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Blood Painted

von

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Antidot

Die erste Nacht in dem engen Zelt mit den zwei fremden Männern gestaltete sich als vergnüglicher, als ich erwartet hatte. Sie waren lustige Typen, mit denen ich mich gut verstand. Das machte es leichter, die allgemeine Anspannung zu übergehen. Keiner von uns war je in einer ähnlichen Situation gewesen wie der, der wir jetzt ausgesetzt waren, aber wir waren, wie der Rest des zwanzigköpfigen Trupps, fest entschlossen, unser Bestes zu tun. Wir redeten lang und meist nur Unsinn, aber es war herauszuhören, dass meine temporären Mitbewohner genauso nervös waren wie ich. Das erleichterte mich ziemlich.

Bereits beim ersten Appell am nächsten Morgen wurden unsere dramatischen Vorstellungen von kriegerischen Außeinandersetzungen jedoch beendet: Unsere Hauptaufgabe würde es sein, an den Grenzen zu patroullieren, welche durch den nahegelegenen Wald verliefen, das Dorf zu beschützen und eventuelle Angreifer in die Flucht zu schlagen.

"Alter, nicht, dass ich so scharf darauf wäre, zu kämpfen - Hab n paar gute Freunde drüben - Aber Büsche bewachen? Was soll´n das?", beschwerte sich einer meiner Mitbewohner, Seishiro, als wir darauf warteten, genauere Anweisungen zu bekommen.

Ich lachte. "Hey, Bäume sind auch Lebewesen." Dieses eine Mal teilte ich den Wunsch nach Action nicht, obwohl es bestimmt langweilig würde, im Unterholz zu warten. Aber ich wollte einfach nur, dass das hier möglichst schnell beendet wurde, damit ich nach Hause konnte. Zu Sasuke.

"Der Wald ist ein unübersichtliches Terrain. Es wäre leicht, darüber in unser Land einzudringen.", überging der dritte im Bunde, Kamura, meinen albernen Einwurf. Er war der Älteste von uns Zeltbewohnern und seit wir auf unseren Auftrag warteten nicht mehr so lustig wie in der letzten Nacht.

Schließlich bekamen wir endlich unsere Mission: Sie bestand darin, den Waldrand im Westen zu durchsuchen, wo angeblich eine Truppe aus Suna stationiert sein sollte. Unsere Aufgabe bestand darin, mehr Informationen über ein mögliches Vorrücken des Feindes zu sammeln, einen Punkt für den Gegenschlag auszuwählen und eine Strategie für diesen vorzubereiten, die wir dann bei unserer Rückkehr Tomoki, dem Befehlshaber, vorlegen sollten.

Kurz nachdem wir diese Order erhalten hatten, brachen wir auch schon auf, sodass ich keine Zeit hatte, nochmal mit Sakura zu sprechen. Ich nahm es mir fest vor, wenn ich wieder zurück war. Das würde aber länger dauern, als ich zuerst gedacht hatte; Wir brauchten alleine für den Weg zu unserem Einsatzgebiet eine kleine Ewigkeit. Zuerst verliefen wir uns zwei Mal - Es war aber auch echt schwer, zu entscheiden, ob man hinter einem Busch rechts oder links gehen wollte - Und dann verfolgten wir eine Weile eine unbekannte Truppe, nur um am Ende festzustellen, dass es sich um unsere eigenen Leute handelte.

Als wir endlich an besagtem Waldrand ankamen, war es bereits später Nachmittag. Wir waren genervt, machten uns aber daran, das Gelände zu sichern. Im Wald roch es düster nach Herbstlaub, obwohl bereits der Sommer vor den Toren stand. Auf dem moosigen Untergrund war kaum etwas zu erkennen, damit war aber zu rechnen gewesen, immerhin hatten wir es mit Profis zu tun. Wir setzten unsere Suche mit zunehmender Resignation fort, doch schließlich wurde einer der Kollegen fündig.

Er winkte auffordernd und wir versammelten uns in gebückter Haltung um eine Stelle auf dem Boden. In den grünen Flechten, halb verregnet und mit Erde bedeckt, war ein tiefer, länglicher Abdruck zu sehen.

"Sieht nicht unbedingt nach ner Wildsau aus, oder?", fragte Seishiro, der den Abdruck entdeckt hatte.

"Höchstens nach ner mutierten... Aber es könnte auch ein Dorfbewohner sein."

"So tief im Wald?", widersprach mir Kamura. "Ich glaube kaum."

"Aber wir brauchen mehr Beweise, dass tatsächlich jemand aus Suna hier war."

"Wie wollen wir das beweisen? Wir müssten schon ihr Lager finden. Und wenn es echt eins gibt, sollten wir zu dritt lieber nicht einfach da rein spazieren."

"Was anderes, als es zu suchen, wird uns kaum übrig bleiben. Wir brauchen Ergebnisse - Immerhin geht es um die Sicherheit von Zivilisten.", gab ich, bedeutend motivierter als meine Kollegen wie es aussah, zu bedenken. "Wir müssen es halt nachts machen, dann sieht uns keiner."

"Ja, du Held - Und wir sehen auch keinen. Die haben doch sicher Wachen aufgestellt. Was machen wir, wenn wir in eine davon reinrennen? Kämpfen dürfen wir ja auch nich wirklich."

"Und was würdest du stattdessen tun?", fragte ich leicht gereizt. Ich hasste die Vorstellung, hier tatenlos herumzusitzen.

"Jedenfalls nicht wie ein kopfloses Huhn rumlaufen und alle aufscheuchen. Wir sollten erst Mal hier bleiben - Es wird eh schon dunkel. Morgen sehen wir uns dann nach weiteren Beweisen um und warten, ob jemand von denen sich hier rumtreibt."

"Und was, wenn sich nicht nur jemand rumtreibt, sondern ALLE? Wir sind nur zu dritt, wie du schon angemerkt hast."

"Wir haben noch nicht Mal Beweise dafür, dass überhaupt jemand hier ist."

"Die bekommen wir auch nicht, wenn wir nicht danach suchen.", gab ich zurück.

"Wir bleiben hier für heute Nacht. Schluss damit." Seishiro stand auf und beendete damit offenbar die Debatte. Er war als Leiter der Erkundungsmission ausgewählt worden, also mussten wir wohl mitmachen. Ich warf Kamura einen zweifelnden Blick zu, doch der zuckte nur die Schultern und folgte unserem Teammitglied, das sich nach einem geeigneten Platz für die Nacht umsah.

Wir entschieden uns für eine geschützte Stelle nahe eines Hangs, verzichteten vorsichtshalber aber lieber auf ein Feuer. Obwohl es bereits Sommer war, war es im Wald sehr kalt, sodass ich mich tief in meinen Schlafsack zurückzog. Ich lag lange wach, obwohl ich die kurze Nachtruhe, während der erst Seishiro und dann Kamura Wache hielten, wohl lieber zum Schlafen genutzt hätte. Aber ich konnte nicht aufhören zu grübeln. Was taten wir hier auch anderes, als unsere Zeit zu verschwenden? Wir mussten die Truppe aus Suna verscheuchen und ihr keine Falle stellen. Letzteres würde nur zu ungewollten Todesfällen führen und das konnten wir nicht gebrauchen. Immerhin befand Gaara sich bereits auf dem Weg der Besserung und somit war eine Beruhigung der Lage absehbar.

Zumindest hoffte ich das.

Ich hatte natürlich nur bruchstückhafte Berichte erhalten, aber die zeichneten das Bild eines langsam genesenden Kazekage, was mich erleichterte. Ein Grund weniger für Schuldgefühle auf meiner trotzdem noch langen Liste. Ich wusste nämlich nach wie vor nicht, was in jener Nacht geschehen war - Und wieso wir noch lebten. Jemand hatte versucht, Gaara zu ermorden und war dafür sogar bereit gewesen, sich dem Risiko eines halben Dutzends Wachen zu stellen. Pure, rohe Gewalt, die mich erschaudern ließ.

Nur blieb dabei die Frage, wieso sie an Gaara und mir letztlich gescheitert war. Wenn es so einfach für den Einbrecher gewesen war, hochrangige, erfahrene Shinobi zu töten, was war passiert, dass er so plötzlich aufgehört hatte zu morden? Und was sollte ihn letztlich aufhalten, dasselbe bei Tsunade zu tun? Oder bei Sasuke und Hinata oder sonst einem Freund von mir?

Obwohl niemand mit mir redete, machte ich mir natürlich Sorgen um alle. Sie waren meine Freunde und meine Familie und bedeuteten mir die Welt, egal, was sie von mir hielten. Das galt auch für meine Exfreundin, trotz allem, was in letzter Zeit passiert war. Außerdem hatte ich nach wie vor Gefühle für sie; So etwas verschwand nicht von einem Tag auf den nächsten. Ich schämte mich immer noch für das, was ich ihr angetan hatte, immerhin hatte ich ernsthaft vorgehabt, sie zu heiraten und eine Familie mit ihr zu gründen. Aber selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, wäre mein Verhalten einfach unterste Schublade gewesen. Ich hätte es verstanden, hätte sie mich gehasst, aber nein, sie liebte mich immer noch. Sie war wirklich zu gut für mich, also war es vielleicht besser wie es jetzt war. Denn jetzt...

Jetzt hatte ich Sasuke.

Ich hatte ihn wirklich und das konnte ich nicht so recht glauben. Woher kamen all diese Gefühle so plötzlich? Und wieso akzeptierte er sie, im Gegensatz zu denen von all den anderen? Es machte mich nervös, dass er zu meinen ständigen Zuneigungsbekundungen nichts sagte sondern nur körperlich reagierte. Ich wusste, dass es nicht so war, aber manchmal fühlte es sich an, als würde er nur Sex wollen. Einem anderen Mann wäre das vielleicht gerade Recht gewesen; Guter Sex und das war´s dann. Allerdings war ich, wie Hinata bereits gesagt hatte, jemand, der alles von dem Menschen wollte, den er liebte. Ich wollte, dass er mir vertraute, sich und alle seine Fehler für mich öffnete. Das fiel ihm schwer und ich wusste, was ich von ihm verlangte, deshalb versuchte ich, ihm Zeit damit zu geben. Nur war Geduld keine meiner Tugenden.

Obwohl ich nicht geschlafen hatte, erschreckte ich mich, als Seishiro auf mich zu trat um mich zu wecken. "Du bist mit der Wache dran, Mann.", erklärte er und lachte dann, als er mein vermutlich ziemlich zerknittertes Gesicht sah. "Wow, hast du überhaupt geschlafen?"

Ich rieb mir über die brennenden Augen, als ich mich aufrappelte und streckte. "Ne, der Waldboden ist nicht für meinen zarten Rücken gebaut. Aber geht schon."

"Sicher?"

"Ja, klar. Bin doch keine Prinzessin."

"Wenn dir der Boden nich zusagt wohl schon.", grinste er. Er musterte mich kurz besorgt, nickte dann aber und überließ mich mit einem "Wie du meinst.", mir selbst, um sich einen Schlafplatz zu suchen.

Ich fühlte mich nicht mal sonderlich erschöpft als ich im großen Radius die Umgebung unseres Lagers untersuchte. Das ewige Nichtstun hatte mich aufgeladen und bereit für Action zurückgelassen. Eigentlich wusste ich nicht Mal, wie ich die Nacht rumkriegen sollte. Es kam mir dumm und sinnlos vor, hier auf bessere Zeiten zu warten, wenn wir eigentlich etwas erreichen könnten.

Ich blickte zum Lager, das im Schwarz des Waldes kaum zu sehen war. Meine Kollegen machten nur die typischen Geräusche von Schlafenden; Ein gelegentliches Rascheln wenn sie sich in den Schlafsäcken umdrehten, vielleicht ein Schnarchen ab und zu. Nichts, was sich nicht in die Laute des Gehölzes einfügen würde. Ich war mir sicher, dass sie tief schliefen. Wenn ich jetzt ginge, würden sie es nie merken.

Und ich hätte mich schon wieder den Befehlen meiner Vorgesetzten widersetzt. Das würde mich aber noch nicht mal so sehr stören. Bisher war noch nie etwas passiert, weil das Ergebnis immer gestimmt hatte. Aber ich hätte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, meine Kollegen hier zurück zu lassen, für deren Schutz ich verantwortlich war. Andererseits waren sie immer in Gefahr, so lange wir hier waren, also war es irgendwie auch meine Aufgabe, sie so schnell wie möglich hier weg zu bekommen, oder? Ich biss mir auf die Unterlippe, weil ich keinen Ausweg sah. Im Schlaf konnte ich sie einfach nicht unbeaufsichtigt zurücklassen, das wäre zu verantwortungslos. Aufteilen konnte ich mich ja auch schlecht. Wobei...

"Hah!", machte ich und zuckte selbst zusammen wegen meiner lauten Stimme in der Stille der Nacht. Kamura und Seishiro schreckten hoch und sahen sich verschlafen, aber alarmiert um.

"Was ist los...?", stöhnte einer von ihnen schläfrig, aber schon dabei, potentielle Feinde zu erspähen.

"Nichts, schlaft weiter. Da war irgendein Tier, sorry.", log ich hastig und wurde im Dunkeln rot. Seit wann fiel es mir noch mal so leicht, die Unwahrheit zu sagen? Ich wollte gar kein guter Lügner sein, obwohl das in meinem Metier vielleicht ganz gut gewesen wäre.

Genervtes Stöhnen von Kamura und das Rascheln eines zurecht gezerrten Schlafsacks, während Seishiros Gestalt weiterhin sitzen blieb. "Du bist so aufgeregt. Packst du das?", fragte er skeptisch nach.

"Jaja, mach dir keinen Kopf. Ich komm klar. Schlaf jetzt, wir brauchen die Kraft für morgen.", riet ich, woraufhin er schnaubte und sich ebenfalls wieder hinlegte. Ich versuchte, kein Geräusch zu machen - Völlig wieder meiner Natur - Damit die beiden möglichst schnell wieder schliefen.

Mein Herz raste aufgeregt in meiner Brust, denn mir war gerade klar geworden, dass ich mich sehr wohl teilen konnte; Ich brauchte nur einen Kagebunshin zurück zu lassen, dann wären meine Kollegen sicher. Nicht, dass ich glaubte, dass etwas passieren würde, aber es tat meinem Gewissen gut, die zwei zu sichern.

Eine gefühlte Ewigkeit später gab einer der beiden ein leises Grunzen von sich, das mich davon überzeugte, dass sie jetzt schliefen. Trotzdem entfernte ich mich möglichst leise ein paar Meter vom Lager, um dort die nötigen Fingerzeichen für einen Doppelgänger zu wirken. Als er vor mir stand, legte ich einen Finger an die Lippen und deutete stumm auf das Lager. Er nickte und machte sich auf, dort Wache zu schieben. Meinen Plan kannte er ja schon - Schließlich war er ich.

Erleichtert darüber, tatsächlich etwas tun zu können, machte ich mich auf den Weg. Kaum etwas war mir so zuwider wie Tatenlosigkeit. Nichts konnte besser werden, wenn man nichts änderte, aber da in meinem Team sonst niemand diese simple Logik zu begreifen schien, musste eben ich den ersten Schritt tun. Später würden sie mir schon folgen.

Es war schwer, sich im Dunkel zu orientieren, und nicht nur ein Mal kam ich einem Baum näher als beabsichtigt. Zum Glück lag das Lager nicht weit im Wald, sodass ich mich bald am Sternenlicht orientieren konnte. Als ich schon dachte, ich hätte es geschafft, blieb ich jedoch an einer Wurzel hängen und landete fluchend im Dreck. Ohne scheiß, wer hatte sich so etwas Bescheuertes wie Waldboden überhaupt ausgedacht?

Völlig verdreckt erreichte ich schließlich den Waldrand. Allerdings blieb ich stehen, ehe ich den schützenden Schatten verließ, und sah mich um. Wegen der Schwärze zwischen den Bäumen kam mir der Mondschein auf der Ebene richtig hell vor. Dieser Eindruck trog jedoch, überall konnten sich Wachen aus Suna verbergen. Ich registrierte keinerlei Bewegungen, also beschloss ich, es darauf ankommen zu lassen - Sonst hätte ich gleich im Lager bleiben können. Zum Glück waren Gras und Gebüsch üppig, ich war nicht völlig deckungslos, als ich meine Erkundungstour auf der Lichtung begann.

Ich suchte nach Beweisen für die Anwesenheit anderer Menschen, ohne genau zu wissen, wie die Aussehen sollten. Zurückgelassene Klelidung würde hier wohl kaum herumliegen. Schade, das hätte alles bedeutend einfacher gemacht. So blieb mir nichts anderes übrig, als jeden Zentimeter zu untersuchen und dabei ständig auf näherkommende Schritte zu achten. Ich war schon dabei, aufzugeben, weil ich nach einer knappen Stunde immer noch nichts gefunden hatte außer etwas Fuchskacke. Vermutlich war hier niemand - Was meine Aktion sinnlos machte, denn das würden mir die anderen nicht ungesehen glauben. Verärgert kratzte ich mich am Kopf. Konnte das wirklich sein? Dabei hatte ich einfach im Gefühl, dass hier etwas faul war. Ich spürte es einfach.

Ich zuckte zusammen, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich jemanden spürte - Und dieser jemand näherte sich mir! Ohne nachzudenken ließ ich mich in das hohe Gras fallen, in dem ich stand. Meine Fähigkeit, ohne nachzudenken Bewegungen durchzuführen, rettete mir wohl den Arsch, denn schon in der nächsten Sekunde näherten sich leise Schritte.

Mein Herz raste, meine Sinne waren geschärft vom Adrenalin. Würde ich alleine kämpfen müssen?

"Hier ist niemand.", seufzte einer der Neuankömmlinge entnervt. Die Schritte waren unweit von meinem Versteck verhallt. Ich konnte wegen dem Gras trotz der Nähe weder ihn noch seine Kleidung sehen. Wie sollte ich so bitteschön erkennen, aus welchem Dorf er kam?

"Komisch. Ich dachte echt, ich hätte was gesehen." Die zweite Stimme gehörte einer Frau und ich hörte, wie leise raschelnde Schritte sich durch das Grad bewegten. Ich duckte mich tiefer in meinen Unterschlupf, doch sehr viel näher kam die Unbekannte nicht mehr. "Sorry, ich bin wohl übernächtigt."

"Macht nichts, geht uns allen so... Das ist doch alles sinnlos hier."

"Ja, aber was will man machen? Befehl ist Befehl."

"Ts... Darauf kann ich nur pissen.", kommentierte der Mann und entfernte sich drei Schritte, ehe das Geräusch eines sich öffnenden Reißverschlusses und ein eindeutiges Plätschern zu hören waren.

"Bäh, du bist widerlich!", lachte seine Kollegin und ging selbst ein paar Schritte von dem anderen weg.

Das war meine Gelegenheit. Ich setzte mich auf, hochkonzentriert darauf, keinerlei Geräusch zu verursachen, was mir sehr schwer fiel. Als ich in der Hocke war, versuchte ich, durch das dichte Gras zu linsen, konnte aber nichts erkennen als die Umrisse der Fremden. Ich war versucht, weiter aus meinem Versteck zu kommen, riss mich jedoch zusammen. Die zwei waren nämlich sehr wahrscheinlich nicht die einzigen Suneraner in der Nähe und das Risiko deshalb zu groß. Da war der Mann auch schon fertig mit seinem Geschäft und kehrte zurück.

"So... Haben wir deine Paranoia jetzt besänftigt?"

"Haha, sehr lustig.", giftete die Frau zurück, während ihr Blick noch die Gegend sondierte. "Ich glaubte nicht, dass wir hier alleine sind. Das Lager von denen ist nur ein paar Stunden entfernt. Die müssen doch was gemerkt haben."

"Vermutlich sind ihre Vorgesetzten genauso blöd wie unsere. Außerdem hört man doch, dass sie gar nicht kämpfen wollen."

"Feiges Pack.", kommentierte die Frau und spuckte aus. Dann hörte ich Schritte, die sich entfernten.

Ich hatte die Wahl, zurück zu meinen Leuten zu gehen oder ich konnte ihnen auf eigenes Risiko folgen... Eigentlich keine Frage. In einigem Sicherheitsabstand lief ich ihnen über die Ebene nach, bis sie in ein nahegelegenes Waldstück traten. Zwischen den weit auseinanderstehenden Bäumen würde es schwerer werden, unbemerkt zu bleiben, aber ich versuchte es trotzdem.

Nach einer ganzen Weile blieben die beiden stehen und riefen etwas Unverständliches. Kurz darauf kamen zwei andere Menschen auf sie zu, die nach kurzem Gespräch im Wald verschwanden. Offensichtlich ein Wachwechsel. Von meinem Standpunkt aus konnte ich nichts von dem Lager sehen, was frustrierend war. Aber es wäre riskant, noch näher zu kommen, zumal ich nicht wusste, wo genau die neuen Wachen sich aufhielten und ob die alten schon schliefen. Trotzdem; Jetzt war ich schon so weit gekommen und ich war nicht bereit, ohne brauchbare Ergebnisse wieder zu gehen.

Ein paar Momente blieb ich noch hocken, dann stand ich auf und schlich näher zu der Stelle, an der der Wachwechsel stattgefunden hatte. Noch bevor ich jedoch den nächsten Baum erreicht hatte, nahm ich eine Bewegung zu meiner Linken war und sprang in Deckung. Gerade noch rechtzeitig; Sekunden später tauchten zwei weitere Suneraner auf. Mist, eigentlich hätte ich mir denken können, dass sie auch direkt am Lager Wachen aufgestellt hatten.

"Was meinst du?", fragte der erste Neuankömmling.

"Nachdem Siri schon was gesagt hat, wär das zu viel des Zufalls. Lass uns die anderen wecken."

"Fuck.", zischte ich, als sie weg waren. Wahrscheinlich hatte ich fünf Minuten, bis man mich suchen würde. Zumindest konnte ich jetzt ausmachen, wo genau das Lager sich befand; Etwa hundert Schritte von mir entfernt erhoben sich nach und nach Gestalten. Ich versuchte zu zählen, aber das war im Dunkeln fast unmöglich. Dreißig waren es jedoch sicher - Und die machten sich jetzt auf die Suche nach mir, wie mir schlagartig bewusst wurde.

Ich setzte zum strategischen Rückzug an. Von einem Baum zum anderen durch das Schwarz, einen Blick immer auf die Menschen hinter mir gerichtet. Mein Herz raste mir voraus, während ich über Wurzeln und Zweige stolperte und ich spürte, wie jedes meiner Nackenhaare sich sträubte, jeder Muskel sich anspannte. Mein Körper reagierte auf den nahen Tod.

Ich erreichte die Lichtung, auf deren gegenüberliegender Seite sich unser kleines Lager befand. Ich zögerte, aus dem Schutz der Bäume zu treten. Ein Blick über die Schulter, dann wandte ich mich nach rechts. Zwar hoffte ich, dass man mich nicht bemerkt hatte, aber ich wollte nicht riskieren, meine Truppe in Gefahr zu bringen. Ich rannte durch das flirrende Licht am Waldrand, das immer wieder von Baumstämmen abgeschirmt wurde. Hinter mir war nichts mehr zu hören, sodass ich mich ein wenig entspannte. Ich musste nur noch über die Lichtung und dann...

Abrupt grub ich die Fersen in den Boden, als vor mir ein Suneraner auftauchte.

Er war etwa dreißig Meter entfernt und blieb eben so stocksteif stehen wie ich. Er öffnete den Mund, doch noch bevor er schreien konnte, warf ich eine Rauchbombe in seine Richtung und hechtete hinter den nächsten Baum. Natürlich sah ich jetzt auch kaum noch etwas, aber immerhin verschaffte mir der Nebel eine kurze Bedenkzeit. Mit rasenden Herzen kroch ich durch einen dornigen Busch und presste mich dann an den Stamm eines Baumes, als mir bewusst wurde, dass ich nirgendwo mehr hin konnte; Nach vorne ging nicht, zurück ging nicht und über die Lichtung wäre glatter Selbstmord. Kämpfen wollte ich aber auch nicht, zumal die Vorstellung, gegen dreißig Gegner gewinnen zu können, lächerlich gewesen wäre.

Ich saß also hier fest. Scheiße.

Kaum hörbare Schritte auf dem Waldboden näherten sich mir. Jeder meiner Muskeln reagierte darauf mit berstender Anspannung. Ich war bereit, zu kämpfen, wollte aber nicht. In dem Versuch, mich zu konzentrieren, lehnte ich den Kopf an die Rinde meines Baumes und blickte nach oben. Zurück nicht, links nicht, geradeaus nicht, also blieb noch, dass ich weg flöge. Haha, Galgenhumor half auch nicht!

Ich riss die Augen auf, als mir meine Situation klar wurde. Ich stand unter einem Baum. Über mir befanden sich dicke Äste voller Laub. Die Schritte kamen näher und rissen mich aus meiner freudigen Starre. Hastig drehte ich mich um, grub die Nägel in die Rinde und zog mich hinauf. Ich war kaum drei Meter hoch, als ich hörte, dass der Fremde um den Baum herum gekommen war. Ohne den Blick von ihm zu nehmen schob ich mich millimeterweise weiter nach oben, denn die schützenden Zweige waren nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Endlich erreichte ich sie und ließ mich auf einen der Äste fallen, welcher wie aus Protest Nadeln nach unten regnen ließ.

Ich starrte den Nadeln mit aufgerissenen Augen nach und hätte am liebsten geschrien.

Wie im Zeitraffer schwebten sie dem Boden entgegen und dem Mann aus Suna, den ich nicht töten wollte.

Und dann, kurz bevor sie ihn erreichten, wandte er sich ab und verschwand im Wald. Ich ließ mich zurückfallen, hätte fast lachen müssen. Scheiße, das wäre fast gründlich schiefgegangen! Um weitere derartige Spannungsstränge zu vermeiden, blieb ich in den Baumwipfeln, als ich ein Stück nach Westen lief. Etwa zehn Minuten in diese Richtung endete die Lichtung, sodass ich gefahrlos auf die Seite meiner Kollegen zurückkehren konnte. Jedoch dauerte es noch eine gefühlte Ewigkeit, sie auch zu finden. Im Wald war es zwar noch dunkel, aber über den Wipfeln waren bereits die ersten Sonnenstrahlen zu sehen, als ich endlich das Lager erreichte, wo ich Platz mit meinem Kagebunshin tauschte.

Meine Kollegen schliefen noch, waren jedoch schnell auf den Beinen, als ich an ihnen rüttelte, um ihnen von meinen Entdeckungen zu erzählen.

"Was ist los, Alter...?", stammelte Seishiro verschlafen, während Kamura sich bereits wachsam umsah.

"Ich weiß jetzt, wie viele es sind!", strahlte ich und ließ mich im Schneidersitz auf den Boden plumpsen. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, zu entkommen. Es war, als könnte ich geradezu die Endorphine und das Adrenalin schmecken, die mein Herz in schnellen Zügen durch meinen Körper pumpte.

Die beiden schienen weniger begeistert, als sie mich auffordernd ansahen. Rasch erzählte ich, was bis eben geschehen war. Ihre Blicke wurden zunehmend entsetzter und auch wütender, wie ich verwundert feststellte.

"Ist das dein Ernst?", fragte Kamura ungläubig. Als ich nickte, stöhnte er und Seishiro fluchte leiste. "Du meinst also, kaum einen Kilometer entfernt befinden sich dreißig Suneraner, die nach dir suchen?"

"Nicht direkt nach mir...", wehrte ich ab.

"Du Arschloch! Das gefährdet uns alle, ist dir das klar?!", keifte Seishiro mich an.

"Umso kürzer wir hier sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand verletzt wird.", entgegnete ich beleidigt. Ich hatte damit gerechnet, dass sie nicht begeistert sein würden, dass sie dermaßen austicken würden hätte ich jedoch nicht erwartet.

"Das trifft nicht zu, wenn uns ein ganzes Bataillion sucht, du Spaßt... Scheiße, was machen wir jetzt?", wandte Seishiro sich an Kamura.

Dieser hatte den Blick auf den Wald gerichtet, während er überlegte. "Bist du sicher, dass es dreißig sind?"

"So um den Dreh, ja."

"Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als hier zu verschwinden und so schnell wie möglich Verstärkung zu besorgen. Und zu hoffen, dass sie nicht vorrücken, bis wir zurück sind."

"Und was hätten wir anderes getan, wenn ich sie nicht heute entdeckt hätte?", wollte ich wissen.

"Unsere Anwesenheit wäre geheim gewesen - Und wir hätten ihre Pläne rausfinden können, bis unsere Leute da wären. Jetzt müssen wir alle weg, und zwar möglichst schnell. Das Risiko ist zu hoch, dass sie auch hier suchen. Und jetzt packt zusammen, wir sollten keine Zeit verschwenden.", verlangte Kamura.

"Jetzt auf ein mal nicht mehr...?", nuschelte ich in meinen kurzen, ungepflegten Bart. Zum rasieren hatte man an der Front keine Zeit.

Meinen Anweisungen beugte ich mich dieses Mal trotzdem, sodass wir wenige Minuten später aufbruchbereit waren. Da wir die Route jetzt kannten, zog diese Reise sich nicht mehr so lange hin wie der Hinweg. Das wütende Schweigen auf allen Seiten schien die Zeit zwar in die Länge zu ziehen, dennoch waren wir bereits in derselben Nacht zurück im Lager. Wir wurden von drei müden Wachen abgefangen, jedoch recht schnell zu Saito, dem Kommandanten, durchgewunken. Obwohl es spät war, sah er nicht aus, als hätte er geschlafen. Auf seinem Tisch lagen Pläne der Umgebung, auf denen ich ihm den Standpunkt der Truppe aus Suna zeigte, sobald wir ihm erklärt hatten, was passiert war. Nachdenklich korrigierte er einige Markierungen auf der Karte.

"Wir werden morgen früh direkt aufbrechen. Kamura, Sie verständigen die Truppen neun, elf und zwölf und halten sich dann für morgen bereit. Instruktionen gibt es vor dem Aufbruch. Sie sind entlassen." Kamura salutierte, dann verließ er rasch das Zelt. Ohne weitere Umschweife wandte Saito sich an Seishiro: "Sie werden einen weiteren Informationsrundgang durchführen. Näheres dazu erfahren Sie zu gegebener Zeit, bis dahin sind Sie für die Bewachung des Dorfes zuständig. Warten Sie kurz vor dem Zelt."

Seishiro verließ uns mit einem letzten Blick auf mich. Ich war also alleine mit meinem beunruhigenden Vorgesetzten, welcher allerdings scheinbar beschlossen hatte, mich zu ignorieren. Er studierte seine Karte schweigend im Licht der kleinen Fackel. Diese warf ihr Licht genau so, dass die Narbe des Kommandanten einen tiefen Schatten auf seinen Hals projizierte und ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Dieser Kopf hätte nicht mehr auf seinen Schultern sitzen dürfen und ich fragte mich, wieso er es noch tat.

Saito hob den Blick und ich zuckte zurück, obwohl sein Gesichtsausdruck nicht besonders feindseelig war. Er wirkte eher gelangweilt. "Du hast dich gegen deine Anweisungen gestellt, Uzumaki."

"Ich war der Meinung, schnelles Handeln wäre das richtige Vorgehen, Sir. Dadurch haben wir die Truppen bereits gefunden und können schneller reagieren."

"Es ist nicht deine Aufgabe, das zu bestimmen, Uzumaki.", belehrte er mich gelassen. "Vielleicht hast du Recht. Vielleicht war es besser, sofort zu reagieren. Ich bin davon überzeugt, dass du eine schnelle Auffassungsgabe und einen guten Instinkt hast, die dir später, wenn du selbst mal Befehlsgewalt hast, sehr helfen werden. Aber so lange du nicht bereit bist, Befehle zu befolgen, wirst du auch niemals welche erteilen. Du stehst dir selbst mit deiner Ungeduld im Weg und gefährdest dadurch andere - Und dich selbst."

Ich straffte die Schultern. "Ich bin bereit, zu sterben, wenn es meine Kameraden schützt."

"Durch solche Aktionen bringst du deine Truppe in Gefahr, nichts weiter. Wenn du getötet worden wärst, hätten deine Kollegen nie von der Division aus Suna erfahren und währen womöglich im Schlaf gefunden worden. Es war dumm und verantwortungslos, was du getan hast..."

"Und es hat zu Ergebnissen geführt."

"Und ich bin nicht bereit, solches Verhalten zu dulden.", ignorierte er meinen Einwurf kühl. "Es ist nicht, als würde ich deine Ungeduld nicht verstehen, aber da wir den Auftrag haben, so wenige Verluste wie möglich zu machen, müssen wir auf eine Zermürbungstaktik setzten. Gaara wird die Kämpfe beenden, sobald er wieder Herr seiner Sinne ist. Unsere Streitmacht ist größer als die aus Suna, darauf verlassen wir uns, solange bis der Kazekage wieder auf den Beinen ist. Und sollte er sich entschließen, den Krieg doch durchzuziehen, können wir Kämpfer wie dich gebrauchen."

"Das wird er nicht.", sagte ich so sicher wie das Amen in der Kirche. Gaara hatte schon genug Blut gesehen.

"Das werden wir sehen." Saito sah mich abgeklärt an und ich wusste spontan, dass er so ein Gespräch nicht zum ersten Mal führte. "Bis dahin bist du allerdings eine Gefahr für die Gruppe und wirst entsprechend behandelt. Im Dorf ist ein Keller für Gefangene bereitet worden. Du wirst dich dorthin begeben und dort bleiben, bis ich dir deinen neuen Auftrag zukommen lasse."

"Aber... Was ist mit der Truppe aus Suna?", fragte ich aufgebracht. Er hatte der Sache bereits 45 Leute zugeteilt, aber immerhin hatte ich das Lager entdeckt!

"Du hast meine Anweisungen nicht in Frage zu stellen." Er klang nicht beeindruckt von meinem Protest und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. "Du kannst jetzt gehen."

Ich starrte ihn ungläubig an. "Es ist doch nutzlos, mich einzusperren! Soll ich nicht wenigstens...?"

"Das ist eine Strafe, Uzumaki, kein Vorschlag.", unterbrach Saito mich. Zum ersten Mal sah er wütend aus, als er mich anstarrte. "Du hast dich mir und Kamura widersetzt und dafür wirst du bestraft. Ich erwarte, dass du dich jetzt den Konsequenzen deines Handelns stellst, sonst muss ich dich zwingen. Seishiro!"

Mein Kollege trat durch den Zelteingang. "Kommandant?"

"Informieren Sie sich, wo unsere Gefangenen untergebracht werden - Und dann bringen Sie Uzumaki dorthin. Er steht bis auf weiteres unter Arrest.", erklärte Saito ohne uns anzusehen.

"Sir...?", fragte Seishiro unschlüssig, doch dann salutierte er rasch. "Ja, Sir."

Gemeinsam verließen wir das Zelt und gemeinsam wussten wir nicht, was wir zu der Situation sagen sollten. Es war ja fast, als würde mein Kollege mich jetzt wie einen Verbrecher abführen und obwohl er sauer wegen meiner Aktion gewesen war, sah man ihm an, dass ihm das sehr widerstrebte. Auf dem Weg durch das Zeltlager sagten wir nichts, bis wir einen Kollegen fanden, der uns zu besagtem Gefängniskeller brachte. Vor dem Haus, in dem sich dieser befand, standen wir dann auch eine Weile unschlüssig, weil ich natürlich nicht rein wollte und die beiden mich eigentlich auch nicht wegsperren wollten. Ihnen blieb jedoch nichts anderes übrig, sodass sie mich den zuständigen Kollegen schließlich übergaben.

"Tut mir leid, Mann.", sagte Seishiro ehrlich, als er sich abwandte.

Ziemlich deprimiert folgte ich der Wache durch das Haus und in den Keller, wo er die Tür zu einem kleinen Raum öffnete, in dem wohl mal Lebensmittel gelagert worden waren. Als ich nicht sofort hineinspazierte, legte mein Begleiter die Hand auf meine Schulter und schob. "Ist ja gut.", beschwerte ich mich, als ich endlich eintrat. "Sorry dass ich nicht vor Freude im Kreis springe." Er zuckte über meinen Sarkasmus nur die Schultern und schloss die Tür hinter mir. Ich war alleine mit einer muffigen Matratze und dem Geruch von eingelegtem Gemüse.

Ich saß zwei Tage in der Zelle, dafür, dass ich das Richtige getan hatte. Es war schlimm gewesen. Nicht etwa, weil man mir etwas angetan hatte, sondern weil ich zu absoluter Untätigkeit verdammt gewesen war. Wie ein eingesperrter Panther war ich durch die vielleicht fünf Quadratmeter getigert und hatte mir die Zeit so gut es ging mit einfachem Training - Situps, Liegestützen, und so weiter - Vertrieben. Aber dazwischen kamen mir wieder die quälenden Gedanken.

Was machte Sasuke gerade? Ging es ihm gut?

War jemand von meinen Freunden verletzt? Wie verlief die Mission mit den Suna-Shinobi im Wald?

Würde die Situation eskalieren?

Das war trotz meiner Abwesenheit zum Glück nicht passiert und auch die Truppe, die sich um die Eindringlinge im Wald kümmern sollte, war bereits an ihrem Einsatzort angekommen, wie mir ein Kollege erzählte, der mich aus der Zelle ließ. Kein Weltuntergang also, niemand hatte mich wirklich vermisst.

Wie es aussah war meine Strafe noch nicht beendet. Anstatt mich nämlich auf eine neue Mission zu schicken, teilte Saito mich dafür ein, im Dorf zu helfen, wo ich konnte. Deprimiert und unbefriedigt verbrachte ich meine Tage damit, Straßen zu befestigen, Dächer zu reparieren und sinnlose Wachen zu halten. Eines Tages wurde ich sogar dazu degradiert, Feuerholz zu holen, was mich so lange verärgerte, bis ich herausfand, dass ich mit Sakura dazu eingeteilt worden war.

Sie wartete am Rand des Lagers, zog aber einen vernichtenden Blick einer Begrüßung vor. Ich schluckte schwer. Sie hatte mir also noch immer nicht verziehen. Irgendetwas gab mir das Gefühl, sie würde mich schlagen, wenn ich etwas sagte, also tat ich es vorerst nicht. Ich wusste auch nicht so genau, wie ich überhaupt anfangen sollte. Sollte ich ihr einfach alles erklären? Ich glaubte nicht, dass sie das hören wollte.

"Sakura-chan...", sagte ich, um überhaupt erstmal irgendetwas zu sagen.

"Der Baum da." Abrupt blieb sie stehen, den Blick abgewandt, die Hand willkürlich auf einen Baum gerichtet.

"Willst du es wirklich so beenden? Dass wir uns nicht mal mehr in die Augen sehen können?", fragte ich gequält. Ihre Anweisung ignorierte ich völlig.

"Ich habe nichts beendet.", fauchte sie und wirbelte herum, die Augen grünes Feuer. "DU hast es beendet, als du beschlossen hast, ein Lügner zu sein."

"Ich habe nicht gelogen."

"Aber die Wahrheit hast du auch nicht gesagt und das ist genauso schlimm."

"Hättest du denn zu einem anderen Zeitpunkt hören wollen, dass ich... Dass ich mich in ihn verliebt habe?" Ich stockte, weil sie die erste Person außer Sasuke selbst war, der ich gestand, dass ich ihn liebte. Die Geräusche des Waldes machten ihr Schweigen leiser, aber Sakuras Blick sprach Bände. Sie wusste, dass ich die Wahrheit sagte.

Trotzdem beharrte sie: "Das stimmt nicht. Du liebst ihn nicht, sonst hättest du das nicht getan."

"Sakura."

"Er hat dich gebraucht und du hast ihn ausgenutzt. Du hättest sein Freund sein sollen, verdammt, nicht mehr!" Inzwischen schrie sie mich richtig an, während sie gleichzeitig weinte. Ein schrecklicher Anblick.

"Hörst du eigentlich, was du da sagst? Zu wem du es sagst? Ich... Ich bin zu doof, um jemanden zu manipulieren." Ich lachte, obwohl die Situation alles andere als lustig war. "Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber er wollte mich. Er hat mich angebaggert und ich hätte nein sagen sollen, ich weiß, aber ich konnte nicht. Ich wollte damit niemandem weh tun - Am allerwenigsten dir oder Hinata. Und ausnutzen wollte ich ihn auch nicht. Ich will ihn beschützen. Ich... Ich will ihn so glücklich machen, dass er seine Vergangenheit zumindest überleben, wenn schon nicht vergessen kann. Ich will ihn wieder ganz machen und ich weiß, dass ich das kann. Du hast nicht gesehen, wie er ist, wenn er bei mir ist. Er ist dann wieder er selbst. Es tut mir leid, dass du dir das für dich gewünscht hast, aber so ist es eben nicht. Er... Er liebt mich."

Sie weitete die Augen, öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und schluckte. "Ha-Hat er das gesagt?"

Nein, das hatte er nicht und plötzlich vermisste ich die Worte von ihm. Ich wusste, dass es so war, auch ohne Bestätigung, aber sie hätte mir gerade gut getan. "Dazu ist er nicht der Typ.", antwortete ich lahm.

Sie schnaubte. "Ach echt?" Mit diesen Worten wandte sie sich dem zuvor von ihr ausgewählten Baum zu und trieb mit ihrem berühmten "Shannaro!" die Faust durch den Stamm.

Ich hatte das ungute Gefühl, sie hätte gern dasselbe mit meinem Gesicht getan.

"Lass uns jetzt endlich arbeiten.", beendete sie das Gespräch abrupt. Ich ließ sie erst Mal in Ruhe; Das war schon einiges, was sie zu verdauen hatte, und immerhin war sie trotzdem noch hier. Wir arbeiteten schweigend, aber effizient zusammen, man merkte eben, dass wir ein eingespieltes Team waren. Zusammen mit ein paar meiner Doppelgänger dauerte es nicht allzu lange, bis der Baum seiner Äste entledigt war. Die Arbeit mit dem Holzspalten hätte ich auch alleine übernehmen können, aber Sakura blieb, was ich als gutes Zeichen auslegte. Da sie das Gespräch jedoch beendet hatte, überließ ich es auch ihr, es wieder aufzunehmen. Diese Aufgabe strapazierte meine Geduld mehr als gedacht; Sie wartete bis wir den Baum fast vollständig zerlegt hatten, bevor sie wieder etwas sagte.

"Wie... Also, wie ist das überhaupt passiert?", wollte sie zum ersten Mal wissen. "Ich meine, ich hatte dich immer für hetero gehalten."

"Ich mich auch.", stimmte ich nachdenklich zu. "Ich weiß auch nicht so genau, wie das angefangen hat. Am Anfang war es... Na ja, körperliche Anziehung." Ich wusste, dass sie das nicht hören wollte, aber so war es eben gewesen. "Ich... Ich habe noch nie etwas so sehr gewollt, Sakura-chan. Ich konnte an nichts anderes denken, nur an ihn."

"Klingt aber eher nach Lust als nach Liebe.

"War es am Anfang wohl auch.", gab ich zu. "Aber von beiden Seiten. Ich hatte nicht mal gedacht, dass er zu etwas anderem fähig ist. Damals... Hinata war lange weg und er hat sich mir förmlich an den Hals geschmissen. Das ist keine Entschuldigung, war aber sicher ein Grund, warum ich auf ihn eingestiegen bin. Ich hab mir vorgemacht, es beenden zu können. Das wir uns nur ein bisschen die Einsamkeit vertreiben würden, aber ich bin ein Idiot und tja, ich hab mich in ihn verliebt."

In ihn und seine Küsse, ihn und sein Betteln, ihn und seine Bitterkeit.

"Das ist doch keine Basis für eine Beziehung.", knurrte Sakura leise. "Für keinen von euch. Du bist zu ehrlich und zu liebevoll, um Sex vor Gefühle zu stellen. Und Sasuke-kun... Er braucht jemanden, der ihn bedingungslos stützt. Sex ist nicht genug, um ihn zu retten, obwohl er das vielleicht glaubt."

"Ich weiß. Und dich bin bereit, ihm alles zu geben, was er braucht. Ich weiß, dass ich das kann. Es geht ihm gut bei mir. Er ist... Glücklich."

"Das ist viel gesagt im Bezug auf Sasuke-kun."

"Aber es ist so.", erwiderte ich fest, weil ich mir dessen sicher war. Er wäre nicht bei mir, wenn es nicht so wäre. "Sakura-chan, ich weiß, dass alles nicht so gelaufen ist, wie es sollte..."

"Das ist noch zu milde ausgedrückt.", fauchte sie ungnädig.

"Ok, ich hab´s versaut - Mal wieder. Es tut mir leid und ich würde es ändern, wenn ich könnte. Also glaubst du nicht, dass du es irgendwie akzeptieren kannst? Weil Sasuke glaube ich verdient hat, glücklich zu sein, und aus irgendeinem Grund will er dazu halt mich."

Sie sah mich lange kalt und abschätzig ein. Es war klar, dass sie es nicht akzeptieren wollte, ihre Freunde aufgeben wollte sie allerdings auch nicht. Schließlich wandte sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit schnaubend ab. "Ihr seid wahrscheinlich die beste Strafe für den jeweils anderen.", sagte sie trotzig.

"Was heißt das jetzt?", rief ich verwirrt und lief ihr nach. "Sakura-chan!"

Antworten tat sie darauf nie.
 

Sakura behandelte mich danach nicht unbedingt freundschaftlich, aber zumindest nicht mehr wie Dreck. Ich war mehr als erleichtert und ging mit meiner guten Laune jedem auf die Nerven, obwohl ich noch immer nichts tun durfte, mal von sinnlosen Fleißarbeiten abgesehen. Die Euphorie wurde noch gesteigert als ich schon zwei Tage nach meiner Aussprache mit Sakura die Order erhielt, mich mit einer kleinen Gruppe in ein anderes Lager zu begeben.

Sakura sah mich besorgt an, als ich ihr davon erzählte. "Das ist Konfliktgebiet. Dort geht es nicht so ruhig zu wie hier."

"Ist doch gut! Ich kann etwas Action echt gebrauchen.", grinste ich, woraufhin sie nur die Augen verdrehte.

Wir saßen im Versorgungszelt, wo es laut, warm und trotz der vielen inzwischen bekannten Gesichter fremd war. Niemand machte sich die Mühe, den weißen Zeltplanen einen heimeligen Anstrich zu geben, das hätte aber auch dem Grund unserer Anwesenheit widersprochen.

"Das ist kein Spiel, Naruto. Es wurden schon viele verletzt - Auch von unseren Freunden.", erklärte Sakura und nippte ernst an ihrem Wasser.

"Ich weiß.", stimmte ich unvermindert lächelnd zu. "Deswegen muss ich ja auch da hin, um es endlich zu beenden und alle zu beschützen."

Kurz zuckte der Mundwinkel meiner Freundin, doch sie schluckte das Lächeln mit einem abschätzigen Schnauben runter. "Als könntest du alleine etwas ändern."

"Natürlich nicht, aber ich bin ja auch nicht alleine."

"Stimmt - Hinata soll auch da sein.", wechselte Sakura das Thema äußerst elegant. Sie sah mich wachsam an, während sie auf eine Antwort wartete.

"Echt?" Ich zögerte, beschloss dann, mich darüber zu freuen und lächelte. "Gut! Vielleicht kann ich dann mit ihr auch mal reden."

"Ich glaube, du solltest sie lieber in Ruhe lassen - Für´s Erste. Sie hat das alles ziemlich mitgenommen und ich weiß nicht, ob sie sich nicht wieder Hoffnungen macht, wenn du jetzt bei ihr aufschlägst."

"Glaubst du, sie ist immer noch so verletzt?", fragte ich traurig.

Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. "Natürlich, Idiot. Es ist erst ein paar Wochen vorbei und sie ist schon ewig in dich verliebt."

"Eh? Aber es war doch nur etwas mehr als ein Jahr."

"Du bist echt ein Trottel... Vergiss es einfach.", gab sie seufzend auf. Sie stand auf, um ihr Tablett wegzubringen und ich folgte ihr. Offenbar hatte sie es sich in der kurzen Zeit anders überlegt, denn sie griff den Gesprächsfaden wieder auf: "Weißt du, das Problem mit dir ist, dass du eine heilende Wirkung auf die Menschen hast, aber keine Ahnung, wie du damit umgehen sollst." Ich machte ein verständnisloses Gesicht; Heilen konnte ich nicht, das war Sakuras Spezialgebiet. "Na ja, schau dir unsere Freunde an. Die meisten haben das eine oder andere Päckchen zu tragen - Und je enger du mit ihnen bist, desto größer scheint dieser Ballast zu sein, oder?", erklärte sie, als wir auf dem Weg zu meinem Zelt waren. Es wurde Zeit für mich zu packen und sie hatte wohl beschlossen, die letzten Stunden vor meiner Abreise mit mir verbringen zu wollen. Dafür war ich unverschämt dankbar. "Nimm Gaara als Beispiel. Oder Neji, früher zumindest. Oder Hinata. Oder..."

"Oder Sasuke.", beendete ich ihre kleine Liste, als sie mitten im Wort abbrach. Es fiel ihr offenbar schwer, seinen Namen zu sagen, was sich hoffentlich bald wieder legte.

"Jedenfalls...", überging sie ungeduldig meine Ergänzung. "Hast du eine anziehende Wirkung auf kaputte Persönlichkeiten, weil du wie Balsam bist. Nur merkst du scheinbar nicht, wie abhängig du diese Leute dadurch von dir machst. Gaaras Gefühle hast du ja auch nicht gemerkt, bis er sie dir ins Gesicht geklatscht hat. So ist es auch mit Hinata. Sie glaubt, dich zu brauchen, um der bestmögliche Mensch zu sein."

Nachdenklich kletterte ich in mein Zelt. Ich tat nichts, um irgendjemanden anzuziehen - Zumindest nicht bewusst. Klar, ich fühlte mich schnell verantwortlich für andere und wollte prinzipiell das Beste für jeden, aber zumindest Letzteres war ja wohl normal, oder? Ich sah auch nicht, was ich mit der persönlichen Entwicklung meiner Freunde zu tun haben sollte. Gaara war von sich aus menschlicher geworden. Neji hatte von sich aus seine Arroganz besiegt und Hinata war aus eigenem Ehrgeiz stärker geworden. Ich hatte nur zufällig das Glück gehabt, diese Metamorphosen miterleben zu dürfen, die sie alle zu vielleicht größeren Persönlichkeiten gemacht hatten. Ich war stolz auf sie, aber es war nicht mein Verdienst, was sie erreicht hatten. Und was Sasuke anging, so hatte ich trotz aller Selbstaufgabe, zu der ich seinetwegen bereit war, nicht das Gefühl, ihm irgendwie helfen zu können. Er wollte ja alles mit sich selbst ausmachen.

"Uargh.", unterbrach Sakura meine Überlegungen, als sie in das Zelt krabbelte. "Hier stinkt´s."

Ich lachte. "Das ist der Duft von ehrlichem Männerschweiß.", erklärte ich und tat einen tiefen Atemzug. Ok, vielleicht war es auch einfach nur Mief.

"Oder die Notwendigkeit, mal zu lüften.", erwiderte meine Freundin, die schon im selben Moment dafür sorgte, dass ihr diese Notwendigkeit erfüllt wurde. Sie verließ das Zelt, ließ die Eingangsplane offen und öffnete von außen kleine Lüftungsschlitze, von deren Existenz ich nicht mal gewusst hatte.

Während ich meine wenigen Besitztümer verstaute - Darunter, das einzig Wichtige, das ich dabei hatte, unser altes, abgegriffenes Teamfoto - Saß Sakura vor dem Zelt in der Sonne und redete über zu Hause. Sie vermisste ihre Eltern und regelmäßige Duschen, sagte sie, und auch die anderen aus unserem Jahrgang. Zu denen gab sie mir kurze Updates, was ihre Haltung zu mir anging; Die meisten waren entsetzt und konnten sich nicht vorstellen, dass ich Hinata betrogen haben sollte ( Vor allem mit einem Mann! Vor allem mit Sasuke! ). Der Großteil schien aber bereit, mir zu vergeben. Eine Ausnahme bildete Kiba, der stinksauer war, weil ich meine Exfreundin verletzt hatte. Ich hoffte wirklich, zwischen den beiden würde es klappen - Für beide, denn er war ein guter Kerl, der sie wirklich liebte, und weniger hatte Hinata nicht verdient. Natürlich vorausgesetzt, er schaffte es, ihr endlich mal seine Gefühle zu gestehen.

"Sakura-chan?", fragte ich, als ich aus dem Zelt kletterte.

Sie machte "Hm?", ohne die Auen zu öffnen oder die Nase aus der Sonne zu nehmen.

"Was für ein Päckchen trägst du mit dir rum?", wollte ich wissen, wofür ich einen verständnislosen Blick erntete. "Ich meine, weil du doch gesagt hast, alle meine engen Freunde hätten einen gewissen Ballast zu tragen und na ja, du bist meine beste Freundin, also..."

"Ich sagte ´Die meisten`, oder?", schnaubte sie, nicht bereit, mir zu antworten, obwohl ich spürte, dass es etwas zu sagen gegeben hätte.

Sie rappelte sich auf die Beine, klopfte die Hosen sauber und sah mit einem strengen Blick zu mir herab, der mich ebenfalls aufstehen ließ, als sie es verlangte. Vielleicht war unsere neue Freundschaft noch nicht so weit. Oder gerade die Unfähigkeit, sich Schwächen einzugestehen, war ihre Schwäche. Sie war mutig und stark, aber ich wusste, dass sie auch ihre verletzlichen Seiten hatte, die sie jedoch äußerst ungern zeigte. Ihre einzige Achillesverse war Sasuke... Oder er war es gewesen, bis er beschlossen hatte, Mein zu sein.

Wie sich herausstellte, hatte Sakura mich zu einer kleinen Abschiedsfeier gelotst, die sie, Kamura und Seishiro mit ein paar anderen, die sie hier kannten, organisiert hatten. Wir aßen und tranken in einer gemütlichen Kneipe im Ort und kehrten leicht beschwipst, überdreht und viel zu spät ins Lager zurück, wo die Wachen uns mürrisch kontrollierten. Sie waren sicher nur neidisch.

Als die Gruppe, die außer ihr nur aus Männern bestand, Sakura gallant zu ihrem Zelt geleitet hatte, hatte sie schon so manche spitze Bemerkung gemacht, den einen oder anderen beim Armdrücken geschlagen und sich allgemeine Ehrerbietung erarbeitet. Ich war stolz auf sie und das sagte ich ihr auch, als ich sie tollpatschig umarmte. Vermutlich hatte ich mich zu sehr auf sie gelehnt, denn sie schob mich weg. Trotzdem grölten die anderen Shinobi zustimmend.

"Du bist sooooo toll, Sakura-chan...!", lallte ich durch das Gelächter der anderen.

"Ja, ja... Geh jetzt ins Bett, du musst morgen früh los.", erwiderte sie und klang, trotz der Ermahnung, sanft.

"Aber vorher musst du noch sagen, dass du nicht mehr sauer bist.", verlangte ich und merkte selbst, wie schwer mir die Zunge beim Sprechen wurde.

Sie sah weg und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das sollten wir nicht hier besprechen, Naruto."

"Wieso nicht? Die verstehen alle, dass ich wieder dein Freund sein will! Sie is Klasse, oder, Jungs?"

"Ja, eine Top Frau!"

"Hammer!"

Dergleichen Bestätigungen kamen noch einige, zusammen mit Ermunterungen, sie solle mir verzeihen. Schließlich, als ich die Arme nach ihr ausstreckte, verdrehte sie zwar die Augen, ließ sich aber drücken. "Es tut mir leid.", flüsterte ich in Sakuras Haar, sodass die anderen es unter ihrem eigenen Gejohle nicht hören konnten.

Ich spürte, wie sie tief Luft holte. "Schon gut.", hauchte sie zurück, dann löste sie sich mit einem Lächeln von mir. "Alles Gute... Wir sehen uns in Konoha.", sagte sie und verschwand dann in ihrem Zelt.

Am nächsten Morgen wäre ich natürlich froh gewesen, hätte ich Sakuras Rat befolgt und wäre ins Bett gegangen. Stattdessen war ich noch mit den anderen weiter gezogen und jetzt saß ich mit winzigen, übermüdeten Augen am Rande der Zeltstadt und wartete auf unseren Aufbruch. Während des Vormittags gähnte ich ununterbrochen und war quengelig wie ein kleines Kind, aber nachdem ich zu Mittag gegessen und eine halbe Stunde geschlafen hatte, war ich fast wieder fit.

Ich reiste mit sieben Kollegen fünf Tage lang. Unterwegs liefen wir in eine kleine Gruppe aus Suna und einer von ihnen wurde getötet, während eine Kollegin von mir verletzt wurde. Ein anderer wurde von uns getrennt. Vermutlich wurde er später getötet, jedenfalls sah ich ihn nie wieder.

Deprimiert erreichten wir schließlich die andere Division, die weiter verteilt war als die, aus der wir kamen. Sie hatten ihre Lager in Hügelkuppen unweit der Wüste aufgeschlagen, was zusätzlich für schlechte Stimmung sorgte; Tagsüber war es unglaublich heiß, nachts klirrend kalt und ständig hatte man Sand in den Augen und den Unterhosen.

Die Kommandantin nahm unseren Bericht über die Verluste mit einem gefassten Nicken auf. Sie hatte ein sanftes Gesicht, zu dem ihre feurigen Augen so gar nicht passen wollten. "Das lässt sich jetzt nicht mehr ändern.", sagte sie pragmatisch. "Lasst eure Wunden versorgen und seht zu, dass ihr etwas zu Essen bekommt. Danach erhaltet ihr eure Anweisungen."

Wir salutierten, kamen aber nicht dazu, das Zelt zu verlassen, denn in dessen Eingang war, unbemerkt von uns allen, ein Mann aufgetaucht. Wir Neuankömmlinge hatten augenblicklich unsere Waffen gezückt, obwohl nichts an dem Fremden bedrohlich wirkte. Sein Gesicht war so durchschnittlich, dass man seine Züge vergaß, sobald man den Blick abwandte. Vermutlich half ein Genjutsu nach.

"Er gehört zu uns.", erklärte die Kommandantin, die eine auffordernde Geste in Richtung des Spitzels machte. "Komm rein." Sie schien von seinem Auftreten völlig unbeeindruckt, obwohl seine Unauffälligkeit beunruhigend war. "Was gibt es Neues...? Du kannst vor ihnen reden.", gestand sie zu, als sie die fragenden Blicke bemerkte, die der Späher uns zuwarf.

"Die Truppe ist zur Ruhe gekommen, es gab keine größeren Bewegungen. Nur eine kleine Gruppe ist nach Osten abgereist, aber um die kümmern sich die Leute dort. Nach dem, was ich gesehen habe, ist zu vermuten, dass Kunde aus Suna eingetroffen ist, die Einhalt gebietet, aber unsere eigenen Informanten haben noch nichts gehört."

"Vielleicht geht es Gaara besser.", sagte ich hoffnungsvoll, wofür ich einige schräge Blicke kassierte.

"Wie dem auch sei.", überging die Kommandantin meinen ungefragten Einwurf. "Wir dürfen das nicht aus den Augen lassen. Womöglich bereitet man einen neuerlichen Angriff vor. Vielleicht im Osten, wo die Truppe hingeschickt wurde. Geh unsere Leute dort davon informieren."

Der Spitzel verließ das Zelt und die Befehlshaberin sah mich erneut an. "Das hier ist noch nicht vorbei - Und selbst wenn der Kazekage es beendet, wird es gravierende Nachwirkungen haben. Wir müssen wachsam bleiben... Aber erstmal solltet ihr euch stärken. Ihr könnt gehen.", beendete sie ihre Ansprache und wir kamen der Aufforderung gerne nach.

Der westliche Teil der Division, den wir erreicht hatten, war die Größte der vier Abteilungen, in die sich das Heer aufgeteilt hatte, aber er bestand aus weniger Shinobi als die Gruppe, die wir verlassen hatten. Zwischen den müden Gesichtern suchte ich nach Hinata, aber sie musste in einer anderen Truppe, weiter im Osten, sein, wenn sie wirklich hier war. Ich hoffte, der Spitzel hatte Unrecht und es würde keinen Angriff dort geben.

Leider verdichteten sich die dahingehenden Beweise immer mehr; Täglich wurden kleine Gruppen in den Osten geschickt und die Kommandantin reagierte schließlich, indem sie das halbe Lager auflöste, um unsere eigenen Truppen dort zu verstärken. Ich wäre gerne mitgegangen, bekam aber die Verantwortung für die westlichen Wachposten übertragen. Meine Leute berichteten von kleinen Gruppen, die die Gegend auskundschafteten, aber das wurde allgemein für eine Ablenkungstaktik gehalten. Trotzdem ordnete ich an, die Wachgänge mindestens zu viert zu absolvieren, nachdem einige Kollegen bei mehreren Scharmützeln umgekommen waren.

So passierte einige Tage lang nichts Außergewöhnliches, bis ich eines Nachts auf einem der Hügel saß, die sich sanft in die Wüste ergossen, wo ich zusah, wie der Sand in der Dunkelheit schimmerte. Er sah aus wie Wasser, zumindest in der Ferne, und seine kalte Schwärze machte mich wehmütig. Ich war schon über einen Monat weg von zu Hause, weg von Sasuke...

Plötzlich wurden hinter mir Schritte laut und ich sprang auf. Bei dem Ankömmling handelte es sich um einen von meinen Leuten, dem ich entgegen ging. Bevor ich ihn jedoch erreichen konnte, kippte er ins dürre Gras und als ich zu ihm gelangte sah ich seine schweren Verletzungen.

"Was ist passiert?", fragte ich eindringlich, als ich ihn mit einem Kagebunshin ins Lager zurückbrachte.

"Die... Die Suna-Leute...", sagte er schwerfällig. "Ihre Hauptstreitmacht ist hier im Wald... Sie ha-haben uns unterlaufen..." Er atmete ein paar Mal rasselnd, bevor er weiter sprechen konnte. "Die anderen aus meiner Gruppe kämpfen noch, aber es sind... Zu viele..."

"Scheiße.", zischte ich und beeilte mich noch mehr.

Im Lazarett angekommen überließ ich den Verwundeten den Ärzten, dann sorgte ich dafür, dass das Lager wachgetrommelt wurde und rannte zum Zelt der Kommandantin. Diese hatte geschlafen und war zunächst erbost über die Störung, fing sich aber fast sofort wieder.

"Schick Boten ins nächste Lager, um Unterstützung anzufordern.", verlangte sie, während sie sich noch anzog. Ohne zu zögern machte ich mich auf die Suche nach geeigneten Laufburschen und schickte schließlich zwei leicht verletzte Jugendliche los, um sie so lange wie möglich vom Kampfgeschehen fernzuhalten. Als das erledigt war, hatte sich unser Lager bereits geschlossen versammelt und formierte sich nach den Anweisungen der Kommandantin, die den Angreifern von zwei Seiten zuleibe rücken wollte.

"Sie befinden sich im Wald in für sie ungewohntem Terrain. Nutzt das zu eurem Vorteil. Vergesst nicht, dass wir sie zurückdrängen, nicht besiegen wollen. Nehmt, wenn unbedingt nötig, Gefangene... Und los!"

Mit diesen knappen Anweisungen machten wir uns auf die Suche nach dem Feind, der in der Überzahl sein dürfte. Ich persönlich dachte darüber gar nicht nach, viel mehr war ich mit dem Versuch beschäftigt, mich in der Finsternis zurecht zu finden.Meine Kollegen waren alle schon länger hier und kannten das Gelände, ich dagegen stolperte über Wurzeln und Felsvorsprünge, bis meine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt hatten. Da war es aber schon zu spät; Ich war alleine im Wald.

Nach den anderen rufen konnte ich nicht, zum ersten kannte ich ihre Namen nicht, zum anderen - Und das war der wichtigere Punkt - Hätten auch Feinde mich hören können. Also duckte ich mich alleine durch den Wald, um entweder Freund oder Feind zu finden. Zwischen den Bäumen war es gespenstisch still. Mein Atem schien mit jedem Luftholen lauter zu werden und mein Herzschlag zählte die Sekunden, die ich geduckt über den belebten Boden schlich.

"Hey, du sollst dich nicht von der Gruppe entfernen.", zischte plötzlich eine Stimme hinter mir und mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Ich kannte den Sprecher nämlich nicht. Blitzschnell wirbelte ich herum und die Augen des Fremden weiteten sich, als er erkannte, dass ich nicht zu seiner Truppe gehörte. "Einer aus Konoha !", rief er seinen Kollegen zu, die ich nicht sehen konnte, dann griff er mich an.

Ich duckte mich unter dem ersten Schlag seines kurzen Krummschwertes weg und schlug in der selben Bewegung nach seinen Beinen. Er wich mit einem Sprung aus, doch als ich unter ihm war, verpasste ich ihm einen kräftigen Faustschlag in die Magengegend, der ihn, von etwas Chakra unterstützt, mehrere Meter zurück schleuderte. Sakura hätte ihm damit jeden Knochen im Laib gebrochen, aber mein sanfteres Vorgehen verschaffte mir zumindest genug Zeit, um mich richtig hinzustellen.

"Wir müssen nicht kämpfen.", sagte ich, als er auch schon wieder angriff.

Diesmal ließ er sich von meiner Finte nicht täuschen, riss heftig den Arm herum und schnitt mit dem Schwert tief in meinen Oberschenkel. Das war ärgerlich, weil es mich für den Moment langsamer machte und seine Leute sicher gleich da waren. Zumindest mein Gegner schien sich seines Sieges schon gewiss, denn er lächelte, als er den Säbel spielerisch etwas senkte und kreisen ließ.

"Vielleicht müssen wir nicht kämpfen - Vielleicht kannst du es auch einfach nur nicht.", giftete er, als er ein drittes Mal angriff.

Womit er nicht gerechnet hatte war, dass ich einen kraftvollen Satz zurück machte und so sein Hieb ins Leere ging. Mein Bein tat zwar noch weh, aber mit jeder Sekunde verheilte der Schnitt weiter. Das entging auch dem Mann aus Suna nicht und er riss die Augen auf.

"Du bist der Fuchsjunge...", zischte er.

Ich grinste, als ich die Fingerzeichen für Schattendoppelgänger formte. "Live und in Farbe!", antwortete ich verschmitzt aus vier Mündern und dieses Mal war ich es, der zum Angriff überging. Lange dauerte unser Stelldichein zu fünft allerdings nicht, denn da stürmte die Truppe meines Gegners zu uns. Sie sondierten kurz die Lage und griffen dann gekonnt in den Kampf ein. Einer nach dem anderen verschwanden meine Doppelgänger im Rauch und mit ihnen Teile meiner Kraft. Ich hätte gerne mehr getan, konnte mir aber kaum mehr erlauben als einige Taijutsu, Shuriken und Wurfmesser, da ich ja niemanden ernstlich verletzten durfte und wollte. Ich zog mich immer weiter zurück in der Hoffnung, auf meine Leute zu treffen, aber es konnte natürlich genauso sein, dass diese vier mich systematisch in ihr Bataillion drängten.

Ich zog mich auf einen Baum zurück um kurz zu verschnaufen und zu überlegen. Ich war kein Stratege und sonst hatte ich immer einen Kollegen dabei, der wusste, was zu tun war. So auf mich alleine gestellt sah es mit den Ideen eher mau aus, vor allem mit den Auflagen, die den Kampf gegen Suna betrafen.

Ein Geräusch ließ mich aufhorchen, aber ich sah nichts. Einen Moment war der Wald still, dann zerriss ein Schrei das Schweigen. Was war passiert? War das einer von meinen Leuten? Aber es war so nah gewesen... Ich war noch in Gedanken, als ein Schatten aus den Blättern vor mir sprang und mich fünf Meter zu Boden schleuderte. Stöhnend blieb ich liegen; Der Aufprall hatte alle Luft und alle Kraft aus meinem Körper gepresst, ich konnte mich nicht rühren.

Von vorne näherte sich eine Gestalt. An dem Krummschwert in seiner Hand erkannte ich meinen ersten Gegner und er blieb stehen, als er im sanften Mondlicht stand, sodass ich seinen Gesichtsausdruck erkennen konnte. Dieser Mann wollte mich nicht töten, das sah ich sofort.

Dazu kam er aber auch gar nicht. Erneut durchschnitt ein Schatten das Zwielicht, nur blieb dieser diesmal genau über meinen noch immer kraftlosen Beinen hocken. Es war ein Mensch, eine Frau, erkannte man an ihrer Silhouette, aber das drohende Knurren, das sie von sich gab, war viel mehr raubtierhaft.

Kurz passierte nichts, dann sprang meine Beschützerin los, direkt auf den Feind zu. Im Mondlicht leuchtete ihr Haar kobaltblau und sie schien mehr um ihren Gegner zu tanzen als ihn tatsächlich zu bedrängen. Sie schlug nicht fest zu, so wie der Fremde es tat, sondern schien ihm nur sacht mit den Fingerspitzen zu berühren. Trotzdem stöhnte der Suneraner schmerzlich auf, wenn sie ihn erwischte. Dieser Kampfstil kam mir so bekannt vor. Langsam dämmerte mir, wen ich da vor mir hatte.

Schwerfällig setzte ich mich auf; Ich verdankte es mit Sicherheit dem Kyuubi, dass ich das überhaupt schon konnte. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, der mich noch nicht tragen konnte, aber im Moment war ich auch zu sehr damit beschäftigt, dem Kampfgeschehen vor mir ungläubig zu folgen.

"Hinata...", flüsterte ich, denn es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass meine Exfreundin mir so eben das Leben gerettet hatte. Als ich das realisierte, wollte ich ihr helfen, doch weiter als auf die Knie konnte ich mich noch nicht aufrichten. Alles schmerzte so sehr... Aber ich musste zu ihr.

Hinata schlug sich gut und ihre Fähigkeiten waren genau das Richtige, um einen Feind kampfunfähig zu machen, ohne ihn zu töten. Der andere konnte offenbar seinen linken Arm nicht mehr bewegen; Wie das Glied einer Puppe schlackerte er neben seinem Körper. Mit einem Schrei riss er den gesunden Arm in die Höhe und ging auf Hinata los, doch diese schaffte es in einer fließenden Kreisbewegung, ihm auszuweichen. Kaum eine Sekunde später war die Kunnoichi wieder bei ihm und schickte ihn mit einem Schlag auf die linke, ungeschützte Seite zu Boden.

"Gib auf, dann wirst du leben.", sagte eine Stimme, die ich Hinata kaum zuordnen konnte; Sie schien jedweder Sanftheit zu entbehren.

Der Suna-Shinobi starrte sie entsetzt an, dann sah er zur Seite und wieder zu ihr. Doch ihm war offenbar nicht entgangen, was auch ich in dem Moment gesehen hatte; Sein Schwert, dass er während seines Sturzes hatte fallen lassen, lag nur wenige Zentimeter neben ihm. Mit einer Rolle vorwärts stürzte er sich auf die Waffe und wirbelte herum. Hinata, die erneut beherzt angriff, hatte wohl nicht gesehen, dass er nach dem Schwert gegriffen hatte, denn sie lief mit ausgestreckter Hand direkt auf die Klinge des Fremden zu, welcher dieser gerade gehoben hatte.

"Nein!", hörte ich mich schreien, als der Feind vom Boden emporsprang.

Ich hechtete im selben Moment auf die Beiden zu, den schmerzenden Protest meines Körpers kaum wahrnehmend. Irgendwo in mir rührte sich das Ungeheuer und brüllte mit meiner Stimme und dann spürte ich sein Feuer durch meine Venen laufen, als ein Schrei und das furchtbare Geräusch von reißendem Fleisch die Nacht erschütterte. Etwas heißes spritze auf mein Gesicht, aber ich nahm es kaum wahr, weil ich bereits über dem Suna-Shinobi war und ihn erneut zu Boden riss. Wie von Sinnen prügelte ich auf ihn ein, die Hände umwabert von Kyuubis rotem Chakra, die Nägel zu Krallen verlängert und mit Reißzähnen, die gegen meine Unterlippen drückten. Ein winziger Teil von mir wusste, dass ich mich beruhigen musste, aber ein anderer, mächtigerer Teil von mir wollte dem Zorn freien Lauf lassen und sich dem Rausch von Kraft und Hass hingeben.

Für diesen Schrei aus Hinatas Mund würde ich meinem Feind die Haut vom Gesicht reißen.

Der Mann bewegte sich schon lange nicht mehr, als ich von der blutigen Masse, die von ihm übrig war, herunter kletterte. Mein Hass war bei weitem noch nicht gestillt; Ich hob das Gesicht in die kühle Waldluft, wie um die anderen zu wittern. Diese Feinde, Mörder, Verräter...

Aber da war nur ein süßer Duft, vertraut und warm, und ein kaum hörbares Wimmern, das mich für den Moment verharren ließ. Auf der Suche nach der Ursache wandte ich den Kopf hier- und dorthin, bis ich sie ausmachen konnte. Eine Gestalt auf dem Boden, die mühsam näher kroch. Ich knurrte und setzte schon dazu an, auf die zu springen, als ihr Geruch mich abhielt.

"Hö-Hör auf...", wisperte sie.

"Hinata.", sagte ich mit seltsam fremder Stimme. Ich schüttelte den Kopf, um die Stimme darin, die mich zum weiteren Töten aufforderte, abzuschütteln. Die letzten Minuten waren bereits zu einem schwarz-roten Albtraum verschwommen, als Hinata mich endlich erreichte. Sie klappte zusammen, die Hand um mein Hosenbein gekrallt. Sofort kniete ich mich hin, um sie hochzuheben. Dabei fiel ihr linker Arm zur Seite und etwas Warmes berührte mich. Meine Nackenhaare stellten sich auf; Irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Arm. Erst konnte ich es nicht einordnen, dann erhaschte ich einen Blick auf ihr Handgelenk und mein Magen hob sich.

Das Handgelenk bildete nun das Ende ihres Arms.

Der inzwischen Tote Suna-Shinobi hatte ihr die Hand abgehackt.

Tränen traten mir in die Augen, trotzdem nahm ich irgendwoher die Geistesgegenwart, ihren Arm mit einem Streifen meines Shirts abzubinden, bevor ich so schnell wie möglich ins Lager rannte. Auch dieses Tempo kam mir noch unendlich langsam vor. Kein Geräusch drang durch die Zeitlupe meiner Wahrnehmung, nur das überlaute Schlagen meines Herzens und die nackte Panik, dass Hinatas Herz aufhören könnte, genau das zu tun. Es schmerzte mich, aber ich hatte keine Zeit, ihre Hand zu suchen, wenn sie leben sollte... Und das musste sie. Sie musste, sie musste...

"N-Naruto-kun...", sagte sie irgendwann auf dem Weg leise.

"Schh... Du musst deine Kraft sparen." Die mit belegter Stimme ausgesprochene Mahnung kam mir surreal vor, wie aus einem schlechten Film. Ich brachte es nicht über mich, Hinata ins Gesicht zu sehen. "Du bist jetzt sicher, wir sind gleich da."

"Du... Du weinst ja..."

"Achte nicht darauf. Gleich sind wir da."

Sie schmiegte sich kraftlos an meine Brust. "Du darfst nicht morden..."

"Es tut mir leid, dass du das gesehen hast." Nicht, dass ich es getan hatte. Ich hätte den Mann gerne noch einmal umgebracht.

"Helden töten nicht.", beharrte sie, als wir gerarde das Lazarett erreichten, dann wurde sie mir aus den Armen gerissen und ich wurde hinausgeworfen. Wie in Trance starrte ich die Zeltplane an, dann wankte ich zurück in den Wald, um ihre Hand zu suchen. Natürlich fand ich nicht mal die Stelle, an der wir gekämpft hatten, und so taumelte ich, ziellos und weinend, durch die zwischen den Bäumen umher, als schon lange die Sonne aufgegangen war.

Irgendwann brach ich einfach mitten im Schritt zusammen. Sicherlich wäre ich dort gestorben, und in diesen Stunden wäre mir das sehr Recht gewesen, wenn mich nicht jemand aus meinem Battailion gefunden hätte. Ich bekam nur schemenhaft mit, wie man mich ins Lager brachte, wo die Ärzte jedoch feststellten, dass mir körperlich nichts fehlte, also ließ man mich einfach schlafen. Das war wohl im Moment auch das Beste. Ich wachte nur aus meinem von Albträumen gebeutelten Schlaf auf, wenn man mich zum Trinken zwang; Essen verweigerte ich kategorisch.

Erst drei Tage später war mein Geist so weit genesen, dass ich aufstehen konnte. Der Schock ließ nach und ich fing an, mir Sorgen um Hinata zu machen, die nicht vom blanken Entsetzen und hilfloser Trauer geprägt waren. Dass sie lebte, wusste ich von den Ärzten. Aber wie es ihr ging, wollte ich jetzt selbst herausfinden. Als ich das Zelt zu diesem Zweck verließ, herrschte vorsichtig optimistische Stimmung unter meinen Kollegen. Ich fragte niemanden, was los war, denn mein einziges Ziel war das Lazarett. Dieses war voller als vor dem Angriff - Natürlich. Ich suchte nach Hinata und hoffte im selben Moment, in dem ich Angst davor hatte, sie nicht zu finden. Sie hatte sicher viel Blut verloren. Was, wenn sie...?

Bevor ich aus denken konnte, fand ich sie.

Sie sah noch kleiner und zerbrechlicher aus als sonst, wie sie, blass und dünn, in ihrem Feldbett lag. Trotzdem erhellte ein Lächeln ihre Züge, als sie mich erblickte. "Naruto-kun!"

"Hallo.", sagte ich, steif vor Angst und Schuldgefühl. Wie ein Robotter setzte ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett. "Wie... Wie geht es dir?"

"Schon viel besser. Die Ärzte heilen die... Die Wunde jeden Tag etwas mehr." Ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, der kein körperliches Leiden zugrunde hatte. Es war der Ausdruck ihres Verlustes.

Unter der Decke rührte sich ihr Arm, aber sie hielt das, was davon übrig war, verborgen. Erneut wurde mir schlecht; Nicht aus Ekel, sondern aus Trauer und Scham. "D-Das ist meine Schuld.", stammelte ich, die Augen weit aufgerissen. "Wenn ich die anderen nicht verloren hätte..."

"Nicht weinen, Naruto-kun.", beschwichtige sie mich sanft und legte die heile Hand auf meine. "Es ist nicht deine Schuld. Und... Ich wüde dich jeder Zeit wieder beschützen."

Trotzdem, oder gerade wegen ihrer Worte weinte ich. Weil sie schon wieder tapfer war für mich und ich ihr nichts zurückgeben konnte. Ich weinte um ihre unerwiderte Liebe, ihre verlorene Gesundheit, ihre beendete Karriere und wegen der Ungerechtigkeit, die sie bestrafte für meine Unfähigkeit. Irgendwann hatte sie sich aufgesetzt und mich in den Arm genommen, stets darauf bedacht, ihren Armstumpen zu verbergen. Man merkte es ihr oft nicht an, aber sie war eine sehr starke Frau.

"Sie haben heute den Rückzugsbefehl von Gaara erhalten.", sagte Hinata nach einer Weile, wohl um mich abzulenken.

"Echt?", erwiderte ich rau. Inzwischen kamen keine Tränen mehr, ich war leer. "Deswegen wohl die gute Stimmung draußen."

"Ja. Die Zustände hier haben alle aufgerieben. Bald können wir wieder heim."

Und doch würde sich so viel verändert haben... "Wann darfst du gehen?"

"Wenn die... Die Wunde ganz geheilt ist. In ein paar Tagen."

"Darf ich dich nach Hause bringen?"

Sie zögerte, ihre Hand nach wie vor zärtlich in meinem Haar vergraben. "Hier wird es noch einiges zu klären geben, bevor alle zurück können..."

"Ich werde trotzdem um Erlaubnis bitten, wenn es dir Recht ist. Dann kehre ich eben danach wieder hierher zurück."

Jetzt löste sie sich doch von mir und sah mich ungewöhnlich fest an. Auch ihr Stottern war plötzlich verschwunden, fiel mir spontan auf. "Du bist mir nichts schuldig, Naruto-kun."

Ich erwiderte ihren Blick ebenso entschlossen. "Doch - Ich schulde dir mein Leben und nichts, was du sagst, wird meine Meinung darüber ändern. Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich mit dir gehen möchte. Ich will dich begleiten, weil wir Freunde sind."

"Ist das alles?"

Traurig holte ich tief Luft. Wie gerne ich ´Nein - Ich liebe dich.` gesagt hätte! Aber ich konnte nicht. "Ja. Das ist alles."

Sie nickte, schien weder erstaunt noch enttäuscht zu sein. "Ok... Wenn die Kommandantin einverstanden ist, bin ich es auch."

"Danke. Für alles.", sagte ich und küsste ihre Stirn, als ich aufstand, um sie ausruhen zu lassen.

Die Kommandantin war mit meinem Wunsch einverstanden; Ich würde als Aufpasser für eine ganze Gruppe von Verletzten dienen, die heimgeschickt wurden. Erleichtert, wenigstens auf diese Art nützlich sein zu können, fügte ich mich dem Auftrag. Ich half bei den Vorbereitungen für die Abreise wo ich konnte, trug Wäsche und Vorräte zusammen, erstellte einen Plan für die Reise und versuchte, mir die Behandlungsweisen für die Patienten zu merken, um den beiden Medic-Nin, die ebenfalls mit uns reisen würden, bei der Vergabe der Medikamente helfen zu können.

Meine freie Zeit verbrachte ich ausschließlich bei Hinata. Ich brachte sie oft raus in die Sonne, stets in eine dünne Decke gehüllt, da sie noch kränklich war und ihren Arm verbergen wollte. Auf den Hügeln unweit der Wüstenausläufer beobachteten wir den Abbau des Suna-Lagers, von dem ab und zu Gesandte zu uns strömten. Alle Beteiligten wirkten erleichtert, aber nervös. Keiner traute dem jungen Frieden schon so recht.

Während wir das beobachteten, redeten wir viel. Dabei erfuhr ich zunächst, was an jenem Abend des Überfalls wirklich passiert war. Meine Truppe war weiter gezogen und hatte es geschafft, den linken Teil der Kompanie aus Suna vom Rest der Streitmacht zu trennen. Jedoch waren es fünf gegen fünfzehn und es sah schlecht für die Konoha-Shinobi aus, bis Hinatas Division dazustieß. Sie hatte gehört, dass ich in dieser Gruppe war, und hielt Ausschau nach mir, konnte mich aber nirgends finden. Von den anderen erfuhr sie, dass sie mich schon länger nicht gesehen hatten und da sie wusste, dass ich nie flüchten würde, vermutete sie, dass ich entweder verletzt war oder mich verirrt hatte. Trotz der Katastrophe, die sich daraus entwickelt hatte, schmunzelte Hinata, als sie erfuhr, dass ich mich tatsächlich verlaufen hatte. Jedenfalls war sie mich suchen gegangen - Und hatte mich auch gefunden, wie ich ja wusste. Nachdem ich sie ins Lager gebracht hatte, war im Wald die Kompanie aus Suna zurückgedrängt worden. Die kleinen Gruppen, die wir in den Osten hatten ziehen sehen, waren nur Ablenkungsmanöver gewesen und sie waren, von uns ungesehen, durch die Wüste zum Hauptlager zurückgekehrt. Die im Geheimen vorrückende Arme hatte die Wachen getötet - Nur der, der mich informiert hatte, hatte überlebt.

Im Wald waren sie jedoch abgefangen worden und hatten selbst Verluste erlitten, bis sie sich schließlich zurückgezogen hatten. Beide Seiten waren bereits am nächsten Tag wieder aufeinander getroffen, danach war Ruhe im Lager der Wüstenbewohner eingekehrt. Vermutlich hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits Anweisungen erhalten, sich zurück zu ziehen. Zwei Tage später teilten offizielle Gesandte auch der Kommandantin mit, die die Befehle mit Gaaras Siegel erfreut zur Kenntnis nahm. Scheinbar planten seine Vertreter bereits eine Reise nach Konoha - Der Kazekage selbst konnte die Strapazen noch nicht auf sich nehmen, hieß es.

"Ich wüsste gerne, was mit den Ältesten passiert, die das ganze angezettelt haben.", fragte ich düster. Die Blutgier der Menschen hatte so vieles gekostet.

"Vermutlich nichts.", erwiderte Hinata leise. "Sie haben ihren Kage verteidigt, dessen rechtmäßige Vertreter sie sind. Da kann man nichts machen."

"Aber wegen ihnen sind so viele Menschen gestorben!", protestierte ich, was natürlich nichts änderte.

Sanft legte sie mir die Hand auf die Schulter. "Wichtig ist, dass nicht noch mehr umkommen, oder?", sagte sie und ich gab ihr wiederstrebend Recht. Eine Weile herrschte Schweigen, dann fuhr sie fort: "Ich... Ich hatte wirklich Angst, als du so die Beherrschung verloren hast."

Inzwischen schämte ich mich für diesen Ausraster und für die Lust, die mir das Töten bereitet hatte. Diese Gefühle waren mir fremd und unnatürlich und dieser Mann hatte auch nur seine Befehle ausgeführt. Er war ein kleines Rädchen... Das ich zerquetscht hatte wie eine Fliege. "Es tut mir leid. Als ich dich schreien gehört habe... Ist bei mir irgendwie einfach alles ausgesetzt. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, Kyuubi nie mehr so viel Macht über mich zu geben."

"Du wolltest mich beschützen?" Sie schien erstaunt.

"Natürlich.", stimmte ich, meinerseits überrascht, zu. "Ich hätte nie zulassen dürfen, dass so etwas passiert. Es tut mir so leid, Hinata. Wenn ich irgendetwas tun kann..."

"Das kannst du nicht.", unterbrach Hinata mich nachsichtig. Ihr Griff um meine Schulter verstärkte sich ein wenig, ansonsten war sie, wie schon die ganze letzte Woche, gefasster als ich, was den Verlust ihrer Hand anging. Ich kämpfte nach wie vor jedes Mal mit den Tränen, wenn ich sie sah. "Zumal du das gar nicht musst. Es war meine Pflicht, für dich zu kämpfen, aber ich wollte es auch. Dass es dabei zu Verletzungen kommen konnte ist uns doch allen klar, oder?"

"Trotzdem hätte ich dich beschützen müssen. Ich hätte es sein sollen, der dort verletzt wurde."

"Das Schicksal sah das wohl anders. Und jetzt hör auf, damit zu hadern."

"Ja, aber... Was hast du jetzt vor? Du hast so viel getan, um Shinobi zu werden."

Sie nahm die Hand von meiner Schulter und lehnte sich in ihrem Bett zurück. Es war der letzte Tag vor unserer Abreise und man hatte ihr geraten, liegen zu bleiben, um ihre Kräfte zu sparen. "Wer sagt, dass ich das jetzt nicht mehr kann?", fragte Hinata. "Ich muss mir nur eine andere Möglichkeit zu kämpfen ausdenken, aber da bin ich nicht die Erste. Sieh dir unsere Senseis an - Wie viele von ihnen haben schwere Verletzungen und sind trotzdem großartige Kämpfer? Es ist sowieso reine Bequemlichkeit, sich ausschließlich auf die Jutsu seiner Familie zu verlassen. Ich werde zurecht kommen."

"Glaub ich auch.", sagte ich und erwiderte ihr Lächeln.

Erneut schwiegen wir eine Weile, um unseren Gedanken nachzuhängen. Ich fragte mich, was Hiashi sagen würde und ob Hinata der Verlust ihres Erbes wirklich nichts ausmachte. War sie tatsächlich so stark, wie sie sich gab? Oder weinte sie, wenn ich es nicht sehen konnte? Mir war klar, dass ich kein Anrecht mehr darauf hatte, von ihrem Schmerz zu erfahren. Denn er ist eine der privatesten, schwächsten Teile unseres Selbst, den wir meist nur mit unseren engsten Angehörigen teilen, und das war ich jetzt für sie nicht mehr. Trotzdem hätte ich ihre Pein gerne gelindert, wenn ich das konnte.

"Hinata?" Sie blinzelte aus ihren Überlegungen aufgeschreckt und sah mich abwartend an. "Darf... Darf ich deinen Arm sehen?"

Sie erbleichte und zog die Decke enger um sich. "Wie-Wieso?"

"Ich möchte alles von dir kennen. Und ich möchte wissen, was du für mich aufgegeben hast."

"Das weißt du doch.", sagte sie ängstlich.

"Bitte."

"E-Es sieht so ekelhaft aus. Ich möchte n-nicht, dass du mich so siehst...", gestand sie und plötzlich war das Stottern zurück.

Ich sah sie fest an. "Es ist ein Teil von dir, für den ich verantwortlich bin."

Hinata schluckte merklich, sah mich nicht mehr an. Sie wollte nicht, zog aber ganz langsam die Decke tiefer, bis ihr linker Arm sichtbar wurde. Das weiße Shirt, das sie trug, machte es ganz deutlich sichtbar; Am Ende ihres Armes endete ihr Körper. Die Wunde war mit einem Verband geschützt, den sie vorsichtig löste. Darunter war erstaunlich weit verheiltes Fleisch zu sehen, an manchen Stellen sogar schon frische, rosige Haut.

Ich sah zu Hinata auf und zum ersten Mal seit dem Überfall sah ich sie weinen.

"E-Es tut mir l-leid...", schluchzte sie und wischte sich über die Augen.

"Nein, das muss es nicht. Lass alles raus." Ich nahm sie in den Arm und sie barg das Gesicht an meiner Brust.

"I-Ich bin ein Monster..."

Erstaunt weitete ich die Augen, löste mich noch im selben Moment von ihr. "Sag so etwas nie wieder.", befahl ich und nahm trotz ihres Protests ihren linken Arm. Vorsichtig küsste ich die geschwollene Haut, ohne den Blick von Hinata zu nehmen. "Du bist wunderschön."

"Das st-stimmt nicht.", stammelte sie fast hysterisch.

Nochmal küsste ich ihren Arm zärtlich, dann legte ich die Hand auf ihre Wange. "Du bist die schönste Frau, die ich kenne.", bekräftigte ich. "Du bist stark und begehrenswert und wunderschön."

"Und trotzdem willst du mich nicht..."

Trarurig verzog ich das Gesicht. "Du bist wahnsinnig begehrenswert, aber ich kann nicht mehr auf diese Weise bei dir sein. Aber das liegt nicht an dir, sondern an mir."

"Da-Das ist der schlimmste Klischee-Spruch, den es gibt...", murmelte sie und ich lachte unglücklich.

"Es tut mir so leid, Hinata... Ich habe nie aufgehört, dich zu wollen. Und das werde ich auch nie. Aber ich gehöre jetzt jemand anderem und ich fürchte, ich kann mich nicht teilen."

"Doch...", sagte sie in einem halb erstickten Lachen, das sogleich wieder in ein Schluchzen umschlug. "Wa-Warum kann ich dich nicht hassen? Das ist so unfair!"

"Mein Glück.", erwiderte ich. Meine Finger glitten sanft durch ihr Haar, während ich sie wiegte wie ein kleines Kind. Sie weinte in meinen Armen, bis sie eingeschlafen war. Vorsichtig bedeckte ich ihren Armstumpf wieder mit Verband und Decke, dann machte ich es mir gemütlich, um an ihrer Seite Wache zu halten. Als der Arzt einen letzten Rundgang durch das Lazarett machte tat ich, als würde ich schlafen. Wohl, weil er Hinata nicht wecken wollte, ließ er mich bleiben, sodass ich die Nacht bei ihr verbrachte.

Es hatte etwas Vertrautes, Tröstliches, neben Hinata aufzuwachen, und fast hätte ich ihr einen verschlafenen Guten-Morgen-Kuss gegeben. Stattdessen lächelte ich sie an, als ich merkte, dass sie schon wach war. "Guten Morgen."

"Tut mir leid, dass ich mich so habe gehen lassen..." hauchte sie scheu.

"Du warst die ganze Zeit so stark und das hat sich nie geändert.", erwiderte ich liebevoll und stand auf. "Ich geh mir Frühstück holen und packen, dann komm ich dich holen. Und keine Müdigkeit vorschützen!", mahnte ich streng, was sie zum Kichern brachte.

Die letzten Tage hatte das Selbstmitleid mich im Griff gehabt, aber jetzt wollte ich Hinata endlich eine Stützte sein. Das brauchte sie, wie man in der letzten Nacht gesehen hatte.

Die kleine Gruppe, die sich wenig später am Rand des Lagers einfand, wirkte erschöpft und erleichtert, die Front hinter sich zu lassen. Da alle recht schwere Verletzungen hatten, kamen wir nur langsam voran, was mich ungeduldig gemacht hätte, wenn Hinata nicht unter meinen Schäfchen gewesen wäre. Ihretwegen spielte ich den geduldigen Hirtenhund; Ich sorgte für regelmäßige Pausen und gute Laune und dafür, dass keiner sich verirrte. Hinata und ich redeten viel und kamen uns wieder näher, allerdings ohne dass ich befürchtete, sie würde es falsch verstehen. Seit der Nacht des Überfalls hatte sich etwas in ihr verändert und sie stärker zurückgelassen, ihr die Abhängigkeit von mir genommen.

Es dauerte fünf Tage, bis wir wieder in Konoha waren. Wir fanden das Dorf völlig verändert vor; Die Leute waren auf den Straßen, die Angst aus den Gesichtern gewichen, die Gespräche ausgelassen, das Lachen herzlich. Einzig das Krankenhaus, in das wir einzogen wie eine kleine Parade, zeigte mit seinen übervollen Zimmern die Auswirkungen der Kämpfe.

Wie es meine Pflicht war informierte ich die Familien der Verwundeten über deren Rückkehr. Dankbare Erleichterung strömte mir entgegen, trotzdem zögerte ich, das Anwesen meiner Exfreundin aufzusuchen. Ich war verantwortlich für ihren Verlust, egal, was Hinata sagte, und ich wusste nicht, wie ich ihrem Vater in die Augen sehen sollte.

Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als ins kalte Wasser zu springen. Zuerst wurde ich schon an der Tür abgewiesen, doch als ich sagte, es würde um die Erbin des Hauses gehen, ließ man mich zu Hiashi vor. In einem kahlen Beratungszimmer empfing er mich, auf einer Bodenmatte sitzend und mir eine ebensolche zuweisend. Neji saß neben ihm.

Sein Gesicht war gefasst. "Was ist mit meiner Tochter?"

"Ich habe sie mit einer Gruppe Verwundeter heute zurückgebracht, Sir.", erklärte ich knapp.

Das Klanoberhaupt wurde eine winzige Spur blasser, zeigte aber sonst keinerlei Regung. "Sie lebt?" Als ich nickte, atmeten beide Männer hörbar aus. "Was ist geschehen?"

Jetzt kam der schwierige Teil und ich straffte die Schultern, ehe ich zu sprechen begann. "Ich wurde von meiner Truppe getrennt und geriet in einen Hinterhalt. Ihre Tochter kam mir zu Hilfe, als ich nicht kämpfen konnte. Sie... Der Feind konnte sie schwer verwunden, bevor ich wieder eingreifen konnte. Es tut mir leid, Sir." Mit diesen Worten legte ich die Hände auf den Boden und die Stirn darauf. Lange blieb ich in dieser demütigen Pose, ohne, dass etwas geschah.

"Wie genau wurde sie verletzt?" Die Frage kam von Neji.

"Sie hat ihre linke Hand verloren."

Erneutes Schweigen. Ich rührte mich nicht bis schließlich zu hören war, wie die Hyuuga-Männer sich erhoben und die Schiebetür zur Seite zogen. Im Durchgang blieb Hiashi nochmal stehen. "Verschwinde aus meinem Haus und lass dich nie wieder hier sehen.", sagte er kalt. "Von heute an bist du mein Feind."

Damit rauschte er hinaus, zu seiner Tochter, wie ich annahm. Ich richtete mich steif auf und sah, dass Neji noch da war. Ob er dafür sorgen wollte, dass ich wirklich ging, oder seinem Onkel Zeit alleine mit Hinata gönnen wollte konnte ich nicht sagen.

"Es tut mir leid." Meine Stimme klang gebrochen. Ich taumelte, als ich aufstand, und meine Wangen waren feucht.

"Es war Schicksal.", war alles, was er in düsterer Stimme dazu sagte, dann brachte er mich raus. "Es wäre besser, wenn du auf meinen Onkel hörst und dich von hier fernhälst."

"Ich werde alles tun, was nötig ist, um Hinata zu unterstützen. Die Konsequenzen sind mir gleich.", erwiderte ich fest und fasste ihn dann an der Schulter. "Sind wir noch Freunde?"

"Das wird sich zeigen... Geh jetzt."

Mit diesen Worten schloss er die Tür und die Geste tat mehr weh, als jeder Schlag, den er mir hätte verpassen können. Als wäre ich selbst verwundet wankte ich durch die Stadt. All der Schmerz kam in geballter Macht wieder zurück, drohte mich zu ersticken. Die Schuldgefühle, die Hinata zu betäuben versucht hatte, brannten wie glühende Eisenstangen auf der Haut und summierten sich ein mal mehr mit all den Fehlschlägen der letzten Monate; Die Suche nach dem Serienmörder, Sasukes Genesung, meine Beziehung mit Hinata, der Anschlag auf Gaara - Und jetzt das. All das wog so schwer, dass ich mich, kaum in der Wohnung angekommen, in mein unbezogenes Bett fallen ließ. Ich wusste für einige Zeit nicht, wie ich je wieder aufstehen sollte. Ich hatte so viel zu verantworten und keine Ahnung, wie ich das alles bewältigen sollte. Hätte ich keinen Termin bei Tsunade gehabt wäre ich wohl nicht mehr aufgestanden.

Mit monotoner Stimme erzählte ich ihr, was passiert war und gab ihr teilnahmslos einen kurzen Bericht über unsere Heimreise. Tsunade runzelte irritiert die Stirn über meine scheinbare Unberührtheit. "Das ist ein schwerer Verlust - Für die Familie und für das Dorf. Ich werde mit Hiashi sprechen." Sie schwieg einen Moment. "Ich denke, es würde Hinata gut tun, wenn du sie ein wenig unterstützen würdest. Mir ist klar, dass es einiges verlangt ist..."

"Das würde ich sowieso tun, Baa-chan.", unterbrach ich sie schwach lächelnd. Wie hätte ich Hinata nach allem alleine lassen können? "Nur Hiashi war nicht so begeistert von meiner Anteilnahme..."

"Das ist verständlich. Du solltest ihn nicht weiter reizen und versuchen, seinen Leuten aus dem Weg zu gehen.", riet mir die Hokage. "Das wäre es dann für´s Erste. Die nächsten Tage über wirst du dich erholen. Ich werde dich rufen lassen, wenn es Arbeit gibt."

Ich verbeugte mich, setzte schon dazu an zu gehen, blieb dann doch noch stehen. "Wird alles wieder gut?"

Tsunade schob die Finger ineinander und schloss die Augen. "Das kommt darauf an, wie die Leute die Auseinandersetzungen aufnehmen. Im Moment haben wir offiziell nur einen Waffenstillstand mit Suna und die Botschafter sind nicht erfreut von der Vorstellung, Reparationszahlungen leisten zu müssen - Was aber ihre Pflicht wäre, da sie die Kämpfe begonnen haben."

Mir fiel auf, dass sie bewusst das Wort ´Krieg` zu vermeiden schien. "Kann man darauf nicht verzichten?"

"Die Ältesten sind stur und wollen unbedingt Entschädigung, obwohl unsere Verluste gar nicht so groß waren... Aber es ist nicht deine Aufgabe, dich mit Diplomatie auseinander zu setzten. Das reicht jetzt." Ich grinste und wollte gehen, doch diesmal war sie es, die mich noch ein Mal aufhielt. "Ach, Naruto...", sagte sie zögernd. "Soll ich Sasuke eine andere Unterkunft suchen?"

"Nein!", stieß ich sofort hervor. Die Aussicht darauf, noch länger von ihm getrennt zu sein, war beängstigend. "Nein, ich kann ihn sofort holen. Darf ich? Bitte."

Tsunade seufzte, offenbar unschlüssig, ob sie das richtige tat. "Morgen. Ich werde alles in die Wege leiten. Bis dahin ruhst du dich aus."

"Aber...", fing ich an, doch als sie mich scharf ansah, schwieg ich. Sogar zum Streiten fehlte mir gerade die Kraft.

Ich ging nach Hause, bezog diesmal sogar noch das Bett und schlief dann die ganze Nacht durch. Am nächsten Tag ging es mir tatsächlich wieder bedeutend besser. Natürlich war das Schuldgefühl noch da, aber nicht mehr so erdrückend wie nach dem Gespräch mit Hiashi. Immerhin fühlte ich mich nicht mehr wie ein Zombie, als ich die Wohnung putzte und einkaufen ging.

Nachdem ich damit fertig war holte ich Sasuke aus der Justizvollzugsanstalt. Wie Tsunade versprochen hatte war dort bereits alles vorbereitet, trotzdem dauerte es eine Weile, bis ich meinem Freund wieder gegenüberstand. Er war blasser und dünner, als ich ihn in Erinnerung hatte, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und er lächelte nicht, als er mich nach gut zwei Monaten zum ersten Mal wieder sah.

Dafür war ich glücklich genug für zwei.

Lachend fiel ich ihm um den Hals und hob ihn in meinem Überschwang hoch, was ihm ein widerwilliges Grummeln entlockte. Ohne ihn loszulassen strahlte ich ihn an. "Ich bin wieder da!"

Er verdrehte nur die Augen. "Das sehe ich."

Die skeptischen Blicke der Wachen ignorierend piekste ich ihn in die Seite. "Sei nicht so ein Stinkstiefel. Ich hab dich vermisst... Und immerhin bist du jetzt wieder frei!"

Er nickte und ich beschloss, ihm etwas Zeit zum Auftauen zu geben. Sasukes übersichtliches Gepäck in der Hand verließ ich den Warteraum, einige Sicherheitsschläußen und stand schließlich vor dem hohen Tor, das in die Freiheit führte. Nach ein paar weiteren Gesprächen mit den Wachen reichte eine von diesen Sasuke die Hand, dann wurde die Tür geöffnet. Ich lächelte Sasuke an, bevor dieser in die Freiheit trat.

Als die Tür hinter uns geschlossen wurde nahm ich seine Hand. "Ich glaube irgendwie, dass ich mich mehr über deine Entlassung freue als du."

Zwar entzog er mir die Hand nicht, doch er lief einfach los, wodurch er meinem Blick auswich. "Ich war bemüht, es nicht als Haft zu sehen."

"Als was denn dann?", fragte ich, ihm folgend.

"Fünfsterneurlaub."

Grinsend drückte ich seine Hand. "Gut, dass du so ein positiv eingestellter Mensch bist."

Er lächelte nur schmal ohne etwas zu sagen, also fing ich an, ihm von den Geschehnissen an der Front zu erzählen. Irgendwann auf dem Weg durch die Stadt ließ er meine Hand los, was eigentlich sinnlos war. Inzwischen wusste wohl eh jeder von uns. Seufzend ließ ich ihm seinen Freiraum, immerhin war ich lange weg gewesen und er musste sich vielleicht erst wieder aklimatisieren.

Obwohl er kaum antwortete ging mir der Gesprächsstoff über den ganzen Weg nicht aus, obwohl ich über die Geschehnisse der letzten Tage nichts erzählte. Ich war noch nicht bereit, über Hinata zu reden und dabei Sasukes Urteil zu ertragen.

Es war seltsam, wieder mit ihm in die Wohnung zu treten. Wenn es ihm auch so ging, verbarg er das gut, denn er nahm mir wortlos seine Taschen ab und brachte sie ins Bad, wo unsere Waschmaschine stand. Weil ich sonst nichts mit mir anzufangen wusste folgte ich ihm.

"Du hast geputzt."

"Ich war gestern schon hier und ich dachte, du freust dich." Plötzlich unsicher zuckte ich die Schultern.

Sasuke stand auf und kam auf mich zu. Er legte mir die Hand auf die Wange, einen wachsamen Ausdruck in den Augen. "Warum bist du nervös?"

"I-ich bin nicht nervös...", stammelte ich ertappt, woraufhin sein Gesichtsausdruck kälter wurde. Ich wusste nicht, was in seinem Kopf vorging, aber das, was es zutage brachte, beunruhigte mich.

Seine Hand glitt in mein Haar, strich dieses hinter mein Ohr. "Du hast dich verändert."

Ich weitete die Augen, weil er, obwohl ich bisher so betont fröhlich gewesen war, sofort bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. Mein Blick wanderte zu einer Stelle hinter seinem Kopf und ich spürte selbst, wie die Spannung aus meinem Körper wich, als ich die Schultern sinken ließ. "Es ist so viel passiert, manches muss ich dir erst noch erzählen... Ich schätze, da ist es normal, dass ich etwas neben mir stehe. Außerdem haben wir uns lange nicht gesehen. Es tut mir leid, wenn ich mich seltsam verhalte."

"Hattest du jemand anderen?"

Die Frage überraschte mich so sehr, dass ich erst nicht wusste, was ich sagen sollte. "W-was...? Nein, ich... Wie kommst du denn darauf?", brachte ich schließlich hervor. Als ich begriff, dass diese Sorge der Grund für sein seltsames Verhalten war, nahm ich ihn in den Arm und küsste seine Schläfe. "Nein. Niemals."

"Du verhältst dich seltsam. Und du hast selbst gesagt, dass du mir etwas verheimlichst.", erwiderte er kühl, doch er legte die Arme um mich und fing somit die fehlende Spannung meines Körpers auf.

"Ich werde dir davon erzählen, nur nicht jetzt. Es war schlimm für mich und ich möchte erstmal genießen, dass ich wieder bei dir bin, ok?", bat ich leise, indem ich ihm mein volles Gewicht entgegenlehnte. Er fing es bereitwillig auf und drehte das Gesicht auffordernd zu mir. Als ich seinem stummen Befehl nachkam und ihn ansah, küsste er mich. Nicht sanft und bestätigend, sondern mit der eindeutigen Forderung nach mehr. Natürlich ging ich darauf ein, obwohl ich zuerst verwirrt war von seiner Initiative. Normalerweise flirtete er mit mir so lange, bis ich kapierte, was er wollte. Jetzt aber bot er sich mir sehr offen an und es dauerte eine Weile bis ich verstand, dass er ausloten wollte, ob das, was auch immer passiert war, etwas zwischen uns geändert hatte. Er wollte wissen, ob ich noch ihm gehörte.

Das tat ich und so sagte ich ihm gefühlte tausend Mal, dass ich ihn liebte und nie verlassen würde während wir uns liebten.

Danach fühlte auch ich mich bedeutend wohler. Nicht, dass ich mich davor nicht gefreut hätte, Sasuke zu sehen, aber etwas zu tun, das zwischen uns reibungslos funktionierte, hatte mir die Nervosität nach der langen Trennung genommen. Die Bestätigung hatte wohl auch ich gebraucht. Trotzdem war es seltsam, mit Sasuke essen zu gehen, nachdem ich so lange nur Versorgungszelte gekannt hatte. Da schicke, romantische Restaurant war so ein heftiger Kontrast zu der letzten Zeit, und noch dazu eines der ersten, in denen wir als Paar waren. Er amüsierte sich, als ich fast weinte, weil das Essen so lecker war, aber er hatte ja keine Ahnung, was für eine Anspannung gerade von mir abfiel.

"I-Ich... Sorry.", lachte ich verlegen und schnäuzte in die Serviette. "Es ist nur... Hier mit dir zu sitzen ist so unwirklich - Und so schön. Du glaubst gar nicht, wie ich dein arrogantes Grinsen vermisst habe. Ich dachte manchmal echt, ich würde dich nie wieder sehen."

Zärtlich ergriff ich seine Hand, den Blick auf seine Augen geheftet. Er musste gar nicht antworten, ich wusste, dass es ihm genauso ergangen war. Dieser Moment war sowieso zu kostbar für Worte. Vor allem war er aber zu kostbar für die Frau am Tisch neben uns, welche "Abartig!", zischte, als sie sich erhob und mit ihrem Mann im Schlepptau einen anderen Tisch beschlagnahmte. Ich wollte ihr schon nach, doch Sasukes Finger schlossen sich fester um meine.

"Sie hat Unrecht.", war alles, was er mit einem ernstem Blick sagte.

"Ja..." Langsam kehrte ein Lächeln zurück auf meine Züge und ich war sogar so kühn, seine Hand zu küssen. "Ich liebe dich, und Liebe kann gar nicht abartig. Sie ist wunderschön und wertvoll und..."

"Übertreib nicht.", unterbrach Sasuke mich, seine Hand zurückziehend.

"Ich gesteh dir nur meine Gefühle!", tönte ich, mir selbst über meine Albernheit bewusst. Es war leicht, bei Sasuke zu sein in diesem Moment. Es war leicht, sein schmales Lächeln zu lieben, seinen trockenen Humor, die bedachte Art mit der er sprach, sein verdecktes Bedürfnis nach Nähe. Während ich weg gewesen war, war so viel passiert, dass ich kaum Zeit gehabt hatte darüber nachzudenken oder es zu vermissen. Jetzt mit ihm am anderen Ende des Tisches wurde mir bewusst, wie sehr er mir gefehlt hatte.

Die folgenden Tage verliefen ähnlich friedlich. Die Leute waren froh ihre Familienmitglieder nach und nach zurück zu bekommen und die Anspannung wich langsam aus den Gesichtern. Leider kamen die Shinobi oft auch nicht aus eigener Kraft zurück; Viele Divisionen hatten Tote zu beklagen. Da wir eher auf eine Verteidigungstaktik gesetzt hatten war wohl Schlimmeres verhindert worden, dennoch erregte jeder Gefallene den Ärger der Dorfbewohner.

Diese Reaktion fand ich beunruhigend, konnte sie doch das Gleichgewicht wieder in Richtung Krieg kippen lassen. Und wenn Tsunade gezwungen wäre anzugreifen, würden wir mit zwei Monaten an Kämpfen und ein paar Dutzend Tote auf beiden Seiten bei Weitem nicht hinkommen.

"Die Meisterin wird das nicht zulassen.", war Sakuras felsenfeste Meinung. Sie saß auf einem Stuhl vor dem Wohnzimmerfenster in Sasukes und meiner Wohnung und ließ die Füße nach draußen baumeln.

"Wie soll sie es verhindern, wenn jetzt die Idioten auf unserer Seite nach Rache verlangen?", erwiderte ich trotzig. Nach allem, was ich in den letzten Wochen gesehen hatte, würde mich nichts mehr überraschen.

"Die Endentscheidung fällt immer noch sie."

Wir diskutierten diesen Gedanken schon einige Zeit und langsam sah ich ein, dass sie nichts auf ihre Meisterin kommen lassen würde. Obwohl ich resigniert seufzte blieb mir wohl nichts anderes übrig als das gleiche Vertrauen aufzubringen. Leichter gesagt als getan; Ich vertraute Tsunade zwar, hatte das Abwarten aber so satt.

"Um Rat fragen wird sie keinen von euch.", sagte Sasuke, der bis dahin schweigend der Debatte gefolgt war. Er saß neben mir auf der Couch und sah schon besser aus als an dem Tag, an dem ich ihn aus dem Gefängnis geholt hatte. Aus irgendeinem Grund schien er jedoch schlechte Laune zu haben. Er redete kaum, selbst, wenn wir alleine waren, und wenn gab er meist schnippische Antworten.

"Vermutlich nicht, nein.", stammelte Sakura. Sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, wieder so zu dritt zusammen zu sein und rutschte nervös auf dem Stuhl herum, jetzt, wo Sasuke sich bemerkbar gemacht hatte.

Die Art, auf die er sie ansah, ließ mich darauf schließen, dass er sich auch erst noch daran gewöhnen musste. Somit war ich der einzige, den unsere Wiedervereinigung zu freuen schien, aber das störte mich nicht. Sie waren nie die dicksten Freunde gewesen und nach allem, was wir uns vorzuwerfen hatten, war eine gewisse Distanziertheit ganz normal. Zumal ich zugeben musste, dass es mich gestört hätte, wenn sie sich zu gut verstanden hätten. Sakura war mit Sicherheit noch nicht über ihn hinweg und ich wollte nicht, dass sie sich an meinen Freund ranmachte. Das sie ihn als solchen akzeptierte hatte, bezweifelte ich nämlich stark.

"Und was sollen wir in der Zwischenzeit machen? Es werden ja nicht mal Missionen vergeben.", jammerte ich, denn die Untätigkeit machte mir wie gesagt zu schaffen.

"Ruh dich erst mal aus, Idiot.", schalt mich Sakura "Die körperlichen Verletzungen mögen bei dir zwar schon geheilt sein, aber du hast viel gesehen und sicher macht dir das zu schaffen. Vor allem mit Hinata..."

Tatsächlich kämpfte ich mit dem Schicksal meiner Exfreundin nach wie vor. Ich träumte oft von dem Angriff und häufig mischte sich diese Erinnerung mit dem Traum von dem dunklen Flur. Wenn ich neben Sasuke aufwachte, schaffte ich es zwar meist, wieder einzuschlafen, aber das schlechte Gewisse blieb. Deshalb besuchte ich Hinata auch jeden Tag im Krankenhaus. Sie war immer noch schwach und es würde dauern, bis sie völlig rehabilitiert war, aber wie immer arbeitete sie hart an sich und erstaunte die Ärzte mit ihren Genesungsfortschritten. Etwas in der Dynamik unserer Beziehung hatte sich geändert. Während ich nach wie vor spürte, wie wichtig ich ihr war, war ihre Abhängigkeit von mir scheinbar verschwunden. Sie bettelte nicht mehr um mich sondern nahm, was ich ihr gab, wodurch ich mich freier fühlte. Bei meinen Besuchen war ich auch anderen Freunden begegnet und mit Hinatas Hilfe hatte ich zumindest Akzeptanz von den meisten erfahren. Die einzige Ausnahme bildete Kiba, aber es fiel ihm offenbar immer schwerer, sauer zu sein. Er würde sich beruhigen. Anders verhielt es sich da mit Hinatas Familie. sie ließen mich nicht ins Zimmer, wenn sie da waren, und schmissen mich raus, wenn ich vor ihnen da war. Es war frustrierend, aber ich akzeptierte es. Das Hinata mit mir redete war mehr als ich hatte erwarten können.

"Apropos.", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr und stand auf. "Ich wollte sie besuchen. Kommst du mit, Sakura-chan?"

"Warum nicht?" Sie erhob sich ebenfalls und warf einen Blick auf Sasuke.

"Und du?", fragte ich Sasuke, obwohl ich die Antwort aus vorigen ähnlichen Situationen bereits kannte.

"Nein."

Enttäuscht seufzte ich, dann lehnte ich mich zu ihm und küsste seine Wange. Sakura hatte das Gesicht abgewandt, als ich mich wieder aufrichtete, was mich beleidigte. "Bis später.", verabschiedete ich mich von meinem Freund, ehe ich mit Sakura die Wohnung verließ. "Findest du uns eklig?", fragte ich gerade heraus, woraufhin sie puterrot anlief.

"N-nein, das... Tut mir leid.", seufzte sie. "Es ist nur ungewohnt, euch so zu sehen und... Es tut weh."

"Oh... Daran habe ich nicht gedacht."

"Schon gut, ihr sollt euch meinetwegen ja nicht verstellen. Ich werde mich schon daran gewöhnen.", versprach Sakura tapfer, aber ich nahm mir vor, ab jetzt mehr Rücksicht auf sie zu nehmen.

Bald darauf erreichten wir das Krankenhaus. Die diensthabende Schwester kannte mich schon und begrüßte mich freundlich, bevor sie uns durchwinkte. Im Hospiz war nach den Kämpfen mehr los als sonst. Wir kamen an Kranken, Pflegern und Besuchern vorbei, schlängelten uns zwischen einem Hausmeister und einer Frau durch, die miteinander stritten und erreichten schließlich den abgetrennten Bereich für wohlhabende Patienten. Ich klopfte an und trat ein, als Hinata "Herein!", rief. Es war gerade eine Schwester da, die jedoch bereits ihr Handwerkzeugs einpackte und sich verabschiedete.

"Sakura-san, wie schön!", lächelte meine Exfreundin sanft.

Sakura wurde etwas verlegen und wusste scheinbar nicht, wo sie hinsehen sollte. "Tut mir leid, dass ich länger nicht da war, es war nur so viel los im Krankenhaus..."

"Oh, wenn es dir Umstände macht brauchst du nicht zu bleiben!", wehrte Hinata ab, die den Einwand wohl falsch verstanden hatte. Die zwei Diskutierten ein bisschen, bis geklärt war, wie lieb sie sich doch hatten, dann kamen wichtige Themen dran. Hinatas Verpflegung, ihre Genesung, die anderen Freunde, Hinatas Familie, ihre Karriere. Natürlich redete ich auch fleißig mit. Mit ein bisschen Phantasie war es fast wie in der Zeit bevor Sasuke ins Dorf zurückgekommen war. Plötzlich fiel mir auf, wie viel ich für ihn aufgegeben hatte. Und dass ich nichts davon bereute.

"Hat man eigentlich schon etwas von der Gesandtschaft aus Suna gehört?", erkundigte Hinata sich, die es nach über einer Stunde wohl satt hatte, das Gesprächsthema zu sein. Früher hätte sie es nicht so lange ausgehalten.

"Nächste Woche sollen sieben Leute aus Suna eintreffen. Sie nehmen an der Trauerfeier Teil und werden dann in Beratungen mit der Meisterin treten.", erzählte Sakura. Sie war oft an Tsunades Seite, wenn diese schwerer verletzte Shinobi behandelte und arbeitete auch mit Shizune zusammen, deshalb war sie gut informiert.

"Gaara-sama wird nicht anwesend sein?"

"Nein, ich fürchte, so gut geht es ihm noch nicht. Aber Temari-san wird angeblich mit vor der Partie sein."

"Ob das so gut für sie ist?", fragte ich besorgt.

Die Mädchen sahen beide wenig zufrieden aus. "Hoffentlich wird alles ok sein. In welchem Monat ist sie denn?", wollte Hinata wissen.

"Im dritten oder vierten, glaube ich.", sinnierte Sakura. "Vielleicht bleibt sie dann ja hier. Shikamaru würde sich sicher freuen."

"Da wär ich nicht so sicher.", murmelte ich, wofür ich einen Schlag auf den Kopf von Sakura kassierte. "Aua! Dabei sag ich nur die Wahrheit. Shikamaru ist nicht so der Gesellschaftstyp und Temari ist unausgeglichen, wenn sie nicht arbeiten kann, wie sie will."

"Trotzdem ist man froh, seine Freundin zu sehen.", erwiderte Sakura trotzig.

"Das hab ich nicht gemeint." Ich streckte ihr die Zunge raus und duckte mich unter der Kopfnuss weg, die sie mir verpassen wollte. "Wie auch immer... Kannst du nächste Woche auf der Feier sein?"

"Ich... Also, Tsunade-sama wollte, dass ich auf der Bühne bin u-und ein paar Worte sage, a-aber ich weiß nicht..."

"Wieso nicht? Du hast viel erlebt und für das Dorf getan, das zu erzählen wert ist.", meinte ich ermutigend.

"Aber... Was soll ich denn groß sagen...?"

"Was du mir vor der Abreise gesagt hast. Über Familie und neue, eigene Wege und den Mut, weiter zu machen."

"Das... Wenn du das sagst klingt es viel schöner..." Sie war rot bis zu den Haarwurzeln von der Vorstellung, eine Rede zu halten.

Ich legte die Hand auf ihre Schulter. "Es waren deine Worte. Du musst nur laut genug reden, damit jeder sie hören kann."

"Du kannst es dir ja noch überlegen.", lenkte Sakura ein, die wohl fürchtete, Hinata könnte überfordert sein. "Ich glaube, wir gehen jetzt auch langsam, oder, Naruto?"

"Ja. Tut mir leid, dich so lang belagert zu haben.", rief ich verlegen. Wahrscheinlich hätte ich nicht zugestimmt, wenn Sasuke nicht zu Hause auf mich gewartet hätte. Bei dem Gedanken an ihn fiel mir etwas anderes ein, das ich Hinata noch hatte fragen wollen. "Ach ja, wäre es für dich ok, wenn ich Sasuke mal mitbringen würde? Ich weiß, ihr habt nicht das beste Verhältnis, aber es wäre mir wichtig, dass ihr miteinander auskommt."

Die Stille, die daraufhin einsetzte, war beinahe greifbar. Beide Frauen fixierten mich. Es war Sakura, die zuerst das Wort ergriff. "Ich glaube, das ist noch zu früh."

"N-Nein, ist schon ok.", entgegnete Hinata und lächelte etwas gequält. "Wenn es dir wichtig ist, werde ich versuchen, mit Sasuke-kun zu sprechen. Es wäre auch albern, sich zu hassen... Also wenn er möchte, kann er gerne mit dir herkommen."

"Oh, wow, danke, Hinata! Das bedeutet mir viel.", strahlte ich und umarmte sie aus Dank und zum Abschied. "Bis morgen."

Auf dem Flur schlug Sakura mir gegen den Arm. "Bist du bescheuert?", zischte sie. "Du kannst doch nicht deine Ex und deinen... Neuen zusammenpferchen und erwarten, dass sie sich plötzlich super verstehen!" Weißt du, was das für einen Stress für Hinata bedeutet? Sie soll sich doch schonen!"

"Aber sie hat doch gesagt, es wäre ok.", stammelte ich verunsichert.

"Das hat sie doch offensichtlich nur dir zuliebe gesagt! Natürlich ist es nicht ok... Gott, muss man dir alles sagen? Ganz davon abgesehen, dass Sasuke-kun auch nicht scharf darauf wirkte, sie zu besuchen."

"Vielleicht wollte er nicht stören..."

"Er will dich nicht mit deiner Ex sehen, kapierst du das nicht? Ugh, du bist manchmal so ein Idiot, das ist unglaublich!"

"Was? Sasuke ist doch nicht eifersüchtig.", erwiderte ich ungläubig.

"Neeeein, deswegen ist er auch so zickig gewesen, als ich vorhin bei euch war, und hat mit einem ganzen Wort geantwortet, als du fragtest, ob er uns begleiten möchte." Sakura schnaubte herablassen und blickte mich vielsagend an. "Erzähl mir was du willst, aber du schaffst es tatsächlich, Sasuke Uchiha eifersüchtig zu machen."

"Oh... Aber das will ich gar nicht." Ich überlegte, wie ich das beenden konnte und sagte dann: "Dann wäre es doch genau das Richtige, wenn er mit zu Hinata kommt, damit er sieht, dass da nichts ist."

Sie runzelte skeptisch die Stirn, von meinem Plan wenig überzeugt. "Sie haben sich schon nicht verstanden, als das mit Sasuke-kun und dir noch nicht offiziell war. Ich glaube nicht, dass es jetzt besser wäre."

"Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich werde nicht aufhören, Hinata zu besuchen - Und ich werde Sasuke in der Hinsicht nicht belügen. Wenn sie sich aneinander gewöhnen, werden sie sich schon vertragen."

"Sie sind keine schwer erziehbaren Haustiere, Naruto.", zerstörte Sakura meine Hoffnungen. Sie blieb stehen, als wir an einer Abzweigung zum Haus ihrer Eltern angekommen waren, und verschränkte die Arme vor der Brust. In ihrem Blick lag ehrliche Besorgnis. "Ich weiß, du kannst schlecht stillhalten und abwarten, aber im Moment wäre das das Richtige. Gib ihnen etwas Zeit... Oder denk zumindest darüber nach." Sie lächelte schwach, drückte meine Hand und ging dann davon.

Ich kratzte mich am Kopf, schüttelte diesen, ehe ich mich selbst auf den Heimweg machte. Womöglich hatte Sakura Recht, aber ich musste es einfach versuchen. Wenn ich die Gelegenheit hatte, wieder mit Hinata befreundet zu sein, wollte ich das auch mit allen Konsequenzen. Und eine davon war eben, dass ich jetzt mit Sasuke zusammen war.

Dieser schlief im Wohnzimmer und schien wenig begeistert als ich auf ihn zustürmte und mich auf seinen Schoß fallen ließ. Weil ich seine schlechte Laune beim Aufwachen schon kannte ignorierte ich sie einfach und trommelte aufgeregt auf seiner Brust herum. "Ich habe eine Bitte."

"Mhm...?", brummte er mit halb geöffneten Augen. Sein Haar war wild um seinen Kopf verteilt, wie nach einem Stromstoß.

"Ja, es... Es geht um Hinata.", fing ich an, jetzt eher vorsichtig als hibbelig. Meine Hände strichen über seine Brust, aber nur, damit ich nicht in seine Augen sehen musste. "Ich habe mit ihr geredet und sie würde sich freuen, wenn du sie mal besuchen würdest."

"Würde sie das?"

Unter seinem skeptischen Blick knickte ich rasch ein. "Na ja, sie meinte, es wäre ok.", schränkte ich ein. "Also brauchst du kein schlechtes Gewissen haben, ob es sie stört."

"Was für ein Glück."

Ich schlug ihm gegen die Brust. "Sei nicht so sarkastisch, ich meine das ernst. Komm mit mir, wenn ich sie das nächste Mal besuche."

"Warum ist dir das auf ein Mal so wichtig? Bevor du gegangen bist, wolltest du sie loswerden."

"Das wäre dir Recht gewesen, oder?", fragte ich und seufzte, als er mit einem leisen Knurren das Gesicht abwandte. "Du bist das Wichtigste in meinem Leben und das wird sich auch nicht ändern. Aber meine Freunde sind auch meine Familie. Du kannst mich nicht zwingen, mich zu entscheiden. Ganz davon abgesehen weißt du genau, dass ich Hinata mein Leben verdanke." Ich stockte. Es war immer noch schwer, darüber zu sprechen. "E-Es wäre einfach wichtig für mich, wenn ihr euch gegenseitig hinnehmen könntet. Niemand erwartet, dass ihr dicke Freunde werdet. Aber ich möchte, dass du versuchst, sie zu akzeptieren." Ich legte die Hand auf seine Wange und wie gehofft sah er mich wieder an. "Für mich." Der ungnädige Ausdruck in seinen Augen wich langsam, bis in ihnen nur doch ein Glühen wie von einem fernen Gewitter bei Nacht lag. Ich schluckte leicht; So sah er mich an, wenn er Sex wollte. Rasch ließ ich mich auf den Hintern fallen, sodass ich zwischen seinen Beinen saß anstatt auf seinem Schoß. "Hör auf. Wir können nicht jedes Mal vögeln, wenn dir der Gesprächsstoff nicht passt."

"Können wir nicht?" Ein leises Schnurren lag in Sasukes Stimme, als er sich aufsetzte und auf allen Vieren vor mir kniete. Seine Lippen nur Millimeter von meinen entfernt, flüsterte er: "Das hat doch bisher gut funktioniert."

Ich konnte seinen Atem auf meinem Mund spüren und fand selbst kaum Luft um "Bitte.", zu stammeln.

Sasuke wirkte unzufrieden und sagte eine Weile nichts. Weil er jedoch auch nicht weiter versuchte, mich zu verführen ging ich davon aus, dass er über meine Bitte nachdachte. Schließlich seufzte er missmutig und sah zur Seite. "Also gut."

"Awww, tust du das nur für mich? ♥", freute ich mich und rutschte unter ihm durch, sodass er über meinem Gesicht kniete. Ich drückte die Nase an seinen Schritt und ließ die Hände genießerisch von seinen Beinen zu seinem Hintern gleiten, welchen ich dann fest drückte.

"Naruto...", knurrte Sasuke warnend.

"Ok, ok, ich komm gleich zur Sache." Natürlich wusste ich, dass er sich über meine Worte ärgerte, weil sie andeuteten, er würde Zuneigung für mich empfinden. Meine Berührungen schienen ihm dagegen zu gefallen, denn als ich seine Hose öffnete und seine Shorts wegschob, war er bereits halb erregt. Hm, das würde ich wohl noch besser machen müssen~
 

Sie trug einen langen, violetten Hoodie, der ihr am einen Arm bis über das Handgelenk gerutscht war, am anderen hatte sie den Ärmel bis über den Ellbogen hochgeschoben. Darunter hatte sie eine blaue Dreiviertelhose an, das lange Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Zusammen mit ihrem Verhalten hatte sie offensichtlich auch ihre Erscheinung verändert. Jedenfalls sah Hinata gut aus, als sie uns mit einem ruhigen Lächeln begrüßte.

"Ah - Du bist tatsächlich mitgekommen.", bemerkte sie Sasukes Anwesenheit scheinbar unbeeindruckt.

"Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte.", grinste ich, weil er nichts sagte. Ich sah mich in dem sonst so ordentlichen Zimmer um, das jetzt zwei große Koffer beherbergte. "Was ist das? Darfst du schon gehen?"

Sofort erhellten sich Hinatas Züge. "Ja, der Arzt hat es mir gestern gesagt. Mein Vater holt mich morgen ab."

"Wow, das ist unglaublich in so kurzer Zeit! Freut mich für dich!" Ich umarmte sie fest und drückte ihre Schultern, als ich sie wieder losließ.

"Es ging schneller als erwartet wurde. Ich bin ganz froh darum, hier würde mir bald die Decke auf den Kopf fallen. So muss ich nur noch ein Mal die Woche zur Untersuchung kommen."

"Doch noch so oft? Was stimmt denn nicht?", fragte ich besorgt nach.

"Ach, das ist reine Routine. Immerhin war es doch eine größere Verletzung." Beruhigend legte sie die Hand auf meine an ihrem Arm. "In zwei Wochen kommen sogar schon die Fäden raus. Die Leute hier leisten wirklich Unglaubliches."

"Ich glaube eher, dass das an deinem eisernen Willen liegt. Du hast nie aufgegeben, das ist echt beeindruckend."

"D-Du hast mir viel Kraft gegeben, Naruto-kun...", sagte sie leise und mit gesenktem Blick.

Ich lächelte über die kurze Rückkehr der schüchternen Hinata. "Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, sag es einfach."

"Ich fürchte, in Zukunft können wir uns nicht so oft sehen. Vater möchte, dass ich mich von dir fernhalte, außerdem hat Neji-nii-san zugesagt, mir dabei zu helfen, eine neue Kampftechnik mit mir zu entwickeln, sobald meine Gesundheit es zuläst."

"Das wird viel Arbeit.", sagte ich traurig. "Ich könnte dir auch helfen."

"Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre.", erwiderte sie sanft und sah hinter mich.

Ich folgte ihrem Blick in Richtung Sasuke, der so still war, dass ich ihn fast vergessen hätte. Ihm passte das alles hier nicht, das war offensichtlich. Mein Plan, die beiden zu versöhnen, war an seiner Weigerung zu sprechen gescheitert. "Vielleicht nicht... Aber ich möchte nicht, dass wir uns einfach wieder aus den Augen verlieren."

"Du hast dich entschieden, Naruto-kun. Ich habe dir gesagt, dass es nur einen geben kann.", lächelte sie voll sanfter Trauer. Wie eine Mutter hatte sie mir die Folgen meines Handelns aufgezählt - Ich würde alleine sein - Und wie eine Mutter hatte sie meine Wahl akzeptiert, zwang mich jetzt aber auch, mit den unangenehmen Konsequenzen zu leben.

Aber wenn dieses Resultat war, sie nicht mehr zu sehen, wollte ich es nicht hinnehmen. "Aber..."

Hinatas Seufzen unterbrach mein Gebettel, bevor es überhaupt angefangen hatte. "Es ist ja nicht, als würde ich nicht mehr mit dir befreundet sein wollen. Nur sollten wir unseren Kontakt erstmal in Grenzen halten - Das wolltest du doch selbst. Damit es uns beiden besser mit der Trennung geht. Wir haben beide Dinge, auf die wir uns vorangig konzentrieren sollten, anstatt uns auf die Vergangenheit zu fixieren. Du schuldest mir nichts, Naruto-kun. Ich bereue nicht, was ich für dich gegeben habe und ich werde auch so weiterhin mein Bestes geben."

Ich schluckte hart und nickte langsam. "Davon bin ich überzeugt... Aber ich würd halt gern sehen, wie du das schaffst..."

"Wer hat gesagt, dass du das nicht wirst?", erwiderte sie aufmunternd. "Du musst doch dabei sein, um mich zu motivieren. Nur will ich mich nicht mehr nur auf dich verlassen. Du hast mir in der Vergangenheit so viel Kraft gegeben, aber das geht jetzt nicht mehr. Jemand anderes braucht das jetzt mehr als ich."

Automatisch schob in den Arm um Sasukes Taille und zog ihn an mich. Sie hatte ja Recht, mit ihm zusammen zu sein saugte eine Menge Energie auf. "Vielleicht ist es für dich wirklich Zeit, auf eigenen Beinen zu stehen... Aber wenn du doch mal stolperst, steh ich immer hinter dir um dich aufzufangen."

"Danke." Ihr Lächeln war sehr liebevoll, dann wurde es nachsichtig, als sie aufstand und sich Sasuke zuwandte. "Ich schätze, für dich, Naruto-kun, werde ich es versuchen." Hinata ging auf meinen Freund zu. Dieser musterte sie wachsam wie einen fremden Hund von dem man nicht wusste, ob er beißen würde. "Sasuke-kun, ich weiß, dass du nicht freiwillig hier bist und das du es trotzdem getan hast zeigt mir, dass du bereit bist, genauso viel für Naruto-kun zu tun wie ich. Ich hoffe, du wirst auch hart an dir arbeiten, denn das wird nötig sein, wenn du willst, dass es mit euch funktioniert - Und ich glaube, dass du das willst. Vielleicht sollten wir wirklich versuchen, miteinander auszukommen. Für Naruto-kun, aber vielleicht auch für uns, weil wir viel voneinander lernen können. Ich werde mein Bestes tun, um dir zu helfen, ein besserer Mensch zu werden, Sasuke-kun.", endete Hinata sanft.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sie seine Hand drückte und ich Gewitterwolken in seinen Augen aufziehen sah. Schneller, als Sasuke reagieren konnte, zog ich die Finger meines Freundes aus Hinatas Berührung. Natürlich meinte sie es nur gut, aber er mochte es nicht, angefasst zu werden - Und dann auch noch mit diesem gönnerhaften Tonfall. Er fühlte sich wohl wie ein Weisenkind, das man bemitleidete, und das dürfte ihm gar nicht gefallen. Hinata hatte es sich mit ihrer Gutherzigkeit gerade gründlich bei ihm verscherzt.

"Gemeinsam schaffen wir das, hm?", lächelte ich gequält, wofür ich von Sasuke einen Blick kassierte, der hätte töten können. Bereits jetzt fragte ich mich, was ich da nur angerichtet hatte.
 

~♥~
 

... Sasuke, du kleine Zicke... >D°
 

Ok, war ein schlechter Themawechsel. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat! Zwei Kapitel in einem Jahr hochladen ist ja wohl lächerlich... Und jetzt mach ich auch noch weiter mit der Schule, sodass es wohl kaum schneller gehen wird... Es tut mir leid! >__<°

Ich hoffe, die Kriegshandlung war euch nicht zu sehr gerusht. Weil ich versucht habe, es so gut wie möglich zu machen, ist dieses Kapitel so lange geworden, aber ich hab trotzdem das Gefühl, ich hätte es lieber splitten und mir mehr Zeit nehmen sollen... Hoffentlich gefällt es euch trotzdem.
 

Das nächste Kapitel ist dann auch schon das letzte Michelangelo-Kapitel - Und es ist fast fertig, hahaha... <__<° Könnt ihr erraten, wer unser letztes Mordopfer ist? ;P°
 

Bis hoffentlich ganz bald!
 

PS: Falls ihr noch eine Story lesen wollt, in der man lang auf die Kapitel warten muss... :D° Ist SasuSaku.

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  solty004
2014-09-23T22:38:47+00:00 24.09.2014 00:38
Hey,
Warn wieder echt super Kapiteln.

Sorry das ich erst jetzt schreibe und dann nur so kurz wie ihr sonst so gewohnt seid, die mich schon länger kennen. Es liegt daran dass ich und meine kleine Familie nach eine drei viertel Jahr endlich wieder in die eigenen vier Wänd ziehen könnten. Ist zwar noch eine kleine Baustehle doch es wird jetzt wieder ein zu Hause. Ich kann endlich nach den dem Wasser schaden der letztes Jahr aufgetreten ist und bis heute endlich ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Nach so langer Zeit. Wie ich der letzter Zeit öfter sage verlässt du dich auf eine Versicherung bist du verlasen, am besten alles selber in die Hand nehmen dann geht was weiter!!!!!!!!!!
Sorry wollt euch nicht zu labern seit mir nicht böse wen es die nächste Zeit auch nicht regelmäßig ist. Doch sobald der Rest an Baustelle beseitig ist kommen sie wieder regelmäßig!!!!
Das verspreche ich euch!!!!!

Bin schon gespannt wie es weiter geht, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Antwort von:  RedRidingHoodie
24.09.2014 17:42
Ohje, du Ärmste. Freut mich sehr, dass ihr wieder in euer Haus ziehen könnt und ich hoffe, die weitere Renovierung geht gut voran, sodass bald alles wieder ist wie früher.
liebe Grüße


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