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Naminé

Liebe deinen Feind
von

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Freund oder Feind? (überarbeitet)*

7.Kapitel

Freund oder Feind?
 

Als Sias aufwachte, starrte er an die Decke des Gastzimmers. Sein Fenster war leicht geöffnet und somit hörte er das lebhafte Treiben auf den Straßen, ebenso wie das zwitschern der Vögel. „Wieder ein neuer Tag“, seufzte er und setzte sich auf seine Bettkante. Kraftlos fuhr er durch sein Haar.

Er hatte Kopfschmerzen.

„Ich hätte nicht soviel trinken sollen“, flüsterte er leise und stand schließlich auf, um sich anzuziehen. Als er fertig angezogen war, schritt er die Treppe zum Schankraum hinunter und staunte, als er dort Naminé sitzen sah. Sie wirkte abwesend und ihre rechte Hand spielte mit der Kette um ihren Hals. Geräuschvoll ließ er sich neben ihr nieder und sie schrak hoch. Naminé sah weg, als sie Sias bemerkte, und biss sich auf die Lippen.

Sie hatte versucht, so gut es ging, ihre Rötungen im Gesicht mit der hellen Paste zu überschminken, doch an einigen Stellen sah man die Zeichen von letzter Nacht. Die Waldelbin hoffte so sehr, das es dem Elbenjäger nicht auffallen würde. Zu peinlich war es ihr, darüber zu reden.

„Wo ist Efal?“, fragte er sie. „Er macht Besorgungen“, sagte sie leise.

Stille.

„Naminé … sieh mich an“, befahl Sias ernst. Die Waldelbin hingegen drehte ihren Kopf nur noch weiter weg und ihre Hände verkrampften sich. „Nein!“, flüsterte sie und schloss die Augen, als Sias sie grob am Kinn packte und sie näher zu sich zog. Noch mehr kniff sie die Augen zusammen, als er sanft über ihr Gesicht streichelte.

„Ich wusste, dass er das tut“, sagte er. Sias hielt die Waldelbin immer noch fest. Er legte den Kopf in den Nacken. „Es tut mir leid. Ich hätte dich warnen sollen“.

„Jetzt ist es schon zu spät“, entgegnete sie und riss sich von Sias los.

„Er hasst mich“.

Sias zuckte mit den Mundwinkeln. „Er ist ein Elbenjäger, es ist typisch, dass er dich hasst. Es gehört zu seinem Beruf“.

„Hasst du mich auch?“, fragte sie leise. Sias schluckte schwer. Was sollte er darauf entgegen?! Zu seinem Glück kam Efal herein und ging auf die beiden zu. „Morgen, Sias“, sagte er und ignorierte die Waldelbin völlig.

„Ich habe einen Auftrag für dich“, sagte er zu ihm und schob seinem früheren Schüler einen Lederbeutel voll Geld zu. „Wie lautet er?“, antwortete Sias fast monoton. „Wie du vielleicht weißt, regiert die Adelsfamilie Carpe über diese Stadt und die Umgebung. Dein Auftraggeber möchte, dass du heute Abend in ihr Herrenhaus eindringst, und versucht innerhalb von einer Woche das Familienoberhaupt zu töten“.

„Wer ist der Auftraggeber?“.

„Das hat dich nicht zu interessieren, die Frage ist nur: Wie kommen wir in die Villa?“.

„Ich dachte Elbenjäger töten nur Elben?“, fragte Naminé plötzlich und sah verwirrt in die Runde. Efal warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Du hast ihr nicht gesagt Sias, dass wir auch Soldaufträge annehmen?“, fragte er den jungen Mann

„Nein. Ich habe es vergessen“, er wandte sich an Naminé, „Vom Elben töten können wir nicht leben, es gibt zu wenige im Landesinneren, weswegen wir auch Soldaufträge jeder Art annehmen“, erklärte er ihr kurz und die Waldelbin nickte. Plötzlich sah Efal zu Naminé und sah kurz an ihr herunter. Er grinste breit.

Ja, das könnte klappen. „Ich weiß, wie wir in die Villa kommen“.
 

Naminé hielt die Hand, des blinden Dieners fest umklammert. Sie wunderte sich immer noch, wie er sich trotz seines verlorenen Augenlichts, so gewissenhaft im Herrenhaus bewegen konnte. Die Waldelbin hatte sich schon mehr als einmal verlaufen und jedes Mal musste sie der Dunkelelb zurückbringen. Gwelan, der Dunkelelb, lebte schon mehr als 30 Jahre hier, er war hier aufgewachsen und kannte deswegen die Gänge auch blind.

Naminé war hingegen erst 2 Tage hier.

Die junge Elbin war immer noch wütend auf Efal und Sias! Die beiden hatten sie, gegen ihren Willen, in das Herrenhaus geschleppt und sie dort als Sklavin abgegeben. Jedes Mal wenn sie Efals triumphierendes Gesicht vor ihren Augen sah, würde sie am liebsten weglaufen und ihm eines mit dem Schwert überbraten.

Doch sie war hier gefangen. Sias hat ihr mehr oder weniger versprochen, dass sie bald hier raus kam. Naminé sollte nur in der Nacht des dritten Tages, ein Küchenfenster unbemerkt offen lassen.

Gwelan riss sie plötzlich um die nächste Ecke des Ganges und Naminé konnte sich gerade noch an der Wand abstützen, sonst wäre sie hingefallen. „Du solltest auf deine Füße achten“, sagte der Dunkelelb langsam.

Naminé würde leicht rot. Sie fand es einfach peinlich, dass sie ein blinder Dunkelelb tadelte! Gwelan war der Einzige hier, den sie bis jetzt besser kannte. Sie teilte sich zwar ein Zimmer mit einer Menschfrau, ihr Name war Katja, doch mehr als guten Morgen sprachen sie nicht miteinander. Katja sah Naminé jedes Mal an, als wäre sie ein Gespenst. Naminé fand, dass Gwelan sehr hübsch aussah. Früher sollte er wunderschöne strahlend braune Augen gehabt haben, hatte ihr eine Küchenhilfe erzählt. Sie musste lächeln. Naminé fand, dass er jetzt auch noch hübsch aussah. Sein langes blondes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und die dunkle, fast schwarze Haut passte einfach zu ihm.

Abrupt blieb er stehen.

Naminé prallte gegen seinen Rücken. „Tut mir leid“, sagte sie und trat neben ihm, sie wollte sehen, warum er ihren Weg plötzlich unterbrach. Vor ihm stand eine junge Elbin, sie saß auf den Boden rieb sich schmerzhaft den Kopf. Vor ihr lag ein silbernes Tablett und der Essensinhalt ergoss sich auf den goldfarbenen Teppichboden.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie die Elbin und Naminé lief auf sie zu. Diese schüttelte den Kopf und stand auf. Ihre dunkelblauen Augen sahen sie freundlich an. „Danke. Ich bin gestolpert“, erklärte sie und Naminé half ihr, das Unglück auf dem Boden aufzuräumen, während Gwelan stehen blieb und wartete.

„Vielen Dank“, sagte die Elbin zu Naminé und verneigte sich knapp. Diese kratzte sich verlegen den Kopf. „Keine Ursache“. Die Elbin streckte ihr die rechte Hand entgegen.

„Mein Name ist Cirra“, sagte sie zu ihr und Naminé schüttelte ihre Hand.

„Naminé“.

„Das ist ein schöner Name. Ich werde mal zurückgehen, Maria macht sich bestimmt schon Sorgen“, sagte sie zu ihr und ging an Gwelan vorbei. Naminé winkte ihr kurz nach, bevor sie wieder die Hand des Dunkelelbs umschloss und dieser den Weg fortsetzte.

Als die beide in der Küche ankamen, bekam Naminé zuerst einmal eine Rüge vom Küchenchef. Sie ließ dies über sich ergehen und machte sich dann sofort daran die Kartoffeln zu schälen. Während Naminé dieser Arbeit nachging, sah sie immer wieder zu Gwelan. Der Dunkelelb stand neben einem Diener und redete mit ihm.

„Nicht schauen! Arbeiten!“, sagte der Küchenchef wütend zu ihr und war kurz davor ihr auf die Finger zu schlagen. Naminé nickte mehrmals. „Verstanden!“.
 

Die Waldelbin verließ erschöpft die Küche, als ihre Schicht zu Ende war. Müde schleppte sie sich in die Richtung, in der ihr Zimmer lag.

Als sie ihr Zimmer erreichte, staunte sie, dass es nicht leer war. Auf Katjas Bett saßen Cirra und die Menschenfrau. „Hallo“, sagte sie zu ihnen und trat verlegen ein. Cirra wandte sich von Katja ab und sah Naminé an.

„Du wohnst hier mit ihr?“, fragte sie Naminé und diese nickte. Cirra kicherte. „Danke wegen vorhin. Maria war nicht sauer auf mich“, sagte sie. Katja sah zwischen den beiden hin und her.

„Du kennst sie?“, sagte sie ein wenig arrogant. Cirra nickte.

„Ja. Sie ist nett“.

Plötzlich stand die Hochelbin auf und ging auf die Waldelbin zu. „Katja und ich wollten zum Audienzzimmer gehen, heute soll Linth, der Prinz der Hochelben, zu Besuch kommen“, erklärte sie ihr und umfasste kurzerhand ihre Hände.

„Bitte komm mit“. Naminé sah kurz zu Katja. Diese zuckte mit den Schultern. „Ich kann doch nicht mit. Meine Schicht beginnt gleich“. „Na gut ich komm mit“. Kaum hatte sie den Satz beendete, riss Cirra sie mit sich. „Bis später!“
 

Kurz vor dem Audienzzimmer blieb Cirra stehen und spähte um die Ecke. „Da ist er!“, sagte sie freudig und Naminé tat es ihr gleich. Als sie den Hochelben sah, fiel ihr fast der Mund auf den Boden. Er war wunderschön. Seine smaragdgrünen Augen, die strahlten, sein blondes Haar, das die Farbe von Getreide hatte und seine weiße, makellose Haut. Linth trug eine weiße Hose und eine weiße Jacke, die sehr der von Sias ähnelte. Er lachte kurz, als Amelie Carpe, die Frau des Oberhauptes, mit ihm sprach.

Er redete noch eine Weile mit ihr, bevor er sich mit einer Verbeugung verabschiedete und in die Richtung der beiden Elbinnen ging.

„Komm schnell!“, sagte Cirra zu ihr und die beiden versteckten sich hinter einer alten Ritterrüstung. Als Linth an den beiden vorbei ging, passierte es. Naminé stieß Ausversehen gegen die Ritterrüstung und die fiel von ihrem Podest und landete, laut scheppernd, vor Linths Füße.

Der Prinz blieb stehen und sah die Rüstung an, dann die beiden Elbinnen. Als er die Gesichter der beiden sah, begann er lauthals zu lachen.

Cirra und Naminé sahen sich verdutzt an.

„E …Es tut mir leid! Ich wollte das nicht“, entschuldigte sich Naminé sofort und verneigte sich vor dem Hochelben. Cirra tat es ihr nach.

Dieser hörte auf zu lachen und winkte ab. „Kein Problem“. Mit einer kurzen Handbewegung über die Rüstung setzte diese sich von Geisterhand wieder zusammen und schwebte auf ihren gewohnten Platz zurück.

Die beiden Frauen traten hinter der Rüstung hervor und blieben vor dem Podest stehen. Sie sahen nicht zu ihm auf. Naminé hörte, wie sein Umhang raschelte und er auf die beiden zuging. Vor Naminé blieb er stehen. Das Herz der Elbin schlug schnell, sie hoffte, dass er es nicht hören konnte.

Wo er so nahe vor ihr stand, konnte sie sein Parfüm riechen. Es war dezent und roch nach einer Mischung von Zimt und Rosenblättern. „Kannst du mich vielleicht ansehen?“, fragte er sie und seine Stimme klang freundlich. Naminé tat es und sah ihn direkt in seine Augen. Die Waldelbin hatte das Gefühl sie würde darin versinken und könnten ihn stundenlang so ansehen.

„Naminé!“, rief Gwelan plötzlich und der blinde Diener ging zielstrebig auf sie zu. Naminé riss sich quälend von Linths Anblick los und ging auf den Dunkelelb zu.

„Was ist?“. „Du sollst in die Küche kommen, jemand ist ausgefallen“. Naminé nickte knapp und verneigte sich vor dem Prinzen. „Auf Wiedersehen, Hoheit“, sagte sie zu ihm und folgte Gwelan zurück in die Küche.

Als die beiden außer Hörweite waren, sah der Prinz zu seiner Schwester hinab. „Ist sie das?“. Diese erwachte aus ihrer Starre und grinste breit - es war ein teuflisches Grinsen.

„Ja, das ist Naminé und was sagst du zu ihr?“. Linth sah ihr nach, dann als sie um eine Ecke verschwand, sagte er zu seiner Schwester: „Sie gefällt mir. Schade das Sie eine Waldelbin ist“. Er wandte sich wieder Cirra zu und er erwiderte ihr Grinsen.

„Das wird ein Kinderspiel“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Wolkenfee
2013-03-27T12:48:49+00:00 27.03.2013 13:48
Hi!
Hier bin ich endlich wieder, tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat!

Ich mag das Kapitel, es ist eine interessante Wendung, dass Naminé jetzt dort arbeiten muss. Ich glaube, das ist gar nicht schlecht für sie, da kann sie sicher einiges interessantes lernen.
Efal mag ich immernoch nicht...
Cirra alerdings schon, auch wenn ich noch immer glaube, dass sie nichts gutes im Sinn hat. Aber ich find's gut, dass man das eben nicht genau weiß. Aber das sie sich als Dienerin ausgibt, spricht dafür, dass sie auf jeden Fall etwas im Schilde führt.

Liebe Grüße, Fee
Antwort von:  Azahra
27.03.2013 21:13
*dir um den Hals fall*
Oh... Hallo :-) Ich bin auch eine treulose Tomate... Wollte schon länger an Jamie weiterlesen ^.^°

So... Danke für deinen Kommi. Cirra führt etwas im Schilde und wie vermutet, nichts gutes. Aber es freut mich, dass du sie langsam magst >< Cirra wird dir noch viel Freude bereiten.

*wink* Liebe Grüße <3
Von:  Thuja
2013-01-04T08:50:47+00:00 04.01.2013 09:50
Oh geil
*begeistert aufspring*
das war super. Ein geniales Kapitel, toll zu lesen, schön geschrieben
^___^
Du schaffst es super, dass der Leser nicht weiß, was er von Linth und seiner Schwester halten soll. Einerseits wirken sie böse, aber vor anderen sind sie so nett. so Verstellen sie sich? Was ist ihr wahres Gesicht?
Ich weiß es nicht. Aber ich finde es toll, dass man es nicht gleich von Anfang an weiß
Und ich frage mich wirklich, was sie ausgerechnet mit Namine vorhaben.
Ob die beiden wohl die Auftraggeber waren und Elfal für sie arbeitet. Vielleicht wollten sie so an Namine kommen. Ich könnte es mir vorstellen

Von:  Ailtvesiki
2012-10-14T16:15:09+00:00 14.10.2012 18:15
oje, was haben cirra und linth bloß vor?? bestimmt nichts gutes... vielleicht haben sogar sie den auftrag gegeben, damit sie an naminé rankommen?

bin schon neugierig was weiter passiert! ;)
Von:  Ailtvesiki
2012-10-14T16:14:44+00:00 14.10.2012 18:14
oje, was haben cirra und linth bloß vor?? bestimmt nichts gutes... vielleicht haben sogar sie den auftrag gegeben, damit sie an naminé rankommen?

bin schon neugierig was weiter passiert! ;)
Von:  Aoiyuki
2011-05-26T20:32:28+00:00 26.05.2011 22:32
Ui, zwei neue Kapitel^^
Hm.. also Efal ist ja nicht sehr nett -.-
Dass er sie schlägt ist echt das Letzte!! Ob er sie noch weiter so "ärgern" will?
Naja, der Auftrag ist interessant...nur Cirra und Linth scheinen ein böses Spiel zu treiben. Und keiner merkt was.

Bin auf die Fortsetzung gespannt :)




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