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verschleierte Wahrheiten

Wahrheit oder Pflicht - was enthüllt mehr Warhheiten?
von

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ein Drama in 5 Akten

Akt I
 

„So wie du ihn ansiehst, könnte man fast denken, du stehst auf ihn“, scherzend stupste Lavender sie an und zwinkerte.

Doch Hermine schüttelte nur den Kopf, wie kam sie nur immer auf solche Dinge?

Als wenn sie auf ihn stehen würde.

Pah, er hatte schon genug Groupies in jedem Jahrgang hier in Hogwarts, die ihm hinterherliefen und den Boden unter seinen Füßen küssten, da gehörte sie wirklich nicht zu.

Und wenn sie das letzte weibliche Wesen in ganz Hogwarts sein würde, dass nicht für ihn schwärmte, dass war ihr nur Recht.

Sie hatte sich lediglich gefragt, was ihn dazu bewogen hatte für ein letztes Jahr nach Hogwarts zurückzukehren und nicht wie Harry und Ron weg zu bleiben.

Die beiden zum Beispiel hatten gleich ihre Ausbildung zum Auror angefangen.

Natürlich verstand sie das, auch wenn es schade war, denn so war sie alleine nach Hogwarts zurückgekehrt und mit ihr nur Leute wie Neville, Lavender und eben auch Draco Malfoy.

Ron und Harry schrieben ihr zwar jede Woche, aber was konnte sie schon groß erwarten? Keiner der beiden hatte jemals freiwillig mehr als zwei Sätze geschrieben, kein Wunder also, dass sie trotz regelmäßiger Post kaum Kontakt zu den beiden hatte.

Langsam wandte sie den Blick von dem hellen blonden Haar ab und zu Lavender.

„Das würdest du als Vorsitzende des Malfoy Fanclubs natürlich als erste erfahren Lav.“, spottete sie freundlich, verdrehte aber gleichzeitig die Augen.

Wie gesagt: als wenn!

„Wehe wenn nicht!“, drohte die Blonde spielerisch und drehte sich dann um zu Patil, wahrscheinlich um mit ihr über besagten Slytherin zu reden, so dass Lavender wohl nicht mehr mitbekam, wie Hermine leicht genervt seufzte.

Für Lavender war es so gut wie unmöglich und regelrecht unvorstellbar, dass man Draco ansehen konnte, ohne ins Schwärmen zu kommen. Sie selbst war fast schon zu einer Malfoy Stalkerin geworden und kannte dessen Tageslauf wahrscheinlich schon besser als Draco selbst. Ziemlich unwahrscheinlich, dass Draco selbst es noch nicht bemerkt hatte.

Aber entweder er war wirklich so blind oder aber er hatte keine Lust seinem selbsternannten Fanclub Beachtung zu schenken. Wenn sie ehrlich war, dann hielt sie beide Fälle für durchaus möglich, immerhin ging es um den Slytherin Prinz.

Andererseits ignorierte er die Mädchen nun schon fast ein Vierteljahr lang, was die erste Möglichkeit wieder unwahrscheinlicher und die zweite anstrengender erschienen ließ.

In den letzten Wochen und Monaten hatte sie gelernt sich mit diesem Part ihres Jahrganges zurecht zu finden. Tatsächlich hatte sie sogar ihren Platz unter den Mädchen gefunden und wenn sie sich Recht erinnerte bedeutete das für sie, demnächst wäre wieder ein Mädchenabend im Raum der Wünsche.

Sie konnte sich schon ausmalen, wie das wieder Mal ablaufen würde.

Die Pavaratis würden eine Quark und eine Schlammaske mitbringen, Lavender würde für Tratsch und Klatsch sorgen, Ginny würde sie alle mit Neuigkeiten zum Schneeflocken Ball in zwei Wochen versorgen. Und am Ende würde wieder Wahrheit oder Pflicht gespielt werden.

Hermine rückte ihren halbleeren Teller von sich und unterdrückte ein aufkommendes Gähnen.

Nicht nur weil sie müde war, nein auch die Gedanken an dieses Treffen waren Schuld daran, dass in ihr der Wunsch wuchs sich zurückzuziehen.

Irgendwie sah Draco verloren aus, wie er da stumm zwischen den anderen Slytherins saß, die sich um ihn herum unterhielten und spaßten, doch seine gerade Haltung und der fast starre emotionslose Gesichtsausdruck schienen seine aristokratischen Züge nur noch weiter zu betonen.

Leicht schüttelte sie den Kopf über sich selbst, dass sie sich Gedanken darüber machte, wie ausgerechnet er aussah. Dabei interessierte genau das sie nun wirklich nicht.

Als wenn sie nichts anderes zu tun hatte!

Stattdessen sollte sie besser über ihren Aufsatz über das Zauberergeschlecht der McCoys, ihr Aussterben und die Auswirkungen auf die magische Welt brüten.

Ruhig stand sie auf und beschloss zurück in den Turm zu gehen um sich mit genau der Hausarbeit zu beschäftigen.

Doch als sie einen Blick auf sich spürte, drehte sie sich trotzdem noch einmal um und sah in eisgraue blitzende Kristalle, die sie ausdruckslos anfunkelten, oder war da Spott und Verachtung tief in dem Eis?

Hermine sah für einen Moment genauer hin und vertiefte ihren Augenkontakt, doch sie sah die erwarteten Empfindungen nicht, eventuell war es nur eine Einbildung von ihr gewesen, oder Gewohnheit, die sie das hatten sehen lassen. Jedenfalls fehlten sie und das sorgten für eine ungewöhnliche Reaktion im Granger Malfoy Universum.

Ihre Lippen verzogen sich kurz zu einem kleinen Lächeln, als sie ihn begrüßend zunickte, den Augenkontakt beendete und dann langsam die Halle verließ, immerhin hatte sie sich vorgenommen an ihrem Aufsatz zu arbeiten.
 

~
 

Akt II
 

„Gott, ich hasse diesen dummen Aufsatz über Elaine Deyns Leben und wie sie ihre Bemühungen über die Integrierung von Muggelgeborenen und ihre Liebe zum Ballett unter einen Hut gekriegt hat. Dann war sie eben eine ‚elfengleiche Primaballerina mit einem Faible für Unterdrückte‘, wen interessiert das heutzutage bitte noch?“, beschwerte Lavender sich und ließ sich schwer auf den Sessel neben Hermine fallen.

Doch sie erntete kein Mitleid, sondern nur ein Lächeln und den Fakt, dass Hermine aus ihrem großen Bücherstapel eines heraus kramte und ihr reichte.

„Alasdair McCoy und Elaine Deyn, eine Liebe ohne Anfang aber mit unzähligen Enden“, zitierte Hermine den Titel und ihr Lächeln wurde breiter und leicht belehrend, „Der eine McCoy hatte was mit Deyne, vielleicht findest du hier drin etwas, dass dich interessiert.“, schlug sie vor und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu.

Sie wusste, wie sehr Lavender auf Liebesromane stand und ahnte, dass sogar der Geschichtsmuffel Lavender Brown durch so ein Buch ihre Hausarbeit mehr als gut erledigen würde.

Leise seufzte sie.

Wenn ihr Thema nur auch so einfach wäre!

Aber nein, die McCoys hatten eine Reihe von Zauberern hervorgebracht, die mit Namen in der Geschichte vorkamen und ihre letzten beiden Vertreter, Quentin und Alasdair hatten kein Leben geführt, dass sich mal eben auf einer Seite zusammenfassen ließ.

Tatsächlich gab es sogar eine Biographie über die Brüder die in der verbotenen Abteilung stand!

Na wenigstens hatte sie Lavender ruhig gestellt und dafür gesorgt, dass sie ihr nicht mehr alles über Elaine erzählen musste, wobei Hermine zugeben musste, dass sie die Hausarbeit ihrer eigenen vorgezogen hätte.

Nicht nur weil sie einfacher war, nein, vorallem weil Elaine die Muggelgeborene war, die dafür gesorgt hatte, dass auch Zauberer wie sie in das Ministerium aufgenommen wurden und das nicht nur als Sekretäre und Schreiber, sondern auch selbst als Minister.

Aus dem hinteren Teil der Bibliothek hörte sie ein leises Fluchen gefolgt von einem lauten Krachen, dass Lavender nicht zu stören schien, Hermine jedoch erschrocken zusammen fahren ließ.

Wer vergewaltigte denn dort die Bücher?

Mit einem letzten Blick auf Lavender stand Hermine auf und legte sorgfältig ein Lesezeichen zwischen die Seiten ihrer Lektüre, bevor sie den Tisch verließ um nach dem Störenfried zu sehen.

Normalerweise war das zwar die Aufgabe von Madame Pince, doch diese brachte gerade Neville in den Krankenflügel, der sich von einem Kräuterbuch hatte stechen lassen.

„Wieso lässt mich Binns nicht einfach mit der komischen Lake Tussi reden?“, grumelte die hochnäsige Stimme, die eben schon lautstark geflucht hatte.

Hermine trat zwischen den Regalen hervor und lehnte sich an ein anderes, „Vielleicht weil das nicht Sinn der Sache ist?“, fragte sie in einem liebenswürdigen aber dennoch leicht amüsierten Tonfall nach.

Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass nur ein Stapel Bücher auf dem kleinen Tisch vor dem Blonden gelandet waren.

„Hat man dir nicht beigebracht sich nicht in fremde Konversationen einzumischen?“, murrte Draco, doch Hermines Lächeln verblasste nicht, im Gegenteil, es wurde breiter und ihre Stimme nun leicht sarkastisch, „Ach, dass gilt auch für Selbstgespräche?“

„Ja.“

Wow, mehr war ihm nicht eingefallen, seine Hausarbeit schien ihn mächtig zu beschäftigen, überlegte Hermine, beschloss aber das es nichts brachte, wenn sie ihn weiter reizte.

„Hör zu Malfoy, wenn du Hilfe brauchst“ – „Nein.“ – „dann sag Bescheid, Alice Lake war die Ehefrau von dem älteren McCoy und die Affäre des jüngeren, die ja mein Thema sind, wie du vielleicht auch mitbekommen hast.“, versuchte sie ihm ihre Hilfe auf eine nette Art anzubieten, immerhin war auch er hergekommen um seinen Schulabschluss nachzuholen, vielleicht war es an der Zeit die alten Konflikte hinter sich zu lassen und von vorne anzufangen, egal ob er ihr ins Wort fiel oder nicht.

„Ich sagte nicht zum Spaß nein! Vorher lass ich mir von meinem Vater Lake persönlich an die Schule bringen, mir egal wie sehr Banshee sie ist. Das wäre sowieso der einfachste Weg für diese dumme Aufgabe.“, erklärte er mehr als nur leicht genervt und bedachte Hermine mit einem Blick aus seinen stahlgrauen Augen, der deutlich machte, dass ihre Anwesenheit nicht länger erwünscht war.

Nun auch genervt, stöhnte Hermine auf und ließ Draco alleine. Soviel dazu alte Konflikte hinter sich zu lassen, dass konnte der Kerl sich nun abschminken.

„Ich meinte ja nur...“, murmelte sie noch und hörte, wie er sie nachäffte und danach ihr hinterher rief, „Ich meinte auch Granger, ich bin nicht dein Wiesel oder Potthead, sondern habe einen eigenen Verstand!“

Hermine jedoch schüttelte nur leicht den Kopf ohne sich noch einmal umzudrehen. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen Frieden mit so einem Idioten zu schließen, es fiel ihr wahrlich kein gutes Argument dafür ein und sie war sich sicher, dass das nicht nur an der Situation von gerade lag, sondern an Draco Malfoy als Person und Pestbeule.

„Ist er nicht süß, wenn er sich aufregt?“, erschrocken fuhr Hermine zusammen und erkannte neben sich Patil, die ein Buch gegen ihre Brust drückte und schwärmerisch seufzte.

Hermine jedoch schloss nur kurz die Augen, dass konnte doch nicht die Realität sein, dass alle auf den Slytherin flogen!

„Nein, definitiv nicht.“

„Ach Mine, hab dich nicht so, nur weil du seinen Zorn abbekommen hast.“

Dieses Mädchen wollte es einfach nicht verstehen, wie es schien. Der Slytherin um die Ecke war alles andere als süß, und jedes seiner Worte eben hatte ihr mal wieder bewiesen, dass sie nicht verstehen konnte, wieso das niemand sah außer ihr.

„Nein, er ist nicht süß, weder wenn er mich ankeift, noch wenn er dich oder Lavender anzicken würde!“

„Wenn er es nur würde...“, bemerkte Patil wie auf Wolke sieben und Hermine stöhnte auf.

„Das ist nicht dein Ernst oder?“

Patil jedoch nickte, es war ihr ernst.

„Doch, wenn er mich nur einmal so anmachen würde wie dich, aber wir existieren ja kaum für ihn.“

Oh Gott, Hermine hatte kein Verständnis dafür. Selbst wenn sie ihm zugestand, dass er gut aussah, so war das noch meilenweit davon entfernt, dass er ‚süß‘ war oder ‚anziehend‘ oder aber das sie für ihn schwärmte. Im Gegenteil, wenn er sie ignorieren würde, sie würde den Tag mit drei großen roten Kreuzen in ihrem Kalender markieren und zu einem persönlichen Feiertag ernennen.

Aber darauf wartete sie nun schon jahrelang.

Vergeblich.
 

~
 

Akt III
 

Wie immer war sie eine der ersten im Raum der Wünsche.

Weswegen?

Sicher nicht, weil sie die regelmäßigen Treffen so sehr herbeisehnte, viel mehr weil sie von Natur aus ein eher über pünktlicher Mensch war, der Unpünktlichkeit nicht ausstehen konnte und aus diesem Grund selbst immer mindestens zehn Minuten zu früh da war.

So eben auch heute.

Aber das störte Hermine nicht, im Gegenteil.

Sie hatte ein Buch dabei, dass sich mit dem Leben von Quentin McCoy beschäftigte, eine Biographie, geschrieben von Alice Lake. Und auch wenn der Typ selber ein arrogantes Arschloch war, wie es so typisch für dunkle Zauberer war, das Buch war gut geschrieben und voller Gefühlen. Man merkte richtig, wie wichtig Lake dieser Mensch gewesen war.

Bei so viel Talent fand es Hermine aufrichtig schade, dass Lake nur zwei Bücher geschrieben hatte, eines über Quentin und eines über Alasdair.

Kurz nach der Veröffentlichung des zweiten hatte ihr Schiksal sie ereilt und das Ektoplasma hatte das letzte Blut aus ihrem Körper ersetzt uns sie zu einer vollkommenen Banshee gemacht.

Im Nachwort der Bücher sagte sie über sich selbst, dass die Männer ihres Lebens es gewesen waren, die sie lebendig gehalten hatten.

Zum Glück hatten sie einen Monat Zeit für ihre Hausarbeiten, doch der war nächsten Freitag auch schon um, pünktlich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien und am Tag des Schneeflockenballs.

Hermine seufzte und schlug das Buch auf.

Sie würde wahrscheinlich nicht zum Ball gehen, mit wem denn auch?

Allein wollte sie dort nicht erscheinen, immerhin wollte sie kein Mitleid, da blieb sie lieber mit einem guten Buch im Gemeinschaftsraum.

„Mine, wie immer zu früh! Da kannst du mir eben helfen.“, riss Lavender sie aus den Gedanken, als sie schwungvoll in den Raum der Wünsche kam und der Brünetten kurzer Hand das Buch aus den Händen nahm und es zu schlug, wobei das Lesezeichen noch auf Hermines Schoss lag.

Ein Aufschrei kam von ihr und sie suchte sofort die Seite auf der sie gewesen war.

„Ach, stell dich nicht so an Minchen, es ist nur ein Buch.“, kicherte Lavender amüsiert und zückte den Stab um den Raum etwas umzugestalten.

„Und das auf deinem Kopf sind ‚nur‘ Haare und trotzdem würdest du mich umbringen, wenn ich sie dir schwarz zaubere...“, murmelte die Angesprochene leise in sich hinein und plazierte das Lesezeichen an die richtige Stelle, bevor auch sie ihren Stab zückte und Lavender half, so dass innerhalb weniger Minuten eine Landschaft aus kleineren und größeren Kissen das Zimmer dominierte und einen kleinen Abstelltisch umrandeten.

„Übrigens fand ich es ziemlich fiese, dass du mich erst mit dir in die Bibliothek schleppst und dann stehen lässt und abhaust....“, bemerkte die Blonde als sich die Tür erneut öffnete und die anderen Mädchen den Raum betraten, was dazu führte, dass Patil sich auch sogleich einmischen musste.

„Sie ist vor Draco geflüchtet!“

„Was, im Ernst?“, hakte Lavender sofort nach und erntete dafür einen strengen Blick von Hermine, „Ich bin eher vor Patil geflüchtet.“, stellte sie richtig.

Darauf reagierte diese mit Empörung und Unverständnis, doch Hermine fuhr erbarmungslos fort, „Weißt du, ich muss mich nicht von einer Person anzicken lassen um danach zu hören, wie ‚süß‘ das doch sei.“

Genau darauf schien Patil gewartet zu haben, „Siehst du Lavi, ich sag doch, sie hatte Zoff mit Draco!“

Hermine seufzte leise und ließ sich auf ein großes hellblaues Sitzkissen fallen. Es war aussichtslos, wenn die Mädchen eines nicht einsehen wollten, dann war es ihre verklärte Sichtweise bezüglich eines bestimmten Slytherin Schülers.

Und tatsächlich, die anderen brauchten nicht lange bis sie von dem Thema zu dem allgemeine Schwärmen über Draco übergingen.

Wie froh Hermine doch war, dass sie ihr Buch dabei hatte.

Und dabei hatte der Abend gerade erst angefangen.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die anderen sich an Hermine erinnerten und Lavender erneut versuchte ihr das Buch zu entreißen, doch vorsichtshalber legte Hermine es freiwillig weg und strafte die Blonde nur mit einem bösen Blick, der diese auflachen ließ.

„Mine, du liest nicht während wir ‚Wahrheit oder Pflicht‘ spielen, vorallem nicht, wenn du anfängst, immerhin haben wir mit dir letztes Mal aufgehört!“

Mist!

Das hatte sie vollkommen verdrängt, sonst würde sie nun wohl erfolgreich eine Migräne oder sonst etwas vortäuschen. Sie sollte sich so etwas wirklich notieren, beschloss Hermine und seufzte leise, während sie in die Runde sah. Dann nickte sie jedoch, Entkommen gab es eh keines mehr.

„Gut, Gin Wahrheit oder Pflicht?“

Ginny blickte erstaunte auf und ihre Wangen röteten sich leicht, als sie den Finger aus der Schüssel mit der Honigquarkmaske zog von der sie gerade hatte naschen wollen.

„Wahrheit...“, nuschelte die Rothaarige und Hermine nickte erleichtert. Sie war gräßlich sich Aktionen auszudenken, wenn die anderen ‚Pflicht‘ nahmen, da war ‚Wahrheit‘ bedeutend einfacher.

„Vermisst du Harry?“, fragte sie einfach, weil ihr auf die Schnelle nichts besseres einfiel, doch Melinda, eine Ravenclaw aus Ginnys Jahrgang fiel ihr ins Wort und verlängerte den Satz um zwei kleine Worte, „Im Bett?“

Ginnys Augen weiteten sich und ihre Wangen fingen nun beinahe an zu leuchten.

„Ich...“, dann sah die Rothaarige das gehässige Grinsen von Melinda und sie nickte entschlossen, „Ja, ich vermisse ihn auch im Bett, immerhin kenne ich die Vorzüge einer Beziehung.“, konterte sie keck und lächelte Melinda unschuldig an, bis diese einen roten Kopf bekam, da sie bisher keinen Freund gehabt hatte und nicht einmal rumgeknutscht hatte, wie sie beim letzten Mal gestehen musste, worauf sie als Aufgabe bekommen hatte mit Neville zu knutschen.

Neville tat ihr beim Gedanken daran immer noch Leid, denn Melindas Zahnspange hatte seine komplette Lippe aufgerissen, so dass er noch Tage danach eine geschwollene Lippe gehabt hatte, denn er hatte sich zu sehr geschämt Madame Pomfrey aufzusuchen.

Während Hermine ihren Gedanken nachhing, war das Spiel unter den anderen Mädchen längst weitergegangen und wie es schien war nun Lavender an der Reihe, die sich Hermine als Opfer ausgesucht hatte.

„Wahrheit oder Pflicht Minchen“, verlangte diese fröhlich zu wissen und schenkte sich und auch der Angesprochenen ein Glas Butterlikör ein und reichte ihr das Glas.

Skeptisch blickte sie vom Glas zu Lavender und zurück.

„Wahrheit.“

„Och Mine, wirst du nie etwas anderes nehmen?“, stöhnte die Blonde, doch Hermine zuckte nur entschuldigend die Schultern und wartete darauf, dass man ihr endlich eine dumme Frage stellen würde, die sie mit einer langen ausschweifenden Erklärung beantworten konnte, so dass am Ende niemand sicher sein konnte, was sie eigentlich gesagt hatte.

So wie immer eben.

Doch anders als erwartet kam keine peinliche Frage oder eine dumme Aussage, zu der sie Stellung beziehen sollte, sondern eine einfache schlichte Frage, die auf Tatsachen aufbaute.

„Hermine warst du schon einmal betrunken, oder zumindest angetrunken?“, fragte Lavender sie süßlich und prostete ihr zu.

Wie die Blonde, trank auch sie ihr Glas leer in dem Glauben, dass Butterlikör genauso wenig Alkohol in sich hatte wie Butterbier und den Namen nur seiner zähflüssigeren Konsistenz zu verdanken hatte.

Dann schüttelte sie den Kopf.

„Nein.“, antwortete sie schlicht.

Und tatsächlich schienen den anderen diese Antwort sogar zu genügen, denn Lavender wechselte mit den anderen einen undeutbaren Blick und nickte dann Hermine zu, „Okay, Mine, scheint als wärst du an der Reihe.“, munterte sie diese auf und lächelte weiter, während sie die Gläser wieder auffüllte.

Erneut brachte Hermine sich mit einer der weniger aufgeschlossenen Mädchen aus dem Spiel, bei dem sie sicher sein konnte, dass sie ‚Wahrheit‘ sagen würde.

Danach schaltete sie wieder zur Hälfte ab.

Sie wollte gar nicht wissen, wer von ihnen in wen verliebt war, wer mit wem etwas gehabt hatte und welches Mädchen was tun musste, nur als Lavender und Ginny auf einmal sich einen Zungenkuss gaben, weiteten sich Hermines Augen.

Das hatte sie wirklich nicht erwartet.

Doch wenn sie gedacht hatte, dass das der Höhepunkt des Abends war, dann hatte sie sich getäuscht, denn während sie weiter mit den anderen den Butterlikör trank wurde sie mit Argusaugen beobachtet.

Und als sich der Abend und das Treffen dem Ende zuwandten war es Melinda, die dran war und sich vorher an die anderen wandte.

Scheinbar unwissend erkundigte sie sich, „Wie war das, wer einmal ‚Wahrheit‘ genommen hat, muss beim nächsten Mal ‚Pflicht‘ nehmen oder?“

Ihre großen Augen blickten unschuldig in die Runde und von überall erhielt sie zustimmendes Nicken und Gemurmel, sodass sie bald anfing zu Lächeln und unschuldig Hermine musterte.

„Hermine, Wahrheit oder Pflicht?“, säuselte sie.

Hermines Wangen waren leicht gerötet und ihr war warm vom Alkohol, ein Gefühl, das sie so nicht kannte, doch sie fühlte den Gryffindor Mut in sich und die erwartungsvollen Blicke auf sich.

„Pflicht“, seufzte sie schließlich, immerhin blieb ihr nichts anderes übrig.

Jubel ertönte und sie fühlte sich bestätigt darin das Richtige gewählt zu haben, auch wenn das leicht diabolische Lächeln Melindas etwas anderes verhieß.

„Deine Aufgabe ist es Draco Malfoy zu küssen, aber nicht nur ein unschuldiges Küsschen, sondern richtig, sodass Lavender, Patil und ich überzeugt sind, dass Leidenschaft im Spiel ist.“

Hermine schluckte schwer.

Das war nicht ihr Ernst!

Das konnten sie ihr nicht antun!

Geschockt schaute sie zwischen den Mädchen hin und her, zu keiner Antwort fähig, da hörte sie im Hintergrund Ginny, „Nehmt das zurück, dass ist zu viel verlangt, dass macht Mine niemals.“

Das stimmte, es gab keinen Grund für Hermine diese Aufgabe anzunehmen.

Sie hasste Draco zwar nicht, die Emotion war zu stark, zu wertvoll um sie an ihn zu verschwenden, aber die konnte nicht nicht leiden, kein bischen.

Und außerdem wäre es nur ein weiterer Grund für Lavender und die anderen so zu tun als würde sie zum Draco Malfoy Fan Club gehören, wenn sie ja sagte.

Auf der anderen Seite, dass wäre die Tat schlecht hin, die dafür sorgen würde, dass alle aufhören würden sie als Spießerin und als Streberin zu sehen.

Hermine fühlte sich als würde sie sich selber von außen betrachten und hörte ihre Stimme auf einmal sonderbar klar und überlegt fragen, "Muss es merken, dass ich es bin?"

Sofort weiteten sich Ginnys Augen.

Die junge Weasley dachte wohl, dass Hermine damit fast schon zugesagt hatte.

Melinda überlegte kurz, dochbevor sie antworten konnte mischte sich auch schon Patil ein, "Nein nein Mine.. es reicht, dass wir es wissen."

Der Kopf von Hermine hob und senkte sich langsam zu einem Nicken.

Erst einmal.

Dann langsam noch einmal.

"Okay."

Melinda sprang sofort begeistert auf, "Klasse Granger, in einer Stunde treffen wir uns vor dem Tor, mach keinen Rückzieher.", triumphierte sie und man hörte ihrer Stimme deutlich an, dass sie davon ausging, dass Hermine genau das tun würde.

Einen Rückzieher machen.

Einfach nicht erscheinen.

Neben sich sah Hermine nur, wie Ginny schockiert den Kopf schüttelte.

Doch sie stand nur auf, wie paralysiert um den Raum zu verlassen.

Sie brauchte frische Luft und eine Idee.
 

~
 

Akt IV
 

Sie hätte nie, wirklich niemals gedacht, dass ihr so etwas passieren würde.

Leicht zitternd schlich sie mit den anderen Mädchen durch die Gänge. Wozu hatte sie sich nur verleiten lassen? Das konnte doch nicht wahr sein, dass sie zu so etwas ‚ja‘ gesagt hatte. War sie etwa von allen guten Geistern verlassen? Ja, so schien es wirklich zu sein, denn inzwischen hatte auch die wärmende und leicht betäubende und berauschende Wirkung des Alkohols nachgelassen.

Also wurde sich Hermine des kompletten Ausmaßes ihrer dummen Aussage bewusst.

JA!

Wie sie das Wort ab jetzt hassen würde.

Sie hatte nie gedacht, dass dieses eine, so furchtbar kleine Wort sie in so ein Schlamassel bringen würde. Natürlich, sie hätte noch alles abblasen können, vorhin schon, als eines der Mädchen berichtet hatte, dass Draco heute vorhatte Abends noch an seiner Ausarbeitung über Alice Lake zu arbeiten.

Aber hatte sie es getan?

Nein, stattdessen war ihr durch den Kopf gegangen, was sie über Miss Lake wusste. Ihr war in den Sinn gekommen, dass sie wohl die erste reinblütige Hexe gewesen war, die Kontaktlinsen getragen hatte und das sie nicht wusste, ob sie ein Kind bekommen hatte, dabei kannte sie den Heiratsschwur der Hexe, laut dem in der Ehe mindestens ein Nachkomme hatte entstehen müssen.

Verdrängung! Ihr Verstand hatte ihre Situation einfach heruntergespielt und verleugnet und nun war es zu spät.

Nun stand sie vor der Bibliothekstür und hörte die anderen neben sich leise kichern.

Schnell ballte sie ihre Hände zu Fäusten um so das leichte Zittern zu beenden.

Nein, sie würde keinen Rückzug antreten, sie würde das schaffen. So viel war da nicht bei. Es ging schließlich nur um einen Kuss. Nicht mehr, aber leider auch nicht weniger.

Hermine seufzte leise, okay, sie würde eindeutig sterben.

Entweder vor Scham, oder, was wahrscheinlich zu erst stattfinden würde, durch Draco Malfoy, der sie umbrachte, weil sie, eine Muggelstämmige, ihn küssen wollte.

Mist, das war ein Problem.

Fieberhaft überlegte sie, wie sie das Problem lösen konnte, während die anderen sich schon an ihr vorbei schlichen um sich unauffällig zwischen den Regalen zu verstecken.

Unauffällig.... pah, man müsste schon blind sein und taub um zu glauben man wäre alleine.

Blind!

Ein Zucken kam über ihre Mundwinkel, dass sie fast gelächelt hätte, denn das war die Lösung, sie würde Draco einfach für ihren Überfall mit Blindheit schlagen, sodass er nicht sehen konnte, wer sie war. Und wenn sie leise sprach, würde er sie wahrscheinlich nicht erkennen, immerhin zickte sie ihn immer an.

Ja, dass konnte klappen, schließlich kannte jeder seine Vorliebe für das weibliche Geschlecht und wenn sie sich ihm anbot, würde er nicht ablehnen, so viel stand fest.
 

~
 

Akt V



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yaniyoghurt
2011-04-27T13:26:07+00:00 27.04.2011 15:26
Oh, du mein Herz <3 Ich danke dir für diese wunderbare Widmung.
Wie immer ist es sehr gut geschrieben, lässt sich wirklich gut lesen und schreit nach: MEHR!


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