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Der Bund der Sieben

Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...
von

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Die Überfahrt

Am Morgen des dritten Tages erreichte Sinata endlich die Höhle, von der der alte Halbdämon gesprochen hatte. Sie lag ungefähr drei Meter über der Küste in der zehn Meter hohen Steinklippe. Der Höhleneingang ähnelte auf bedrohliche Art und Weise einem aufgerissenen Wolfsmaul. Die spitzen Felsen, die den Rand spickten taten ihr übriges. Sinata seufzte, ließ erst den Rucksack in den Sand fallen, dann sich selbst. Jetzt musste sie den nächsten Schritt planen, dazu zog sie die Karte aus ihrem Rucksack. Nachdenklich betrachtete sie die Karte.

„Ich bin jetzt hier, an der nordöstlichen Spitze. Gut, dann muss ich mit dem Boot zu der Landzunge im Norden fahren. Die liegt südlich von Jutarn. Ich hoffe nur, dass ich das Boot steuern kann.“, dachte Sinata und faltete die Karte wieder zusammen, „Ich glaube es ist das Beste, wenn ich das Boot heraushole und dann sofort aufbrechen. Je eher ich von dieser Insel weg komme, desto besser!“

Sinata stand auf, reckte sich und ging zur Klippe. Mit katzenhafter Eleganz kletterte sie die Klippe hinauf in die Höhle. Mit Balken abgestützt stand dort das kleine Boot. Es hatte einen Mast und ein altes, noch gut aussehendes Segel. „Auf geht’s!“, dachte Sinata und stemmte die Balken einen nach den anderen weg. Mit einem Tau, das sie im Boot fand baute Sinata eine Seilbahn. Sie befestigte das eine Ende des Seiles an einem Felsen in der Höhle, das andere Ende band sie an einem Felsen fest, der aus dem Meer ragte. Das Boot wurde am Mast mit einer Schlaufe versehen, durch die das Seil der Seilbahn lief.

Sinata schob das Boot mit größter Anstrengung zum Höhlenausgang und zwischen zwei Felsen hinaus. Es rauschte das Seil hinab, platschte ins Wasser und schaukelte eine Weile auf und ab, dann lag es ruhig im seichten Wasser. Sinata atmete erleichtert auf und entfernte das Seil von dem Felsen in der Höhle.

Wenige Minuten später war die Seilbahn abgebaut und das Seil wieder im Boot verstaut. Sinata verstaute ihren Rucksack in einer Ecke des Bootes, füllte die Wasserflasche an einer nahe gelegenen Quelle wieder auf und gab ihr Bestes um das Segel hochzuziehen. Mit Booten und Schiffen kannte sie sich absolut nicht aus. Wenn ihr die Überfahrt glückte, dann war das ein Wunder.

Als Sinata im hinteren Teil des Bootes saß und die Hand an das Steuer legte brauste von Urdan her ein starker Wind heran, es begann leicht zu nieseln, und schob das kleine Boot vor sich her auf das Meer hinaus, nach Norden in Richtung Nital.

Sinata's Blick wanderte über das Meer und zurück nach Urdan, dort rannte ihre Mutter wahrscheinlich wie ein aufgeschreckten Huhn durch Lin, das war ja schließlich ihre Spezialität. „Tja, ich denke, die Hochzeit fällt flach, wenn die Braut verschwindet und nicht mehr auftaucht!“, dachte Sinata zufrieden und wandte sich wieder nach Norden, ihrem Ziel.

Als die Sonne hoch am Himmel stand knabberte Sinata an einer trockenen Scheibe Brot herum. Zum Glück war es ziemlich kühl und ein grauer Wolkenschleier verdeckte die Sonne. Sinata musste sich eindeutig keine Sorgen machen, dass sie den Kurs verlor. Der Wind war vom alten Halbdämon geschickt worden, damit er sie sicher nach Nital brachte, das konnte Sinata richtig spüren.

Gegen Nachmittag befand sie sich auf offener See und der Wind trieb sie immer noch in Richtung Norden. Sie saß nun mitten im Boot, die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen und studierte die Karte, das Steuer lenkte von alleine. „Wen muss ich wohl finden?“, überlegte Sinata und fixierte Denar, „Oder muss dieser jemand mich finden? Der alte Halbdämon ist seit der Nacht, in der ich aufgebrochen bin, nicht mehr in meinen Träumen aufgetaucht. Vielleicht haben die anderen zukünftigen Mitglieder der Sieben auch Träume, in denen die auftauchen, die sie zu ihren Erben erwählt haben. Ich muss mich überraschen lassen!“

Sinata schob die Karte zurück in ihren Rucksack und sah über das blinkende Wasser. Plötzlich bemerkte sie, dass die Oberfläche, zwei Meter von ihr entfernt, sich kräuselte. Sinata fixierte die Stelle misstrauisch, sie wusste ja nicht, welche Wesen im Meer lebten.

Da tauchte aus dem Wasser langsam ein Kopf auf und dann Schultern. „Ein Meermensch!“, dachte Sinata verdattert und beobachtete, wie das Mädchen auf das Boot zu schwamm und neben ihm her. Dann schoss eine Hand des Meermädchens aus dem Wasser und hielt sich am Bootsrand fest. Sinata zuckte erschrocken und kampbereit zurück, Feuer war stark gegenüber Wasser.

Das Mädchen klammerte sich jetzt am Rand fest und Sinata konnte nun ihr Gesicht sehen. Es war ebenmäßig und fein geschnitten, zeigte aber schon Anzeichen von Erfahrung und Alter. Die Augen waren fast farblos grau und relativ groß. Die langen Haare waren dunkelrot und groß gelockt. Ihre Ohren waren wie Flossen und grünlich, sie trug um die Brust ein Tuch.

„Wieso fährt ein Halbdämon von Urdan nach Elamar, wo er doch nur verhasst und gejagt ist?“, fragte das Mädchen mit einer plätschernden Stimme. Sinata wunderte sich über die Frage, antworte aber, „Weil ich einen Auftrag habe.“ „Was für einen?“, wollte das Mädchen wissen und platzte fast vor Neugier. „Das sage ich dir nicht, nur eines: Er hat mich vor einer Zwangshochzeit gerettet.“, erwiderte Sinata und das Mädchen riss die Augen auf. „Was?“, rief sie und stemmte sich etwas weiter aus dem Wasser, „Wieso? Warum? Wer? Was?“ Sinata lächelte: „Wie heißt du eigentlich?“ „Ach ja, entschuldige, ich heiße Laren. Und du?“, fragte Laren zurück und sah Sinata gespannt an. Die schlug die Kapuze nach hinten, dass ihre Katzenohren zu sehen waren. „Mein Name ist Sinata, ich komme aus Lin in Urdan.“, sagte sie und strich sich durch die Haare.

„Ein schöner Name.“, meinte Laren, „Und, wie war das mit der Zwangshochzeit?“ Sinata lächelte und erzählte von ihrer Mutter, Adan und seinem schmierigen Vater. Als Sinata geendet hatte schüttelte Laren verständnislos den Kopf. „Mit so einem Blödmann wie diesen Adan hättest du verheiratet werden sollen? Was hast du nur für Adoptiveltern gehabt.“, fragte Laren und Sinata schüttelte den Kopf.

„Was weißt du über Elamar und die Völker?“, fragte Sinata und hoffte, dass Laren wenigstens ein paar Gerüchte gehört hatte. Aber die sprudelte sofort los. „Und was ich alles weiß!“, begann sie und hievte sich auf den Bootsrand, ihr Flossenschwanz war grünlich und sehr lang, „Wir sind zwar nur wenige Meermenschen, aber wir können spüren was an Land geschieht. Also, in Elamar scheinen die Völker langsam wieder kriegerisch zu werden! Es werden wieder mehr Waffen und Rüstungen geschmiedet. Die beobachten sich gegenseitig und äußerst misstrauisch. Ich glaube, wenn nur ein Volk etwas macht, dass anderen nicht passt, dann bricht der Krieg von neuem aus! Wenn die Sieben doch nur nicht in Streit ausgebrochen wären, dann wäre es jetzt vielleicht nicht so traurig in dieser Zeit leben zu müssen.“ „Traurig.“, meinte Sinata leise, „Weißt du etwas über die Völker? Oder die Rassen?“

„Auf Elamar sind sechs Rassen. Die Waldelfen sind sehr arrogant und hochmütig, was ich gehört habe. Aber sie sind sehr mächtig und wollen nichts mehr als Frieden. Nach den Waldelfen kommen die normalen Elfen. Die sind nicht ganz so arrogant und geziert, aber wesentlich kriegerischer und ein wenig zickig. Die Schattenelfen sind ein dunkles Volk. Sie sind sehr schön, und sind auch zu großen Gefühlen fähig, aber wegen ihrer Naturverbundenheit sind sie unbeliebt.“ , erzählte Laren und noch bevor Sinata etwas fragen konnte erklärte sie, „Die Elfen schließen den Tod gerne aus der Natur aus, aber die Schattenelfen zählen ihn zur Natur und sie gehen offen mit ihm um. Deshalb sind sie nicht beliebt. Aber sie nehmen alle Halblinge aus allen Völkern auf, geben ihnen Zuneigung und Liebe! Eigentlich sind sie ganz lieb. Die Dämonen sind auch unbeliebt, schon weil sie so kriegerisch sind. Sie verachten alle Rassen und heben sich selbst auf den höchsten Thron. Du wirst bei ihnen keine Freunde finden. Bevor die Abmachung mit Urdan getroffen wurde, haben sie die Halbdämonen als Sklaven an andere Völker verkauft! Das ist so grausam! Von den Drachenwesen weiß ich, dass sie sehr merkwürdig sein müssen und sowohl eine menschliche als auch eine drachenähnliche Gestalt annehmen können. Die Harpyien sind mir fremd. Über die weiß ich absolut nichts.“

Laren erzählte und erzählte und Sinata fühlte sich immer schlechter. Gegen Abend musste Laren ins Meer zurück. Sie sagte Sinata noch, dass sie spätestens am Nachmittag des nächsten Tages in Nital ankommen würde.

„Keine guten Aussichten.“, dachte Sinata, als sie nach Sonnenuntergang in dem Boot lag und hinauf in den nun sternklaren Nachthimmel sah. Sie lag unter ihren ausgebreiteten Umhang und hatte als Kissen ihren Rucksack unter dem Kopf. Ihr Katzenschwanz lugte unter dem Umhang hervor und wedelte leise hin und her.

„Aber wahrscheinlich ist auch bei den Dämonen einer, der zu dem neuen Bund der Sieben gehören wird. Und wen der Dämon Halbdämonen nicht leiden kann, dann ... ach ich weiß nicht. Jetzt zählt als erstes, dass ich nach Nital komme und in Denar jemanden finde, der auch zum Bund der Sieben gehören wird. In Nital leben, glaube ich, die Drachenwesen.“, überlegte Sinata und beobachtete eine Sternschnuppe, die über den Himmel sauste, „Ich wünsche mir, dass ich den Drachen schnell finde, oder er mich.“ Sinata drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Der Wind des alten Halbdämons blähte immer noch die Segel und eine unsichtbare Hand lag am Steuer und lenkte das kleine Boot sicher durch die Wellen.

Die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich langsam über das Meer und in das Boot mit der schlafenden Sinata. Als die Strahlen auf ihr Gesicht fielen, wachte Sinata auf und rieb sich müde über die Augen. Als sie sich aufsetzte sah sie hinauf zum Segel, es blähte sich immer noch. Immer noch müde legte sich Sinata ihren Umhang um und trank aus ihrer Flasche. „Wird Zeit, dass ich Land erreiche, das Wasser ist fast leer.“, dachte Sinata und drehte sich wieder nach Norden.

Langsam kroch sie auf allen vieren unter dem Segel hindurch und starrte nach Norden. Am Horizont war, von Dunst und Nebel etwas verschleiert, eine hohe Klippe erschienen, auf ihr wuchsen Bäume in einem dunklem Grün. Sie war nahe an Nital dran.

Es wurde tatsächlich Nachmittag, bis Sinata die Klippe und den Strand von Nital erreichte. Würde sie weiter nach Norden segeln, würde sie nach Jutarn kommen, auf sie wollte zu der Landzunge, die am nächsten bei Urdan lag. Genau auf die steuerte Sinata zu und zischen lief das Boot auf den Strand.



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