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Erin Erik 3

Buch 3: Im Reich der weissen Schlange
von

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Ein Dorf in Angst und eine düstere Legende

Die Limousine fuhr durch die Strassen und bog auf die Autobahn. Innendrin saßen Erin, Brian, Esmeralda, Lex und und Fay in den weichen Sitzen. Die Vampire schauten zu Erin, die mit dem Bein über das andere geschlagen dasaß und erstmal nur ins Leere schaute. Als das Schweigen für die vier unerträglich wurde, riss Brian sie daraus. Es machte ihn fast wahnsinnig. Zuerst drohte sie ihm indirekt mit der Vernichtung von sich selbst und seiner Familie. Bedrängte ihn förmlich, dass er ihr half, weil sie es allein nicht schafft und nun saß sie da und schwieg. Diese Frau war wirklich in mancher Hinsicht eine Plage.

„Und wie ist dein Plan?“, fragte er. Brian hoffte, dass sie einen hatte und nicht blindlinks losstürmte. Und ihn und seine Familie mitriss. Wahrscheinlich noch in den Tod. Seine Famile. Er blickte zu Esmeralda und zu seinen beiden Kindern, die sichtlich angespannt waren.

„Wir gehen nach Indien. In ein kleines Dorf. Dort werden einige Menschen vermisst. Und ich habe nachgeforscht. Einige Menschen glauben ein riesiges Schlangenmonster gesehen zuhaben. Na klingelt da was?“, erklärte sie und Brians Miene wurde noch finsterer. „Natürlich. Die weisse Schlange…!“

„Bingo!“

„Und wieso gerade Indien?“, fragte nun Lex. „Weil sie ein Naga ist und Nagas aus Indien kommen!“, meinte Erin altklug. „Außerdem habe ich da so meine Quellen!“

Brian fragte nicht, was das für Quellen waren. Es interessierte ihn auch nicht. Was er wissen wollte war, wie es weiterging und was ihre Tatik war. „Nagut. Indien. Und was dann?“

„Dann werden wir auf die Suche gehen. Ich bin sicher, die Dorfbewohner können uns etwas darüber sagen!“, erklärte sie. „Klingt eigentlich ganz einfach!“, meinte Fay nun. Tauschte einen Blick mit ihren Vater, der ihren Optismuss nicht zu teilen schien. Im Gegenteil. Erin setzte dem noch einen drauf, als sie sich räsuperte und alles andere als positiv klang. „Noch etwas. Die Dörfler werden wissen wer und vorallem was wir sind. Rechnet also damit, dass sie uns vermutlich nicht gleich in ihre Arme schließen werden!“, sagte Erin.

„Dann verstehe ich nicht, wieso gerade wir Ihnen helfen sollen, oder Sie uns um Hilfe bitten. Werden Sie uns denn nicht aus dem Dorf hinauswerfen?“, fragte nun Lex und machte mit dem Arm eine dementsprechende Bewegung. Manche Menschen waren, das hatte er oft erlebt, nicht sehr angetan von anderen Menschen, die anders waren. Menschen wie sie.

Erin lächelte nun etwas verschmitzt. „Tja, eigentlich haben Sie uns nicht um Hilfe gebeten. Wir gehen einfach dorthin. Und dass wir die einzigen sind, die dieses Monster besiegen könnten, steht ja wohl außer Frage!“, sagte sie und damit war das Gespräch beendet. Vorläufig.
 

Die Fahrt endete nach wenigen Stunden und die kleine Gruppe fand sich auf einem privaten Flugplatz. Dort stiegen sie in einen Jet und nach einigen Vorkerhungen, erwachte die Maschine mit dröhnenden Maschinen zum Leben. Rollte über das Feld und hob dann ab.
 

Erin schaute sich das luxuriöse Innere des Pirvatjets an und schielte dabei mit einem äußerst beeindruckten Blick zu Daroga, der neben ihr saß. Es überraschte sie immer wieder, wie er sowas fertigbrachte. „Daroga…Daroga. Sie müssen mir unbedingt sagen, wie Sie immer wieder an solche Dinge kommen, oder gar manche Leute schmieren können!“, sagte sie und strich mit den Fingern über das weiche Lederpolster ihres Sitzes. Streckte sich demonstrativ und sah ihn mit einem breiten Grinsen an. So gefiel ihr das. Luxus pur!

Auch ihr Wolf Rafael schien es zu gefallen. Er hatte sich vor ihre Füsse zusammengerollt und sich an sie geschmiegt.

Daroga schmunzelte. „Nun ich habe genauso wie Sie meine Kontakte!“, sagte er nur. Erin hob etwas die Brauen. Das alte Spiel, das Daroga nicht immer mit allem rausrückte, war sie ja bereits gewohnt. Aber es ärgerte sie trotzdem. Sie hatte ihm, wenn sie ehrlich sein sollte, immernoch nicht verziehen, dass er ihr damals verschwiegen hatte, dass Chris auf den Fall in Irland angesetzt war. Zwar mochte er seine Gründe gehabt haben. Dennoch wäre mehr etwas Vertrauen in sie nicht falsch gewesen. Aber konnte sie denn ihm auch vertrauen, fragte sie sich plötzlich und sah ihn etwas misstrauisch an. Was wusste bisher von ihm. Eigentlich nicht viel. Nur dass er ihr aus der Patsche half und sie über manche Dinge informierte, die sie nicht wusste. Eigentlich etwas, was ihr reichen sollte. Und doch…

Sie hatte das Gefühl, als sei er nicht ganz ehrlich zu ihr. Doch darüber konnte sie sich noch später gedanken machen. Vorrausgestezt, sie würden den kommenden Kampf überleben.
 

Fay saß neben ihrem Bruder und wirkte nicht gerade gesund. Ihre blasse Hautfarbe wechselte auf ein blasses Grün und sie hielt sich den Mund. Stöhnte dabei leidend, während sie sich den Bauch hielt. Wieso musste ihr gerade jetzt übel werden. In einem Flugzeug noch vorallem. Ihr Magen rumorte und drehte sich. Fuhr regelrecht Achterbahn.

Sie war das Fliegen nicht gewohnt. Mied es, wenn es möglich war. Als sie hörte, dass sie in einen Flieger steigen mussten, war ihr schon vornerein übel geworden. Und nun wo sie, sie wollte nicht wissen, wieviel Meter, über den Boden und über den Wolken hinwegflogen, verstärkte sich das Gefühl der Übelkeit. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie schloss die Augen. Wenn sie ein richtiger Mensch gewesen wäre, hätte sie sich schon längst übergeben.

Lex bemerkte, die Übelkeit seiner Schwester und stöhnte innerlich auf. „Jetzt sag nicht, dass du wieder Flugkrank wirst!“, sagte er in einem barschen und auch etwas belustigten Ton. Er war zwar ein liebender Bruder und beschützte seine kleine Schwester. Aber das hinderte ihn nicht daran, sie immer zu necken und zu ärgern. „Reiss dich etwas zusammen!“

Fay schaute ihn finster an. In solchen Momenten könnte sie ihren älteren Bruder zugern erschlagen. „Ich hasse es nunmal zu fliegen!“, gab sie gepresst vor und schaute sich dann um. Lange würde sie das nicht aushalten.

„Gibt es hier Kotztüten?“

Lex konnte nun nicht mehr anderster. Er lachte und wollte sie nun so richtig schön in die Pfanne hauen. Seine kleine Schweser bis zum äußersten zu bringen, war für ihn die wahre Freude. Mochte er dafür zualt sein oder nicht. „Ich weiss wirklich nicht, was du hast. Ist doch nichts dabei. Sieh mich an. Wie ein Fels. Egal ob es rauf oder runter, von einer Seite auf die andere geht. Oder ob es rüttelt oder wackelt!“, sagte er und überschritt somit bei Fay ihre Toleranzgrenze. Sie spürte förmlich wie ihr Essen die Speiseröhre hinaufkroch.. Gemischt mit der Galle. Das machte es noch schlimmer.

Sie sprang auf die Füsse und eilte würgend davon. Wenn sie nicht gleich die Toilette erreichte, würde es ein Unglück geben. Hastig eilte sie davon. Ohne jedoch nicht Lex nocheinmal wütend anzusehen.

Lex schaute ihr mit einer Unschuldsmiene nach. Als seine Schwester auf der Toilette verschwand, lachte er in sich hinein. „Es ist doch immer wieder lsutig!“, dachte er und hörte ein Zischen. Lex ahnte, wer dieses Zischen ausgetsossen hatte hatte. Er sah zu seiner Mutter, die ihn strafend anschaute. Was sie ihm damit sagen wollte, konnte er sich denken. Dennoch setzte er ein unschuldiges Lächeln auf. „Was denn. Habe ich was Falsches gesagt?“, fragte er und Esmeralda schüttelte den Kopf.

In den ganzen Jahren hatte er sich überhaupt nicht verändert. „Das du deine Schwester auch immer ärgern musst!“, seufzte sie. „So bin ich eben!“, sagte er und Esmeralda rollte die Augen. Schaute dann zu Brian, der völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster schaute. Ihn gefiel es nicht, dieser weissen Schlange gegenüber zutreten. Nicht nur weil er sich insgeheim fürchtete. Sondern auch wegen seinen beiden Kindern und seiner Frau. Sie hatten nichts damit zutun. Weder mit Erin, noch mit diesem Monster. Trotzdem waren sie mitgekommen und er merkte, wie ein schlechtes Gewissen ihn plagte. Gemischt mit dem üblen Beigeschmack der Sorge. Er hatte erlebt, zuwas dieses Biest fähig war. Damals, als er noch ein anderes Leben in einem anderen Körper hatte. Ein Schauer rann ihm über den Rücken und er wunderte sich, dass er seit langem, seit Jahrhunderten immernoch so etwas wie Angst empfinden konnte. Es war schon irgendwie ironisch. Er, der so viele Menschenleben zerstört hatte. Seine Pläne skrupelos verfolgt hatte, empfand Angst. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Dass jedoch schnell wieder wich, als ihm bewusst war, in was für eine Gefahr er seine Familie er da brachte.

Esmeralda sah es ihm an und legte sanft ihre Hand auf seine, die die Lehne seines Sitzes bis zum Zerreissen umschloss. Als er ihre Hand auf seiner spürte, ließ sein Griff etwas locker und er schaute zu ihr. Esmeralda lächelte ihn aufmunternt an. „Das wird schon, Brian. Wir schaffen das. Erin sagte ja, wir könnten es schaffen!“, flüsterte sie. Brian schnaubte. Dass sowas ausgerechnet aus dem Mund seiner geliebten Frau kam, glich bei ihm schon an Irrsinn. „Könnten. Das heisst gleich vielleicht und vielleicht heisst gar nicht!“, sagte er und konnte nicht fassen, dass seine Frau Erin vertraute.

Sie kannte sie immerhin nicht. Gneauso wie er. Er kannte sie nur kurzfristig. Was sie dachte und wie sie dachte, wusste er nicht. Und das machte seine Angst noch größer.

Esmeralda lachte leise. „Dass du das sagst, hätte ich niemals erwartet. Immerhin bist du ein gefährlicher Dämon und ein wirklich hartnäckiger!“, sagte sie und Brian sah sie etwas grimmig an. Sie mochte es vielleicht als Scherz gemeint haben. Aber dies versetzte ihm einen Stich, der ihn daran erinnerte, was er damals getan hatte. Was er ihr angetan hatte.

„Ich bin nicht mehr, der ich einmal war. Das weißt du ganz genau!“, murrte er und fing an vor lauter Sorge und Frust an seinem Daumen rumzukauen. Das war wahr!

Als Esmeralda ihm wieder, nach solanger Zeit gegenüber stand, hatte sie es deutlich gespürt. Von dem Hass, von der Bösartigkeit, die ihn einmal ausgezeichnet hatte, war nichts mehr geblieben. Nur ein…verwirrter Geist. Gefangen in der Hülle eines damaligen Monsters. Zum Wiederholten mal fragte sie sich, was wohl geschehen sein mochte, dass er eine solch große Veränderung erlebt hatte. Er hatte niemals darüber gesprochen und Esmeralda war sich sicher, dass es so schlimm sein musste, dass er sich nicht mal ihr, seiner Gefährtin anvertraute.

Bestimment und auch zärtlich nahm sie die Hand, an dessen Daumen er kaute in ihre und schob mit der anderen sein Gesicht zu ihrem. „Das weiss ich. Und das macht mich glücklich. Als ich dich wiedersah, ich wieder spürte, glaubte ich daran, dass das nicht sein kann. Aber als ich deinen Armen lag, habe ich es gefühlt. Dass du wieder hier bei mir bist und das du dich verändert hast. Du liebst nicht nur sondern fürchtest auch. Welcher Vampir kann das von sich behaupten. Du bist mehr Mensch, als Vampir!“, flüsterte sie und küsste ihn auf den Mund. „Mach dir keine Sorgen. Vergiss nicht. Auch ich bin nicht mehr die, die ich war. Ich bin nun genauso mächtig, wie du!“

Brians Herz machte einen schmerzhaften Satz. Gefühle, wie Angst, Reue und Selbstzweifel überfielen ihn erneut und gruben ihre Krallen tief in ihn. Dass sie immernoch zu ihm hielt und das Gute in ihm sah, glich einem Wunder. Als er zurückkam, verfluchte er sich, für das, was er ihr angetan hatte. Ihm war bewusst gewesen, dass er mit seinem Biss ihr Leben zerstörte. Dass sie nicht mehr so leben konnte, wie sie es sich wünschte. Aber seine Gier und seine Sehnsucht nach ihrer Nähe hatten ihn dazu getrieben und das ließe sich nicht mehr rückgängig machen. Sein Mund fühlte sich unangenehm trocken an „Ja, ich weiss. Und ich wünschte, ich hätte es niemals getan!“, erwiederte er und merkte, wie müde er aufeinmal wurde. Esmeralda lächelte noch einmal sanft. Fuhr mit ihren Fingern die Konturen seiner Lippen nach. „Ich habe es mir aber gewünscht, Brian. Ich wollte es…und ich bin dankbar, dass ich endlich, nach solanger Zeit des Leidens endlich mit dir zusammen sein darf!“, sagte sie und rückte mit ihrem Gesicht dicht an seines. „Das bin ich auch!“, erwiederte er und küsste sie.

Immerhin das stimmte. Doch was den Rest anging, der Teil, den sie niemals erfahren hatte und niemals erfahren durfte, sorgte in seinem Inneren, für ein Gefühl der Angst und Kälte. Bisher hatte er es erfolgreich geschafft, ihr nicht zu erzählen, wie er zurückgekommen war und was er getan hatte. Obwohl ein Teil von ihm ihn förmlich anschrie, es ihr zu sagen. Aber er fürchtete sich vielzusehr davor, dass sie ihn nicht mehr als den sehen konnte, den er zu geben versuchte.
 

Erin hatte das ganze aus ihrem Sitz beobachtet und wandte sich mit einem schwachen Lächeln ab. „Sieh einer an. Dieser Mörder kann auch lieben!“, dachte sie sich. „Vielleicht habe ich ihm doch Unrecht getan!“

„Sei keine Närrin. Er ist ein Mörder!“, zischte die Stimme ihres dunklen Ichs und sie presste die Lippen aufeinander.

Das mochte sein, aber war sie keinen deut besser?

Sie war ebenso eine Mörderin, wie er. Hatte vermutlich genauso viele Leben auf dem Gewissen. Es war erschreckend wieviel sie und Brian gemeinsam hatten. Sie waren beide Wessen der Dunkelheit, kämpften für die Seite, die nicht vorhergesehen waren und stellten sich gegen die Dämonen und vermutlich auch gegen den Teufel. Erin schauderte. Aber eines unterscheidet uns voneinander, ging es ihr durch den Kopf und eine stählerne Klaue schloss sich um ihr Herz. Brian hatte seine große Liebe und war glücklich.

Sie jedoch nicht.

In Erins Hals bildete sich ein fetter und ekelhafter Kloss. Sie war bisher niemals nahe genug ihrem Freund gewesen oder gar lange genug, ohne gleich die nahende Gefahr zuspüren, die wie ein drohender Schatten über ihnen lag.

Sie musste nun ständig an Chris denken und wurde von der alten Sehnsucht ergriffen. Immer mehr nahm sie von ihr Besitz. Wiedermal fragte sie sich, ob es ihm gut ginge. Vorallem aber, ob er in Sicherheit war. Dass die weisse Schlange in Indien war, hiess nicht, dass sie dort auch bleiben oder gar keine Helfer ausschicken würde, um ihre Abwesenheit eiskalt auszunutzen.

Ihr Herz krampfte sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und sie zwang sich, nicht mehr daran zudenken. Schnell lenkte sie ihre Gedanken in eine viel freundlicher Richtung. Wenn sie das alles hinter sich gebracht hatte, würde sie endlich mit ihm zusammen sein können. Sie würden zusammenwohnen, schlafen, essen und vielleicht auch heiraten. Sie würden eine süße Tochter bekommen und das Leben führen, wie jeder andere auch. Dass sich das ein wenig verrückt anhörte und das sich nichts an ihrem Beruf ändern würde, war Erin bewusst. Aber die Aussicht eine Familie zugründen, war weitaus schöner. Vielleicht könnte sie Daroga überreden ihr Mutterschaftsurlaub zu geben. Er war genauso gut über die Schattenwelt unterrichtet und konnte bestimmt genauso gut kämpfen wie sie. Wieso also nicht?

Bei diesem musste sie verschwörerisch grinsen.

Ja, wenn das alles vorbei war, würde es nur noch schöne Zeiten geben, dachte sie und schloss die Augen, um zu schlafen und zu träumen.
 

Es dämmerte und der Abend brach herein. Fay lag schlafend in ihrem Sitz. Ihr Gesicht hatte wieder eine einigermassen gesunde Farbe bekommen. Lex und Esmeralda schliefen ebenso. Brains Gefährtin hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und ihre Nähe gab ihm für eine kurze Zeit das Gefühl der Geborgenheit. Er lehnte seinen Kopf an ihren und schloss die Augen. Atmete tief ihren herrlichen Duft ein. Im Gegensatz zu seinem Geruch nach Schwefel, war ihrer eine Wohltat. Ebenso ihre Stimme und ihr Körper. Lange Zeit blieb er so sitzen. Genoss diesen Moment der Ruhe, den er mit ihr erleben dürfte. Da hörte er ein leises Räuspern und schaute mit finsterem Blick hoch zum Sitz vor ihm. Über dessen Lehnen Erin hervorlugte. „Was willst du?“, fragte er ebenso finster. Erin ließ sich davon nich einschüchtern und nickte mit dem Kinn zu ihr. „Du liebst sie sehr, hm?“

Brians Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Die alte Wut, die er in London, nach ihren unverschämten Worten verspürt hatte, kam zurück. „Ich würde mein Leben für sie geben!“, sagte er trocken.

„Komisch. Du hast es doch schon längst verloren!“

„Du weißt, wie ich das meine!“

Erin nickte und ihr Lächeln schwand. Machte einem nachdenklichem Ausdruck platz. Lange blickten sie sich an. Während Brian sie ansah, sah Erin zu Esmeralda, die schlafend neben ihm saß und dachte nach. „Ist sie es?“, fragte sie dann und Brian runzelte de Stirn. „Was meinst du?“

„Ist sie es. Ist sie der Grund, wieso du wieder hier bist?“

Brians Augen wurden dunkel und er schaute zu Esmeralda. Sah wie friedlich sie an seiner Seite schlief und wandte sich dann an Erin. „Wenn du es so betrachten willst, ja!“

Wieso kam sie nun mit diesem Thema, fragte er sich und der Zorn wich etwas in Verblüffung. Was kümmerte sie es, ob sie meine Bestimmung ist oder nicht. Sie verabscheut mich und ich verabscheue sie, schallte es in seinem Kopf.

Erin wiegte den Kopf kurz hinundher. „Sieh an!“, sagte sie und Brians Gesichtszüger verfinsterten sich. Nun überwog der Zorn wieder und Brain ballte die Hände zu Fäusten. Etwas an ihren Worten klang so, als würde sie ihm nicht glauben. Dass sie immernoch daran festhielt, er wäre nur hier, um zumorden. „Ich habe dir schonmal gesagt, dass ich nicht mehr der bin, der ich war. Ich wurde erlöst und wollte das Leben wiederhaben, was ich mal hatte. Das Leben mit ihr…!“, konterte er scharf. „Schon gut schon gut!“, erwiederte sie nur. „Hmmm!“, murrte er nur. Und wieder klangen ihre Worte in seinen Ohren wie etwas, was sie wirklich dachte. Über ihn und seine Natur.

Ein harter Zug spielte um seine Lippen. Diese Frau war wirklich verbohrt und intolerant anderen Dämonen gegenüber. Dabei sollte es ihn nicht wundern. Wenn er ehrlich sein sollte, sollte er eigentlich daran gewöhnt sein, dass man ihm misstraute. Er war nicht besser gewesen, als jeder andere Dämon. Damals. Aber nun war er nicht mehr der, der er einmal war und auch wenn es ihr wohl schwerfiel, musste sie kapieren, dass nicht jeder Dämon ein Lakaei des Teufels ist. Sie war es immerhin auch nicht. Er sah sie finster an und Erin bedachte ihn dafür hingegen mit einem nachdenklichen Blick. Dann zuckte sie die Schultern und ging wieder auf ihren eigenen Platz. Brain schaute ihr nach und fragte sich, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Zugerne hätte er ihre Gedanken gelesen.
 

„Das soll wohl ein Witz sein, oder?!“, empörte sich Lex, als man ihm die Zügel eines Maultiers in die Hand drückte. „Was hast du Lex. Magst du keine Esel?“, fragte Fay mit einem Schmunzeln. „Nein, aber ich weigere mich, mich auf so ein Vieh zusetzen. Da ist mir ein Motorrad viel lieber!“, maulte er und stellte sich an wie ein kleines Kind. Sein Vater rollte die Augen. Erin aber blieb gelassen. „Der Weg, den wir nehmen, ist nicht gerade gemacht, für eine Motoradmaschine. Da sind diese Esel besser dafür geeignet!“, sagte sie und klopfte ihrem Tier auf den Rücken. Dieses iate zustimmend. Lex machte ein mürrisches Gesicht. Fay kicherte. Nun war sie es, die ihn ärgern konnte. „Ach komm schon. Die sind doch niedlich!“, sagte sie und kraullte ihrem Esel den grauen Hals. Lex schaute sie giftig an. War ja klar, dass sie mir nun ein reinwürgte, dachte er voller Groll. Stieg aber dann ohne ein ausgesprochenes Wiederwort auf das Maultier und nahm die Zügel.

Erin blickte zu den anderen, die sich nacheinander auf die Rücken der Tiere schwangen und schaute kurz zu Brian, der ihren Blick stumm erwiederte. Trotz dass sie einander misstrauten und verabscheuten, wussten sie, was der andere dachte. Nun gab es kein Zurück mehr.

„Los, reiten wir los!“, sagte sie und gab dem Mann ein Zeichen.

Mit einem knappen Nicken, ging er voran.

Der Mann, der den Esel Erins führte, hatte die Neuankömmlinge mit einem äußerst misstraurischen und auch beunruhigten Blick zugeworfen.Was man ihm allerdings nicht verübeln konnte.

Fünf Gestalten, die in dunkler Kleidung gehüllt waren. Von denen vier undurchdringlich schwarze Augen hatten und deren Gesichter zur Hälfte ebensoverhüllt waren, wie der Rest ihrer Körper. Nur die fünfte Frau konnte man erkennen, doch auch sie strahlte etwas dunkles Bedrohliches aus. Trotz dass sie schön war, konnte jeder, der auch nur ein Fünkchen von dem Übernatürlichen wusste und ahnte, sehen, dass sie nicht menchlich war. Genauso wie ihre Begleiter.

Erin, Brian, Esmeralda, Lex und Fay ritten weiter, kamen an zahlreiche Dörfer vorbei, dessen Bewohner sie mit dem gleichen Blicken zuwarf, wie der Führer und tuschelten. Brian trieb seinen Esel etwas schneller und war nun mit Erin auf gleicher Höhe. „Erin, wenn wir im Dorf sind. Was dann?“, fragte er und schaute sie dabei etwas dunkel an. Bis jetzt hatte sie nicht über einen Plan gesprochen. Und das machte ihm langsam aber sicher Sorgen.

„Wir werden uns erstmal umschauen. Leute befragen. Vielleicht können sie uns weiterhelfen!“, erklärte sie. „Sofern sie uns überhaupt ins Dorf lassen!“, murmelte Brian und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. „Sie müssen!“, war Erins einzige Antwort und ihre Hände, die die Zügel festhielten verkrampften sich für einen kurzen Moment. Brain sah sie etwas anchdenklich an. Ihre Aroganz, die sie ihm im Flugzeug gegenüber, war weggeblasen. Ihre Züge waren hart und entschlossen.

„Du willst sie retten. Nicht wahr? Unbedingt!“, sagte er und Erin blickte ihn an. Ihre Augen waren dunkel und es lief Brian kurz kalt über den Rücken. „Ja. Ich will sie retten!“, knurrte sie.

Ihre Fäuste verkrampften sich immermehr und Brian fragte sich erneut, was in ihr vorging. Doch ihre Augen sprachen Bände. Das konnte er sehen.

„Ist das das Dorf?“, fragte Esmeralda und riss beide aus ihren Gedanken. Erin wandte sich von Brian ab und zügelte ihren Esel. Sie standen auf einer Anhöhe an dessen Fuss sich ein Dorf erstreckte. Und Erins Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Zwar waren sie noch einige Kilometer davon entfernt, doch Erin konnte deutlich den Geruch wittern, der vom Wind zu ihnen getragen wurde. Den Geruch von Angst!

Er wehte wie ein Pesthauch zu ihnen hoch und reizte ihre Nase. „Ja, das ist es!“, sagte sie und ritt dann weiter. Als in das Dof kamen warf man ihnen sowohl verwunderte, als auch verängstigte und auch misstraurische Blicke zu. Die Menschen, an denen sie vorbeiritten schauten ihnen nach und murmelten in ihrer Muttersprache aufgebracht etwas. Brian konnte zwar kein indisch, aber er konnte er sich gut denken, dass ihre Ankunft sie erschreckte. Erin hatte es ja schon mal erwähnt. Hier wusste man, was sie waren. Einige Frauen brachten die Kinder in die Hütten. Als ein Kind Rafael streicheln wollte, wurde es von der Mutter gepackt und weggerissen.

Männer waffneten sich mit Stöcken und Sperren aus. Bereit anzugreifen. Trotz dass sie wohl auch wussten, dass sie gegen die Neuankömmlinge keine Chance hatten. Erin lächelte über diesen Mut, den die Bauern hier hatten. Lex ritt neben seinen Vater und raunte ihm zu sarkastisch zu:„Anscheinend sind wir hier sehr willkommen!“

Brian nickte. „So willkommen, wie die Pest!“

Erin hielt an und stieg ab, die anderen machten es ihr gleich. Einer der Männer trat vor sie und hielt ihr den Sperr entgegen. Er sagte es etwas auf indisch, was nach einer Drohung klang. Erin blieb gelassen und antwortete.

Natürlich auf indisch. Der Mann betrachte die übrigen, als Erin fertiggesprochen hatte und ihm war das Misstrauen, das vorher schon sein Gesicht prägte und nun stärker wurde, deutlich anzusehen. Wieder sagte er etwas und Erin erwiderte darauf etwas. Mit betonter Stimme und sie klang so deutlich, als wenn der Mann keine andere Wahl hätte. Der Mann blickte sie noch einige Minuten an, in seinem Gesicht arbeitete es und dann drehte er sich um. Verschwand in einer der Hütten und es vergingen weitere Minuten, ehe der Mann wieder rauskam. In Begleitung eines älteren. Das Haar war schneeweiss und umrahmte seinen Kopf wie einen Heiligenschein. Sein Gesicht vom hohen Alter geprägt. Sein Körper gebrechlich und mager. Dennoch waren die Augen des Mannes wach und strahlten etwas aus, was Erin als Stärke und Geduld erkannte. Erin ging auf ihn zu und verbeugte sich. Hatte dabei die Hände zusammengefaltet. Der alte Mann tat es ihr gleich. Und lächelte. Strahlend weise Zähne lugten unter seinen schmalen Lipper hervor und er sagte etwas, was wie ein Grusswort klang. Erin erwiederte dieses. Dann wechselten sie noch einige Worte und dann schaute der ältere zu den anderen, die hinter Erin warteten. Erneut richtete er das Wort an sie und Erin nickte, erklärte ihm etwas und der alte Mann nickte. Dann machte er ihr Andeutungen ihm zufolgen und Erin gab diese an die anderen weiter. Brian und Esmeralda blickten sich kurz an und gingen mit ihr. Lex und Fay taten es ihr gleich.

Die Hütte, in die sie der Mann führte war mittelgross und bot genug Platz um sich frei zubewegen. Dennoch war sie ärmlich eingErikhtet. Eine Ansammlund von Decken und einigen Kissen stellten das Bett dar und in der Mitte in der sich wohl der Wohnraum befand, stand ein niedriger Tisch. Drumherum lagen kleine Kissen. Erin, Brian, Esmeralda, Lex und Fay setzten sich auf diese. Der alte Mann ebenso. Lex ließ den Blick durch die Hütte wandern und stiess dann seine Schwester mit dem Ellenbogen an. „Ziemlich armselig, findest du nicht?“, fragte er. „Diese Menschen haben kaum was zuessen. Sie sind arme Leute. Das einzige womit sie Geld verdienen, sind die Schafe, die sie hüten und die Milch!“, erklärte Erin leise. „Schafe. Ich habe kaum welche gesehen. Höchstens fünf oder zehn!“, sagte Lex. „Tja, dann weißt du auch warum, sie so arm sind!“, erwiderte Erin kühl. Der alte Mann, Abhijat, lenkte dann wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich und begann sie auszufragen. Erin beantwortete jede seiner Fragen und er ihre. Und während er das tat, legte sich Erins Stirn in tiefe Falten. Als der Mann geendet hatte, holte Erin tief Luft und wandte sich dann an ihre Verbündeten. „So wie es aussieht, scheinen in letzter Zeit viele Menschen verschwunden zusein. Allesamt auf unerklärliche Weise!“, sagte sie und in ihrer Stimme schwang etwas mit, dass zeigte, was in ihr vorging. „Der Klassiker!“, murmelte Fay unwohl. Erin lächelte schwach.

Dann fragte sie wieder den Mann und er bErikhtete erneut. Bei dem letzten Satz musste Erin nochmals nachhacken und als Abhijat seine letzten Worte widerholte, sog Erin scharf Luft ein. „Dieses Monster!“, fauchte sie. Brian, der sich bis jetzt zurückgehalten und alles nur mitgehört hatte, wurde nun neugierig. „Was hat er gesagt?“

Erins Innerestes verkrampfte sich und sie drehte sich mit einem grimmigen Ausdruck zu ihm herum. „Bei den Veschwundeenn handelt es sich bis auf einen um Kinder. Alle im Alter von dreizehn Jahren!“

„Oh mein Gott!“, flüsterte Esmeralda. „Bis auf einen. Ich dachte, alle Verschwundenen wären Erwachsene!“, sagte Brian und Erin schnaubte. „Ich dachte auch erstmal, dass es sich hierbei nur um Erwachsene handelt, aber anscheinend habe ich mich geirrt!“, sagte sie grimmig und fragte, wie es dazu kommen konnte, dass es nur ein Erwachsener war, der verschwunden ist. Ihre Stimme war dabei immer finsterer geworden und Zorn schwang darin mit.

Anscheinend geht ihr das sehr nahe, dachte Brian. Ein kleiner Teil in ihm sagte ihm, dass das ihn nicht wundern sollte. Immerhin war Erin jemand, der retten wollte. Auch wenn sie wusste, dass es nichts bringen würde.

Abhijat sagte ihr, dass er wohl zu tief in den Dschungel gegangen war und somit dem Monster über den Weg lief. „Das war wohl ein Fehler. Das Monster muss ihn entweder für einen Eindringling oder was ich eher vermute, für einen kleinen Snack gehalten haben!“, meinte sie trocken. „Oder vielleicht beides!“, kommentierte Lex.

„Aber wieso Kinder?“, fragte Esmeralda. Sie klang genausi schockiert und ebstürzt, wie Erin vor wenigen Minuten. Diese Frage wandte Erin übersetzt an den Alten und ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Mannes. Mit brüchiger Stimme begann er zu erzählen und Erin übersetzte jedes einzelne Wort, das ihm über die Lippen kam.

„Hier im Dorf gibt es eine uralte Legende. Sie besagt, dass es hier im Dschungel einen Tempel gibt, in dem böse Magier einen Schlangendämon angebetet hatten und Opfer dabrachten. Die Opfer waren Kinder gewesen. Mag sagt, dass die Magier ihnen die Herzen herausgeschnitten hatten und dem Dämon als Zeichen ihrer Treue schenkten. Die Herzen der Kinder galten als ein Symbol der Reinheit und nichts konnte dem Dämon mehr Kraft geben, als Reinheit. Jahrelang währten der Terror und der Schrecken, den sie damit verbreiteten. Bis der Dämon irgendwann von einem anderem vernichtet wurde…!“

An diesem Punkt erfüllte Erin ein seltsames Gefühl und als sie in ihrem Inneren Erik verschwörerisch kichern hörte, stieg in ihr eine gewisse Vorahnung auf. Sie fragte den Mann und er antwortete. Diese aber übersetzte sie nicht, sondern behielt sie für sich. Sie wurde kalkweiss und ihr wurde kalt. Ihre Hände zitterten und sie ballte sie zu Fäusten damit niemand sah, was für einen Schreck sie bekommen hatte. Brian bemerkte es aber. „Erin, was für ein Dämon war das?“, fragte er und Erin biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Lange herrschte Schweigen. „Ein Dämon in Gestalt eines riesigen schwarzen Wolfes!“, sagte sie und ihr wurde mit einem Male schlecht. Sie hatte sich schon immer gedacht, dass Erik nicht gerade gut auf die weisse Schlange zu sprechen war, genauso umgekehrt. Aber dass die beiden, schon bevor es sie gab, einen Kampf führten, schockierte sie bis ins Mark. „Erik, du elender…!“, sagte sie in Gedanken. „In Gestalt eines Wolfes. Du denkst, dass das…!“, fragte Brian, der anscheinend genauso darüber verwundert war, wie sie. „Dass das Erik war. Ich denke es nicht nur, ich weiss es sogar. Jetzt verstehe ich auch, wieso die weisse Schlange so wild darauf ist, mich zu vernichten. Ich war auserwählt Eriks Wirt zu sein. Sie wollte verhindern, dass ich ihn in mir aufnehme und jetzt wo er in mir ist, hat sie noch einen Grund!“, antwortete sie grimmig. Alles ergab nun einen Sinn. Wo sie vorher gedacht hatte, dass die weisse Schlange nur hinter ihr her war, weil sie der Unterwelt immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, musste sie nun einsehen, dass Darogas Worte mehr Gewicht hatten, als sie es jetzt schon hatten. Ihr lief es kalt über den Rücken. Nun waren alle Rätsel gelöst, die es gab. Und Erins Zorn auf dieses Monster wuchs ins unermessliche.

„Wow, das klingt nach ganz schön hartem Tobak!“, bemerkte Lex. „Das trifft es nicht im Mindesten!“, sagte Erin bitter und konzentierte sich wieder auf das, was vor ihnen lag. „Wie besiegte er den Schlangendämon?“, fragte sie. Wenn Erik es geschaffte hatte, konnte sie es vielleicht auch schaffen.

„Das weiss niemand. In den alten Schriften steht nur, dass der schwarze Wolf den Schlangendämon etwas Wichtiges raubte. Etwas, womit der Schlangendämon seine Macht und seine Opfer steigern konnte. Wie er ihn besiegt hat, das ist leider nicht bekannt!“

Erins Kehle schnürte sich zu. Das wurde ja immer verrückter. „Was für böse Überraschungen erwarten mich denn noch!“, dachte sie und ballte die Hände zu Fäusten, bis sich ihre Nägel ins Fleisch gruben.

In ihrem Kopf war ein heilloses Durcheinander. Sie hatte immer gedacht, die weisse Schlange wollte Erik vernichten, weil er nun auf der anderen Seite stand. Weil er ein Verräter war. Dass nun mehr dahinter steckte, überstieg ihren Horizont und dabei hatte sie schon Dinge gesehen, die selbst einen normaldenkenden Menschen an den Rand des Wahnsinns bringen würden. Und noch kam erschwerend hinzu, dass sie keinen Anhaltspunkt hatte, der ihr sagen konnte, wie sie dieses Monster endlich zurück in die Hölle schicken konnte. Es war einfach frustierend. Sooft hatte sie gegen sie gekämpft und immer wenn sie dachte, sie hätte es geschafft, stellte sich heraus, dass sie noch lebte. Irgendwie musste sie sie aber besiegen können. Erik hatte es doch auch geschafft. Kurz dachte sie daran, ihn zufragen. Verwarf den Gedanken jedoch wieder. Erik würde sicher den Teufel tun, und es ihr verraten. Zwar mochte er gewissermassen ihr Partner sein, aber das heisst nicht, dass er es ihr auch sagte. Und bisher hatte sie immer das Gefühl, sie könne ihm nur halbwegs trauen. Außerderm würde sie dann bei ihm den Eindruck wecken, dass sie ohne ihn hilflos sein würde. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Soviel Stolz hatte sie noch.

„Weiss man wenigstens, wo dieser Tempel ist?“, fragte sie wieder, tief Luft holend, um ihren wachsenden Ärger zu unterdrücken. Abhijat nickte. Doch um seine Mundwinkel lag ein harter Zug. „Ja, das weiss man. Aber niemand wird auch nur einen Fuss in den Dschungel setzen!“, übersetzte sie. „Natoll. Und was jetzt?“, flüsterte Lex. Fay stiess ihrem Bruder den Ellenbogen in die Seite. Seine negative Art würde ihnen sicherlich nicht helfen.

„Wir müssen aber zu diesem Tempel!“, sagte Erin mit hörbarem Nachdruck und die Stirn des alten Mannes legte sich in tiefen Falten. Erin hoffte, dass sie damit etwas bei ihm bewirkte. Hier ging es schließlich um Menschenleben. Nicht nur um das der Dorfbewohner, sondern der ganzen Welt, wenn sie nicht erfolgreich waren.

Doch als sie sah, wie es in seinem Gesicht weiterhin arbeitete, musste sie einsehen, dass das nicht leicht werden würde. Sie konnte ihn schon irgendwie verstehen. Er wollte nicht, dass ein paar der Dorfleute sich in den gefährlichen Dschungel wagten. Die Angst und die Gefahr waren einfach zu groß. Dass einige der Kinder entführt wurden, war schon schlimm genug. Wenn auch noch die Männer ihre Ehefrauen zurücklassen würden, würde das den Rahmen sprengen. Es war totsicher, dass sie nicht wieder lebend herauskamen. Dennoch mussten sie darein.

„Wenn wir diesen Tempel und diesen Dämon nicht finden, wird er euch früher oder später holen. Jeden einzelnen!“, sagte sie und wusste zugleich auch, dass sie den Ärmsten unter einen ungeheuren Druck stellte. Doch was blieb ihr anderes übrig. Es musste sein. „Ich bitte Euch. Helft uns dieses Scheusal zufinden und wir werden dafür sorgen, dass es niemals mehr eure Kinder mitnimmt!“

Der Mann biss sich auf die Unterlippe und überlegte. In dem Moment konnte Erin deutlich die Hilflosigkeit des Mannes spüren. Sie umgab ihm wie eine Aura. Erin konnte es nicht nur spüren, sondern auch riechen. Er hat Angst, dachte sie. Und konnte ihn verstehen. Mehr als gut war. Einerseits fühlte er sich für das Dorf und dessen Bewohner verantwortlich und wollte beides sogut es ging schützen. Aber anderseits wollte er auch nicht, dass die Männer die Sicherheit des Dorfes verließen. Es war blanke Ironie. „Das schwöre ich!“, versprach sie nachdrücklich und der Mann blickte sie etwas zweifeltn an. Erin schluckte und gab etwas von ihrer angespannten Haltung auf. Deutlich konnte sie in seinen Augen die Erkenntniss sehen. Zuerst dachte sie, er würde sie für eine Art Spionin oder gar Verbündete des Dämons halten. Aber dann entspannte sie sich, atmete erleichtert auf. Nur im selben Moment scharf Luft zuholen. Sie schwankte zwischen Erleichterung und Anspannung und auch Frust. Ihm war bewusst gewesen, dass sie nicht menschlich war. Genauso wie die anderen, die sie begleitet hatten. Aber er hatte auch gemerkt, dass sie nichts Böses im Sinne hatte, sondern ihnen helfen wollte. Dass sie aber nun darum bat, zum Tempel gebracht zuwerden, gefiel ihm trotzdem nicht. Er seufzte schwer. „Wenn wir euch hineinbringen. Zu diesem Tempel führen, wird dieses Monster sich an uns rächen!“, sagte er ernst und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Erin schüttelte den Kopf. „Das wird es nicht. Es ist geschwächt und wird sich sicherlich nicht aus dem Tempel trauen. Dass es die Kinder geraubt hat, heisst nicht, dass es auch wirklich hierherkann. Es kann sie durch Hypnose zu sich geholt haben!“, meinte Erin und hoffte, dass sie damit bei ihm endlich was erreichte. Mochten ihre Worte hart und grausam sein. Sie entsprache der Wahrheit. Und sie war dennoch auf die Hilfe der Bewohner angewiesen.

Doch trotz ihrer Worte und der Eindringlichkeit konnte sie deutlich in den Augen des Dorfältesten sehen, dass sie ihn nicht überzeugen konnte. Die Angst saß zu tief in seinen Knochen.

Erin seufzte und ihre Schultern sanken nachunten. Es hatte keinen Sinn.

„Erin!“, hörte sie hinter sich sagen und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie blickte hinter sich und sah Brian. Sie runzelte verwirrt die Stirn. Es war das erste Mal, dass er ihren Namen sagte und dabei so klang, als würde er sie nicht hassen, sondern als wenn er sie um etwas bitten wollte. „Ja?“

„Übersetze was ich sage. Ich kann kein indisch!“, sagte er bloss und Erin sah ihn noch verwirrter an. Aber dann nickte sie.

„Hört auf das, was sie sagt. Sie weiss, was das für ein Scheusal ist. Und auch ich habe es miterleben müssen!“, sagte er. Erinnerte sich daran an sein frühres Leben. Erinnerte sich, wie sie andere Menschen manipuliert und sie beinahe, sie und ihn getötet hatte. Er schauderte kurz. „Wenn wir nichts gegen sie unternehmen, wird sie nicht nur euch, sondern auch den Rest der Menschen ins Verderben reissen. Sie gibt sich nicht mit dem kleinsten zufrieden!“, dabei schaute er zu Erin und musste daran denken, dass sie ihm sagte, die weisse Schange würde nicht nur ihn, sondern auch seine Familie töten. Ein dicker Kloss bildete sich in seinem Hals. Er wollte seine Familie schützen. Um jeden Preis. Selbst wenn er dieser undurchschaubaren Frau helfen musste.

„Wollt Ihr wirklich für den Tod tausender und millionen Menschen verantwortlich sein?“, übersetzte Erin Brians Worte und war erstaunt, dass er sie bei ihrer Bitte unterstützte.

Hatte er sie nicht vorher angesehen, als würde er sie aus tiefstem Herzen hassen?

Wieso also half er ihr, den Alten zu überreden?

Etws sagte ihr, dass es mehr mit seiner geliebten Frau und seinen Kindern zutun hatte, als mit seinem eigenen Leben. Ein zaghaftes Lächeln erschien kurz auf ihren Gesichtszügen. Er war wirklich anders, dachte sie und wandte sich wieder an den alten Mann. Dieser blickte sehr nachdenklich und ernst drein. Fuhr sich mit den Fingern über seinen weissen Bart und seine dunklen Augen blickten kurz zu Erin, dann zu Brian. Ein Untoter und eine Wolfstochter. Beide kämpfen gegen den Schlangendämon, der einst hier wütete. Wie seltsam, dachte er. Beide sind Todfeinde. Und doch…

„Ich weiss, dass Ihr euch fürchtet. Aber wenn Ihr nichts unternehmt, wenn Ihr uns nicht helft, so wird es bald zu einer Katastrophe kommen!“, sagte sie nun und sah den Mann fest an. Nocheinmal ließ er sich ihre Worte durch den Kopf gehen und es erschien Erin, als würden sich die Minuten zu Stunden dehnen. Abhijat schwieg noch lange und seufzte dann. „Also gut. Ich werde einige Männer bieten euch durch den Dschungel zubegleiten. Sie werden euch soweit bringen, wie sie können!“, sagte er und Erin nickte. Einverstanden und erleichtert, dass er ihr Angebot angenommen hatte. „Wann können wir aufbrechen?“

„Heute ist es zu spät und es müssen noch Vorbeitungen getroffen werden. Es kann also etwas dauern!“

„Gut, dann können wir die Zeit nutzen und uns etwas umsehen. Ich bin sicher, dass dieser Dämon nicht nur die Kinder entführt hat. Sondern auch hier im Dorf gewütet hat. Sicherlich hat er dabei Spuren hinterlassen!“, sagte Erin und das Gesicht Abhijat wurde bedrückt. „Ja, das hat er!“

Leise stahl sich die vermummte Gestalt davon. Als sie die fremden und vor allem die schöne Frau, mit dem Wolf gesehen hatte, hatte sie gespürt, dass sie etwas mit dem Schlangendämon verband und schöpfte neue Hoffnung.
 

Als sie das Haus des Ältesten verließen, warf Erin Brian einen flüchtigen Blick zu. „Wieso hast du das getan?“

„Was meinst du?“

„Mir dabei helfen, den alten Mann zu überreden. Ich dachte du, kannst mich nicht leiden. Also warum?“

„Ich habe niemals gesagt, dass ich dich nicht leiden kann. Ich teile nur nicht deine Meinung, über andere Schattenwesen. Das alle Dämonen verkommene Missgeburten waren und am besten alle vernichtet werden mussten. Und warum: Das ist ganz einfach zu erklären. Ich will meine Familie beschützen!“

„Und wieso hast du zugelassen, dass sie dich begleitet?“

Brians Gesichtszüge wirkten kurz angespannt. Er hatte es mehr als einmal versucht seine Frau und seine Kinder zuüberreden, in London und damit in Sicherheit zu bleiben. Doch Esmeralda hatte den Kopf geschüttelt und seine Bitte mit den Worten:„ Ob London, Indien oder sonst wo anders. Wir werden niemals in Sicherheit sein. Das weißt du genaus gut, wie ich!“, abgeschlagen und war ihm gefolgt. Und seine und ihre gemeinsamen Kinder ebenso.

„Das habe ich nicht!“

„Sie wollten mitkommen?“

Brian nickte. „Dann müssen wir aufpassen, dass ihnen nichts passiert!“, sagte Erin und Brian sah sie mit gehobenen Brauen an. Erin lächelte nur. „Glaubst du ich lasse zu, dass eine Familie auseinander gerissen wird!“

Ihre Stimme klang aufrichtig, aber auch traurig. Brian erinnerte sich, dass Erin selber keine Familie hatte. Zumindest nicht die, die sie sich wünschte. Und etwas wie Mitleid, ergriff ihn.
 

Die Leute warfen ihnen misstraurische Blicke zu, als sie an ihnen vorbegingen und am Ufer des Flusses hielten, der am Dorf vorbeifloss. Ein widerlicher Geruch stieg von diesem auf und Erin rümpfte die Nase. Angewidert hielt sie sich die Hand davor. Refael erging es nicht ander. Er knurrte leise und legte die Ohren an. Brian, Esmeralda und ihren beiden Kindern fiel der Geruch genauso auf „Man, stinkt das vielleicht.Was ist das bloss?“, fragte Lex und Erin schaute zu dem Mann. „Ist das eure Wasserquelle?“

Abhijat nickte. „Ja, das war sie mal!“

„Wieso war?“

„Seit dem Verschwinden der Kinder, ist das Wasser nicht mehr trinkbar…!“

„Wieso…?“

„Seht selbst!“, sagte er und nahm einen Stock. Hielt ihn ins Wasser und einige Sekunden später, warf er Blasen. Es zischte und brodelte und als Abhijat den Stock wieder aus dem Wasser nahm, war dieser bis zu Hälfte regelrecht weggeätzt. Erins Gesicht wurde finster und hart. Sie blickte zu dem Fluss, der eigentlich völlig normal aussah. Ging etwas näher heran und machte den Zweifingertest. Genauso wie bei dem Stock dauerte es etwas, bis der Effekt einsetzte und sie mit einem Zischen die Finger rausnahm. „Was ist?“, fragte Fay. Sie beugte sich zu ihr und sah, wie die Haut an ihren Fingern sich wieder regenierte. „Das ist pure Säure!“, knurrte sie. „Und somit unbrauchbar für die Menschen hier!“, murmelte Esmeralda. Erin nickte. „So sieht es aus!“, sagte sie. Ob sie oder wieviele das getrunken hatten, darüber wollte sie nicht nachdenken.

„Wenn ich mir vorstelle, dass das auch Kinder getrunken haben, dann…!“, kam es von Fay und sie musste sich schütteln. „Hey, jetzt komm mal wieder runter ja!“, sagte Lex nun, der das ganze auch etwas an die Substanz ging.
 

Am Abend saß Erin an einem der vielen Öffnungen, die wohl als Fenster dienten und schaute in die Nacht hinaus. Ihre Gedanken gingen in verschiedene Richtungen. Dass Erik schon vor ihrer Zeit einen Kampf mit Whitney hatte, machte ihr am meisten Kopfschmerzen. Und sie fragte sich, wieso er ihr das verschwiegen hatte. Sie dachte, sie könnte ihm vertrauen. Wie naiv von ihr, musste sie nun feststellen. Ihr Gesicht wurde zu einer düsteren Maske und sie ging zu ihrem Rucksack, in dem sie ihre Waffen hatte. Vorsichtig holte sie ihre Lieblingswaffe raus und untersuchte sie. Schob dann ein Magazin und ließ es einrasten. Das Geräusch hatte etwas beruhigendes, vertrautes. In den ganzen Jahren waren ihre beiden Waffen, die besten Mittel gegen die dunklen Mächte und hatten sie immer vor dem Tod bewahrt. Auch als sie ein Schattenwesen wurde, behielt sie sie. Doch nun konnte sie sie nicht gebrauchen. So schmerzhaft diese Vorstellungs auf war. Aber Silber konnte dieses Biest nicht nichts anhaben. Das musste sie wohl einsehen. Mit einem Knurren legte sie die Waffe zurück.

„Du denkst wir haben keine Chance?“, fragte plötzlich eine Stimme und sie drehte sich um. Esmeralda stand hinter ihr. Erin blickte die Vampirin kurz an, dann nickte sie. „Ich habe nicht nur geblufft, sondern auch gelogen, dass sich die Balken biegen!“, sagte sie und schloss die Tasche. Wischte sich über die Stirn. Erste Zweifel überkamen sie. Was wenn sie versagte?

Wenn die weisse Schlange mächtiger war, als sie dachten und selbst ihre versammelten Kräfte nichts gegen sie ausrichten konnten?

Erin schauderte und versuchte ihre Zweifel abzuschütteln.

Esmeralda konnte es ihr deutlich ansehen. Die Angst zuversagen. Und sie konnte sie gut verstehen. „Ich weiss, wie du dich fühlst!“, sagte sie und setzte sich in eine bequemere Haltung. Erin hob die Brauen. „Achja?“

Esmeralda nickte. „Ja, ich habe mich genauso gefühlt. Damals als ich gegen…Brian kämpfte!“, flüsterte sie und es kostete sie große Kraft, es auszusprechen. Erins Brauen hoben sich mehr. „Du hast gegen Brian gekämpft. Ich dachte, ihr würdet euch lieben?“, murmelte sie verwirrt. Esmeralda lächelte. Es war ein trauriges Lächeln. „Das haben wir auch. Aber…!“, sagte sie und ihre Hände, die sie einander verschränkt hatte, verkrampften sich für einen kurzen Moment. „Das Schicksal hat es uns nicht erlaubt!“

Erin ahnte, was sie damit sagen wollte. „Du musst es nicht erzählen, wenn es zusehr schmerzt!“, sagte sie und Esmeralda sah sie mit einer Mischung aus Dankbarkeit und auch Erleichterung an. Zusehr schmerzte es, was sie damals durchgemacht hatte. Der Konflikt zwischen ihrem Herzen und ihrem Verstand, ihrem Pflichtgehfühl. Und was danach kam…

„Ich kann es mir auch gut so vorstellen. Du ein Mensch und eine Jägerin, er ein Vampir und damit dein Feind. Trotzdem habt ihr euch gefunden…!“, sagte sie.

„Ja, aber ich werde mir niemals verzeihen, dass ich es war, die ihn tötete!“

„Du hast ihn erlöst. Das sagte er mir. Und das ihr nun zusammen sein dürft, sollte dich freuen!“

„Das bin ich auch. Aber ich war auch erstaunt, dass er wieder lebte!“

Erin sah sie etwas verwirrt an. „Erstaunt, wieso?“

Esmeralda hob die Schultern. „Ich habe ihn erlöst, also war es doch unmöglich, dass er zurückkam!“, sagte sie und ihre Miene wurde mit jedem Wort bedrückter. Als würde sie es beschäftigen, warum ihr Geliebter zurückgekehrt war. Und es sie mürbe machte, warum sie es nicht wusste.

In Erin wuchs ein bestimmter Verdacht. Sie weiss nichts davon, ging es ihr durch den Kopf und beschloss nicht weiter nach zubohren. Warum auch Brian seiner Gefährtin es ihr verschwiegen hatte, entwedere hatte er einen Grund oder einfach nur Angst. Trotzdem…

Irgendwie war sie der Meinung, dass er es ihr sagen sollte. Sonst würde das auf ewig zwischen ihnen stehen und womöglich das zarte Band zwischen ihnen zerreissen. Erin lächelte etwas schwach. Eigentlich sollte es sie nichts angehen. Ihr egal sein. Aber sie konnte sich gut vorstellen, wie Esmeralda sich fühlte. So musst sich auch Chris gefühlt haben, als ich ihm frech ins Gesicht gelogen habe und es beinahe unsere Beziehung zerstört hätte…

Bei Gelegenheit würde sie mit Brian sprechen.
 

Der Himmel war blutrot. Dunkle Wolken türmten sich auf und in der Ferne war das Donnern zu hören. Unter de, Himmel lag das Dorf. Doch statt Leben darin, lag der Tod, wie ein Schatten über diesen. Entfernt konnte man das Schreien und Wehklagen der Menschen hören, die es geschafft hatten, zu überleben. Rauchsäulen stiegen dort auf, wo einst Häuser gestanden hatten und nun eingestürzt und verbrannt waren. Es knackte und knisterte. Das Bersten von Hals erfüllte die Luft. Vermischte sich mit den Stimmen der Menschen, die um ihr Leben fürchteten. Doch das war beweitem nicht so laut, als das Brüllen, dass durch den Himmel hallte und selbst die Berge beben ließen. Etwas weisses Schuppiges und gigantisches, kroch aus den Wolken und bäumte sich drohend auf. Mit aufgerissenem Maul richtete sich das Ungetüm auf und stiess einen Blitz auf das Dorf hinab. Dieser ging krachend aufs Dorf nieder und es gab eine Explosion. Menschen und Tier wurden in die Luft geschleudert und diejenigen, die hochgenug flogen, wurden von dem Maul des Monsters aufgeschnappt und verschlungen.

Erin sah dies und fühlte sich ohnmächtig vor Hilflosikeit aber auch vor Wut. Sie erkannte das Monster. Der Dorfälteste hatte ihr von ihm erzählt.

Es war die weisse Schlange in ihrer wahren Gestalt und Erin spürte, wie ihr Magen sich umdrehte und ihr Blut zu Eis wurde. Das also ist ihr wahres Gesicht, dachte sie und schluckte schwer. Instinktiv griff sie nach ihrer Waffe, doch diese ging ins Leere und Erins Körper versteifte sich. Dieses Monster wütete, tötete diese armen Menschen und sie konnte nichts dagegen ausrichten. Nur zusehen. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie sank in die Knie. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich hilflos und schwach.

Was sollte sie nur tun?

Wie konnte sie sie besiegen?

Erneut brüllte das Monster. Doch das Brüllen wurde von einem anderen erwiedert und die Wolkendecke brach auf. Etwas schwarzes, Dunkles und bedrohliches kroch lauernd auf die weisse Schlange zu und stellte sich, gebeugt zum Angriff bereit ihr entgegen. Verschmolz beinahe mit den Wolken, die nun pechschwarz wurden und man konnte nur schwach etwas erkennen. Aber Erin sah deutlich, was sich da in den Wolken befand und Gestalt angenommen hatte. Ein Wolf. Nicht minder groß, wie das Schlangenmonster. Wie Feuer loderten die Augen in dem dunklen Gesicht des Tieres und als es sein Maul öffnete, ragten scharfe Reisszähne hervor. Verheisten demjenigen, der in diesen geriet, den Tod. „Erik!“, schoss es ihr durch den Kopf und mit einem Male wurde ihr klar, was hier vor sich ging. Sie sah den Kampf der beiden, der einst vor ihrer Zeit getobt hatte. Ihre Knie wurden weich, als sie sich dessen bewusst wurden und sie wusste nicht, was sie empfinden sollte. Erleichterung oder Angst. Nie hätte sie gedacht, dass auch ihr Immortelle solch eine unheilvolle Gestalt haben konnte. Aber nun wo sie sah, dass auch er ein Monster war, wurde ihr bewusst, dass das sicherlich kein Zufall war. Sie war seine Wiedergeburt und sie konnte sich ebenso in eine reissende Bestie verwandeln. Ihr wurde heiss und kalt und mit weitaufgerissenen ungläubigen Augen schaute sie zu den Ungeheuern, die sich wütend und voller Mordlust anschauten und anbrüllten. Das Schlangenmonster schnappte nach ihm, wand sich blitzschnell und wollte sich um ihn schlingen. Doch bevor sie den Wolfsdämon erreichen konnte, wich er aus, in dem er sich in schwarzen Schatten verwandelte und um sie herum kreiste, sie mit schattenhaften auswüchsen streifte und sie verletzte. Wütend zischte das Untier und wollte ihre Giftzähne in den Schatten stossen, doch da hieb eine Wolfskralle nach ihr und stiess sie zurück. Als nächstes rasste eine wahre Schattenwand auf sie zu. Aus dieser schoss dann etwas anderes. Nicht der Wolf, sondern ein…ein Mensch. Ganz ins Schwarz gehüllt. Selbst das Gesicht war verborgen. Jedoch ahnte Erin, dass es sich auch bei diesem um Erik handelte. Mit langen wehenden Haaren, die glänzten, wie die Klingen von tausend Schwertern. Seine Augen blieben, was sie waren. Zwei glühende Kohlen, in der Finsterniss, die sein Gesicht war. In seinen Händen eine gewaltige Sense, dessen Klinge selbst im matten Licht glänzte und gespenstische Lichtreflexe auf die Umgebung warfen. Erin schauderte. Es kam ihr wie ein Kampf zwischen zwei Göttern gleich, die um die Herrschaft kämpften. Der Schlangendämon zischte nocheinmal wütend, streckte sich dann und verging in einem grellen Licht. Aus diesem schälte sich etwas, was die Konturen eines Menschen hatte und als das Licht schwächer wurde, stand vor der Gestalt Eriks, eine weitere. Doch anders als Eriks Haut und Kleidung war diese nicht schwarz, sondern so weiss wie Mamor. Die Haare schwarz und reichten bis zur Schulter. Hatte das Gesicht eines Mannes. Ebenmässig und wäre er kein Dämon, vor dem man sich in Acht nehmen müsste, auch bildschön. Das einzige, was ihn als einen Dämon erkennen ließ, waren die Augen. Kalte, leblose Augen. Gelb wie Bernstein und mit einem grausamen Ausdruck. Erin presste hart die Lippen zusammen. Sie waren sich so unterschiedlich und doch auch nicht. Sie waren beide grausame Dämonen, die sich gegenseitig bekriegten. Dabei floss in ihren Adern schwarzes Blut. Aber anscheinend war das unter Dämonen so, dass man sich hasste und versuchte sich gegenseitig umzubringen.

„Ich hätte dich für klüger gehalten, Agan!“, knurrte Erik und seine Stimme war dem Knurren eines Wolfes gleich. Schwenkte dabei die Sense, sodass der Lichtreflex auf das Gesicht des Schlangendämons fiel. Dieser zischte nur. Agan, fragte sich Erin erstaunt und war kurz verwirrt. War das der wahre Name des Schlangendämons?

Wenn ja, warum nannte er sich dann Whitney?

Vermutlich weil das nicht weiter auffiel, wenn man unter Menschen war, erklärte sie sich selber und es lief ihr kalt den Rücken runter. Agan. Ein wirklich unheimlicher Name. Aber irgendwie kam er ihr auch bekannt vor. Agan…Agan…

Immer wieder sagte sich Erin diesen Namen und es wurde ihr bewusst. Agan, war rückwärts gesprochen und bedeutete Naga!

Ein spottendes Lächlen umspielte ihre Lippen. Sehr originell, dachte sie und beobachtete weiter den Kampf. „Und ich hätte dich schon längst vernichtet!“, konterte Agan und seine Stimme war zischend und voller Gift. Erik schien zulächeln. Zuimdest spürte sie es, da ihr es ihr eiskalt wurde. Solange kannte sie ihn schon. „Was hat dich aufgehalten? Die Feigheit, die deine stärkste Eigenschaft ist, oder das Vertrauen, das unser Herr in mich statt in dich steckt!“, erwiederte und das Leuchten seiner Augen wurde stärker. Erin schnappte nach Luft. Vertrauen?

Soll das heissen, dass Satan einst Erik mehr vertraut hatte, als Agan. Das würde zumindest erklären, warum die beiden sich so sehr hassten. Aber dass Neid damit im Spiel war, war selbst für sie ein Grund, den Kindergartenkinder hatten.

Aber was sollte sie das auch wundern. Es waren Dämonen. Eriks Worte verfehlten ihre Wirkung offensichtlich nicht, denn er sachrie auf und griss sich ins Haar und riss sich einige Strähnen heraus. Diese verflochteten sich ineinander, wurden länger und Erin sah, zuwas sie geworden waren.

Eine Peitsche!

Mit einem weiteren Schrei, holte er aus und ließ die Peitsche nach ihm schnappen. Das Ende hatte den Kopf einer Schlange, die sogleich ihr Maul öffnete, um ihn zubeissen. Doch Erik schwang die Sense und hiebte der Schlange den Kopf ab. Schlaff fiel die Peitschte in sich zusammen. Hing leblos in Agans Hand. Dieser starrte auf diese, als wäre es nicht möglich, was eben passiert ist, dann sah er wieder zu Erik, der in diesem Moment auf ihn zuraste und ihm in den Magen schlug. Agan spie schwarzes Blut aus und seine Augen weiteten sich. Minutenlang passierte nichts. Noch bevor Agan sich von dem Schlag erholen und zum Gegenangriff ansetzten konnte, hob Erik die Hand und stiess nur mit seinen bloßen Fingern in das linke Auge. Agan stiess einen schrillen Schrei aus und durch Erin ging ein Ruck. Erik hatte ihm das Auge ausgestochen. Das Auge der Hölle!

So war es also passiert. Wie der Dorfälteste es ihr erzählt hatte. In einem Kampf, raubte er dem Schlangendämon etwas, was ihm Macht verlieh. Ein Schauer erfasste sie und ließ sie frieren. Agan stiess sich von ihm, hielt sich sein blutenes Auge und sah Erik voller Hass an. „Du…du verdammter…!“, keuchte er und ihm war deutlich anzusehen, dass er Schmerzen hatte. Erik hielt rausgerissene Auge zwischen Zeige-und Mittelfinger und sah mit einem spöttischen Lächeln zu seinem angeschlagenen Gegner. Nahm nahm er es in die Hand und drückte es in seine andere. Erin wollte schreien, dass er das nicht tun sollte. Doch er würde sie nicht hören. Als es in seiner Hand verschwunden war, blickte er wieder zu Agan, der immernoch wütend und fassunglos war. „Mehr fällt dir nicht ein. Ich dachte, du seist der Herr über das Grauen, für den du hier bekannt bist. Hast du da nicht vielmehr zusagen?“, fragte er spottend und das Lächeln in seiner Stimme wurde stärker. „Sei still und gib mir mein Augen wieder!“, keifte er und spie Gift. „Das Auge der Hölle bleibt da wo es ist!“, sagte Erik nun kalt und hob die Sense. „Es wird Zeit, dass ich es beende. Mach dich bereit, wieder da zulanden, wo du hingehörst!“, knurrte Erik und wollte zum finalen Schlag ausholen. Aber da schoss Agan einen Blitz auf ihn zu. Erik konnte mit knapper Not ausweichen und raste auf ihn zu. Hielt dabei die Sense vor sich und als er dann Agan erreichte, grub er auch schon das Sensenblatt bis zum Anschlag in die Brust des Schlangendämons. Schwarzes Blut spritzte auf, als die Klinge auf der anderen Seite herausragte. Die Zeit schien still zustehen, während beide so nahe beiander standen. Erin hatte die Luft angehalten, sah hoch zu ihnen. Sie konnte nicht glauben, was sie da gesehen hatte. Erik hatte Agan besiegt. Mit nur einem einzigen Hieb seiner Sense, hatte er das geschafft, was sie alleine nicht fertigbringen konnte. Tja, das konnte vermutlich nur ein richtiger Dämon schaffen, dachte sie dann niedergeschlagen und wollte sich abwennden. Dem ganzen hier den Rücken zukehren. Doch dann hielt sie inne und ihr Hezr setzte aus. Agan war nicht besiegt. Er lebte noch. Oder hatte noch zumindest genug Kraft, um die Hand zuheben, die er flachhielt, ähnlich wie eine Klinge und genau auf Eriks ungeschützten Rücken richtete. „Erik, pass auf!“, schrie sie, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. Aber es war zuspät. Wie die Klinge eines Schwertes grub sich Agans Hand in seinen Rücken. Eriks Körper zuckte auf, als sich diese in seinen Körper bohrte. Er keuchte und spuckte Blut. Als er aufschaute, war deutlich der selber Unglaube in seinen Augen zusehen, wie in Agans vorher. In diesen war nun Triumph zusehen und ein boshaftes Lächeln zierrte sein Gesicht. „Wenn ich sterbe, nehme ich dich mit!“, waren seine letzten Worte, ehe er in einem Funkenregen sein Leben aushauchte. Erik blieb noch einige Minuten in der Luft, hielt noch immer die Sense. Dann aber ging sein Blick ins Leere. Sein Körper erschlaffte und löste sich auf. Ebenso seine Hände. Ließen dann die Sense los, die hinuntern zur Erede fiel, die verbrannt und tot war und schlug krachend in diese. Das klirrende Geräusch hallte noch lange nach, dann war es still. Erin stand genau vor ihr und sah ihr Gesicht in dem, mit schwarzem Dämonenblut, beschmeierte Klinge. Etwas an diesem Kampf erinnerte sie an die, die sie bisher geführt und verloren hatte. Eriks Niederlage, war mit ihren zuvergleichen. Und sie wurde sich bewusst, dass sie mehr verband, als nur die Gabe, die Dunkelheit zufühlen und zu beherrschen. Sie waren zwar grundaufverschieden, aber dennoch verband sie mehr als ihr lieb war. Sie fühlte wie ein fetter Kloss in ihrem Hals anwuchs und sie versuchte ihn hinunterzuschlucken. Da blitzte die Sense auf und anstatt sie, sah sie Eriks Spiegelbild darin. Aber seine Augen hatten sich verändert. Sie waren nicht mehr glühendrot. Sondern leuchteten in einem traurigen Blau. Es war das blau ihrer Augen. Es waren ihre Augen!

Erin schluckte.

Ihr war schlecht und zum Heulen zumute. War das wirklich ihr Schicksal. Ständig kämpfen und verlieren?

Wenn ja, wollte sie nicht mehr.

„Nun kennst du die Wahrheit!“, sagte plötzlich eine vertraute Stimme und sie drehte sich um. Wie sie vermutet hatte, ar es Erik. Aber es war nicht der, der vorher gekämpft hatte. Sondern der Schatten, den sie stets gesehen hatte, wenn er erschien. Sie nickte. Zu mehr war sie nicht in der Lage. Erik kam auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen. „Ich hätte dir das gerne erspart. Aber man kann seinem Schicksal nicht entfliehen!“, sagte er und Erin hätte am liebsten geschrien:„ Schicksal? Was für ein Schicksal soll das sein? Ein Leben sinnlose Kämpfe auszutragen und dann doch zuGrunde zugehen. Ob durch den Feind oder nicht!“

Doch sie es ließ es. Es würde sowieso nichts bringen. Sie hatte diesen Weg gewählt. Und würde ihn bis zum Ende gehen müssen. Erik sah dies wohl in ihren Augen, denn er nickte und lächelte mitfühlend. „Auch wenn wir manchmal ein schweres Los haben, so können wir doch froh sein, ein Leben zuhaben. Du kannst froh sein, ein Leben zu haben!“, waren seine letzten Worte, ehe er sich auflöste und sie alleine ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hidan_1975
2015-08-19T20:30:12+00:00 19.08.2015 22:30
Alles klar ;-);-);-);-) danke
Von:  Hidan_1975
2015-08-19T10:08:03+00:00 19.08.2015 12:08
Ähm...hüstel...ist Eric jetzt tot?

Jap,auch ich bleibe hier den Animexxler/innern treu.
Denn man liest ja immer neues und mir gefällt es.

Agan grins,jap der olle Otonin Orochimaro aus Otogakure paßt perfekt als der Weggefährte von Whitney alias Halle Berry.

Top geschrieben ♥♡♥♡♥♡
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
19.08.2015 13:26
Nene...Eric lebt schon. Das warein Traum, indem sie die Vergangenheit von ihm gesehen hat. Als er dann da starb, wandelte er als Geist durch das dieseits, um einen Wirt zu finden


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