… aller Anfang schwierig ist…
Bevor dieses Kapitel losgeht, würde ich gerne noch ein paar Worte an meine Leser richten:
Vielen, vielen Dank für die unglaublich lieben Kommentare und Favoriten! :D
Sie haben mich kräftig ermuntert weiter zu schreiben!
Falls jemand Interesse an einer ENS- Liste hat, bitte melden!
Mit ganz vielen herzlichen Grüßen
Friday_Ocean
Sag es bloß nicht weiter…
Am Abend der Verlobung verbrachte Ellenore nicht mehr wirklich Zeit mit Scorpius, sondern feierte, wie geplant, mit ihren Freundinnen den Abschluss der Ferien.
Nur waren die Gesprächsthemen, nicht wie sonst, die neusten Gerüchte aus ihrem Jahrgang, dafür die bestehende Hochzeit, dessen Termin im Sommer nach Ellenores Abschluss festgesetzt wurde.
Es beruhigte Ellenore, dass „bevorstehend“ erst in 2 Jahren meinte, denn für sie, fing diesen Sonntag erst ihr 6. Jahr in Hogwarts an, das mit der Einschulung der Neuen, dem gewohnten üppigen Mahl und einer Rede des Schuldirektors begann.
Gerade als Ellenore eine Gabel voll mit Erbsen in ihren Mund schieben wollte, rammte ihre beste Freundin Tamara Parkinson ihr den Ellenbogen so stark in die Seite, dass alle Erbsen wieder von ihrer Gabel fielen.
„Hast du dir mal die Lehrer angesehen? Da sitzt ein Neuer!“, raunte Tamara ihr zu und starrte auf den besagten Platz.
Es verwunderte Ellenore, dass er ihr noch nicht früher aufgefallen war. Der neue Lehrer zog das Durchschnittsalter am Lehrertisch gewaltig tiefer. Wie alt mochte er sein? 24? 25? Jedenfalls nicht älter. Keiner konnte sich in der gesamten Schule daran erinnern, je einen so jungen Lehrer gesehen zu haben.
Doch Tamara zappelte aus einem weiteren Grund auf ihrem Stuhl herum. Der neue Lehrer sah gut aus!
Seine Haare waren Kastanienbraun und schienen absichtlich auszusehen, als ob er gerade aus dem Bett kam. Durch seinen düsteren Zauberumhang wirkte seine dunkle Haut noch tiefer gebräunt und eine schwarze Brille umrahmte seine braunen Augen.
Das aber beeindruckteste an ihm war sein Lächeln. Bei Merlin! So langsam bemerkten wirklich alle Mädchen an den vier Haustischen dieses Lächeln und bereits beim Nachtisch wurden erste Liebesbriefe geschrieben.
Endlich erhob sich Prof. Longbottom, um seine bekannte Rede zu halten, als wirklich niemand mehr Plumpudding und Mango-Kürbis-Torte sehen konnte, ohne einen weiteren Knopf der Hose, beziehungsweise Rockes, zu öffnen.
„Meine lieben Schülerinnen und Schüler…“, begann er und erläuterte den Neuen die Regeln in Hogwarts, welche in den Jahren durch Verbote des halben Inventares von „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ erweitert wurde.
„Doch bevor ich sie entlasse“, schloss Prof. Longbottom seine Aufzählung von Regeln und Verbote, „möchte ich ihnen noch den neuen Lehrer in unserem Kollegium vorstellen. Mr. Fred Weasley wird, ab Morgen, alle Klassen in Zauberkunst unterrichten. Ich freue mich, dass er nun unser Kollegium verstärken wird und Professor Flitwicks Platz einnehmen wird.“
„Mr. Weasley…“, dachte Ellenore und musterte den neuen Lehrer genauer, der mittlerweile aufgestanden war und die besonders laut brüllende Weasley-Sippe angrinste.
Vorspiel
jede minute davor
ist für jede minute danach
ein vorspiel
Zoran Drvenkar
Im Großen und Ganzen war Ellenore mit ihrem Stundenplan recht zufrieden. Sie musste nicht einmal länger als 9 Stunden in den stickigen Klassenräumen verbringen und Donnerstag konnte sie sogar bis zur dritten Stunde ausschlafen!
Am nächsten Tag nach dem Frühstück bereitete Ellenore sich erst auf eine Doppelstunde Geschichte der Zauberei zusammen mit den Hufflepuff vor.
„Zum Glück haben wir Zauberkunst bereits in der 3. Stunde!“, freute sich Tamara. „Hätten wir erst morgen oder gar übermorgen Zauberkunst, wäre ich bestimmt gestorben!“
Gestorben wäre Ellenore sicherlich nicht vor Neugierde, aber sie dachte ebenfalls, dass es so angenehmer wäre.
Zwischen der zweiten und dritten Stunde hatten die Schüler 10 Minuten Zeit die Klassenräume zu wechseln und kurz noch miteinander zu reden.
Ellenore musste nur von dem Geschichte der Zauberei Klassenraum bis zum Ende des Ganges gehen, eine Treppe rauf in den dritten Stock und den dunklen Gang entlang gehen, bis zum Hörsaal um zum Zauberkunstunterricht zu gelangen. Gerade als Ellenore mit ihren Freundinnen ankam, öffnete sich die Tür. Ravenclaws und Gryffindors aus dem 7. Jahrgang strömten heraus und mischten sich unter die Slytherins und Gryffindors, die warteten. Begeistert erzählten die Älteren von dem frischen und spannenden Unterricht, als Ellenores Blick auf Scorpius fiel, der mit seinem besten Freund Albus und dessen Cousine Rose zusammenstand, mit der sie gleich Zauberkunst hatte.
Plötzlich sah Scorpius auf. Er bemerkte Ellenores Blick, nickte ihr kurz zu und ging zusammen mit Albus weiter. Ein merkwürdiges, taubes Gefühl kroch ihren Ringfinger den gesamten Arm entlang empor.
Der goldene Ring mit der großen Perle wog auf einmal unendlich schwer…
Seit dem letzten Unterricht im Sommer, hatte sich der Hörsaal vollständig verändert.
Als der alte Professor Filius Flitwick noch unterrichtet hatte, standen die Tische in dem dunklen Raum hintereinander in zwei Reihen, in den Ecken lagen verhexte Gegenstände herum, dessen Zauber nicht so den Effekt erfüllten den sie sollten und dicke Bücher stapelten sich an den Wänden.
Jetzt, war der Raum hell und einladend. Die Tische standen in einem Halbkreis um das Pult und die Tafel, das genügend Platz war zum herumgehen und zaubern. An den Wänden hängten bewegte und witzige Poster, die anschaulich die Anwendung der Grundzauber zeigten.
Das Beeindruckendste aber war dass große Regel an der Wand gegenüber den Fenstern. Zahlreiche Fächer waren zwar noch frei, aber die wenigen, die bereits gefüllt waren, beherbergten verschiedene Gegenstände, die mit den verrücktesten Zaubern ausgestattet waren, wie zum Beispiel der Zuckerwürfel, der im Wasser sich nicht auflöste, sondern nur einen öligen Schleim aus dem Wasser machte.
Ellenore suchte mit ihren Freundinnen einen Platz mit dem Rücken zu den Fenstern, an der Seite des Halbkreises.
Mr. Weasley war noch nicht im Raum, sondern kam erst, schwer beladen mit den neuen Schulbüchern, in den Klassenraum, als bereits alle Schüler auf ihren Plätzen saßen. Polternd ließ er den Berg Bücher auf sein Pult fallen und wandte sich seiner Klasse zu.
„Guten Morgen!“, grüßte er und lehnte sich an sein Pult. „Ich bin Fred Weasley, ihr neuer Lehrer in Zauberkunst. Da Sie zum sechsten Jahrgang gehören, verzichte ich auf die lange Erklärung was ’Zauberkunst’ eigentlich ist, die ich für den ersten Jahrgang vorbereitet habe.“
Ellenores Blick glitt an Mr. Weasley hinab. Das schlichte, schwarze T-Shirt betonte seine breiten Schultern und in der dunklen Jeans steckte ein Hintern, der die Mehrzahl der Mädchen ganz nervös machte. Zusätzlich schien ihm das gar nicht bewusst zu sein…!
„Die Bücher werden in den nächsten Wochen ihre besten Freunde sein“, erklärte er und teilte die dicken Bücher mit den blauen Einbänden aus. Einheitlich stöhnte die Klasse und schlug das Buch auf den ersten Seiten auf.
Doch Mr. Weasley hatte nicht vor, die Klasse auf die Standartart zu unterrichten: „Sie werden ihr Buch am meisten verzaubern. Hier im Unterricht und zum Üben. Ich werde viel fordern, aber wenn sie sich anstrengen, wird sich das Lohnen.“
Rose leuchtete vor Freude. Aufrecht sitzend, grinsend und stolz darauf diesen engagierten, jungem Lehrer ihren Cousin nennen zu dürfen, saß sie gegenüber von Ellenore im Halbkreis.
„Heute möchte ich langsam mit ihnen beginnen, dass sie wieder richtig anfangen zu zaubern. Ich gehe davon aus, dass sie nach den langen Ferien, richtig eingerostet sind. Dafür habe ich mir einen einfachen Zauber ausgedacht: Cantus. Bringen sie ihr Buch zum Singen! Je besser sie den Zauber ausführen, desto schöner wird ihr Buch singen. Doch seien sie bitte vorsichtig, der Zauber ist nur für Gegenstände geeignet. Wenden sie ihn bitte niemals an Tieren und Menschen an!“
Wenige Minuten später erklangen schaurig-schöne Melodien im ganzen Raum. Durch den Zauber entstand ein Mund auf dem Buchdeckel, der zu Beginn schrill und schief seine Zuhörer zu entzücken zu versuchte.
Auch Ellenore und ihre Freundinnen hatten erst Schwierigkeiten, den Büchern ein Lied zu entlocken, bei dem man nicht gleich das Bedürfnis hatte, sich die Ohren zu zuhalten.
„Gott, Ellenore! Dein Buch singt ja grauenhaft“, stöhnte Tamara nach Ellenores vierten Versuch.
„Dein Buch gehört aber auch noch nicht zu den ’Kreischenden Veelas’“, schnappte Ellenore zurück.
Es war ein lockerer und lustiger Unterricht. Kein Schüler saß mehr auf seinen Platz, es war unruhig und laut, keiner langweilte sich.
Ellenore bereitete sich auf ihren fünften Versuch vor. Konzentriert hielt sie ihren Zauberstab locker auf das Buch gerichtet, als plötzlich ein Ruck durch ihren Körper fuhr. Klappernd fiel ihr Zauberstab zu Boden. Ein schmerzhafter Druck bildete sich in ihrem Magen, der ihre Speiseröhre empor kroch und in einem Lauten Rülpser ihrem Hals entwich.
Die gesamte Klasse richtete ihre Aufmerksamkeit auf Ellenore und lachten, als sie zusätzlich noch einen lauten Schluckauf bekam. Bei jedem Aufstoßen strömte ein Schwall Seifenblasen aus ihrem Mund, die, sobald sie geplatzt waren, einen üblen Geruch von verwesendem Fisch verbreitete. Es wurden immer mehr Blasen und die Aufstoße kamen immer schneller, sodass es ihr schwer fiel zu atmen und nur japsen konnte.
Panisch sah sie Tamara an, der langsam bewusst wurde, dass Ellenores Zustand nicht mehr so lustig war.
Gerade als Ellenore drohte noch zusätzlich einem Panikanfall zu bekommen, legte sich eine große Hand auf ihre Schulter. Mr. Weasley, eben noch abgelenkt von einem Buch, das sich selbst zerstören wollte, konzentrierte sich jetzt nur noch auf seine Schülerin. Erst schaffte Mr. Weasley es nicht, dass auch seine Schülerin sich auf ihn konzentrierte, er zwang sie förmlich ihn anzusehen.
Ellenore konnte nicht sagen weshalb ein Blick in seine Augen sie beruhigte. Ganz fasziniert konnte sie nicht ihren Blick von seinen Augen lösen und sich auf ihre Klassenkameraden oder den Gegenzauber zu achten, den Mr. Weasley über sie sprach, der den Druck von Ellenores Lungen nahm.
Als Mr. Weasley merkte, dass keine Seifenblasen mehr entstanden und der Schluckauf sich beruhigte, wandte er sich an seine Klasse: „Dies war ein klassisches Beispiel eines verirrten Zaubers. Zauber, die für tote Gegenstände entwickelt wurden, haben fatale Auswirkungen auf Lebewesen. Wäre der Zauber nicht gelöst worden, der auf Mrs. Lennox gelegen hat, wäre sie an der Kombination des Schluckaufs und der Seifenblasen erstickt. Deshalb bitte ich Sie, in Zukunft darauf zu achten, wohin Sie ihre Zauber schleudern. Und damit schließe ich die Stunde.“
Zusammen mit der Schulglocke strömte die Klasse aus dem Klassenraum, schwatzend und wieder über den Vorfall lachend.
Mr. Weasleys Hand ruhte noch immer auf Ellenores Schulter, aber sein Blick war auf seine Cousine Rose geheftet, bis diese den Klassenraum verlassen hatte. Freundlich sah er wieder Ellenore an: „Geht es dir jetzt besser?“
Noch benommen und mit zittrigen Händen antwortete sie: „Ja, es geht. Dankeschön…“
„Dafür musst du mir nicht danken, dass ist mein Job. Falls du heute Abend immer noch zitterst, suche bitte noch einmal Hilfe auf“, und damit verließ Mr. Weasley den Klassenraum eilig, um den nächsten Unterricht vorzubereiten, mit den Gedanken schon wieder ganz wo anders.
Mit der Hilfe von Tamara verließ Ellenore den Klassenraum langsam in der Gewissheit, heute Nacht einen wirren Traum von Seifenblasen und Augen zu haben...
Einer der vielen angenehmen Dingen an Hogwarts ist die unbekannte Zahl an geheimen Gängen und Verstecke, die von den Schülern mit Vorliebe zu zweit genutzt wurden.
„Hast du das bereits von Ellenore gehört?“, fragte eine helle Frauenstimme in einem der geheimen Gänge.
„Meinst du das mit den Schluckauf und den Seifenblasen?“, fragte eine tiefere Männerstimme zurück.
„Ja! Du kannst dir nicht vorstellen wie schrecklich die Seifenblasen rochen. Mir war so übel!“, kicherte wieder die Frauenstimme. Die Erinnerung zurück schien sie noch immer zu erheitern.
„Weißt du eigentlich wer diesen Unfall verursacht hat?“
„Wer sagt denn das dass ein Unfall war?“
… aller Anfang schwierig ist…