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Tomorrow's Victim

Der Sohn des Sehers
von

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EINS

Seit den Ereignissen am Stroltor, wo der junge Seher Awin auf dem Schild gehoben wurde, waren drei Winter ins Land gezogen und vergegangen. Der damals ernannte Tiudhan Awin führte erfolgreich alle Hakul, gleich welcher Farbe wieder zurück in die Steppe, weg vom Frostland der Kariwa. Es war ein beschwerlicher Weg gewesen, aber waren die Streitereien und Kämpfe weniger schlimm ausgefallen als er anfangs befürchtet hatte. Die Grauen und Roten Hakul hielten sich für ihre Verhältnisse sehr zurück, die Schwarzen waren ganz in sich gekehrt gewesen. Was wohl an der Schande lag, die sie nun zu tragen hatten dank des Fehltrittes Eris. Aber diese Schande würden die anderen Hakulstämme ebenfalls tragen müssen.

So führte der Sehersohn Awin alle Hakul durch die Feindesländer, vermied Kämpfe und Plünderungen, sehr zum Missfall vieler älterer Yaman, die an seiner Seite ritten. Doch fügten sie sich seinem Willen. Er war sehr wohl ein Hakul, doch wollte er nicht weitere Grausamkeiten walten lassen wie es seinen Stammesbrüdern gefiel. Diese hatten schon zur genüge Unglück über viele Völker gebracht und auch beinahe über die ganze Welt.
 

Diese Reise lag nun lang zurück, doch dachte der Tiudhan oft an die Wochen mit Schrecken zurück. Er war als neuer Tiudhan sehr unbeholfen mit vielem umgegangen, wo er heut nur den Kopf schütteln konnte. Damals hätte er sich wohl auch nie vorstellen können, einst mehr als nur ein paar Tage in einer anderen Behausung als seines Zeltes leben zu müssen. Gezwungenermaßen tat er dies aber schon seit Jahren, seit er Tiugar erreicht hatte. Es war für ihn stets ein Graus, die beengten Mauern um ihn und die steinerne Decke, die stets drohte ihm auf den Kopf zu fallen. Er war gefesselt an diesen trüben, dunklen Ort, deren steinernen Mauern sein Gefängnis waren. Der Seher misste die Weiten, der Wüste, die Freiheit mit dem Stamm und den Zelten einfach von Ort zu Ort zu reisen. Das war ihm aber seit der Erhebung auf dem Schild nicht weiter vergönnt gewesen. Ein Ausritt vielleicht, eine kurze Reise zu einem Clan, mehr auch nicht.

Seinen anderen Clanmitgliedern der Schwarzen Dornen hingegen behagte es hier mehr als ihm selbst. Seine Schmiedin Wela und ihrem Gemahl Praane, die seit ihrer Ankunft andere Sitten führten als es für Hakul üblich gewesen wäre. Aber sie waren glücklich in diesen Mauern, die seine Schmiedin so sehr faszinierte.

Seine Schwester und ihr Mann waren scheinbar genauso glücklich an diesem Ort wie die anderen beiden und auch Tuge, der Bogner, der sich nie vorstellen konnte, immer an einem Ort zu verweilen, hatte sich abfinden können mit dieser Ortschaft.

Eine Weile verweilte er in der Vergangenheit, entsann sich der letzten Jahre und musste feststellen, dass seine Herrschaft wohl doch von Erfolg gekrönt war. Tiudhan war stets ein Titel gewesen, der nur bei den Eisernen Hakul Gewicht hatte und auch nur von ihnen wirklich respektiert und erst genommen wurde. Dies war zumindest bis zu jenem Augenblick, wo Eris dank der Magie der Windskrole zum Tiudhan erhoben wurde. Die Winde machten alle Hakul, egal welcher Farbe, blind für die Wahrheit und trieben die Menschen zur blinden und vernarrtischen Gehorsamkeit. Bei Awin jedoch hielt die Einigkeit der Stämme ohne Zauberei oder der gleichen. Auch stiftete er endlich Frieden zwischen den Hakul und den Viramanti, auch als Männertöterinnen bekannt. Das Friedensabkommen hielt seit zwei Jahren ohne zu wanken oder irgendwelcher Intrigen einer der Seiten.

Auch konnte er die anderen Hakul davon überzeugen, dass jenes Orakel der weißen Stuten mehr Pfusch war als wirksam. Er teilte ihnen mit, was er selbst erlebt hatte und konnte nach langen endlosen Verhandlungen, Beratungen und Streitereien seinen Willen durchsetzen. Dieses angebliche Orakel, geführt von alten Männern, war mehr kaum ehrtragbar gewesen und für diese wundervollen Stuten eine Vergeudung.

Frieden war über die Steppe gekommen wie es nur bekannt war aus den Geschichten Etys, aber war fraglich wie dieser Frieden noch halten würde, wenn Awin einmal sich auf Marekets immergrünen Weiden wiederfinden würde. Würde der Frieden dann genauso leicht zerbrechen wie es nach Etys Tot geschah? Dem war sich der Seher nicht sicher, doch hoffte er, dass dieser selbst nach seinem Ableben weiter währen würde.

Alles in allem war Awin jedoch zufrieden mit seinem Ergebnis, mehr war sein Ziel nie gewesen, nicht mal so viel wie er vollbracht hatte. Nur eines gab es, was er noch wirklich wollte, was ihm kaum noch Ruhe ließ. Er wollte noch einmal zurück zum Ahnental, wo einst die Sippe der Schwarzen Dornen dies ihre Heimat nannten und wo Awin seine Wurzeln hatte, aber auch viele Ereignisse und Erinnerungen ihn dort hin trieben.

Aber wollte er auch noch einmal die Weiden der Schwarzen Berge betreten, wo er und seine Schwester Gunwa bei seinem verstorbenen Meister Curru und seiner Frau als Ziehkinder aufgewachsen waren. Viele Erinnerungen hingen an diesen Orten, die so weit in der Ferne lagen. Die Sippe der Schwarzen Berge, in der er einst lebte, weist immer noch eine große Zahl an Leuten auf, doch waren kaum noch welche von ihnen Geborene dieses Clans.

Bislang sprach der Tiudhan noch mit keinem aus seiner Sippe über seine Sehnsüchte und den Wunsch an jene Orte noch einmal zurückzukehren, aber im Inneren hatte er schon den Beschluss gefasst, so bald wie möglich dort hin aufzubrechen.

Während seine Gedanken an diese Orte ihren Lauf nahmen, wanderten sie über die Karte hin zum Frostland, wo die Kariwa Merege die Führung ihrer Sippe übernommen hatte. Der Seher gab der jungen Frau das Versprechen, das sie sich in ihren Träumen wiedersehen würden und so hatte Awin auch versucht, dieses Versprechen zu halten wie es Art der Hakul war, weswegen er viele Abende auf die Reise des Geistes ging. Doch war dieses Unterfangen erfolglos, er konnte sie nicht erreichen, nicht wie bei ihrer Ahnenmutter Senis, mit der Arwin einst immer im Kontakt stand. Merege war für ihn auf diesem Wege unerreichbar, sowie es auch schon für ihre Ahnenmutter unmöglich gewesen war, ihre Ahnentochter aufzusuchen. Ihr Geist war taub für die Rufe seines Geistes. Es tat dem Tiudhan in der Seele weh seine alte Bekannte nicht mehr sehen zu können, diese kühle Schönheit, nach der er sich das erste Jahr gesehnt hatte.

So in Gedanken schwelgend, riss ihn plötzlich der Bogner Tuge aus diesen heraus, als dieser die Halle betrat.

„Du wolltest mich sprechen, Tiudhan Awin?“, fragte ihn der Bogner in aller gebotenen Höfflichkeit. Tuge war steht’s ein Mensch gewesen, der auf Sitte und Tradition mehr Wert legte als viele andere Hakul es pflegten und ließ sich dieses auch schwerlich, oder meist gar nicht erst austreiben. So oft Awin auf den Bogner einredete, diese Anrede doch sein zu lassen, ließ sich Tuge nicht beirren und achtete weiterhin darauf, immer Awin mit der richtigen Anrede zu begegnen. Irgendwann hatte der Seher vollends resigniert, wie auch schon damals bei seinem Yaman-Titel, und es stillschweigend hingenommen, da er wusste das weitere Versuche sinnlos waren. Damals als er nur Yaman war, war es auch sinnlos gewesen.

„Ich wollte dir lediglich mitteilen, dass ich gedenke, in zwei Tagen, in der Frühe, zum Ahnental und daraufhin zu den Schwarzen Berge zu reisen. Dabei hoffe ich sehr auf deine Begleitung, alter Freund.“ Zwar war ,alter Freund` etwas übertreiben, doch gewöhnte Awin es sich irgendwann mit der Zeit an ohne jegliche ersehneichen Grund, vielleicht aus Trotz, weil Tuge selbst ihn mit dem Tiudhan-Titel stets quälte. Aber den Bogner störte dies in keiner Weise, anders als bei dem Tiudhan der Fall war.

Die Überraschung über diese unerwartete Ankündigung versetzte den Bogner in sichtliches Erstaunen, und er brauchte wohl einige Momente, um zu begreifen, was sein Gegenüber ihm eröffnet hatte. Diese Reaktion bereitete Awin merkbares Vergnügen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mismar
2011-05-15T12:23:35+00:00 15.05.2011 14:23
Geschichtlich kann ich mich nicht äußern, wie du immer sagst, es ist schwer, wenn man das Ganze drumherum nicht kennt ^^" Und zurzeit werde ich das Buch nicht lesen können, weil ich seit einem Monat kein Roman in der Hand gehalten habe, immer diese blöden Sachbücher, wie Sprache gebildet wird x.x
Aber ich sage mal so: Dein Schreibstil hat sich wirklich verbessert, auch beim Betalesen war ich glücklich, weil es nicht so extrem war, die Sätze hatten eine normale Länge und auch allgemein wirds mit der Groß- und Kleinschreibung besser. Allerdings habe ich bei der Inhaltsangabe gemerkt, dass du die Verben (Tu-Wörter XD) ein wenig komisch setzt, werde dir das demnächst dann erklären, wenn ich ein gutes Beispiel finde, ansonsten schön :D obwohl ich freue mich eher auf die Digimon Geschichte, damit kenne ich mich ja mehr oder weniger aus


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