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Die unfreiwillige Ehefrau

Ein verhängnisvoller Wunsch
von

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Kapitel 4: Burg Masyaf

Kapitel 4: Burg Masyaf
 


 

Wie lange hatte sie nicht mehr durchgeschlafen? Sicherlich lange. Umso ausgeruhter war sie am nächsten Morgen als sie erwachte. Sie war nicht einmal in der Nacht wach geworden. Sie hätte nicht gedacht, das sie so tief in einer fremden Umgebung schlafen könnte, aber sie tat es. Genüsslich streckte und reckte sie sich im Bett. Es war wirklich erstaunlich weich, und die Kissen und Decken waren ebenfalls von Seide überzogen. Die Vorhänge die sie gestern geschlossen hatte, waren leicht durchsichtig. Dahinter konnte sie die Schatten der Fenster, der Trennwand, des Tisches und der Stühle ausmachen. Und einen weiteren Schatten, der irgendwie nicht dorthin passte. Sie konnte dem Schatten kein Möbelstück zuordnen. Dann wusste sie auch warum. Der Schatten, der nicht zu den anderen passte, war kein Möbelstück. Jemand saß auf einem Stuhl, anscheinen zu ihr gewandt. Ruckartig setzte sie sich auf. Jemand beobachtete sie. Sophia strich sich einige der Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. Erst dann schob sie beinahe zaghaft die Vorhänge beiseite und atmete unwillkürlich erleichtert aus. „Salim.“, rasch schwang sie die Beine vom Bett und erhob sich. Nur in dem leichten Nachtgewand fühlte sie sich etwas unwohl, doch das Gefühl schob sie beiseite. Salim maß sie mit einem musternden Blick, ehe er sich erhob. „Es ziemt sich nicht so vor den Augen anderer zu treten.“, er lächelte amüsiert, während sie der Versuchung nahe war ihm die Zunge rauszustrecken. „Dann komm nicht hierhin, wenn ich so angezogen bin.“, wandte sie ein. Salim deutete auf einen Stapel Stoffe. „Ich habe dir etwas zu anziehen gebracht.“ Sophia zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Was stimmte denn mit ihrer alten Kleidung nicht, außer das sie für das Mittelalter unangemessen war? „Aha.“, sagte sie dann und betrachtete die Kleidung. „Salim?“, fragte sie dann. „Ich weiß nicht wie man so etwas anzieht.“, sie sah entschuldigend lächelnd zu ihm herüber. Er nickte. „Das dachte ich mir. Saila wird dir dabei helfen.“ „Saila?“ Salim öffnete die Tür. „Du hieltest sie für meine Frau.“, er zog spöttisch eine Augenbraue empor. „Ja aber…“, Sophia verstummte, als die fremde Frau eintrat. Sie trug ein schlichtes Gewand, das an der Hüfte mit einem Band zusammengehalten wurde. Ein Kopftuch, das ebenfalls vor ihrem Mund hing verdeckte weites gehend ihr Gesicht. Salim wechselte einige Worte mit ihr, die sie nicht verstand und irgendwie missfiel ihr das. Wer sagte das sie sich nicht gerade über sie lustig machten? Salim nickte schließlich und sah noch einmal zu Sophia herüber. „Saila wird dich baden und ankleiden. Danach bringt sie dich zum Speisesaal.“, dann ging er.

Sophia sah unbehaglich zu Saila, die sie aus dunklen Augen ansah. „Tja…“, sagte Sophia und zuckte mit den Schultern. Wie sollte sie sich mit ihr verständigen? Saila kam auf sie zu und zupfte einmal an ihren Gewand, ehe sie warmes Wasser in den Zuber tat, woher sie das hatte wusste sie nicht. Sollte sie sich etwa ausziehen? Vor der Frau? Irgendwie war ihr das nicht wirklich geheuer. „Ähm…“, Sophia sah sich um. Was sollte sie tun? Abermals zupfte Saila an ihrem Nachtgewand, dieses mal etwas kräftiger. „Jaja.“, Ergeben öffnete sie das Gewand und ließ es sich von den Schultern gleiten. Rasch stieg sie in das dampfende Wasser, damit ihre Blöße vor Blicken geschützt war. Einzelne Rosenblätter schwammen an der Oberfläche und ließen das Wasser angenehm riechen. Sophia ließ es widerwillig zu, das Saila ihr mit einem Schwamm den Rücken wusch. Immerhin hätte sie dies auch alleine machen können, nur wie sollte sie das der anderen erklären. Sie war beinahe schon froh als Saila ihr ein überraschend weiches Tuch reichte, damit sie sich abtrocknen konnte. Sophia kam nicht umhin einmal an ihrer Haut zu riechen, die nun angenehm nach Rosen duftete. Saila maß sie mit einem kurzen Blick, den sie leider nicht richtig deuten konnte. Danach kleidete man sie in eine luftige rote Hose, die von einem goldenen Gürtel gehalten wurde und ein ebenso luftiges Oberteil, das einen Teil ihres Bauches frei ließ. Darüber zog sie sich einen Art Mantel, ebenfalls rot, der vorne mit goldenen Schnüren zusammengebunden wurde. Die kleinen Plättchen an dem Gürtel raschelten, als sie die Füße hob um die Gold-roten Schuhe anzuziehen. Sie kam sich vor wie bei einer Karnevals Veranstaltung. Saila kämmte ihr die blonden Haare und band sie mit einer Spange locker zusammen, ehe sie Sophia mit etwas undefinierbarem leicht schminkte. Zu guter Letzt betrachtete sie ihr Werk noch einmal und nickte anschließend. Kurz zog sie Sophia an der Hand, damit diese ihr folgte. Unbehaglich trat sie aus dem Raum. Sie fühlte sich unbehaglich in der Kleidung. Sehen tat man nichts und dennoch kam sie sich nackt vor.
 

Ihre Finger begannen etwas zu zittern als Saila nach mehreren Gängen und Treppen die nach unten führten schließlich vor einer großen Tür stehen blieb. Saila machte eine auffordernde Geste. Sophia sah misstrauisch von der Tür zu Saila. Kam sie nicht mit? Saila schien etwas wütend zu werden und murmelte etwas, ehe sie einfach die Tür öffnete und Sophia behutsam hinein schubste. Sophia verkniff sich ein beleidigendes Wort, man hätte sie ja doch nicht verstanden. Ihre Irden huschten einmal rasch durch den großen Saal und blieben an den beiden Männern am anderen Ende hängen. „Komm her.“ Sophia folgte Salim´s Aufforderung seufzend. Was wurde das hier? „Salim.“, sagte sie und blieb vor ihm stehen, bevor sie einen flüchtigen Blick auf den alten Mann neben Salim warf. Es war der in bunt gekleidete Fremde. Dieser maß sie mit einem Blick, der zwischen Amüsiertheit und Skepsis hin und her wechselte. Schließlich fing er an zu reden und obwohl seine Worte sicherlich Salim gewidmet waren, blickte er sie unentwegt an. Salim nickte ab und an und lächelte ihr dann zu. Sophia betrachtete die beiden schweigend und sah ein wenig ratlos aus, als der Alte schließlich ergeben die Hände in die Luft warf und verschwand. „Ähm.“, hatte sie etwas falsch gemacht? Ihre blauen Irden fixierten die dunklen Salim´s. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, der junge Mann schüttelte den Kopf. „Beachte ihn erst einmal nicht.“, sie nickte. „Ich hätte nicht gedacht, das dich diese Kleider noch hübscher aussehen lassen.“ Sophia errötete prompt. „D-danke.“, stotterte sie. Dieser Mann verwirrte sie. „Du hast sicherlich Hunger, Weib.“ Sophia funkelte ihn an. „Nenn mich nicht so.“, zischte sie, ihre Hände zu Fäuste geballt. Dieser Mann trieb sie noch zur Weißglut. Hatte er keinen Anstand. „Warum nicht?“, Salim zuckte mit den Schultern. Für ihn war es ganz normal, immerhin war sie ein Weib. „Weil man das nicht macht! Das ist unhöflich.“, Sophia entspannte sich, was ihr bei seinem erheiterten Blick nicht ganz leicht fiel. „Um deine Frage zu beantworten, nein ich habe keinen Hunger.“ Salim legte den Kopf schief, „Du solltest aber etwas essen.“ „Ich will nicht. Später vielleicht.“, viel lieber wollte sie sich etwas umsehen. Herausfinden wo sie denn nun genau war. „Später.“, Salim nickte zustimmend. „Und jetzt?“, Sophia sah sich um. Was sollte man hier Tag für Tag machen? „Du wirst unsere Sprache lernen.“, bestimmte Salim. „Wieso?“, auch wenn sie dafür war die Sprache hier zu lernen, sollte er nicht das Gefühl bekommen das sie zu allem ja sagte. Immerhin war sie keine Frau aus dem Mittelalter, doch das würde sie ihm wohl nicht sagen können. Sie sah sich dann schon auf einem Scheiterhaufen als Hexe verbrennen. „Damit du dich zurecht findest. – Komm.“ Sophia folgte ihm. „Wer wird sie mir beibringen? Wo bin ich eigentlich? Salim, hörst du mir zu? Ich habe so viele Fragen.“ Sophia schritt hinter ihm her, denn Salim machte riesige Schritte mit denen sie nur schwer mitkam.

Irgendwann blieb er dann stehen. Sophia sah verärgert schnaufend zu ihm auf. Sie reichte ihm gerade mal bis zu Schulter. „Setz dich.“, Salim wandte sich ihr zu und deutete auf die steinerden Treppen, auf denen sie bereits gestern Abend gesessen hatte. „Warum?“ Salim fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich werde dir meine Sprache beibringen, wenn wir fertig für heute sind kannst du deine Fragen stellen.“, er ließ sich neben ihr nieder. Sophia seufzte ergeben und lauschte den Worten Salim´s. Er begann damit ihr die einfachsten Wörter und Sätze auf seine Sprache zu übersetzen. Arabisch. Er sprach arabisch, dessen war sie sich nach wenigen Minuten sicher. Sie war in Arabien? Oder zumindest irgendwo, wo man diese Sprache benutzte? Am Anfang verstand sie nicht wirklich etwas. Es hörte sich für sie eher nach einem Kinderbrabbeln als nach Worten an. Aber Salim war geduldig und ein guter Lehrer. Er wiederholte einen Satz immer wieder bis sie ihn richtig aussprechen konnte. Arabisch zu lernen erwies sich allerdings als gar nicht so einfach. Schon bald war die Sonne aufgegangen und ihr wurde immer wärmer. Sie spürte wie ihr Gesicht glühte und würde sicherlich einen Sonnenbrand bekommen. Sich zu konzentrieren fiel ihr immer schwerer, aber sie sagte nichts. Immerhin war sie nicht schwach. Das war sie bei ihrer Familie nicht gewesen und würde nun nicht damit anfangen. Jedoch ließ sie es sich nicht nehmen sich mit der Hand etwas Luft zu zufächeln. Salim stoppte in seinen Erklärungen und sah zu ihr herüber. „Gehen wir rein, du solltest etwas trinken.“, widerstandslos ließ sie sich mitziehen. Trinken, das war eine gute Idee. Unwillkürlich atmete sie auf, als sie die große Halle betraten. Es war so angenehm kühl. Sophia drückte ihren Kopf gegen die kalte Steinwand. „Hier.“, Salim tauchte neben ihr auf und reichte ihr einen Kelch. Ohne zu zögern setzte sie ihn an ihre Lippen und trank. „Sind wir für heute fertig?“, sie drehte den Kelch in ihren Händen. „Wir machen ein Pause.“ Sophia nickte. „Darf ich dich dann etwas fragen?“, sie ließ sich auf der langen Sitzbank nieder und sah fragend zu ihm auf. Salim nickte ergeben. „Drei Fragen.“ „Ich habe aber mehr als drei Fragen.“, protestierte sie prompt. Er schüttelte den Kopf. „Drei reichen für heute.“ Sophia zog die Nase kraus. Welche ihrer vielen Fragen sollte sie stellen? Was wenn seine Antworten neue Fragen aufwarfen? Sie seufzte. „Also?“, Salim nahm ihr Gegenüber platz. „Okay. Meine erste Frage. Wo bin ich?“, außer Mittelalter und Wüste hatte sie nicht wirklich einen Anhaltspunkt. Salim schien anstrengend zu überlegen was er ihr sagen konnte. Was nur verheimlichte er? „Salim?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Alles in Ordnung?“ Er nickte. „Du befindest dich in Masyaf.“, erklärte er schließlich und maß sie mit einem lauernden Blick, während sie einfach nur verwirrt aussah. Erwartete er eine bestimmte Reaktion? „Aha… Und wo liegt Masyaf?“ „Ist das deine zweite Frage?“, sie nickte zögerlich, was auf Salim´s Gesicht leichte Ungläubigkeit hervorrief. War es so abwegig das sie nicht wusste wo Masyaf lag? „Masyaf liegt…“ „In der Wüste.“, Salim grinste. „Das auch. Es liegt nahe der Handelsstadt Hama.“ Sophia nickte, wobei sie immer noch nicht wirklich schlauer war. Wo lag Hama? Konnte er denn keine Stadt nennen mit der sie etwa anfangen konnte? „Und wo liegt..Hama?“ Salim lachte auf und schien etwas entspannter. „Sagt dir Damaskus etwas? Jerusalem?“ Sophia nickte. Jerusalem, das sagte ihr etwas. Jerusalem lag in…Arabien, oder Syrien oder etwas ähnlichem. „Oh.“, war alles was sie dann sagte. Masyaf, davon hatte sie noch nie gehört. Warum also schien er erwartet zu haben, das sie wusste was er meinte? Warum war er so seltsam gewesen?
 

Salim riss sie aus ihren Gedanken, als er sie an der Schulter berührte. „Komm, ich möchte dir etwas zeigen.“ „Was denn?“, fragte sie prompt und erntete nur ein Kopfschütteln. „Sei nicht so ungeduldig.“, tadelte er sie, wobei das Lächeln in seiner Stimme seinen Worten die Ernsthaftigkeit nahm. „Ich bin eben Neugierig.“, Sophia schloss zu ihm auf. „Musst du eigentlich immer so schnell gehen?“ Salim zuckte mit den Schultern. „Ich gehe normal.“ Salim bog um die Ecke und trat ins Freie. Sophia folgte ihm. „Ja für einen Rie….sen.“, ihre Irden blieben auf der Umgebung hängen. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. Sie stand am Eingang eines wunderschönen Gartens. Blumen jeder Farbe wuchsen hier in kleinen Beeten neben dem Weg, während sie weiter hinten im Garten einen Pavillon ausmachen konnte. In einer kleinen Quelle rauschte das Wasser sanft im Wind. „Wunderschön.“, flüsterte sie und war nicht fähig ihre Augen von dem wie gemalten Bild zu nehmen. „Mein Vater hat den Garten anlegen lassen.“ „D-dein Vater?“, Sophia sah zu Salim, der ruhig etwa weiter neben ihr stand. Er nickte, „Der alte Mann den du heute gesehen hast.“ „Aha. – Er kann mich nicht leiden, nicht wahr?“ Salim sah überrascht zu ihr, ehe er lachte. „Was redest du da, Weib? Mein Vater ist….vorsichtig. Er ist generell etwas anders.“ Sophia stutzte. Warum nur betonte er diese Wörter so? „Wie anders?“, fragte sie schließlich, doch Salim blockte ab. „Ein anderes mal.“, er wandte sich zum gehen. „Nun musst du etwas essen. Komm!“ Noch einmal sah sie sich den Garten an, er war wirklich schön. Erst dann folgte sie Salim und kam sich vor wie ein Hund der seinem Herrchen folgte. Sie schüttelte den Kopf. Salim war seltsam. Sein Vater konnte sie nicht einschätzen. Aber sie würde sein Geheimnis noch lüften, schließlich hatte sie ja nun genug Zeit dazu. In der großen Halle, in die sie Salim folgte, erwartete sie zunächst die nächste Überraschung. Die Halle war voll. Lange Tische und Bänke waren aufgebaut worden, woran nun in schwarz gekleidete Menschen saßen. Sophia überflog die Tische. Alles Männer. Unwillkürlich trat sie näher an Salim ran. Was sollte das werden?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zuckerschnute
2011-05-06T16:46:25+00:00 06.05.2011 18:46
Juhu, ein neues Kapitel!

In ungewohnter Kleidung fühlt sich keiner Wohl. Das kenne ich. Aber hey, wann kann man sich schon anziehen, wie in tausend und einer Nacht?
Aha, Arabien also. Oder zumindest so was ähnliches. Würde das ganze im hier und jetzt spielen wäre er vielleicht ein Ölscheich...
Ein Garten mit vielen Blumen? Toll!!! Ich mag Blumen. Wenn ich nur nicht dauernt niesen müsste....
Was die vielen Männer angeht, ich glaub das gibt eine Versammlung. Und das Ziel von solchen Versammlungen ist ja meistens, etwas bekannt zu geben. Fragt sich nur was. Aber das klärt sich ja hoffentlich im nächsten Kapitel!
Ich bin gespannt!


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