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Anaeruin

von

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Auf das Licht folgt Schatten

„Mir ist schlecht,“ stellte Bill leise fest. Es war schon lange dunkel und Mitternacht seit einiger Zeit vorbei, als er endlich mit seiner Familie, Severus und Lucius aus dem Ministerium kam. Sie Alle waren bleich und vermutlich war mehr als eine Person einfach nur dafür dankbar, dass Charlie die ein oder andere Kleinigkeit hier nicht mit gehört hatte. Sonst hätte es zweifellos Tote gegeben. Sie Alle wussten, was sowohl ihr Bruder alsauch Harry zu verstecken versuchten – das die Beiden sich gegenseitig liebten. Aber Charlie war zu, na ja, zu freiheitsliebend, um es gegenüber dem Jüngeren zu zugeben und Harry vermutlich nach Allem, was sie erfahren hatten, zu verstört, um je auf die Idee zu kommen, den ersten Schritt zu tun, was nichts daran änderte, dass Charlie Jedem, der Harry drohte, wirklich gefährlich werden konnte und sicher auch würde.
 

Arthur musterte seinen Ältesten eine Weile lang einfach nur wortlos. Er öffnete die Haustöre und ließ erst mal ihre ‚Gäste’ hinein, bevor er sich setzte. „Molly, würdest du uns bitte Alkohol bringen? Irgendwas Starkes,“ fügte er an. Und das, wo er eigentlich nicht trank. Er hätte gedacht, schon Alles erfahren zu haben. Er hatte sich getäuscht. Erst, als Molly eine Flasche Feuerwhiskey gebracht hatte und Jeder ein Glas vor sich stehen hatte, wandte er sich wieder Bill zu. „Das drückt es noch milde aus.“ Er kippte sich den gesamten Inhalt runter und schluckte ihn, schloss dann die Augen. „Wer erzählt es Charlie?“
 

Stille. Absolute Stille.
 

Das war ein Job um den Niemand sich riss. Keiner wollte das erleben, Niemand mit dem Drachenzähmer verhandeln. Sie wussten nur zu gut, wie der Seamus zugerichtet hatte und wie viel Kraft es gekostet hatte, den Rotschopf von seinem Opfer abzubringen. Dieses Mal würden nicht mal Remus und Hagrid es zusammen schaffen.
 

„Und wer verklickert das Lupin?“, fragte Percy weiter. Noch so eine Sache. Wer bitte wollte einen Werwolf oder einem ehemaligen Werwolf erzählen, dass das Alles geschehen war, dem Kind, dass der fast als sein eigenes betrachtete? Sicher, ein Werwolf an sich war er nicht mehr, aber er hatte die Stärke und die geschärften Sinne behalten. Er würde also regelrecht riechen, sollten sie zu lügen versuchen.
 

„Wunderbare Aussichten,“ diagnostizierte Severus trocken, während er an seinem Glas nippte. „Warum reißen wir nicht gleich die gesamte Schule ab? Das könnte den beiden Wüterichen etwas Arbeit ersparen.“ Der Tränkemeister empfand inzwischen widerwillige Bewunderung für den Jungen, der all das, was ihm geschehen war offensichtlich vor Allen und Jedem geheim gehalten hatte. Die Schmerzen, die Angst, sicher auch die Einsamkeit. Ron und Charlie dachten, etwas zu wissen, aber das, was sie wussten, schien kaum ein Bruchteil dessen zu sein, was tatsächlich stattgefunden hatte. Dumbledore war wahnsinnig, aber das hatte er ja schon lange gewusst.
 

Lucius hob eine Augenbraue. „Immerhin ist er inhaftiert! Was bitte wollen wir mehr? Er besitzt keinen Sitz mehr, sein Eigentum wurde gepfändet, die geraubten Sachen sind auf den Wegen zu ihren Eigentümern und er wird seinen Prozess bekommen, morgen, Korrektur, heute, werden Zeitungen raus gehen, die seinen Ruf einstampfen, wie nichts.“
 

„Und die Remus und Charlie von Dingen in Kenntnis setzen werden, die für Furore sorgen werden,“ fügte Bill erneut an. Er lächelte, als Fleurs Hand sich auf seine Schulter legte, er wartete, bis sie das Sofa umrundet hatte und sich auf seinen Schoß setzte. Er genoss die Ruhe, die seine Frau ihm in dem Moment gab.
 

„Ich wette, morgen wird in der Schule ein ganz, ganz toller Tag,“ stellte Percy nur fest. „Und das, wo Harry die Aufmerksamkeit so sehr liebt! Das wird doch die Hölle für ihn!“
 

„Wir sollten ihm bescheid sagen,“ schlug Molly vor. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging, doch sie ging einfach mal davon aus, dass es wichtig war, immerhin wurde ihr Mann gerade wegen dem, was los war, zum Alkoholiker und offensichtlich war ihr neuer, jüngster Sohn der Hauptbetroffene.
 

„Nein;“ entschied Lucius ruhig. „Das würde es auch nicht bringen. Außerdem habe ich keine Lust in eine Hütte zu gehen, in der vier Drachen frei rum rennen, nein danke, ich bin kein Kauknochen, wer möchte, bitte, der soll gehen. Ich nicht.“
 

Die Anderen nickten in seltener Einstimmigkeit.
 

„Darf ich jetzt vielleicht mal wissen, was hier los ist?“, schaltete Molly sich ein.
 

„Dumbledores Befragung...“, murmelte Percy. „Bill ist schlecht,“ fügte er noch hinzu, diesen kleinen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen.
 

„Dir doch auch! Du warst grün!“
 

Die beiden Spione beschränkten sich darauf, die Augen zu verdrehen.
 

„Ich würde gern Antworten haben,“ erinnerte Molly ruhig.
 

„Dumbledore... sagen wir einfach, die Dursleys waren nicht die Einzigen, die Harry misshandelt haben,“ murmelte Arthur. „Mehrere gebrochene Knochen und andere Dinge gehen auch auf sein Konto, er hat Harry regelrecht gefoltert, weil es ihm Spaß gemacht hat und begründet hat er es damit, den Jungen angeblich stärker machen zu wollen und er hat den Kleinen offenbar schon seit zwei Jahren bedroht, dass er vorhat, ihn zu vergewaltigen und als Sexspielzeug zu missbrauchen. Uns gegenüber war er sehr ausführlich mit dem, was er so zu tun gedachte. Sagen wir einfach, darum ist Bill schlecht.“
 

„Allerdings, Ma. Das, was er uns erzählt hat, hat er Harry erzählt und ganz ehrlich, das ist eine schlimmere Folter, als alles Andere. Es ist ein Wunder, dass er sich von Charlie überhaupt anfassen lässt!“
 

Stille.
 

Es herrschte eine absolute Stille, bis Molly auf ein Mal nach dem Glas ihres ältesten Sohnes griff und es in einem Zug herunter würgte. „Dieses Schwein! Mein kleiner Harry! Er hat meinen Sohn bedroht?! Wo ist er? Wo versteckt er sich?!“
 

„Molly, Molly, geruhige dich, er sitzt in Azkaban, wo er hin gehört! Mach es nicht noch schlimmer, indem du ausrastest! Es wird hart genug sein, wenn morgen große Teile davon in der Zeitung landen werden! Und das mussten wir zulassen, um Harry zu schützen! Würden wir das nicht tun, könnte der Alte seinen Ruf weiter wahren! Ist es das, was du willst?! Beruhige dich, komm schon!“
 

Molly sah die Männer alle an: „Habt ihr schon mal daran gedacht, dass Harry nicht will, dass man das erfährt und breit tritt?! Oder dass Charlie diese Dinge nicht als öffentliches Wissen sehen will?!“
 

„Natürlich,“ gab Severus leise zurück. „Wir hätten es auch gern verhindert, aber Skeeter war mal wieder schneller. Ihr könnt sie verklagen. Es wird Nichts daran ändern, es wird in den Zeitungen stehen.“
 

Wieder verfielen Alle in Schweigen. Denn noch etwas würde klar werden. Dass Voldemort es erfahren würde. Wer wusste schon, was der mit der neuen Information anfangen würde? Das war kein gutes Zeichen, gar nicht. Es würde nur Probleme geben, große Probleme. Sie ahnten es, doch sie konnten erst mal nichts tun, so gern sie es auch wollten. Sie mussten abwarten und die Probleme nehmen, wie sie kamen.
 

„Ich gehe zurück;“ merkte Severus schließlich an. „Ich habe heut noch Unterricht, ich brauche einen Pepper-Up-Trank und neue Nerven um mit Lupin fertig zu werden.“
 

Lucius erhob sich ebenfalls. „Ich bin mir sicher wir werden uns recht bald wieder treffen,“ stellte er einfach in den Raum und folgte seinem alten freund, er wusste, der Tag würde weiter gehen und er würde die Hölle werden...
 


 


 


 


 


 

Charlie lächelte, als er am nächsten Morgen erwachte. Es war ein vertrautes Gefühl, Harry auf sich liegen zu haben, doch neu war, dass sie Beide nichts an hatten. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bald Zeit sein musste, aufzustehen, aber er wollte diesen Anblick noch etwas genießen. Dieser Friede, den Harry in dem Moment ausstrahlte, wie er da lag, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, einen Arm über Charlies Taille gelegt, ihre Beine waren irgendwie miteinander verknotet.
 

Sanft fuhr Charlie mit einem Finger über die Seite des Jüngeren und als der zu erwachen begann, küsste er ihn ausgiebig. Es fühlte sich wirklich gut an, sich nicht mehr zu verstecken, nicht vor seinem Mann, nicht vor sich selbst. „Guten Morgen,“ hauchte er nur.
 

Langsam erwachte Harry und er hatte sich noch nie so gut dabei gefühlt. Er spürte, wie Charlies Finger über seine Haut glitten, wobei ihm auffiel, dass er nackt war. Erst da erinnerte er sich an den Vortag und musste grinsen. Ja, das war ein Tag gewesen. Das war der beste Tag seines bisherigen Lebens gewesen! Und dann waren sie wieder da, die Lippen, die sich auf seine legten. Der Kuss war nicht mit denen der letzten Nacht zu vergleichen, er war ruhig, sanft, ausdauernd. „Morgen,“ antwortete er, als sein Verstand übersetzte, was der Andere gerade gesagt hatte.
 

„So ungern ich das sage, aber ich fürchte, wir müssen beide aufstehen, ich muss unterrichten und du hast direkt in der ersten Stunde Tränke. Und wir wollen doch Snape nicht enttäuschen. Er könnte es genießen, dass du nicht da bist.“
 

„Will nich,“ nuschelte Harry, kuschelte sich enger an seinen Geliebten.
 

„Falls du dich wunderst, was das da im Hintergrund ist – vier Drachenjunge, die ihr Frühstück verlangen. Vermutlich von dir.“
 

Schlagartig wurde Harry feuerrot. Dir Drachen! Sie waren am Abend da gewesen!
 

„Harry, es sind Drachen, sie haben keine Ahnung, was genau wir getan haben,“ lachte Charlie, als er das sah, er küsste den Jüngeren erneut, stupste seine Nase an: „Na los, auf mit dir.“
 

Harry seufzte, setzte sich dann aber auf, ruckelte kurz unbequem, doch dann musste er doch etwas lächeln. Es war wie eine Erinnerung an die Nacht zuvor, nicht, dass er sie gebraucht hätte. Einen letzten Kuss, dann kroch er von der Matratze, und torkelte ins Bad, froh, dass Charlie ihm mit seiner Uniform folgte, er zog sich noch im Halbschlaf an und lief dann zu den Kleinen, die ihn schon wieder erwarteten, auf ihren Hinterpfoten sitzend, ihre Hälse gedehnt, sichtlich aufgeregt.
 

Lächelnd hob er alle Vier raus, gerade, als die Hauselfen die Flaschen brachten. Er merkte, wie Charlie sich neben ihn setzte und sofort tapsten zwei der Kleinen zu ihm, begannen, lauter zu fiepen. Auch die Beiden, die bei Harry geblieben waren, schnappten sich ihre Nuckel. „Und bald bekommt ihr Fleisch,“ lächelte er, als er kurz das weiße Aufblitzen sah
 

„Ja,“ nickte auch Charlie. „Ich denke, nächste Woche können wir mit zerlegten Eintagsküken und kleinen Fischen anfangen.“ Er strich kurz über Harrys Finger, nachdem die kleinen Gierschlunde ihr Frühstück beendet hatten. „Na los, du musst in die Halle.“
 

Harry seufzte nur, er nickte dann aber und küsste den Älteren, schüchtern, aber immerhin von sich aus und dann lief er nach Draußen, wo ihm auch gerade ein wenig ausgeschlafener Ron begegnete. „Hast du nicht geschlafen?“, fragte er überrascht.
 

„Ich konnte nicht,“ knurrte Ron. „Erst war es zu laut und danach musste ich die Alpträume aus meinem Hirn bekommen!“
 

„Was? Was war denn los?“
 

„Du bist laut!“, murrte Ron. „Und mein Bruder auch! Habt ihr noch nie von Stillezaubern gehört?! Es freut mich ja, dass ihr endlich gemerkt habt, dass ihr ineinander verschossen seid, aber wisst ihr, ihr lebt da nicht allein!“, knurrte er, während sie über die Wiese zum Schloss liefen.
 

Und Klatsch.
 

Schon wieder war Harry feuerrot. So rot wie nie zuvor. „Öh... oh... das... das tut mir leid,“ nuschelte er. „Ich wusste nicht, dass...!“
 

„Schon gut,“ murmelte Ron unausgeschlafen. „Erinnert ihr euch doch bitte das nächste Mal an Stillezauber, weißt du, dafür wurden sie entwickelt.“
 

„Ich werde versuchen, es nicht wieder zu vergessen,“ nickte Harry nur: „Aber ganz ehrlich, ich hab nicht damit gerechnet, dass...“
 

„Harry! Regel Nummer eins: Ich will keine Einzelheiten!“
 

Der Jüngere kicherte, als sie in die Halle traten, er setzte sich allerdings mit Ron zu Draco. Er ertrug die Gryffindors seit dem Zwischenfall mit der Bücherei nicht mehr. Doch schon beim Essen merkte Harry, dass etwas nicht stimmte. Es war so still, seit er sich gesetzt hatte und er spürte die Blicke, die sich in seinen Rücken bohrten. „Ron, ist Irgendwas?“, fragte er leise, vor Allem, als auf ein Mal auch noch Draco nervös seinen Blicken auswich.
 

„Ich habe keine Ahnung,“ entgegnete Ron nur leise. „Geh doch einfach schon mal vor, ich komme gleich nach.“
 

Harry seufzte und nickte, schnappte sich aber seine Tasche und lief los. Erst, als er außerhalb von Sicht und Hörweite war, wandte Ron sich zu dem Anderen um. „Okay, Malfoy! Raus damit! Was ist los? Warum benimmst du dich so? Ich dachte, wir hätten diese kindische Fehde beendet! Warum tust du ihm so weh, indem du ihn ignorierst!?“
 

Wortlos schob Draco die Zeitung zu dem Rotschopf. „Ich... war mir nicht sicher, dass nicht jedes Wort in meinem Hals stecken bleiben würde,“ brachte er schließlich heraus. „Wusstest du das?“, fragte er dann. „Wusstest du das Alles? Ich meine, er ist doch dein bester Freund, oder?“
 

Ron starrte auf das Foto auf der Frontseite. Albus Dumbledore. Doch es war die Überschrift, die ihn zum Stirnrunzeln brachte. ‚Albus Dumbledore – ein Perverser, der uns in den Abgrund treibt!’ Und der Inhalt, der ihn entsetzte. Ja, er wusste Einiges von dem, was darin stand. Dass Harry geschlagen worden war. Doch da standen auch Dinge, die ihm selbst Übelkeit bereiteten. Das Schlimmste aber war, dass er sich ziemlich sicher war, dass auch Charlie nichts davon wusste. Sie Sachen, die da standen, die Androhung von Vergewaltigungen. Die Folterstunden bei Dumbledore, die vielen Flüche, die sicher zu Harrys körperlichem Zustand beigetragen hatten.
 

„Ich sehe du hast es auch nicht gewusst,“ stellte Draco leise fest. „Er hat es Alles versteckt – warum?“
 

„Weil er dachte, das verdient zu haben,“ gab Ron tonlos zurück, er packte die Zeitung. „Geh Harry hinterher. Bring ihn am Besten zu Remus, die Gryffindors werden ihn nicht in Ruhe lassen – ich hole Charlie...“
 


 

„Harry?!“, rief Remus, doch auch in dem Raum bekam er keine Antwort. Auf dem Astronomieturm hatte er schon gesucht, im Gryffindorturm, er wusste, Severus suchte die Kerker ab und Charlie den anderen Teil des Schlosses.
 

Der Jüngere war weder in einer der Unterrichtsstunden, noch sonst wo aufgetaucht, dazu kam, dass einige der Gryffindors ein hämisches Grinsen auf den Lippen gehabt hatten. Er wusste, sie hatten Irgendwas getan! Er war so sauer! Er hatte Minerva gezwungen, ihr gesamtes Haus im Aufenthaltsraum einzuschließen, jeden Einzelnen, oh, er war so sauer! Sein Welpe! Niemand trat seinem Welpen zu nahe, ob er nun ein Werwolf war, oder nicht! Er fühlte sich für den Jüngeren verantwortlich, er hatte es Harry und Sirius versprochen!
 

Wo konnte er denn noch suchen? Im Raum der Wünsche war er auch nicht. Das waren Momente, wo er sich nichts mehr wünschte, als die Karte der Herumtreiber wieder zwischen den Fingern zu haben, aber die war irgendwo bei Harrys kleinen Schätzen. Wo hatte er noch nicht gesucht, fragte er sich selbst, runzelte dann die Stirn. Der Eulenturm! Es war der einzige Ort, wo er nicht gesucht hatte, wohl wissend, dass Harry auch nie freiwillig dorthin gegangen wäre, einfach, weil seine geliebte Hedwig nicht mehr da war.
 

Wie von selbst brachten Remus’ Füße ihn auf diesen Turm des Schlosses. Das Erste, was er merkte, war die Unruhe, obwohl es mitten am Tag war, waren die meist nachtaktiven Tiere unruhig und laut, als wären sie gestört worden. Und dann roch er Harry, er roch Angst und Salz. Tränen. Er schloss seine Augen, folgte seiner Nase – und stockte. Nein! Das hatten sie nicht getan!
 

Doch so schien es zu sein. Sie hatten Harry in einen Schrank gesperrt und es war weit und breit kein Schlüssel zu sehen. Ohne auch nur daran zu denken, seinen Zauberstab zu heben, vollführte Remus eine elegante Drehung, trat mit Gewalt gegen die Tür, die sofort splitterte. Durch das Loch steckte er seine Hand, riss die Tür regelrecht aus den Angeln.
 

„Nein... nein, nein, bitte... bitte, Onkel Vernon... nicht ohne Licht... bitte, nicht in den Schrank, bitte, bitte, bitte....!“, entsetzt riss Harry seine Arme wieder nach oben, er wusste gar nicht mehr wo er war, er war eingeschlossen, in der Dunkelheit, eingekeilt zwischen Besen und Wischeimern, sowie dumpfen Lappen, die vor sich hinzumodern schienen
 

„Harry...“
 

„Nein! Nein, bitte nicht...! Nein, nicht.. .nicht, bitte...!“
 

Remus versuchte, Harry anzufassen, aber der zuckte zurück, klammerte sich an seiner Robe fest, die irgendwie falsch wirkte, und Remus hörte das irgendwie kranke Geräusch, als der Ellenbogen des Jüngeren gegen die Rückwand des Schrankes krachte. „Merlin, was haben diese Wahnsinnigen getan?“, fragte Remus tonlos. Nach kurzem Überlegen zog er den Zauberstab, rief seinen Patronus und schickte ihn zu Charlie. Er war sich sicher, dass der der Einzige sein würde, der den Jüngeren beruhigen konnte. Er oder Sirius. Der aus klaren Gründen nicht in der Lage dazu war. Er wollte gar nicht wissen, was Sirius mit den Schuldigen tun würde, oder wie er auf all die Entdeckungen reagiert hätte, denn sein bester Freund war alles Andere, als schwach und er hätte vermutlich eine magische Katastrophe ausgelöst.
 

„Harry, ich bin es, Remus. Komm da raus, ich will dir nichts tun, Niemand will dir weh tun.“ Doch der Grünäugige versuchte nur, sich weiter in den Schrank zu verkriechen. Er war panisch, gar nicht bei sich. Nicht in der Lage, zu sehen, wo er sich befand. Merlin, vermutlich war Remus bis zu diesem Moment gar nicht klar geworden, wie hart Harrys Leben bis dahin gewesen sein musste!
 

„Harry!“, rief in dem Moment eine weitere Stimme von der Tür aus, als Charlie hinein stürmte, mit fliegenden Haaren.
 

„Hier,“ meldete Remus sich leise. „Schrei nicht, du machst ihm höllische Angst. Sieh ihn dir an, ich weiß nicht, was passiert ist, aber man hat ihn in einen Schrank geschlossen! Charlie, in einen Schrank! Er war mit Zaubern gesichert, so, dass Harry ihn nicht mit Magie abhauen konnte, selbst wenn sie es nicht getan hätten, hätte er es vermutlich nicht geschafft. Der Schrank... ich glaube, er denkt, er ist bei seinem Onkel.“
 

Charlie schluckte heftig, er trat zu seinem Mann, kniete sich vor den Schrank, wo Harry zu versuchen schien, mit den Schatten zu verschmelzen. Sanft legte er seine Hand auf den Kopf des Jüngeren, strich über die Wange, hob das Kinn an, sah in die großen, verängstigten Augen. „Harry, es ist gut, du bist sicher, komm zu mir,“ sprach er, leise, mit ruhiger, fast schon hypnotischer Stimme. Erst, als er sich sicher war, dass Harry nichts Dummes tun würde, stand er wieder auf, hob den Jüngeren hoch und nahm ihn auf die Arme, drückte ihn an sich.
 

„Mein Büro,“ befahl Remus knapp und ging voran, er wusste, Charlie würde ihm folgen. Er war aufgewühlt, wie seit den Ferien nicht mehr, er konnte es nicht fassen.
 

Charlie sagte nichts, er ging dem Anderen einfach hinterher, Harry fest in den Armen. Er konnte es nicht fassen, als Ron ihm die Zeitung gebracht hatte, war er sofort losgerannt, um den Jüngeren zu finden, wohl wissend, dass es Folgen geben würde. Wie hatten seine Eltern das nur zulassen können? Waren die wahnsinnig? Von allen guten Geistern verlassen?! Hatten sie sich nicht denken können, dass das zu viel für den ohnehin fragilen Jungen war? Man konnte nur so lange stark bleiben und Harrys Grenzen waren schon lang überschritten worden. Er folgte Remus in dessen Büro, setzte sich auf das Sofa. „Harry...“, sanft strich er dem Jüngeren über die Arme. „Harry, sieh mich an, es ist Alles in Ordnung. Du bist nicht allein, komm schon...“
 

Warm.
 

Langsam wurde es wieder warm, er fühlte sich sicher. Sicher genug, um die Augen wieder etwas zu öffnen. Er war doch nur zur Klasse gegangen und auf ein Mal waren sie da gewesen, acht oder neun Leute, von denen er höchstens drei gekannt hatte und noch bevor er wusste, was ihm geschah, hatte er die höllischen Schmerzen gefühlt, als Granger auf ein Mal hinter ihnen vor getreten war, sie hatte ihn schon wieder geohrfeigt, danach war ihm sekundenlang schwarz vor Augen gewesen und es war erst besser geworden, als er gestoßen worden war, mitten in den Eulenturm, sie hatten weiter auf ihn eingetreten, gelacht, Irgendwer hatte versucht, seine Kleidung wegzuzerren, war aber dann frustriert gewesen, als er sich daran festgeklammert hatte.
 

Und dann hatten sie ihn gepackt und in den Schrank geworfen. Es hatte weh getan, er war mit dem Oberschenkel gegen einen Eimer gekracht, und dann... war Alles in ihm wie ausgelöscht gewesen, der Schrank, der Geruch, die Angst, die Dunkelheit. Danach konnte er sich an kaum mehr etwas erinnern, bis es gekracht hatte, dann war da eine Hand gewesen, doch er war zurückgezuckt.
 

„Harry,“ wiederholte Charlie leise, während seine Hand durch die dunklen Locken strich. Er sah, wie die Lider etwas flatterten, bevor die Augen sich einen kleinen Spalt öffneten. Merlin sei dank, es schien, als wäre der Jüngere wieder ansprechbarer. Zumindest wurde er von diesem hoffnungslosen Blick fixiert. „Es ist gut,“ flüsterte er in dessen Ohr. „Es ist Alles gut, ich bin da.“
 

Das war es, diese Worte lösten den Knoten und noch bevor er sich hätte beherrschen können, rollten weitere Tränen, er krallte sich verzweifelt an dem Älteren fest, während regelrechte Krämpfe ihn schüttelten, auch, wenn nicht ein einziger Ton über seine Lippen kam. Er spürte, wie er gehalten wurde, eine Hand, die sanft, beruhigend über seinen Rücken strich.
 

„Was haben die mit ihm getan?!“, fragte Charlie entsetzt. „Und warum? Hat er nicht so schon genug Probleme?!“
 

Remus starrte einfach nur entsetzt auf den Jungen, der sich an den Rotschopf krallte und von dem man kaum einen Ton hörte, während die schmalen Schultern zuckten. „Ich habe keine Ahnung,“ gab er leise zurück. Er stand auf, setzte sich zu den Beiden aufs Sofa. Er wollte eine Hand des Jüngeren nehmen, doch Harry zuckte regelrecht vor seiner Berührung zurück, ohne wahrzunehmen, von wem sie kam. Er war noch viel zu mitgenommen. Daraufhin rief er zwei weitere Patroni, schickte sie zu Severus und Lucius, damit die die Suche auch beenden konnten, die Beiden hatte er schlicht vergessen.
 

Es dauerte lang, bis die kaum hörbaren Schluchzer endlich verstummten, doch auch dann waren wohl keine Antworten zu erwarten, denn Harry war an Charlies Schulter eingeschlafen. Er hatte sich in den Schlaf geweint. Und selbst jetzt klammerte er sich noch an den Rotschopf, als habe er Angst, dass der auf ein Mal verschwinden würde. Der glückliche Ausdruck vom Morgen war spurlos verschwunden. „Er schläft,“ stellte Charlie leise fest. Er versuchte seinen Griff zulockern, doch sofort erklang ein kleines, angsterfülltes Wimmern. Automatisch festigte Charlie seinen Griff um seinen Mann wieder, sah Remus an. „Was jetzt?“, fragte er wütend. „Ich will die Schuldigen...!“
 

Remus hob eine Hand. „Ich auch,“ gab er nur zurück. „Ich will nichts mehr, als all ihre hübschen, dürren Hälschen zu brechen, aber das würde es auch nicht bringen.“ Er betrachtete Harry, legte eine Hand auf dessen Knie. „Seine Wange. Irgendwer hat ihn geohrfeigt. Und als er vor mir zurückgezuckt ist, hat sein Arm ein reichlich seltsames Geräusch gemacht.“
 

„Ich weiß,“ gab Charlie leise zurück. „Ich muss ihn untersuchen lassen, aber ich bezweifle, dass er mich im Moment loslassen würde. Das würde vermutlich nur die nächste Panik auslösen, wenn er nicht mal dich an sich ran lässt.“ Er nutzte eine Hand, um vorsichtig die Tränen abzuwischen, strich eine der Strähnen zurück und küsste Harrys Stirn. Dazu kam noch all das, was in dem verdammten Artikel enthüllt worden war, Dinge, die Harry sich nicht mal getraut hatte, ihm zu erzählen. Nun, zumindest wusste er, dass er definitiv mit Anaeruin das einzig Richtige getan hatte, er fühlte sich höchstens noch mehr bestätigt.
 

„Versuchen wir es,“ bat Remus nur leise. „Wir müssen wissen, ob da noch mehr ist.“
 

Charlie seufzte leise, doch er nickte. Er wollte selbst wissen, ob sein Mann noch weiter verletzt war. Vorsichtig half er Remus, Harry wenigstens wieder etwas zu strecken, was auch erst mit viel gutem Zureden gelang, wobei der Jüngere sofort wieder unruhiger wurde. „Da!“, stellte Charlie fest. „Sieh dir die Hose an!“
 

Vorsichtig fasste Remus durch den breiten Riss, nickte dann düster, als seine Finger zurück kamen, mit einer kleinen Blutschicht überzogen. Doch dann stockte der Werwolf abrupt. „Charlie, wir haben ein richtiges Problem.“
 

„Was?“
 

„Harrys Hemd, seine Robe und seine Hose, sie sind aufgerissen, sieh hin.“
 

Schlagartig wurde Charlies Gesicht steinhart, sein Griff um Harry verstärkte sich wieder. „Haben sie....?“
 

„Nein, ich denke nicht,“ gab Remus zurück, nachdem er einen Diagnosezauber gesprochen hatte. „Er hat keine analen Verletzungen, aber was ich befürchtet hatte, der Ellenbogen ist gebrochen, er hat zwei lädierte Rippen und Quetschungen, man muss auf ihn eingeschlagen haben.“ Und trotz der Tatsache, dass er kein Werwolf mehr war, leuchteten Remus’ Augen golden auf.
 

Erleichtert atmete Charlie auf. Wenigstens etwas. Er drückte den Jüngeren an sich, sah dann auf den aggressiv rot leuchtenden Arm. „Was soll ich tun?“, fragte er. „Ich bringe ihn auf keinen Fall auf die Krankenstation!“
 

„Bring ihn in sein Bett,“ schlug Remus leise vor. Das ist eine für ihn bekannte Umgebung, vor der er keine Angst hat, ich fürchte, hier aufzuwachen, ist vielleicht nicht die beste Idee, bedenkt man das, was in dem Artikel steht. Ich werde Poppy zu dir schicken.“
 

Charlie nickte erneut, er hob Harry wieder vorsichtig auf, trug ihn durch das Schloss, bis hin zu seiner kleinen Hütte, brachte ihn ins Schlafzimmer, wo sofort heftiges Fiepen ihn empfing und vier Vandale versuchten, ihren Laufstall auseinander zu sprengen, um zu ihrer offensichtlich verletzten Bezugsperson zu kommen. „Lasst ihn schlafen!“, knurrte Charlie nur. „Weckt ihn nicht, ich lasse euch nachher zu ihm! Aber erst muss er versorgt werden!“ Er wusste nicht, ob sie verstanden, doch es sah fast so aus, denn sofort ließen alle Vier sich zurücksacken, ihre Pfoten aber immer noch am Gitter, sie beobachteten offensichtlich jede einzelne Bewegung.
 

Erst, als wieder Ruhe einkehrte, legte Charlie Harry sanft auf ihr Bett. „Es ist Alles gut, du bist in unserem Zimmer,“ redete er leise auf den Jüngeren ein. „Du kannst mich loslassen,“ versprach er sanft. „Ich lasse dich nicht allein. Du bist hier vollkommen sicher, ich bin da, aber ich muss dich ausziehen, um deine Wunden zu versorgen, bitte, Harry, du bist verletzt. Ich bin da, ich kümmere mich um Alles.“ Trotz seine leisen, ruhigen Stimme dauerte es mehrere Minuten, bevor der eiserne Griff sich endlich lockerte, der Harry doch eigentlich höllische Schmerzen bereiten musste, bedachte man, dass der Jüngere mindestens einen Bruch hatte.
 

Erst, nachdem Harry sich dann wieder etwas beruhigt hatte, entkleidete Charlie den Jüngeren, allerdings mit einem Zauber, um eine weitere Panik zuguterletzt zu vermeiden. Wütend ballte Charlie allerdings die Fäuste, er war entsetzt. Es war schlimmer, als an dem Tag, wo seine bekloppte Schwester und Granger über Harry hergefallen waren, der gesamte, schmale Körper war mit blauen Flecken übersät, ein Mal war auch eindeutig ein Schuhabdruck klar zu erkennen. Sanft strich Charlie immer wieder über Harrys Haare, hielt seine zitternde, eiskalte Hand.
 

„Charlie?!“
 

„Schlafzimmer,“ gab der Rotschopf knapp zurück, nur bedingt überrascht, als er die Stimme erkannte. Tatsächlich tauchte kurz danach Severus auf, inter seinem Arm eine große Tasche und neben ihm Lucius mit einem Fremden, der den Drachenzähmer dazu brachte, die Augenbrauen zusammenzuziehen. „Wer ist das?“, fragte er wenig begeistert, zog die Decke über den Körper seines Mannes.
 

„Mein persönlicher Heiler,“ erklärte Lucius ruhig. „Er ist erfahrener, als Poppy. Er kennt sich auch mit neuralen Problemen aus. Ist in dem Fall vielleicht gesünder, als eine simple Schulschwester, die ihn am Ende doch nur nach St. Mungos überweist, die ihn mit Sicherheit da behalten wollen.“
 

Ein weiteres Mal musterte Charlie den Mann misstrauisch, nickte aber dann und deutete zu Harry, ohne dessen Hand loszulassen. „Ich weiß von mindestens einem Bruch. Der rechte Ellenbogen,“ fügte er an. „Prellungen.“
 

Der Heiler hob eine Augenbraue, nickte aber dann und stellte seine eigene Tasche ab, die sich mit einem Zauber voll entfaltete. Tränke, magisches Equipment und einige andere Dinge, die Charlie noch nie gesehen hatte. Er zog die Decke von seinem Patienten, der darauf aber nicht gut reagierte, sondern sich in sich zusammen rollte, versuchte, zu dem Rothaarigen auszuweichen.
 

„Schhh, es ist Alles in Ordnung,“ sprach Charlie leise, er beugte sich zu Harry, küsste ihn sanft und streichelte ihn so lang, bis er sich wieder etwas entspannte. Er sah, wie selbst Snape sein Gesicht schmerzverzerrt verzog, als er sah, wie der Jüngere sich zusammenrollte, trotz all der blauen Flecken überall. „Machen Sie,“ ordnete der Rotschopf knapp an. „Ich weiß nicht, wie lang ich ihn ruhig halten kann, bevor er aufwacht und dann lässt er Niemanden mehr an sich ran. Nicht nach dem, was heute passiert ist.“
 

Der Heiler nickte nur knapp, sprach dann einen Diagnosezauber, der aber wesentlich komplizierter zu sein schien, als der von Remus. Der sorgte auch für viel mehr leuchtende Stellen.
 

„Also, wie der Junge sich zusammenkrümmen kann, geht über das hinaus, was ich begreife,“ stellte der Heiler fest. „Er hat zwei angebrochene und drei geprellte Rippen. Leichte, innere Blutungen durch massive Tritte. Ein gebrochener Ellenbogen. Ein Haarriss im Handgelenk, eine Prellung im rechten Fuß, ein Bruch im Zeh. Außerdem ist er zu dünn.“
 

„Daran arbeiten wir schon,“ gab Charlie nur zurück, er strich leicht über Harrys Gesicht. Merlin, nicht schon wieder! „Er hat organische Störungen, die es ihm schwer machen, zuzunehmen, Gewicht halten ist für ihn schon eine Herausforderung, obwohl er wirklich in sich hinein stopft – ausgewogene Nahrung.“
 

Der Heiler hob eine Augenbraue, nickte aber dann und begann, eine Reihe von Sprüchen herunter zu rasseln, einer davon sorgte für ein grausiges Geräusch, als der Ellenbogen sich selbst richtete, so, dass Harry zusammenzuckte. Er ging fast wie ein Sprungteufel in die Höhe. „Nein! Nein, nicht! Bitte, ich...!“
 

„Schhh,“ hastig packte Charlie den Jüngeren, schloss ihn in die Arme. „Ich bin da, du bist sicher, beruhig dich, atme tief durch.“
 

Harry klammerte sich einfach nur an den Älteren, versteckte sich regelrecht in der Brust seines Mannes Er merkte, dass noch mehr Leute da waren, aber er wollte Niemanden sehen. Am liebsten wollte er dieses Zimmer nicht mehr verlassen! Jedes Mal ging dann Irgendwas schief!
 

Charlie hielt den Jüngeren, musterte die Anderen eine Weile, sah dann zum Heiler. „Was muss noch gemacht werden?“
 

„Die... inneren Blutungen,“ gab der Heiler, selbst schockiert von dieser Reaktion, zurück.
 

„Bitte,“ flüsterte Harry. „Schick sie weg...“ Er ertrug die Blicke nicht und er war erleichtert, als er merkte wie zumindest die Decke auf ein Mal etwas Sichtschutz bot.
 

Ohne ein Wort hatte Severus dem Jüngeren die Decke umgelegt, er ahnte, was Harry bewog, nach dem, was heute wohl geschehen sein musste, wobei er es nicht so genau mitbekommen hatte. Im Gegensatz zu Lucius war er beim Frühstück nicht anwesend gewesen. „Für leichte innere Verletzungen kann man auch Tränke nehmen,“ sprach er den Heiler anschließend direkt an. „Der Junge ist so schon verstört genug und wie Sie sehen, ist er Fremden gegenüber alles Andere als zutraulich.“
 

„Mach... mach, dass sie weggehen, bitte!“, flüsterte Harry. Er wusste, es war lächerlich, doch er wollte keine Blicke mehr. Niemanden, nur Charlie.
 

„Ja, schon. Aber...“
 

„Fürs Erste werden es dann Tränke tun,“ gab Charlie ruhig zurück, er zog die Decke um Harry herum fester, strich leicht über dessen Haare. „Es ist gut, sie gehen gleich,“ beruhigte er seinen Mann, der inzwischen zitterte, wie Espenlaub. Er war vollkommen verstört. Kein Wunder.
 

„Aber...!“
 

„Sie können Ihre Untersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen, oder ist da was, das Sie zu erwähnen vergessen haben?“, fragte der Rotschopf ruhig.
 

„Ich hätte etwas wegen der Organschäden...!“
 

„Die hat er nicht erst seit gestern,“ gab Charlie zurück. „Und ein anderer Spezialist konnte auch nichts dagegen tun. Sie können, wenn Sie denken, dass Ihnen etwas einfällt, mit Severus Snape, Remus Lupin oder mir Kontakt aufnehmen, sonst bitte ich Sie, zu gehen.“
 

Der Heiler starrte die Versammelten wortlos an, doch dann packte er seine Sachen zusammen, er sah, dass der Junge wirklich überlastet war und egal, was geschehen war, der Rothaarige hatte wohl kaum etwas damit zu Tun, bedachte man, wie er sich an Diesen klammerte. Er packte seine Tasche und ging, er war wirklich nicht begeistert, einfach, weil er wusste, dass der Junge weit davon entfernt war, gesund zu sein, aber er würde einfach ein anderes Mal wieder vorbei sehen.
 

„Wir gehen auch,“ merkte Lucius leise an. „Du solltest herausfinden, was los ist,“ riet er dem Drachenzähmer noch, dann wandte er sich um.
 

Severus hingegen öffnete seine eigene Tasche, holte einige Tränke heraus, legte sie in Charlies Sichtfeld. „Traumlostrank, drei Schmerztränke, der Dunkelrote ist zum Stillen innerer Blutungen. Sollte was sein, schick eine Hauselfe.“ Erst dann folgte auch er dem Blonden.
 

„Sie sind Alle weg,“ sprach Charlie leise, er strich über Harrys Haare, küsste ihn sanft auf die Stirn. „Wir sind alleine.“
 

Nur langsam ließ Harrys Griff nach, er sackte in sich zusammen, die Spannung wich aus seinem Körper. Er war so fertig, doch wenigstens hörten all die Blicke auf. Das war das Beste, sie waren für sich. Er schniefte etwas, kuschelte sich in die Wärme-
 

„Es ist gut,“ wiederholte Charlie wie ein Mantra. Nach einigen Minuten bekam er den Jüngeren auch dazu, den Trank zu nehmen, er hielt Harry, redete leise mit Diesen, ohne Antworten zu erwarten, wartete, bis sein Mann ruhig atmete. „Erzählst du mir, was passiert ist?“, bat er dann allerdings sanft. Er spürte, wie Harry sich versteifte. „Bitte,“ fügte er an. „Es ist wichtig. Ich will die Schweine, die das getan haben, erwischen! Das darf nicht einfach so ungestraft bleiben! Ich habe versprochen, dich zu schützen und das habe ich auch so gemeint! Bitte, Harry! Sag es mir. Remus will dir auch nur helfen...“
 

Harry wollte den Kopf schütteln, doch fast augenblicklich wurde ihm wieder übel. „Bitte... bitte nicht,“ flüsterte er.
 

„Doch,“ bat Charlie leise. Er hob Harrys Kinn an. „Ich will, dass diese Leute verschwinden! Merlin, ein Schrank! Sie haben dich in einen Schrank geschlossen! Sie... haben es gewusst! Granger, oder? Sie war eine von ihnen und der Handabdruck auf deiner Wange, er ist von ihr...!“
 

Harry sah den Anderen verzweifelt an, bevor er seinen Kopf in dessen Hemd vergrub. „Bitte, ich... ich will nicht mehr in die Schule, sie... sie haben Alle so gestarrt und... und geschrieen und gelacht! Ich... schaff das nicht mehr, bitte, ich will nur hier bleiben!“
 

Oh Merlin! Das waren ganz neue Töne und sie klangen verdammt ernst. Kein Wunder, dieser Tag musste die Hölle gewesen sein, er wusste ja, wie wenig Harry mit der Dunkelheit klar kam, dass die ihn ängstigte. Vor Allem, wenn er allein war. „Es ist gut,“ murmelte er, wiegte Harry hin und her, es war zu früh, er konnte den Jungen nicht befragen oder zulassen, dass ein Anderer es tat. Vielleicht morgen. Er kannte die Hauptschuldige. Er musste sie nur noch zwischen seine Finger bekommen. „Schlaf doch einfach,“ schlug er leise vor. „Ich bin auch die gesamte Zeit über hier. Willst du vorher einen Schmerztrank?“
 

Erleichtert atmete Harry auf, Charlie schien verstanden zu haben. Er fragte nicht weiter nach dem, was geschehen war, ließ es erst mal ruhen. Er wollte den Kopf schütteln, ließ es aber dann doch sein. Stattdessen antwortete er: „Nein. Nur... bleib bitte,“ bat er, automatisch verkrallten seine Finger sich wieder in das Hemd.
 

„Natürlich;“ gab Charlie nur sanft zurück, er streifte sich die Schuhe ab, setzte sich bequemer hin und half Harry, sich so zu legen, dass er mit dem Kopf auf seinem Schoß ruhen konnte, deckte seinen Mann dann fest zu, er wusste, Harry brauchte Wärme, nicht nur körperliche Zuneigung, auch richtige Wärme, die sein Körper nur schlecht speichern konnte, vor Allem, sobald er nervös oder panisch wurde. Er erinnerte sich nur zu gut an den Tag, als Harry in Bulgarien zu ihm getapst war, eisig kalt und bibbernd. Sanft strich Charlie immer wieder über die dunklen Locken. „Schlaf, ich bin da, ich lasse dich sicher nicht allein, versuch, dich zu erholen.“
 

Erleichtert sackte Harry wieder in sich zusammen, er spürte die Wärme des Älteren, erleichtert über dessen Geduld. Er wusste, ein Anderer wäre weit weniger verständnisvoll gewesen, das hatte er oft genug erleben müssen, Charlie hatte sogar den Heiler weggeschickt und wer auch immer noch da gewesen war. Er wusste, der Rotschopf würde sein Versprechen halten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Dranza-chan
2011-07-10T21:32:36+00:00 10.07.2011 23:32
Ein super Kapi!!
Der Arme Harry, es ging im morgens so gut und dann so was! Ich frag mich ob er jetzt wirklich in eine ander Schule geht.
Hoffentlich bekommt vor allem Hermine was sie verdient!
lg
Von:  AngelHB
2011-07-10T10:55:19+00:00 10.07.2011 12:55
Hi!

Wieder ein sehr gutes Kap. Bin schon gaspennt wie es weiter gehen wird.

LG Angel
Von:  Amy-Lee
2011-07-10T00:07:25+00:00 10.07.2011 02:07
Hallo,
war wieder super das Kapitel.
Also ich hoffe das die Zelle von diesem Alten Perversen so was von ausbruchsicher ist am bessten man schliesst die Tür und der Schlössel wird weggeschmiessen und was die Angreifer angeht die sollten mal selbst in so einen Schrank gesteckt werden am bessten noch mit dem Tukan damit dieser denen die Augen auspicken kann, armer Harry vertrau dich Charlie an er wird dir helfen und ich finde es besser wenn er ab jetzt Privatunterricht bekommt.
Bye
Von:  ai-lila
2011-07-09T20:35:55+00:00 09.07.2011 22:35
Hi~~

Na das war ja klar.
Kaum haben die Irren lesen können, was Harry am meisten ängstigt, mussten sie ihren Vorteil auch sofort ausnutzen.
Echt wie armseelig sind die eigentlich???
Wären die Drachis ein kleines bissel älter, wären Harrys Angreifer nun Hackfleisch. ^________^

Das war ein klasse Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste. ^^
lg deine ai
Von:  DBZ-Fan1986
2011-07-09T18:31:23+00:00 09.07.2011 20:31
Armer Harry! Trotzdem hat es mich sehr gewundert, dass Cahrlie Harry vor dem Einschlafen nicht wenigstens noch den Trank gegen innere Verletzungen gegeben hat, auch wenn es nur leichte sind. Das ist nicht witzig.
Von:  Mikan000
2011-07-09T14:28:54+00:00 09.07.2011 16:28
Oh je, den Kleinen wurde übelst mitgespielt.
Hoffentlich wird es besser.
Danke für die Ens. ^^
Lg
Von:  Elbenprincess
2011-07-09T11:43:21+00:00 09.07.2011 13:43
echt super KApi....

oh mann ich hoffe Harry wird wieder, der arme ist ja völlig durch den Wind, ich hoffe Granger und Konsorten bekommen eine strafe die sie ihr lebtag nicht vergessen werden.

schreib bitte schnel weiter
Von:  Ice_Angel_Kara
2011-07-09T11:11:59+00:00 09.07.2011 13:11
Q_Q armer harry~
der kleine tut mir richtig leid!
Bin gespannt ob sie granger endlich erwischen und
wie es noch so weiter geht ^^

lg
Von:  Omama63
2011-07-09T11:11:25+00:00 09.07.2011 13:11
Wieder ein klasse Kapitel.
Hoffentlich sagt Harry wer es war, damit sie bestraft werden, von der Schule fliegen und so was nicht noch mal passiert.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Danke für die ENS.
Von:  mathi
2011-07-09T10:57:44+00:00 09.07.2011 12:57
huhu,
das Kapitel war wieder super.
Als mir persönlich wäre es lieber Dumbles bleibt in Askaban sitzen -.-
Harry hat schon allein mit den Hogwartsschülern genug zu tun, da braucht er den Alten nicht auch noch.
Gut, dass Charlie so eine Wirkung auf ihn hat und sich hoffentlich nie ändern wird. Hoffe sie finden die Schuldigen,
mathi


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