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Blood Painted

von

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Mona Lisa´s Smile

Ich denke, dass es durchaus verständlich ist, dass ich am Morgen nach diesem ´Zwischenfall` lieber fluchtartig die Wohnung verlassen hätte, als mit Sasuke zu frühstücken. Dem machte die Tatsache, dass er nicht alleine sein durfte, jedoch einen Strich durch die Rechnung. Und das wiederum war der Grund aus dem ich seit einer Ewigkeit wach in meinem Bett lag, anstatt aufzustehen und mir eine Tasse von dem Kaffee zu holen, den Sasuke gekocht hatte.

Sasuke. Mein bester Freund und Rivale. Mein Sorgenkind und Mitbewohner.

Und der Typ, dem ich gestern Abend einen runtergeholt hatte, bevor ich auf seiner Brust gekommen war.

Ich versuchte, die Sache nüchtern zu sehen. Wir waren beide angetrunken gewesen - Ich sollte dringend die Finger von Alkohol lassen - Und er war offenbar bereit, das als eine Art Freundschaftsdienst zu behandeln, eine einmalige Sache. Das Problem war nur, dass ich schon von der Erinnerung an sein erregtes Gesicht und sein leises Stöhnen wieder einen Ständer hatte und ich wäre wirklich liebendgerne ins Bad gegangen, um diesen unter einer eiskalten Dusche loszuwerden, aber die Gefahr, von Sasuke gesehen zu werden, war einfach zu groß. Wie hätte ich ihm diese körperliche Reaktion auch erklären sollen? Wahrscheinlich hätte er es ziemlich widerlich gefunden. Außerdem hätte ich, wenn ich das Zimmer verlassen hätte, mit ihm reden müssen und ich wusste beim besten Willen nicht, was ich sagen sollte.

Es war feige und albern, aber schließlich erfährt man nicht jeden Tag, dass sein bester Freund... Also... Na ja, dass er schwul ist eben. Ich meine, ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber ich hatte es nie auch nur in Betracht gezogen, dass er so gepolt sein könnte. Obwohl er eigentlich auch nicht wirkte, als wäre er an irgendwelchen Kerlen interessiert. Bei dem Gedanken stellten sich meine Nackenhaare auf; Sollte er je einen Freund haben und den hierher bringen... Ugh. Ich würde dafür sorgen, dass das nicht passierte.

An mir war er aber, trotz der letzten Nacht, sicher auch nicht interessiert. Alles, was er in den letzten Monaten getan hatte, war, zu schweigen oder mich zu beleidigen. Ok, letzteres hatte vor allem in letzter Zeit auf einer freundschaftlichen, liebevollen Basis stattgefunden, die ich durchaus genossen hatte, aber das hieß ja noch nichts. Ein arroganter Affe wie Sasuke Uchiha würde sich niemals in mich... Nein, absolut ausgeschlossen, davor würde Tonton fliegen lernen.

Und es würde nichts ändern. Ich mochte Frauen. So attraktiv Sasuke auch sein mochte, das... Ging nicht.

Zumal ich niemals mit jemandem darüber sprechen konnte. Zum ersten würde Sasuke das sicher nicht wollen und zum zweiten konnte ich niemandem erklären, woher ich plötzlich zu wissen glaubte, dass mein bester Freund im anderen Team spielte. Nicht mal Sakura, meiner besten Freundin, oder Hinata, meiner engsten Vertrauten, konnte ich davon erzählen, das wäre der Gipfel der Peinlichkeit, wenn ich ihnen sagen würde, dass ich einen anderen Kerl... Uh, ich wollte nicht mal daran denken. Außerdem wären beide sowieso sauer, wenn ich ihnen das mitteilte. Sakura, weil ich ihren Angebeteten begrabbelt hatte - Obwohl das gar nicht so gemeint gewesen war! - Und Hinata, weil ich IRGENDWEN außer ihr angegrabbelt hatte. An meine Freundin wollte ich eigentlich gar nicht denken. Ich meine, das ganze war nicht geplant gewesen, es war irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ich hatte Sasuke helfen wollen und irgendwie war das aus dem Ruder gelaufen, wie genau wusste ich eigentlich selbst nicht mehr.

Trotzdem, betrogen hatte ich sie nicht, es war ja mit einem Mann und ich stand auf Frauen. Auf Brüste und schlanke Beine und knackige Hintern und lange, seidige Haare, am besten in kobaltblau. So einfach war das. Dass ich gekommen war, lag nicht an Sasuke - Genauso wenig wie meine Erektion jetzt gerade. Ich hatte einfach ewig keinen Sex gehabt. Das hatte sich aufgestaut. Genau. So war es.

All diese Selbstbeteuerungen würden mich aber nicht davor bewahren, jetzt aufzustehen, weil ich mit Sakura verabredet war und die mir den Kopf abreißen würde, wenn ich zu spät käme. Ich seufzte schwer, als ich mich in eine sitzende Position hievte. Mein Körper fühlte sich an, als hätte ich die ganze Nacht nicht geschlafen und das kam wohl auch so ungefähr hin. Es war sowieso schon spät gewesen, als Sasuke sich zurückgezogen hatte und dennoch war ich wach gelegen, um mir zu erklären, wie es dazu hatte kommen können, bis ich schließlich die fadenscheinige Begründung sexueller Frustration gefunden hatte.

Ich fuhr ertappt zusammen, als es an der Tür klopfte und stammelte heiser "Ja...?", obwohl ich darauf verzichten konnte, Sasuke in meinem Zimmer zu haben, wenn ich eine Latte hatte wegen ihm - Schon wieder. Ich zog die Beine an und sah zu ihm auf, aber er hatte nur sehen wollen, ob ich wach war und ob ich nicht krank war. Natürlich merkte er, dass ich mich komisch verhielt, aber er war schlau genug zu wissen, was mein Problem war, ohne danach zu fragen und ich dankte ihm geistig auf Knien für seine Fähigkeit zu absoluter Diskretion. Schließlich ließ er mich mit einer Erinnerung daran, dass Sakura bald kommen würde, alleine. Mühsam brachte ich mich dazu aufzustehen und duschen zu gehen und da klingelte es auch schon an der Tür. Ich hatte erfolgreich vermieden, noch weiter alleine mit Sasuke zu sein.

"Was ist los?", fragte Sakura später, als Sasuke bei Tsunade war. "Habt ihr euch gestritten?"

Ich lachte humorlos; Nein, wir hatten uns zu gut verstanden. "Nein, ich bin nur müde. Mach dir keine Sorgen."

Sie wusste, dass ich log - Das ist der Mist mit diesen besten Freunden, sie kennen einen einfach zu gut. Aber sie ließ mich damit in Ruhe, weil sie ahnte, dass es nichts bringen würde, mich zu bedrängen.

Nachdem unsere Ermittlungen gestern so grandios gefloppt waren, hatten wir beschlossen, uns mehr an Miss Tao zu halten. Zu ebendieser waren wir gerade auch auf dem Weg; Wir wollten mit ein paar Leuten aus ihrer Umgebung sprechen, Alibis und Motive checken. Uns einen Plan überlegen, wie wir weiter vorgehen sollten.

Ich persönlich wollte dabei vor allem eins, und zwar, den letzten Abend schnellstmöglich vergessen.
 

Während der nächsten Tage versuchte ich, so viel Zeit wie möglich außer Haus zu verbringen, was unsere Ermittlungen auch erforderten. Sasuke besuchte weiterhin Tsunade oder inzwischen teilweise auch andere Therapeuten, aber mittlerweile durfte er mit Erlaubnis der Hokage auch ein paar Stunden alleine zu Hause bleiben. Er sagte zwar nichts dazu, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, dass ich ihm ganz bewusst aus dem Weg ging. Ich lag gefühlsmäßig in einer Zwickmühle, weil ich mir zum einen natürlich nach wie vor große Sorgen machte, wenn mein Schützling sich selbst überlassen war, andererseits wollte ich aber auch Abstand zwischen uns bringen.

Die einzige Ablenkung waren unsere Ermittlungen, die inzwischen einige kleine Verbrechen der Männer um Sawa Taos Leuten aufgedeckt hatten, sie aber nicht weiter in den Zusammenhang mit den Morden bringen konnten. Sakura vermutete noch immer Michelangelo hinter den Taten, aber auch das konnten wir nicht nachweisen, weil keiner der Toten ein Shinobi gewesen war und außer den Schlitzereien auf den Bäuchen der Toten auch keine Nachricht oder ein sonstiges ´Kunstwerk` hinterlassen worden war. Das passte nicht in das Täterprofil, nach dem sie suchten, also konnten wir die ANBU auch nicht einschalten. Zudem wollte keiner von uns Panik verursachen, wo die Bevölkerung sich gerade vorsichtig optimistisch stimmte, dass es keine weiteren Toten mehr geben würde.

Als wir nach einer Woche immer noch keine Ergebnisse hatten, beschloss unser Team, die Sache aggressiver anzugehen. Wir wussten, wo Sawa wohnte und wann sie sich in der großen Penthauswohnung aufhielt, was vorrangig tagsüber der Fall war. Dementsprechend wartete ich, bis sie ihr Heim eines Abends verließ und huschte in den Hausflur, noch bevor die Tür zufallen konnte. Das war einfacher als gedacht. Der Eingangsbereich und die Treppe waren luxuriös, aber es ich hatte keine Zeit, dies zu bewundern. Lautlos und von den Überwachungskameras ungesehen machte ich mich auf den Weg in das oberste Stockwerk. Sawas Tür war ziemlich leicht zu erkennen; Es war die einzigst schwarze im ganzen Haus und davor stand eine hüfthohe Statue im griechischen Stil. Ich war ganz froh, dass die barbusige Frau keinen Kopf mehr hatte - Sie hätte mich sicher vorwurfsvoll angestarrt, wie ich neben ihr kniete und das Schloss aufbrach, das sie bewachte.

"Ok, Baby.", flüsterte ich dem Türschloss zu und klemmte die Zunge zwischen die Lippen, während ich an der Verriegelung nästelte. Natürlich hätte ich die Tür auch einfach aufbrechen können, aber das wäre nicht ganz so heimlich, wie Sakura sich das vorgestellt hatte. Es dauerte etwas, aber dann schnappte der Riegel zurück und ich konnte eintreten. Ich war vorsichtig, rechnete mit einer Alarmanlage, welche es jedoch nicht zu geben schien. Die Wohnung war ganz dem Geschmack der Besitzerin folgend griechisch eingerichtet, mit Säulen, Statuen und alldem, aber lange nicht so opulent wie das Büro der Dame. Ich sah mich im Flur um, aber dort hing leider nicht neben dem Einkaufszettel eine Liste mit den Namen der Ermordeten. Schade aber auch. Das zur Küche hin offene Wohnzimmer war durch die verspiegelte Fensterfront von den Lichtern der nächtlichen Straße erleuchtet, konnte aber von außen nicht eingesehen werden. Alles in allem ließe es sich hier schon aushalten. Als ich am Couchtisch vorbei ging, entdeckte ich doch Bilder eines der Ermordeten, allerdings zeigten sie jüngere Versionen von Akira und Sawa in freundschaftlichen Posen. Damals war die Frau noch schöner gewesen, ganz im Gegensatz zu dem korpulenten Mann an ihrer Seite. Einmal mehr fiel mir auf, dass Sasuke der einzige Mann war, den ich schön nannte, aber der Gedanke hatte gerade keinen Platz, also schob ich ihn rasch beiseite.

Ich wusste selbst nicht so genau, was ich suchte, als ich Sawas privates Büro betrat. Eine Auftragsbestätigung für die Morde würde sie hier wohl kaum aufbewahren. Trotzdem durchsuchte ich ihre Unterlagen und stieß auf einige steuerlich interessante Dinge, auf Zahlentabellen, denen ich nichts entnehmen konnte und auf jede Menge Inventarlisten. Also völlig unverfänglich und somit nutzlos.

Leise fluchend verließ ich den Raum und blieb einen Moment vor ihrem Schlafzimmer stehen. Das war ihr privatester Rückzugsort, ihr Allerheiligstes, sozusagen... Aber ich drang ja nicht aus persönlichen Gründen ein, also öffnete ich die Tür. Das Zimmer beherbergte nur ein Bett aus schwarzem Holz, über dessen Kopfende ein Katana hing und zwei Reihen ebenfalls schwarzer, deckenhoher Schränke.

"Denkst du, es ist höflich, ohne ihr Einverständnis in das Zimmer einer Dame einzudringen, junger Mann?"

Noch bevor ich einen Gedanken fassen konnte, fuhr ich herum und stoppte das Kunai in meiner Hand nur Millimeter vor Sawa Taos Schwanenhals. Sie hatte die Arme unter der Brust verschränkt und sah mich wütend, aber nicht erschrocken an, als bemerkte sie die Waffe an ihrer Kehle kaum. Ich erwiderte ihren Blick abwägend und behielt die Hand erhoben. Ich war in ihre Wohnung eingebrochen ohne Durchsuchungsbefehl, was natürlich eine Straftat war. Beweisen konnte sie mir das allerdings niemals und Tsunade würde mich decken.

Ich kam zu dem Schluss, dass es nicht nötig war, sie zu verletzen oder zu bedrohen, also ließ ich die Waffe sinken. "Ich schätze nicht, Ma´am."

Sawas Mundwinkel zuckte amüsiert. "Nun, es sei dir verziehen. Du hättest hier sowieso nicht gefunden, was du suchst, Schätzchen. Üblicherweise bewahre ich meine Mordaufträge nicht in meinen Dessous auf." Ihre Stimme war sarkastisch, aber ein bisschen Wahrheit schwang wohl auch in den Worten mit.

"Das habe ich auch nicht erwartet.", dementierte ich.

Sie zog eine rasiermesser-schmal gezupfte Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts dazu, sondern dirigierte mich in ihr Wohnzimmer. "Trink ein Glas Wein mit mir."

"Tut mir leid, ich bin im Dienst.", grinste ich, was meine nicht ganz freiwillige Gastgeberin nicht so lustig fand wie ich. Ich räusperte mich. "Wie haben Sie überhaupt bemerkt, dass ich hier bin? Es gibt keine Alarmanlage."

"Gut vorbereitet - Das gefällt mir." Mit einem lobenden Blick und einem Rotweinpokal ausgerüstet, den sie gerade aus der Küche geholt hatte, ließ die Dame sich auf der weißen Ledercouch nieder und bedeutete mir, es ihr gleichzutun. Ich wählte ein Plätzchen möglichst weit weg von ihr, was sie zu amüsieren schien. "Aber ich habe schon lange festgestellt, dass man derartiges Technik-Spielzeug viel zu leicht manipulieren kann. Ich bevorzuge andere Methoden."

"Wachen kann man bestechen oder töten."

Sawa gab ein glockenhelles Lachen von sich. "Oh, da fürchte ich mich nicht. Meine Männer sind hundertprozentig loyal und können auf sich aufpassen. Außerdem wärest du nicht so grob gewesen, den Wachmann zu töten, wenn du ihn bemerkt hättest, oder?

Sehr wahrscheinlich nicht, aber ich würde einen Teufel tun und ihr das sagen. "Warum haben Ihre Leute mich nicht selbst aufgehalten?"

"Wenn du versucht hättest, wieder zu gehen, hätten sie das getan.", erklärte sie und stellte ihr Glas weg. "Aber ich nehme an, du bist nicht hier, um über mein Sicherheitssystem zu sprechen."

"Nicht wirklich.", seufzte ich. Sakura würde sauer sein, dass ich das hier nicht geheim hatte halten können.

"Und hast du etwas gefunden?"

"Nein." Aber das musste sie wissen, immerhin wäre ich nicht mehr hier, hätte ich Beweise gefunden.

"Natürlich hast du das nicht. Weil es nichts zu finden gibt. Habt ihr eure Zeit wirklich weiter mit mir verschwendet? Wie dumm." Sawa überschlug ihre perfekten Beine und verschränkte die Arme vor der flachen Brust. "Ich habe euch bereits gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe. Trotzdem habe ich meine Leute darauf angesetzt und wie es aussieht, war ich erfolgreicher als ihr."

"Warum haben Sie das getan, wenn sie nichts damit zu tun haben?"

"Ihr schnüffelt in meinen Angelegenheiten und das möchte ich beenden. Außerdem habe ich bereits erklärt, dass die Ergreifung des Mörders in meinem Interesse liegt, um den Frieden in unseren Reihen zu bewahren. Noch da zu war Akira mein Freund und niemand legt sich mit mir an und kommt ungestraft davon." Die Miradenchefin strich sich das Haar aus den Augen und blitzte mich herausfordernd an, doch ich nickte nur. Es war gut vorstellbar, dass sie so etwas nicht auf sich sitzen ließ. "Möchtest du hören, was ich herausgefunden habe oder misstraust du mir lieber weiter?"

"Ich habe keinen Grund, Ihnen zu vertrauen."

"Ah, nicht?", entgegnete sie spitz mit einem Lächeln. "Du bist in meine Privaträume eingedrungen und lebst noch. Ist das kein Zeichen meines guten Willens?"

Ich wusste nicht so recht, ob mich Sawas Selbstbewusstsein beeindruckte oder mir auf die Nerven ging. Jedenfalls sah ich im Moment keine Gefahr darin, mir anzuhören, was sie zu sagen hatte, denn, egal, wie stolz sie sich gab, ihre Lakaien hätten keine Chance gegen mich. "Was haben Sie also herausgefunden?"

"Kluger Junge... Nun, ich nehme an, dass ihr bereits wisst, dass die vier Toten in Akiras Haus nicht die einzigen sind, die in dieser Nacht von uns gingen?"

"Ein Mann mittleren Alters wird vermisst. Er ist im Moment unser Hauptverdächtiger." Neben Ihnen natürlich, fügte ich in Gedanken hinzu, aber das wusste sie sicher selbst.

Sawa stand auf, um ihr Weinglas in die Küche zu bringen. "Von dieser Idee könnt ihr ablassen. Er ist tot.", erklärte sie, noch auf dem Weg. "Meine Männer haben ihn im Fluss gefunden. Sein Genick ist gebrochen, genau wie bei dem Türsteher."

"Also kann man davon ausgehen, dass es derselbe Täter war."

"Das vermute ich. Zumal der Tote, der in Akiras Zimmer gefunden wurde, in der Nacht mit der Wasserleiche unterwegs war."

Ich vertraute Sawa nach wie vor nicht, aber wenn ihre Informationen stimmten, war das durchaus interessant. "Hatten die... Angestellten vielleicht einen Streit mit jemandem?"

"Ich vermute. Dein Mörder hat die Burschen bei ihrem Auftrag gesehen und irgendetwas daran hat ihn gestört. Ich kenne ihn natürlich nicht, aber ich denke, das war eine Kriegserklärung. Wie ich bereits sagte ist Konkurrenz in unseren Kreisen gefährlich, aber davor scheint der Täter keine Angst zu haben. Entweder, er ist verdammt überheblich, oder er hat keine Ahnung, wie das Spiel läuft. Jedenfalls hat er damit, dass er Akira tötete, Besitzansprüche deutlich gemacht."

Ich sah der Frau zu, die an ihre Fensterfront getreten war und bewunderte im Stillen ihr enormes Rückgrad. Sie war wirklich wie Tsunade; Bereit, alles zu opfern für ihre Schutzbefohlenen und natürlich nach wie vor eine absolute Top-Frau. "Sie haben nicht vor, ihm das durchgehen zu lassen."

"Gott, nein.", lachte Sawa und schüttelte den Kopf. "Deshalb schlage ich eine zeitweilige Partnerschaft vor, mein Lieber. DIe Leute aus dem Viertel werden dir oder dem Mädchen nichts sagen. Mir schon. Ich kann euch helfen, ihn zu finden, wenn ihr dafür sorgt, dass er aus meiner Reichweite verschwindet."

Irgendetwas sagte mir, dass ich zwar mit Tsunade und Sakura über darüber sprechen sollte, dieses Angebot aber nur für mich bestimmt war. Sawa sah mich als Kopf dieser Fahndung und das schmeichelte mir mehr, als es sollte. Ich war eben auch nur ein Mann und für derartiges mehr als empfänglich. Allerdings würde ich mich nicht blenden lassen und meinen Kolleginnen davon erzählen sobald ich konnte.

"Was hast du über den Täter herausgefunden?", gab ich ihr meine stumme Einverständnis für die Zusammenarbeit.

Ihr Katzenlächeln blitzte auf; Offenbar gefiel ihr die Antwort. "Ich habe mit einigen Anwohnern sprechen lassen. Euer Vermisster wurde auf dem Hinterhof einer Lagerhalle in den Fluss geworfen. Dort waren verschiedene Männer anwesend; Zuerst drei, dann kurzzeitig zwei und dann wieder drei. Das bedeutet, außer den fünf Toten aus Akiras Reihen und dem Täter war noch jemand dort. Ich denke aber, dass dieser letzte Verschwundene, den wir übrigens auch im Wasser gefunden haben, der Grund war, wieso Akiras Jungs überhaupt dort waren. Er hatte eine aufgeschlitzte Kehle."

"Der Mörder hat auch ein Messer gehabt.", warf ich ein.

"Schon, aber wir können nicht sagen, ob es dasselbe war oder nicht. Und selbst wenn, wissen wir nicht, wer der Anwesenden jetzt wen umgebracht hat. Das müsst ihr schon herausfinden. Ich kann euch nur sagen, wo das erste Verbrechen stattgefunden hat."

"Mhm... Und wie sah der letzte Anwesende - Unser potentieller Mörder - Dann aus?"

"Nun, hier kommen wir zum interessanten Teil bei der Sache.", sagte Sawa und gesellte sich wieder zu mir auf die Couch. Sie unterschlug die Beine und genoss die Aufmerksamkeit, die ich diesen schenkte. Zwanghaft richtete ich den Blick wieder auf ihr Gesicht? Was war nur los mit mir, dass mich zur Zeit nur auf solche Körperlichkeiten konzentrieren konnte? Ich brauchte dringend eine Frau... Nein, nein, nein, nicht ´eine` - Ich brauchte MEINE Frau. Hinata, die einzige, auf die sich mein sexuelles Interesse beschränken sollte.

Meine Unaufmerksamkeit fiel meinem Gegenüber auch schon auf und sie schmunzelte, als sie sich näher zu mir lehnte und ihr Parfüm damit in meine Richtung verteilte. Ich versuchte, ihr zu entkommen, indem ich tiefer in die Polster rutschte. "Äh... Warum war das interessant?", versuchte ich mit rauer Stimme den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen und ´Persephone` so von ihren Annäherungsversuchen abzulenken.

Mit leicht säuerlicher Miene lehnte die Frau sich zurück und brachte so den dringend nötigen Abstand zwischen uns. "Meine Informanten wissen zwar genau, dass sie den Mann gesehen haben, sie können sich aber nicht an sein Gesicht erinnern - Kein einziger von ihnen. Sie sagen, es ist, als würde eine Art Nebel vor seinem Gesicht hängen."

"Na ja, sie waren bei Nacht an einem Fluss. Da ist Nebel nichts ungewöhnliches."

"Oh, das ist es ja gerade; Sie sagen, es war eine sternenklare Nacht."

Ich runzelte die Stirn und sah aus dem Fenster. Es konnte genauso gut sein, dass diese ominösen "Informanten" unter Drogen standen oder nichts gesehen hatten und sich rauszureden versuchten oder dass sie Sawa mit Absicht nichts sagten, um dem Mörder kein Motiv zu geben, auch sie zu töten. Aber wenn es so war, wie meine neue Freundin sagte, klang das verdächtig nach einem Genjutsu. Mir wollte nicht einfallen, wieso ein Kollege diese Menschen hätte töten sollen. Persönliche Motive vielleicht, wie Rache zum Beispiel? Oder infolge einer Mission? Allerdings war uns kein derartiger Auftrag bekannt und Tsunade hätte uns gar nicht erst mit der Suche betraut, wenn sie für alles verantwortlich wäre. Dazu gab es im Dorf wirklich viel zu viel zu tun.

Das waren schwierige Gedankengänge und ich verließ Sawa, um die Sachlage mit meinem Team zu beratschlagen. Sakura war wenig erfreut darüber, dass man mich erwischt hatte, aber ich konnte es jetzt ja nicht mehr ändern und wenn wir es geschickt anstellten, könnte die Lady uns durchaus nützlich sein. Das sah schließlich auch unsere Gruppenleiterin ein und wir konzentrierten uns auf naheliegendere Probleme.

"Wir dürfen uns trotz allem nicht zu sehr auf Sawas Wort verlassen. Sie ist nach wie vor verdächtig und wir müssen auch weiterhin ein Auge auf sie und ihre Leute haben. Wenn allerdings wirklich ein Kollege in den Fall involviert sein sollte, müssen wir sehr diskret vorgehen. Fälschlich einen Kollegen zu verdächtigen, wäre fatal. Im Moment ist zwar im Michelangelo-Fall alles ruhig, aber die Bevölkerung braucht das Vertrauen in uns... Obwohl wir wohl alle hoffen, die Mordserie wäre endlich vorbei.", erklärte Sakura Sai und mir. Sasuke war schon im Bett, wofür ich dankbar war, weil ich mich in seiner Nähe seit dem... Nun, seit dem ´Vorfall` sehr befangen fühlte. "Wir sprechen auf jeden Fall mit der Meisterin über den Verdacht und befragen sie über eventuelle Aufträge. Außerdem müssen wir herausfinden, ob Kollegen persönliche Gründe haben, Sarashis Tod zu wollen; Verwandte, die durch ihn an Drogen gekommen sind, Prostitution, Entführungen... All sowas eben. Deine neue Freundin dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren. Wir werden sie weiterhin beschatten; So können wir auch sichergehen, dass die Informationen, die sie uns zukommen lässt, der Wahrheit entsprechen."

"Ich trau ihr auch nicht wirklich.", gab ich meiner Freundin Recht. "Es könnte genauso gut in ihrem Interesse liegen, uns auf eine falsche Fährte zu locken."

"Was hast du vor, wenn wir tatsächlich einen Kollegen als Täter entlarven, Sakura?", erkundigte sich jetzt Sai.

"Wie gesagt, wir müssen äußerst diskret sein. Am besten, wenn wir das ganz intern behandeln. Naruto, du sprichst morgen mit der Meisterin und erzählst ihr von dem Verdacht. Wir kümmern uns um alles weitere."

Wir besprachen noch einige Details, dann machten die beiden sich auf den Weg. An der Tür hielt ich Sakura noch mal auf, als Sai schon gegangen war. "Also... Es ist so... Hm...", stammelte ich. Die Worte, die ich nicht sagen konnte, machten es denen, die ich sagen musste, schwer, über meine Lippen zu kommen. Sie hingen geradezu an meiner Zunge und ich verfluchte sie im Stummen als verdammte Verräter. Wir saßen hier doch alle im selben Boot! Verdammte Worte. Verdammter Alkohol. Verdammter Sasuke, der das alles scheinbar so teilnahmslos hinnehmen konnte!

"Spuck´s schon aus.", unterbrach Sakura meine inneren Selbstgespräche mit einem freundlichen Lächeln und für einen Moment war ich versucht, ihr alles zu erzählen. Mir war bewusst, dass ich darüber sprechen musste, um meine Gedanken zu sortieren, aber ich konnte nicht. Scheiße, ich konnte ihr doch nicht sagen, dass ich Sasuke, IHREN geliebten Sasuke-kun, begrabbelt hatte und jetzt verwirrt darüber war, wie sehr mich dass erregt hatte. Ich konnte ihr das nicht sagen, weil ich noch versuchte, mir einzureden, dass meine Lust nur am Sexentzug vor diesem Intermezzo lag und wenn ich es ausspräche, wäre es die Wahrheit und ich könnte es nie mehr ungeschehen machen.

"Ich... Könntest du in den nächsten Tagen mal Sasuke zu dir nehmen? Zwischen Hinata und mir läuft es momentan nicht so toll und ich wollte mal wieder mehr Zeit mit ihr verbringen."

Ich hatte wegen der beiden Mädchen ein schlechtes Gewissen. Bei Sakura, weil ich sie belog, bei Hinata, weil ich sie dafür benutzte, um mich vor einem dringend nötigen Gespräch mit Sasuke zu drücken. Sicher, unsere Beziehung brauchte eindeutig mehr Nähe, aber darum ging es jetzt nicht. Es ging um Sasuke - Wie immer. Ich hatte gedacht, meine Obsession ihm bezüglich würde enden, wenn er wieder in Konoha wäre, aber stattdessen fraß mich jetzt die Angst, ihn noch mal zu verlieren, innerlich auf und ließ mich kaum etwas außer ihm wahrnehmen. Der Gedanke beunruhigte mich. Wann hatte ich angefangen, mich so völlig auf ihn zu fixieren, dass alle anderen nur noch halb so wichtig waren, sobald ich auch nur an ihn dachte? Rasch konzentrierte ich mich wieder auf mein momentanes Gespräch.

Ich war zwar ein mieser Lügner, aber diesmal glaubte Sakura mir mit einem mitfühlenden Lächeln. "Klar, ist doch kein Problem. Ich hab mir schon gedacht, dass ihr euch in letzter Zeit zu selten gesehen habt, du und Hinata. Es ist wirklich stressig, hm?"

"Jaa...", antwortete ich gedehnt, den Blick auf einen Punkt neben ihrem linken Ohr gerichtet. "Weil es Sasuke ja auch nicht so gut geht..."

"Ich verstehe schon. Aber jetzt sieht er langsam wieder echt gut aus und du kannst wieder mehr Zeit mit Hinata verbringen."

Sie sagte das in den besten Absichten, machte mir damit aber ein fast unerträglich schlechtes Gewissen, weil ich wusste, dass es nicht so sein würde. "Das... Wäre schön.", antwortete ich träge. Meine Konzentration ging gerade flöten;

Sasuke war aus seinem Zimmer gekommen und ich spürte seine Nähe wie einen Magnet.

"Glaubst du, er wird bald alleine sein können?"

"Nein." Meine Reaktion kam heftiger als gedacht und Sakura weitete überrascht die Augen. "I-Ich meine... So lange er wegen... Solange er zu Baa-chan gehen muss, wohl nicht."

Sie schien versucht, erneut nach dem Grund der Besuche zu fragen, ließ es dann aber doch. "Da hast du wohl Recht... Aber langsam wird das mühsam, nicht? Ich meine, du liebst es, Hinata und alle um dich zu haben in deiner Freizeit, aber weil Sasuke-kun alleine sein will, stellst du deine Bedürfnisse zurück. Das ist wirklich rücksichtsvoll von dir. Ich bin sicher, er ist sehr dankbar, obwohl er es nicht zeigen kann. Du bist ein guter Freund, Naruto."

Jedes von Sakuras Worten war wie ein Schlag in die Magengrube. So etwas Nettes hatte sie schon lange nicht mehr zu mir gesagt und dann war ich das Lob nicht mal wert. Sasuke war es egal, ob er in der Wohnung war oder unter Leuten. Nur ich sperrte uns hier ein. Das war alleine meine Schuld und ich konnte nichts daran ändern, weil ich ihn verdammt noch mal für mich alleine wollte.

Ich schluckte hart und bemühte mich um ein Lächeln. "Für ihn immer... Und für dich auch."

Ungewohnt zärtlich legte meine Freundin die Hand auf meine Wange. "Wie wäre es, wenn du Hinata nach einem Date gleich für Samstag fragst? Je eher man etwas tut, desto besser, wenn es um so was geht."

"Ich muss sie noch fragen, ob sie frei hat, aber das mache ich morgen. Du bist die Beste, Sakura-chan. Danke."

"Schon ok.", lächelte sie und verabschiedete sich mit einem sehnsüchtigen Blick in Richtung von Sasukes Zimmer. Ich fragte mich, ob sie auch wusste, dass er hinter der Ecke lehnte und zuhörte. Jedenfalls ging sie, ohne etwas dazu zu sagen.

Ich ließ mir Zeit damit, das Schloss für den nächsten Tag einzustellen. Die letzte Woche über hatte ich es vermieden, alleine mit Sasuke zu sein. Ich hatte so lange Gäste in der Wohnung behalten, bis er zu Bett ging und war dann leise in mein Zimmer gehuscht. Ich hatte ihn zu Aufträgen mitgenommen und war auch so viel mit ihm draußen gewesen. Mein Umgang mit ihm war angespannt gewesen und die angenehm kumpelhaften Gespräche, die wir noch vor ein paar Tagen hatten führen konnten, waren abgestorben wie eine tote Wurzel. Ich vermisste es, so unbefangen mit ihm umgehen zu können, aber ich schaffte es nicht, mich in seiner Gegenwart zu entspannen. Statt der Freundschaft gab es jetzt eine unausgesprochene Spannung zwischen uns, deren Natur ich nicht benennen wollte, weil mein Unterbewusstsein genau wusste, dass sie rein sexuell war. In seiner Umgebung zu sein, lud mich praktisch statisch auf und jetzt, wo kein Mensch in der Nähe war, auf den ich diese Elektrizität hätte ableiten können, rieselte sie bereits in meinen Schritt, bevor ich ihn auch nur angesehen hatte und ich wusste, dass er es wusste, weshalb ich mich so entblößt fühlte wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

Schließlich hatte ich unglaublich lang an dem Schloss herumgefummelt und kam nicht mehr umhin, mich umzudrehen und wie bereits vermutet, beobachtete Sasuke mich, ein gewisses Amüsement in den Augen. Ich war nervös, zwang mich aber, wie schon bei Sakura eben, zu einem Lächeln. "H-Hi... Konntest du nicht mehr schlafen? Entschuldige, wenn wir zu laut waren, ich..."

"Ich war wach.", unterbrach er mein Geplapper, indem er näher kam. "Ende der Woche bist du also bei Hinata."

"Du... Du hast uns zugehört?"

"Ja." Warum überraschte mich seine unverfrorene Ehrlichkeit überhaupt noch?

Seufzend kämmte ich mir durch die Haare und hob schwach die Mundwinkel. "Ja... Ich werde mich mit ihr treffen."

Sasuke erwiderte mein klägliches Lächeln nicht, als er vor mir stand, also ließ ich es verblassen. "Und ich soll zu Sakura."

Offensichtlich passte ihm das nicht und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Es war ja nicht so, dass ich ihn loswerden wollte. Im Moment war es einfach für alle Beteiligten das Beste so, denn ich war verwirrt. So verwirrt, dass mein ganzer Körper sich danach sehnte, die geringe Distanz zwischen uns zu überbrücken, den Arm nach ihm auszustrecken, ihn zu mir zu ziehen und ihn zu küssen. Stattdessen leckte ich mir über die trockenen Lippen und schluckte. "E-Es ist ja nur der eine Tag...", rechtfertigte ich mich, den Blick abgewandt.

"Nur der eine Tag, hm?", wiederholte Sasuke und trat jetzt von sich aus näher, sodass uns keine zwanzig Zentimeter mehr trennten. "Und was soll ich ihr an diesem einen Tag erzählen, warum du mich loswerden möchtest? Gibt es einen bestimmten Grund?"

Er kannte ihn. Verdammt, der Grund saß in meinen Augen, die ihn aufzufressen drohten, er hämmerte gegen meine Kehle, die brannte vor Verlangen seine Zunge zu spüren, er pulsierte in meinem Ständer, den ich kaum noch ignorieren konnte und er tobte in meinem Bauch, der sich krampfhaft zusammenzog und entspannte vor lauter Aufregung. Wir kannten den Grund beide, ich musste ihn nicht aussprechen, also antwortete ich auf seine andere Aussage: "Ich will dich nicht loswerden..."

"Doch, das willst du und wir wissen beide, wieso." Seine Hand berührte den Stoff meines Pullovers über meinem rebellierendem Oberkörper, so zart, dass ich es kaum auf der Haut spüren konnte. Ich konnte den Blick nicht von seinen Lippen lösen, als sie das Unglaubliche aussprachen: "Ob Sakura das auch gerne wissen wollen würde...?"

Er erpresste mich.

Ich konnte es nicht begreifen. Die Tatsache entzog sich meinem Verständnis und ich versuchte, ein anderes Motiv für sein Verhalten zu finden, aber das gab es nicht und mir wurde kalt, als ich es einsah. Wie immer wusste er, wie ich reagieren würde - Dass ich Sakura beschützen wollen würde vor der widerlichen Wahrheit - Und er nutzte es schamlos aus. Als er die Resignation in meinem Blick sah, huschte ein Lächeln voller Genugtuung über diese Lippen, die ich immer noch anstarrte. Er grub die Finger in meine Kleidung, um mich näher an sich zu bringen.

"Wieso...?", fragte ich rau, ohne mich gegen seine Nähe zu wehren.

"Weil ich dich will.", hauchte Sasuke gegen meinen Hals und ließ die Zähne über die dünne Haut schaben. Ich wusste, dass es falsch war und dass ich es bereuen würde. Dass ich ihn dafür hassen sollte, so etwas mit mir zu tun. Aber die Nähe seines Körpers machte es mir unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte das tun, was er verlangte, obwohl ich mich dafür schämte. Wütend über meine Schwäche, aber unfähig, sie zu bekämpfen, pinnte ich Sasuke mit einem Knurren gegen die Wand und quetschte unsanft das Knie zwischen seine Beine. Er lächelte nicht mehr, schien aber auch nicht sauer über meine grobe Behandlung, im Gegenteil, er zog mich noch enger, sodass unsere Lippen sich fast berührten. Ich konnte kaum Luft holen, als sein heißer Atem beim Sprechen über meinen Mund strich; "Ich will dich und das ist deine Schuld, Naruto... Ich weiß, dass ich dich einfach so haben könnte... So oft ich will... Aber es wird leichter für dich, wenn du dir einreden kannst, ich würde dich zwingen, hm...?"

Ich wollte widersprechen, konnte aber nicht, weil ich seine Worte bereits bestätigte, indem ich ihn mit einem wütenden, hungrigen Knurren küsste. Das so viel Arroganz in so wenigen Worten überhaupt Platz hatte.
 

Der Mann war ein kleiner Fisch, das war uns allen bewusst. Aber wir brauchten ein Erfolgserlebnis und wir hatten seine Geschäfte beobachtet, als wir das Kasino observiert hatten.

Wir hatten ihn uns schon früh am Abend auf die Fersen geheftet. Sakura war irgendwo auf der Galerie des Clubs und Sai ein Stück vor mir in der Menschenmenge, die sich zuckend zur Musik bewegte. Ich selbst stand an der Bar. Es war schwer, in diesem Licht ein Gesicht auszumachen, aber ich hatte unseren Mann fest im Blick. Mit einem Drink in der Hand stand er ein wenig abseits an der Wand und sah mal hierhin, mal dorthin, ohne bewusst jemanden anzusehen, zumindest solange, bis ihn jemand ansprach.

Ich richtete mich ein Stück auf. Genau auf so einen Moment hatten wir gewartet. Der Neue sagte etwas, unser Mann sah sich kurz um, nickte dann und machte mit der Hand eine fordernde Geste, welche der Käufer mit einigen Geldscheinen beantwortete.

Auch Sai und Sakura hatten es bemerkt und sich den beiden jeweils von vorne und rechts genähert, sodass sie eingekreist waren. Wir zeigten uns erst, als das Tütchen den Besitzer wechselte. "Wir müssten Sie beide bitten, mit uns zu kommen.", erklärte Sakura kühl, aber höflich und löste damit kurzes Entsetzen auf den Gesichtern der beiden Männer aus. Der Dealer wandte sich ab und wollte laufen, knallte dabei aber voll gegen meine Brust und sah in mein lächelndes Gesicht, als er ein Stück aufblickte.

"Ich glaube, die Lady möchte, dass du noch etwas bleibst."

Zur Sicherheit nahm ich den einen und Sai den anderen am Arm, als wir sie möglichst unauffällig nach draußen geleiteten. Erst dort fingen sie an, ihre Lage zu begreifen und sich zu wehren. "Was wollt ihr eigentlich?! Wir haben doch gar nichts gemacht!"

"Wir nehmen Sie in Sicherheitsverwahrung wegen Besitz und Verkauf illegaler Substanzen sowie dem Kauf ebendieser und dem Verdacht auf ihre Nutzung."

Sakura überließ es uns Männern, für die einstweilige Verwahrung der Übeltäter zu sorgen, während wir sie ins Gefängnis brachten. Als das erledigt war, fühlte ich mich befreiter als seit Wochen, weil wir tatsächlich etwas erreicht hatten. Natürlich nicht das, was wir eigentlich geplant hatten, aber immerhin etwas. Meine stillschweigende Abmachung mit Sawa hatte ich zwar nicht eingehalten, aber ja nur für einen guten Zweck. Und jetzt würden wir uns mit neuem Elan unserer eigentlichen Aufgabe widmen können.
 

Langsam wurden die blassen Finger in meiner Hand kühl, also schob ich sie in die Tasche meiner Jacke. Hinata drückte dankbar meine Hand und ich grinste, ohne ihrem Blick direkt zu begegnen. Das konnte ich nicht. Sie würde die Wahrheit in meinen Augen sitzen sehen wie ein gieriges Ungeheuer, das unsere Beziehung auffraß.

Ihre Wangen waren unter der hellen Bommelmütze gerötet - Vermutlich sowohl von der Kälte als auch von dem Körperkontakt. Sie trug einen lilanen Schal, der lang genug war, um ihn auch noch um meinen Hals zu schlingen, wenn wir uns dicht zueinander lehnten - Was wir auch taten, denn ich hatte mein eigenes Halstuch vergessen hatte.

"N-Naruto-kun...?" Hinata brach wieder ab, bis ich auffordernd und bekräftigend ihre Hand drückte. "W-Wir... Also... Wir sind ja jetzt schon lange zu... Hm... Z-Zusammen..."

"Fast ein Jahr.", bestätigte ich lächelnd, dann fiel mir etwas auf und ich weitete entsetzt die Augen. "Es ist nicht unser Jahrestag, oder?! Tut mir leid, Takara, solche Tage kann ich mir nicht merken!"

Meine Freundin kicherte leise und schüttelte den Kopf. "Nein, das war doch schon. Wir waren essen, weißt du nicht mehr...?"

"Aaah, ja!", rief ich erleichtert aus. Wir waren essen und ich hatte ihr Blumen geschenkt und ihr gesagt, wie hübsch sie aussah und dass ich sie liebte, so, wie sich das eben für einen guten Freund gehörte. Damals, als ich noch nicht angefangen hatte, unsere Beziehung zu ruinieren. "Stimmt. Das war schön."

Mit einem Nicken ließ sie das Gespräch erstmal im Sande verlaufen, als wir unser Ziel, die Eislaufhalle, erreichten. Ich zahlte für uns und wir liehen uns Schlittschuhe aus. Um sie anzulegen, brauchte ich Hinatas Hilfe und wie sie da so zwischen meinen Beinen kniete, musste ich an die letzte Nacht mit Sasuke denken. Ich erschrak über meine heftige Erregung bei diesem Gedanken, weil ich nicht von dem Anblick des Mädchens hart wurde. Hinata wurde rot, als sie meinen Zustand bemerkte und versuchte, meinem Blick zu begegnen, aber ich wich aus. Zum Glück war sie zu schüchtern, mir ihre ´Hilfe` bei meinem Problem anzubieten ( Obwohl sie es sicher getan hätte, hätte ich sie darum gebeten.), denn das hatte ich eindeutig nicht verdient.

Die kalte Luft in der Halle half, dass ich nicht allzu lange so rumlaufen musste, sodass wir uns auf Hinatas Versuche, mir das Schlittschuhlaufen beizubringen, konzentrieren konnten. Sie glitt elegant über das Eis, als hätte sie nie etwas anderes getan und versuchte, nicht über mein Stolpern und Strampeln zu kichern, wofür ich sehr dankbar war. Trotzdem gab ich nach einer Weile auf und sah lieber zu, wie Hinata Pirouetten drehte und mir dabei noch schüchtern zulächelte.

Sie war so süß... Ich hatte sie überhaupt nicht verdient. Wie konnte sie jemanden, der sie so hinterging, nur so bedingungslos lieben? Inzwischen konnte ich nämlich nichtmal mehr selbst leugnen, dass ich sie betrog. Ich wollte das nicht - Natürlich nicht, ich liebte sie und wollte ihr nicht wehtun. Aber genauso wenig konnte ich mich gegen Sasukes Anziehungskraft wehren.

Ich konnte nicht direkt sagen, dass er mich verführte, weil er nichts tun musste, außer mir etwas näher zu kommen als üblich, um meine Selbstbeherrschung in Rauch aufgehen zu lassen. Es war ich alleine, mein Körper, der so heftig auf dieses bisschen Nähe reagierte. Nie war er der Erste, der mich anfasste. Seine bloße Anwesenheit wirkte wie ein Magnet auf mich, die Blicke, die er mir zuwarf, die Selbstverständlichkeit, mit der er inzwischen halbnackt durch die Wohnung lief, die befehlsgewohnte Stimme, mit der er meinen Namen sagte... Und ich war mir ziemlich sicher, dass er sich seiner Wirkung nur zu deutlich bewusst war.

Aber ich würde nicht mehr sein Spielzeug sein. Schön für ihn, dass er seinen Sexualtrieb entdeckte, aber erkunden konnte er ihn doch bitte an jemand anderem! So ziemlich jeder hier im Dorf dürfte doch erpicht darauf sein. Jeder - Außer mir und das würde ich ihm auch sagen.

"Nein.", wisperte ich leise und stellte mir dabei seine schwarzen Augen vor. "N-Nein." Seine leicht geöffneten Lippen und seine Zunge, die diese befeuchtete... Und das war´s mit mir. Ich brachte dieses kleine Wort, diese vier Buchstaben, nicht mehr raus. Und das, obwohl ich nur an ihn dachte. Ich seufzte tief.

Das konnte ja lustig werden.

Ich spürte einen Blick auf mir und fokussierte meine Augen, sodass ich Hinata sehen konnte. Meine erste Reaktion war ein schuldbewusstes Lächeln, doch dann sah ich, dass sie nicht gerade glücklich wirkte und suchte nach dem Grund dafür. Dieser entpuppte sich als brünetter junger Mann, welcher mit charmantem Lächeln auf meine sichtlich nervöse Freundin einredete und als ich erkannte, dass er sie anbaggerte, war ich in Sekundenbruchteilen auf den Beinen. Ohne darüber nachzudenken sprang ich über die Balustrade vor der Eisbahn - Und landete prompt auf allen Vieren, als ich auf dem glatten Grund ausrutschte.

"Naruto-kun...!", rief Hinata besorgt und eilte leichtfüßig auf mich zu. Sie half mir auf die Beine und ließ es zu, dass ich mich etwas auf sie stützte, um nicht noch mal zu fallen. Mein Blick lag auf ihrem kleinen Verehrer, der ihr gefolgt war und mich jetzt musterte. "Geht es dir gut...?", erkundigte meine Freundin sich, während sie mich nach Verletzungen untersuchte.

"Ja, Süße, alles klar... Wer ist das?", wollte ich, böser als üblich, wissen. Es kam nicht sehr oft vor, dass Hinata von anderen angegraben wurde, weil sie so unauffällig war, dass die meisten sie gar nicht erst bemerkten. Wenn es dann doch geschah, machte ich meine Ansprüche normaler Weise mit Umarmungen und Küssen deutlich. Nicht so heute. Gerade hätte ich diesem Typ am liebsten eine reingehauen und zwar nur, weil er sich Hinata auf zwei Meter näherte.

"Ich habe nur Hinata-sans Eislaufkünste bewundert.", erklärte der Fremde. Vielleicht war er höflich, aber mir kam er gerade nur blasiert und überheblich vor. "Keine Panik."

"Ich glaube, dich habe ich nicht gefragt." Wer erlaubte ihm überhaupt, meine Freundin beim Vornamen zu nennen?

"N-Naruto-kun...", sagte diese, verunsichert von meiner Aggressivität.

Ich war selbst verwirrt. Was sollte das? Es war ja nicht so, dass sie denselben Scheiß abzog wie ich... Aber genau da lag das Problem; Ich hatte Angst, dass sie es tun könnte. Im Moment bedeutete ich ihr alles, dessen war ich mir hundertprozentig sicher, aber ich war mir bis vor ein paar Tagen auch hundertprozentig sicher gewesen, dasselbe für sie zu empfinden. Und jetzt fühlte ich mich unwiderstehlich zu meinem Mitbewohner hingezogen. Ich hatte Angst, dass sie denselben Magnetismus, den Sasuke auf mich ausübte, für jemand anderen empfinden könnte und ich sie so verlieren würde. Sie war schüchtern, aber gegen diese Anziehungskraft könnte nicht mal sie sich wehren.

Und ich wusste ja nicht, dass ich der Mensch war, auf den sie so reagierte, weil sie ihr Verlangen so mühsam verbarg.

"Sie ist meine Freundin und ich bin der einzige, der ihre ´Künste` genießen darf, klar? Also schieb ab.", knurrte ich und der Mann tat mit einem Kopfschütteln, wie ihm geheißen, was auch besser für ihn war. Ich hätte Lust gehabt, mich zu prügeln.

"Ähm... Ist... Ist a-alles ok...?"

"Jaaa, klar... Was für ein Idiot, huh?", lachte ich aufgesetzt und in dem Wissen, dass ich mich wie der Idiot aufgeführt hatte. "Gehen wir lieber."

"Ich... Glaube auch, dass das besser wäre.", antwortete meine Freundin und führte mich von der Eisfläche. Wir gaben die Schlittschuhe zurück, zogen uns um und verließen die Anlage. Diesmal legte Hinata den Schal nicht um meinen Hals.

"Willst du noch einen Kaffee trinken oder...?" Den Rest des Satzes kannte ich selbst nicht. Vielleicht ´Oder hast du genug von mir?` oder ´Oder soll ich dich heim bringen?`. Sie stimmte mit einem Lächeln der Fortsetzung unseres Dates zu und hob etwas die Hand, was bedeutete, dass ich sie halten sollte. Auch nach einem Jahr war sie zu schüchtern, dass zu sagen. Am Anfang hatte ich die kleine Geste immer übersehen, aber jetzt schloss ich folgsam die Finger um ihre.

"Eigentlich krass, dass noch niemand aus deiner Familie uns gesehen hat.", meinte ich spontan und war verwundert, als das Gesicht meiner Freund daraufhin flammend rot anlief. "Uns... Hat doch niemand gesehen?"

Mir war es egal, aber ich wollte nicht, dass Hinata meinetwegen Ärger zu Hause hatte, wo sie eh so schlecht mit ihrem Vater auskam. Seit sie etwas selbstbewusster war, hatte das Verhältnis sich zwar ein wenig gebessert, aber wirklich gut war es nach wie vor nicht und würde es wohl auch nie sein. Unseren Kindern würde ich mal ein besserer Vater sein... Sofern es soweit kam.

"N-Nein.", sagte Hinata und schien damit meinen Gedanken zu beantworten, weshalb ich sie entsetzt ansah.

"Was? Wieso bekommen wir keine Kinder?"

Sie lief tiefrot an und senkte den Blick. "N-Naruto-kun... Da-Darüber haben wir n-noch nie geredet... Wie kommst du darauf...?"

Als mir aufging, worüber wir eigentlich geredet hatten, war ich es, der errötete. "Äääh... Sorry, ich war in Gedanken. Uns hat also keiner gesehen? Das ist gut... Schätze ich. Hehe." Verlegen grinsend öffnete ich ihr die Tür und folgte ihr in ein Café, wo ich uns einen Platz aussuchte.

"Ist alles o-ok, Naruto-kun...?", fragte sie vorsichtig. Sie zog ihre Jacke aus, unter der sie ein schwarzes Strickkleid und Stiefel trug. Sie sah hübsch aus und ich schob den Vergleich zu jemand anderem, der gerne schwarz trug, weit von mir weg.

"Was meinst du?", lächelte ich und nahm ihre Hände.

"Du benimmst dich... U-Ungewöhnlich.", benutzte sie nach kurzem Zögern ein Wort, von dem sie glaubte, es würde mich nicht beleidigen. Sie war so lieb und rücksichtsvoll... Womit hatte ich das verdient, wo der Grund für mein Verhalten schlicht und einfach Verrat war?

"Findest du?" Sie nickte wortlos und ich fuhr mir nervös mit den Fingern durchs Haar. Es wäre mir lieber, sie hätte das Thema fallen gelassen - Auch zu ihrem eigenen Schutz. "Tut mir leid... Im Moment ist alles... Ziemlich anstrengend.", erklärte ich ausweichend, um nicht direkt lügen zu müssen. Gott, wie weit war es schon mit mir gekommen, dass ich meiner Freundin solche Halbwahrheiten auftischte? Ich wollte sie nicht anlügen, aber die Wahrheit konnte ich ihr auch nicht sagen, selbst wenn sie mich von innen auffraß, wenn ich sie nicht rausließe. Damit musste ich jetzt leben. Ich würde Hinata niemals wehtun, dafür war sie mir zu wichtig.

Wichtig... Aber liebte ich sie auch immer noch so sehr, wie ich mir selbst weismachte?

Ich erschrak heftig über meinen eigenen Gedanken. Natürlich tat ich das! Sie war alles für mich... War alles gewesen, bis Sasuke wieder in mein Leben trat. Er hatte die Zeit, die ich für Hinata übrig hatte, praktisch verschlungen mit seiner gut versteckten Hilflosigkeit. Hatte meine Aufmerksamkeit aufgesogen wie ein schwarzes Loch... Meine Zeit, meine Aufmerksamkeit - Und meine Liebe.

Ich wünschte, ich wäre besser darin, mich selbst zu belügen, aber wenn ich schon andere nicht täuschen konnte, wie sollte ich dann mich selbst von falschen Tatsachen überzeugen?

Eine zierliche Hand, die sich auf meine legte, riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich aufblicken in die liebevollsten, verständnisvollsten Augen auf der Welt. "Du musst mir nicht sagen, was dich belastet, aber wenn es dir hilft, werde ich dir zuhören. I-Ich... Bin für dich da, Naruto-kun...", sagte Hinata leise und errötend, aber mit einem warmen Lächeln. "U-Und wenn nicht... Weiß i-ich, dass du alles schaffen kannst... I-Ich li-liebe... D-Dich..."

Sie sagte das selten von sich aus, weil es ihr peinlich war, aber wenn sie es tat, ging mir richtig das Herz auf. "Ich liebe dich auch.", erwiderte ich und meinte es in diesem Moment trotz meiner vorigen Zweifel ehrlich. Sie tat mir gut, beruhigte mich. Und sie liebte mich mit bedingungslosem Vertrauen. Was sonst hätte ich von irgendjemandem erwarten können?

"Hey, hast du schon gehört? Die wollen jetzt endlich die Medic-Nin Einheit aufstocken.", wechselte ich das Thema.

Hinata verstand sofort, dass ich nicht über mein Problem reden wollte - Oder es besser gesagt nicht konnte - Und ging darauf ein. "Das Gerücht geht doch jedes Jahr um..."

"Aber Sakura-chan hat gesagt, eine Kollegin wäre sich sicher, dass es diesmal stimmt."

"Wie geht es ihr eigentlich?"

"Der Kollegin?", grinste ich.

"Sakura-san...", antwortete Hinata mit einem nachsichtigen Lächeln wegen meines Witzes und für eine Weile war es so einfach mit ihr zu reden wie es das fast ein Jahr lang gewesen war. Bis Sasuke zurückgekehrt war.
 

"We-Wegen vorhin...", fing Hinata später an, als es bereits dunkel war und ich sie nach Hause brachte. Als ich sie fragend ansah, wurde sie expliziter: "Ich wo-wollte dich d-doch was fragen..."

Eine Weile überlegte ich, dann schnippte ich mit den Fingern, als es mir einfiel. "Stimmt! Tut mir leid, das hatte ich ganz vergessen... Was gibt es denn?"

"Na ja..." Inzwischen waren wir in der Straße, in der das Hyuuga-Anwesen lag. Hinata senkte den Kopf, sodass ihr Gesicht praktisch hinter der Wolle ihres Schals verschwand, nur ihre Augen blickten scheu zu mir auf. "I-Ich hab überlegt, ob wir... Hm... Me-Meinen Eltern... Also, nur, wenn du willst..."

Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, was sie von mir wollte und als ich es endlich kapierte, weitete ich die Augen. "Du willst es deinen Eltern erzählen? Das mit uns?"

Hinata nickte unsicher und schob die Nase noch tiefer in ihren Schal. Offenbar hatte sie sich meine Reaktion anders vorgestellt - Und offen gesagt hatte ich auch mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich wollte unsere Beziehung schon ewig offiziell machen, aber sie hatte immer nein gesagt, weil sie keinen Familienstreit wollte, also hatte ich das akzeptiert. Und ausgerechnet jetzt, wo ich so einen Mist verzapfte und mir so unsicher wegen unserer Beziehung war, wollte sie mir diesen Wunsch erfüllen. Sie war eindeutig zu gut für mich.

Mein Schweigen veranlasste sie dazu, mit ihren Wünschen zurückzurudern: "We-Wenn du nicht willst, m-muss es nicht sein. Naruto-kun. I-Ich dachte nur..."

"Es macht mich auch glücklich, Takara.", beantwortete ich den Teil ihres Satzes, den sie verschluckt hatte. "Ich war nur überrascht, das ist alles. Aber es macht mich wirklich, wirklich glücklich, dass du das möchtest. Sollen wir es ihnen gleich jetzt sagen?"

"N-N-N-Nein!", stammelte Hinata hastig und hielt mich am Arm fest, als ich scherzhaft dazu ansetzte, in ihr Haus zu spazieren. "Lass... Lass uns das nächste Woche machen. D-Du kommst zum Teetrinken vorbei und..."

"Und wir sagen es ihnen.", beendete ich ihren Satz mit einem liebevollen Lächeln. "Das ist schön. Ich freue mich."

Sie lächelte und ich war glücklich, dass ihre Unsicherheit für den Moment verschwunden war. Ich wünschte nur, meine würde auch enden.

Wir machten den Termin fest und besprachen, was wir ihren Eltern sagen sollten. Ich gab mein Bestes, sie vom guten Ausgang der ganzen Sache zu überzeugen. Ihre Eltern mochten streng sein, aber das Glück ihrer Tochter würde ihnen doch gewiss am wichtigsten sein. Außerdem würde Neji vielleicht ein gutes Wort bei dem Familienoberhaupt einlegen... Oder auch nicht.

Vielleicht eine Sekunde vor Hinata bemerkte ich, dass jemand sich uns näherte und sah in die betreffende Richtung. Die Schritte waren kurz darauf zu hören und sie waren hektisch. Trotzdem entspannte ich mich ein wenig, als ich die Person erkannte.

"Sakura-chan.", begrüßte ich meine Freundin, doch das Lächeln verschwand so schnell aus meinem Gesicht, wie es darauf erschienen war. Sie sah völlig aufgelöst aus, genau genommen so, als würde sie gleich zu weinen anfangen. Bestürzt legte ich die Hände auf ihre Schultern. "Was ist denn los?", wollte ich höchst alamiert wissen. Etwas stimmte nicht an der Situation, etwas ganz Gravierendes war falsch, dass ich nicht sofort erkannte. Als ich es endlich begriff, presste mir die Erkenntnis alle Luft aus dem Körper und riss mir praktisch den Boden unter den Füßen weg.

"Wo ist Sasuke...?"

Ich flüsterte, fast erstickt von der Wahrheit, die ich zunächst übersehen hatte. Inzwischen quollen die Tränen, die zuvor schon in ihren Augen geglänzt hatten, über Sakuras Gesicht und sie schüttelte hilflos den Kopf. So furchtbar hilflos, aber ich konnte kein Mitleid haben, sondern schüttelte sie heftig, während ich sie anbrüllte.

"Wo ist er?! Sakura, verdammt!"

In meinem Zorn und meiner fassungslosen Angst war nicht mal mehr Platz für ein Kosewort.

"I-Ich weiß es nicht...!", japste das Mädchen unter seiner laufenden Nase hervor. "E-Er war einfach verschwunden u-und..."

"Wie konntest du ihn einfach verlieren? Weißt du, wie viele Leute ihn tot sehen wollen?!", schrie ich völlig außer mir und rüttelte weiter an ihr, als würde Sasuke aus ihren Ärmeln purzeln, wenn ich das nur lang genug täte. "Du könntest ihn umgebracht haben, verdammte Scheiße! Du... Oh..."

Mir schwindelte plötzlich vor heftigem Entsetzen. Ich fasste mir an den Kopf und taumelte zurück. Warum schrie ich Sakura an, wenn das doch alles meine Schuld war...? Ich hatte mein Privatvergnügen und meine Angst vor einer Aussprache mit Sasuke über meine Pflicht, auf ihn aufzupassen, gestellt und jetzt war er weg.

Weg.

Einfach so, wie damals vor sechs Jahren.

"Nein..." Meine Atmung kam nur noch flach und ich starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts. "Nein, er kann nicht... Ich hab doch..."

Eine warme Hand legte sich auf meine Wange und holte mich ein Stück weit aus meiner Panikattacke zurück. Hinata sah ernst, aber besorgt und gefasst zu mir auf. "Keine Angst. Wir finden ihn.", versprach sie mit so viel Zuversicht, dass ich ihr glaubte. Ich glaubte ihr alles, weil ich sie liebte, so sehr liebte, dass es wehtat und weil sie jetzt die Führung übernahm, wo ich zu viel Angst zum Denken hatte.

Wenn Sasuke nämlich abgehauen war, hatte er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen und sein Schutzstatus war aufgehoben.

Und dann wären die ANBU-Wachen, die nach wie vor auf ihn angesetzt waren, auf seinen Fersen.

Und dann...

Ich konnte nicht weiter denken. Stattdessen trieb ich willenlos in den Anleitungen meiner Freundin dahin, die unseren Jahrgang zusammentrommelte, um Sasuke zu suchen. Dabei tat sie das nicht für ihn - Ich glaube, sie mochte ihn nichtmal besonders. Sie tat es für mich aus purer Liebe und dafür würde ich immer alles tun, was sie glücklich machte. Ich würde ihr ein Haus bauen und sie heiraten und Kinder mit ihr haben, wenn sie das wollte und für den Rest ihres Lebens jeden Wunsch von ihren Augen ablesen.

Nur eben nicht ihretwegen.

Sondern weil sie versuchte, mir Sasuke zurückzubringen.

Den Fehler in diesen Gedanken konnte ich im Moment aber nicht erkennen, weil ich Sasuke nur endlich finden und in Sicherheit wissen wollte und keine andere Überlegung Platz hatte in meinem Kopf.

"Wie ist das überhaupt passiert?", stellte wenig später Kiba eine der Fragen, die ich vorhin in meinem Schock nicht hatte stellen können. Im Moment waren alle zwölf Freunde versammelten und warteten auf Instruktionen. Ich war ihnen unendlich dankbar, weil ich wusste, dass viele nicht unbedingt scharf auf Sasuke waren.

"Ich weiß nicht...", wisperte Sakura, die immer noch kalkweiß im Gesicht war, sich aber in Inos Arm soweit beruhigt hatte, dass sie nicht mehr weinte. "Wir waren in der Stadt und als ich einer Frau half, ihre Einkäufe einzusammeln, die ihr runtergefallen waren, war er plötzlich weg. Ich hab den ganzen Platz nach ihm abgesucht, a-aber er war nirgends. Er ist einfach w-weg... Und dann bin ich Naruto suchen gegangen... Ich wusste nicht, was ich machen soll..."

"Also gut.", seufzte Shikamaru, der das ganze hier wohl eher gezwungener Maßen in die Hand nahm. "Wir sollten erstmal versuchen, ihn alleine aufzuspüren, bevor wir der Obrigkeit davon erzählen, sonst könnte Sasuke, gelinde gesagt, am Arsch sein. Bildet zweier Teams, dann suchen wir systematisch das Dorf ab... Und untersteht euch, euch zu trennen. Wir wollen nicht noch jemanden verlieren und falls Sasuke beschlossen hat, Konoha zu verlassen, ist zu befürchten, dass er kämpfen wird, wenn wir ihn aufhalten wollen."

Alle sahen Sakura und mich an, als wäre ein Familienmitglied von uns gestorben. Als stünde schon fest, dass er weggelaufen war und somit sein Leben verwirkt hatte, aber ich weigerte mich schlicht und ergreifend, das zu glauben. Ich ballte die Hand, die nicht Hinatas Finger umschloss, zur Faust. "Er ist in Konoha.", stellte ich eine unumstößliche Tatsache fest und ließ den Blick von einem zum anderen wandern. "Ich weiß nicht, was passiert ist oder warum er verschwunden ist, aber er ist nicht weggelaufen. Er hat doch gesagt, dass er bleiben will..." Ich wurde leiser, senkte den Blick und holte tief Luft. "Er hatte mit keinem von euch viel Kontakt, aber Sasuke hat gesagt, dass er hier leben will, also ist er ein Teil des Dorfes, oder? Ich verlange von keinem von euch, dass er ihm vertraut, aber ich bin jedem dankbar, der mir hilft, denn ich bin sicher, er ist in irgendwelche Schwierigkeiten gekommen und braucht uns."

Ich erwartete tatsächlich von niemandem, dass er mein Urvertrauen in Sasuke teilte und sich für ihn die Nacht um die Ohren schlug. Sie glaubten wohl auch wirklich nicht so an ihn, aber mit meiner kleinen Rede hatte ich, ohne es bewusst zu wollen, ihr Pflichtgefühl angesprochen. Jemand brauchte ihre Hilfe, also würden sie kommen - Egal, wer es war. Das machte sie zu guten Shinobi.

"Also gut, machen wir uns auf den Weg, damit wir mal irgendwann wieder heimkommen.", seufzte Shikamaru leicht genervt über die Verzögerung und alle machten sich auf den Weg, um den potentiell Hilfsbedürftigen zu suchen.

Ich wäre gerne bei Sakura geblieben, um auf sie aufzupassen, zog es dann aber doch vor, Hinata zu begleiten. Außerdem ging meine beste Freundin mit Sai, also würde ihr schon nichts passieren.

"Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe.", sagte ich etwas später zu Hinata. "Ich meine, sie glauben alle, dass er wieder... Dass er gegangen ist. Und trotzdem helfen sie suchen."

"Du hast sie dazu gebracht. Du... D-Du bist ein guter Anführer, Naruto-kun..."

"Anführer? Aber Shikamaru und Neji..."

"Shikamaru-kun ist ein Stratege, aber er k-kann die Leute nicht so mi-mitreißen wie du..." Es kam nicht oft vor, dass Hinata mich unterbrach und es schien ihr unangenehm zu sein. "U-Und Neji-nii-san... Er ist sehr verantwortungsbewusst, sieht aber unter der Pflicht das Notwendige nicht. Sakura-san ist ebenfalls stark und s-sehr stolz, aber eben auch sensibel und zerbrechlich. Und die anderen sind fähige Kämpfer und gute Menschen, a-aber sie brauchen jemanden, der sie leitet... Sie... Wir brauchen dich, Na-Naruto-kun."

Ich starrte sie überrascht an und konnte sogar hinter den Haaren, die sie vor ihr Gesicht fallen ließ, erkennen, dass sie leuchtend rot geworden war. Wenn wir nicht so dringend Sasuke hätten finden müssen, wäre ich stehengeblieben und auf der Stelle über sie hergefallen für dieses Kompliment. Als Ersatz drückte ich zärtlich ihre Hand, weil ich wusste, wie schwer es ihr fiel, so ehrlich ihre Gedanken auszusprechen. "Danke, Takara. Es bedeutet mir viel, dass du so denkst. Aber weißt du... Hinter jedem Anführer steht eine starke Frau, die ihm in den Arsch tritt, wenn er es nötig hat - So wie du vorhin. Wenn du nicht alles in die Hand genommen hättest..." Ich schüttelte den Kopf, fassungslos über meine Unfähigkeit von vorhin. "Ich stand völlig neben mir."

"D-Das macht doch ni-nichts, Naruto-kun. Die Nachricht war wirklich ein Schock. Sakura-san war auch außer sich."

"Trotzdem danke, Süße." Noch ein Händedrücken und ein warmes Lächeln, dann straffte ich mein Stirnband und richtete den Blick geradeaus auf die dunkle Straße. "Ok, dann lass uns den Bastard mal suchen."
 

Auf den Straßen des nächtlichen Konoha war ziemlich viel los; Nachtschwärmer, Pärchen, Jugendliche, Leute, die spät aus der Arbeit kamen und solche, die nicht schlafen konnten, trieben sich herum. Alle, nur kein Uchiha.

Hinata und ich suchten in der Nähe der Stadtgrenzen und auf den Mauern, aber auch dort war nichts von Sasuke zu entdecken. Ein paar Kollegen bemerkten uns und fragten, was wir hier taten, als ihnen klar wurde, dass wir keinen romantischen Spaziergang machten.

"Sasuke ist..." Ich brach ab. Wenn ich sagte ´Verschwunden`, würden sie wie alle anderen glauben, er habe uns erneut verraten, aber ich war mir so sicher, so hundertprozentig davon überzeugt, dass dem nicht so war. Er war irgendwo hier in Konoha, nicht da draußen vor den Stadtmauern, wo die Bäume im spärlichen Mondschein kaum zu sehen waren und wo die Finsternis nach dem Dorf leckte wie ein bissiges Tier. "Irgendetwas ist passiert und jetzt ist Sasuke weg. Ein Suchtrupp ist bereits unterwegs."

Die Wachen waren, wie zu erwarten gewesen war, beunruhigt, versprachen aber, uns bei der Suche zu helfen, so gut es ging. Jetzt ließ es sich also nicht mehr vermeiden, dass Tsunade davon erfuhr und wenn Sasuke keinen wirklich triftigen Grund für sein Verschwinden hatte, hatten wir ein echtes Problem. Nicht, dass ich zulassen würde, dass irgendjemand ihm etwas antäte.

Wir hatten bereits die ganze Mauer umrundet und meine Schattendoppelgänger suchten die Nähe der Stadtgrenze ab, aber noch immer gab es keine Spur und langsam grub die Verzweiflung äußerst schmerzhafte Krallen in mein Herz.

Was war, wenn ihm alles hier doch zu viel geworden war? Was, wenn er doch gegangen war? Er hatte es schonmal geschafft, sich unserem Zugriff jahrelang zu entziehen und wenn sein Team ihn nicht völlig apathisch hierher gebracht hätte, hätte ich ihn vermutlich bis heute nicht wiedergesehen. Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu, weil ich wusste, dass ich es nicht noch mal ertragen könnte, ihn zu verlieren. Nicht nach den letzten Monaten, in denen wir uns so viel näher gekommen waren, als wir das in der Vergangenheit je gewesen waren. So viel näher, als wir es überhaupt gedurft hätten. Nicht, nachdem ich mir sein Vertrauen so hart erkämpft hatte.

Mein Blick war leer, als Hinata und ich eine der langen Treppen von der Mauer hinabstiegen. Der Wind peitschte hier oben, aber ich spürte ihn und die langen Haare meiner Freundin kaum in meinem Gesicht. Nicht mal Hinatas aufmunternde Worte konnte ich hören, weil ich kämpfen musste, nicht zusammenzuklappen. Ich nickte träge, ohne auch nur ein Wort verstanden zu haben.

Müde hob ich den Blick, als ich eine Art Rauschen hörte, doch in der Dunkelheit konnte man nichts erkennen, bis der tintenschwarze Vogel direkt vor mir war. Automatisch hob ich den Arm und das Geschöpf grub die scharfen Krallen in meine Haut, um Halt zu finden. Es war nicht nur schwarz wie Tinte, es bestand auch aus der Flüssigkeit. Sai.

Begierig, ihren Auftrag zu erledigen, streckte die Zeichnung mir ihren Fuß entgegen und ich nahm den befestigten Zettel an mich. Sobald ich das Papier in der Hand hielt, löste das Tier sich auf. Das hieß, man erwartete keine Antwort. Hinata lehnte sich an mich, um ebenfalls die Nachricht lesen zu können und da sie die Schriftzeichen schneller entzifferte als ich, gab sie ein besorgtes Geräusch von sich und krallte die Finger in meine Jacke, noch bevor ich alles aufgenommen hatte.

"Wir haben einen Hinweis, wo er sein könnte. Kommt zu Lagerhaus drei am Fluss. Feinde."

Die Schrift war eindeutig Sakuras und sie hatte es eilig gehabt, also hatte ich es das jetzt auch. Die Stufen flogen unter meinen Füßen geradezu davon und ich hatte Hinata schon fast vergessen, als sie mich ansprach: "Wie willst du vorgehen?"

Ich spannte meine Schultern an. "Du gehst Heim. Es gibt Feinde und ich will nicht, dass dir etwas passiert. Wir haben das sicher bald geklärt.", fügte ich etwas versöhnlicher hinzu, allerdings war der Blick, den Hinata mir zuwarf, alles andere als versöhnlich.

"I-Ich kann auf mich aufpassen, Naruto-kun...", entgegnete sie leise. Es kam nicht oft vor, dass sie widersprach und wenn sie es tat, machte sie es mit einem feierlichen Ernst. "Ich... Ich will dich unterstützten."

Ein wenig angesäuert über die Verzögerung blieb ich stehen. Ich wusste schon, dass sie es gut meinte. Das tat sie immer. Aber gerade wollte ich nicht auf wie aufpassen müssen. Ich wollte dem unbändigen Zorn nachgeben, der unterschwellig an meiner Fassade aus Besorgnis und Bedachtheit kratzte. Ich wollte ausrasten und denjenigen wehtun, die versucht hatten, mir Sasuke wegzunehmen, aber das konnte ich nicht, wenn meine Freundin dabei war.

"Hinata... Takara.", setzte ich verzweifelt zu einer Erklärung an, die es nicht gab. Ich biss mir auf die Unterlippe und kämmte mit den Händen durch mein Haar. "Es ist nicht nötig, dass du dabei bist. Geh... Geh den anderen bescheid sagen, damit sie wissen wo wir sind. Bitte."

Sie senkte den Blick, der Trotz war plötzlich daraus verschwunden und Resignation gewichen. In letzter Zeit sah ich sie oft resignieren, wenn es um mich ging. "Das ist eine Sache von Team 7, hm...?"

Ja... Gott, ja! Sie hatte es eher verstanden als ich, aber genau das war es. Ich nickte, um ihre Vermutung zu bestätigen und sie schluckte hart daran.

"I-Ich dachte, wir wären auch ein Team.", sagte sie, offensichtlich enttäuscht. Es sah ihr nicht ähnlich, jemandem Vorwürfe zu machen, vor allem nicht mir, und sie bereute es sofort. "T-Tut mir leid...! Ich gehe de-den anderen bescheid sagen."

Und wer war sie. Ich wusste, dass ich ihr nachlaufen und sie beruhigen müsste, aber ich konnte nicht. Stattdessen war ich erleichtert, endlich zum Ort des Geschehens, in Sasukes Nähe, zu gelangen. Sakura und Sai warteten ungeduldig in einer Sackgasse und schienen erstaunt darüber, dass ich alleine war.

"Wo ist Hinata?", fragte Sakura.

"Den anderen bescheid sagen.", erklärte ich knapp und sah mich um, als würde hier irgendwo Sasuke herumstehen. Natürlich tat er das nicht. "Was ist der Plan?"

"Wir hätten sie gebrauchen können. Jetzt wissen wir nicht, mit wie vielen wir es zu tun haben."

"Ist doch egal." Ich würde sie alle krankenhausreif prügeln, ob es jetzt fünf oder fünfhundert waren.

Sakura warf mir einen nachdenklichen Blick zu, dann nickte sie mit einem Seufzen in Richtung eines Lagerhauses. In den hohen Fenstern war schwaches Licht zu sehen. "Da sind sie. Wir müssen erstmal abklären, wie viele es sind, bevor wir etwas tun, also beruhige dich für einen Moment, Naruto, ok?" Folgsam schloss ich die Augen und gab mein bestes, alles loszulassen, die Schultern zu entspannen, Atmung und Herzschlag zu beruhigen. Meine Versuche befriedigten Sakura offenbar, denn hinter meinen gesenkten Liedern hörte ich, wie sie sich Sai zuwandte. "Gut. Sai, schick ein Tier rein, um die Lage zu erkunden und zu sehen, ob... Um nach Sasuke-kun zu sehen."

Ich öffnete die Augen und starrte sie an, doch meine Freundin tat, als würde sie interessiert Sai beim Wirken seiner Kunst beobachten. Als eine Maus davon huschte, hatte sie keine Ausrede mehr und hob zögerlich den Blick zu mir. Ich leckte mir unruhig über die Lippen. "Du glaubst, er könnte...?"

Sakura sah zur Seite und statt ihrer antwortete Sai: "Aus welchem anderen Grund, als den ´Verräter` zu bestrafen, hätten sie Sasuke-kun sonst mitnehmen sollen?"

Meine gerade erst mühsam zurückerlangte Fassung verlor sich in einem roten Nebel aus Hass und Angst. "Wenn sie ihm auch nur ein Haar gekrümmt haben...", knurrte ich.

"Beruhige dich endlich.", zischte Sakura, aber hinter den Worten zitterte ihre Stimme in Panik. "Wir holen ihn gleich."

"Ich geh da jetzt sofort rein.", sagte ich und machte meine Drohung auch wahr, aber Sakura hielt mich am Arm.

"Wir wissen gar nicht, was los ist.", sagte sie und klammerte sich an mir fest. Nicht, weil sie glaubte, mich halten zu können, denn das konnte sie gewiss nicht. Sondern weil sie wusste, dass ich sie nicht mit in das Lagerhaus nehmen und sie somit in Gefahr bringen würde, wenn es sich vermeiden ließ. Während wir also um die Freiheit meines Armes rangelten, fuhr sie fort: "Warte kurz, bis Sai die Lage geklärt hat, dann machen wir einen Plan und dann..."

"Dann ist er vielleicht schon tot.", fauchte ich und riss mich endgültig los. Sakura starrte mich ungläubig an. Ihr Vertrauen in meinen unerschütterlichen Optimismus musste einen Riss bekommen haben und ich grub die Nägel in diesen Spalt ihres Weltbildes, um es noch weiter einzureißen. "Sie könnten ihn schon umgebracht haben und wegen dir stehen wir hier und tun rein gar nichts."

"Naruto...", wisperte sie und ihre Unterlippe begann zu beben.

"Sie haben ihn nicht umgebracht. Sasuke-kun lebt.", mischte Sai sich ein, bevor unser Streit eskalieren und ich Sakura noch weiter verletzen konnte. Ein Schaudern durchlief meinen Freund und eine irgendwie wehmütige Note schlich sich in sein notorisches Lächeln. "Er lebt, im Gegensatz zu meiner Maus... Sie haben uns entdeckt."

Kaum hatte er das gesagt, da trat auch schon eine Handvoll Männer aus dem Lagerhaus. Wenn das nur die Vorhut war, hatten wir ein Problem, aber darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen.

"Mist. Wir müssen uns beeilen, sonst bringen sie Sasuke vielleicht von hier weg oder..." Sie konnte es nicht nochmal aussprechen und darüber war ich auch ganz froh.

"Von wegen.", knurrte ich rebellisch und formte Fingerzeichen, die fünf Doppelgänger erscheinen ließen. Gemeinsam stürzten wir uns auf die Feinde, die nicht wirklich eine Chance hatten. Trotz meiner offensichtlichen Überlegenheit hielt ich mich nicht zurück, ganz im Gegenteil genoss ich es sogar, diesen Menschen wehzutun, was ganz untypisch für mich war.

Die meisten der Männer waren ohnmächtig, als ich mit ihnen fertig war, die anderen waren nicht fähig, wegzulaufen. Ohne sie groß zu beachten trat ich auf die Stahltür zu. Sakura rief nach mir, aber ich brauchte die beiden nicht, mit den Leuten in der Lagerhalle würde ich genauso fertig werden wie mit den fünf von eben. Ich riss die Tür auf, suchte mit den Augen die Umgebung nach Feinden ab... Und wurde enttäuscht. Das Lagerhaus war leer.

Leer, bis auf den Stuhl am anderen Ende der Halle, den ich nicht mal ansehen musste, um zu wissen, wer es war. "Sasuke!", rief ich besorgt und erfreut zugleich, während ich ohne jede Vorsicht zwischen den Stahlträgern, die hier gelagert wurden, auf ihn zustürzte. Er hob den Blick und erstarrte, als ich sein zerschundenes Gesicht sah. Ein heftiges Déja-vu von dem Tag, als ich ihn nach seiner Rückkehr zuerst gesehen hatte, überkam mich und presste alle Luft aus meinen Lungen. Sie hatten ihn geschlagen. Natürlich war er nicht so übel zugerichtet wie nach seinem Kampf mit Itachi, aber meine Panik verschlimmerte in meinen Augen jede Verletzung. "Sasuke...", hauchte ich bestürzt und trat die paar letzten Schritte auf ihn zu, um ihn loszubinden.

Hinter mir waren die sich nähernden Schritte von Sakura und Sai zu hören und ein erschrockenes Keuchen des Mädchens, als sie Sasuke sah. Sie kniete sich neben mich, streckte die Hand aus, berührte ihn dann aber doch nicht, als er die Augen warnend ein winziges Stück verengte. "Geht es dir gut, Sasuke-kun?"

Er nickte.

Sie stieß ein erleichtertes Seufzen aus, dann zog sie die Handschuhe von den Händen. "Gut. Jungs, geht und schaut, ob noch mehr von den Leuten hier sind." Mit einem drohenden Knurren grub ich die Finger in Sasukes Arm, woraufhin Sakura mich wütend anfunkelte. "Sei nicht albern. Ich versorge seine Wunden."

Ich wollte schon widersprechen, als Sasuke kaum merklich den Kopf schüttelte. "Schon gut.", sagte er, als würde er mich aus einer Anwesenheitspflicht entlassen. Seltsamerweise entspannte mich das tatsächlich weit genug, ihn mit Sakura alleine zu lassen. Der Rest des Lagerhauses war allerdings leer, zumindest so lange, bis unsere Freunde mit einigem Lärm auftauchten.

"Die haben wir auf dem Hof gefunden.", verkündete Kiba, der einen Typ am Kragen mit sich schliff. Die anderen wurden von Lee, Choji und Shino hereingebracht und Akamaru zur Aufsicht überlassen. "Wer hat die denn so zugerichtet?"

Ich spürte den strafenden Blick, den Sakura mir zuwarf, und straffte die Schultern. "Sie hatten Sasuke geschlagen.", rechtfertigte ich meine übertriebene Reaktion vor ihnen und mir selbst. Hinata suchte meinen Blick, aber ich vermied es, sie anzusehen.

"Ist er ok?", erkundigte sich Tenten besorgt und musterte Sasuke neben mir besorgt. Der Rest der Gruppe tat es ihr gleich und eine Welle der Erleichterung war zu spüren, als sie ihn unverletzt, aber stumm vorfanden. Sasuke maß die Anwesenden mit den Augen und sah schließlich mich eine Weile an. Ich erkannte die Verunsicherung in seinem Blick und lächelte aufmunternd; Ja, das haben sie für DICH getan, versuchte ich ihm mit meinem Gesichtsausdruck zu sagen. Er wirkte ungläubig, brachte kein Wort des Dankes über die Lippen. Ich seufzte. Typisch.

"Wer sind die denn überhaupt?" Bei Kibas Frage wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit den Ohnmächtigen zu. Jetzt im Licht betrachtet kamen mir ein paar von ihnen seltsam bekannt vor, aber ich kam nicht darauf, wo ich sie schonmal gesehen haben sollte.

"Sie gehören zu Sawa Tao.", erklärte Sasuke gelassen und erhob sich.

"Die Casionobesitzerin?", fragte Sakura so ungläubig, wie ich mich fühlte. "Wieso...?"

"Sie will, dass ihr euch aus ihren Angelegenheiten raushaltet.", fuhr Sasuke ungerührt fort. Er benahm sich, als wäre es ihm völlig gleichgültig, dass er soeben entführt und misshandelt worden war. Die Mauer aus Emotionslosigkeit, die in letzter Zeit ein paar Risse bekommen hatte, war zurück und er versteckte sich dahinter, weil er es nicht anders kannte. Ich wollte ihn so sehr umarmen und ihm sagen, dass meine Arme der einzige Schutzwall waren, die er noch brauchte. "Natürlich haben sie Sawas Namen nicht erwähnt, aber sie sagten, das hier sei ein Warnschuss. Wenn ihr euch nicht diskreter verhaltet, wird das schwerwiegendere Folgen haben. Sie sagten, wenn ihr eure Nase nicht aus fremden Angelegenheiten haltet, beißt sie euch womöglich irgendwann noch jemand ab."

Dabei sah Sasuke jetzt direkt mich an und ich wusste spontan, dass unsere kurze Zusammenarbeit mit Konohas Unterwelt soeben ein jähes Ende gefunden hatte.
 

~ ♥ ~
 

Heyho Leuts.
 

lol im letzten Kapitel frag ich noch, ob ich es wieder kürzer machen soll, und jetzt ist es das bisher längste Kapitel der ganzen Story geworden. Entschuldigung!

Ich hab ehrlichgesagt auch überlegt, das Kapitel zu splitten, mich dann aber dagegen entschieden, weil das ganze doch ein einheitliches Bild ergeben soll; Vier Mal Naruto, ein Mal Michelangelo. So bleibt das. o3o

Was den Inhalt angeht, habe ich auch lange hin und her überlegt. Ich wusste nicht, ob ich Sakura direkt nach dem Date auftauchen lassen sollte oder erst später und wie ich die ganze Entführungsgeschichte dann auflöse, ob ich es erst im nächsten Block auflöse... Nun, jetzt ist es so geworden. Ich hoffe, nicht zu unspektakulär. <__<

Das Date von Naruto und Hinata war schön zu schreiben, obwohl es für die beiden ja nicht so toll gelaufen ist. ^^

Ah, und eins noch; Die Jungs hatten noch keinen Sex. Es war wieder nur Petting, nicht, dass es da Missverständnisse gibt!

Die Notizen für das Michelangelo-Kapitel hab ich schon fertig. Hah, es hat Spaß gemacht, ihn zu schreiben. Freut euch auf Details seiner Psychomacke. :D
 

lG SaSi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  solty004
2013-02-26T10:38:54+00:00 26.02.2013 11:38
Hay,
das Kapitel war interessant das Sasuke so viel für Naruto empfindet und ihn dazu zwingen seine Gefühle für ihn offen baren. Zu mindesten lässt er ihn dem glauben dass er es tut. Ob wohl beide wiesen das es nicht so ist das er es aus freien stücken macht, diese nahezu einander!

Aber es ist gut so dass er auch ein wenig ein schlechtes gewiesen hat Hinata gegen über weil er eigentlich mit ihr zu samen ist. Wie er sie betrügt egal wie er es dreht und wendet.

LG Solty



Von:  Miss
2013-02-19T17:03:05+00:00 19.02.2013 18:03
Na endlich kommt das neue Kapitel. Lass ruhig so, die Länge gefällt mir sehr. Da kann man sich schön konzentrieren und lesen. Das ist für mich Entspannung pur -echt jetzt :D

Jo zum Inhalt, meine erste Kritik: Knurrend pinnt Naruto Sasuke gegen die Wand, küsst ihn hungrig und dann! was dann? Küssen sie sich nur oder passiert noch mehr? Wie konntest du uns ein Lemon vorenthalten?!? Ich warte doch so sehnsüchtig darauf, dass Sasuke und Naruto sich begraben... Und Sasukes Art war ja so sexy, doch diese Arroganz sollte Naruto dem Schönling ab und an mal aus dem Hirn vögeln -irgendwie wird mir Sasuke vom Kapitel zu Kapitel berechnender, als wäre alles wohl bedacht und geplant- ist ja egal, ich spinne gerne Verschwörungstheorien zusammen ;)

Aber Einz ist jetzt wohl offiziell: Naruto ist in Sasukes Spinnennetz gefangen, undzwar kann ihm niemand mehr helfen :D

Sasukes Entführung hat ja auch super gepasst. Naruto wird ihn jetzt bestimmt nicht mehr Sakura oder sonst wen anvertrauen können. Die Verlustangst hat bestimmt seine Gefühle und seinen Beschützerinstinkt für Sasuke verstärkt.

Tja mal sehen wie es mit Hinata und Naruto ab nun weiter gehen wird. Ich meine, Liebe macht zwar blind, aber nicht doof -nicht Wahr Hinata :p

Bis zum nächsten Kapitel, das hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt :*

LG Miss



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