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Der weiße Mann mit den traurigen Augen

eine Kürzestgeschichte
von

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Zu der Zeit, als mein Großvater seine erste Frau zu sich in seine Hütte nahm, da fanden die Jäger unseres Stammes einen fast verhungerten und fast verdursteten Mann in der Steppe und brachten ihn in unser Dorf. Eine Alte pflegte ihn zehn Tage lang, bis er wieder wach wurde. Als er sich umblickte und sie sah, soll er geweint haben. Der Häuptling ging in die Hütte der Alten und frage den Mann: "Warum warst du ohne Wasser oder Nahrung in der Steppe?" Aber der Mann sah ihn nur traurig an und sagte etwas in einer fremden Sprache. Am nächsten Abend stand der Mann mit den traurigen Augen auf, verbeugte sich vor der Alten und ging aus ihrer Hütte. Er ging in die Richtung, in der die Sonne untergeht und war fast aus dem Dorf hinaus gegangen, als der Jäger, der ihn zuerst gefunden hat, ihn sah und sich ihm in den Weg stellte. Er fragte "Was tust du? Wohin willst du?" Aber der Mann, sah ihn nur an und wollte weiter gehen. Der Jäger stellte sich ihm noch einmal in den Weg und der weiße Mann zeigte auf das Messer des Jägers. Der Jäger gab dem weißen Mann das Messer und dieser griff den Jäger damit an. Doch schon nachdem der weiße Mann mit den traurigen Augen das erste Mal zugestochen hat, warf ihn der Jäger auf den Boden und nahm ihm das Messer wieder weg. Der weiße Mann streckte seinen Kopf, wie es die Löwen tun, wenn sie von ihren Brüdern auf den Rücken geworfen werden. Der Jäger stand auf, aber der weiße Mann blieb liegen. Der Jäger sagte: "Heute Nacht wird der Büffel am Feuer gegessen werden." Und dabei zeigte er zu der Mitte des Dorfes. Als der Mann mit den traurigen Augen ihn ansah und sich hinsetzte, ging der Jäger wieder zurück ins Dorf. Am Abend gab es ein großes Feuer und die Frauen und Männer in unserem Dorf sangen und aßen zusammen. Der weiße Mann mit den traurigen Augen war aber nicht dabei. Mein Großvater sagte mir, dass er glaubt, dass der weiße Mann mit den traurigen Augen weiter in die Richtung gegangen ist, in der die Sonne untergeht. Vielleicht hat er dort etwas gefunden. Vielleicht ist er dort gestorben. Mir gefällt die Idee davon, dass er dort hin ging und sein Lachen wiedergefunden hat.



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