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Ikiteru ★ Breaking the rules

Die Regeln brechen
von

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Karneol

"Ich weiß, ihr seid alle angespannt, besonders Ryouga und Nao, aber ihr bleibt jetzt ruhig. Sayo, das Foto bringt Nao in große Schwierigkeiten und Ryouga kann von der Schule fliegen. Ich denke nicht, dass dir das bewusst war, aber du musst dich entschuldigen, ich hoffe, das ist dir klar. Und du wirst helfen, den Schaden in Grenzen zu halten, das ist das Mindeste, das du tun kannst."

"Ganz genau", brauste Ryouga auf.

"Ryou, bitte." Beruhigend legte Nao seinem Freund eine Hand auf die Brust. Auf das undefinierbare Grummeln hin küsste er den Jüngeren kurz. "Beruhige dich. Du weißt genauso gut wie ich, dass sie uns nicht in solche Schwierigkeiten bringen wollte."

"Es tut mir wirklich leid", entschuldigte Sayo sich. "Ich wusste, dass es Ärger für Murai-sensei bedeuten würde, aber nicht, wie viel wirklich auf dem Spiel steht. Und Ryouga, du hast recht, aber ändern kann ich es nicht mehr."

Nao seufzte und legte den Kopf in den Nacken. "Leider nicht. Es ist okay. Wichtig ist jetzt, zu verhindern, dass Nakamura davon erfährt."

"Da hat Nao recht. Wir müssen zusehen, dass das allgemein nicht an das Ministerium kommt." Ryouga legte seine Arme um den schlanken Körper seines Freundes.

"Von euch beiden erwarte ich eine Stellungnahme", wandte Uruha sich an sie. "Ihr werdet vor der ganzen Schule zu eurer Beziehung stehen, wenn das komplette Theater vorbei ist. Nao wird erklären müssen, dass er Ryouga in keiner Weise bevorzugt behandelt oder sonstwas. Und ihr werdet alle nicht zu privaten Fragen beantworten."

"Uruha, das…", setzte Ryouga an, wurde jedoch gleich von dem Direktor unterbrochen. "…kann ich sehr wohl verlangen."

Nao nickte, während Ryouga Uruha immer noch fassungslos ansah. Das konnte Uruha nicht ernst meinen, aber er schien auch keinen Scherz zu machen. Vorsichtig nickte er aber trotzdem, es hatte keinen Sinn, Uruha widersprechen zu wollen, erst recht nicht, wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

"Schön. Erstmal ist ja jetzt Mittwoch um 17 Uhr die Versammlung, danach werden wir weiterplanen. Bis dahin verhaltet ihr alle euch so normal wie möglich." Per Handzeichen scheuchte Uruha alle Besucher aus seinem Büro.
 

Kaum hatte es zur Mittagspause geklingelt, machte Ryouga sich auf den Weg auf das Schuldach. Er freute sich auf die Ruhe, die ihn erwartete. Er hatte Zeit, ein bisschen mit Nao allein zu sein und sich von den Aufregungen des Tages zu erholen. Für die letzten beiden Stunden wollte beziehungsweise sollte er voll konzentriert sein.

Unbemerkt verschwand er die Stufen hinauf und setzte sich an eine Lüftung gelehnt hin. Es dauerte nicht lange, bis er hörte, wie Nao sich zu ihm setzte und er die Wärme des kleineren Körpers an seinem spürte. Zögernd nahm der andere seine Hand. "Wie fühlst du dich nach dem ganzen Drama?"

"Besser." Ryouga atmete tief durch. "Trotzdem weißt du, dass ich nicht allein für uns kämpfen kann."

"Ich hatte auch nicht vor, dich allein zu lassen", erwiderte der Ältere ruhig.

"Würdest du dich heute Abend um mich kümmern? Mich beruhigen, mich trösten? Nur für mich da sein?"

Nao nickte. "Natürlich." Er wusste nur zu genau, was er tun musste, um Ryouga diese Wünsche zu erfüllen. Und er wusste, dass er selbst auf jeden Fall seinen Spaß haben würde. "Ich nehme an, du willst ungern unten liegen."

"Mir egal", murmelte Ryouga und seufzte leise. "Ich habe bisher zwei Mal meinen Arsch hingehalten, und dass für Menschen, mit denen ich zwar gut befreundet bin, aber die ich nicht liebe. Ich vertraue dir, wenn du willst, überlasse ich dir heute Abend die Führung."

"Du musst wirklich wieder etwas entspannen, oder?" Sanft streichelte Nao ihn weiter. Er spürte, wie sehr sein Freund ihn brauchte.

"Ich bin im Moment ziemlich fertig. Machen wir uns nach dem Unterricht einen entspannten Nachmittag. Wir können in die Stadt gehen, da in ein hübsches, kleines Café. Oder wir können zum See gehen. Und den Abend verbringen wir im Bett."

"Ryou, wir können den Nachmittag auch zuhause auf dem Sofa verbringen, etwas kuscheln und fernsehen und dann ins Bett verschwinden."

Ryouga nickte. "Können wir natürlich. Wäre sicher auch schön." Ruhig rutschte er in eine liegende Position und zog Nao mehr oder weniger mit sich. Aber anstatt liegen zu bleiben, setzte der Ältere sich einfach auf seine Hüfte und lehnte sich zu ihm hinunter. "Behandle mich gut und ich kann dir den einen oder anderen Gefallen tun." Sanft küsste er den Jüngeren, genoss die Hände, die ihn streichelten und enger an den warmen Körper drückten, und allgemein den Kuss, der immer inniger wurde. Er konnte ein leises Keuchen nicht unterdrücken, zu viel Wärme war in seinem Körper gefangen. Nicht, dass die Außentemperaturen so niedrig waren, dass ihm nicht sowieso schon warm war, aber jetzt wurde ihm regelrecht heiß.

Schnell atmend löste er den Kuss und strich Ryouga über die Wange. Gott, wie seine Haut unter den Berührungen brannte und wie seine Hände zitterten. Zart fing der andere seine Lippen wieder ein und küsste ihn kurz. "Oh, Mann. Nao, was machst du mit mir?", flüsterte Ryouga und streichelte die unter dem Shirt versteckte Haut.

"Ich will dich für mich. Daran arbeite ich." Frech grinsend legte Nao den Kopf schief.

"Musst du nicht mehr, ich bin schon süchtig nach dir." Leise lachend schloss Ryouga die Augen und seufzte zufrieden.

"Süchte sind gefährlich", erwiderte Nao lächelnd. "Aber ich denke, du wirst auch ohne Entzug überleben."

"Ganz sicher, mein Kleiner." Langsam zog Ryouga seinen Freund tiefer, bis dieser halb auf ihm lag. Es war zwar etwas seltsam, in der Schule so mit Nao umzugehen, aber es machte gar keinen so großen Unterschied. Wenn sie dann wieder einen Rektor hatten, der kein Problem mit ihrer Beziehung hatte, würde es eh häufiger zu solchen Situationen kommen. Die anderen Schüler würden sich schon daran gewöhnen. Sie hatten auch keine andere Wahl.

"Stören wir?", fragte eine vertraute Stimme. Das klang sehr nach Saga. Entspannt öffnete Ryouga die Augen.

"Wenn ihr ruhig seid nicht", nuschelte Nao und hob den Blick, um seinen Kollegen und dessen Freund anzusehen. Es war schon seltsam, wie unsicher Iv zu Saga aufsah, und automatisch fragte Nao sich, wie lange die Beziehung halten würde. Saga und Iv waren von Grund auf verschieden, und Iv konnte, so, wie es jetzt aussah, nicht vergessen, dass Saga sein Lehrer war. Er sah fast ehrfürchtig zu seinem Freund auf, und das würde Saga auf kurz oder lang nerven. Es sei denn, sie führten eine Beziehung bestimmt von Dominanz und Unterwerfung. Der Meister und sein Sklave.

"Wir sind still, versprochen. Wir wollten eigentlich auch nur etwas Zeit für uns haben, und das Dach ist der einzige Ort dafür." Saga lachte leise und zog Iv hinter sich her.

"Leider schon", seufzte Ryouga und kraulte Nao den Nacken. "Sonst wären wir wohl kaum hier."

"Ach, was soll's", mischte Iv sich lächelnd ein. "Noch ist das Wetter gut, so dass man schön hier bleiben kann, aber wenn der Winter kommt, müssen wir uns eine Alternative suchen."

Ryouga nickte. "Mal kurz anderes Thema. Iv, Shin hat Samstag Geburtstag und ich muss arbeiten. Hat er sich schon was einfallen lassen?"

"Er will wahrscheinlich in dem Club, in dem du arbeitest, feiern."

Wieder nickte Ryouga und widmete sich danach Nao, der ihn aus halb geschlossenen Augen ansah. So wirkte Nao wirklich verschlafen. Ziemlich süß. Ryougas Nerven hatten sich wieder erholt, und in manchen Situationen, so wie dieser, war es leicht, nur noch zu genießen. Er hatte alles, was er wollte, und die letzten beiden Stunden würde er auch noch überleben.
 

"Ryou, wo warst du?", fragte Reno sofort, als Angesprochener sich im Physikraum neben ihn fallen ließ.

"Zusammen mit Nao auf dem Dach", antwortete Ryouga ruhig. Er war wieder zum Unterricht gegangen, obwohl er keine Lust mehr hatte und viel lieber mit Nao auf dem Dach geblieben wäre, aber der hatte ihn mehr oder weniger gezwungen, die letzten beiden Schulstunden nicht zu schwänzen.

Reno lächelte ruhig. "Du liebst ihn wirklich, oder?"

"Über alles", war Ryougas entschlossene Antwort, die auch keine Sekunde zu früh oder zu spät kam. Definitiv Wahrheit. "Weißt du, wir müssen zwar noch einiges mitmachen, aber wir werden das schon schaffen."

"Wenn irgendwer Probleme macht, sag mir Bescheid. Ich habe gehört, dass Taka irgendwas vorhaben soll."

Ryouga seufzte genervt und legte den Kopf in den Nacken. Immer dann, wenn er es nicht gebrauchen konnte. Als ob Nao und er nicht schon genug Probleme hätten. "Kannst du dich darum kümmern, ihn unter Kontrolle zu halten, so lange er Nao nicht direkt angreift?"

"Klar, ich kann es zumindest versuchen, aber Hiroto und ich müssen im Moment auch verdammt aufpassen, um nicht aufzufliegen."

"Stimmt, Saga und Iv auch. So lange, bis das geklärt ist, zumindest." Nachdenklich kritzelte Ryouga auf seinem Collegeblock herum. Möglichst schnell mussten sie die Frage nach dem neuen Rektor klären und das Ministerium von ihrem Vorschlag überzeugen. "Wir brauchen einen Schlachtplan." Verschwörerisch sah er seinen besten Freund an.

"Und was schwebt dir vor?", fragte Reno skeptisch.

"Ich denke, dass wir Nakamuras Vertrauen gewinnen müssen. 'Wir' heißt in diesem Fall Shin, Ko-ki, Iv, du und ich."

"Und wie?", hinterfragte Reno den Plan weiter.

"Folgendermaßen…"
 

"Murai-sensei, warten Sie mal."

Genervt rollte Nao mit den Augen, blieb aber stehen und drehte sich um. Es hatte keinen Sinn, abhauen zu wollen, und er hatte auch keine Lust, sich zu verstecken oder sich wieder von Ryouga beschützen zu lassen. "Taka, was willst du? Klartext bitte."

"Immer noch Sex. Ich wüsste gern, wie es ist, einen Lehrer zu nehmen."

"Es gibt hier genug Lehrer. Du kannst ja dein Glück bei einem anderen versuchen, aber ich bezweifle, dass dich einer ranlässt." Abwehrend verschränkte Nao die Arme vor der Brust.

"Nein, deshalb spreche ich auch mit Ihnen. Sie sind attraktiv, und so gut wie Ryouga bin ich allemal."

"Wirklich?" Skeptisch zog Nao eine Augenbraue hoch. "Das glaube ich nicht, aber das könnt ihr unter euch ausmachen."

"Ach, Murai-sensei, jetzt zieren Sie sich nicht so", versuchte der Schüler ihn zu locken, "wir brauchen einen Juror, und Sie haben doch wohl regelmäßig Sex mit ihm."

"Sicher", antwortete Nao ruhig, auch wenn auf seinen Wangen ein zarter Rotschimmer lag. "Aber ich wäre voreingenommen. Egal, wie gut du wirklich sein würdest, Ryouga würde gewinnen."

"Trotzdem. Ich bitte Sie, mir eine Chance zu lassen."

"Hörst du dann auf zu nerven?" Ein genervtes Seufzen entkam Nao.

"Dann ganz sicher."

Das siegessichere Blitzen in den Augen des anderen entging ihm nicht. "Nein", antwortete Nao fest, "glaubst du wirklich, ich würde Ryouga betrügen? Wobei ich wohl eher überleben würde als du."

"Jetzt kommen Sie schon!"

Im nächsten Moment hatte Nao eine Hauswand im Rücken, schüttelte aber stur den Kopf. Normalerweise wäre er wahrscheinlich panisch geworden, aber es war praktisch, Taka über die Schulter sehen zu können. "Taka, ich werde nicht mit dir schlafen. Ich liebe Ryouga. Ich weiß nicht, ob du das begreifst oder ob du es auch nur in irgendeiner Weise nachvollziehen kannst, aber ich werde den Teufel tun und meine Beziehung wegen einem deiner Experimente aufs Spiel setzen. Ist das angekommen?"

"Ja, aber ich will Sie trotzdem." Zart strich der Schüler ihm über den Arm abwärts, nahm seine Hand und zog ihn ruckartig an sich. "Außerdem muss Ryouga ja nicht davon erfahren."

"Taka, Finger weg!", zischte Ryouga bedrohlich und stellte sich halb vor Nao, als der Jüngere erschrocken zurückgewichen war. "Ich habe dir gesagt, dass du ihm nicht zu nahe kommen sollst, also lass es lieber, wenn dir dein Leben etwas wert ist."

"Bist du eifersüchtig? Klar, dein Freund ist ja auch das einzige Schlaue an dir." Herausfordernd funkelte Taka ihn an, entlockte ihm aber nur ein schwaches Lächeln. "Ich würde mich ja gern geistig mit dir duellieren, aber ich sehe, du bist unbewaffnet", erklärte Ryouga ruhig.

"Was hat er gesagt?", fragte Taka an Nao gewandt.

"Er hat gesagt, dass du dumm bist", antwortete Nao, wobei er sich zusammenreißen musste, um nicht laut loszulachen.

"Ich bin immer noch intelligenter als du!", fuhr der Jüngste Ryouga wieder an.

"Anscheinend ja nicht. Wie auch immer. Nao, gehen wir? Für heute ist Schluss und wir wollten entspannen."

Der Ältere nickte, nahm seine Hand und zog ihn mit zum Tor des Schulhofs. Er spürte die Blicke, aber es wusste eh jeder von ihrer Beziehung, und es war vorerst der erste und letzte Tag, an dem sie es offen zeigen konnten.

"Ryou, würdest du mich jetzt und hier küssen?", fragte Nao leise und blieb stehen. Noch waren sie auf dem Schulhof und es war eigentlich eine spannende Idee.

"Jetzt und hier? Vor allen?", fragte Ryouga skeptisch nach und legte seine Hände auf Naos Hüfte, zog ihn an sich.

"Ja. Sie sollen sehen, dass wir zusammen sind, und dass wir glücklich sind."

Ryouga lachte leise. "Du bist verrückt."

"Wieso? Schlimmer kann die Situation mit Fotos oder so nicht werden, und noch können wir zu dem Ganzen stehen, ab morgen dann wieder nicht mehr. Also?"

"Manchmal bist du auch noch wie ein Schüler und ich habe das Gefühl, der Ältere zu sein." Lächelnd strich Ryouga über seinen Rücken und drückte ihn fester an sich. "Aber gut, wenn du das möchtest." Sanft legte er seine Lippen auf die des Kleineren, der daraufhin die Arme um seinen Nacken legte.

Nao ignorierte alles um sie herum, und seltsamerweise war das gar nicht so schwer. Die Gefühle, die seinen Körper einnahmen, lenkten ihn ganz gut ab. Leise seufzte er und schmiegte sich enger an seinen Freund. Er murrte leise, als dieser den Kuss löste. "Zuhause mehr", flüsterte der Größere ihm zu.

"Wenn ich bis Zuhause warten muss… Dann komm jetzt."

Ryouga nickte lächelnd, hauchte dem Kleineren noch einen kleinen Kuss auf die Lippen, entließ ihn aus der Umarmung und nahm dann seine Hand. Still gingen sie nebeneinander her. Nao schluckte, als er einige Blicke der anderen Passanten bemerkte. Er hatte völlig verdrängt, wie sehr Japan sich in dem Punkt der Akzeptanz von Homosexualität von Europa unterschied.

"Ganz ruhig", meinte Ryouga leise zu ihm, als er seine Unsicherheit bemerkte. "Es ist egal, wie die anderen über uns denken, so lange wir glücklich sind."

"Ich weiß, aber es ist… ungewohnt. In Europa ist es schon sehr anders. Ich würde dir London wirklich gern zeigen." Nao lächelte verträumt.

"Wir können ja irgendwann Urlaub in London machen. Mit dem Geld, das ich von meinem Vater noch habe, lässt sich das bestimmt finanzieren. Und das Geld, das ich verdiene, lege ich sowieso zurück."

"Das heißt, du würdest mit mir nach London kommen?" Naos Augen leuchteten freudig auf.

"Habe ich doch gerade gesagt, oder?" Lächelnd drückte Ryouga die Hand seines Freundes. Wie leicht der Ältere doch glücklich zu machen war, wenn man nur wusste, wie.

"Manchmal liebe ich dich einfach noch mehr als normalerweise", lachte der Kleinere.

"Ich weiß. Ich mich auch." Grinsend zog Ryouga ihn weiter.
 

Nao ließ sich auf das Sofa fallen und legte die Füße hoch. Der wirklich anstrengende Teil des Tages war geschafft, zwar musste am Abend noch irgendwie etwas Essbares her, aber sonst war pure Entspannung angesagt. Und es lagen, bezüglich des Abendessens, genug Preislisten auf dem Esstisch. Abgesehen von kleinen Snacks, Kaffee und Getränken waren die Schränke eh leer, sie lebten seit Wochen fast nur von dem, was die verschiedenen Lieferservices im Angebot hatten. Irgendwie hatte Nao nicht mehr regelmäßig Lust zu kochen. Er lag meistens eher im Bett oder auf dem Sofa und entspannte sich.

"Schon so ausgelaugt?", fragte Ryouga lächelnd und strich ihm über die Wange. "Du wolltest dich doch um mich kümmern."

"Alles zu seiner Zeit. Wir wollten erst noch kuscheln und fernsehen, dabei kann ich mich noch etwas ausruhen."

"Ich hol noch das Knabberzeug aus der Küche. Du kannst ja den Fernseher schon einschalten und irgendwas Gutes raussuchen."

Nao nickte und griff nach der Fernbedienung. Zügig ging er alle Kanäle durch, aber es lief nichts Spannendes. Außer Nachrichten, Talkshows und dämlichen Serien liefen zwei Klassiker und ein Vampirfilm. Gleichgültig gab er seinem Freund die Auswahl bekannt.

"Läuft nichts Besseres?" Ruhig setzte Ryouga sich neben ihn und zog ihn an sich.

"Wenn du lieber Wirtschaftsnews sehen möchtest oder sonst irgendwelche Nachrichten, ja, sonst nicht."

"Hm… Egal. Lass den Fernseher einfach nebenher laufen. Wenn der Film zu schrecklich wird, können wir uns immer noch mit uns beschäftigen."

Nao zuckte mit den Schultern und legte die Fernbedienung zur Seite, kuschelte sich dann an den Jüngeren und sah desinteressiert auf den Bildschirm. Auch die Berührungen machten es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Die Hand des anderen lag auf seinem Rücken, rutschte aber immer weiter abwärts. Wahrscheinlich würde es nicht mehr lange dauern, bis diese freche Hand in seiner Hose verschwand, aber dieses Mal würde er das nicht einfach so zulassen. Dieses Mal hatte er die Macht und das würde er auch ausnutzen. Zart zog er die Hand auf seine Seite und hielt sie dort fest. "Heute nicht", flüsterte er seinem Freund zu. "Du hast mir das Bestimmungsrecht überlassen."

Ryouga murrte leise. "Kann ich dich irgendwie davon abhalten, meinen Arsch für deine Zwecke zu verwenden?"

"Wieso? Hast du Angst?" Verwundert sah Nao den Größeren an.

"Nein. Oder doch. Ich weiß nicht. Ich weiß auch nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich vertraue dir, aber…" Seufzend brach Ryouga ab und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

"Ich will und werde dir schon nicht wehtun." Beruhigend küsste und streichelte Nao ihn. "Du kannst dich auf mich verlassen."

Ergeben nickte Ryouga und schloss die Augen. Dass Nao ihm nicht wehtun wollte, war klar, aber er hatte das blöde Gefühl, dass sich das nicht vermeiden ließ. Andererseits hatte Nao sich besser im Griff als Reno oder Kazuki, er war älter und erfahrener. Und schließlich waren sie zusammen, da war dann eben doch noch mehr auf der emotionalen Ebene im Spiel als bei den anderen beiden. Reno hatte sich nach einer Weile nicht mehr unter Kontrolle gehabt, auch wenn sie gute bis sogar beste Freunde waren. Und Kazuki war zu dem Zeitpunkt ein nahezu völlig Fremder gewesen, der zwar gewusst hatte, wie unerfahren er war, dem es aber eigentlich nur um Spaß gegangen war.

Nao aber war sein Freund, Geliebter oder wie auch immer. Logischerweise wäre er also auch vorsichtiger und sorgfältiger in der Vorbereitung.

"Sei nur vorsichtig", bat Ryouga leise, öffnete die Augen und küsste seinen Freund sanft.

"Versprochen. Du vertraust mir, und ich werde alles daran setzen, zu beweisen, dass du damit keinen Fehler machst."
 

Ryouga streckte sich leicht, murrte aber leise auf. Und wieder dieses blöde Ziehen. Und irgendwie fehlte ihm die Motivation zum Aufstehen.

"Guten Morgen", flüsterte Nao ihm zu und nahm seine Hand.

"Morgen." Müde ließ Ryouga sich gegen seinen Freund fallen. "Nao, ich komm heute nicht mit zur Schule", verkündete er leise.

"Wieso?"

"Ich bin müde und krank und habe keine Lust."

Nao lachte leise. "Müde und lustlos sind keine Begründungen. Was hast du denn?"

"Mein Arsch tut weh, ich kann nicht sitzen."

"Deswegen?" Wieder lachte Nao leise, wurde aber kurz darauf ernst. "Du kommst schön mit", forderte er streng. "Du wolltest doch den neuen Rektor auf deine Seite ziehen."

"Das kann ich auch morgen noch."

"Nicht, wenn du suspendiert wirst, weil ich dich beim Schwänzen erwischt habe."

"Du bist manchmal so ein Arsch", knurrte Ryouga leise.

"Ich weiß. Du auch."
 

"Ryouga, was ist denn mit dir los?" Fragend musterte Reno ihn.

"Reden wir nicht darüber. Nur so viel: Ich wurde gezwungen, zur Schule zu kommen." Grummelnd setzte Ryouga sich auf seinen Stuhl. Es war ihm, kurz gesagt, völlig egal, ob man seine schlechte Laune bemerkte oder nicht. Noch konnte er so angepisst reagieren, wie er wollte, erst wenn er mit dem Übergangsrektor verhandeln würde, musste er seine schlechte Laune verstecken.

"Das ist der Nachteil, wenn man mit einem Lehrer zusammenwohnt, was? Wie hat er dich denn aus dem Bett bekommen?"

"Er hat mich hinter sich hergezerrt, unter die Dusche gestellt und kaltes Wasser angemacht."

"Wie nett." Reno schüttelte den Kopf. "Und trotzdem seid ihr noch zusammen."

"Deswegen trenne ich mich jetzt nicht von ihm. Das ist kein Grund, und eigentlich hat er ja recht."

"Eigentlich schon, aber du hattest schon immer deinen eigenen Kopf. Wie hat er dich denn dazu gezwungen, herzukommen?"

Ryouga knurrte leise vor sich hin. "Er hat mit Sexverweigerung gedroht."

Reno lachte. "Oh Gott, das ist ja typisch!"

"Ich finde das nicht lustig", bemerkte Ryouga trocken. Für ihn war es wirklich nicht witzig, wenn man ihm so etwas androhte. Außerdem traute Ryouga Nao zu, tatsächlich so einen Entzug durchzuziehen. Sex war zwar nicht das Wichtigste für ihn, aber er wollte auch davon etwas, und er wusste nicht, wie lange Nao sich ihm verweigert hätte. Aber wer zwei Jahre ohne Sex auskam, könnte ihn locker ein paar Wochen auf Entzug stellen, und riskieren wollte er es wirklich nicht.

"Eigentlich ist es auch nicht lustig, aber dass du ihm das glaubst", bemerkte Reno. "Er liebt dich und ich nehme an, dass ihr ein gesundes Sexleben habt. Glaubst du, er wird nicht nach ein paar Tagen aufgeben, weil er dich will und sein Körper nach dir verlangt? Länger als maximal eine Woche würde er es nicht aushalten."

"Unterschätze ihn nicht. Er ist vorher zwei Jahre ohne Sex ausgekommen, da wird er auch wieder ohne auskommen, und das lange."

"Ich nehme an, er ist immer noch ausgehungert, und wenn du ihn verführen willst, wird er dir nicht viel entgegensetzen."

Nachdenklich nickte Ryouga und schlug sich dann mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich bin so doof. Vielleicht hat Taka ja doch recht."

"Nein, eigentlich bist du nicht dumm, du widmest dich nur lieber Dingen, die du für wichtig hältst. Und du unterschätzt Naos Gerissenheit." Aufmunternd klopfte Reno ihm auf den Rücken. Änderte aber nichts daran, dass er auf seinen Freund hereingefallen war, und das war ja ganz toll.

"Ich glaube, ich sollte noch einmal mit ihm darüber reden", sagte Ryouga lustlos. "Mal schauen, vielleicht nehme ich mir nach dem ganzen Theater mit dem Übergangsrektor auch ein oder zwei Wochen ganz frei. Wir werden sehen, wer in meiner Beziehung die Herrschaft hat."
 

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*noch ohne sorgfältige Rechtschreibprüfung *hust* *Schule drängt*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  klene-Nachtelfe
2012-02-29T05:51:28+00:00 29.02.2012 06:51
Ryouga und Nao sind einfach soooooo süß!!!
Hoffentlich geht das mit dem Übergangsdirektor gut!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  Teiko
2012-02-24T16:58:06+00:00 24.02.2012 17:58
Armes Ryouga-chan xD *ihm in die Wange knuff* Sexentzug ist echt die Schlimmste aller Drohungen ^^
Naja aber irgendwie muss Nao ja seine Autorität als Lehrer durchsetzten :)

Ich hoffe sehr, dass das mit dem 'Übergangsdirektor' gut hinhaut, ich will wieder Uru als Rektor haben T.T
Und ich wusste doch, dass Sayo einfach zu sehr von der Niedlichkeit der Beiden geblendet war! Sonst hätte sie sie wahrscheinlich nicht fotografiert!

Super Kapi und ich freue mich sehr auf das nächste ;))

LG
Teiko^^


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