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Momentaufnahme

Momentaufnahme
 

Lärm. Ich wache auf. Wieder ein beschissener Montagmorgen. Ich starre auf die Uhr, 5:54. Scheiße, Alter, ich kann noch 20 Minuten schlafen.

Die Bauarbeiter vor meinem Fenster machen mich wahnsinnig. Momentan wird die Straße aufgerissen und neu geteert. Sinnlose Tätigkeit, eigentlich. Ich meine, die Straße ist doch schon befahrbar gewesen? Aber ist ja Ende des Jahres, da werden öfters irgendwelche Straßen saniert. Weil sie es ja so nötig haben. Falsch. Weil die Stadt zu viel Geld hat.

Nun kann ich auch nicht mehr schlafen. Was machen Bauarbeiter so früh morgens auf der Arbeit?

Ich beschließe, doch auf zu stehen. Ein imaginärer Vorschlaghammer trifft meine Stirn. Ich hätte nicht so viel trinken sollen. Was hab’ eigentlich getrunken? Und wie viel? Ja zuviel, das ist mir auch klar. Ich liebe diese Stimme in meinem Kopf, ist ’n sarkastisches Arschloch.

Hin- und hergerissen zwischen aufstehen und liegen bleiben, Schule und blaumachen, acht Stunden blabla und der einschläfernden Stimme von Frau Kallwas und Co starre ich auf meine Uhr, um zu sehen, wie die Zeit verstreicht. … Schon wieder 3 Minuten.

Anziehen, muss ja sein. Während ich die Decke zurück schlage, bemerke ich die roten Flecken unter der Bettdecke. Es blutet. Was war gestern Nacht gescheh’n, verdammt?

Um den Vorschlaghammer zu beseitigen, greife ich blind auf meinen Nachttisch zu den Medikamenten, da wo das Aspirin liegen sollte.

Tut es aber nicht. Stattdessen habe ich Tramadol in der Hand. Ich sehe auf meinen Nachttisch und blicke auf einen Haufen von lose herumliegenden Tabletten. Und einer Flasche Rotwein. Und einer blutverkrusteten Rasierklinge.

Es klingelt. Scheiß Telefon. „….Hey? Bist du da? Man, jetzt geh’ doch an dein Telefon! Warum meldest du dich nicht? Hab seit Tagen kein Sterbenswort von dir gehört, ich mach mir doch echt nur Sorgen. … Ach, wenn du nicht willst....“ tuuut-tuuut.

Ich blicke genauer auf meine Uhr. Alter, heute is’ gar nicht Montag. Scheiße, es ist Donnerstag. Ich sehe meine Wohnung an und befinde mich wie in einem schlechten Film. Alles zerwühlt, rot. Der Versuch, aufzustehen endet in einer Kuschelrunde mit dem Boden.

Wenn ich seit dem Wochenende hier liege… habe ich weder was gegessen noch was getrunken. Genau so fühlt sich mein Körper auch an. Ich übergebe mich an Ort und Stelle und bleibe in meiner Kotze liegen.

Scheiße, verdammte.
 

Ich wache auf. Meine Haare am Boden festgeklebt in der angetrockneten Kotze. Wunderschöner morgen. Ich schaue auf die Uhr. Donnerstag, 18:00 Uhr. Es dämmert wieder. Wie in einem Film ziehen die Bilder der letzten Tage an mir vorbei.

Vor mir sind Freunde. Ehemalige Freunde, die mir unschöne Sachen an den Kopf werfen: „Geh doch in die Geschlossene. Da gehörst du hin, du Freak“.

Caro steht vor mir: „Wenn du Hilfe brauchst, melde dich. Ich bin immer für dich da“.

Ist Caro denn die Einzige, der ich etwas bedeute? Das Telefon klingelt wieder: „Da du es ja auch nach vier Tagen nicht für nötig hältst, dich zu melden, kannst du mich mal ganz freundlich am Arsch lecken. Echt, tut mir Leid, aber auf so was kann ich verzichten. Mach mit deinem Leben doch, was du willst“.

Nein, auch Caro bin ich egal. Ist es nicht das, was ich wollte? Alleine sein? Nun bin ich’s und es tut weh.

Ich zerre meine Haare vom Boden und greife nach der Rasierklinge und während ich schneide, kommt mir das Wort „Kopflast“ in den Sinn. Ja, das ist ein schönes Wort.

Das alles ist kopflastig. In meinem Erbrochenen sitzend, welches sich nun mit Blut vermischt, denke ich darüber nach, was das Wort bedeuten könnte.

Kopflast – kopflastig. Ich schreibe es mit dem Blut auf ein freies Stück Boden und lese noch mal.

Kopflast.
 

Und ich wache wieder auf.



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