar unterdrückte Laute, die wohl an ein Lachen erinnern sollten.

"Wer bremst verlieeeeert!", spie Naruto nun voller Lebenslust aus und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich heute bei seinem Fahrstil noch mein Leben verlieren würde.

Er fuhr unglaublich schnell, so dass ich sogar einen leichten Wind in mein Gesicht peitschen spürte, wobei meine Augen, die ich ansonsten als reine Vorsichtsmaßnahme geschlossen hielt, nun einmal nach oben zu Narutos linkem Ohr schweifen ließ. Und wie durch ein Wunder klebte noch immer diese einzelne Rose dort an Ort und Stelle. "Vermutlich von seinem Schweiß angepappt", dachte ich mit einem leichten Würgen.

"Wir nehmen die Abkürzung", hörte ich noch, dann hatte er den Lenker auch schon abrupt nach rechts gerissen, so dass wir uns in eine kaum zu bewältigende Kurve legten und schließlich auf einem Feldweg entlangbretterten.

So schön die Umgebung auch sein mochte; so schön das Wetter auch war und so schön es auch war ihm so nah zu sein - diese Situation war trotzdem alles andere als schön!

Ich flog nun immer häufiger nach oben, spürte meinen Allerwertesten schon überhaupt nicht mehr vor aufkeimender Taubheit und schwor mir, Naruto langsam und qualvoll umzubringen, sollten wir das hier überleben.

Noch ein paar Minuten - es mochten auch Sekunden gewesen sein - fuhren wir so weiter, bis schließlich das Absehbare geschah, Naruto die Kontrolle verlor und ich nur noch den lauten Knall hörte.
 

Blinzelnd schlug ich nun meine Augen wieder auf, schmeckte die Erde deutlich heraus und versuchte den Sand zunächst auszuspucken, ehe ich mich zur Seite drehte und nun auch Naruto neben seinem Fahrrad liegend erblickte. Ich hustete einmal, stellte in jenem Moment fest, dass ich durch den weichen Sturz auf die Erde und das Gras keine ernsten Verletzungen davon getragen haben konnte und widmete mich nun voll und ganz meinem noch immer bewusstlosen Freund.

Als ich ihn so da liegen sah, keimte zunächst Sorge in mir auf, dass es um ihn nicht so glücklich, wie um mich stand und ich drehte ihn deshalb ein wenig übereilt auf den Rücken, schob das Fahrrad beseite, dessen Hinterreifen sich noch immer leicht drehte - ich konnte also nicht lange das Bewusstsein verloren haben - und verpasste ihm immer wieder mit der flachen Hand leichte Schläge gegen die Wange, damit er endlich die Augen öffnete.

"Naruto...?", erhob ich nun leise das Wort und betrachtete weiterhin sein unregsames Gesicht. Während ich neben ihm kniete und völlig unfähig etwas zu tun blieb, schnürte sich mir immer weiter die Brust zu. Was war denn plötzlich mit ihm?

Völlig überfordert mit der Situation, senkte ich nun für einen Moment den Kopf, überlegte, was ich tun sollte, wenn er die Augen nicht wieder aufschlug. Ich wusste nicht einmal genau, wo wir uns gerade befanden. Und ich konnte ihn hier auch nicht alleine lassen, um Hilfe zu holen.

Doch noch ehe ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, hielt mir auch schon jemand eine völlig zerdrückte, aber doch noch erkenntliche rote Rose unter die Nase. Verwundert begann ich zu blinzeln, hob dann meinen Blick und sah in Narutos Gesicht, das mich lächelnd und mit genauso viel Dreck beschmiert, betrachtete.

Im ersten Moment war ich glücklich, aber zeitgleich auch unheimlich wütend, dass er mich so erschreckt hatte. "Du elender Idiot!", schrie ich ihm entgegen, verspürte das dringende Bedürfnis ihm eine reinzuhauen, handelte aber völlig anders und umarmte ihn einfach nur voller Erleichterung, ohne weiter Rücksicht auf diese Blume zu nehmen, von der ich eigentlich erwartete, dass man sie beschützte.

"Wer bremst verliert, Sasuke", brabbelte Naruto nun glucksend hervor und ich spürte, wie er eine Hand auf meinen Rücken legte, um mich zu beruhigen. Mir war in jenem Moment urplötzlich gleichzeitig nach weinen und lachen zumute. Doch ich entschied mich für letzteres und mein völlig eingesauter, übermütiger Freund stimmte nur Sekunden später ebenfalls in mein Gelächter ein. Wenn gefährliche, schockierende Situationen doch nur immer so glimpflich ausgehen würden, dann könnte man im Nachhinein auch immer so wunderbar gemeinsam darüber lachen.

An diesem Tag lagen wir uns zum ersten Mal derartig in den Armen und ich verspürte nicht den geringsten Drang, ihn wieder loszulassen. Ich wollte so verharren. Für den Rest des Tages. Um einfach nur zu wissen, dass er da war und dass es ihm gut ging.

Denn diesen einen Moment würde ich nie wieder vergessen. Dieser eine Moment, in dem ich plötzlich das Gefühl hatte, dass alles vorbei wäre. Natürlich war das übertrieben. Aber in dem Augenblick hatte ich nicht mehr gedacht, sondern einfach nur noch gefühlt und war von meinen Ängsten förmlich überwältigt worden.

"Mach' das nie wieder", sprach ich im Befehlston, aber doch mit einem leichten Flehen in der Stimme und stellte abermals an diesem Tag fest, dass ich mich in seiner Gegenwart so völlig anders, als gewöhnlich verhielt. Normalerweise ließ ich meine Gefühle nie so überschäumen. Ich kümmerte mich recht wenig um den Rest der Leute und ich lachte auch nicht über jeden miesen Witz.

Aber bei Naruto, da war es einfach seine ganze unbeschwerte, überdrehte Person, die mich so froh machte. Er dachte nie nach. Keinen Zentimeter weiter. Und deshalb passierten dann Dinge wie diese. Trotzdem mochte ich sein risikofreudiges Ich. Ich mochte es so sehr.

"Du bist ganz dreckig", säuselte mein blonder Freund nun und klopfte mir den Dreck von meiner nackten Haut.

"Du auch", lachte ich und löste mich nun langsam aus unserer Umarmung, blieb jedoch vorerst noch erschöpft auf der Erde sitzen und betrachtete die farbenfrohe, seelenruhige Umgebung, in der wir uns befanden.

"Weißt du eigentlich, Sasuke...Weißt du eigentlich, warum ich Blumen mag, obwohl ich sie eigentlich total kitschig finde?", lächelte mir Naruto nun entgegen, der ebenfalls eine angenehme Sitzpose einnahm und den Rosenstengel zwischen seinen Fingern zwirbelte.

Ich stemmte mein Gesicht nun in eine Hand und musterte ihn erwartungsvoll, woraufhin er schließlich auch wieder das Wort ergriff: "Na ja, irgendwie bist du auch wie eine Blume."

Nach diesem Satz schoss mir unmittelbar eine brennende Röte ins Gesicht, die mich beinah dazu verleitete, genau wie in meinem Garten den Blick beschämt zur Seite abzuwenden. Doch dieses Mal hielt ich aufgrund seines Lachens, das daraufhin ertönte, seinen Worten stand.

"Versteh' mich nicht falsch. Nur weißt du, du bist auch so. Jedes Mal bist du am Anfang, wenn wir uns treffen richtig genervt und total verschlossen. Das nenne ich dann das Stadium der Knospe. Und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto fröhlicher und lebhafter wirst du, bis du schließlich ein ganz anderer Mensch bist. Du blühst also regelrecht auf, kann man sagen. Und das zu beobachten, macht mich unendlich froh."

Diese Worte, die er so liebevoll aussprach, drangen auch ebenso sanft an meine Ohren, bis ich sie schließlich verinnerlichte. Das, was er da sagte, war auf eine unerklärliche Weise so wunderschön, dass sich eine unbeschreibliche Wärme in meinem Innersten ausbreitete, die meinen Herzschlag, sowie meine Atmung unmittelbar beschleunigte.

"Danke", murmelte ich nur tonlos, erntete daraufhin ein leichtes Augenkneifen, gefolgt von einem kurzen Lächeln, dann war es für geraume Zeit ziemlich still zwischen uns.

So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Etwas, das ich einfach nicht einordnen konnte. In meinen Ohren war es weder zu kitschig, noch zu schlicht. Meistens, wenn mir die Mädchen Komplimente zu machen versuchten, dann war es immer so oberflächlich. Worte, die man auf jeden Menschen auf diesem Planeten beziehen konnte. Eigentlich so völlig belanglose Worte.

Aber hier, bei Naruto, war das irgendwie anders. Seine Worte machten mich froh.

"Wollen wir weiter?", fragte mein Freund nun enthusiastisch, richtete sich bereits wieder auf und nichts an seiner Stimmlage ließ darauf schließen, dass wir gerade um Haaresbreite einem schlimmen Unglück entgangen waren.

"Aber ich setz' mich nicht wieder auf das Teil rauf, ja!", murrte ich direkt, als Naruto das Fahrrad aufhob, sich die Blume hinters Ohr klemmte und den Dreck vom Sattel klopfte.

"Quatsch, wir schieben. Ich könnte es schließlich nicht verantworten, wenn du dir noch wirklich weh tust. Obwohl der Unfall auch schon leicht deine Schuld war. Dein Gewicht ist mir ganz schön zur Last gefallen", seufzte Naruto theatralisch und in mir kochte bei seinen Worten augenblicklich die Wut auf.

"Wie war das, Usuratonkachi?!", brüllte ich in den Wald hinein und stampfte mit lauten Schritten auf ihn zu, um ihm einmal kräftig gegen die Schulter zu schlagen.

Doch als er wieder absolut unvorgesehen zu lachen begann, mit einem Klang, dass es mir unmittelbar kalt den Rücken hinunterlief, vergaß ich mein Vorhaben völlig und lief einfach nur schnellen Ganges neben ihm her.
 

"Wooooaaaah, es ist ganz schön heiß, Sasuke", beschwerte sich mein Freund, als er die Hausstür aufschloss und in den deutlich kühleren Flur eintrat, in den ich ihm auch sogleich folgte. Das Haus der Uzumakis war meiner Ansicht nach besonders stilvoll eingerichtet, was nicht zuletzt auf den ausgezeichneten Geschmack von Narutos Mutter, Kushina, zurückzuführen war.

Alles lag genau an Ort und Stelle. Auch waren alle Farben perfekt aufeinander abgestimmt. Durch die vielen hellen Töne konnte man sich in diesem Haus einfach nur wohl fühlen. Das Ambiente mit den vielen Bildern, Teppichen und Düften war absolut stimmig, so dass man sich am liebsten hinlegen und die Augen schließen würde, um einzig und allein diese wunderbare Umgebung mit dem angrenzenden Garten zu genießen.

Jedes Mal, wenn ich Naruto besuchte, sah ich mich forschend und mit einem Lächeln auf den Lippen um, weil ich tatsächlich immer wieder etwas Neues entdeckte und auch dieses Mal war dies der Fall, als wir schließlich in das Wohnzimmer traten. Mir blieb fast der Atem weg, als ich mich mit großen Augen in diesem Raum umsah, der auf mich wirkte, als sei hier geradewegs eine Bombe eingeschlagen.

Naruto war wirklich unglaublich. Wie hatte er es geschafft innerhalb von ein paar Wochen ein derartiges Chaos zu verrichten? Überall, wohin man auch sah, lag Müll, dreckiges Geschirr, leere Flaschen und teilweise fand sogar - vermutlich keine saubere - Wäsche ihren Platz hierin.

"Setz' dich", lächelte mir mein blonder Freund nun zu und ich konnte mir gerade noch ein unhöfliches: "Wohin denn?", verkneifen.

Seufzend ging ich auf die zugemüllte Couch zu, legte ein paar von Narutos Hemden beiseite und setzte mich eher widerwillig, aber der Höflichkeit halber, wobei ich befürchtete, dass ich an irgendetwas kleben bleiben würde.

Während ich damit beschäftigt war, mich auf meinen Ekel zu konzentrieren und jenen im Zaum zu halten, kam Naruto bereits mit einem Tablett wieder, worauf zwei Capri-Sonnen, sowie zwei Fruchteis lagen.

"Capri-Sonne?", fragte ich überrascht, als er mir das Getränk in die Hand drückte und zog eine Augenbraue nach oben. Wie alt waren wir noch gleich? Ach, richtig: Zwölf.

Nein, mit zwölf Jahren hab' ich auch schon keine Capri-Sonne mehr getrunken.

"Das ist lecker! Dragoooon Fruuuuit", jubelte mein blonder Freund und hielt dieses Getränk in die Luft, als sei es eine Art Pokal.

Ich seufzte, doch der nächste Satz setzte allem die Krönung auf: "Genau das Richtige für einen Drachenjäger wie mich!"

Meine Antwort konnte ich mir nun nicht mehr verkneifen, sie kam nahezu wie aus der Pistole geschossen: "Ist Drachenjäger ein neues Wort für Vollidiot, oder was?"

Daraufhin hörte ich das Geräusch von einem Strohhalm, an dem ziemlich eifrig gesaugt wurde und als ich zu ihm sah, stellte ich fest, dass er einen reichlich angestrengten Gesichtsausdruck machte. Nur wenige Sekunden später gab er einen Laut von sich, der mir bestätigte, dass er seinen Durst gelöscht hatte, dann riss er mir auch schon mein Getränk aus der Hand, riss die Verpackung auf und steckte den Strohhalm durch die vorgesehene Öffnung.

"Tja, Kollege. Wer 'ne große Fresse riskiert, der geht durstig nach Hause", grinste er schelmisch und trank nun auch mein Getränk komplett leer.

Manchmal war er wirklich noch ein kleines Kind. Obwohl, wenn ich recht darüber nachdenke, dann trifft wohl eher 'meistens', als 'manchmal' zu. Seufzend entfernte ich nun die Hülle von meinem Eis und begann meinen Durst daran zu stillen. Mich störte das eher weniger. Ich könnte auch Leitungswasser trinken, wenn sich Naruto mal wieder stur stellte.

Während ich so in Gedanken vertieft mit meinem Eis auf dieser Couch saß, bemerkte ich zunächst überhaupt nicht, dass Naruto sein Eis bereits verschlungen hatte. Doch als sich plötzlich eisgekühlte Finger auf die erwärmte Haut meines Gesichts legten, war ich mir absolut sicher, dass er bereits fertig war.

"Du solltest vielleicht duschen gehen. Du bist ganz heiß", riet er mir nun fürsorglich und ich spürte augenblicklich wieder diese berauschende Hitze durch meinen Körper schießen.

"Ich...", begann ich nur halbherzig, war aber nicht imstande die richtige Tonlage zu finden und ließ diesen Satz deshalb unvollendet im Raum stehen.

"Wir können auch zusammen gehen, wenn dir das sonst zu unangenehm ist unser Wasser zu verbrauchen. So wie früher", schlug er vor und ich erkannte wieder dieses gütige, unschuldige Lächeln auf seinen Lippen, als ich meinen Kopf geschockt zu ihm drehte.

Das wäre mir doch nur noch unangenehmer. Ihm etwa nicht? Naruto dachte sich tatsächlich nie etwas dabei, wenn er Dinge wie diese sagte. Für ihn war das alles nur eine kindliche Freundschaft. Und diese Einstellung passte auch zu seinem ganzen Sein.

Aber für mich war das schon länger anders. Und ohnehin - so etwas tat man in unserem Alter nicht mehr einfach so. Gleichzeitig rief ich mir jedoch in Erinnerung, dass man in unserem Alter eigentlich auch nicht mehr mit Wasserschläuchen herumalberte oder wie ein Wahnsinniger Capri-Sonne trank. Man konnte Naruto nunmal nicht auf die Allgemeinheit beziehen. Das ging einfach nicht.

"Na komm' schon. Zier' dich nicht immer so. Ich guck' dir schon nichts weg, du Pfeife", lachte er nun voller Ungeduld, packte mich im Anschluss am Handgelenk und ich wusste gar nicht wie mir geschah, da stand ich auch schon mit ihm in diesem großen, hell erleuchteten Badezimmer und sah ihm dabei zu, wie er sich die Hose auszog.

Obwohl hier drinnen eine angenehme Temperatur herrschte, wurde mir auf einmal ganz schwindelig. In letzter Zeit hatten wir uns zwar in so einigen merkwürdigen Situationen befanden, aber das hier, das war entschieden der Gipfel des Eisbergs.

Aber ich konnte jetzt auch nicht mehr zurück. Mit hochrotem Kopf rauszurennen war viel zu mädchenhaft und obendrein auch viel zu peinlich. Ich musste einfach nur einen kühlen Kopf bewahren.

Ich nickte mir einmal selbst Mut zu, dann knöpfte ich meine Hose auf, zog sowohl diese, als auch die Unterhose herunter und ging schnurstracks an Naruto vorbei, ohne ihn auch nur eines einzigen, weiteren Blickes zu würdigen, der mich vermutlich ohnehin um den Verstand bringen würde.

Hier stand ich nun also in dieser Duschkabine und nahm plötzlich das Wasser wahr, welches meinen Körper herabplätscherte, obwohl ich den Hahn nicht aufgedreht hatte. Somit hatte ich die Gewissheit, dass mir Naruto ganz nah war.

Ganz entgegen dem, was ich erwartet, gehofft, befürchtet oder vorausgesehen hatte, blieb es für die ersten Minuten jedoch ziemlich still zwischen uns und auch ich war schließlich trotz meiner Nervosität dazu in der Lage, immerhin meine Haare einzuschamponieren.

"Dein Rücken ist voller Dreck, Sasuke", murmelte Naruto nun und es klang wie eine Ankündigung auf das Bevorstehende, das sich schließlich insofern äußerte, als dass ich seine Hände auf meiner nackten Haut spürte. Das war alles überhaupt nicht gut. Gar nicht gut.

Das war nicht freundschaftlich. Zumindest nicht für mich!

"Hey, ich mein' das nur gut. Bin auch gleich fertig", lachte er hinter mir und ich spürte seine Hände, die zielstrebig mein Rückgrat entlangwanderten und sich nahezu so bewegten, als würden sie bereits jede einzelne, erdenkliche Stelle meines Körpers kennen.

Mühsam, weil mein Verstand mir riet, dass diese Art von Nähe nicht das sein konnte, was ich mir wünschte, schloss ich schließlich die Augen und versuchte seine Berührungen - so oberflächlich sie auch sein mochten - ganz einfach zu genießen.
 

Zwanzig Minuten später saßen wir beide auf der Veranda, mit unseren Füßen im trockenen, aber kühlen Gras baumelnd und betrachteten den rötlich verfärbten Himmel dieses Sommertages, der sich langsam dem Ende zuneigte, wobei ich mir wieder seine kürzlichen Liebkosungen in Erinnerung rief.

Das hier war der Sommer, in dem wir uns endlich so viel näher gekommen waren. Aber trotzdem hatte ich keinen blassen Schimmer, ob diese Begegnungen für ihn das gleiche bedeuteten, wie für mich. Als ich deshalb, um eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen, vorsichtig zu ihm sah, abermals in sein sanft lächelndes Gesicht, das sich geradeaus in den Garten richtete und mich dabei überhaupt nicht wahrnahm, sah, schloss ich für diesen Moment einfach nur die Augen und öffnete als eine Art Einladung leicht meine Lippen.

Ich tat es, um mir einfach seine gewünschte Reaktion ausmalen zu können. Als wären wir der Teil eines Films. Wie er sich langsam zu mir lehnen, leise meinen Namen flüstern, meine Wange berühren und schließlich seine Lippen auf meine legen würde, um uns einander endlich so nahe zu sein, wie ich es mir seit geraumer Zeit wünschte.

Als ich mir das alles vorstellte, fühlte es sich so unglaublich real an, dass ich aufgrund meiner blühenden Fantasie leicht schmunzeln musste und meine Augen blinzelnd öffnete, um diesem Tagtraum ein Ende zu setzen.

Doch in dem Moment, als ich dies tat und mein Sichtfeld sich wieder aufklärte, erstarrte ich beinah zu Eis: Naruto Uzumaki war meinem Gesicht gerade einmal wenige Zentimeter entfernt. Und zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass ich mich in meinem tranceähnlichen Zustand auch weiter in seine Richtung gelehnt hatte.

Konnte es sein...Konnte es sein, dass ich ihn geküsst hatte?

"Ich...äh...ähm...", druckste ich nur herum und wandt meinen Blick beschämt auf den Holzboden auf dem wir saßen, während mir eine noch nie dagewesene brennende Röte ins Gesicht stieg.

Doch anstatt aufzustehen und zu gehen oder mir einfach eine zu knallen, hörte ich nur wieder Narutos gütiges Lachen. "Und ich dachte schon, das wird gar nichts mehr mit uns."

Überrumpelt von diesem Satz riss ich meinen Kopf wieder nach oben und sah ihm geradewegs in seine blauen Augen, die mich mit liebevollen Blicke musterten. Er musste sehen, wie verwirrt ich war, denn er legte mir zur Beruhigung vorsichtig eine Hand auf die rechte Schulter und drückte sie einmal herzlich.

"Egal wie offensichtlich meine Anspielungen wurden, du hast niemals darauf reagiert. Nach der Aktion in der Dusche hatte ich schon befürchtet, du würdest mich nicht mögen. Also nicht so, wie ich dich mag", grinste er und sprach mir, mit dem was er sagte, neuen Mut zu.

Trotzdem fand ich meine Sprache noch nicht wieder. Dafür war das alles viel zu plötzlich gekommen und wechselte zu abrupt von einem Extrem in das nächste. Von peinlichen Träumereien, bis hin zur wundervollen Realität.

"Weißt du...", murmelte Naruto nun und zog mich fest in seine Arme, so dass er mir beinah die Luft abdrückte. "Du brauchst gar nichts mehr zu sagen. Die Tatsache, dass du mich geküsst hast, genügt mir für den Moment."

Also doch.

Meine Augen wurden allmählich schwerer, als er meinen Rücken zu streicheln begann, meine Seiten entlangglitt und schließlich meinen Nacken mit seinen Fingern massierte.

Endlich war ich dazu in der Lage, wenigstens in irgendeiner Form auf das zu reagieren, was gerade geschah und nun meinerseits ebenfalls fest die Arme um seinen Körper zu legen, den ich schon so lange auf diese Art und Weise berühren wollte, aber mich doch niemals aus Angst, abgewiesen zu werden, getraut hatte über meine Gefühle zu sprechen.

Jetzt erschien plötzlich alles so leicht. So federleicht, dass es meine Gedanken direkt wieder zu den Blumen aus unserem Garten treiben ließ. Und letztlich auch zu der Rose, die noch immer hinter Narutos Ohr klemmte und vielleicht an diesem Tag der Stein des Anstoßes gewesen war.

Das hier war wie ein Traum aus dem man nie wieder erwachen wollte. Aber es war die Realität. Und die war zum ersten Mal traumhaft schön, wie ich mit einem Lächeln feststellte, während ich Naruto noch enger an mich zog, als wolle ich alles nachholen, was ich in der Zeit, die wir aneinander vorbei geredet hatten, verpasst hatte.

"Weißt du, Sasuke. Ich wünschte, dieser Sommer würde niemals enden."
 

THE END
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Shileyn_Nea
2013-05-04T22:31:42+00:00 05.05.2013 00:31
Hach ist das ein niedlicher OneShot :) Auch wenns schon ein wenig her ist, seit du ihn geschrieben hast ^^" Du hast einen so schön erfrischenden und lebendigen Schreibstil, dass man nicht anders kann, als sich alles bildlich vorzustellen. Einziger Kritikpunkt: Die Duschszene war viel zu kurz! :D Ich bin ja eine, die bei solchen Sachen auf ausgedehnte Beschreibungen aus ist, weil genau solche kleinen Momente die besten Stellen einer FF ausmachen, wie ich finde. Aber sonst wars sehr angenehm zu lesen :)

Liebe Grüße,
Shi ♥
Von:  Lady-Bloody-Rose
2012-01-29T00:51:17+00:00 29.01.2012 01:51
Hast du echt süß geschrieben! Hihi, die Situation mit der Dusche kann ich mir redlich vorstellen! *kaputt lach* Weiter so! L.G. Cat

Von:  Miss
2011-07-08T00:47:04+00:00 08.07.2011 02:47
Woaw, wie süß!
Ich bin hin und weg, doch hab grade solche Depris, dass ich sogar nach sowas Romantischem anfange zu weinen. Denn irgendwie hat mich Narutos Wörter wo er Sasuke mit einer Rose vergleicht und wie dieser an seiner Seite aufblüht, an meine eigene jetzige Situation erinnert. Einz hab ich auch so gefühlt! Doch heute empfinde ich nur noch Herzschmerzen!

Sorry Liebes, aber ich konnte nicht anders als das zu schreiben, was ich grade fühle!

Ich weiß nicht wie oft ich dir noch schreiben werde, dass ich deine FFs immer klasse finde :-)

LG Miss
Von:  Moon-Cat
2011-06-12T14:08:53+00:00 12.06.2011 16:08
Das hört sich echt super an :D
einfach genial :3
dein schreibstil is auch richtig gut :)
Von:  SayuriKon
2011-06-11T16:39:55+00:00 11.06.2011 18:39
Wow. Ich bin wirklich begeistert :)
Eine superschöne und supersüße OS! Du hast diese Romantik und die ganze Atmosphäre so super beschrieben, dass man echt das Gefühl hatte, daneben zu sitzen :)
Besonders gut gefallen hat mir die "Rollenverteilung". Ich fand Narutos Anspielungen und generell seine aktivere Haltung toll und teils wirklich amüsant, weil Sasuke das immer unter "Typisch Naruto" abgestempelt hat :D

Insgesamt ein super OS und ich freue mich auf weitere OS von dir :)
Bis dann!
Von:  SergeantPein
2011-06-03T16:36:44+00:00 03.06.2011 18:36
Wow (: Richtig gut geworden, habs richtig gern gelesen ^-^.
Mir gefiel das Ende gut, ich steh eigentlich mehr auf Drama, aber du hast die Romantik gut rübergebracht (: . Würd mich auf mehr Storys von dir freuen (:

Deine Pein (:

Mach weiter so, du bist gut! :33

Von:  Rockjunkie
2011-06-02T16:48:19+00:00 02.06.2011 18:48
Egal wie ich's grad in meinem Kopf versuch zu formulieren, es klingt irgendwie merkwürdig und peinlich, aber ich muss es trotzdem loswerden. x) Es war ganz seltsam, wie ich begonnen hab zu lesen... hmmm, ich hatte das Gefühl, mit den Worten in das Geschehen hineingezogen zu werden. ^^' Es ist so komisch, wenn ma dasitzt und wirklich kurz alles drumherum wegknipst. x)
Eigentlich passiert mir das bei einer Geschichte wie dieser nicht so oft, weil sie meistens inhaltlich sehr flach sind. Sommer, Sonne, Liebe, Rosen, ist ja auch pures Klischee, aber ach, ich weiß nicht, wie du das machst, dass ich immer sofort in die Geschichte hineinkriech und am liebsten dort einziehen würde. x) Du gibst ausgewählt Informationen, ich kann die Handlung ganz leicht in meinem Kopf nachzeichnen und mir ein Bild zu dem ganzen machen. Und trotzdem ist nicht alles bis ins letzte Detail totbeschrieben und gibt noch Raum für eigene Vorstellungen. Und, das Schöne und Wichtige, es gibt neben den ganzen Gefühlen und Gedanken tatsächlich auch eine Handlung! Und ich liebe es, wie du Adjektive benutzt! Ich bin total verknallt in die Art wie du welches Adjektiv platzierst! x)) Ach, es macht mir einfach so Spaß deine Schreibereien zu lesen! :D
Zugegeben hab ich eine Schwäche für das Setting Sommer-nach-dem-Abi. Das ist echt der allerschönste Sommer! x)
Und auch wenn ich mich jetzt wiederhole, ich muss es nochmal hier hin schreiben: deine Charakterisierung von den beiden ist so toll! So und nicht anders sind die beiden in meinem Kopf auch! ^^ Vielen Dank für den tollen OS! <3

Ja... und wer macht jetzt die Schleimspur hier weg? :p

Liebe Grüße,
Rockjunkie

PS: hab mich sehr bemüht, mal ein bisschen besser auf den Punkt zu kommen x) aber, grr, ich bin wirklich nicht sonderlich gut darin x)
Von:  V0IDsKhaos
2011-06-02T11:42:51+00:00 02.06.2011 13:42
aaaaaawww >.< sooo süüüß!!!
ich hab nen mittelschweren zuckerschock erlitten :D
auch wenn es nicht ganz dein stil ist... aber das musste doch auch mal sein, oder? fühlst du dich jetzt besser? *grins*

also ich liebe den OS! <333 der beweis dafür, dass du alles schreiben kannst :D
romantisch und einfach nur zucker pur... *lol*
da hab ich gleich mehr lust auf den sommer bekommen *in den garten zum wasserschlauch renn*

vlg und nur weiter so <333
khaos_prinzessin
Von:  Shigo
2011-06-02T11:18:54+00:00 02.06.2011 13:18
wow ^^..am schluss müsste ich nur lächeln.
wunderschön ^^..
du bist fürs schreiben geboren..hihi

lg aDi
Von:  Raishyra
2011-06-02T08:17:43+00:00 02.06.2011 10:17
Schöner OS.^^


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