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Naminé

Liebe deinen Feind
von

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Einkaufen in Sunbay (überarbeitet)*

12.Kapitel

Einkaufen in Sunbay
 

Raven hatte den Kopf in den Nacken gelegt und ein feuchtes Tuch lag auf der Stirn. Der Alchemist hatte sich in ein kleines Zimmer im Dachgeschoss zurückgezogen, dort oben drang wegen der Dachschräge nur wenig Licht ein, weswegen es besonders kühl dort oben war. Er seufzte und kuschelte sich noch mehr in den Ohrensessel.

Er hatte die Augen geschlossen und hörte unten im Haus zwei Stimmen, die von Techi und Efal. Sias und Naminé waren nicht da, sie sollten die Vorräte aufstocken. Der junge Mann öffnete kurz die Augen und sah sich schwach um. Das Sonnenlicht und die Hitze schwächten Raven sehr. Leider gab es nur wenige Orte in diesem Landesgebiet die seinen Vorlieben entsprachen.

„Wäre ich nur zuhause geblieben“, murmelte er leise und richtete sich leicht in seinem Sessel auf. Zu mehr war er bis jetzt nicht fähig. Er freute sich schon darauf, wenn endlich die Nacht hereinbrach.

Obwohl es schon später Nachmittag war, sah es nicht so aus als würde die Sonne bald untergehen. Raven schloss wieder die Augen und seufzte. Dann würde er eben weiter schlafen, bis der Mond sich endlich am Himmel zeigte.
 

Naminé ließ den Stoff, aus dem der Wams bestand denn sie unter ihrer Rüstung tragen sollte, sanft durch ihre Finger gleiten. Der Stoff war rau und die Waldelbin konnte sich vorstellen, wie dieser auf der Haut kratzte.

„Und, meine Dame? Gefällt er euch?“, fragte die Verkäuferin vorsichtig, als sie Naminés kritischen Blick sah. „Der Stoff ist ziemlich … unangenehm“, formulierte sie knapp und wandte sich der Menschenfrau zu. Diese wirkte ein wenig überfordert mit ihrer Kundin. Die Frau war Mitte dreißig und trug ein rotes Kleid mit goldfarbenen Stickereien. Ihr braunes Haar war zu einem Zopf geflochten.

„Ich habe noch zwei weitere, wollt ihr sie sehen?“, fragte sie Naminé höflich und diese nickte. Die Menschenfrau drehte ihr und Sias den Rücken zu und verschwand im Lager. Der Elbenjäger verdrehte die Augen.

„Kannst du dich nicht ein wenig beeilen?“, fragte er sie und klang leicht genervt. Die beiden waren schon mehr als eine Stunde hier, in dieser Zeit hatte Naminé sich ihre Rüstung und ihre Stiefel ausgesucht, jetzt fehlte nur noch ein Hemd, ein Umhang und normale Kleidung, die sie für kleinere Aufträge tragen konnte.

„Du wolltest, dass ich mir eine Rüstung kaufe“, warf sie ihrem Meister vor und sah ihn schief an. „Aber du hast eingewilligt. Hast du überhaupt soviel Geld?“.

„Macht euch darüber keine Sorgen“, sagte sie zu ihm und wandte sich wieder der Verkäuferin zu, die mit zwei Hemden zurückkam und sie auf den Tresen ausbreitete. Das eine war Honigfarbend, das andere leicht grünlich. Die Waldelbin fühlte kurz den Stoff der beiden. Beide waren weich und fühlten sich angenehm an. Sie legte leicht den Kopf schief.

„Sie sind beiden schön“, sagte sie mehr zu sich selbst. Die Verkäuferin lächelte und sah nun zu Sias. „Vielleicht könnt ihr eurer Freundin helfen?“.

Der Elbenjäger blinzelte kurz.

„Freundin? Nein. Sie ist meine Schülerin“, sagte er und war froh das Naminé ihn nicht gehört hatte, zu vertieft war sie in ihrer Entscheidung. „Oh. Entschuldigt“, sagte die Verkäuferin und wurde leicht rot. „Ich nehme das hier“, sagte sie und zeigte auf das honigfarbene Hemd, das mit einigen Bändchen verziert war.

Die Frau nickte. „Gut. Haben sie sonst noch einen Wunsch?“.

Sie nickte. „Ich brauche noch einen Umhang und Alltagskleidung“. Die Menschenfrau erklärte Naminé kurz etwas und nahm sie dann mit in das Lager. Sias blieb vorne im Verkaufsraum stehen und sah sich um.

Der Laden war nicht besonders groß. An der Wand hingen Schwerter, Schilde und Trinkhörner. Er zuckte leicht mit den Mundwinkeln. Der Laden war viel schäbiger, als noch vor ein paar Jahren. Der Besitzer war vor 3 Jahren gestorben, daraufhin hatte seine Tochter und dessen Mann das Rüstgeschäft übernommen, seitdem ging es dem Laden immer schlechter.

Die Ware sah immer billiger aus und war zu nichts zu gebrauchen. Innerlich sträubte er sich dagegen, dass Naminé sich hier ihre Kleidung für den Kampf kaufte, doch leider war dies der einzige Laden in dieser Gegend. Er hoffte, dass die Rüstung, die sie sich ausgesucht hatte, den ersten Kampf überstehen würde. Die Rüstung der Waldelbin lag auf dem Tresen.

Sias strich kurz über das Metall. Die Rüstung war aus Silber, elegant und an den Schulterblättern, sowie an den Handgelenken waren violetten Runen eingearbeitet. Es war eine typische Frauenrüstung. Der Elbenjäger betrachtete die Runen genauer. Es handelte sich um einen elbischen Buchstaben, der einem C ähnelte. Um den C ähnlichen Buchstaben wand sich eine Schwertlilie, die mit Efeuranken umgeben war.

Die Rune kam ihm vage bekannt vor. Plötzlich trat Naminé mit der Verkäuferin aus dem Lager hervor.

Die Menschenfrau hatte einen Umhang und weitere Kleidungsstücke in ihren Händen und legte sie auf den Tresen. „Das macht dann 56 Goldmünzen“. Sias wollte etwas erwidern, der Preis war viel zu teuer! Doch Naminé legte stumm das Geld hin und die Frau begann die gekauften Sachen, in große Lederdecken einzuwinkeln. Für die Rüstung war diese Aufbewahrung besonders wichtig, sie sollte ja nicht rosten.

„Vielen Dank für ihren Einkauf und beehren sie uns bald wieder“, sagte die Verkäuferin und verbeugte sich leicht, als die beiden den Laden verließen, Sias trug die Rüstung, Naminé den Rest.

„Das war viel zu überteuert“, sagte er schließlich. „Nun ist es schon zu spät“, antwortete sie ihm und Sias schlug den Weg zum Haus ein. „Sollten wir nicht Lebensmittel kaufen?“, fragte sie ihn plötzlich. „Ich höre nicht auf Techi“, sagte Sias zu ihr. „Wenn sie Hunger hat, soll sie selber etwas zum Essen kaufen“. Naminé antwortete drauf nichts und folgte ihm stumm nach Hause.
 

Techi und Efal hatten sich inzwischen ins Haus zurückgezogen und waren dabei ein wenig Ordnung in den Wohnraum zu bringen. Raven hatte sich nach oben zurückgezogen und die beide ließen ihn in Ruhe.

„Wie weit bist du eigentlich schon gekommen, seitdem du mit Raven zusammenreißt? Ihr beide müsst doch meistens nachts, wenn es kühl ist oder im Winter weit reisen können“, sagte Efal zu ihr, während die Hochelbin einem Besen, mit ihrer Magie, dazu brachte den staubigen Boden zu fegen und den Dreck durch die offene Hintertür hinaus in den Hof zu befördern. „Meistens halten wir beiden uns im Sommer hier auf oder ich reise in dieser Zeit derweil alleine umher und suche nach Aufträgen, während Raven hier bleibt und seine Tränke studiert. Im Winter sind wir meistens Richtung Norden, seiner Heimat, unterwegs. Dort verdient er das meiste Geld, denn Alchemie ist in diesen Gegenden ein sehr seltenes Handwerk“.

Der Mann verzog kurz die Mundwinkel und fixierte mit seinen smaragdgrünen Augen ein Bücherregal, das neben der Kochstelle stand. Er ging drauf zu und überflog kurz die Titel.

Die Bücher handelten hauptsächlich über Alchemie, fremde Länder und Zauberei. „Ich könnte mit so jemandem nie reisen. Zuviel Aufwand“.

„Deswegen reist du ja meistens alleine oder wie ich sehe mit Sias?“. „Es war eine Notlösung. Er hat mich aufgesucht“, gestand Efal ihr und strich sich kurz durch sein schwarzes Haar. Techi lächelte breit und erlösten den Besen von seiner Arbeit. Klappernd lehnte sich dieser gegen die Wand. Die junge Frau ging auf Efal zu und stellte sich neben ihn.

„Diese Waldelbin … Naminé, was macht sie bei ihm?“, fragte sie Efal und der Name war wie Gift für sie. „Sias sucht etwas und dafür braucht er sie“, antwortete er ihr. „Und was sucht er?“.

Techi war neugierig. Früher waren die beiden, für eine lange Zeit ein Paar gewesen, doch durch einen heftigen Streit trennten sich die Wege der beiden. Die Magierin empfand noch etwas für ihn, würde es aber niemals zugeben. Sias empfand wahrscheinlich nichts mehr für sie, er sah sie nicht einmal mehr ernsthaft an.

„Du musst nicht alles wissen“, sagte er schließlich zu ihr. „Frag Sias selbst“.

„Er wird mir aber keine Antwort geben“, stocherte sie nach und lehnte sich ein wenig weiter nach vorne.

„Bitte!“.

Efal sah sie kurz an. Diese Masche hatte bei ihm keinen Erfolg. „Sias, Naminé und ich werden spätestens in 2 Tagen weiterreisen, ja? Du bleibst mit Raven hier“. Er sprach diese Worte im üblichen Befehlston. Die Magierin runzelte die Stirn.

„Und was ist, wenn ich nicht will?“.

„Du wirst wollen, glaube mir“, sagte er geheimnisvoll. Techi bekam keine Chance etwas zu erwidern, weil die Eingangstür des Haus aufging und Sias und Naminé hereinkamen. Sofort fiel der Blick der Hochelbin auf das schwere Bündel in Sias Armen, das er auf dem Esstisch ablegte. Mit festen Schritten ging Techi auf dem Tisch zu und sah in das Bündel. Es handelte sich um eine Rüstung. Eine weibliche Rüstung.

„Ihr habt eine Rüstung gekauft?! Was ist mit dem Essen!“, warf sie den beiden wütend vor. „Das muss warten. Naminé braucht eine Rüstung“.

„Du hast doch selbst keine!“, hielt die Magierin dagegen und funkelte ihn an. „Naminé wird auch, inoffiziell, nicht zu einer Elbenjägerin ausgebildet. Ich werde ihr das Kämpfen lernen und sie kleinere Aufträge erledigen lassen“, gestand er ihr. „Und warum braucht sie dann eine?!“.

„Vorsichtsmaßnahme“, sagte er knapp und wandte sich seiner Schülerin zu. „Geh schon mal nach oben. Ich bringe die Rüstung nach“. Die Waldelbin nickte und ging die Treppe nach oben. „Techi hör bitte auf dich aufzuregen“, sagte Sias zu ihr, als sie erneut den Mund öffnete und etwas sagen wollte. Sie klappte den Mund wortlos zu.

„Das ist meine Angelegenheit und nicht deine, ja? Misch dich also nicht ständig in Sachen ein, die dich nichts angehen! Das hat mich schon früher an dir gestört“. Efal sah kurz zu Techi. Das Gesicht der Hochelbin erweichte sich. Ohne ein Wort drückte sie sich an Sias vorbei und verschwand aus dem Haus.

Die Tür fiel knarrend ins Schloss. Sein alter Meister schüttelte den Kopf.

„Das war aber nicht gerade nett, Sias“, sagte dieser zu ihm und seine Worte klangen fast schon tadelnd. „Es war nur die Wahrheit und die ist oft schmerzhaft genug“. Efal legte den Kopf leicht schief und sah Sias fest an. Dieser Satz klang aus seinem Mund quälend.

„Schon genug Erfahrung damit gemacht?“. Wortlos nahm Sias die Rüstung an sich. „Frag nicht so dumm“, sagte er zu ihm und ging die Treppen hinauf. Efal sah ihm kopfschüttelnd nach, dann wandte er sich wieder dem Bücherregal zu.
 

Raven schreckte hoch, als Naminé plötzlich im Raum stand und ihr etwas auf den Boden fiel. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht aufwecken“, sagte sie zu ihm und errötete leicht. Der Alchemist blinzelte kurz und dann gähnte er laut.

„Keine Ursache“, sagte er zu ihr und besah sich die Sachen die Naminé fallen gelassen hatte. „Gehst du auf längere Reisen?“, fragte er sie gewitzt.

„Ja, so ungefähr“, antwortete die Waldelbin und verstauten ihre Dinge wieder in den Leinendecken, die sie an den Sattel ihres Pferdes hängen konnte. „Sias fand, das ich eine Rüstung brauche“, erklärte sie ihm.

„Und für was brauchst du eine Rüstung?“, hackte Raven nach. „Kannst du vielleicht etwas Leichteres fragen?“. Der Jüngere lächelte und stand schließlich aus seinem Sessel auf. Er streckte sich kurz, wobei seine Glieder knackten. Naminé kicherte kurz.

„Du wirst langsam alt, die Haarfarbe hast du dazu ja schon“. Raven stemmte die Hände an die Hüften und sah sie gespielt, böse an. „Pass, auf was du sagst, Unsterbliche!“
 

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Danke für die Kommis



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Thuja
2013-04-04T07:58:19+00:00 04.04.2013 09:58
sehr schön sehr schönGenial
Wunderbar geschrieben. Deine Formulierungen sind einfach und schlichtweg toll und begeistern mich.
Armer Raven. Das Klima ist nicht das richtige für ihn. Aber zum Glück kann er sich ins Dachgeschoss zurückziehen. Das ist besser als nichts :D
Ich frage mich wirklich, was Efal vorhat. Ich wünschte, ich könnte seine Gedanken lesen.

Antwort von:  Azahra
07.04.2013 14:18
Danke dir :D
Raven ist wirklich nicht für diese Umgebung geschaffen, er tut mir "fast" ein wenig leid :) Daher hab ich ja auch für ihn das Dachgeschoss eingebaut; er soll ja nicht vor Hitze zugrunde gehen.
Glaub mir, du willst seine Gedanken nicht lesen XD Tu dir das nicht an...
Von:  Thuja
2013-04-04T07:58:18+00:00 04.04.2013 09:58
sehr schön sehr schönGenial
Wunderbar geschrieben. Deine Formulierungen sind einfach und schlichtweg toll und begeistern mich.
Armer Raven. Das Klima ist nicht das richtige für ihn. Aber zum Glück kann er sich ins Dachgeschoss zurückziehen. Das ist besser als nichts :D
Ich frage mich wirklich, was Efal vorhat. Ich wünschte, ich könnte seine Gedanken lesen.

Von:  Ailtvesiki
2012-10-23T20:39:16+00:00 23.10.2012 22:39
ohh... armer raven
muss hart sein in einer stadt zu wohnen, in der es heiß ist, aber warum wohnen sie ausgerechnet im sommer hier und im winter gehen sie dann richtung ravens heimat? wäre es umgekehrt nicht angenehmer für ihn?

dass sie beim einkaufen etwas länger brauchen ist nur verständlich, wir frauen sind da eben etwas gewissenhafter xD

und ich bin mir jetzt ziemlich sicher das techi eifersüchtig auf naminé ist, bloß wohin führt das ganze?

eine frage hab ich noch: warum nennt raven naminé "Unsterbliche"? weil sie eine elbin ist und deswegen sehr alt werden kann?


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