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Anaeruin

von

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Ein neuer Bewunderer

„Hallo?“
 

Charlie sah auf, es war gerade zehn Uhr morgens. Der letzte Tag war ruhig vorbei gegangen, Harry hatte die meiste Zeit einfach nur geschlafen, beide Male, wenn er aufgewacht war, hatte er Angst gehabt, aber er hatte sich jedes Mal schnell gefangen, wenn er gesehen hatte, dass keine Gefahr drohte. Er schlief noch ruhig, die Drachen waren versorgt und vorerst etwas im Außengehege, um sich auszutoben. Also trat der Rotschopf in das offene Wohnzimmer. „Remus,“ nickte er dem ehemaligen Werwolf zu. „Severus, Lucius, was gibt es?“
 

„Wir wollten wissen, ob es Harry besser geht,“ gab der Goldäugige zurück und ließ sich auf dem Sofa nieder.
 

„Nicht sonderlich,“ gab Charlie zurück. „Er schläft wieder viel, er hat Angst, er ist verstört – und er weigert sich strikt, auch nur wieder einen Fuß in den Unterricht zu setzen. Er hat Angst, davor, dass sich das wiederholen könnte. Ich habe nicht vor, ihn zu zwingen. Er kann hier in Ruhe lernen. Noch mehr nervliche Belastungen macht er nicht mit.“
 

„Aber die Gefahr ist viel zu groß, dass er sich abschottet und einigelt,“ gab Luicus zu Bedenken. „Das ist auch nicht gesund. Am Ende denkt er, dass Jeder ihm nur schaden will und macht sich selbst nur noch unglücklicher. Nein, das wäre nicht fair. Meinst du nicht auch?“
 

Der Drachenzähmer zuckte mit den Schultern. „Er hat Angst, ich werde ihn zu Nichts zwingen, es ist seine Entscheidung. Und zumindest bis Weihnachten werde ich ihn sicher nicht bedrängen, er soll sich erst mal wirklich wieder erholen, ohne angestarrt zu werden, wo immer er auftaucht, nur, weil er verheiratet ist oder sonst was. Ich habe nichts dagegen, wenn Draco hierher kommt und er hat Ron, ich gehe davon aus, dass die Beiden zu verhindern wissen, dass er sich zu sehr einigelt.“
 

Severus schloss kurz die Augen und zählte langsam bis Zehn. Gut, er verstand, dass Potter nicht wieder in den Unterricht wollte, aber das war auch keine Lösung! Nun gut, Weihnachten, bis Weihnachten, danach würde er sich den Bengel höchstselbst vornehmen. Aber vielleicht war es tatsächlich einfach nur eine Auszeit, die der Beste brauchte. „Isst er?“
 

„Ein paar Bissen pro Mahlzeit, es wird wieder besser. Ich denke, in ein, zwei Tagen ist er wieder auf den Beinen. Er ist physisch bei weitem nicht so verletzt, wie psychisch. Er hat konstante Alpträume, selbst, wenn ich da bin.“ Charlie setzte sich auf die Lehne seines Sessels, immer auf dem Sprung, um zu seinem Mann zu kommen, sollte er etwas hören.
 

„Das ist immerhin etwas,“ stimmte Lucius zu. „Vielleicht wird es nach Weihnachten besser. Es ist vermutlich nur die Ruhe, die er braucht. Vielleicht sieht im neuen Jahr alles schon besser aus.“
 

„Das hoffe ich,“ nickte Charlie.
 

„Was ist mir seinem Training?“, fragte Severus, wie immer sehr, sehr direkt.
 

„Ich rede mit Harry, wenn ich denke, dass er körperlich wieder in der Lage dazu ist,“ versicherte Charlie. „Ist sonst noch was? Ich denke, er wacht gleich auf und dann sollte ich da sein.“
 

Remus lächelte etwas. „Nein, wir wollten nur wissen, wie es ihm geht. Oh, und deine Eltern haben ihre Anwesenheit zu Mittag schon angedroht, Molly sagte etwas von Kochen für alle, das sei besser, als das, was Hauselfen fabrizieren.“
 

„Oh Merlin, dann kann ich mir wieder was über meine Ordnung anhören,“ stöhnte Charlie nur, nickte aber dann. „Dann denke ich, werde ich euch wohl alle zu Mittag wieder sehen,“ stellte er nur fest, dann deutete er zur Tür. „Dann sehe ich euch sicher nachher, ich muss meinen Mann auf eine Invasion vorbereiten.“ Mit den Worten ging Charlie wieder ins Schlafzimmer, er sah, wie Harry unruhiger wurde, hörte im Hintergrund die Türen schließen. Ah, sie waren allein. Umso besser. Er bezweifelte, dass sein Mann gerade gut auf Gesellschaft beim Aufwachen reagieren würde. „Harry... komm, wach auf.“
 

Nur ungern öffnete Harry die Augen. Wach war er schon etwas länger gewesen, er hatte Stimmen gehört und Leute, die gegangen waren, doch er wollte sich eigentlich nicht dem Tag stellen. Nun sah es allerdings so aus, als habe er keine Wahl mehr. Er richtete sich etwas auf, lächelte Charlie an. „Hi,“ flüsterte er, kuschelte sich in die wartenden Arme des Älteren, in denen er sich so sicher fühlte.
 

„Guten Morgen du, fühlst du dich etwas besser?“, fragte Charlie sanft, strich durch die dichten, wüsten Locken.
 

„Ja,“ nickte Harry, er wollte den Anderen nicht enttäuschen. „Ich.. es ist alles in.. Ordnung.“
 

„Gut, dann solltest du dich anziehen und ich mache uns ein leichtes Frühstück,“ schlug der Drachenzähmer vor. „Denn zu Mittag gedenkt unsere Mutter zu kochen, Vater und sie kommen vorbei, Remus auch. Und ich denke, der miesepetrige Tränkemeister wird uns auch belästigen, nicht zu vergessen, Ron und die beiden Malfoys.“
 

„Was?!“, automatisch schoss Harry in die Höhe. „Nein, nein, bitte...!“
 

„Ruhig! Harry, niemand wird dir etwas tun, beruhige dich, es ist nur unsere Familie und ein paar Freunde.“ Er küsste den aufgebrachten Jungen sanft, sah ihm dann in die Augen. „Keine Gefahr. Sie wollen wissen, wie es dir geht, mehr nicht.“
 

„Muss... muss das sein?“
 

Charlie lächelte ermunternd. „Ich denke, es würde dir gut tun,“ erklärte er und reichte Harry ein Bündel mit einfachen Klamotten. „Draußen warten außerdem noch vier kleine Monster darauf, von dir bespielt zu werden.“
 

„Sie sind draußen?“
 

„Ja, und das auch nur, weil ich die Tür dieses Mal zugezaubert habe,“ erklärte Charlie grinsend. „Na los, bevor sie sich einen Tunnel hier rein gegraben haben.“
 

Das brachte auch Harry zum Lächeln. Ja, er benahm sich kindisch. Niemand hatte verlangt, dass er in die Schule sollte, aber er hatte den Kleinen doch versprochen, sich immer um sie zu kümmern und er hatte Charlie versprochen, diesem bei der Aufzucht zu helfen. Und was tat er stattdessen? Er lag hier herum und jammerte. Rasch griff er nach dem Stapel Kleidung, der ihm hingehalten wurde, verschwand dann im Bad.
 

Charlie sah seinem Mann erleichtert hinterher. Offensichtlich hatte Harry beschlossen, wenigstens zu versuchen, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, statt sich weiter in Ecken zu verstecken, wie es an seiner Stelle vermutlich jeder Andere getan hätte. Und der Rotschopf war froh darum. Er wollte, dass Harry endlich leben konnte, für sich, glücklich, weit weg von all den Orten, die ihm Schmerz bereiteten. Aber dafür mussten sie leider erst noch etwas Anderes schaffen. Den verdammten Krieg. Sein Geliebter konnte sich nicht entziehen, so gern er das auch sehen würde, Charlie ahnte, dass man dem Jüngeren folgen würde. Denn dieser Krieg konnte, dank der Prophezeiung, ohne Harry weder gewonnen noch verloren werden. Man würde ihn immer jagen, ihn zu einer Leitfigur machen wollen, um ihn umzubringen oder ihn als Galleonsfigor zu nutzen, es würde nie ein Ende nehmen und das konnte er dem Grünäugigen genauso wenig antun.
 

Aber er wusste schon, wie er Harry aufheitern konnte. Zu Weihnachten wollte er dem Jüngeren seine neue Heimat zeigen, den Ort, an den sie einst ziehen würden, wenn das Alles um war, den Ort, wo sie leben und arbeiten würden. Das kleine, schöne Haus mitten in Rumänien, bei der Drachenkolonie, weit weg von der verhassten Politik und all den Blicken, mit denen der Jüngere immer torpediert wurde. Dann konnte Harry auch endlich all die anderen Drachen kennen lernen und die Anderen, die dort arbeiteten. Und Weihnachten selbst konnten sie dann in Frankreich feiern, wie geplant, bei Fleurs Familie, damit sie die auch kennen lernen konnten. Das konnte er dann heute mit seinem Vater besprechen.
 

Er wurde aus diesen Gedanken gerissen, als die schlanken Arme sich um seinen Hals legten. „Na?“, fragte der Drachenjäger, zog Harry auf seinen Schoß, küsste ihn. „Das Bad hat gut getan, oder?“
 

Harry lächelte etwas, nickte dann. „Ja,“ stimmte er zu. „Kommst du mit zu den Kleinen raus?“
 

„Ich muss den Ansturm der Anderen managen,“ erklärte Charlie seufzend. „Aber ich komme nach, nachdem ich Ma gezeigt habe, wo ich die Töpfe versteckt habe.“ Der Rotschopf grinste. „Na los, raus mit dir an die frische Luft!“, er hob seinen Zauberstab, sprach einen Wärmezauber und scheuchte Harry hinaus.
 

Er beobachtete aus dem Fenster, wie der Jüngere sich erst mal zögerlich umsah, dann aber auf die tatsächlich aufgeregt auf und abspringenden zuging und sich enthusiastisch begrüßen ließ. Nun, da durfte sich wohl Jemand noch mal duschen, bevor es Essen geben würde! Spätestens in zwei Minuten würde Harry selbst einem Golem gleichen! Aber es war einfach toll zu sehen, wie der Andere so endlich seine Scheu wieder verlor und sich im Schlamm wälzte. Ohne Angst und Erinnerungen, die ihn jagten.
 

Als er sich sicher war, dass es Harry gut ging, wo er gerade war, trat er zum Kamin und hob die Floosperre, rief den Fuchsbau. Er musste auch nicht lang warten, bevor seine Mutter den Kopf durch die Flammen hielt. „Wenn ihr kommen wollt, die Verbindung ist offen,“ schlug er vor.
 

„Woher..?“
 

„Ihr habt es Remus erzählt und der hat mich netterweise vorgewarnt, Ma,“ lächelte Charlie.
 

„Wie geht es Harry?!“
 

„Du kannst gern kommen und ihn selbst fragen, sobald ich nachher den Matsch und Schlamm von ihm gekratzt habe.“
 

„Wir sind sofort da!“
 

Charlie nickte und trat zurück, setzte sich in seinen Sessel. Er musste nicht lange warten, bis das Feuer das erste Mal röhrte. „Percy! Du hast Zeit? An einem regulären Arbeitstag?“
 

Der Jüngere lächelte nur und setzte sich. „Ich habe sie mir genommen,“ gab er nur zu Wissen. „Es hat Vorteile, die alten Sitze eingefordert zu haben, ich habe das Recht auf einen eigenen Stab, der für mich arbeitet. Die machen gerade meine Aufgaben, bis ich wieder da bin, Bruderherz. Man hat ein tolles Leben, wenn man den Status eines Malfoy hat, “ fügte er grinsend hinzu, wurde aber dann wieder ernst. „Alles in Ordnung bei euch? Hat Harry sich endlich wieder beruhigt? Geht es ihm wieder besser?“
 

„Es geht ihm besser, aber allein die Vorstellung, dass heute Jemand kommen wollte, hat ihn fast an die Decke gehen lassen. Aber ich denke, das wird sich wieder beruhigen. Er braucht nur etwas Zeit, fern ab der Blicke Anderer, er kann so lange hier lernen und sich erst mal wirklich mit der neuen Situation auseinander setzen.“
 

„Er tut dir gut, Bruder, lächelte Percy einfach. „Und du ihm. Ich habe dich nie zuvor so beherrscht erlebt. Du hast noch nicht mal diesen einen Bengel tot geschlagen.“
 

Charlie lachte leise. „Ja,“ gab er zu. „Es ist... ich weiß nicht, die Meisten würden ihn als anstrengend empfinden, ich bin froh, ihn zu haben. Er will immer nur Dinge für Andere tun, aber er denkt nicht an sich, ganz Anders, als der Rest der Welt.“
 

Percy musste grinsen, als er diesen ungewohnt sanften Ausdruck auf dem Gesicht seines sonst so harten Bruders sah. Oh ja, Harry hatte dem Anderen endlich gezeigt, dass man nicht immer der Kälteste sein musste. Allerdings wurde ihr kurzes Gespräch unterbrochen, als ihre Mutter durch die Flammen in das Zimmer stürzte, beladen mit mehreren Töpfen und Tüten.
 

„Mutter, auch in diesem Hause gibt es Töpfe und Lebensmittel!“, stöhnte Charlie, als er das sah, er nahm der überladenen Frau, die ihn irgendwie an ein Muggelkinderspiel namens Packesel erinnerte, die Tüten ab und half ihr, die Sachen in die Küche zu schaffen.
 

„Ja, aber was für welche! Kind, die sind doch viel zu klein! Damit kann ich nicht arbeiten! Oh, zeig deinem Vater, wo ich bin, der hat den Rest der Sachen.“
 

„Noch mehr?!“
 

„Na, hör mal! Der arme Junge braucht ein Festessen und du kommst mir auch vor, als hättest du schon wieder abgenommen! Nicht zu vergessen Severus! Der arme Mann! Er erinnert mich jedes Mal an eine halbe Hungersnot! Seine Nase sähe nicht halb so gefährlich aus, wenn etwas Fleisch darauf wäre!“
 

„Ein Grund für mich, Frau, sicher nicht zuzunehmen!“, knurrte es von der Tür. „Ich bestehe auf meine dürre, hässliche Hakennase!“
 

„Was machst du denn schon hier? Du ist doch gerade erst gegangen!“, stöhnte Charlie, während er seinem armen Vater half, seine Last in der Küche so zu verteilen, die inzwischen irgendwie richtig klein geworden war. Das waren Lebensmittel für mehrere Tage! Nicht für ein einziges Essen, auch, wenn sie ein paar mehr Leute waren! Vermutlich würde es für ein Mittagessen in der Schule selbst reichen!
 

„Ich hatte vergessen, die Tränke abzustellen,“ knurrte der Mann und reihte mehrere Phiolen auf der Arbeitsfläche auf, dem einzigen Ort, der nicht vollgestellt war mit irgendwelchen Sachen. „Sonst überlebt der Bengel dieses Essen mit Sicherheit nicht und vielleicht sollte ich selbst auch einen...“
 

„Severus Sebastian Snape! Ich warne dich!”, rief Molly sofort, eine Hand in der Hüfte aufgestützt, in der anderen den Kochlöffel. „Du wirst deinen Teller leer essen! Und zwar den, den ich vorbereite! Suppe, Hauptessen und Nachtisch! Und davor wirst du dich hier zu mir stellen und mir vorbereiten helfen! Alle Anderen – raus!“
 

Lachend und gröhlend verzogen Percy und Charlie sich mit ihrem Vater aus der Küche, nicht glauben könnend, dass ihre Mutter soeben den gefürchtetsten Lehrer der Schule nicht nur zwang, ihr zu helfen, sondern auch über sein Essverhalten wachen würde. Oh, das war so herrlich! Irgendwie ging ihnen gerade der Respekt vor dieser Person flöten, aber vollkommen. Nach immer um Luft japsend setzten sie sich im Wohnzimmer auf die Sessel. „Dad, welche Armee will Ma bekochen? Nur, damit ich weiß, wie viel ich nachher irgendwo unterbringen muss?“, fragte Charlie, als er wieder sprechen konnte.
 

„Ich habe keine Ahnung, sie hat den gesamten gestrigen Tag nur mit Einkaufen zugebracht und nur vor sich hingeredet, was sie alles kochen will. Von wie viel war leider nie die Rede, den Mut, sich ihr in den Weg zu stellen, wenn sie dabei ist, etwas auszuhecken, habe ich beim besten Willen auch nicht.“
 

Percy lachte nur: „Wer hätte das bitte? Nicht mal Snape traut sich doch, ihr zu widersprechen! Ich wette, nicht mal Malfoy Senior würde so etwas Dummes tun!“
 

„Wo ist Harry?“, fragte Arthur auf ein Mal. „Bei dem Lärm wäre er doch sicher schon lange aufgewacht.“
 

Charlie lächelte, er stand auf und trat erneut zu dem Fenster, das zum Gehege der kleinen Drachen zeigte. „Hier, “ erklärte er. „Da draußen sind fünf Lehmklumpen, einer davon ist mein Mann, wer ist gerade schlecht zu sagen.“
 

„Ich würde sagen, es ist der Rechte, der mit den fünf Fingern statt der Krallen,“ grinste Percy, der sich das ansah, es stimmte, es war wirklich schwer zu sagen, wer da draußen wer war. „Ma würde die Krise bekommen, wenn...“
 

„Wenn was, junger Mann?!“, fragte in dem Moment Molly, das Ohr ihres Sohnes zwischen zwei Fingern. „Nur weiter, Percy, wenn ich was wissen würde?“
 

„Äh... wie.. Harry aussieht?“
 

„Warum? Ist er krank? Ich dachte, er liegt im Bett!“
 

„Liegen stimmt, Bett nicht," schaltete Arthur sich ein. „Eher sich im Matsch wälzen... es scheint ihm gut zu gehen, Molly, er spielt mit den Drachen...“
 

„Mit den Drachen?! Das sind doch keine Kuscheltiere! Charlie! Hol ihn rein! Nicht, dass ihm noch was passiert! Kommt gar nicht in frage! Seit wann bist du so...?!“
 

„Ma, sieht er wirklich so aus, als wäre er in Gefahr? Und kennst du mich nicht gut genug, um zu wissen, dass ich ihn nie einer Gefahr aussetzen würde? Die Drachen gehen Kommando, wenn Harry etwas sagt. Sie gehorchen ihm, wie trainierte Hunde. Sieh sie dir an, er hat einfach nur Spaß. Aber ich hole ihn gleich rein, damit er sich noch duschen kann, bevor wir essen und die Drachen müssen auch gleich gefüttert werden.“
 

Molly sah ihren Sohn prüfend an, dann noch mal aus dem Fenster, wo die fünf Figuren sich weiter im Schlamm wälzten. Charlie hatte Recht, es sah nicht aus, als wäre Harry in Gefahr, aber es gefiel ihr einfach nicht, sie machte sich Sorgen um den fragilen Jungen. „Dann hol ihn schnell rein, es ist kalt, es soll heut Nacht sogar schneien.“
 

„Keine Sorge,“ lächelte Charlie. „Ich habe einen Wärmezauber auf ihn gesprochen und wie gesagt, die Drachen müssen auch gleich gefüttert werden. Übrigens würde ich in die Küche zurück, sonst massakriert Severus das Huhn, was ich da drin gesehen habe.“
 

„Mein Huhn!“, mit diesen Worten jagte Molly wieder in die Küche.
 

„Oh und Dad, wegen Weihnachten – ich möchte bald mit Harry zum Drachenhorst nach Rumänien, aber wir kommen pünktlich nach, zu Fleurs Familie nach Frankreich. Harry soll ein richtiges Weihnachten haben. Mit Familie und allem Anderen dazu.“
 

Arthur lächelte sanft. „Das finde ich gut...“
 


 


 


 


 


 


 

Seit dem Überfall auf Harry waren inzwischen drei Wochen vergangen und es war Ende November. Der erste Schnee war schon gefallen und es herrschte eine angenehme Ruhe, doch der Grünäugige fürchtete, dass das nicht lange so bleiben würde. Es blieb nie lange friedlich, das war immer schon das Problem an solchen Zeiten. Dann traf ihn irgendwas anschließend nur umso härter, wie Sirius’ Tod...
 

Er sah zu den kleinen Drachen, die sich gerade im frisch gefallenen Schnee wälzten und sich geschwisterlich tratzten, sich aber dabei immer benahmen, sie hörten auf, sobald er es verlangte und sie aßen ihre Fleischstücke schön manierlich, statt sie quer durch die Wohnung zu zerren.
 

Er fühlte sich manchmal einfach nur so glücklich, wenn Charlie kam, wenn sie sich küssten, wenn sie zusammen im Bett lagen. Der Drachenzähmer machte ihn so glücklich, er war wie ein Traum und seine größte Angst war es, dass der irgendwann verschwinden würde. Das würde er sicher nicht verkraften. „Oh, hallo, Schnäbelchen,“ lächelte er, als der Tukan sich auf seine Schulter setzte, ihn begrüßte und sein Leckerli, heute bestehend aus einigen Orangenstücken, einforderte.
 

Harry sah auf, hinüber zu der Schule. Er hatte keine Angst vor dem Gebäude, schon mehrfach hatte er sich in die Bücherei gestohlen, um sich Bücher zu holen, doch er ertrug es nicht, Anderen zu begegnen und schon gar nicht Gryffindors. Sie alle sahen ihn immer noch an, wie einen Verräter, wenn er den Fehler machte, sich zu zeigen, also huschte er in Ecken und versteckte sich, er war auch nur noch draußen, wenn er tagsüber im Freigehege mit den kleinen Drachen spielte, die auch nachts nicht mehr im Schlafzimmer, sondern in ihrem eigenen Raum schliefen. Was zu Beginn nur unter heftigsten Protesten hingenommen worden war.
 

Überrascht sah Harry allerdings auf, als er eine pechschwarze Eule auf sich zukommen sah, die Schnäbelchen sichtlich nicht ausstehen konnte die ihm aber immer wieder sein Bein hinhielt. „Nicht, Kleiner,“ bat Harry daher sanft, setzte den Tukan auf den Ast, auf dem er saß, nahm dem Botentier sein Packet ab und sah zu, wie es im weißen Himmel verschwand, der schon wieder frischen Schnee versprach.
 

Von wem war das denn? Es war ein auch noch in Schwarz eingepacktes Kästchen, von dem aber keine Zauber auszugehen schienen. Und mitten auf den silbernen Bändern leuchtete ein blutrotes Sigel mit einer Schlange darauf. Von einem der beiden Malfoys? Warum hatten sie es ihm dann nicht einfach gebracht? Es war nicht so, als würden sie nicht wissen, wo sie ihn finden konnten. Und immerhin würde Lucius ihn heut Nachmittag auch trainieren!
 

Kopfschüttelnd erbrach Harry das Sigel – und sprang schreiend einen Schritt zurück, denn aus der Schachtel fielen drei Dinge: ein Brief, ein menschliches Herz und eine weitere, kleinere Schachtel. Heftig atmend starrte er auf das Stück toten, blutigen Fleisches, bevor er mit zitternden Fingern nach dem ebenfalls versiegelten Brief griff und ihn, mehr als nur widerwillig öffnete.
 

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Harry, oder sollte ich dich schon mein Geliebter nennen?
 

Ich denke, du weißt von wem dieser Brief ist. Ich habe gehört, deine Vergangenheit war auch nicht die Schönste und das brachte mich zum Nachdenken. Ich bin zu einem Schluss gekommen, der uns Beiden entgegen kommen dürfte – ich werde dich nicht weiter jagen, im Gegenteil, ich werde dich zu dem Meinen machen, dich in mein Bett holen, unsere Kräfte auf jeder Ebene vereinen.
 

So werden wir Beide stark sein! Wir Zwei werden die Welt stürzen und uns untertan machen! Um diese Lachnummer an deiner Seite mach dir keine Sorgen, ich werde sie zu beseitigen wissen. Ich habe gehört, dieser Bund ist noch nicht vollzogen – belass es dabei, halte dich rein für mich. Sei meiner würdig, denn ich biete dir Alles: Macht, Geld, Luxus.
 

Das Herz gehört zu deinem Onkel, es war gar nicht so einfach, in Azkaban einzubrechen und ihn umzubringen, aber ich muss sagen, es hat mir Freude bereitet, den Mann zu Tode zu foltern, er hat geschrieen, wie ein Spanferkel beim Ausbluten. Es war ein wahrer Genuss. So und schlimmer werde ich mit Jedem verfahren, der es wagt, Hand an dich zu legen.
 

Du bist nur mein!
 

Und ich kann es kaum erwarten, mit meinen Fingern deine Haut zu liebkosen und dich zu küssen. Anbei liegt eine kleine Aufmerksamkeit. Der Ring ist ein Familienerbstück, ich hoffe, er trifft deinen Geschmack.
 

Trage ihn,
 

voller Liebe,
 

Lord Voldemort

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Nein! Nein, das musste ein Alptraum sein, mehr nicht! Harry spürte, wie die Übelkeit in ihm aufstieg, als er erneut den blutigen Klumpen Fleisch anstarrte. „Nein! Nein, nein, nein, nein!“, flüsterte er, bevor er seine Hand hob und das Ding in Flammen aufging, bis nicht mehr übrig war, als ein Haufen Asche. Danach brachte er die Drachen rein, entschuldigte sich, flüchtete ins Bad, stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserstrahl an – auf glühend heiß. Es tat weh, als die Strahlen ihn trafen, aber es tat auch wirklich, wirklich gut. Allein diese Vorstellung, dass die dürren, schlangenhaften Knochenfinger ihn anfassen würden oder dass der Mann allen Ernstes erwartete, Sex mit ihm zu haben, ließ ihn erschaudern.
 

Nein! Niemals! Nie im Leben würde er sich zu der Hure eines Verrückten machen lassen! Nie im Leben! Regelrecht hysterisch schrubbte Harry sich selbst. Er hatte es gewusst, es musste wieder was passieren und es würde alles Andere als schön sein, wenn es soweit war. Hier war es. Tom wollte ihn.
 

Nein, nein, nein! Er durfte nicht daran denken! Er.. konnte es nicht mal Jemandem sagen. Charlie würde durchticken und etwas Dummes tun, wie sich Tom stellen und getötet werden, etwas, das er nie zulassen würde, Lucius und Severus würden es sicher den Weasleys erzählen und der gesamte Clan, der wegen ihm schon eine Tochter verloren hatte, würde auf Kriegspfad gehen! Und wer wusste, was sie dieses Mal verlieren würden. Remus würde ebenfalls durchdrehen und etwas Dummes tun. Er musste das hier für sich behalten und hoffen, dass der Irre nichts weiter von sich hören lassen würde...
 

Harry wusste nicht, wie lang er schon da gesessen hatte, er hatte nicht mal mitbekommen, dass er sich hingesetzt hatte, doch seine Haut war feuerrot und hatte an einigen Stellen Blasen geworfen. Entschlossen stand Harry auf, sprach einige einfache Heilzauber, froh um Poppys Unterricht und zog sich frische Kleidung an, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte, überall Blut zu riechen.
 

Lange stand Harry dann vor dem Spiegel, bevor er sich zusammenriss und die Badezimmertür wieder öffnete. Er sah sich immer wieder um, bevor er hinaus trat, vor die Hütte. Da! Da kam er! Unverletzt und sichtlich erleichtert, dass sein Unterricht fürs Erste vorbei zu sein schien. „Charlie!“, ohne nachzudenken, lief Harry ihm entgegen, klammerte sich an den Rotschopf.
 

„Harry?“, überrascht sah der Drachenzähmer zu seinem Mann, der sich an ihn klammerte, als ging es um sein Leben. „Ist was passiert?“, fragte er sofort besorgt. Er sah die stark gerötete Haut, der Jüngere hatte gebadet, mal wieder viel zu warm und auch noch vor dem Mittagessen...
 

Harry schüttelte den Kopf. „Nein,“ murmelte er. „Nur froh, dass du da bist...“
 

„Schön, das zu hören,“ lächelte der Drachenzähmer, auch, wenn er etwas verwundert war. Er küsste seinen Mann einfach, nahm dann dessen Hand in seine und lief zurück zu ihrem Haus. „Kommt Ron heut mal wieder zu Mittag vorbei?“, fragte er schließlich.
 

„Nein, er ist heut wieder mit Milli unterwegs,“ erklärte Harry und er war froh darum. Er brauchte Charlie nach diesem Vormittag eine Weile für sich selbst. Um sicher zu gehen, dass dieser da war und nicht beseitigt worden war, von einem Irren, der von einer Sekunde auf die Andere beschlossen hatte, statt ihn töten zu wollen, ihn zu ehelichen. Nein! Allein die Vorstellung war ihm unerträglich! Er steckte seine Nase an Charlies Hals, sog dessen Geruch in sich auf. Ja, das war schon viel besser.
 

Überrascht sah Charlie seinen Mann an. Spätestens jetzt wusste er, dass etwas nicht stimmte, aber Harry sah nicht so aus, als wolle er sich zu dem Vorfall äußern und ihn zu zwingen war auch keine Lösung. Der Jüngere würde es ihm sagen, wenn er bereit war. Vielleicht war es einfach nur ein Alptraum gewesen. „Na, dann komm du. Dann lass uns mal essen, bevor wir unsere Untermieter füttern müssen!“
 

Harry nickte, er wartete, bis Charlie sich an den Tisch gesetzt hatte, der schon gedeckt worden war, setzte sich dann einfach auf dessen Schoß. Er musste aufpassen, er musste Charlie beschützen und das konnte er nur, indem der Andere nichts von diesem Brief erfahren würde, wer wusste, was dann geschehen würde.
 

Charlie lächelte, er küsste den Jüngeren immer mal wieder, hielt ihn und genoss so seinen Feierabend. Heute hatte er keine Hausaufgaben zu korrigieren, sondern konnte sich nur auf seinen Mann konzentrieren, vor Allem, da morgen Samstag war. Die wenigen Tage an denen sie tun und lassen konnten, was sie wollten. Hogwarts würde so gut wie leer sein, da Hogsmsaedewochenende war. Also würde Harry vermutlich wieder in die Bücherei verschwinden, für eine Weile und am Sonntag würde er den Jüngeren mitnehmen nach London, auf den Weihnachtsmarkt. Das würde Harry ablenken und er würde wieder von Menschen umgeben sein, allerdings dieses Mal von welchen, die ihn nicht kannten und von denen er nichts zu befürchten hatte. Er sollte einfach nur die Weihnachtszeit genießen und auf andere Gedanken kommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  ai-lila
2011-07-23T21:02:27+00:00 23.07.2011 23:02
Hi~~

Ach du heilige Sch.... !
Wie ekelig ist das denn bitte????!
Okay~ ich gebe ja zu, es traf ganz sicher keinen Unschuldigen... aber jemanden das Herz raus zu pulen um es mal ebenso per "Post" zu schicken?
Man Voldi hat ja echt ´nen Vollknall.
Und dieses Liebesgesülze kann der Vollpfosten sich ja wohl sonstwo hinstecken.

Armer Harry.
Klar war das mal wieder Schlag zuviel für ihn.
Und auch wenn ich der Meinung bin, das der Junge einen Fehler macht, in dem er diesen "Liebesbrief" verschweigt, kann ich den Kleinen verstehen.

Das war mal wieder ein wunderbares Kapi.
Lese gleich weiter. ^^
lg deine ai
Von:  AngelHB
2011-07-18T16:39:46+00:00 18.07.2011 18:39
Hi!

Super Kap. Bin schon gespannt wie es weiter gehen wird.

LG Angel
Von: abgemeldet
2011-07-18T13:33:10+00:00 18.07.2011 15:33
Ich habe jetzt die Komplette Fic gelesen (jaaa, ich habe zwei Tage gebraucht)
Eine wirklich spannende Geschichte, die mir gut gefällt. Ich musste sogar zeitweise fast weinen... und das obwohl ich die letzten 6 Wochen in der Jugendhilfe gearbeitet habe, wo ich täglich mit Mädchen konfrontiert wurde, die allesamt von ihren Eltern auf unterschiedlichste Weise missbraucht wurden. Es wundert mich immer wieder, wie diese Mädchen es schaffen, ihren Alltag zu meistern und wie wir als Erzieher es schaffen sie wieder zu einem echten Lachen bringen.
Ich war schockiert über deine Art Dumbledore, Ginny und Hermine zu beschreiben, doch es passt einfach zu dem Verlauf der Geschichte.
Trotzdem, der arme Harry... hat er nicht endlich mal ein wenig Seelenruhe verdient? Obwohl, dann würde die Geschichte wohl nur noch halb so spannend sein ;D
Ich würde mich freuen, wenn du mich per ENS benachrichtigen könntest, wenn es weitergeht!
Gruß
-syusuke-
Von:  Dranza-chan
2011-07-18T09:01:22+00:00 18.07.2011 11:01
Ein tolles Kapi!
Ich war aber echt ueberrascht, dass Voldemort auf einmal seine Meinung geaendert hat. Hat das vielleicht irgendwas mit Dumbledore zu tun weil er in seinem Brief ja auch schreibt das er der Meinung ist, dass der Bund noch nicht vollzogen ist. Ich hoff Harry vertraut sich Charlie an, das waere besser!!
lg
Von:  Omama63
2011-07-17T09:29:44+00:00 17.07.2011 11:29
Ein klasse Kapitel.
Der arme Harry. Jetzt will ihn auch noch Voldi haben.
Hoffentlich erzählt Charlie Niemand, dass sie auf den Markt wollen, sonst könnte es Voldi erfahren und dann könnte er Harry erwischen.
Harry sollte Charlie von dem Brief erzählen, dann könnte er sich auf einen Angriff vorbereiten und würde kein Risiko eingehen.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Danke für die ENS.
Von:  Elbenprincess
2011-07-17T08:26:59+00:00 17.07.2011 10:26
super kapi, ich galube voldy ist reif für nen Besuch in der klapse...

schreib schnell weiter
Von:  aYaKaShI
2011-07-17T06:38:10+00:00 17.07.2011 08:38
also wirklich
langsam glaube ich er hat eine rießige zielscheibe auf dem rücken oder so
alle geistig gestörten machtgeilen Idioten der welt haben es anscheinend auf ihn abgesehen...

lg aya
Von:  mathi
2011-07-16T23:23:48+00:00 17.07.2011 01:23
hey ho^^
das Kapitel war Spitze!
Dass muss sicherlich ein Schock gewesen sein, als Harry das Herz seines Onkels bekommen hat. Aber so dumm kann Voldemort doch nicht sein, schließlich bekommt man so garantiert niemanden ins Bett (außer vielleicht Bellatrix Lestrange) aber trotzdem :D
Freu mich schon aufs nächste Kapitel
mathi
Von:  Amnesias
2011-07-16T20:49:03+00:00 16.07.2011 22:49
Urgs, jetzt bringt Voldemort seine psychische Gestörtheit auf eine ganz neue Ebene...
Ich hoffe, diese Sache geht gut für Harry und Co. aus. Wird das dann der finale Kampf gegen Voldi?
Ich freue mich auf die Fortsetztung!
Lg
Von:  LauraJane
2011-07-16T16:07:39+00:00 16.07.2011 18:07
ach du heilige scheibe xDDD
voldemort hat echt gedankengänge, denen kann ich nicht ganz folgen... o-O
wie kommt der auf so was?! XD
oh mein gott, auf dem markt geht garantiert irgendwas schief ><
ich freu mich schon, wenn mittwoch das nächste kommt^^
lg xD


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