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Anaeruin

von

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Warum?

Leider ging Weihnachten viel zu schnell vorbei. Die lustige Zeit mit den Delacours, den Malfoys und den Anderen. Heute würden sie schon wieder abreisen, zurück nach Hogwarts. Harry hatte sich sogar breit schlagen lassen, wieder in den Unterricht zu gehen, vor allem auch, da Charlie gemeint hatte, dass er sich von Anderen nicht fertig machen lassen sollte. Und dass die Schlimmsten ja nun allesamt weg wären. Also hatte er nachgegeben. Es war ja nur noch für dieses Schuljahr hoffte der Grünäugige, er wusste, der eklige Idiot würde noch mal versuchen, ihn zu überfallen.
 

Und trotzdem wollte er nicht weg, nicht zurück in ein Land, wo die Menschen erwarteten, dass er, der er noch nicht mal volljährig war, einen Krieg gewann, den sie schon seit gut fünfzig Jahren erfolglos fochten, ohne entsprechend trainiert zu werden, ohne Hilfe und ohne, dass Andere dabei auch nur verletzt werden sollten. Nicht zu vergessen, dass alle ihn beobachteten und jeden seiner Schritte dokumentierten.
 

Er hasste all diese Blicke, es war ihm, als würden seine Klamotten verschwinden und alles um ihn herum in die Brüche gehen. Nein, er wollte nicht zurück und der einzige Grund, warum er es doch tat, war, dass er für die kämpfen wollte, die er liebte. Für die Weasleys, die immer für ihn da gewesen waren, für die Kinder, die Angst um ihr Leben haben mussten, für seinen Patenonkel, der schon ein Opfer dieses Krieges geworden war und für Remus, der auch immer versucht hatte, für ihn da zu sein, trotz all seiner eigenen Probleme.
 

Er starrte auf den immer noch vor sich hinrieselnden Schnee, der alles bedeckte. Hier, wo er nur einer unter vielen war. Geistesabwesend strich er Kheleka und Thalia, die ihn begleitete hatten, über die Köpfe.
 

„Du denkst viel zu viel nach,“ stellte Charlie nur fest, als er seinen Mann nach einigem Suchen fand. Harry stand im Schnee, wie eine Statue, mit einem nicht wirklich glücklichen Gesicht. Sanft zog er den Jüngeren in seine Arme, küsste ihn. „Nicht mehr lang, versprach er. „Voldemort wird bald einen neuen Schritt machen und dieses Mal sind wir vorbereitet – dann wird es nicht mehr lang sein. Wir werden bald hier weg sein. Weg von England.“
 

„Woher...?“
 

Der Rotschopf lachte leise. „Ich kenne dich,“ gab er zurück. „Ich glaube, es ist wie bei den Zwillingen,“ fügte er an. „Ich ahne manchmal, was du denkst...“ Er küsste den Jüngeren. Am liebsten würde er ihn einfach jetzt schon nach Rumänien bringen, doch noch ging es nicht. Dafür würde er sich später endlich vollkommen um Harry kümmern, ihn umsorgen. Denn er hatte nicht vor, den Grünäugigen an den Krieg zu verlieren, koste es, was es wolle.
 

Harry lächelte etwas, kuschelte sich in die warme Umarmung. „Solang du nur da bist,“ murmelte er.
 

„Ich werde dich immer verfolgen, wie ein missgünstiger Poltergeist,“ versprach Charlie amüsiert. „Und ich überlasse dich sicher nicht den Hyänen. Was meinst du? Wollen wir den Drachen nicht einige der Reporter überlassen? Sie können sicher bald das Jagen lernen.“
 

Das erzielte die erwünschte Wirkung und Harry begann, zu kichern. „Das ist.. lustig, aber ich will nicht, dass sie eine Magenverstimmung bekommen, nur, weil sie sich an Verdorbenem versuchen.“
 

„Das ist natürlich auch wahr,“ stimmte Charlie zu, hielt dann den Portschlüssel vor seinen Mann. „Also los, bringen wir es hinter uns.“
 

Nur ungern streckte Harry den Finger nach der Flasche aus, berührte sie zeitgleich mit dem Anderen und fühlte das übelkeitserregende Ziehen in seiner Magengrube. Nur zu frisch waren die Erinnerungen an seine letzte derartige Reise. Doch dieses Mal war es die richtige Hand, die seine Taille umschlungen hielt und die kleinen Drachen waren auch dabei. Zum Glück dauerte diese Reise nicht lang und Charlie schien ihn extra fest zu halten, bis sie landeten, direkt vor ihrer Hütte.
 

„Wann kommen die Anderen?“, fragte Harry, er sah, dass Ron neben ihnen auftauchte, mit seinem eigenen Portschlüssel ausgestattet.
 

„Ma und Dad kommen nächste Woche zurück, Bill und Fleur in zwei Tagen, die Zwillinge sind gerade aufgebrochen,“ erklärte Ron. „Wann Percy wieder auftaucht, weiß ich nicht...“
 

Charlie lachte leise. „Gut,“ nickte er. „Na los, Ron, verschwinde, du brennst doch darauf, deiner Flamme einen Kuss zu geben! Ich erwarte dich aber spätestens morgen Abend wieder.“
 

Ron grinste nur, winkte den Beiden und war schon verschwunden.
 

Harry dagegen grinste breit: „Und jetzt haben wir das Haus ganz für uns allein?“, fragte er mit leuchtenden Augen.
 

„So sieht es aus,“ nickte Charlie. „Warum? Hast du etwas Bestimmtes vor?“, fragte er mit einem fast wölfischen Grinsen. Wer wäre er auch, so ein Angebot auszuschlagen, denn ganz ehrlich, er war süchtig nach dem Jüngeren.
 

„Ich....? Niemals...!“
 


 


 


 


 


 

Der erste Tag wieder im Unterricht war für Harry eine kleine Hölle für sich, aber die Anderen hatten ihm gesagt, dass das Verstecken es auch nicht viel besser machen würde. Dass es die Neugier der Anderen steigern und sei anstiften würde. Und sie hatten ja Recht. Das hatten Snape und Malfoy dummerweise meistens. Also hatte er sich breit klopfen lassen, obwohl er nicht wollte. Nun saß er hier, zum Frühstück in die große Halle. Am Slytherintisch zwischen Draco und Ron. Essen konnte er nichts.
 

Als er die Halle betreten hatte, war es schlagartig still geworden und nur langsam begannen die Gespräche um ihn herum wieder in Gang zu kommen, während er sein Hörnchen aufs Übelste malträtierte und auseinander pflückte.
 

„Es ist tot,“ diagnostizierte Draco trocken. „Du kannst es jetzt essen.“
 

„Ich könnte, aber ich mag nicht,“ gab Harry lustlos zurück und fuhr fort, die Stücke herum zu schieben, ohne seinen Blick auch nur ein Mal zu heben.
 

„Warum hast du’s dann so zugerichtet?!“
 

„Weil ich was zu tun haben wollte,“ grummelte Harry. „Und wenn die nicht gleich aufhören, mir Löcher in den Rücken zu starren, dürfen die sich alle mit neuen Haarfarben anfreunden!“
 

Ron grinste seinen Kumpel nur an. „Cool! Das wär mal was! Was meinst du, Milli?!“
 

„Solang ich keine schweinchenrosa Haare bekomme, gut,“ meinte die nur und nippte an ihrem Kaffee. Harry packte nur seine Schultasche. „Ich geh schon mal,“ erklärte er. „Sonst mach ich wirklich noch was Dummes.“ Er stand auf, lief nach draußen und verschwand erst mal in einer Ecke, wo er tief durchatmete. Merlin, er hasste es, so auf der Präsentiertafel zu sitzen und angestarrt zu werden, wie ein seltenes Tier im Zoo. Das hier war der reinste Alptraum und würde es auch immer bleiben. Er war so froh über die Aussicht hier bald weg zu kommen. Den verdammten Kampf gegen den Irren würde er schon irgendwie überleben und dann wollte er nur noch weg, mit Charlie, in Ruhe, wo er einfach nur Harry war. Wo nicht jeder erst auf seine Narbe starrte und dann mit ihm redete.
 

„Harry..“
 

Überrascht fuhr er herum, lächelte, als er Remus sah und ließ sich in den Arm nehmen. „Hi,“ grüßte er den ehemaligen Werwolf. „Warst du nicht gerade beim Essen?“
 

„Du bist gegangen, ohne zu essen,“ gab Remus ruhig zurück. „Du weißt, dass du das nicht tun solltest,“ erinnerte er seinen Welpen sanft.
 

„Die haben mich...“
 

„Ich weiß. Hier,“ lächelte er und gab Harry ein kleines Päckchen. „Von mir aus iss es auf dem Klo,“ scherzte er, bevor er ernst wurde. „Aber essen solltest du wirklich.“
 

Harry lächelte etwas und nahm die Tüte. „Danke, Remmy. Ich verspreche, ich esse es,“ sicherte er dem Älteren zu. „Ich geh ins Klassenzimmer, da sollte ich noch eine Weile Ruhe haben. Aber Mittag esse ich ganz sicher nicht hier! Das ist die Hölle!“ Eigentlich hatte er Charlie gesagt, dass er es tun würde, aber er konnte nicht. Selbst wenn er am Verhungern wäre, könnte er es nicht.
 

„Dann komm doch zu mir,“ schlug Remus sanft vor. „Dann essen wir in meinem Büro. Ganz ohne Schüler.“
 

„Danke!“, strahlte Harry und warf sich dem Anderen in die Arme, bevor er hastig weiter rannte, um die zehn Minuten noch zum Essen nutzen zu können, bevor die ihn alle wieder beobachten würden. Merlin, er war jetzt schon froh, wenn er wieder bei Charlie und den Drachen sein würde, in aller Ruhe, ohne irgendwen, der nervte und ihn konstant anstarrte. Nur auf dem Schoß des Rotschopfes sitzen, ihn küssen und einfach kuscheln. Bei einem schönen Feuer im Kamin und während die Drachen um sie herum spielten, wie junge Kätzchen. Dass sie eigentlich die gefürchtetsten Raubtiere überhaupt waren, war eine Information, die irgendwie vollkommen an ihnen vorbei gezogen war.
 

Er setzte sich und starrte auf die Tafel des Tränkeklassenzimmers, bevor er sein Essen auspackte und genüsslich in das belegte Brötchen biss. Ja, das war schon viel besser, entschied er dann. So konnte man sogar was essen, ohne, dass er das Bedürfnis hatte, Jemandem etwas anzutun. Als die Tür aufging, sah Harry wenig begeistert auf, beruhigte sich aber dann, als es ‚nur’ Snape war. „Morgen...“
 

„Ah, Flucht vor den vielen Bewunderern?“, fragte Severus mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

Harry nickte, biss erneut von seinem Brötchen ab.
 

Der Tränkemeister schüttelte nur den Kopf, doch er sagte nichts, bereitete stattdessen die Stunde vor, wie immer. Das war auch keine Lösung, aber nun, es war zumindest ein Anfang und Potter verkroch sich nicht mehr in dieser dummen Hütte. Was ein gewaltiger Schritt nach vorn war. „Sind weitere Briefe von ihm gekommen?“
 

Harry zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, Percy kümmert sich darum,“erklärte er. „Ich bekomme keine Post. Er guckt erst alles durch und schickt mir nur dass, was wirklich für mich ist, also wenn er weitere Liebesbekenntnisse geschickt hat, hat Percy sie. Warum?“
 

Severus grinste etwas. „Nun, ich finde den Gedanken irgendwie sehr interessant, dass er sich jetzt einredet, dich zu lieben. Ich würde zu gern mal einen dieser Briefe lesen.“
 

Harrys Gesicht wurde etwas grün. „Solang ich sie nicht lesen muss,“ gab er nur zurück. Ihm war immer noch schlecht bei dem Gefühl der Finger, die ihn gepackt hatten und all die Dinge, die schon im ersten Brief gestanden waren. Die Vorstellung, dass der ihn da berühren wollte, wo Charlie es tat, nein! Ganz schnell was Anderes denken!
 

Severus hob eine Augenbraue. Der Lord schien ja auch ein Mal sehr explizit zu werden. Dann würde ihm sicher auch übel werden, wenn er Derjenige war, mit dem man das machen wollte. Aber er wollte diese Briefe sehen. Vielleicht gaben die Aufschluss. Vor allem, da auch Zabini die Seiten wechseln zu wollen schien und Lucius und ihm eine Nachricht hatte zukommen lassen, damit sie sich treffen konnten. Auch, weil der Andere eine tolle Information zu haben schien. „Iss auf und bereite deinen Platz vor.“
 

Harry seufzte nur und nickte, sah dann auf einmal auf. „Was wird geschehen?“, fragte er den Älteren. „Was passiert jetzt? Tom wird doch nicht ewig still halten...,“ man konnte Angst aus der Stimme des Jugendlichen hören.
 

Überrascht wandte Severus sich zu dem Jungen um, musterte ihn. Er sah die Unsicherheit in Harrys Augen, den Unwillen, zu kämpfen und den Krieg zu leisen, den Hass auf die Umgebung, an die er noch gebunden war. Einmal mochte Hogwarts für Harry eine Zuflucht gewesen sein, doch nach all den Vorkommnissen war es für ihn nur noch ein Horrorhaus, bei dem sich ihm die Frage zu stellen schien, ob er dort wieder heraus kommen würde. „Warum fragst du?“
 

Harry zuckte mit den Schultern, senkte den Blick und fegte die Krümel vom Tisch. „Ich würde es nur gern wissen,“ gab er zurück. Das, was ihn wirklich zu der Frage inspirierte, war allerdings schlichtweg Angst. Er wusste, bald würde der Prozess gegen Dumbledore beginnen und ihm war klar, dass man ihn im Notfall zu einer Aussage zwingen würde. Allein diese Vorstellung machte ihm Angst.
 

Und dazu wartete da draußen ein Irrer, Voldemort, der ihn auch noch für sein Bett haben wollte, der alles bedrohte, Jeden, der Harry nahe stand, vor allem aber Charlie. Denn der war ja auch das Hindernis, dass in den Augen dieses Irren zwischen diesem und einer Ehe mit ihm stand. Er wollte nicht riskieren, dass noch Jemand wegen ihm starb.
 

„Wir werden sehen,“ erklärte Severus. „Es gibt bestätigte Gerüchte, dass Tom seit dem Versuch, dich zu entführen, eine Verletzung hat, die ihn schwächt und vor sich hin eitert, ohne, dass man ihm helfen könnte. Wir warten, was er tut und reagieren.“
 

„Warum?!“
 

„Bitte was?“
 

„Warum reagieren wir, statt zu agieren?! Ich will nicht, dass er die Regeln...!“
 

„Du bist nicht bereit für einen Krieg, du dummer Junge!“, scholt Severus genervt. „Darum! Du bist trotz all deiner Fortschritte ein Kind! Wir haben nicht vor, dich in eine Schlacht zu schicken, wenn es nicht nötig ist!“
 

Harry antwortete nicht, er schlug sein Buch auf und sah hinein. Er wusste, Snape meinte es nicht böse, aber er hasste es, derart bevormundet zu werden. Der Ältere schien nicht zu verstehen, warum Harry fragte, dass er nur wollte, dass das endlich Alles vorbei war, dass er seine Ruhe haben konnte und nicht nur er. Hatte Snape es nicht auch satt, sich dauern verstecken zu müssen?
 


 


 


 


 


 

„Ich habe es!“, lachte Tom auf ein Mal, er saß wie immer auf seinem thronartigen Stuhl, vor sich ein Buch mit alten, kaum noch angewandten Zaubern, nichts, was man nicht brechen konnte, aber Dinge, die eigentlich nie entdeckt wurden, so ähnlich, wie die Sprüche, mit denen Dumbledore Harry, seinen Harry gefoltert hatte. Der Alte hatte ihn im Grunde auf die Idee gebracht.
 

Eine Idee, wie er Charles Weasley los werden konnte, so, dass der nicht mehr so an seinem Harry klebte und er ihn bequem entführen konnte, wenn das denn dann noch notwendig sein sollte, was er aber ernsthaft bezweifelte. Nach dem, was er vorhatte, würde Harry mit eingeklemmtem Schwanz zu ihm kommen und sicher selbst um Weasleys Tod betteln! Dann würde nichts mehr seinen Plänen im Weg stehen.
 

Mit einem hämischen Lächeln begann er, einen Brief zu verfassen, nicht an Harry, er hatte gemerkt, dass man seine Briefe an seinen Geliebten abfing, sondern an den, der ihre Liebe zu zerstören versuchte, dann ließ er das Pergament in den Umschlag gleiten, es fehlte nur noch das Pulver, das würde er heute noch herstellen.
 

Ein kurzes Pochen erinnerte ihn allerdings wieder an seine verdammte Verletzung, die sich weigerte, zu kooperieren und die den gesamten Tag über brannte. Sie eiterte, manchmal hatte er den Eindruck, dass sie größer wurde und was noch richtig eklig war, seit einigen Tagen hatte er auch noch Fieber, vermutlich von dieser Wunde.
 

Das Fieber kam in unangenehmen Schüben, aber es war nichts, was ihn von seiner Arbeit hätte abhalten können, im Gegenteil, es versetzte ihn oft in einen regelrechten Rausch der Aktivitäten. So, wie gerade jetzt.
 

Rasch stand er auf, lief in sein Labor und begann, all seine Zutaten zusammen zu suchen. Oh, seine Idee war so genial! Er hätte wirklich schon eher daran denken sollen! Dann wäre es viel leichter gewesen! Aber nein, er musste es immer erst auf die komplizierte Art versuchen und auf die Nase fallen, bevor es etwas werden konnte.
 


 


 


 


 

So ging es weiter, fast zwei Monate lang. Der Schnee schmolz, die Blumen sprossen wieder und die Bäume wurden grün. Eine herrliche, aber trügerische Ruhe, wie Harry sich immer wieder sagte, er versuchte, das immer im Hintergrund zu behalten. Doch das fiel durchaus schwer, wenn er gerade mit Charlie kuschelte und schmuste oder mit Ron und Draco Quiddich spielte.
 

Es war so schön friedlich. Ja, natürlich fühlte Harry sich noch immer nicht gut, wenn er sich im Schulgebäude befand und die Blicke nervten ihn schrecklich, aber es schien einfacher zu werden. Man hörte nicht mehr auf zu reden, wenn er ein Klassenzimmer oder den großen Saal betrat. Das war schon viel besser, aber noch immer beglotzte man ihn, wie einen Zirkusaffen.
 

Doch sobald er die kleine Hütte betrat, fiel all das von ihm ab, er konnte diese Dinge hinter sich lassen, das Erste, was er meist tat, war, seine Uniform auszuziehen, sich andere Dinge anzuziehen und dann für eine Weile mit den Drachen zu spielen. Dann wartete er immer auf Charlie, der zuerst in das Freigehege kam und ihn dann mit einem Kuss begrüßte. Dann begann immer die schönste Zeit des Tages, die ihn vergessen ließ, dass die Welt trotzdem um ihn herum sich im Krieg befand. Es war ihm egal, solang er sein kleines Nestchen hatte, in dem er sich so gut und willkommen fühlte.
 

Nur noch selten wanderten seine Gedanken wieder zum Krieg. Er wusste schon lang nicht mehr, was er davon halten sollte, es schien einfach nicht weiter zu gehen. Ein Mal hatte er selbst Nachforschungen angestellt, er ahnte, wo er Voldemort suchen könnte, aber er wollte nicht unbedingt allein losziehen, als er mit Severus und Lucius geredet hatte, hatten die ihm gesagt, es wäre noch nicht an der Zeit, etwas zu tun. Er solle warten. Er hatte nachgegeben, die Anderen waren die Erwachsenen, sie wussten, was zu un war.
 

Nanu? Als Harry aufsah, war es schon dunkel geworden. War Charlie etwa noch nicht wieder zurück? Das konnte er sich nicht vorstellen. Rasch erhob er sich, sehr zum Frust der Drachen, ging wieder ins Haus. Die Kleinen brachte er in ihr eigenes Zimmer, noch waren die Nächte zu kalt, um sie draußen zu lassen, aber der Schlag für die Tiere war bereits erbaut und wenn es nachts nicht mehr so kalt war, würden sie draußen bleiben. „Charlie?“, fragte er, ging ins Wohnzimmer.
 

Ah, da saß er, am Kamin, neben sich einen ganzen Stapel Aufsätze, die er korrigierte. „Charlie! War dein Tag sehr anstrengend?“, fragte er, setzte sich auf den Boden und legte seinen Kopf auf die Knie des Älteren. „Du hast gar nicht Hallo gesagt..“
 

„Ich hatte Besseres zu tun,“ kam es kalt zurück.
 

„Was...?“, Harry zuckte regelrecht zurück. Hatte er sich verhört? Warum war Charlies Stimme so schrecklich kalt? „Was hast du, Charlie? Hab ich was falsch gemacht?“, fragte er verwirrt.
 

„Ich habe zu tun,“ knurrte der Ältere, schubste ihn auf ein Mal weg. „Verschwinde!“
 

Was...?! Mit großen Augen sah Harry seinen Mann an, er spürte, wie sich Alles in ihm verknotete. Verschwinden? Er sollte verschwinden. „Was.. hab ich falsch gemacht?“, fragte er.
 

„Du nervst! Ich hab dich aus der Scheiße geholt, du hast deine Ruhe, der Alte ist weg und jetzt will ich meine Ruhe! Geh!“
 

Ohne etwas zu sagen, wandte Harry sich um, wie ein Schlafwandler, ging in ihr Schlafzimmer, er merkte kaum, wie er mit mechanischen Bewegungen einige Sachen in seinen Rucksack stopfte, vollkommen wahllos. Als Letztes zog er seine Lieblingsjacke an, die Charlie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, dann setzte er sich auf das Bett, schrieb einen Brief und zog sich unter Tränen den Ring vom Finger, was sich anfühlte, als würde er sich selbst das Herz heraus reißen, legte es auf den Brief, anschließend stand er auf, nahm den Rucksack, er ging zu den kleinen Drachen, verabschiedete sich, bat sie, immer rauf Charlie zu hören, trat erneut ins Wohnzimmer, seinen Zauberstab verkrampft in der Hand. „Charlie,“ flüsterte er, sah den Mann, der ihn nur kalt, fast abwesend musterte.
 

„Was?“, fragte der Rotschopf.
 

„Ich... werde dich nicht stören,“ flüsterte er, obwohl ihm fast das Herz brach. „Danke... für Alles... such dir Jemanden, den... du liebst...“, ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er aus dem Haus, lief immer weiter. Erst am Ende des Weges, kurz vor der Apparationssperre, wandte er sich noch mal um, zu dem kleinen Haus, wo er so glücklich gewesen war. Dann aber wandte er abrupt um und rannte weiter.
 

Was war nur mit Charlie los? Warum war er so? Warum sagte er, dass alles nur eine Schutzmaßnahme gewesen war, die er als beendet ansah? All die Stunden, die sie gekuschelt hatten? Die gemeinsamen Abendessen, wenn sie zusammen geschlafen hatten? Das Alles – es sollte nur für eine Zeit lang gewesen sein? War Charlie seiner überdrüssig?
 

Das war es sicher, denn er war so kompliziert, dauernd weckte er den Anderen mit seinen kindischen Alpträumen, er brachte nur Probleme, hatte Charlie auf die Abschussliste von Voldemort gesetzt, zusammen mit dem Rest seiner Familie. Und vielleicht hatte der Ältere nun doch begriffen, dass seine Aufnahme in die Familie mit dem Verstoßen seiner Schwester Hand in Hand gegangen war...
 

Harry wusste nicht, wo er hin ging, wohin seine Beine ihn brachten, er lief einfach nur, ohne aufzusehen, die gesamte Nacht, ohne Pause. Erst am Morgen sackte Harry vollkommen erschöpft zusammen, irgendwo mitten im Wald. Er strich über sein Gesicht, merkte jetzt erst, dass er wohl die gesamte Zeit über geweint hatte. Er rollte sich in sich zusammen, schlang die Arme um die Beine und schloss die Augen.
 

Charlie.
 

Sein Licht in der Dunkelheit, sein Charlie, sein Mann, sein Retter, er wollte nichts mehr von ihm wissen, hatte ihn weggeschickt, ihn nicht aufgehalten, wie Harry gehofft hatte, ihn nicht begrüßt, ihn nicht geküsst, ihm gesagt, dass er nur ein Störfaktor war. Merlin, er wollte nur zu Charlie zurück, aber er wollte nicht an einen Ort, wo er unerwünscht war. Vor allem, wenn die schon genug wegen ihm durchgemacht hatten.
 

Harry wusste nicht, wie lange er so da saß. Er hatte Charlie frei gegeben, doch es war ihm, als wäre er jetzt tot, als wäre er gestorben. Er fühlte sich so leer. Erst, als er ein aufgebrachtes Geräusch hörte, sah er auf. „Schnäbelchen,“ flüsterte er, schloss den Tukan in die Arme. „Du bist mit mir gekommen?“, erneut begannen die Tränen zu rollen. „Du willst mitkommen? Du... solltest hier bleiben,“ bat er. „Ich will nicht, dass du stirbst, wie Hedwig... Ich.. brauche keinen Botenvogel mehr...“
 

Doch der Tukan blieb stur auf der Schulter seines jungen Herrn sitzen, rieb sich an dessen Wange wie um ihn zu trösten, manchmal gab er Geräusche von sich, die fast an Schimpfen erinnerten.
 

Was sollte er tun? Harry kuschelte sich an die Baumwurzel, schniefte leicht. Er konnte nicht zurück, das war ihm klar. Er war gegangen, er hatte kein Recht, den Anderen weiter zu belästigen. Ihre Ehe hatte als ein reines Hilfsprojekt für ihn angefangen und es war Charlies gutes Recht, sie zu beenden. Er hatte kein Recht, sich gegen eine Scheidung zu wehren. Aber er wollte dem Anderen ein letztes Geschenk machen.
 

Ein angstfreies Leben.
 

Ja, das war seine einzige Aufgabe, das Einzige, wozu er gut zu sein schien. Er musste den Krieg beenden und Tom töten. Dann konnte auch Ginny endlich zurück zu ihrer Familie, Remus würde in Ruhe leben können, die Weasleys würden sicher glücklich werden. Er hatte schon immer gewusst, dass er Anderen nur im Weg war, dauernd. Er zerstörte Leben, seine pure Existenz schien schon zu reichen, um Andere umzubringen. Hedwig, Cedric, Sirius. Andere.
 

Nein, das wollte Harry nicht mehr. Er würde beenden wofür er da war, er würde Tom töten, um Anderen ein gutes Leben zu ermöglichen und wenn er nicht bei der Schlacht starb – nun, nicht mal er konnte den Sprung von einem Turm überleben, der mehr als zehn Stock aufwies, wenn er Kopf voran hüpfen würde. Dann konnte er niemanden mehr töten.
 

Harry wischte sich erneut über die Augen. Er musste nur vorher Schnäbelchen weg schicken und er wusste, wo er diesen hin schicken würde. Zu Severus. Der Einzige, auf den sein Kleiner nicht mehr losging, wie ein Wahnsinniger. Vielleicht, weil sie sich vom Charakter her so ähnlich waren.
 

Nachdem Harry diesen Entschluss gefasst hatte, ging es ihm wieder etwas besser. Er wusste, er würde sich nicht mehr lange so schrecklich fühlen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, er musste dieses grausame Gefühl in seiner Brust nicht mehr lange ertragen, oder das Gewicht auf der Hand, wo sein geliebter Ring fehlte, den er immer gedreht hatte, wenn er nachdachte. Nur wenige Monate, aber sie waren sein Leben gewesen. Die einzige, einfach nur glückliche Zeit, an die er sich erinnern konnte.
 

Doch er konnte auch nicht mehr in sein altes Leben zurück. Darum würde er sein Leben beenden, wenn seine Aufgabe erfüllt war. Dann würde der Druck verschwinden und er war niemandem im Weg. Charlie musste sich noch nicht mal mit einer Scheidung herum schlagen und am Ende Geld dafür bezahlen, für ihn. Der Andere würde sein Geld bekommen, mehr konnte er diesem nicht geben...
 

Immer noch wie in Trance erhob er sich wieder, lief einfach immer weiter, bis er auf eine Straße traf. Also rief er den Night-Bus und sagte dem Fahrer, dass er nach Loch Inverness wollte. Dort, irgendwo, vermutete er Toms geheimen Unterschlupf. Er würde den Anderen stellen und es beenden. Mehr blieb nicht mehr zu tun.
 

Als der Bus hielt, stieg Harry aus, inzwischen waren seine Augen rot, aber seine Tränen waren versiegt. Er hatte einfach keine mehr. Unwillig trat er in das Licht des Tages und sah sich um. Ja, hier war ein kleines, abgeschiedenes magisches Dorf. Er fand einen Gasthof, in dem er sich ein Zimmer nahm, dann setzte er sich auf das Bett und nahm den Rucksack ab. Er fühlte sich so tot, schlafen kam nicht in Frage, er würde nur grausame Alpträume bekommen. Also packte er seine Sachen aus und legte sie auf das Bett. Er brauchte einen Plan, um Tom zu finden, danach würde er alles in die Wege leiten. Und erst mal würde er jetzt einige Briefe schreiben, vor allem an Remus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ai-lila
2011-08-03T20:55:22+00:00 03.08.2011 22:55
Hi~~

Autsch! Der Zauber hat gesessen.
Und unser kleiner Pechvogel kommt nicht mal im Traum darauf, das Charlie unter einem Fluch steht.
Die Anderen werden es sicher merken.
Tscha~~ und dann nix wie den Zauber brechen.
Damit darf Voldi nun wirklich nicht durchkommen. -.-"
Los Leuz! Harry braucht Euch!

Das war wieder ein klasse Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  kaya17
2011-08-03T20:41:33+00:00 03.08.2011 22:41
Oh nein. Der arme Harry... das darf doch nicht war sein.
Ich hoffe das Charly bald wiede er selbst ist...so darf das nicht
sein..
Von:  Amy-Lee
2011-08-03T18:53:36+00:00 03.08.2011 20:53
Hallo,
so haßt du das also gemeint mit dem Hassen, Tom hat so ein Pulver angewendet das Charlie zum wandelten Kühlschrank wird und Harry bekommt es ab und wir Leser müssen uns dieses Trauerspiel sowie auch unser Harry antun (nicht das es schlimme wäre ich lese deine Story gerne und am Ende geht ja sowie so alles gut aus) na dann Hoffe ich das es bei zwei Kapitel bleibt und Charlie wieder normal wird.
Bis zum nächsten mal.
Bye
Von:  Ice_Angel_Kara
2011-08-03T15:50:21+00:00 03.08.2011 17:50
boar ist das fies >.<
so ein gemeiner voldi *schimpf*
der arme kleine harry war endlich glücklich und dann sowas!
Hoffentlich macht harry tom die hölle heiß! >_<
super kapi ^^

lg
Von:  AngelHB
2011-08-03T15:27:31+00:00 03.08.2011 17:27
Hi!

Wieder mal ein sehr schönes Kap. Bin schon sehr gespannt auf das nächste.

LG Angel
Von:  Elbenprincess
2011-08-03T14:46:21+00:00 03.08.2011 16:46
oh mein Gott... findet ein heilmittel für charlie...
das ist einfach nicht fair... armer HArry...
ich hoffe die anderen finden ihn bevor er etwas wirklich dummes macht..

schreib bitte ganz schnell weiter
Von:  Dranza-chan
2011-08-03T13:19:30+00:00 03.08.2011 15:19
Oh nein! Dass Charlie so eklig war kommt sicher von dem Pulver. Ich hoff Charlie kommt rechtzeitig wieder zu sich und sie finden Harry bevor er bei Voldemort auftaucht!
lg
Von:  AmuSuzune
2011-08-03T12:31:05+00:00 03.08.2011 14:31
Ooooooh oh, das ist doch jetzt nicht war, was um himmelswillen hat Tommy-boy nun wieder angestellt!
Ich bekomm noch die Kriese, ich hoffe es geht bals weiter! Und das es besser wírd.
Ein schönes Kapitel!

LG Suzu
Von: abgemeldet
2011-08-03T08:00:29+00:00 03.08.2011 10:00
Ohje... ich hoffe nur, dass Harry rechtzeitig von seinem Plan abgehalten wird.
Denn irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er Voldemord besiegen kann...
Wie soll das nur weitergehen?
Ein spannendes Kapitel, mit einem Ende, was nur danach schreit weiterzulesen!
Von:  Omama63
2011-08-03T07:26:55+00:00 03.08.2011 09:26
Ein klasse Kapitel.
Was hat der Irre da nur wieder angestellt. Dem ist wohl nicht nur die Hand am eitern.
Armer Harry. Hoffentlich passiert im nichts.
Bin schon gespannt ob die Anderen heraus finden, was mit Charlie los ist und ihm helfen können.
Danke für die ENS.


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