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Ikiteru ★ Breaking the rules

Die Regeln brechen
von

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Malachit

Es tut mir verdammt leid, dass das Kapitel erst kurz vor 18 Uhr zur Freischaltung kommt. Normalerweise hätte ich das schon vor der Schule losgeschickt, aber ich hab meinen Laptop (und somit die Datei) erst heute Nachmittag zurück bekommen. Dann noch langer Unterricht und argh!
 

Steinigt mich auch nicht, weil Ryouga und Nao so verdammt lange brauchen. Das... hat sich bei mir auf dem Papier einfach so ergeben. Aber sie kommen sich näher, und das ist doch kein schlechtes Zeichen.
 

Zu den Zahlenwerten in diesem Kapitel... Zu dem Zeitpunkt entsprachen 600.000 Yen ungefähr 5000 Euro.
 

Und sonst... lest selbst. xD Das nächste Kapitel kommt in zwei Wochen, alles also wie immer.
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

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Nervös rannte Ryouga die Treppe im Hotel hinauf. Nao war in der Nacht hier angekommen und hatte das Zimmer noch nicht verlassen. Auch hatte er sich noch nicht von einem Angestellten sehen lassen. Ryouga betete, dass es ihm gut ging.

Hart schlug er gegen die Tür. Ja, verdammt, er hatte Angst um den Älteren, ob er wollte oder nicht.

Vorsichtig wurde die Tür geöffnet. "Verflucht, nicht so laut!"

"Nao, Gott sei Dank." Erleichtert atmete Ryouga auf.

"Ryouga, du kannst gern reinkommen, aber schrei mich nicht an."

Ryouga nickte, trat ein und schloss die Tür, während Nao in Jogginghose und T-Shirt wieder auf das Bett krabbelte.

"Gewaltig verkatert, was?" Ryouga setzte sich vorsichtig neben den Älteren und strich ihm durch die Haare.

"Nicht mehr so schlimm wie direkt nach dem Aufstehen. Warum bist du hier?"

Ryouga sah zur Wand, an der er seine Schuhe abgestellt und seine Jacke an einen Haken gehängt hatte. Wieso auch immer er die mitgenommen hatte. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du hast dich nicht gemeldet."

"So lange bin ich auch noch nicht wach. Ich habe mit Jin gesprochen und mich angezogen, eine Kopfschmerztablette genommen und dir dann schon die Tür aufgemacht. Du siehst übrigens müde aus."

"Bin ich auch, aber Kazuki hat mich geweckt und ich musste aufstehen."

Nao lächelte ihn sanft an. "Leg dich zu mir und schlaf. Oder ruh dich zumindest aus."

"Ist schon gut, Nao. Ich muss nicht schlafen."

"Halt die Klappe und mach gefälligst, was ich sage!"

"Und wenn ich das nicht mache?"

Im Gegensatz zu dem gewünschten Effekt blitzte der Größere ihn belustigt an. So viel zum Thema 'Respekt vor Lehrern' oder außerhalb der Schule 'Respekt vor Älteren'. Aber was sollte er denn jetzt darauf antworten? Ryouga zu drohen war keine gute Idee, vor allen Dinge hatte der wohl keine Angst vor ihm. So ein Mist. Da musste er wohl einfach bluffen, besonders, da er keine Ahnung hatte, wie er den Schüler erpressen sollte. "Das wirst du dann ja sehen."

"Jetzt habe ich aber Angst." Ja, es lebe die Ironie.

"Ryouga, jetzt mach's einfach. Ich will nicht mit dir streiten." Träge streckte Nao sich und schloss die Augen. Wahrscheinlich wäre das genauso wirksam wie irgendeine Drohung. Ryouga tat eh, was er selbst wollte.

"Na gut."

Verwirrt schlug Nao die Augen wieder auf. Ryouga hörte auf ihn? Das war ja mal etwas völlig Neues.

Leicht ließ Ryouga sich auf die Matratze sinken und legte sich Nao zugewandt auf die Seite. Vielleicht konnte er ja wirklich noch etwas schlafen, am Abend musste er immerhin wieder zur Arbeit. Zumindest die erste Zeit mit Job und Schule würde alles andere als leicht werden, aber in der Schulwoche schloss der Club meistens schon kurz nach elf, die Kundschaft blieb aus. Das war seine einzige Rettung. Und seine beiden freien Tage, von denen in den Ferien eigentlich einer entfiel, nur für das erste Ferienwochenende hatte er definitiv frei bekommen. Endlich würde er seine alten Freunde wiedersehen. Endlich. Auch wenn ihm alles andere als wohl dabei war, Nao unbeaufsichtigt zurückzulassen. Im Zweifelsfall war Reno noch in der Stadt, aber der würde auch nur als absolute Notlösung dienen müssen, wenn irgendetwas passierte und Nao gar nicht mehr allein bleiben konnte oder wollte.

"Ryouga, arbeiten wir dann morgen weiter?" Nao hielt sich die Hand vor seine Augen. Trotz der geschlossenen Vorhänge tat das Licht ihm in den Augen weh, oder verschlimmerte zumindest seine Kopfschmerzen.

"Klar. Ich glaube, ich sollte bald bei Uruha und Kazuki ausziehen. Bestimmt geht es dir morgen auch wieder besser." Vorsichtig zog er den Älteren an sich, schützte so dessen Kopf vor dem bösen, bösen Licht. Nao war doch eigentlich noch relativ nüchtern gewesen, oder hatte zumindest so gewirkt, warum war er dann so extrem verkatert? Oder schauspielerte er etwa nur für ein wenig Aufmerksamkeit und Pflege? Wohl kaum, dafür wirkte sein Leid zu echt.

Nao versteckte sein Gesicht an Ryougas Brust. "Klar bin ich morgen wieder fit, ich hatte nicht vor, mich heute Abend wieder zu betrinken."

"Du warst gar nicht so voll, du konntest dich noch normal artikulieren. Weißt du noch, was gestern eigentlich alles passiert ist? An wie viel kannst du dich erinnern?"

Nao seufzte. War ja klar. "An so ziemlich alles. Zwar nicht mehr an jedes einzelne Thema, über das wir gesprochen haben, aber sonst…" Er räusperte sich kurz. Da war noch eine verdammte Frage, die gestellt werden musste. Früher oder später. Eigentlich lieber später, er hatte Angst vor der Antwort. Ob er diese auch hören wollte. "Warum… hast du mich geküsst?", flüsterte er kaum hörbar. Auf Dauer ließ sich diese Frage nun einmal nicht vermeiden.

Ryouga biss sich auf die Unterlippe. Natürlich hätte er mit dieser Frage rechnen sollen. So ein spontaner Kuss warf nun einmal außerhalb einer festgelegten Beziehung fragen auf, und das Verhältnis zwischen Nao und ihm war alles andere als klar. Leider. Spätestens, wenn sie zusammenzogen, sollten sie die Fronten klären, das war Ryouga definitiv bewusst, und - wie er hoffte - Nao sicherlich auch. Ein normales Lehrer-Schüler-Verhältnis war das ganz bestimmt nicht mehr. Aber was sollte er jetzt auf diese Frage antworten? "Weil ich es wollte, ganz einfach." Die absolute Wahrheit.

"Und warum wolltest du das?" Nao seufzte. Warum antwortete der andere ihm nicht einfach auf seine Frage? Er wusste eh, dass die Antwort nicht die sein würde, die er sich so sehr wünschte, warum wurde er dann auch noch gequält?

"Ich weiß es nicht", seufzte Ryouga. Er hatte es einfach gewollt, den besonderen Grund, wenn es einen gab, kannte er nicht. Mit so einer Antwort konnte er Nao nicht zufrieden stellen, dem war er sich bewusst, wie auch so vielen anderen Dingen, aber er wusste es nun mal wirklich nicht. Was sollte er schon dagegen tun? Nachdenken hatte keinen Sinn, das verwirrte ihn nur noch mehr und er kam zu keiner Antwort.

"Würdest du mich wieder küssen?"

Verwundert zog Ryouga eine Augenbraue hoch. Natürlich war er dem nicht gerade abgeneigt, aber worauf wollte Nao hinaus? Jemanden zu küssen, und das eventuell auch gern, bedeutete relativ wenig. Zumindest für Ryouga. Er küsste auch gern, für ihn selbst bedeutete das aber nicht, dass er denjenigen, den er küsste, auch liebte. Er küsste ja auch einfach seine Freunde. Für Ryouga bedeutete ein Kuss Vertrauen und Zuneigung, auch wenn diese nur aus etwas Freundschaftsähnlichem bestand. Und selbstverständlich mochte er Nao, das war ja nun mehr als klar. "Warum nicht?", antwortete er dem Älteren schließlich. Es war immerhin nichts, das er bereute oder wofür er sich schämte. Wobei man dann fragen könnte, ob er sich überhaupt für etwas schämte. Ganz dezent auf den vorigen Abend verweisend war das doch unwahrscheinlich.

"Das war keine richtige Antwort. Ja oder nein?"

"Ja."

Leicht nickte Nao, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Aber das sagte immer noch nichts darüber aus, wie der Jüngere zu ihm stand. In ihm keimte eine schwache Hoffnung auf, die er aber mit einem leichten Kopfschütteln sofort wieder zu ersticken versuchte. Er durfte keine Hoffnung aufkommen lassen. Es tat einfach weh, enttäuscht zu werden, und das wollte er nicht. Ryougas Freundschaft und Nähe waren das einzige, worauf er hoffen durfte, das würde er zumindest vorerst auch bekommen, und das musste genügen. Viel mehr durfte er sich weder wünschen noch es erwarten. "Würdest du mich jetzt küssen?"

Ryouga lächelte leicht. Anders formuliert wollte Nao also von ihm geküsst werden. Behutsam schob er den anderen weit genug von sich, um ihn ansehen zu können. Er erwiderte den Blick völlig ruhig, wenn auch mit einem erwartungsvollen Glitzern in den Augen.

Eine Weile sah Ryouga den Kleineren nur an. Es war ein seltsames Gefühl, neben seinem Lehrer auf dem Bett zu liegen und von diesem mehr oder weniger direkt gebeten zu werden, ihn zu küssen. Natürlich waren sie beide in erster Linie Menschen, aber trotzdem… Das war einfach keine Alltagssituation.

Aber eigentlich war das ja auch unwichtig. Ob Lehrer oder nicht, in knapp neun Monaten würde er seinen Abschluss machen und spätestens danach hätte es niemanden zu interessieren, was er und Nao miteinander taten.

Zart versiegelte er Naos Lippen mit seinen. Einen Augenblick verspannte sich der andere spürbar, entspannte sich dann aber auch sofort wieder und erwiderte den Druck leicht.

Zögernd strich Ryouga über Naos Arm, ließ seine Hände über den dünnen Stoff des Shirts wandern. Deutlich spürte er die Wärme des schlanken Körpers. Warum musste Stoff nur immer so stören? Aber andererseits war es auch ganz gut so, wahrscheinlich zumindest. So kam er immerhin nicht auf allzu blöde Ideen.

Sanft ließ er seine Zunge über Naos Lippen gleiten, bis dieser ihm den gewünschten Einlass gewährte. Er forderte den Älteren zu einem kleinen Spiel heraus, auf das dieser auch einging.

Leise keuchte Nao in den Kuss, als eine warme Hand sein T-Shirt hochschob und über seine nackte Haut strich. Dieses Gefühl war mit keinem anderen zu vergleichen, es war einfach nur großartig. Zaghaft ließ er seine Hand unter Ryougas Shirt verschwinden.

Der Jüngere seufzte genießend. Nao wusste definitiv und zu mindestens 100 Prozent, was er tat. Unsicher wurde sein Shirt ebenfalls etwas nach oben geschoben. Ja, es war verboten, was sie gerade taten, einige würden es auch als Sünde definieren, aber es war einfach zu gut, um jetzt aufzuhören. Es würde ja nur bei den Küssen und leichten Streicheleinheiten bleiben, mehr wollte er nicht. So, wie es gerade war, war es gut. Sehr gut sogar.

Langsam löste er sich nach einer Weile von dem Kleineren und sah diesen an, während er sanft seine Hand nahm. Nao atmete schnell, er selbst aber auch.

"Wow." Mit zitternder Hand fuhr Nao sich durch die Haare, blieb aber weiterhin in Ryougas Armen liegen. Wann war er das letzte Mal so geküsst worden? So hungrig, verlangend und doch so sanft und forschend. Wie sehr hatte er das vermisst. An den letzten Kuss dieser Art konnte er sich nur noch schwach erinnern, aber der war auf keinen Fall so aufwühlend gewesen.

Ryouga lachte leise. Wie war das mit dem Ausruhen und Schlafen gewesen? Dazu würde er bestimmt nur noch kurz kommen. Aber trotzdem hatte Nao recht. 'Wow' traf es ziemlich gut, sonst fielen Ryouga zu dem Kuss noch die Begriffe 'unglaublich' und 'Wahnsinn' ein, aber 'wow' passte auch.

"Musst du heute Abend wieder los?", fragte Nao nach einiger Zeit leise.

"Ja. Dafür habe ich nächstes Wochenende komplett frei und kann wegfahren. Und danach werde ich wohl fest anfangen, wenn ich laut dem Boss die Probezeit gut genug gemeistert habe."

Der Ältere nickte nachdenklich. "Bist du sicher, dass dir das nicht zu viel wird? Mit Schule und Job?"

"Ich pack das schon." Ryouga zuckte kurz mit den Schultern und sah Nao ruhig an.

"Du musst das nicht machen, um mich finanziell zu unterstützen."

"Ich weiß, Nao. Und deswegen mache ich das auch nicht. Ich habe ein neues Konto eröffnet, da geht das Geld rauf. Ich will nicht mehr von meinem Vater abhängig sein. Jetzt gerade besteht die Gefahr, dass er mir mein anderes Konto sperren lässt. Das, was ich noch auf dem Konto hatte, habe ich auf mein neues überwiesen und das alte selbst geschlossen."

"Und wie viel hattest du noch auf dem Konto?"

"Fast 600.000* Yen."

Nao klappte der Mund auf. "So viel? Warum gehst du denn jetzt schon arbeiten? Von dem Geld könntest du doch eine ganze Weile leben."

"Will ich aber nicht. Das Geld dient mir als Notfallpolster. Ich will meinen Stolz oder mindestens das, was davon übrig ist, bewahren. Ich will nicht vom Geld meines Vaters leben."

Der Ältere nickte verstehend. So betrachtet war es logisch und auch wirklich gut nachvollziehbar. Wie erwachsen Ryougas Haltung doch war. Viele Jugendliche würden erstmal ausgiebig shoppen gehen, das gesamte Geld an die Geschäfte verteilen. Ryouga bewahrte es lieber für Notfälle auf und ging arbeiten, um nicht davon leben zu müssen. "Und was würdest du mit dem Geld machen, wenn es nicht von deinem Vater wäre?"

"Es trotzdem aufbewahren. Ich weiß nicht, wofür ich einmal dringend Geld brauchen könnte. Wenn ich es dann nicht mehr hätte, weil ich das für irgendwas völlig Unnötiges verprasst hätte, wäre es mehr als nur ärgerlich."

"Und was würdest du als Notfall definieren?"

Ryouga zuckte mit den Schultern. "Alles, was ich dringend brauche. Ziemlich wichtig ist zum Beispiel ein Handy für mich. Sonst als Notfälle Nahrungsmittel und Getränke, Miete, Strom und Heizung, Kleidung gerade auch für die Arbeit, Fahrtkosten."

"Warum zum Kuckuck bist du schon so reif?"

"Ich weiß nicht. Ich bin früh erwachsen geworden, das erste Mal hat mein Vater mich immerhin vor fünf Jahren über Nacht rausgeschmissen. Der ganze Stress mit ihm hat mich gezwungen, erwachsen zu werden."

"Und das hat dich zu einem guten Menschen werden lassen? So, wie du bist, bist du nämlich verdammt gut." Nao lachte leise.

"Kann sein. Ich will mich in so vielen Punkten wie möglich von meinem Vater unterscheiden. Wenn mich das zu einem guten Menschen macht, muss mein alter Herr ein ziemlich schlechter sein."

"Logische Schlussfolgerung", bemerkte Nao und schloss die Augen. Verbot hin oder her, er dürfte doch wohl träumen, auch wenn er wusste, dass es niemals Realität werden würde. Ein Leben ohne Träume wäre aber sinnlos, also warum sollte er nicht einfach einen kleinen Tagtraum zulassen und genießen?

"Manchmal denke ich sehr logisch, nur nicht in der Schule."

"Aber gerade da ist es wichtig. Mathe und Naturwissenschaften bestehen überwiegend aus Logik und Schlussfolgerungen, auch Wirtschaft enthält Logik. Es könnte dich nur weiterbringen, sie in der Schule anzuwenden."

"Das sagen mir fast alle. Nur interessiert mich Schule nicht, deshalb höre ich nicht zu und denke meistens auch nicht mit. Reno oder mein Tisch sind einfach viel interessanter."

Nao schüttelte leicht den Kopf. "Das mag sein, aber damit kannst du weder deinen Abschluss noch deine Ausbildung oder dein Studium sichern. Was willst du später machen?"

Ryouga seufzte. "Keine Ahnung. Vielleicht bleibe ich Barkeeper, aber Uruha meinte, dass dieser Job nur bis zu einem gewissen Alter machbar ist. Vielleicht lege ich mir ja eine eigene Bar zu und sichere so mein Einkommen."

"Und studieren willst du nicht?"

"Nein, danke. Noch länger Schule, am Besten, weil mein Vater es will, Betriebswirtschaftslogistik. Darauf habe ich wirklich keine Lust."

"Du könntest auch irgendetwas studieren, was du gern machen würdest. Zum Beispiel Musik."

"Musik macht Spaß, aber in der Praxis, nicht in der Theorie."

"Dann… müssen wir überlegen, was du machen kannst. Auch als Ausbildung musst du irgendeinen Job finden, der dir Spaß macht."

"Wenn mir etwas einfällt, sage ich dir Bescheid." Ruhig schloss Ryouga die Augen und döste vor sich hin. Er wusste genau, dass ihm erstmal nichts einfallen würde, aber trotzdem musste er Naos Hoffnung ja nicht komplett heruntermachen. Vielleicht änderte er seine Meinung ja doch noch, das Schuljahr ging noch eine Weile. Lange genug, um umzudenken. Niemand konnte die Zukunft vorhersagen, und wenn er nachher wirklich mit seinem Lehrer zusammenwohnte, würde dieser bestimmt versuchen, ihn zu beeinflussen.
 

Vorsichtig schüttelte Nao den Jüngeren an den Schultern. Wann war der überhaupt eingeschlafen? Auf jeden Fall musste er jetzt wieder wach werden, sein Handy verlangte lautstark nach Aufmerksamkeit.

"Nao, lass das", verlangte Ryouga verschlafen. Das konnte doch nicht wahr sein. Schon wieder wurde er geweckt, wenn auch nicht so unkonventionell oder nervtötend wie Kazuki ihn aus dem Schlaf holte. Sofort hörte das Schütteln auf, aber schlafen gelassen wurde er trotzdem nicht. "Dein Handy klingelt und es ist schon relativ spät."

"Mir doch egal."

"Wenn es um deinen Job geht, darf es dir nicht egal sein."

Seufzend erhob Ryouga sich und ging zu seiner Jacke, wo sein Handy schon wieder verstummt war. Mit dem kleinen Gerät in der Hand legte er sich wieder neben Nao auf das Bett und nahm wieder die Hand des anderen, bevor er auf den Display sah. Kazuki. Warum rief Kazuki ihn an? So spät war es doch noch gar nicht?

Leicht drückte er auf die Tasten und wählte 'Zurückrufen'. Es dauerte nicht lange, bis der Ältere abnahm. "Ryouga, wo steckst du?" Keine Begrüßung. Hektik. Polizei- und Feuerwehrsirenen im Hintergrund. Laute Stimmen.

"Im Hotel. Wo du mich abgeholt hattest, weißt du?"

"Wie lange bist du schon da?"

"Seit ziemlich genau 13 Uhr."

"Hast du einen oder mehrere Zeugen?"

"Ja. Nao und der Typ von der Rezeption. Kazuki, ehrlich, was ist denn überhaupt los?"

Der Ältere atmete beruhigt aus. "Der Club hat gebrannt. Zuerst sind die Angestellten verdächtig. Ich habe mir einfach nur Sorgen gemacht, wo du bist, ob du nicht vielleicht etwas gesehen haben könntest, dass dich in Gefahr gebracht haben könnte."

Ryouga ignorierte Naos fragenden Blick. "Wie? Warum hat der Club gebrannt?"

"Jemand hat die Tür aufgebrochen und drinnen Feuer gelegt."

"Wie hoch ist der Schaden? War jemand zu dem Zeitpunkt im Club? Was bedeutet das erstmal für uns?", fragte Ryouga weiter. Hoffentlich war niemandem etwas passiert.

"Es hat nicht lange und auch nicht stark gebrannt, bis die Feuerwehr hier war, nur zwei der Sitzecken sind beschädigt, Wand und Boden in den Bereichen auch, niemand wurde verletzt oder getötet. Und wir haben mindestens heute und morgen frei. Kommst du über Nacht zurück zu Ruha und mir?"

"Weiß ich noch nicht." Ryouga sah zu Nao. Wenn er schon hier war, konnte er eigentlich auch gleich bleiben. "Wahrscheinlich eher nicht, aber spätestens morgen Abend komme ich dann zurück."

"In Ordnung, ich gebe Uruha Bescheid. Es kann sein, dass die Polizei sich auch noch mit dir unterhalten möchte. Soll ich ihnen deine Nummer geben?"

"Wenn du sie ihnen nicht gibst, haben die andere Möglichkeiten, also mach nur."

"Dann bis morgen", verabschiedete Kazuki sich und unterbrach die Verbindung.

Ryouga nickte nachdenklich und legte das Handy auf den Nachttisch. Wer hatte Interesse daran, Kisaki zu schaden? Und warum zündete jemand dann den Club tagsüber an und nicht nachts die Privatwohnung? Oder ging es gar nicht um Kisaki sondern um einen der Angestellten? Aber die hatten doch am wenigsten Probleme, wenn sie nicht arbeiten konnten, der Lohn wurde von der Versicherung ersetzt, so weit Ryouga informiert war. Das ergab doch alles keinen Sinn.

"Der Club hat gebrannt?", fragte Nao leise.

"Hm."

"Und du wirst verdächtigt?"

"Wie alle Angestellten. Ich habe aber ja nichts zu befürchten, ich war hier. Ich überlege nur gerade, warum."

"Viel wichtiger ist, wer", meinte Nao leise. "Ich habe da so eine grobe Ahnung." Ein schwaches Zittern lief durch seinen Körper. Leicht nahm Ryouga ihn in den Arm, hielt ihn aber weit genug von sich, um ihn ansehen zu können. "Nao, was ist los?"

"Ryan", flüsterte der Kleinere sichtlich beunruhigt. "Er hat mir gestern Nacht eine SMS geschickt. Woher er meine Nummer hat, weiß ich nicht."

Beruhigend strich Ryouga ihm über den Rücken. "Es ist okay. Was genau hat er dir geschrieben?"

"Er meinte, er hätte mich gesehen. Auf dem Weg zum Club und davor. Und er meinte, dass du es bereuen würdest, mich geküsst zu haben."

"Und du denkst, deswegen hat er den Club angezündet?"

Nao nickte schwach und schloss die Augen. Er wollte keine Angst haben, er wollte, dass er so etwas leichter wegsteckte und nicht immer sofort völlig runter mit den Nerven war. "Er wird mich finden. Ich weiß nicht, wann und wo, auch nicht, was er von mir will, aber er wird mich finden."

"Das kann er auch. Nur wird er es dann mit mir zu tun bekommen", merkte Ryouga trocken an. "Und sollte er dir irgendetwas antun wollen, wird es ihm sehr leid tun."

"Und wenn du nicht bei mir bist?"

"Ich soll dich so oder so nicht aus den Augen lassen, glaubst du wirklich, ich lasse dich allein, so lange das nicht geklärt ist?"

"Und was ist mit Taka?"

Ryouga seufzte. "Der ist jetzt unser geringstes Problem. Außerdem hat Reno ihn im Auge."

Der Ältere nickte. Beruhigt war er immer noch nicht wirklich, aber jetzt durchzudrehen, würde ihm auch nichts bringen. Ryouga war bei ihm und würde nicht zulassen, das jemand ihm etwas antat. Er selbst musste ruhig bleiben und seine Umgebung aufmerksam beobachten, um Ryouga sofort informieren zu können, wenn irgendetwas Verdächtiges passierte. Er musste unbedingt einen kühlen Kopf bewahren. Trotzdem wollte er nicht allein sein. "Du bleibst über Nacht bei mir?"

"Ja. Ich habe keine Lust, über Nacht wieder zu Uruha und Kazuki zu laufen und dann morgen wieder herzukommen. Und ich will dich nur ungern allein lassen."

Nao nickte nur. Es war wahrscheinlich wirklich besser, wenn er nicht allein war. Ryouga war eine Art Beruhigungsmittel für ihn, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie oder warum. Es funktionierte besser als irgendwelche Tabletten. Der andere tat ihm gut, und das wirklich sehr. Viel zu sehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-09-11T12:50:59+00:00 11.09.2011 14:50
Ohaaaa...
Total spannend...und irgendwie auch krass!
Ich hoffe das denen nicht noch was passieren wird!!
Tolles Pitelchen!
Bin gespannt wie es weiter gehen wird!!!
LG -^.^-


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