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Kinder ihrer Zeit

von

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Opferbereitschaft

Soo, wie versprochen habe ich es tatsächlich geschafft, dieses Kapitel pünktlich abzuliefern. *Trommelschlag und Fanfarenstöße*. Es ist noch nicht das letzte Kapitel. Ich bin noch nicht ganz sicher, auf wie viele Kapitel ich den Rest der Geschichte noch aufteile, bzw. in wie fern ich die Epilog-Idee, die ich hatte, noch ausbauen werde. Wir werden sehen. An dieser Stelle auch ein Danke, für all die lieben Kommentare und die treue Leserschaft!
 

Opferbereitschaft
 

„Komm rein“, brachte Draco nach kurzem Schweigen hervor. Ihm schwante böses. Er konnte sich nur einen Grund vorstellen, warum Ginny fuchsteufelswild mitten in der Nacht bei ihm auftauchen sollte: Sie hatte es herausgefunden. Die Frage, die sich nun stellte, war, ob Harry es ihr gesagt hatte, oder ob sie die Wahrheit auf anderen Wegen entdeckt hatte.

Sie stürmte an ihm vorbei ins Haus.

„Wo ist dein Sohn?“, presste sie hervor.

„Oben. Er schläft.“

Zu wissen, dass es keine Mithörer gab, schien bei Ginny den Knoten platzen zu lassen.

„Wie kannst du es wagen!“, schrie sie ihn an und holte zu einer Ohrfeige aus. Er ließ sie gewähren. Es wäre kein Problem für ihn gewesen, ihre Hand abzufangen oder sie einfach zurückzustoßen, aber er fand, sie habe sich diese Art der Wutbewältigung verdient. Zumindest dieses eine Mal.

Ein lautes Klatschen ertönte, als ihre Hand seine Wange traf aber es tat nicht annähernd so weh, wie er angenommen hatte. Ginny zog ihre Hand blitzschnell zurück, als hätte sie sich an seiner Wange verbrannt, und starrte, beinahe entsetzt, erst auf ihre Handfläche, dann auf ihn.

„Wolltest du nicht reden?“, fragte er und bemühte sich möglichst neutral zu klingen.

Sie entspannte sich daraufhin ein wenig. Vermutlich hatte sie angenommen, er würde ihr das nicht durchgehen lassen. Typisch Weasley. Erst handeln und hinterher über die Konsequenzen nachdenken.

Ginny schien plötzlich in sich zusammen zu sacken und stützte sich an der Wand des Eingangsflurs ab. Sie atmete tief durch und sah ihm dann direkt in die Augen.

„Wir beide müssen das klären, Malfoy. Ich denke, du weißt, worum es geht.“

„Ich habe da eine Vermutung.“

„Du hast eine Affäre mit Harry. Ich hab einen Brief gefunden, in dem stand, dass er das ganze beenden will

Ihre Stimme klang leise und dünn. Ein vollendeter Kontrast zu ihrem vorigen Auftreten.

„Komm doch erst einmal in die Küche. Ich kann dir einen Tee kochen…“

„Du besitzt wirklich die Dreistigkeit mir Tee anzubieten?! Jetzt, in dieser Situation?!“

Ihr Widerspruch hätte überzeugender gewirkt, sähe sie nicht so mitgenommen aus. Jetzt, da die anfängliche Kraft der Wut verraucht war, wirkte Ginny schwach und wenig bedrohlich.

„Ich habe nicht den Eindruck, dass du hier bist, um eine Szene zu machen… ich glaube viel

mehr, dass du etwas willst. Dann können wir uns auch setzen.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, steuerte er auf die Küche zu. In erster Linie wollte er Zeit schinden. Was konnte es sein, worauf Ginny aus war? Er wollte dieses Gespräch nicht führen! In diesem Moment war er unheimlich wütend auf Harry und seine Fahrlässigkeit. Wenn er den Brief schon nicht hatte abschicken können, hätte er ihn nach ihrem Gespräch verbrennen sollen. Jetzt, da er an den Brief dachte, interessierte ihn, was genau Harry geschrieben hatte, aber er konnte Ginny kaum danach fragen.

In der Küche angekommen, schwenkte er den Zauberstab, woraufhin sich Teekanne, Wasser, Kräuter und Tassen in Bewegung setzten. Ginny ließ sich auf einem der Stühle nieder.

„Du hast schon Recht. Mein Auftauchen hier hat einen Grund. Ich bin stocksauer auf dich. Und auch auf Harry. Am liebsten würde ich euch beiden den Hals umdrehen. Ich will von dir wissen, wie es dazu hat kommen können, wie lange es schon geht und dich um eins bitten: Erzähl Harry nicht, dass ich hier war. Ich werde ihm nie sagen, dass ich Bescheid weiß. Das bedeutet zum einen, dass du Scorpius weiterhin zu uns bringen kannst – generell würde ich natürlich deine Exfrau vorziehen, wenn es möglich ist. Und zum anderen bedeutet es: Wir beide werden so tun müssen, als habe dieses Gespräch nie stattgefunden.“

„Warum nicht?“

Draco verstand nicht, worauf Ginny hinauswollte. Wenn sie Antworten auf ihre Fragen wollte, sollte sie doch Harry fragen. Wieso wollte sie nicht, dass er von ihrem Wissen erfuhr? Es machte alles keinen Sinn.

„Weil ich Harry liebe und weil ich mit ihm zusammen bleiben will. Ich bin mir sicher, er liebt mich noch. Und auch seine Kinder. Er würde uns nicht ohne weiteres verlassen. Wenn er aber weiß, dass ich es weiß, wird er sich noch mehr dafür schämen, als er es vermutlich schon tut. Er würde sich von mir trennen, weil er glauben würde, dass er es mir nicht antun könnte, mich durch seine Anwesenheit ständig an den Betrug zu erinnern. Er würde glauben, mich und die Kinder entehrt zu haben – was er ja auch tatsächlich getan hat. Harry ist nicht der Mensch, der mit solchen Spannungen leben kann. Vielleicht würde er sogar zu dir zurück kommen, demnach ist mir klar, dass mein Besuch hier ein Fehler sein könnte…“

„Denkst du wirklich, er würde dich verlassen, wenn du ihm sagst, du weißt es?“

„Ich kann es mir vorstellen und das möchte ich nicht riskieren.“

„Ich kann mir das nicht vorstellen. Er versucht immer das Richtige zu tun. In jedem Fall würde er doch versuchen alles wieder hinzubiegen.“

„Weißt du, Malfoy, du magst meinen Mann mittlerweile auch recht… intim kennen“ – bei diesen Worte, sah sie aus, als wolle sie ihm vor die Füße spucken – „aber ich bin seit einigen Jahren mit ihm [i}verheiratet. Ich bin die Mutter seiner Kinder. Daher bilde ich mir ein, ihn etwas besser zu kennen. Natürlich würde er es versuchen, aber die Schuld würde ihn auf Dauer von mir entfernen. Wie es jetzt ist kann er so tun, als sei nichts gewesen. Harry ist nicht so stark, wie viele glauben.“

„Ich weiß. Und auch wenn du ihn länger kennst, Ginny, bilde ich mir ein, ihn auf eine andere Art gut zu kennen. Ich weiß, dass er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Trotzdem, er würde bleiben. Um jeden Preis. Egal, wie unglücklich er ist.“

Ginny sah ihn wütend an und während sie nachzudenken schien, wandelte sich ihr Gesichtsausdruck immer mehr zum Traurigen. Sie sah auf die Tischplatte, als hätte sie dort etwas Interessantes entdeckt.

„Ist er das denn? Todunglücklich?“

Während ihrer Unterhaltung war Draco selbst wütend geworden. Es nervte ihn, wie sie ihn behandelte, auch wenn er es nicht anders verdient hatte. Ihre Art, ihm weismachen zu wollen, er habe keine Ahnung, verletzte ihn. Genauso wie ihre mehrmalige Erinnerung daran, dass er in Harrys Leben nichts zu suchen hatte. Ihre Bitte, er möge ihr helfen, ihre Ehe durch sein Schweigen zu schützen, erschien ihm unverschämt. Und doch wusste er, dass Ginny all das tat, weil sie Harry so sehr liebte und nicht mehr weiter wusste. Plötzlich spürte er Mitleid in sich aufsteigen. Diese Frau hatte gerade herausgefunden, dass ihr Mann sie betrog. Nicht mit irgendeiner Frau, sondern mit einem Mann. Noch dazu mit einem, den er früher gehasst hatte. Was mochte sie für Schlüsse daraus ziehen? Es musste ihr vorkommen, als hätte sie Harry für immer verloren. Draco fühlte sich auf einmal, als wäre alle Kraft aus seinem Körper gewichen.

„Nein, das ist er nicht. Er liebt dich. Er liebt die Kinder. Familie ist das, was er immer wollte. Es ist nicht nur das Pflichtgefühl, das ihn bei dir hält.“

Es tat weh die Wahrheit auszusprechen.

„Warum dann du?“

Sie sah ihm wieder in die Augen. Diesmal schimmerten ihre verdächtig feucht. Als die Teetassen auf sie zu schwebten, nahm Ginny sie dankbar an.

„Weil ihm trotz seines eigentlich ausgefüllten Lebens etwas gefehlt hat. In Harry ist eine Seite, dir ihr nicht verstehen könnt. Ich weiß nicht, wie ich das umschreiben soll. Es ist, als hätten er und ich, bei all unseren Unterschieden, die gleichen Erfahrungen in uns selbst gemacht, in unserem Kopf und unserem Herz. Wir teilen in einem Feld, das euch unbekannt ist, die gleichen Empfindungen. Harry hat den Krieg nie verarbeitet. Er hatte keinen älteren Mentor mehr, dem er sich hätte anvertrauen können. Ihr alle habt den Krieg ebenfalls erleben müssen, wart nicht älter als er und hattet eure eigenen Probleme. Er konnte euch die dunkle Seite in ihm nie anvertrauen. Mir schon. Jeden Tag hat er nur für dich, und später auch für eure Kinder, gelebt, dass er bei all der Verantwortung nie dazu gekommen ist, sich selbst zu heilen. In meiner Gegenwart gab es für ihn keinen Grund ‚heile‘ zu sein.“

Ginny schluckte.

„Ich habe ihm am Anfang geraten, sich von dir fern zu halten, weil er anfing wieder schlecht zu träumen… als es dann aus war zwischen euch…eurer Freundschaft, wie ich dachte…ging es ihm noch schlechter. Eigentlich wollte ich dich besuchen, damit ihr euch vertragt. Dann habe ich den Brief gefunden... Du liebst ihn wirklich, oder?“

„Ja.“

„Ich kann ihn dir nicht geben.“

„Ich weiß.“

„Warum ein Mann? Warum konnte er sich nicht einfach nur bei dir ausheulen?“

„Ich denke nicht, dass Harry da einen großen Unterschied wahrnimmt. Er findet dich als Frau attraktiv, da bin ich mir sicher. Wenn du mich fragst, verliebt Harry sich in Personen, nicht in Körper.“

„Du denkst, er liebt dich?“

„Ja. Aber nicht so sehr wie dich. So ungern ich das sage, ich glaube, ich erfülle für ihn eine Funktion, während du für ihn bestimmt bist.“

An seinen letzten Satz glaubte er selbst nicht. Er war sich sicher, dass Harry ihn genauso aufrichtig liebte, wie er Ginny liebte. Das, was zwischen ihnen passiert war, war nicht nur das Resultat (un)glücklicher Zufälle und einem funktionalen Miteinander. Wenn es Ginny nicht gäbe, dann wären sie womöglich noch Jahre zusammen gewesen, vielleicht sogar bis zum Ende. Aber das brauchte Ginny nicht zu wissen. Für sie waren die Worte, die Draco und Harry gewechselt hatten, nicht bestimmt. Sie musste nicht wissen, dass Harry sie beide hatte haben wollen, dass ein Teil von ihm sich gewünscht hatte, Draco früher auf diese Weise kennen gelernt zu haben. Sie war seine Frau, sie war die Mutter seiner Kinder. Das Recht war auf ihrer Seite.

„Glaubst du das wirklich?“

„Ganz sicher“, wiederholte Draco und trotz des warmen Tees, fühlte es sich an, als würde sich Kälte in ihm ausbreiten, so wie früher, wenn er für den Dunklen Lord gelogen hatte, um seine Familie und sich nicht zu gefährden. Liebe und Krieg lagen näher beieinander, als er angenommen hatte.

„Ich werde den Brief entknittern und zurück in die Schublade legen. Er wird es nie erfahren. Kann ich mich auf dich verlassen?“

„Jaantwortete Draco und wünschte sich für einen Moment, wieder der Malfoy von damals zu sein. Wäre er noch der skrupellose Junge, hätte er Harry dazu bringen können, bei ihm zu bleiben. Andererseits wäre Harry dann nie bei ihm gewesen. Vielleicht wäre das am besten gewesen. Für alle Beteiligten.

„Und dann nur noch eine Frage: Wie lange ging es zwischen euch?“

„Es ist nur einmal etwas passiert. Wir haben beide eingesehen, dass wir einen Fehler machen.“

Ginny überraschte ihn, indem sie ihn erleichtert und zugleich betrübt ansah und sagte:

„Es tut mir wirklich Leid. Ich bin immer noch wütend auf dich. Aber ich hätte dir gewünscht, dass du jemanden findest… ich hätte mir gewünscht, dass du und Harry Freunde hättet sein können.“

„Ich schätze, das ist nett gemeint, Ginny. Aber es klingt für mich wie blanker Hohn. Ich verliere nicht gerne, vor allem dann nicht, wenn ich emotional so viel investiere. Versteh mich nicht falsch: Ich bin beeindruckt davon, wie du mit der Situation umgehst und ich bin schon selbst zu dem Schluss gekommen, dass ich kein Anrecht auf Harry habe. Aber dein Mitleid ist das letzte, was ich will.“

„Ich wollte deins auch nicht und muss trotzdem damit leben“, erwiderte sie schlicht, stellte die Tasse auf den Tisch und schickte sich zum Gehen an.

„Ich finde selbst hinaus. Wir sehen uns, wenn du Scorp vorbei bringst. So kurz wie möglich.“

Draco hörte die Tür kurze Zeit später ins Schloss fallen. Eigentlich sollte er sich erleichtert fühlen. Er hatte das Richtige getan. Ginny hasste ihn nicht. Harrys Familie würde weiterhin glücklich sein können. Mit kleineren Abstrichen- besonders auf Harrys Seite. Wie früher waren sie beide es, die für das Glück der anderen bluten mussten.
 

Ginny ließ sich die kühle Nachtluft noch einen Moment um die Nase streichen, bis sie schließlich zurück ins Haus schlich. Harry gegenüber hatte sie behauptet, sie hätte noch einmal ins Ministerium gemusst. Mittlerweile war sie wieder gefasst. Die Unterhaltung mit Malfoy war zermürbend gewesen. Sie hatte gehofft, er würde ihre Forderung direkt annehmen, weil es ihm egal wäre. Was sie nicht erwartet hatte, war, festzustellen, dass es zwischen ihm und ihrem Mann tatsächlich eine tiefere Bindung zu geben schien. Irgendetwas in ihr hatte gehofft, Harry hätte sich nur ausprobieren wollen. Das allein wäre verletzend genug gewesen. Aber zu wissen, dass Harry Draco möglicherweise geliebt hatte und vielleicht sogar noch liebte, war furchtbar. Aber konnte das sein? Wenn Draco nicht gelogen hatte und sie wirklich nur ein einziges Mal zusammen gewesen waren, konnte es dann Liebe sein? Andererseits, warum sollten die beiden so ein Drama darum machen, wenn es nur körperlich gewesen wäre?

Was auch immer es war, sie hatte den Kampf – wenn man das so nennen wollte- gewonnen. Warum nur fühlte sie sich dann so schlecht?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2022-02-02T19:08:34+00:00 02.02.2022 20:08
Geht es denn hier noch weiter?
LG reni
Von:  MikaChan88
2013-05-26T19:00:41+00:00 26.05.2013 21:00
armer draco...
total super kapi
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan


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